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  • 02.10.2025 – Apotheken Nachrichten sind heute Liquidität steuern, Skonto nüchtern planen, Evidenz konsequent leben
    02.10.2025 – Apotheken Nachrichten sind heute Liquidität steuern, Skonto nüchtern planen, Evidenz konsequent leben
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Was jetzt zählt: Cash-Cockpit für Hochpreiser, Szenarioplan bis zur gesetzlichen Skonto-Freigabe, faktenbasierte Curcumin-Beratung ohne ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken Nachrichten sind heute Liquidität steuern, Skonto nüchtern planen, Evidenz konsequent leben

 

Hochpreiser ohne Blindflug disponieren, Gesetz statt Wunschliste abwarten, Beratung standardisiert absichern

Apotheken-News: Bericht von heute

Zwischen Hochpreiser-Zwischenfinanzierung, angekündigter Skonto-Rückkehr und evidenzsensibler Beratung an der Sichtwahl verdichtet sich ein Lagebild, das Apothekenführung messbar fordert: Liquidität bleibt Chefsache, solange AEP, Valuta und Erstattung nicht friktionsfrei greifen, und politische Zusagen sind erst mit Rechtskraft wirksam—bis dahin zählen Szenarien statt Hoffnungen. Technologische Versprechen rund um Curcumin-Aufbereitungen brauchen eine Beratung, die Nutzen, Sicherheit und Interaktionen klar abgrenzt, ohne Claims zu überziehen. Zugleich zwingt die IQWiG-Neubewertung zu Andexanet dazu, Akutpfade, Eskalationslogiken und Dokumentation unmittelbar zu präzisieren, damit klinische Entscheidungen robust bleiben. Der gemeinsame Nenner ist Disziplin: Cash steuern, Prozesse stabilisieren, Evidenz konsequent leben—so bleibt die Offizin handlungsfähig, unabhängig vom Takt der Gesetzgebung.

 

Liquidität, Hochpreiser, Steuerung: warum Apotheker heute Cash-Manager sein müssen

Die meisten Apotheken werden derzeit nicht am Tresen, sondern auf dem Konto gefordert: Die Kombination aus Hochpreiser-Verschreibungen, zäher Erstattung und steigenden Finanzierungskosten verwandelt das Tagesgeschäft in ein permanentes Liquiditätsspiel. Dass sich die Durchschnittsumsätze der Offizinbetriebe in den vergangenen Jahren deutlich erhöht haben, kaschiert, dass der Rohertrag mit den Kapitalsprüngen nicht Schritt hält. Wer fünfstellig einkauft und erst Wochen später kassiert, braucht nicht nur solide Margen, sondern vor allem verlässliche Zahlungsströme. Darum wird Cash-Management zur Chefsache: Valuten im Blick behalten, Spitzen antizipieren, Zahlungsziele und Abrufe synchronisieren. Entscheidend ist, die eigene Liquidität nicht vom Zufall der Rezeptwege abhängig zu machen, sondern sie aktiv zu planen und systematisch abzusichern.

Im Kern beginnt professionelle Steuerung bei drei Fragen: Wie viel Kapital binde ich, wie lange, und zu welchem Preis? Hochpreiser im Direktbezug können binnen Tagen fällig sein, während das Geld von Kassen- und Privatabrechnung erst später eintrifft – diese Lücke frisst jeden Stücknutzen schneller auf als jede Rabattdiskussion. Wer Abgaben, Abrechnungszyklen und Abholverhalten kritisch auswertet, erkennt Muster: Liegenbleiber belasten Valuten, verspätete Abholungen verschieben Erstattungen, und jede Verzögerung verlängert die Zinsuhr. Praktisch heißt das: teure Präparate nur gegen konkrete Abrufe disponieren, Abholfenster aktiv managen, und in der Teamkommunikation „Liquidität vor Lagerromantik“ verankern. Parallel gilt, OPOS-Listen wöchentlich zu säubern und Privatrechnungen strikt zu mahnen – Liquidität, die nicht kommt, ist teurer als jede Skontoumstellung.

Zur Werkzeugkiste gehört ein belastbares Bank-Setup, das nicht erst in der Engstelle verhandelt wird. Kontokorrentlinien sollten die statistische Monatsspitze plus Sicherheitspuffer abdecken, und sie gehören jährlich zur Prolongation auf den Tisch – am besten, wenn Zahlen und Perspektiven gut aussehen. Kurzfristige Liquiditätskredite als „Firepower“ sind kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Instrument, um Margen zu schützen, wenn Valuten kurz greifen oder Direktbezüge Vorkasse verlangen. Wer Reimporteure mit 30- bis 60-Tage-Zielen sinnvoll integriert, verschiebt die Finanzierungslast aus der Apotheke heraus, ohne die Versorgung zu gefährden. Ergänzend hilft ein Tagesgeldpolster für planbare Spitzen: in ruhigen Wochen parken, in Hochpreiser-Phasen abrufen – das glättet Zinslast und Nerven.

Liquiditätsmanagement ist Datenarbeit, nicht Bauchgefühl: Eine monatlich gepflegte BWA mit valutarischer Sicht, ergänzt um eine rollierende 13-Wochen-Cash-Flow-Vorschau, macht Kapitalbedarfe sichtbar, bevor sie drücken. Auf der Warenseite lohnt eine ABC-Analyse mit Liquiditätsblick: A-Artikel (hochpreisig) nur auf Abruf, B-Artikel eng geführt, C-Artikel konsequent auf Durchlauf optimiert. Lieferkanäle brauchen Regeln: Direktbezug dort, wo Valuta und Verfügbarkeit passen, ansonsten über GH mit sicherer Monatsende-Abrechnung – idealerweise mit Serviceleveln, die Abholfristen und Ersatzbelieferung garantieren. Intern hilft ein einfaches Ampelsystem: „Freigabe Hochpreiser“ erst nach Prüfung von Rezeptstatus, Abholtermin und Deckung durch Linie/Polster. Je klarer die Prozesse, desto weniger wird Liquidität zum Lotteriespiel, und desto robuster bleiben Ertrag und Versorgung.

Am Ende schützt ein gutes Risikodach, was Planung und Disziplin aufgebaut haben. Cybervorfälle, Rezeptbetrug, Kühlkettenausfall oder ein Brand im Umfeld können binnen Stunden Kapital binden und Erstattungsläufe stören – wer dann ohne branchenspezifischen Schutz dasteht, zahlt doppelt: operativ und finanziell. Eine passgenaue Vertrauensschaden- und Cyberdeckung, ergänzt um Betriebsunterbrechung, Waren- und Kühlgutversicherung sowie eine D&O-Komponente für Leitungsrisiken, sichert Cash-Flows und Handlungsfähigkeit. Wichtig sind kurze Meldewege, klar definierte Sublimits für eRezept- und Abrechnungsdelikte und Assistance-Leistungen, die sofort eingreifen. So wird aus „wir hoffen, dass nichts passiert“ ein „wir sind vorbereitet, wenn etwas passiert“, und aus fragiler Liquidität eine planbare Größe, die Versprechen an Patient:innen und Partner hält. Die logische Fortsetzung dieser Linie ist, Beschaffungs- und Zahlungsregeln mit künftigen Preis- und Skontoentscheidungen zu verzahnen, damit operative Vorteile nicht im Finanzrauschen verpuffen.

 

Skonto-Freigabe und AMPreisV, Liquidität und Wettbewerb, Gesetzespaket und Zeitplan

Die Debatte um die Rückkehr handelsüblicher Skonti ist mehr als eine Randnotiz – sie berührt den operativen Kern vieler Offizinen. Seit der BGH-Entscheidung, die Skonti faktisch wie Rabatte einsortierte, liefen in zahlreichen Betrieben die Kapitalkosten heiß, weil Zwischenfinanzierung und Margendruck zugleich anzogen. Dass die Koalition die Wiederfreigabe nun „im Paket“ anlegt, schafft einerseits Kohärenz, verlängert andererseits Unsicherheit im Kassenbuch. Praktisch heißt das: Jeder zusätzliche Monat ohne klare Skonto-Regel ist ein Monat mit höheren Kapitalkosten pro Hochpreiser und weniger Puffer für Personal, IT und Lager. Für Apotheken, die viel Direktbezug und seltene Valuta sehen, ist die Zeitschiene deshalb keine Fußnote, sondern eine Cash-Flow-Variable ersten Ranges.

Juristisch bleibt der Dreh- und Angelpunkt die Arzneimittelpreisverordnung – und damit die Ressortfrage. Solange die AMPreisV im Wirtschaftsministerium liegt, muss die Freigabe von Skonti über die Brücke eines abgestimmten Gesetz- und Verordnungspakets gehen, auch wenn das Gesundheitsressort politisch treibt. Diese Doppelspurigkeit erklärt, warum ein „per sofort“ in ein „mit dem Maßnahmenpaket“ überführt wurde. Für die Branche zählt am Ende nicht, welches Ministerium zeichnet, sondern ob die Regel robust, eindeutig und ohne neue Grauzonen kommt. „Handelsüblich, ergo zulässig“ muss so präzise definiert sein, dass weder Großhandel noch Industrie die Linie über Nebenabreden unterlaufen können.

Betriebswirtschaftlich ist die Wirkung klar quantifizierbar: Skonti verkürzen den effektiven Kapitaleinsatz pro Packung und federn Zins- und Liquiditätsspitzen ab. Wer Hochpreiser im fünfstelligen Bereich disponiert, rechnet dies täglich – jeder Prozentpunkt Skonto, sauber vom Rabatt getrennt, ist ein echter Entlastungsfaktor. In der Praxis darf die Entlastung aber nicht in neuen Friktionen versickern: Wenn Großhändler parallele Konditionswelten für „Skonto-fähige“ und „Skonto-lose“ Sortimente bauen, kehrt die Intransparenz zurück. Sinnvoll wäre deshalb eine Mindeststandardisierung: klare Fristen, einheitliche Buchungslogik (Skonto als Finanzierungs-, Rabatt als Preisinstrument), und Prüfmechanismen, die Mischformen verhindern. Dann können Apotheken die Effekte in ihre 13-Wochen-Liquiditätsplanung sauber einpreisen.

Politisch hängt am Skonto-Thema mehr als ein Zahlendreher im Konditionsblatt. Die Botschaft „wir geben Finanzierungsfreiheit zurück“ wirkt wie ein Vertrauensanker, nachdem die Fixum-Erhöhung vertagt wurde. Glaubwürdig wird sie jedoch nur, wenn parallel die Nullretaxation wegen Formfehlern abgeräumt, Dokumentationspflichten nicht weiter anschwellen und die ePA-Prozesse real handelbar werden. Im Wettbewerb wirkt Skonto-Freiheit zweischneidig: Sie stärkt liquide geführte Betriebe – und sie kann schwächere Häuser ohne Banklinie weiter ins Hintertreffen bringen. Politik und Kassen sollten deshalb die Wirkung auf die Versorgungsdichte im Blick behalten, statt am Ende überrascht auf Landkarten mit weißen Flecken zu schauen.

Operativ lohnt es, die Zeit bis zur Freigabe als Vorbereitungsfenster zu nutzen. Erstens: Konditionsgespräche terminieren, Szenarien rechnen, Nebenklauseln zu Valuta und Zahlungszielen prüfen. Zweitens: Intern ein sauberes Trennkonto für Skonto-Effekte vorsehen, damit die Wirkung nicht im Wareneinsatz verrauscht, sondern steuerbar sichtbar wird. Drittens: Abnahme- und Abrufprozesse für Hochpreiser straffen, damit Skonto nicht durch verspätete Erstattungsflüsse wieder aufgefressen wird. Viertens: Banken frühzeitig mit einer valutarischen BWA und einer Cash-Flow-Vorschau versorgen – bessere Linien jetzt sichern ist günstiger, als später in der Engstelle zu verhandeln. So wird die gesetzliche Freigabe nicht zum Strohfeuer, sondern zum strukturellen Entlastungshebel im Tagesgeschäft. Am Rand der Debatte bleibt schließlich die Pflicht, Risiken mitzudenken: Je stärker Skonti wieder als Finanzierungsinstrument wirken, desto wichtiger sind belastbare Absicherungen gegen Störungen in E-Rezept, Kühlkette, Cyber und Abrechnung – denn jede Unterbrechung übersetzt sich direkt in gebundenes Kapital und Zinslast. In dieser Logik schließt das Thema konsequent an übergeordnete Fragen von Liquidität, Verlässlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit an, die den nächsten Reformbaustein rahmen.

 

Curcumin-Bioverfügbarkeit, duales Coating, Beratung in der Offizin

Curcuma gehört zu den Publikumsrennern, doch die pharmakologische Realität ist sperrig: Curcuminoide sind schlecht wasserlöslich, instabil und werden schnell metabolisiert, was eine niedrige Bioverfügbarkeit erzeugt. Genau hier setzt pharmazeutische Technologie an – nicht um Wunder zu versprechen, sondern um Resorption und Residenzzeit messbar zu verbessern. Für Apotheken ist die Unterscheidung zentral, ob ein Produkt nur „konven­tionell“ extrahiert wurde oder ob eine galenische Aufbereitung vorliegt, die Löslichkeit und Stabilität systematisch adressiert. Ohne solche Maßnahmen bleibt der Sprung von in-vitro-Signalen zu klinisch relevanten Effekten oft aus, und das nährt die Diskrepanz zwischen Erwartung und Evidenz. Wer im HV glaubwürdig beraten will, ordnet die Versprechungen am Regal entlang der galenischen Plausibilität ein und benennt nüchtern die Grenzen.

Technologisch dominieren drei Ideen: Solubilisierung, Schutz vor Abbau und gezielte Freisetzung. Cyclodextrin-Komplexe „verpacken“ apolare Curcumin-Moleküle im hydrophoben Hohlraum und präsentieren nach außen eine hydrophile Hülle, wodurch scheinbare Wasserlöslichkeit entsteht. Ein zweites Mantelmaterial – etwa phos­pho­lipidische oder stärke­basierte Schichten – stabilisiert die Komplexe gegen Reagglomeration und Ausflockung, was die Verfügbarkeit im Darmlumen zusätzlich erhöht. Alternativ konkurrieren liposomale Systeme, micellare Formulierungen oder Nanodispersionen, die jedoch jeweils eigene Sicherheits- und Regulatorikfragen mitbringen. Als vermeintlich „einfacher“ Booster wird häufig Piperin gehandelt, doch die CYP3A4-Inhibition birgt Interaktionsrisiken, die in der Selbstmedikation ohne Medikationsabgleich problematisch sind.

Für die Praxis heißt das: Technologie schafft Voraussetzungen, ersetzt aber keine Evidenz. Randomisierte Studien mit harten, patientenrelevanten Endpunkten sind nach wie vor rar, häufig dominieren Surrogatmarker wie Entzündungsparameter oder Fragebogenskalen. Beratung sollte deshalb auf Plausibilität, Produktqualität und Wechselwirkungsprofil fokussieren statt auf Heilsversprechen. Ein transparenter Gesprächsleitfaden hilft: Indikation und Ziel definieren, kurzes „Plausibilitäts-Screening“ der Darreichungsform, Abgleich der Gesamtmedikation und klare Erwartungssteuerung zu Zeit bis Effekt. So wird Curcuma von der Lifestyle-Erzählung in ein rationales, risikoarm eingebettetes Ergänzungsangebot überführt.

Regulatorisch zählt die Trennschärfe: Nahrungsergänzung vs. Arzneimittel bedingen unterschiedliche Qualitäts-, Claims- und Sicherheitsanforderungen. In der NEM-Schiene dürfen keine krankheitsbezogenen Heilversprechen gemacht werden, wohl aber kann über Nährstofffunktionen und technologisch bedingte Unterschiede in Aufbereitung und Stabilität aufgeklärt werden. Besonders heikel sind Kombinationen mit Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmern oder stark metabolisierten Wirkstoffen, wo theoretische Interaktionen (CYP/P-gp) praxisrelevant werden können. Auch Lebervorerkrankungen, Schwangerschaft und Stillzeit bleiben Ausschlusszonen für eine „proaktive“ Empfehlung in der Selbstmedikation. Dokumentation im eMP beziehungsweise in der Kundendatei verhindert, dass stille Mit-Einnahmen die AMTS unterlaufen.

Ökonomisch und qualitativ lohnt ein kuratiertes Sortiment statt Vollsortiment: zwei bis drei technologisch saubere Optionen mit belegter Qualitätskontrolle, nachvollziehbaren Hilfsstoffen und stabiler Lieferkette. Ergänzend braucht es eine interne SOP: Checkliste für Indikation, Interaktionen, Dosierfenster, Einnahmetipps (mit Mahlzeit, Aufteilungsstrategie) und Stop-Regeln bei ausbleibendem Nutzen oder Unverträglichkeit. Schulungen im Team sollten galenische Grundlagen (Partikelgrößen, Komplexierung, Mantelmaterialien) mit Beratungsfällen verknüpfen, damit die Plausibilitätsprüfung am HV-Tisch in zwei Minuten gelingt. Wer schließlich Feedback-Schleifen etabliert und Erfahrungen systematisch sammelt, hebt Beratung von der Produkt- zur Prozessqualität. Wo Nutzen-Risiko-Abwägung strukturiert erfolgt und Evidenzlücken ehrlich benannt werden, steigt die Akzeptanz – auch dann, wenn die Empfehlung am Ende „nicht jetzt“ lautet.

 

DOAK-Umkehr, Andexanet alfa, Nutzen-Risiko neu bewertet

Die Vorstellung war bestechend einfach: Wenn Faktor-Xa-Hemmer wie Apixaban oder Rivaroxaban lebensbedrohliche Blutungen auslösen, neutralisiert ein spezifisches Antidot die Wirkung – und die Hämostase normalisiert sich rasch. Mit Andexanet alfa schien seit 2019 genau dieses Puzzleteil vorhanden, das der DOAK-Therapie in kritischen Situationen die letzte Sicherheit verleihen sollte. Nun hat das IQWiG die verfügbare Evidenz erneut bewertet und kommt zu einer deutlich skeptischeren Bilanz. Zentral ist die Frage, ob biochemische und bildmorphologische Parameter in der Akutsituation tatsächlich in patientenrelevante Vorteile übersetzen. Denn nur dann rechtfertigen Nutzen, Risiken und die erhebliche Ressourcenbindung den Einsatz im klinischen Alltag.

Im Mittelpunkt der Neubewertung steht eine Vergleichsstudie, in der Andexanet alfa einer zweckmäßigen Standardtherapie gegenübergestellt wurde. Primärer Endpunkt war eine „effektive Hämostase“, zusammengesetzt aus mehreren Kriterien, etwa der Begrenzung des Hämatomwachstums binnen zwölf Stunden. Aus methodischer Sicht kritisiert das IQWiG, dass solche Surrogatgrößen den klinischen Verlauf – Behinderung, Mortalität, Re-Blutung, funktionelles Outcome – nur unvollständig abbilden. Hinzu kommt die Heterogenität der Blutungen und der Patientenkollektive; gerade bei intrazerebralen Blutungen ist die Korrelation zwischen radiologischer Stabilisierung und Langzeitergebnis keineswegs linear. Kurz: Die gezeigten Effekte sind aus IQWiG-Sicht nicht robust genug, um einen gesicherten Zusatznutzen anzunehmen.

Dem gegenüber stehen Nebenwirkungen, die für Betroffene unmittelbar spürbar sind: vermehrte thrombotische Ereignisse, ischämische Schlaganfälle und kardiale Komplikationen. Pathophysiologisch ist das nicht überraschend, denn die rasche, teilweise vollständige Aufhebung der Antikoagulation verschiebt das Gerinnungsgleichgewicht abrupt. Besonders kritisch wird es, wenn nach der Akutphase die Wiederaufnahme der DOAK-Therapie verzögert oder unterlassen wird – ein Bereich, in dem Protokolldisziplin und interdisziplinäre Abstimmung den Unterschied machen. Das IQWiG gewichtet diese Risiken so hoch, dass es bei intrazerebralen Blutungen einen Anhaltspunkt für geringeren Nutzen sieht; für extrakranielle Blutungen bleibt der Zusatznutzen weiterhin „nicht belegt“. Damit steht die Nutzen-Risiko-Waage anders, als es die frühe Erwartung an ein „spezifisches Antidot“ vermuten ließ.

Für die Versorgungspraxis bedeutet das: Kliniken brauchen klare SOPs, die Indikation extrem eng fassen, Alternativen prüfen und das Nachsorgefenster definieren. Entscheidungsbäume müssen neben Blutungsort und -ausmaß vor allem die Zeit seit letzter DOAK-Einnahme, die Nierenfunktion, verfügbare nicht spezifische Maßnahmen (Prothrombinkomplexkonzentrate, supportive Therapie) und das individuelle Thromboembolierisiko gewichten. Prozessqualität wird zum Sicherheitsfaktor: Wer Andexanet einsetzt, muss die Re-Antikoagulation aktiv planen und dokumentieren. Für Apotheken – insbesondere Krankenhaus- und Schwerpunktapotheken – rückt die Rolle als Lotsenstelle in den Blick: Lagerhaltung nach Indikationsschärfe, Teambriefings zu IQWiG/G-BA-Status, AMTS-Checks im Übergang in Reha und ambulante Weiterbehandlung.

Ökonomisch ist der Befund nicht minder relevant. Andexanet alfa bindet hohe Mittel im Einkauf und in der Logistik; gleichzeitig erhöht eine engere Indikation die Gefahr von Verfall. Beschaffung sollte daher an klinische Nutzungspfad-Audits gekoppelt werden, idealerweise mit regional abgestimmten Bevorratungskonzepten und Rückgriffsmöglichkeiten. Kommunikation nach innen wie außen ist entscheidend: Patientinnen und Patienten mit DOAK-Therapie brauchen eine verständliche Einordnung („Notfallmaßnahmen sind vorhanden, aber nicht jedes Mittel ist immer das Beste“). Interprofessionell lohnt der Abgleich mit Antikoagulationsambulanzen, Stroke-Units und Medikationsteams, um Wiedereinstiegszeitpunkte konsentiert festzulegen. Für Dabigatran bleibt die Lage übrigens anders: Idarucizumab besitzt ein separates Nutzen-Risiko-Profil und darf nicht durch die Andexanet-Debatte „miterledigt“ werden.

Was folgt? Der G-BA wird auf Basis der IQWiG-Bewertung entscheiden – bis dahin empfiehlt sich Zurückhaltung, nicht Reflex. Forschungslücken sind klar umrissen: prospektive, gut kontrollierte Studien mit patientenrelevanten Endpunkten, standardisierte Re-Antikoagulationsprotokolle, Registerdaten für „Real-World“-Verläufe und differenzierte Subgruppenanalysen (z. B. intralobär vs. tief, antithrombotische Komedikation, Alter). Bis belastbarere Evidenz vorliegt, bleibt Andexanet alfa ein Instrument für sorgfältig ausgewählte, klar definierte Situationen – eingebettet in ein strenges Prozess- und Risikomanagement. Gerade darin liegt die eigentliche Lehre der Neubewertung: Spezifisch ist nicht automatisch überlegen; entscheidend ist, ob es den Menschen messbar besser geht – und zu welchem Preis entlang des gesamten Behandlungsweges.

 

Zwischen Kennzahl, Regelwerk und Patientenalltag spannt sich der tragende Bogen nur dort, wo Sichtbarkeit und Disziplin zusammenfallen: Wer Kapitalflüsse transparent macht, politische Signale korrekt einordnet und Beratung strikt an Evidenz bindet, reduziert Unsicherheit im Lager, am HV-Tisch und in der Akutsituation zugleich; genau daraus erwächst das Vertrauen, das Patient:innen mit klaren Wegen begegnet, die Politik mit belastbaren Ergebnissen überzeugt und Teams in stürmischen Phasen ruhig führt—nicht als große Geste, sondern als Summe kleiner, sauber geregelter Schritte.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will — sondern eine Wirkung, die bleibt. Die Deutung: Resilienz entsteht, wenn vier Hebel gleichzeitig greifen—Liquidität aktiv steuern statt improvisieren, Skonto erst mit Rechtskraft verplanen, Technologieversprechen evidenzfest übersetzen und klinische Pfade fortlaufend aktualisieren; wer OPOS, Valuta und Abrechnung taktet, Szenarien statt Wunschdenken nutzt, Sichtwahl-Claims nüchtern erklärt und Akutwege lückenlos dokumentiert, schützt Rohertrag, Patientensicherheit und Teamruhe in einem; genau dort liegt die Hebelwirkung der nächsten Wochen: Entscheidungen messbar machen, Wege vereinfachen, Reibung minimieren, damit Versorgung berechenbar bleibt.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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