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  • 30.09.2025 – Apotheken Nachrichten sind heute Ketten härten, Signale prüfen, Evidenz schaffen
    30.09.2025 – Apotheken Nachrichten sind heute Ketten härten, Signale prüfen, Evidenz schaffen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Qualität vor Tempo: dm testet Ketten unter Last, KI liefert Hinweise und Menschen entscheiden, PTA-Rollen werden klar geführt, das Can...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken Nachrichten sind heute Ketten härten, Signale prüfen, Evidenz schaffen

 

Versand beginnt erst mit stabilen Prozessen, KI-Ergebnisse werden dokumentiert bewertet, kommunale Modelle brauchen klare Rechtsbasis

Apotheken-News: Bericht von heute

Zwischen Ankündigungen, Alltagslast und Evidenzsortierung zeigt diese Woche, wie Versorgung wirklich stabil wird: Ein großer Händler verschiebt den Versandstart, weil grenzüberschreitende Ketten erst unter Produktivlast überzeugen müssen; Geschwindigkeit ohne geprüfte Temperaturführung, IT-Nahtstellen und Reklamationswege wäre ein Risiko, kein Vorteil. In der Offizin hilft KI, Medikationspläne zu strukturieren und Risiken zu priorisieren – doch Signale sind keine Entscheidungen, sie brauchen Kontext, Dokumentation und die letzte fachliche Prüfung. Teamseitig entscheidet respektvolle, klar dokumentierte Delegation darüber, ob PTA-Kompetenz Qualität hebt oder Misstöne produziert. Und Frankfurt lernt am gestoppten Cannabis-Modell: Ohne deckungsgleichen Rechtsrahmen und sauberes Studiodesign bleibt die Debatte symbolisch. Vertrauen entsteht, wenn Meilensteine benannt, Prozesse unter Last getestet und Ergebnisse so erklärt werden, dass Alltag und Aufsicht sie gleichermaßen tragen.

 

Start verschoben, Herausforderungen benannt, Zeitplan bleibt offen

Die Ankündigung eines Versandstarts aus Tschechien hatte früh Erwartungen an Tempo, Reichweite und Skalierbarkeit geweckt, doch jenseits wiederkehrender Formulierungen blieb die sichtbare Bewegung bislang verhalten. In einem Interview deutete die Unternehmensführung an, dass vor einer Betriebsaufnahme noch konkrete Hürden zu nehmen sind, ohne eine belastbare neue Zielmarke zu nennen. Für Beobachter entsteht damit ein Spannungsfeld zwischen kommunizierter Ambition und der Abwesenheit eines realen Markteintritts, das in der Branche aufmerksam registriert wird. Die Diskrepanz erklärt sich nicht allein aus PR-Timing, sondern aus der Natur eines grenzüberschreitenden Pharmabetriebs, in dem kleine Unschärfen in Summe große Risiken erzeugen können. Ein Termin verschiebt sich dann nicht aus Belieben, sondern weil Prozessreife in der Arzneimittellogistik nur unter realen Bedingungen überzeugend nachweisbar ist.

Das geplante Modell bündelt mehrere Pfade, die jeweils für sich funktionieren und zugleich reibungsfrei ineinandergreifen müssen: Datenqualität in den Artikelstammdaten, Temperaturführung im Transport, Ident- und Beratungswege für verschreibungspflichtige Produkte und ein Retouren- und Reklamationsregime, das behördlicher Prüfung standhält. Hinzu kommen IT-Nahtstellen, an denen Zahlungsfreigaben, Verfügbarkeiten, Interaktionshinweise und Versandfreigaben ohne Latenz und Fehltrigger zusammenlaufen sollen. Solche Ketten sind in Testumgebungen oft glatt, zeigen aber unter Last, wo Timeouts, Dubletten, falsch interpretierte Codes oder unvollständige Adressdaten Entscheidungen verzögern. Wer hier zu früh skaliert, verschiebt Fehler nur vom Labor in den Alltag und erhöht die Kosten der Korrektur. Entsprechend wächst der Anreiz, erst dann auf Sicht zu schalten, wenn die kritischen Übergänge reproduzierbar stabil sind und die Dokumentation der Nachweise abgeschlossen ist.

Für den Markt der Vor-Ort-Apotheken ist ein zusätzlicher Versandkanal weniger ein Bruch als eine Verschiebung von Erwartungshorizonten. Kundinnen und Kunden gewöhnen sich an Transparenz über Lieferzeit, Erreichbarkeit und Kulanz, die ein neues Angebot erst einlösen muss, um Vertrauen zu gewinnen. Parallel differenziert sich die Erwartung nach Produktgruppen: Eine chronische Dauermedikation verlangt andere Service-Takte und Fehlerresilienz als eine freiverkäufliche Ergänzung oder ein saisonales Präparat. Genau in dieser Differenz behauptet die Offizin ihre Stärke, wo Nähe, kurzfristige Lösungen, Rezeptur- und Prüfkompetenz sowie persönliche Einordnung den Ausschlag geben. Ein potenzieller Versandvorteil bei Preis oder Sortiment genügt nicht, wenn Rückfragen ins Leere laufen oder Reklamationen langsam sind; umgekehrt kann Geschwindigkeit alleine die Beratungsqualität nicht ersetzen.

Kommunikativ entsteht in einer Verschiebungsphase eine besondere Bringschuld: Erreichbare Meilensteine müssen benannt und verschobene sauber erklärt werden, damit die Erzählung nicht in Mutmaßungen zerfällt. Für einen Versandbetrieb heißt das, Qualitätssicherung, Kontaktwege und Reklamationsprozesse nicht nur zu versprechen, sondern als konkrete, getestete Abläufe sichtbar zu machen. Dazu gehört auch, wie pharmazeutische Rückfragen aufgenommen, Wechselwirkungswarnungen bearbeitet und Unklarheiten bei Verordnungen aufgelöst werden, ohne dass Kundinnen und Kunden zwischen Kanälen pendeln. Datenthemen prägen den Vertrauensrahmen doppelt: als rechtlicher Mindeststandard und als erlebte Stabilität einer Plattform, die sensible Informationen zweckgebunden verarbeitet. Je klarer diese Punkte adressiert sind, desto weniger Raum bleibt für Spekulationen über Motive hinter der Verzögerung.

Die Zeitschiene gewinnt, wenn sie als Szenario gedacht wird: Ein späterer, aber belastbarer Start kann für alle Beteiligten sinnvoller sein als ein früher, der Fehler in die Fläche trägt. Realistisch wird ein Korridor erst dann, wenn Lasttests, Temperatur- und Prozessnachweise, Kassen- und Abrechnungswege sowie Beratungs-SLA unter Produktivbedingungen belegt sind. Ebenso relevant ist die interne Befähigung: Teams brauchen klare Eskalationspfade, um Sonderfälle ohne Reibung zu lösen, und eine Dokumentationskultur, die aufsichts- und auditfest ist. Wer diese Hausaufgaben abschließt, verschiebt nicht bloß Termine, sondern baut die Grundlage für einen Betrieb, der Beschwerden abfedert, Rückfragen beantwortet und regulatorische Prüfungen besteht. Wo Roadmaps konkret und Nachweise belastbar sind, entsteht Verlässlichkeit; entscheidend bleibt die geordnete Übersetzung in überprüfbare Schritte für den Alltag.

 

Werkzeug mit Grenzen, Ergebnisse prüfen, Entscheidung bleibt menschlich

Künstliche Intelligenz wird in Apotheken gern als Beschleuniger wahrgenommen, doch ihr Beitrag liegt vor allem im Strukturieren und Priorisieren, nicht im Ersetzen klinischer Urteilskraft. Als „Schweizer Taschenmesser“ funktioniert sie dort gut, wo Aufgaben klar umrissen sind und Eingangsdaten verlässlich vorliegen. Dazu zählen das Erkennen wiederkehrender Muster in Medikationsplänen, das Vorsortieren potenzieller Risiken oder das Heranführen an relevante Fachinformationen. Sobald jedoch Kontext unscharf ist, Dokumentation lückenhaft oder Variablen ungeklärt sind, steigen Fehlinterpretationen und damit der Bedarf an fachlicher Einordnung. Der Nutzen entsteht also aus einem Zusammenspiel: Maschine macht Signale sichtbar, der Mensch wägt ab, erklärt und verantwortet die Entscheidung. Diese Arbeitsteilung schützt vor Scheinpräzision und hält Beratung nachvollziehbar.

In praxisnahen Tests zeigt sich das am Beispiel der Tablettenerkennung besonders deutlich. Modelle können anhand von Form, Farbe, Prägung und Größenrelationen plausible Vorschläge liefern und so Lager- oder Rezepturprozesse entlasten. Ihre Leistungsfähigkeit hängt jedoch stark von Licht, Aufnahmewinkel, Kameragüte und der Bandbreite realer Darreichungsformen ab, die in Trainingsdaten nicht vollständig abgebildet sind. Schon geringe Änderungen in der Perspektive oder eine seltene Variante können zu Verwechslungen führen, die ohne Gegenprüfung unbemerkt blieben. Für den Offizinalltag heißt das: maschinelle Treffer werden gegen Primärquellen, interne Referenzbilder, Chargen- und Etikettendaten validiert, bevor aus einem Vorschlag eine Handlung wird. Erst die redundante Verifikation macht aus Komfort einen Sicherheitsgewinn.

Ähnlich zweischneidig sind KI-gestützte Interaktionsanalysen, die in großen Datensätzen auffällige Kombinationen schnell markieren. Solche Systeme erkennen Muster bei Enzymhemmung oder -induktion, additiven Nebenwirkungen oder doppelter Wirkstoffexposition und helfen, Fälle mit erhöhtem Risiko früh zu priorisieren. Gleichzeitig produzieren sie Fehlalarme, verallgemeinern Klasseneffekte und überschreiten mitunter den Geltungsbereich belastbarer Evidenz. In der Beratung hat sich daher eine kurze, strukturierte Prüfung bewährt: Indikation, Dosis, Organfunktion, Begleiterkrankungen und Therapieziel werden abgeglichen, bevor Maßnahmen empfohlen werden. Auf diese Weise bleibt die Trennlinie klar zwischen „Signal erkannt“ und „klinisch relevant bestätigt“, und die Entscheidung wird dort getroffen, wo Verantwortung und Kontextwissen liegen. So entsteht Vorsicht mit Augenmaß statt Alarmismus oder Sorglosigkeit.

Der digitale Informationsraum verschärft den Bedarf an Einordnung zusätzlich, weil Suchalgorithmen nicht zwischen zulässigen und unzulässigen Angeboten unterscheiden müssen. Fälle, in denen Plattformen oder generische KI-Antworten auf fragwürdige Bezugsquellen verweisen, zeigen die Distanz zwischen technischer Trefferliste und regulatorischer Verantwortung. Zugleich kommen immer mehr Kundinnen und Kunden mit Chatbot-Statements oder Forenauszügen in die Offizin, die ohne Kontext leicht missverstanden werden. Die Apotheke fungiert hier als Filter und Übersetzer: Sie erläutert, was rechtlich und fachlich trägt, markiert Grenzen der Selbstmedikation und benennt Warnzeichen, die ärztliche Klärung erfordern. Diese Rolle verlangt Ruhe in der Sprache, Transparenz über Quellen und eine Dokumentation, die spätere Nachfragen belastbar beantwortet. Technik liefert Impulse, doch Vertrauen entsteht aus nachvollziehbaren Abläufen.

Damit KI im Tagesgeschäft nützt, braucht es Governance, die Technik und Qualitätssysteme eng verschränkt. Modelle werden versioniert, Eingabeformate standardisiert und Datenflüsse auf das Notwendige begrenzt, damit Zweckbindung und Datenschutz gewahrt bleiben. Jeder beratungsrelevante KI-Hinweis erhält eine kurze Notiz mit Datum, Quelle, Modellstand und Begründung der Entscheidung, um Prozesse reproduzierbar zu halten. In Ausbildung und Fortbildung steht nicht nur die Bedienung, sondern vor allem die Kritikfähigkeit im Mittelpunkt: Welche blinden Flecken sind wahrscheinlich, wie wird Unsicherheit kommuniziert, und wo liegt die Schwelle zur ärztlichen Übergabe. Teams definieren dafür klare Rücksprungmarken und Supervisionswege, damit Rückfragen als Stärke gelten und nicht als Schwäche. Wo Nachvollziehbarkeit, Datenschutz und fachliche Prüfung zusammenkommen, wird aus Rechenstärke Versorgung; entscheidend ist die überprüfbare Entscheidung am individuellen Fall.

 

Rollen klären, Respekt sichern, Versorgung zukunftsfest gestalten

Ausgangspunkt der aktuellen Auseinandersetzung sind zugespitzte Aussagen zur Rolle der PTA, die Adexa als abwertend kritisiert und als „Ohrfeige“ für eine ganze Berufsgruppe wertet. Solche Formulierungen wirken über den unmittelbaren Anlass hinaus, weil sie die öffentliche Wahrnehmung der Apothekenkompetenz prägen und interne Teamdynamiken beeinflussen. Im Tagesgeschäft treffen am HV-Tisch Zeitdruck, Lieferengpässe und komplexe Medikationsverläufe aufeinander, weshalb eingespielte Übergaben und klare Zuständigkeiten zentral sind. Wird eine Berufsgruppe pauschal als Risikofaktor dargestellt, erhöht das Reibung, bremst Rückfragen und schwächt die gemeinsame Leistungsfähigkeit. Aus Sicht der Versorgung ist daher nicht die rhetorische Zuspitzung entscheidend, sondern die Frage, wie Rollen klar definiert, Prozesse dokumentiert und Entscheidungen nachvollziehbar getroffen werden.

Rechtlich und praktisch ist der Rahmen differenziert: Seit 2023 können besonders qualifizierte PTA „unter Verantwortung“ selbstständig pharmazeutische Tätigkeiten ausüben, wenn die Apothekenleitung dies strukturiert delegiert und dokumentiert. Diese Delegationslogik knüpft an erprobte Traditionen an, in denen Apothekerassistent:innen im Westen und Pharmazieingenieur:innen im Osten in klar begrenzten Situationen Verantwortung getragen haben. Unverrückbar bleibt, dass approbationspflichtige Entscheidungen beim Apotheker beziehungsweise bei der Apothekerin liegen, insbesondere dort, wo Risiko und Komplexität hoch sind. Damit Delegation sicher wirkt, braucht es definierte Kompetenzpfade, regelmäßige Supervision und eine Dokumentation, die Zuständigkeiten, Grenzen und Rücksprungmarken festhält. Auf diese Weise entsteht ein belastbarer Nachweis, dass Aufgaben nicht „abgegeben“, sondern qualitätsgesichert übertragen werden.

In der Versorgungsrealität verschärft Personalmangel die Bedeutung sinnvoller Aufgabenverteilung. PTA tragen sichtbar zur Qualität in Beratung, Rezeptur, Warenbewirtschaftung und patientennahen Services bei, sofern Prozesse sie darin stützen. Pauschale Abwertung erschwert Rekrutierung und Weiterbildung, erzeugt Unsicherheit und erhöht das Risiko stiller Fehler, weil Rückfragen aus Sorge vor Bewertung unterbleiben. Demgegenüber senken standardisierte Anamnesefragen, definierte Prüf- und Freigabepunkte sowie klare Eskalationsschwellen die Fehlerwahrscheinlichkeit unabhängig von der Berufsbezeichnung. Qualität wird so zur Eigenschaft der Organisation und nicht zum Zufallsprodukt individueller Tagesform. Das stärkt die Versorgung und entlastet gleichzeitig die Kommunikation nach außen.

Teams, die Vertrauen erhalten wollen, investieren in Strukturen, die Rückfragen belohnen und Transparenz fördern. Dazu gehören strukturierte Übergaben, kurze Supervisionsfenster durch Approbierte, regelmäßige Fallbesprechungen und Fortbildungspläne mit überprüfbaren Lernzielen. Delegationslisten bleiben aktuell, damit jede und jeder weiß, wozu sie oder er befugt ist, und Eskalationswege sind niedrigschwellig erreichbar. Nach außen erläutert die Apotheke, wie Entscheidungen zustande kommen, welche Prüfschritte dem Rat vorausgehen und wer bei welchen Anliegen Ansprechpartner ist. So entsteht Vertrauen nicht aus Versprechen, sondern aus erklärbaren Abläufen, die im Einzelfall zeigen, warum eine Empfehlung gegeben oder eine Abgabe abgelehnt wurde. Dieses Erklärmuster trägt auch in kritischen Situationen, weil es auf Prozess statt auf Person zielt.

Die produktive Antwort auf die Rollenfrage liegt in Weiterqualifizierung und messbaren Qualitätskriterien statt in Lagerkämpfen. Curriculum-basierte Aufbauqualifikationen für PTA, verlässliche Mentoring-Modelle und transparente Leistungsnachweise schaffen eine gemeinsame Sprache für Verantwortung und Entwicklung. Ergänzend helfen interne Benchmarks, die patientenrelevante Ergebnisse in Beratung, Adhärenzförderung oder Interaktionsmanagement abbilden, ohne Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen. In einem Umfeld schneller technologischer und regulatorischer Veränderungen bleibt die Apotheke dann zukunftsfest, wenn sie Kompetenzen entlang von Aufgaben und Risiken ordnet und Respekt als Arbeitsprinzip verankert. Wo Zuständigkeiten transparent sind und Kompetenzpfade gepflegt werden, entsteht Vertrauen; entscheidend bleibt die dokumentierte Verantwortung in jeder einzelnen Versorgungssituation. Wo diese Dokumentation gelebter Standard ist, verringern sich Missverständnisse, wachsen Lernchancen und wird aus Teamkoordination messbare Qualität im Alltag.

 

Modell gestoppt, Zuständigkeit strittig, Forschung bleibt Ziel

Frankfurt plante ein kommunal getragenes Fachgeschäftsmodell, um unter realen Bedingungen zu untersuchen, wie sich der regulierte Verkauf an Erwachsene auf Beschaffung, Konsummuster und Gesundheitsschutz auswirkt. Der Forschungsantrag wurde jedoch von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zunächst abgelehnt; die Stadt hat Widerspruch eingelegt und verweist auf den Bedarf belastbarer Evidenz jenseits von Annahmen. Hinter der formalen Ablehnung steht die Lesart, dass die geltende Teillegalisierung zwar Besitz, Eigenanbau und Anbauvereine regelt, den stationären Handel aber nicht umfasst. Damit klafft eine Lücke zwischen politisch formulierten Zielen — etwa der Verdrängung illegaler Kanäle — und den Daten, die man für eine fundierte Bewertung bräuchte. Bis zur Klärung bleibt das Projekt in der Warteschleife, während Befürworter Transparenz einfordern und Kritiker auf die Grenzen kommunaler Spielräume verweisen.

Juristisch konzentriert sich der Konflikt auf die Frage, ob und wie ein lokales Verkaufsmodell innerhalb der bestehenden Norm zulässig ist oder ob es einer eigenen Rechtsgrundlage bedarf. Die Behörde interpretiert die erste Säule des Konsumcannabisrechts als Rahmen ohne Öffnungsklausel für kommunale Shops und leitet daraus die Notwendigkeit eines zweiten Gesetzesschritts ab. Die Stadt argumentiert hingegen, dass gerade ein kontrolliertes Feldlabor Daten erzeugen könnte, die für künftige Entscheidungen unerlässlich sind — von der Wirkung klarer Zugangskontrollen bis zur Entwicklung der Produktpotenzen. Diese Gegenüberstellung macht sichtbar, dass Vollzugs- und Forschungsinteressen an derselben Stelle kollidieren: Rechtssicherheit verlangt enge Leitplanken, Erkenntnisgewinn braucht geordnete Erprobungsräume. Ohne eine Brücke zwischen beiden Logiken bleibt die Debatte prinzipiell, statt empirisch.

Inhaltlich zielte das Frankfurter Konzept auf definierte Messgrößen, deren Verlauf über mehrere Jahre konsistent erhoben werden sollte. Dazu gehören die Verschiebungen im Bezugsquellen-Mix, die Rolle von Preis und Potenz im Kaufverhalten, mögliche Substitutions- oder Ergänzungseffekte gegenüber Anbauvereinen und die Frage, ob Beratung und Produktqualität das Risikoprofil tatsächlich verbessern. Ebenso relevant sind robuste Jugendschutzmechanismen, die über reine Einlasskontrollen hinausgehen: Dokumentierte Identprüfungen, Abstandsregeln, wirksame Verhinderung der Drittweitergabe und ein Monitoring, das Verstöße nicht nur sanktioniert, sondern systematisch auswertet. Erst wenn diese Punkte zusammenkommen, lässt sich beurteilen, ob regulierte Abgabe den Schwarzmarkt wirklich verdrängt oder lediglich daneben besteht. Ohne solche Daten bleiben Positionen rhetorisch überzeugend, aber empirisch dünn.

Operativ setzt ein tragfähiges Modell mehr voraus als Verkaufsräume und Kassen. Es braucht Betreiberstrukturen mit geprüften Lieferketten, definierte Prüf- und Reklamationswege, eine lückenlose Rückverfolgbarkeit und klare Verantwortlichkeiten für Produktsicherheit und Compliance. Die wissenschaftliche Begleitung muss Einwilligungen rechtssicher einholen, Datensparsamkeit wahren und Endpunkte festlegen, die über Umsatzkurven hinausgehen — etwa Gesundheitsereignisse mit plausiblem Zusammenhang, wahrgenommene Verfügbarkeit, Wechsel in Konsumgewohnheiten und Effekte auf den illegalen Markt. Die Einbindung externer Partner erhöht Reichweite und Expertise, bringt aber Abhängigkeiten vom Bundesrecht mit sich, die im Studiendesign antizipiert werden müssen. Je besser Prozesse, Datenschutz und Auswertepläne vorab spezifiziert sind, desto schneller lässt sich nach einer rechtlichen Freigabe messen statt improvisieren.

Für den weiteren Weg zeichnen sich drei Pfade ab, die sich nicht ausschließen: Eine ausdrückliche gesetzliche Grundlage für kommunale Verkaufsmodelle mit engen Leitplanken, eine verwaltungsseitige Präzisierung vorhandener Spielräume oder das Aussetzen des Vorhabens bis zur zweiten Säule. Realistisch wird der Zeitplan nur, wenn Rechtsrahmen und Studiendesign deckungsgleich werden und der Vollzug weiß, woran er misst. Dann kann die Kommune zeigen, ob regulierter Verkauf Verhalten tatsächlich umlenkt, Jugendschutz stärkt und Risiken reduziert — oder ob andere Hebel wirksamer sind. Wo Rechtsklarheit und Messdesign zueinander passen, wird Evidenz belastbar; entscheidend ist die saubere Trennung von Forschung, Handel und Jugendschutz im Alltag. Wo Zuständigkeiten transparent sind und Datenwege nachvollziehbar bleiben, entsteht Orientierung, die politischen Entscheidungen später ein stabiles Fundament gibt.

 

Vier Linien prägen das Wochenbild: Der Versandstart eines großen Händlers verschiebt sich, weil grenzüberschreitende Liefer- und Qualitätspfade erst unter Last wirklich belastbar werden; in der Offizin zeigt sich KI als nützliches Analysewerkzeug, doch ihre Ergebnisse brauchen Kontext, Dokumentation und die letzte Entscheidung durch Menschen; die Debatte um PTA macht klar, dass Respekt, sauber dokumentierte Delegation und Weiterqualifizierung keine Nettigkeiten, sondern Voraussetzungen messbarer Qualität sind; und das gestoppte Frankfurter Cannabis-Modell erinnert daran, dass Evidenz nur trägt, wenn Rechtsrahmen und Studiendesign deckungsgleich sind und Jugendschutz im Vollzug funktioniert.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will — sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn Lieferketten und Beratungswege zuerst unter Last bestehen, halten Start und Vertrauen. Wenn KI Hinweise liefert und Menschen nachvollziehbar entscheiden, wird aus Rechenstärke Versorgung. Wenn Teams Respekt leben und Delegation dokumentieren, entstehen Handläufe statt Hürden. Wenn Modelle auf klarem Recht und sauberem Design stehen, wird aus Debatte Evidenz, die den Alltag trägt.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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