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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News: Bericht von heute
Die Linie der Ausgabe ist klar und strittig zugleich: Beim Rx-Versandverbot prallen Sicherheitsanspruch und politisches Timing aufeinander; die Fixumdebatte wird zwischen Kassenlage, Selbstverwaltung und Leistungsversprechen verhandelt; gleichzeitig sendet der Orientierungswert-Beschluss der Ärzteschaft ein finanzielles Signal, das die Versorgungsrealität im ambulanten Sektor spürbar prägt. Ergänzend zeigt Erste Hilfe für die Seele (MHFA), wie Prävention dort wirkt, wo Nähe und niedrigschwellige Kompetenz gefragt sind. Entscheidend wird, ob wir Sicherheit vor Paketwegen stellen, Honorare an überprüfbare Entlastung koppeln und Prävention als Kernaufgabe der Vor-Ort-Strukturen verstehen — genau diese vier Fäden stehen heute in Apotheken Nachrichten.
Berührungslos ist nicht folgenlos: Das Landgericht Bochum (Urteil vom 21.01.2025, Az. I-11 S 72/24) hat klargestellt, dass auch ohne Kollision eine hälftige Haftung in Betracht kommt, wenn das Fahrverhalten eines Verkehrsteilnehmers einen anderen zu einem Schreck- oder Ausweichmanöver veranlasst und dadurch ein Sturz ausgelöst wird. Im entschiedenen Fall begegneten sich ein Radfahrer und eine Autofahrerin auf einem schmalen, als Anliegerstraße ausgewiesenen Wirtschaftsweg; beide hielten strikt ihre Spur. Erst im letzten Moment bremsten sie stark, der Radfahrer geriet ins Straucheln und stürzte. Eine Berührung der Fahrzeuge gab es nicht, dennoch stand die Frage nach Verursachung und Haftungsquote im Raum. Das Gericht bejahte die Mithaftung der Autofahrerin über die Betriebsgefahr und wegen Pflichtverstößen; das Fehlen einer physischen Kollision ändere daran nichts. Bemerkenswert ist zudem der Hinweis der Kammer, dass der Umstand, wonach es sich formal um eine Anliegerstraße handelte und die Autofahrerin dort eigentlich nichts zu suchen hatte, haftungsrechtlich keine ausschlaggebende Rolle spielte, weil diese Vorschrift primär der Verkehrslenkung dient und nicht den Schutz des einzelnen Radfahrers bezweckt.
Für die Kfz-Seite sah die Kammer zwei haftungsprägende Faktoren: die Wahl einer mittigen Spurführung auf engem Raum und eine unangepasste Geschwindigkeit im Sinne des Sichtfahrgebots. Wer in Engstellen „die Mitte hält“, nimmt dem Gegenverkehr die letzte Ausweichlinie und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit eines abrupten Bremsens mit Kontrollverlust; beides wiegt als Pflichtverletzung, wenn die Situation vorhersehbar ist. Zugleich ordnete das Gericht den Radfahrer nicht als schutzlosen Dritten ein, sondern bejahte ein erhebliches Mitverschulden. Auch er habe sein Tempo den örtlichen Gegebenheiten nicht angepasst und dürfe auf schmalen Wegen nicht darauf vertrauen, dass kein Gegenverkehr auftaucht – Sichtfahrgebot gilt symmetrisch. Die Entscheidung zeigt damit, dass das Haftungsrecht keine „Alles-oder-nichts“-Logik kennt, sondern Ursachen und Beiträge fein austariert. Wo beide Seiten Regeln beugen, teilt das Recht die Folgen; wo nur eine Seite überzieht, kann die Quote kippen.
Im Ergebnis nahm das LG eine hälftige Haftung vor: 50 Prozent für die Autofahrerin aus Betriebsgefahr plus Pflichtverstoß, 50 Prozent für den Radfahrer aus Mitverschulden. Bei der Schadenshöhe setzte es nicht das Neupreisprinzip an, sondern den wirtschaftlichen Nachteil nach Zeitwert. Da die beschädigte Brille bereits drei Jahre alt war und die neu angeschaffte einen qualitativen Mehrwert durch bessere Sehschärfe bot, hielt die Kammer einen Abzug von 25 Prozent wegen „neu für alt“ für sachgerecht. Für die Regulierungspraxis ist das keine Petitesse, sondern ein Hinweis: Alters- und Qualitätskomponenten sind sauber zu dokumentieren, wenn Zeitwertschäden diskussionsarm abgewickelt werden sollen. Ebenso klar: Wer im Nachgang harte Positionen bezieht, verschenkt oft Zeit und Geld; es lohnt, früh die Begrenzungsfaktoren wie Alter, Abnutzung und Qualitätsunterschiede gemeinsam zu erfassen und zu protokollieren.
Jenseits des Einzelfalls schärft das Urteil die Leitplanken in Begegnungssituationen: Engstellen, schmale Wege, Baustellenbereiche und verkehrsberuhigte Zonen sind Haftungshochrisikobereiche, in denen defensive Spurwahl, sichtbetontes Tempo und eindeutige Kommunikation (frühes Abblenden, rechtzeitiges Seitwärtsrücken, Handzeichen) Konflikte sichtbar entschärfen. Für Radfahrende gilt spiegelbildlich: Blickführung und Geschwindigkeit so wählen, dass ein Gegenverkehrsfehler nicht automatisch in den Sturz führt; wer den „Flow“ sucht, muss den Puffer vergrößern. Prozessual entscheidet Beweissicherung: Fotos zur Wegbreite, Skizzen der Positionen, Bremsspuren, Wetter- und Lichtverhältnisse sowie kurze Gedächtnisprotokolle unmittelbar nach dem Ereignis stabilisieren die spätere Quotenbildung. Technisch betrachtet lassen sich viele dieser Situationen durch kleine, wiederholte Gesten des Entgegenkommens entschärfen: leichtes Tempoaufnehmen oder -reduzieren zur Taktung der Begegnung, Blickkontakt auf kurze Distanz, und das bewusste Vermeiden der Fahrbahnmitte dort, wo der Raum bereits knapp ist.
Für Versicherer, Flottenbetreiber und Kommunen ergeben sich daraus drei unmittelbare Praxishebel. Erstens: „Berührungslos“ ist kein Ausschlusskriterium – die Kausalitätskette ist aktiv zu prüfen und sauber zu begründen, statt reflexhaft auf Alleinverschulden des Gestürzten zu setzen. Zweitens: Standardisierte Checklisten und Meldeketten nach Begegnungsunfällen beschleunigen die Regulierung und reduzieren Streitkosten, weil Relevantes systematisch erhoben wird. Drittens: Präventionsbausteine wie Fahrtrainings für Engstellen, Markierungen, Geschwindigkeitsdämpfer und Sichtachsenpflege zahlen sich doppelt aus, in weniger Unfällen und in klareren Quoten. Wer das ernst nimmt, stärkt Sicherheit und senkt Nebenkosten – auf Straße wie in der Police. Im nächsten Schritt rücken wir auf Systemebene die finanziellen und arbeitsorganisatorischen Stellschrauben in den Blick, die über Resilienz in der Versorgung entscheiden. Für Betreiberinnen und Betreiber folgt daraus: Strikte Sichtfahrpraxis, defensive Spurwahl und geübte Beweissicherung sind die verlässlichere „Versicherung“ gegen berührungslose Unfälle als jede nachträgliche Streitquote.
Die Eckpunkte aus dem Bundesgesundheitsministerium liegen auf dem Tisch, doch die erhoffte Fixumserhöhung bleibt vorerst aus und wandert auf Wiedervorlage. Genau hier setzt die Adexa an und bekräftigt ihre seit Langem erhobene Forderung nach einer Personalzulage von 80 Cent je verschreibungspflichtiger Packung als gezielte Antwort auf die Personalkrise. Zugleich signalisiert die Gewerkschaft Dialogbereitschaft zu den übrigen Reformbausteinen, bewertet Entlastungen wie weniger Retax aus Formfehlern und freiere Öffnungszeiten positiv und will die Ausgestaltung der PTA-Weiterbildung aktiv begleiten. Hinter allem steht jedoch die Kernfrage, wie Apotheken in Rezession, Tarifdruck und anhaltenden Engpässen verlässlich finanziert werden, ohne Leistungen zu verschenken oder Personal zu verlieren. Ohne eine klare Linie in der Vergütung droht jede Kompetenzausweitung zum Bumerang zu werden, weil zusätzliche Aufgaben ohne Deckung die Teams ausdünnen und die Fluktuation erhöhen.
Warum eine Personalzulage und warum jetzt: In nahezu allen Häusern sind Löhne und Lohnnebenkosten die größte Ausgabenposition, die Tarife der Berufsgruppen steigen und die Rekrutierung wird schwieriger. Eine pro Packung gezahlte Zulage würde die Vergütung direkt mit der Versorgungsleistung verknüpfen, die Liquidität kalkulierbar verbessern und Finanzierungslücken schließen, die sich mit pauschalen Einmalhilfen nicht adressieren lassen. Gleichzeitig müsste sie so konstruiert sein, dass sie kleine und ländliche Betriebe nicht benachteiligt, sondern gerade dort Stabilität schafft, wo Ausfälle besonders schmerzen. Die politische Ansage „erst Stabilisierung der Kassen, dann Fixum“ beantwortet die Personalfrage nicht, denn der Arbeitsmarkt wartet nicht auf Haushaltszyklen. Wer heute die Teams halten will, braucht heute die Mittel, und zwar planbar, transparent und ohne administrativen Nebel.
Die Rückkehr des PTA-Vertretungsthemas verlangt Sorgfalt statt Schlagworte: Vertretung ist nicht Leitung und Delegation ersetzt keine Approbation. Adexa kündigt an, Curriculum und Prüfwege für eine belastbare, zeitlich begrenzte Befähigung mitzugestalten, damit Vertretung in Randzeiten oder Urlaub nicht zur schleichenden Strukturchange wird. Notwendig sind klare Leitplanken, welche Tätigkeiten in welcher Tiefe zulässig sind, wie Supervision organisiert wird und wie Haftung, Dokumentation und Eskalationswege aussehen. Die Perspektive der Teams zählt doppelt, denn Akzeptanz entsteht nur, wenn Weiterbildung realistisch machbar, arbeitszeitlich abbildbar und finanziell honoriert ist. Wer hier sauber trennt, stärkt Versorgungssicherheit, wer verwischt, riskiert fachliche Erosion und neue Konfliktlinien zwischen Berufsgruppen.
Operative Entlastungen klingen greifbar und gehören genutzt: Freigabe der Öffnungszeiten ermöglicht bedarfsgerechtere Schichten, erweiterte Austauschmöglichkeiten reduzieren Wartezeiten und Retaxrisiko, und die Wiederzulassung handelsüblicher Skonti stützt die Marge. Zentralisierte Laborleistungen im Filialverbund können Effizienzen heben, erfordern aber Resilienzchecks, damit Notfallfähigkeit, Qualität und Redundanz nicht leiden. Bitter bleibt, dass die Anhebung der Notdienstpauschale aus Mitteln für pharmazeutische Dienstleistungen gespeist werden soll, denn Ausbau der pDL und Umleitung der pDL-Finanzierung vertragen sich nur bedingt. Positiv ordnet die Industrie die erweiterten Impfkompetenzen ein, weil niederschwellige Angebote nachweislich Reichweite schaffen und die Versorgung beschleunigen können, sofern Prozess, Abrechnung und Datenaustausch klar geregelt sind. All das sind Hebel, die ohne zusätzliches Personal und ohne verlässliche Finanzierung jedoch schnell an ihre Grenzen stoßen.
Für Inhaberinnen und Inhaber heißt das, die strategische und die taktische Ebene zu verbinden und beides mit Zahlen zu unterlegen. Jetzt gilt es, Szenarien zu rechnen, was eine Personalzulage je Packung für Lohnpfade, Rücklagen und Investitionen bedeutet, und parallel die Eckpunkte in belastbare Arbeitsabläufe zu übersetzen. Teams sollten auf PTA-Weiterbildung vorbereitet werden, mit Zeitbudgets, Mentoring und Prüfkalendern, während rechtliche und haftungsrechtliche Fragen früh mit den Kammern geklärt werden. Auf der politischen Seite bleibt Beharrlichkeit gefragt: Honorierung und Personal sind keine „Kann-Fragen“, sondern Voraussetzungen für jede neue Aufgabe, und genau so müssen sie adressiert werden. Wer Beweislasten minimiert, Standards kommuniziert und Effizienzpotenziale dokumentiert, verschafft der eigenen Forderung Rückenwind, weil Nutzen und Bedarf sichtbar werden.
Parallel verschiebt sich der Blick auf die Flanken der Versorgung, denn in anderen Sektoren fließen Signale, die die Debatte rahmen. Die jüngste Einigung zum Orientierungswert in der vertragsärztlichen Versorgung erinnert daran, dass finanzielle Stellschrauben sich nicht isoliert drehen lassen und Prioritäten sichtbar gesetzt werden. Was das für die Balance der ambulanten Strukturen, die Verteilung der Mittel und die Erwartung an zusätzliche Leistungen in der Offizin bedeutet, vertiefen wir im nächsten Teil.
Der vereinbarte Anstieg des Orientierungswertes um 2,8 Prozent signalisiert dreierlei: Die gemeinsame Selbstverwaltung ist kompromissfähig, der ambulante Sektor bleibt politisch priorisiert, und die Finanzlage der Kassen lässt nur begrenzte Schritte zu. Der Orientierungswert ist die Preisklammer für ärztliche und psychotherapeutische Leistungen; er greift in nahezu jede Praxisrechnung ein und wirkt damit wie ein Stellrad für Liquidität, Personalplanung und Leistungsangebot. In der Sache ist das Plus moderat und liegt eher unterhalb dessen, was viele Praxen angesichts Lohn-, Energie- und IT-Kosten bräuchten, setzt aber trotzdem Milliardenbeträge im System in Bewegung. Wo Mittel knapper werden, verschieben sich Aufgaben, Wartezeiten und Schnittstellen – und genau hier berührt die Einigung die Offizin direkter, als es die Tariftechnik vermuten lässt. Denn jede Veränderung bei Verfügbarkeit, Erreichbarkeit und Taktung in den Praxen schlägt als Erwartung an Beratung, Substitution und niederschwellige Versorgung in der Apotheke auf.
Haushaltspolitisch verschärft die Entscheidung die alte Frage der Balance: Wie verteilen wir knappe Beitragsgelder fair über Sektoren, die jeweils Unverzichtbares leisten, aber unterschiedliche Preismechaniken haben. Ärztliche Honorare folgen dem verhandelten Punktwert, Apothekenvergütung stützt sich weiterhin primär auf Fixum und Zuschläge, während Zusatzleistungen noch im Suchmodus sind. Wenn der ärztliche Punktwert steigt, ohne dass die Offizin parallel planbare Erhöhungen sieht, entsteht kommunikativ schnell der Eindruck einer Prior- und Posterior-Versorgung. Das wäre gefährlich, weil ambulante Qualität nur als Systemleistung funktioniert: Diagnose, Therapieentscheidung, Medikationsmanagement und Adhärenz hängen aneinander. In der Realität landen mehr Nachfragen, mehr Medikationswechsel bei Lieferengpässen und mehr Erwartung an „Lücken-Schließen“ zuerst am HV-Tisch, wenn die Praxis voll ist oder die Leitungen glühen.
Für Apotheken ergibt sich daraus ein doppelter Auftrag: Prozesse robust machen und die eigene Rolle aktiv definieren. Robust heißt, Substitutionsmatrizen, Rückrufwege, Interaktions-Checks, Rezeptfehler-Korrekturen und Dokumentation so zu takten, dass Spitzen abgefangen werden, ohne die Wartezone zu verstopfen. Aktiv definieren heißt, die Brücke zur Praxis bewusst zu bauen: standardisierte Rückmeldungen bei Therapieabbrüchen, saubere ePA-Einträge, höfliche, kurze Regelfragen bei Unklarheiten auf dem Rezept und klare Vereinbarungen zur Priorisierung bei Akutfällen. Wo pDL inhaltlich passen, sollten sie als terminierte, ruhige Settings etabliert werden, damit sie nicht im Tagesgeschäft zerrieben werden. Gleichzeitig gehört zur Ehrlichkeit, dass zusätzliche Aufgaben ohne Gegenfinanzierung die Teams überdehnen: Wer neue Leistungen ankündigt, muss sie auch in die Kalkulation führen – mit Zeit, mit Personal und mit Preis.
Operativ lohnt ein Blick in die Zahlenräume der eigenen Offizin, weil sie die Spielräume definieren. Was verursacht die meiste Reibung pro Stunde: Engpass-Austausch, Telefonate, Korrektur-Rückfragen, Botendienste oder Retouren. Welche Schritte lassen sich durch klare Erstfragen am Tresen, vorbereitete Informationskarten oder digitale Formulare verkürzen, ohne Wärme zu verlieren. Wie schnell sind heute Medikationspläne aktualisiert, wenn Verordnungen umgestellt werden, und wer zeichnet das ab. Welche Vereinbarung mit umliegenden Praxen beschleunigt Entscheidungen: eine feste Leitung für Rückfragen, ein definierter Slot pro Tag, eine gemeinsame Liste „kritischer Präparate“ mit Substitutionsspielräumen. Jede Minute, die nicht mit „Suchen und Klären“ verbraucht wird, kann in echte Beratung fließen – und genau das ist es, was Patientinnen und Patienten spüren und erinnern.
Strategisch ist die OW-Einigung ein Fenster, um die eigene Position zu schärfen, nicht um zu hadern. Wer zeigen kann, dass definierte Offizin-Leistungen messbar Wartezeiten verkürzen, Medikationsfehler vermeiden und Versorgungswege entlasten, hat bessere Karten in jeder regionalen und bundesweiten Debatte zur Vergütung. Das verlangt kleine, saubere Messpunkte: Zeit bis zur Lösung bei Engpass-Austausch, Zahl korrigierter Verordnungen, dokumentierte Adhärenz-Hinweise, Rückmeldungen aus Praxen. Es braucht außerdem eine nüchterne Priorisierung, welche Zusatzangebote zur Region passen und welche Projekte trotz Charme heute nicht tragfähig sind. Am Ende zählt, ob die Apotheke vor Ort als verlässlicher, leiser Taktgeber wahrgenommen wird, der Probleme löst, statt sie zu vertagen – und genau dieses Bild entsteht aus täglicher Präzision, nicht aus großen Worten.
Im Anschluss rücken wir die Positionsdebatte zwischen den Berufsgruppen in den Fokus und zeigen, wo Kooperation Tempo macht und wo klare Grenzziehungen die Versorgung stabil halten.
Die scharf formulierte Kritik des Hausärzteverbandes an den skizzierten Kompetenzverschiebungen ist mehr als Ritual, sie adressiert die heikelste Nahtstelle der Versorgung: die Abgrenzung zwischen diagnostischer Tiefe und niedrigschwelligem Zugang. Soll die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel in eng umgrenzten Fällen ohne ärztliche Verordnung möglich werden, genügt kein gutes Bauchgefühl, sondern es braucht gesetzte Indikationen, saubere Ausschlusskriterien und eine dokumentierte Entscheidungslogik. Nur so lässt sich vermeiden, dass aus Geschwindigkeit Beliebigkeit wird und die Beweislast bei Komplikationen ins Bodenlose fällt. Die Offizin kann schnelle Hilfe leisten, doch sie darf keine Verdachtsdiagnostik simulieren, wenn Anamnese, Status und Labor fehlen. Wer das ernst nimmt, definiert den Korridor schmal, trainiert ihn wiederkehrend und hält ihn auditfähig.
Warum entsteht trotz gemeinsamer Versorgungsziele so viel Reibung; die Antwort lautet Verantwortungsdiffusion, Haftungsdruck und Informationsarmut. Ärztinnen und Ärzte fürchten die Fehleinschätzung atypischer Verläufe, während Apotheken die Erwartung trifft, binnen Minuten zu lösen, obwohl Komorbiditäten, Dauermedikation und Vorergebnisse oft nur lückenhaft vorliegen. Abhilfe schaffen standardisierte Red-Flag-Sets mit klaren Stoppsignalen, die jeden Offizinfall entlang weniger Fragen ordnen: akute Warnzeichen, Schwangerschaft und Kinderalter, kardio-metabolische Risiken, Polypharmazie, Immunsuppression. Wird eines dieser Signale positiv, endet der Offizinpfad und es folgt die geordnete ärztliche Übergabe, am besten mit kurzer schriftlicher Zusammenfassung und dokumentierter Beratung. Wo alle Ampeln grün sind, bleibt die Entscheidung trotzdem nicht frei flottierend, sondern an eng definierte Positivlisten, Dosierungen und Dauer gekoppelt.
Impfungen sind der zweite Zündpunkt, weil sie zwischen Prävention, Beratung und Punktion eine störungsarme Prozesskette verlangen. Wenn Apotheken impfen, braucht es drei Konstanten: präzise Indikations- und Kontraindikationschecklisten, einen ruhigen, terminierbaren Ablauf von Aufklärung bis Nachbeobachtung sowie eine Echtzeit-Dokumentation in ePA oder Impfregister inklusive Rückkanal an die Hausarztpraxis. Dort, wo diese Struktur steht, zeigen sich weder Qualitätsverluste noch eine „Entthronung“ der ärztlichen Versorgung, vielmehr steigen Quoten in schwer erreichbaren Gruppen und es sinken Barrieren für Booster und Reiseimpfungen. Entscheidend ist, dass Aufklärung und Einwilligung nicht zur Formalie verarmen, sondern verständlich, risikoadaptiert und nachweisbar erfolgen. Ohne diesen Standard wird aus einem Versorgungsplus rasch eine Fehlerquelle, und genau das befeuert den politischen Gegenwind.
Rechtlich-praktische Leitplanken entscheiden darüber, ob Kooperation gelingt oder Kompetenzüberschreitung empfunden wird. Erstens gehören Offizin-Abgaben ohne Rezept auf eine bundesweit einheitliche, fein granulierte Positivliste mit enger Indikation, Standarddosierung, Maximaldauer, Ausschlussgründen und Pflichtdokumentation, die jährlich evaluiert wird. Zweitens braucht es Pflichtmodule für Qualifikation und Rezertifizierung, die triage- und interaktionsgetriebene Entscheidungen samt Notfallmanagement abprüfen und belastbar nachweisen. Drittens müssen Übergaben an Praxen reibungsarm funktionieren: kurzes strukturiertes Übergabe-Formular, definierter Eskalationspfad und ein erreichbarer Rückkanal vermeiden Ping-Pong auf dem Rücken der Patienten. Viertens ist die Sicht auf Risiken ungeschminkt zu halten, vom seltenen atypischen Infekt bis zur juristischen Fallhöhe, denn Vertrauen wächst dort, wo Regeln sichtbar gelten.
Ökonomisch wird die Debatte nur tragfähig, wenn zusätzliche Aufgaben sauber vergütet werden und nicht als unbezahlte Ausweitung der Grundlast in den Kassenbereich rutschen. Leistungen mit messbarem Systemnutzen – engpassgerechter Austausch, strukturierte Impfungen, definierte Offizin-Abgaben, dokumentierte Präventions-Checks – gehören in terminierte Settings mit klarer Kalkulation, anstatt im Laufgeschäft zu verpuffen. So bleibt Zeit für Anamnese, Aufklärung, Dokumentation und Nachsorge, und genau diese Zeit ist der Unterschied zwischen sicherer Entlastung und riskanter Hektik. Parallel schützt eine konsequente Interaktions- und Kontraindikationsprüfung vor den typischen Fallstricken, von MAO-Hemmstoffen bis Antikoagulation, und reduziert Retax-Risiken, weil Entscheidungen nachvollziehbar werden. Für Teams heißt das: Triage-Training, Alarm-Szenarien üben, Kurzleitfäden griffbereit halten und jeden Fall so dokumentieren, dass er morgen noch erklärbar ist.
Zwischen Rx-Versandverbot, Fixumdruck, OW-Anhebung und Ersthilfe Psyche entscheidet sich, ob Versorgung näher, schneller und sicherer wird – oder nur teurer. Die Linie ist klar: Patientennutzen zuerst, dann Prozesse, dann Geld; alles andere kippt in Symbolpolitik. Wer Verantwortung ernst meint, misst Effekte, dokumentiert Entscheidungen und hält die Übergaben so schlank, dass Tempo und Sicherheit zusammengehen.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Zahlungsflüsse: Honorare dort erhöhen, wo überprüfbare Entlastung entsteht; Retax-Risiken durch klare Austausch- und Dokumentationspfade senken. Abrechnung/Hilfsmittel: Terminierte Settings für Impf- und Präventionsleistungen, saubere Schnittstellen zu ePA/Abrechnung und feste Rückrufwege im Engpass. Prävention/Quartier: Erste Hilfe Psyche, Impf-Tage und Medikationspläne ins Quartier tragen – niedrigschwellig, wiederholbar, messbar.
Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell
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