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  • 13.11.2025 – Apothekenreform im Stresstest, PTA-Vertretung als Zündfunke, Strukturfragen als Machtprobe
    13.11.2025 – Apothekenreform im Stresstest, PTA-Vertretung als Zündfunke, Strukturfragen als Machtprobe
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Warken-Apotekenreform spannt den Bogen von einer überlangen Anhörung über die umstrittene PTA-Vertretung bis zu vertagten Honorar...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apothekenreform im Stresstest, PTA-Vertretung als Zündfunke, Strukturfragen als Machtprobe

 

Der Bericht ordnet die PTA-Vertretung, die verschobenen Honorarperspektiven und den stillen Umbau staatlicher Versorgungsverantwortung in ein gemeinsames Reformbild ein.

Stand: Donnerstag, 13. November 2025, um 18:54 Uhr

Apotheken-News: Bericht von heute

Die überlange Anhörung im Gesundheitsministerium hat vor allem eines gezeigt: Die Apothekerschaft wird ausführlich angehört, aber an den entscheidenden Stellschrauben der Warken-Reform wird bislang kaum gerüttelt. Während der Berufsstand noch ringt, ob die geplante PTA-Vertretung ein pragmatischer Schritt zur Sicherung der Versorgung oder ein Einstieg in die Entkernung der Apothekenstruktur ist, bleiben klare Zusagen zur Honorarbasis erneut aus und werden in spätere Runden verschoben. Hinter der symbolträchtigen Frage, wer wann den HV-Tisch vertreten darf, verbirgt sich eine Reformarchitektur, die viele Elemente der früheren Lauterbach-Konzeption nahezu unverändert übernimmt und den Fokus auf Delegation, Flexibilität und Beitragssatzstabilität legt. Die Analyse zeigt, wie aus einer scheinbaren Detailregel zur Vertretung ein Hebel werden kann, mit dem strukturelle Unterfinanzierung kaschiert, staatliche Versorgungsverantwortung verwässert und der Druck auf ärztliche und pharmazeutische Präsenz schleichend erhöht wird. Zugleich wird deutlich, dass sich daran entscheidet, ob der Berufsstand seine Kraft an der emotionalen Statusfrontlinie aufbraucht oder ob die Auseinandersetzung an den Punkten gebündelt wird, an denen sich in den nächsten Jahren entscheidet, ob wohnortnahe Versorgung Realität bleibt oder zum Flickenteppich aus Projekten und Delegationsmodellen wird.

 

Die Verbändeanhörung im Bundesgesundheitsministerium zur Apothekenreform hat ein Bild gezeigt, das weit über den offiziellen Ablaufplan hinausweist. Aus ursprünglich angesetzten zwei Stunden wurden rund fünf Stunden, in denen Vertreterinnen und Vertreter von Kammern, Verbänden und Kassen ihre Positionen zur geplanten Warken-Reform darlegten. Nach außen konnte das Ministerium demonstrieren, dass die Apothekerschaft intensiv „eingebunden“ wird und Kritik Gehör findet. Hinter den Kulissen entstand gleichzeitig der Eindruck, dass zentrale Eckpunkte der Reform weitgehend feststehen und vor allem in Detailfragen, Übergangsfristen und Formulierungen noch Spielräume bestehen. Viele Beteiligte berichten, dass man zwar ausgiebig sprechen durfte, aber die Grundarchitektur der Reform – insbesondere bei Finanzierung, Delegationsmöglichkeiten und Strukturzielen – nur begrenzt zur Disposition stand.

Im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung steht derzeit die geplante PTA-Vertretungsbefugnis, die in der Apothekenpraxis einen spürbaren Einschnitt bedeuten könnte. Nach dem vorliegenden Entwurf sollen PTA unter bestimmten Voraussetzungen in definierten Zeitfenstern die Präsenz einer approbierten Kraft ersetzen dürfen, etwa bei kurzfristigen Ausfällen oder in dünn besetzten Regionen. Befürworter sehen darin eine pragmatische Antwort auf Personalengpässe, die gerade kleinere Betriebe und ländliche Standorte seit Jahren belasten. Kritiker befürchten hingegen eine schleichende Verschiebung des Verantwortungsniveaus und warnen vor einer Entwertung des Berufsbilds der Apothekerin beziehungsweise des Apothekers. In den Stellungnahmen wird deutlich, dass es nicht allein um einzelne Stunden der Vertretung geht, sondern um die Frage, ob eine solche Regelung der Einstieg in eine weitergehende Delegation zentraler Aufgaben ist. Zugleich wird darauf verwiesen, dass die PTA-Vertretung im Entwurf als sichtbare „Entlastungsmaßnahme“ herausgestellt wird, während bei Honorarthemen auf spätere Verhandlungen verwiesen wird.

Auffällig ist, dass viele Passagen des Warken-Papiers an Strukturprinzipien anknüpfen, die bereits die Reformüberlegungen der Vorgängerregierung geprägt hatten. Dazu gehören etwa der starke Bezug auf Beitragssatzstabilität, die Betonung einer effizienten Mittelverwendung und die Erwartung, dass Leistungserbringer zusätzliche Flexibilität in ihren Strukturen organisieren. In der Apothekerschaft verstärkt dies den Eindruck, dass finanzielle Grundentscheidungen im Wesentlichen getroffen sind und die aktuelle Reform eher an Stellschrauben der Organisation ansetzt. Die seit Jahren geführte Debatte um eine Anhebung des packungsbezogenen Fixums, symbolisch auf Werte um die Marke von 12 Euro zugespitzt, steht dabei stellvertretend für die Frage, ob die Offizinapotheke als kritische Infrastruktur angesehen wird oder als variabler Kostenblock in einem eng gesteuerten System. Dass die jüngste Reformrunde erneut keine klare Zusage zur Anpassung des Honorars enthält, wird von vielen als Signal gelesen, dass die politisch Verantwortlichen strukturelle Reformen bevorzugen, ohne zugleich eine auskömmliche Basisvergütung festzuschreiben.

Die Diskussion um die PTA-Vertretung lässt sich vor diesem Hintergrund nur im Zusammenspiel mit weiteren Parametern der Reform verstehen. Formal handelt es sich um eine Ausnahmeregelung, die an Qualifikation, Berufserfahrung und bestimmte Rahmenbedingungen geknüpft werden soll. De facto kann sie jedoch die Praxis der Dienstplangestaltung, der Notdienste und der Verantwortungslinien im Team verändern. In Regionen, in denen schon heute kaum approbierte Kräfte zu gewinnen sind, könnte die Möglichkeit der Vertretung dazu beitragen, Öffnungszeiten zu sichern oder Schließungen hinauszuzögern. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass Kostenträger und Politik eine solche Regelung als Argument nutzen, um zusätzliche approbierte Stellen nicht gegenzufinanzieren und strukturelle Unterdeckung mit Verweis auf Delegationsoptionen zu relativieren. Für die Berufsstandspolitik stellt sich somit die Frage, ob die PTA-Vertretung als gezielte Entlastung verstanden und begrenzt werden kann oder ob sie zum Startpunkt eines weitergehenden Rollentransfers wird.

Parallel zur apothekerlichen Ebene steht die Reform in einem größeren Zusammenhang der Gesundheitsversorgung. Die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung hausärztlicher Praxen, der Druck auf kleinere Kliniken in ländlichen Regionen und der Ausbau telemedizinischer Angebote verändern die Versorgungslandschaft bereits heute sichtbar. In diesem Umfeld ist die Frage, ob es vor Ort „den Arzt, dem man in die Augen schauen kann“ und eine persönlich bekannte Apotheke gibt, keine rein nostalgische, sondern berührt die Akzeptanz des Systems. Wird staatliche Versorgungsverantwortung zunehmend über regionale Projekte, Teleangebote und flexible Strukturen organisiert, kann das einerseits neue Optionen eröffnen, andererseits aber auch zu einem Bruch mit dem bisherigen Verständnis von Daseinsvorsorge führen. Reformbausteine wie die PTA-Vertretung, neue Apothekenkategorien oder angepasste Anforderungen an Präsenzzeiten gewinnen vor diesem Hintergrund eine Bedeutung, die über ihren unmittelbaren Regelungsinhalt hinausgeht. Sie bestimmen mit, ob ländliche und strukturschwache Gebiete langfristig mit belastbaren Anlaufstellen rechnen können oder auf ein Netz aus wechselnden Angeboten verwiesen werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Warken-Reform liegt auf Entbürokratisierung und Prozessvereinfachung. Vorgesehen sind nach aktuellem Stand Erleichterungen bei Nachweis- und Dokumentationspflichten, Anpassungen im Umgang mit bestimmten Abgabe- und Austauschregeln sowie eine stärkere Digitalisierung einzelner Verfahrensschritte. In den Anhörungen wurde von Apothekenseite zwar betont, dass jeder Abbau von Bürokratie in den Betrieben unmittelbar spürbar und grundsätzlich willkommen ist. Zugleich wurde aber darauf hingewiesen, dass Entlastungseffekte in Formularfragen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht grundlegend verändern. Gerade vor dem Hintergrund zusätzlicher Aufgaben – etwa bei pharmazeutischen Dienstleistungen, Medikationsanalysen, Lieferengpass-Management, elektronischer Patientenakte und E-Rezept – wird argumentiert, dass Entbürokratisierung ohne eine Anpassung der Vergütung vor allem die Reihenfolge, nicht aber die Gesamtbelastung der Betriebe verändert. Der Entwurf wird daher aufmerksam daraufhin gelesen, ob Entlastungen im Verwaltungsbereich tatsächlich mit ausfinanzierten Leistungsaufträgen gekoppelt sind.

Für die nächsten Monate zeichnet sich ein intensiver Verhandlungsprozess ab, in dem der Referentenentwurf zunächst im Kabinett beraten und anschließend in Bundestag und Bundesrat weiterbearbeitet wird. Verbände und Kammern haben angekündigt, ihre Kernforderungen – insbesondere eine verbindliche Klärung der Honorarbasis, klare Begrenzungen für Delegations- und Vertretungsregelungen sowie verlässliche Perspektiven für strukturschwache Regionen – in allen Phasen einzubringen. Auch die Kassen, die Länder und andere Leistungserbringer werden versuchen, ihre Interessen in den Text einzuarbeiten oder bestehende Passagen zu schärfen. Für Apothekenbetriebe bedeutet dies, dass sich viele Detailfragen erst im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens klären werden, während die ökonomische Realität mit steigenden Kosten und unverändertem Fixum bereits heute drückt. Vor diesem Hintergrund wird die Apothekenreform weniger als singuläres Projekt gesehen, sondern als weiterer Baustein in einer Reihe von Entscheidungen, die darüber bestimmen, ob wohnortnahe Versorgung auf einer stabilen Grundlage weitergeführt werden kann oder schrittweise an Flexibilitäts- und Sparlogiken angepasst wird.

Die Reformpläne aus dem Gesundheitsministerium kommen in einem Moment, in dem der Berufsstand zwischen Erschöpfung und Erwartung steht und jede neue Anhörung als möglicher Wendepunkt gelesen wird. Im Zentrum stehen offenkundig nicht nur die Schlagworte von Entlastung, Delegation und Entbürokratisierung, sondern die Frage, ob sich der Staat schrittweise aus einer verbindlich verstandenen Versorgungsverantwortung zurückzieht und Verantwortung in Richtung Markt, Delegationsmodelle und regionale Experimente verschiebt. Die PTA-Vertretung dient dabei als emotional aufgeladener Projektionspunkt, hinter dem sich tiefere Konflikte über Honorarbasis, Strukturentwicklung und den Wert persönlicher Präsenz von Heilberuflern verbergen. Wer die langen Stunden der Anhörung und die aktuellen Entwürfe zusammennimmt, erkennt ein Spannungsfeld zwischen symbolischen Zugeständnissen und einer Finanz- und Strukturarchitektur, die im Kern an einer älteren Reformlogik festhält.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn eine fünfstündige Anhörung am Ende vor allem bestätigt, dass wesentliche Finanzfragen vertagt und Delegationsoptionen betont werden, hinterlässt das in den Betrieben den Eindruck eines politischen Verschiebebahnhofs. Die PTA-Vertretung wird so zur Chiffre dafür, ob strukturelle Unterfinanzierung durch zusätzliche Verantwortung ohne echte Gegenleistung kompensiert werden soll. Zugleich zeigt der Blick auf Hausarztmangel, Klinikdebatten und Honorarstagnation, dass die Apothekenreform nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern Teil eines umfassenderen Umbaus der Versorgungslandschaft ist. Die eigentliche Wirkung dieses Kommentars soll darin liegen, den Fokus von der vordergründigen Statusfrage weg auf die dahinterliegenden Linien von Haftung, Finanzierung und staatlicher Verantwortung zu lenken. Wer die Reform diskutiert, ohne diese Ebenen mitzudenken, wird am Ende nur die Oberfläche der Auseinandersetzung berühren und die wesentlichen Weichenstellungen anderen überlassen.

Journalistischer Kurzhinweis: Unabhängig erarbeitet von einer separaten Redaktion mit nachvollziehbarer Qualitätssicherung; kommerzielle Bereiche hatten keinen Einfluss.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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