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  • 14.11.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute sind Telemedizin im Marktumfeld, OTC-Druck durch Drogerieketten, Insulinversorgung und neue Lipidtherapien
    14.11.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute sind Telemedizin im Marktumfeld, OTC-Druck durch Drogerieketten, Insulinversorgung und neue Lipidtherapien
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Eine Arztkabine im Supermarkt, OTC-Pläne einer Drogeriekette in Österreich, der Rückzug mehrerer Insuline und positive Studiendaten zu ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute sind Telemedizin im Marktumfeld, OTC-Druck durch Drogerieketten, Insulinversorgung und neue Lipidtherapien

 

Wie Arztkabinen im Handel, digitale Offerten von Drogerien, Insulinrückzüge und ein oraler Lipidsenker die Handlungsräume für Apotheken neu vermessen.

Stand: Freitag, 14. November 2025, um 18:28 Uhr

Apotheken-News: Bericht von heute

Zwischen Vorkassenzone und Versorgungsnetz wird deutlich, wie stark Apotheken heute in übergreifende Strukturentscheidungen eingebunden sind. In Mosbach zeigt die Arztkabine im Kaufland-Markt, wie Telemedizin unmittelbar an Konsumorte rückt und Versorgung in einem Umfeld stattfindet, das nicht primär auf Gesundheitsleistungen ausgelegt ist; für Apotheken stellt sich die Frage, ob sie als naheliegende Partner eng angebunden werden oder neben einem neuen Zugangskanal stehen. Parallel versucht eine Drogeriemarktkette, den österreichischen OTC-Markt digital zu besetzen und argumentiert mit abfließender Wertschöpfung, während die Apothekerkammer vor einer Aushöhlung des Apothekenmonopols und selektiver Produktlogik warnt. In der Arzneimittelversorgung verschärft der angekündigte Rückzug weiterer Insuline den Druck auf eine stabile, planbare Diabetes-Therapie, die Apotheken gemeinsam mit Arztpraxen umstellen und begleiten müssen. Und mit Enlicitide tritt ein oraler PCSK9-Hemmer in den Fokus, der die Lipidtherapie möglicher­weise spürbar verändert und damit neue Beratungsaufgaben in die Offizin trägt. Zusammen entsteht ein Bild, in dem Apotheken an der Schnittstelle von Strukturwandel, Versorgungssicherheit und Innovation stehen.

 

Kaufland-Arztkabine im Alltag, telemedizinische Versorgungslücke, Rolle der Apotheke vor Ort

Die Arztkabine im Kaufland-Markt in Mosbach verbindet zwei Ebenen, die bislang streng getrennt waren: alltägliche Einkaufsroutinen und hausärztliche Versorgung. Zwischen Käsetheke, Backshop und Pfandautomat entsteht eine Anlaufstelle, die auf den massiven Hausärztemangel reagiert und Menschen ohne lange Anfahrt einen niedrigschwelligen Zugang eröffnen soll. Der „S Medical Room“ funktioniert dabei als technisch ausgestattete Außenstelle eines Medizinischen Versorgungszentrums, in dem der Erstkontakt über das Smartphone und eine Videoverbindung läuft. Für viele Patientinnen und Patienten kann dieser Ansatz Wartezeiten verkürzen, Wege ersparen und spontane Entscheidungen erleichtern, etwa den Einkauf mit einem kurzen medizinischen Check zu verbinden. Gleichzeitig verschiebt sich der Ort medizinischer Beratung aus der klassischen Praxis in die Vorkassenzone eines Handelsunternehmens – und damit in eine Umgebung, die primär vom Warenumschlag und von Kundenströmen geprägt ist.

Der Hausärztemangel im ländlich geprägten Umland macht deutlich, warum solche Modelle überhaupt entstehen. Wenn in einer Region Termine zur Mangelware werden, Praxen keine neuen Patienten mehr aufnehmen und zwei von drei Hausärzten kurz vor dem Ruhestand stehen, wächst der Druck, neue Strukturen zu erproben. Für Apotheken, die in den gleichen Regionen seit Jahren Versorgungslücken abfedern, sind solche Arztkabinen ambivalent: Einerseits können sie helfen, medizinische Entscheidungen schneller zu treffen und Verordnungen rechtssicher zu stellen, andererseits verschiebt sich ein Teil der Entscheidungswege aus der klassischen Kooperation Hausarzt–Apotheke in eine neue, vom Handel mitgetragene Infrastruktur. Aus der Sicht der Versorgung ist entscheidend, ob sich die Angebote in bestehende Netze einfügen oder neben ihnen herlaufen. Je besser der Daten- und Informationsfluss mit den Hausarztpraxen und den Apotheken vor Ort gelingt, desto eher kann die Arztkabine zur Ergänzung werden, statt zum isolierten Parallelangebot.

Die in Mosbach gelebte Telemedizin bleibt zudem bewusst begrenzt. Neupatientinnen und Neupatienten erhalten keine komplexe Dauertherapie, keine Blutdruckmedikamente oder Antibiotika bei schweren Infekten, sondern primär Empfehlungen und Rezepte in überschaubaren Fällen. Das schützt vor einer Überdehnung telemedizinischer Möglichkeiten, wirft aber eine andere Frage auf: Wie werden Anschlusswege organisiert, wenn in der Videokabine der Eindruck entsteht, dass weitere Diagnostik oder eine engere Überwachung notwendig sind? In der Praxis bedeutet dies, dass die Verantwortung für die Koordination nicht im Markt, sondern weiterhin in den umliegenden Praxen und Versorgungszentren liegen muss. Für Apothekenbetreiber ist wichtig, ob und wie sie in diese Kette eingebunden werden: Werden E-Rezepte automatisch zu einer bestimmten Apotheke geroutet, bleibt die Wahlfreiheit der Patientinnen und Patienten erhalten, oder entstehen schleichend bevorzugte Bahnen, die die neutrale Stellung der Apotheke aushöhlen könnten?

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Tatsache, dass es bislang keine formale Kooperation mit der Apotheke im Center gibt. E-Rezepte können vor Ort eingelöst werden, aber das Modell verzichtet bewusst auf eine sichtbare vertragliche oder werbliche Verknüpfung. Für Apothekenbetreiber ist das zugleich Chance und Aufgabe. Es verhindert zwar eine exklusive Bindung zwischen Arztkabine und einzelner Apotheke, zwingt aber dazu, die eigene Rolle klar zu definieren: als niedrigschwellige, jederzeit erreichbare Beratungsinstanz für die Verordnung aus der Kabine, als Ansprechpartner für Wechselwirkungen, Dosierungsfragen und Folgeversorgung. Gerade weil ein Teil der Konsultationen in einem Umfeld stattfindet, das stark auf Konsum ausgerichtet ist, wächst die Bedeutung der Apotheke als Korrektiv, das medizinische Empfehlungen einordnet und grenzen zieht, etwa bei Selbstmedikation, Wiederholungsverordnungen oder der Interpretation von Lifestyle-Check-ups.

Für Apothekenbetreiber stellt sich daher weniger die Frage, ob solche Arztkabinen entstehen werden, sondern wie sie darauf reagieren. Wichtig ist, die Entwicklung aufmerksam zu begleiten, Kontakt zu den verantwortlichen Ärzten und Betreibern zu suchen und die eigenen Prozesse auf eine wachsende Zahl digital ausgestellter Verordnungen abzustimmen. Dazu gehört, E-Rezept-Workflows so zu gestalten, dass sie flexible Einlösungen ermöglichen, ohne ins Fahrwasser exklusiver Lenkungsmodelle zu geraten. Ebenso relevant ist die interne Sensibilisierung des Teams: Das pharmazeutische Personal sollte wissen, welche Leistungen in der Kabine erbracht werden, welche Grenzen telemedizinisch gezogen sind und in welchen Fällen eine Rückkopplung mit Hausarztpraxen ratsam ist. Apotheken, die ihre Rolle als unabhängige, patientennahe Instanz in diesem neuen Umfeld klar definieren und transparent machen, können aus der Arztkabine im Markt eine Ergänzung machen, die Versorgungslücken schließt, ohne die eigene Stellung zu schwächen.

 

OTC-Expansionsdruck durch Drogerien, Apothekenmonopol unter Beobachtung, Marktspannungen in Österreich

Der Vorstoß von dm, künftig auch in Österreich in den OTC-Onlinehandel einzusteigen, setzt ein bereits angespanntes Gefüge weiter unter Druck. Während der Konzern in Deutschland den Start einer eigenen Online-Apotheke vorbereitet, signalisiert die Geschäftsführung in Österreich, dass die Systeme bewusst so entwickelt wurden, dass sie auch jenseits der Grenzen funktionieren können. In einem Markt, in dem das Apothekenmonopol traditionell als Garant für Sicherheit und flächendeckende Versorgung gilt, trifft diese Ankündigung auf eine gewachsene Sensibilität für Strukturverschiebungen. Die Argumentation von dm, wonach österreichische Konsumentinnen und Konsumenten ohnehin zu einem Großteil bei ausländischen Online-Anbietern bestellen und damit Wertschöpfung ins Ausland abwandert, zeigt zugleich die ökonomische Dimension des Themas. Für Apotheken entsteht damit die Frage, wie robust das bestehende Modell in einem Umfeld bleibt, in dem europaweite Händler mit digitalen Angeboten Marktlücken identifizieren.

Die Österreichische Apothekerkammer reagiert entsprechend kritisch und macht deutlich, dass der OTC-Markt kein neutraler Konsumbereich sei, sondern Teil eines Versorgungssystems, das auf Kontrolle, Beratung und Verlässlichkeit ausgelegt ist. In ihrer Stellungnahme verweist sie auf die Gefahr des „Cherry Picking“: Große Handelsketten würden sich vor allem ertragsstarke Präparate herausgreifen, während Apotheken die Breite der Versorgung einschließlich weniger lukrativer, aber unverzichtbarer Mittel sichern müssen. Diese Kritik trifft einen wunden Punkt des Systems. Apotheken quer durch Österreich sind darauf angewiesen, dass Beratung, Sortiment und Fachkompetenz als Einheit wahrgenommen werden. Wenn ein Teil des Markts in Segmente aufbricht, die primär über Preis, Logistik und Reichweite funktionieren, könnte dies die wirtschaftliche Basis derjenigen schwächen, die das Versorgungsnetz tragen. Die Frage lautet deshalb nicht nur, ob Drogerien rechtlich OTC online anbieten dürfen, sondern welche Wirkungen sich daraus für die Stabilität der Apotheken ergeben.

dm verweist seinerseits auf die Dynamik des Marktes und argumentiert, dass ein Festhalten am Status quo die Branche daran hindere, sich mit dem internationalen Wettbewerb zu verzahnen. Damit positioniert sich das Unternehmen nicht nur als Händler, sondern als Akteur, der eine Debatte über Modernisierung anstoßen will. Die Aussage, es werde zu viel Energie in die Bewahrung bestehender Strukturen gesteckt, ist zugleich ein Hinweis darauf, wie dm den eigenen Schritt interpretiert: als Antwort auf verändertes Konsum- und Informationsverhalten. Für Apotheken ist diese Perspektive ambivalent. Einerseits verdeutlicht sie, dass Kundinnen und Kunden digitale Angebote intensiv nutzen. Andererseits unterschätzt sie den Versorgungscharakter des Apothekenwesens, der nicht allein durch Warenströme abgebildet werden kann. In diesem Spannungsfeld verschiebt sich der Diskurs darüber, wie viel Marktdynamik und wie viel Regulierung ein Gesundheitssystem braucht, um tragfähig zu bleiben.

Die ökonomischen Hintergründe des österreichischen Marktes verstärken diese Diskussion. Wenn laut Branchenangaben bereits hunderte Millionen Euro jährlich im Ausland für Arzneimittel ausgegeben werden, entsteht ein politischer Druck, digitale Angebote im Inland zu halten. Doch diese Zahlen lassen sich unterschiedlich lesen. Für Handelsunternehmen wie dm sind sie ein Beleg für ungenutztes Marktpotenzial. Für die Apothekerkammer hingegen zeigen sie, wie wichtig ein stabiles Regelwerk ist, das gewährleistet, dass Arzneimittel dort abgegeben werden, wo Kontrolle, Dokumentation und Beratung Teil der Struktur sind. Wenn Drogerieketten erfolgreich nur die margenträchtigsten Produkte bedienen, bleibt die Verantwortung für breitere Versorgungsaufgaben bei den Apotheken – jedoch zunehmend ohne wirtschaftlichen Ausgleich. Dadurch entsteht ein strukturelles Risiko, das weit über Wettbewerb hinausgeht: Wird die Basis der Versorgung ausgedünnt, verliert das System an Resilienz.

Für die Apothekenpraxis stellt sich damit eine zentrale Frage: Wie lassen sich die eigenen Stärken – Fachlichkeit, Erreichbarkeit, Beratung – in einem Umfeld behaupten, das immer stärker von digitalen Angeboten und globalen Handelsketten geprägt wird? Es geht nicht darum, Innovationen abzuwehren, sondern darum, die Versorgung als Ganzes sichtbar zu machen. Apotheken sind mehr als Vertriebsstellen für OTC-Produkte. Sie sind eingebunde Stellen im Arzneimittelkreislauf, die von Interaktionsprüfungen über Erklärungen zur Anwendung bis hin zu Versorgung im Akutfall Aufgaben haben, die digitale Handelsplattformen nicht abbilden können. Je stärker sich Unternehmen wie dm am Rand dieses Systems positionieren, desto wichtiger wird es, dass Apotheken als unverzichtbare Infrastruktur kommuniziert werden, die nicht nur Produkte, sondern medizinische Sicherheit bereitstellt.

 

Insulinmarkt verschiebt Versorgungsachsen, Apotheken steuern Umstellungen, Risiken für chronisch Erkrankte nehmen zu

Die Entscheidung von Novo Nordisk, ab Januar 2026 das Normalinsulin Actrapid sowie die Mischinsuline Actraphane 30 und 50 vom Markt zu nehmen, markiert den nächsten Schritt in einer Entwicklung, die Apotheken seit Jahren aufmerksam verfolgen. Schrittweise verschwinden bewährte Präparate aus dem Sortiment, während neue, meist teurere oder anders zu handhabende Alternativen nachrücken. Für die Versorgung bedeutet dies weit mehr als eine reine Sortimentsbereinigung. Menschen mit Diabetes, die ihren Alltag seit Jahren auf eine bestimmte Insulinart abgestimmt haben, sehen sich erneut mit Umstellungen konfrontiert. Für Apothekenteams steigt der Beratungsbedarf, weil jede Veränderung nicht nur die Insulinart, sondern auch Handhabung, Timing und Kombination mit anderen Arzneimitteln tangiert. Die Frage, welche Präparate verlässlich verfügbar bleiben und wie sich Substitutionen sicher gestalten lassen, rückt damit erneut in den Vordergrund.

Im praktischen Alltag wirken sich solche Marktrücknahmen unmittelbar auf Apothekenprozesse aus. Ärztliche Verordnungen treffen weiterhin mit vertrauten Handelsnamen ein, obwohl der Hersteller die Produkte bereits ausgelistet hat oder nur noch Restbestände im Umlauf sind. Dann beginnt eine Kaskade von Klärungsschritten: Rückfragen in der Arztpraxis, Abwägungen möglicher Alternativen, Prüfung der Erstattungsfähigkeit und der Rabattverträge. Je nachdem, wie frühzeitig Praxen und Apotheken informiert wurden, kann dieser Prozess geordnet verlaufen oder in hektische Suche nach letzten Packungen und geeigneten Umstiegsoptionen münden. Gerade bei Insulin spielt der Faktor Zeit eine zentrale Rolle, weil geplante Wechsel idealerweise mit Schulungen, Kontrolle der Blutzuckerwerte und enger Begleitung verbunden sind. Die Apotheke vor Ort wird in dieser Phase zur Knotenstelle, an der medizinische Empfehlungen und reale Lieferlage aufeinanderprallen.

Hinzu kommt, dass die nun betroffenen Insuline in vielen Therapieschemata eine etablierte Rolle gespielt haben. Normalinsulin und Mischinsuline erlauben bestimmten Patientengruppen vergleichsweise stabile und eingeübte Tagesroutinen. Wenn diese Optionen wegfallen, müssen behandelnde Ärztinnen und Ärzte die Therapie oft von Grund auf neu strukturieren: Es kann notwendig sein, von Mischinsulinen auf Basal-Bolus-Regime umzustellen, neue Pens oder Injektionsschemata einzuführen und Anpassungen bei Mahlzeiten, Bewegungsprofilen und Blutzuckerkontrollen vorzunehmen. Apotheken müssen dazu nicht nur Lieferbarkeit und technische Details kennen, sondern auch ein Gefühl für die Lebenssituation der Betroffenen haben. Wer fein aufeinander abgestimmte Routinen entwickelt hat, erlebt eine Wechseltherapie als tiefen Eingriff in den Alltag; jede Unsicherheit in der Beratung verstärkt das Risiko für Fehlanwendungen, Über- oder Unterdosierungen.

Auf der Systemebene wirft die erneute Marktrücknahme grundlegende Fragen zur Resilienz der Arzneimittelversorgung auf. Wenn wenige globale Hersteller entscheiden, welche Insuline in welchen Darreichungsformen und Kombinationen verfügbar bleiben, sinkt der Spielraum, in dem medizinische Leitlinien und individuelle Bedürfnisse aufeinandertreffen. Akute Lieferengpässe können sich mit strukturellen Portfolioentscheidungen überlagern, sodass das Angebot nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft verengt wird. Für Apotheken bedeutet dies, dass sie Versorgungsrisiken nicht nur tagesaktuell, sondern langfristig mitdenken müssen: Welche Präparate sind so etabliert, dass ein Rückzug ähnlich weitreichende Folgen hätte? Wie lassen sich Lagerhaltung, Beratung und Kommunikation mit Arztpraxen anpassen, wenn immer wieder Kernprodukte vom Markt verschwinden? Solche Fragen betreffen betriebswirtschaftliche Entscheidungen ebenso wie die Verantwortung gegenüber den Patientinnen und Patienten.

Für Menschen mit Diabetes, die auf Insulin angewiesen sind, verstärkt sich schließlich ein Gefühl der Unsicherheit, das über einzelne Präparate hinausgeht. Wenn in relativ kurzen Abständen neue Wirkstoffe eingeführt, alte zurückgezogen und Lieferketten unterbrochen werden, wirkt die Therapie weniger wie ein verlässlicher Rahmen und mehr wie ein sich ständig veränderndes Projekt. Apotheken können in dieser Lage Stabilität geben, indem sie Veränderungen frühzeitig ansprechen, Alternativen verständlich erklären und engmaschig prüfen, ob vereinbarte Umstellungen im Alltag tatsächlich funktionieren. Gleichzeitig macht die Situation deutlich, dass Versorgungssicherheit bei Insulin kein abstrakter Begriff ist, sondern eine zentrale Voraussetzung dafür, dass chronisch Erkrankte ihren Alltag planen können. Je klarer Apotheken, Praxen und Hersteller kommunizieren und je besser Umstellungsprozesse abgestimmt sind, desto eher lässt sich verhindern, dass aus Marktentscheidungen vermeidbare medizinische Risiken entstehen.

 

Neue Lipidsenker verschieben Therapieoptionen, orale PCSK9-Hemmung gewinnt Profil, Apotheken beraten an einer wachsenden Schnittstelle

Die Phase-III-Daten zu Enlicitide markieren einen möglichen Wendepunkt in der Lipidtherapie. Bislang beruhte die besonders wirksame PCSK9-Hemmung vor allem auf injizierbaren Antikörpern, die zwar etabliert, aber im Alltag mit Hürden verbunden sind – von Handhabung und Lagerung bis hin zur Akzeptanz bei Patientinnen und Patienten. Ein oraler Wirkstoff, der ähnliche LDL-Senkungen erzielt, könnte diese Dynamik verändern und Therapieentscheidungen stärker an Alltagstauglichkeit und Adhärenz ausrichten. Die in der CORALreef-Studie gezeigten Werte – mit Senkungen von teils über fünfzig Prozent im Vergleich zu Placebo – deuten darauf hin, dass Enlicitide in der obersten Wirksamkeitsklasse mitspielen könnte. Für viele Patientinnen und Patienten, die Statine nicht vertragen oder unter komplexen Therapieschemata leiden, könnte eine einfache Einnahmeform den Zugang zu einer intensiven Lipidsenkung erleichtern. Auch wenn finale Publikationen und Zulassungsentscheidungen noch ausstehen, zeichnet sich ein Wirkstoff ab, der das bestehende Spektrum erweitert.

Für die Praxis bedeutet dies, dass Apotheken schon jetzt eine wachsende Zahl an Fragen erwartet: Wie lässt sich ein oraler PCSK9-Hemmer sicher in bestehende Therapien einbetten? Welche Wechselwirkungen sind relevant, wenn Patientinnen und Patienten zusätzlich Statine, Ezetimib oder andere Blutfettsenker einnehmen? Und wie stabil ist die Lieferfähigkeit eines neuen oralen Wirkstoffs im Vergleich zu etablierten Antikörpern? Gerade in einem Markt, der von globalen Lieferketten und komplexen Produktionsstufen abhängig ist, spielt die Verfügbarkeit eine entscheidende Rolle für die Versorgungssicherheit. Für Apotheken geht es darum, potenzielle Engpässe früh zu erkennen, Alternativen zu erwägen und die Kommunikation mit den behandelnden Praxen zu intensivieren. Die Einführung eines neuen Präparats ist nie ein isolierter Schritt – sie beeinflusst Verordnungen, Patientenerwartungen und Beratungsbedarf zugleich.

Die Daten aus CORALreef zeigen zudem, dass Enlicitide nicht nur wirksam, sondern auch gut verträglich sein könnte. Die Nebenwirkungsraten ähneln in der aktuellen Auswertung denen von Placebo, was für ein Arzneimittel, das auf einen großen chronischen Anwendungsbereich zielt, von erheblicher Bedeutung ist. Hinzu kommt, dass die Tabletteneinnahme viele Barrieren überwindet, die injizierbare Therapien mit sich bringen: Aufklärung zur Injektionstechnik, notwendige Kühlketten oder die Angst vor Spritzen fallen weg. Eine orale Therapie könnte damit das Spektrum der Patientinnen und Patienten erweitern, die für eine PCSK9-basierte Lipidsenkung infrage kommen. Doch gerade dieser mögliche breite Einsatz macht eine differenzierte Beratung notwendig: Nicht jede Person profitiert gleichermaßen von einem intensiven Lipidmanagement, und die therapeutische Entscheidung bleibt an Kriterien wie Vorerkrankungen, bisherige LDL-Kontrolle und individuelle Therapieziele gebunden.

Die Diskussion über Enlicitide wird zwangsläufig in einen größeren Kontext eingebettet sein: den Trend hin zu immer stärker personalisierten und mehrstufigen Lipid-Strategien. Neben klassischen Statinen, Kombinationen mit Ezetimib und Antikörpern kommen nun RNA-basierte Therapieoptionen und möglicherweise orale PCSK9-Hemmer hinzu. Für Apotheken bedeutet dies einen wachsenden Bedarf an Wissen, Übersicht und Struktur. Die Herausforderung besteht darin, zwischen Innovation und Routine zu vermitteln: Wann ist ein neuer Wirkstoff tatsächlich ein Fortschritt, wann nur eine zusätzliche Option? Und wie lässt sich die therapeutische Komplexität so erklären, dass Patientinnen und Patienten fundierte Entscheidungen treffen können?

Für chronisch Erkrankte, die bereits viele Jahre mit erhöhten LDL-Werten leben oder nach kardiovaskulären Ereignissen besonders eng angebunden sind, könnte eine orale Therapie eine Erleichterung darstellen. Gleichzeitig bleibt entscheidend, dass die Einführung neuer Präparate nicht zu einer Überlagerung bestehender Versorgungslücken führt – etwa durch Lieferengpässe, unklare Erstattungsfragen oder mangelnde Vertrautheit mit Anwendung und Monitoring. Apotheken stehen damit einmal mehr an einer Stelle, an der sie komplexe medizinische Entwicklungen in konkrete Versorgung übersetzen. Die mögliche Zulassung von Enlicitide zeigt deshalb nicht nur therapeutische Perspektiven, sondern auch den fortlaufenden Bedarf an stabilen Strukturen, verlässlichen Informationen und einer Beratung, die Innovation und Alltag miteinander verbindet.

 

Die heutigen Themen spannen einen Bogen von der Arztkabine im Supermarkt über digitale Drogerieangebote bis hin zu Insulinrückzug und neuer Lipidtherapie und zeigen, wie sich Versorgungsachsen verschieben. Auf der einen Seite entstehen niedrigschwellige Modelle, die medizinische Leistungen näher an Alltagsorte heranbringen und mit bestehenden Arztpraxen um Aufmerksamkeit und Zeit konkurrieren. Auf der anderen Seite drängen Handelsketten mit OTC-Plattformen in Bereiche, die bisher klar an Apotheken gebunden waren, während Arzneimittelhersteller über Portfolioentscheidungen den Spielraum für eine stabile Diabetesversorgung enger ziehen. Die Aussicht auf einen oralen PCSK9-Hemmer erweitert das Spektrum der Therapieoptionen und verstärkt zugleich den Bedarf an Orientierung, weil Patientinnen und Patienten zusätzliche Wahlmöglichkeiten erhalten. In dieser Gemengelage wird sichtbar, dass Apotheken an genau jener Stelle stehen, an der sich neue Formen des Zugangs, wirtschaftliche Interessen und die bestehenden Anforderungen an eine verlässliche Arzneimittelversorgung schneiden.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Das Bild des Tages macht deutlich, dass sich die Rolle der Apotheken nicht auf die Reaktion auf Verordnungen beschränken lässt, sondern sich zunehmend zu einer Steuerungsaufgabe in einem fragmentierten Umfeld entwickelt. Wenn telemedizinische Angebote in die Vorkassenzone wandern, ohne automatisch an Apotheken vor Ort angebunden zu sein, hängt die Qualität der Versorgung davon ab, ob Kooperationswege bewusst gestaltet werden oder ob Zufälle und Werbeflächen darüber entscheiden, wo Rezepte landen und wie Beratung aussieht. Digitale OTC-Offerten von Drogerieketten verstärken diesen Trend, weil sie einzelne Marktsegmente herauslösen und damit die wirtschaftliche Basis jenes Netzes schwächen können, das auch weniger ertragreiche, aber für die Bevölkerung unverzichtbare Leistungen sichern soll. Gleichzeitig zwingen Insulinrückzüge und neue Lipidsenker dazu, Umstellungen nicht nur rechtzeitig einzuleiten, sondern sie so zu begleiten, dass chronisch Erkrankte die Veränderung im Alltag tragen können. Die Deutung liegt darin, dass Apotheken dann stabil bleiben, wenn sie sowohl die strukturellen Bewegungen im Markt als auch die konkreten Therapiepfade ihrer Patientinnen und Patienten im Blick behalten und aus dieser Doppelperspektive ihre Position im Versorgungssystem definieren.

Journalistischer Kurzhinweis: Inhaltliche Auswahl, Gewichtung und Formulierungen folgen festgelegten redaktionellen Kriterien; wirtschaftliche Interessen bleiben von der Berichterstattung getrennt.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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