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  • 15.09.2025 – Haftung nach Glatteis verständlich machen, Offizin-Nähe gegen Versandprofil schärfen, stehen heute in Apotheken Nachrichten
    15.09.2025 – Haftung nach Glatteis verständlich machen, Offizin-Nähe gegen Versandprofil schärfen, stehen heute in Apotheken Nachrichten
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | BGH setzt Maß für Haftung, „Bild“ testet Nähe gegen Versand, DAT soll Honorare und Bürokratie anpacken, KI treibt Antikörper vora...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Haftung nach Glatteis verständlich machen, Offizin-Nähe gegen Versandprofil schärfen, stehen heute in Apotheken Nachrichten

 

BGH setzt Maß für Substantiierung, Beratung und Notdienst als Systemleistung, Reformsignal vom DAT

Apotheken-News: Bericht von heute

Haftungsfragen nach Stürzen auf glatten Gehwegen, ein Interview, das Versandbequemlichkeit gegen Offizin-Nähe stellt, die Erwartung an konkrete Eckpunkte der Apothekenreform – und Forschung, die Antikörper schneller und entwickelbarer macht: Diese vier Bewegungen zeigen, woran Versorgung wirklich hängt. Recht schafft Orientierung, wenn Gerichte Hürden nicht künstlich erhöhen. Nähe schafft Belastbarkeit, wenn Beratung, Notdienst und Rückrufwege greifen, bevor der Paketbote klingelt. Politik schafft Richtung, wenn Honorare einen Zeitplan bekommen und Bürokratie spürbar schrumpft. Und Innovation schafft Nutzen, wenn Labordurchbruch zur stabilen Therapie wird. Für Apotheken heißt das: Haftung und Prozesse kennen, Gespräch und Sichtbarkeit führen, Forderungen präzise platzieren – und Technologie erden, damit sie am HV-Tisch ankommt. So wird aus Schlagzeilen Versorgungskraft.

 

Kennzahlen verstehen, Risiken steuern, Ergebnis sichern

Wer eine Apotheke sicher durch den Alltag führen will, braucht zuerst einen klaren Blick. Zahlen sind kein Ballast, sie sind das Navigationssystem für jede Entscheidung im Raum zwischen Nachfrage, Preis und Versorgung. Ohne verlässliche Kennzahlen wird jede Maßnahme zum Ratespiel, und jedes Ratespiel kostet am Ende Marge. Beginnen Sie deshalb nicht bei Gefühlen, sondern bei der Struktur Ihrer Erlöse, Kosten und Zahlungsflüsse über das Jahr. So entsteht Ruhe in der Steuerung, noch bevor der erste Engpass die Offizin erreicht.

Der erste Fixpunkt ist der Rohertrag, nicht der Umsatz. Entscheidend ist, wie sich Wareneinsatz, Konditionen und Skonti über Produktgruppen hinweg verhalten und welche stillen Verluste im Einkauf Ihre Spanne aushöhlen. Eine sauber getrennte Sicht auf Rx, OTC, Sichtwahl, Freiwahl und Dienstleistungen zeigt, wo Deckungsbeitrag entsteht und wo Liquidität gebunden wird. Arbeiten Sie mit Monatskurven und gleitenden Durchschnitten, statt nur auf das Quartal zu starren. Denn Trends offenbaren sich leise, und wer sie hört, handelt rechtzeitig.

Auf der Kostenseite zählen Planbarkeit und Proportionen. Die Personalquote trägt den größten Block, doch auch Miete, Energie, IT, Abschreibungen und externe Services verändern die Lage, wenn sie unbemerkt wachsen. Legen Sie fixe und variable Kosten nebeneinander und prüfen Sie, wie stark sie auf Umsatzschwankungen reagieren. Einfache Szenarien – plus fünf Prozent, minus fünf Prozent – zeigen, ob das Ergebnis stabil bleibt oder kippt. Wer diese Elastizität kennt, entscheidet mutiger und präziser.

Umsatz treibt niemand allein mit „mehr von allem“. Sichtbare Wirkung entsteht durch Sortimentslogik, Beratungsqualität und klare Preispolitik im OTC-Bereich, flankiert von Leistungen mit messbarem Nutzen. Passen Sie die Tiefe Ihrer Lagerhaltung an reale Drehzahlen an und vermeiden Sie teure Regaldekoration, die Kapital bindet. Engpassmanagement braucht feste Substitutionsmatrizen, schnelle Rückrufwege und dokumentierte Alternativen, damit Beratung verlässlich bleibt. Arbeiten Sie mit Mindestbeständen, die Sie nicht „schätzen“, sondern aus Abverkaufsdaten ableiten. Dann wird Verfügbarkeit zur Stärke und nicht zum Zufall.

Liquidität entscheidet täglich, ob Handlungsspielraum bleibt. Prüfen Sie die Zeitachse Ihrer Zahlungsflüsse: Einkauf, Skontofristen, Abrechnungen, Nachberechnungen, Retaxrisiken und Mahnwesen dürfen kein Nebengeräusch sein. Bauen Sie einen kleinen, aber konsequenten Wochenrhythmus auf, der offene Posten klärt und Skontoverluste verhindert. Hinterlegen Sie für strittige Abrechnungen eine eigene Beobachtungsliste mit Fristen und Zuständigkeiten. Wer Geldströme sichtbar macht, schützt sein Ergebnis – und gewinnt Zeit für die Beratung am HV.

Organisation übersetzt Zahlen in Verhalten. Dienstpläne folgen nicht nur Öffnungszeiten, sondern Lastprofilen und Kompetenzmatrizen, damit Beratungstiefe dort entsteht, wo sie gebraucht wird. Standardabläufe für Wiederholer, Erstanwender und sensible Indikationen entlasten das Team, ohne die Menschlichkeit zu verlieren. Schulungen sind keine Veranstaltung, sondern ein Kreislauf: kurz, häufig, messbar. Dokumentieren Sie, was gelernt wurde, und verknüpfen Sie es mit klaren Zielen. So wird Professionalität normal – jeden Tag, in jeder Schicht.

Für Apotheken bedeutet das: Führen heißt fokussieren, und Fokus heißt messen. Legen Sie fünf Kernzahlen fest, die Sie wöchentlich sehen wollen – Rohertragskurve, Lagerreichweite kritischer Artikel, Personalstunden je Umsatz, Skontoquote, offene Posten aus Abrechnungen. Verknüpfen Sie jede Zahl mit einer konkreten Entscheidung, die tatsächlich getroffen wird, statt sie nur zu betrachten. Halten Sie Abweichungen klein, aber reagieren Sie konsequent, wenn eine Schwelle überschritten wird. So entstehen belastbare Routinen, die wirtschaftliche Stabilität und Versorgungssicherheit gleichzeitig stärken.

Wo die Steuerung steht, entscheidet die Beratung, ob daraus Wirkung wird. Machen Sie Nutzen sichtbar: kurze Erklärwege, klare Dosierhilfen, verständliche Warnhinweise und eine Sprache, die aus Fachwissen Orientierung macht. Setzen Sie bei wiederkehrenden Beratungsanlässen strukturierte Kurzchecks ein, damit nichts Wichtiges übersehen wird. Halten Sie Ihre Dokumentation schlank und beweissicher, damit sie schützt, statt zu bremsen. Am Ende zählt, dass Patientinnen und Patienten spüren, warum Nähe mehr ist als ein Ort.

Während die interne Steuerung greift, braucht das Unternehmen einen äußeren Schutzschirm – als Nächstes geht es deshalb um die richtige Versicherungsarchitektur, die reale Risiken abdeckt und nicht nur Papier beruhigt.

 

Versand verkauft Bequemlichkeit, Vor Ort bewahrt Versorgung, Streit um den wirklichen Mehrwert

Die Debatte, ob Versand oder Offizin den Ton angibt, ist weniger Technikfrage als Versorgungsfrage. Bequemlichkeit zählt, keine Frage. Aber Versorgung misst sich an Nähe, Reaktionszeit und Verlässlichkeit, besonders im Akutfall. Wer nur Paketlaufzeiten und Klickwege vergleicht, blendet Risiken, Prozesslasten und Verantwortung aus. Der Streit entzündet sich dort, wo Preisetiketten die Versorgungspflicht übertönen und das Wort „Service“ mit Rabatt verwechselt wird.

Versandmodelle profitieren von Skaleneffekten und klaren Warenflüssen. Das ist effizient. Doch Versorgung ist kein reines Logistikspiel, weil Indikation, Wechselwirkungen, Lagerbedingungen und Substitutionsentscheidungen in Echtzeit geprüft werden müssen. Akut braucht Nähe, nicht Paketwege. Chronische Therapien lassen sich planen, akute Situationen selten. Je höher der Anteil zeitkritischer Fälle, desto stärker zählt die unmittelbare Handreichung der Offizin – inklusive Wochenenden, Nacht und Beratung ohne Hürde.

Preisunterschiede bei apothekenpflichtigen Produkten wirken auf den ersten Blick als Beweis gegen die Offizin. Die Rechnung verkürzt. Stationäre Betriebe tragen Nacht- und Notdienste, Rezeptvalidierung, Retax-Risiken, Kälteketten, Betäubungsmittel- und Gefahrstoffpflichten sowie Retouren mit Qualitätsnachweisen. Diese Pflichtaufgaben sind unsichtbare Teile des Tickets „Arzneimittelversorgung“. Wer vor allem margenstarke, planbare Segmente bedient, optimiert betriebswirtschaftlich – entkoppelt aber die solidarische Quersubvention, die Vor-Ort-Strukturen trägt. Ohne diese Querverbindung wird die Fläche dünn, und dünne Fläche erzeugt am Ende höhere gesamtgesellschaftliche Kosten.

Qualität entsteht nicht allein am HV-Tisch, sondern im ganzen Patient:innen-Pfad. Dazu zählen Medikationsanalyse, Interaktionsscreening, Adhärenz-Stützung, Engpass-Management und die Entscheidung, wann eine Ärztin einzubinden ist. Leistungen ohne sichtbares Preisschild sind schwer zu verkaufen. Trotzdem sind sie der Mehrwert. Wird Beratung auf „Ich brauche kein Gespräch für Ibuprofen“ reduziert, verfehlt man den Kern der Arzneimittelsicherheit. Selbst einfache Selbstmedikation kippt schnell in Risiko, sobald Multimorbidität, Polypharmazie oder Schwangerschaft ins Spiel kommen. Nähe senkt Schwellen, und niedrige Schwellen verhindern Fehler.

Regulatorische Asymmetrien verschieben den Wettbewerb. Unterschiedliche Rechtsräume, Aufsichten und Sanktionspraxis führen zu Grauzonen, in denen Spielräume systematisch ausgereizt werden. Wer Regeln trägt, wirkt teurer. Wer Regeln dehnt, wirkt günstig. Das ist kein Naturgesetz, sondern eine Folge unvollständiger Durchsetzung. Ein fairer Markt braucht gleiche Pflichten, gleiche Kontrollen und gleiche Konsequenzen – on- und offline. Erst dann vergleicht man Preise, Servicegrade und Outcomes auf derselben Skala.

In Engpasszeiten zeigt sich der Versorgungscharakter am deutlichsten. Substitutionsentscheidungen, Rezeptkorrekturen, Rücksprachen mit Praxen und das Auffangen von Lieferabrissen verlangen Präsenz, Routine und feste Rückrufwege. Nähe schafft Geschwindigkeit. Geschwindigkeit reduziert Komplikationen. Komplikationen kosten am meisten – medizinisch und wirtschaftlich. Ein Leistungsversprechen, das Wartezeit und Anonymität als Tugend erhebt, muss erklären, wie es in kritischen Situationen dieselbe Sicherheit herstellt wie die Offizin an der Ecke.

In der Offizin stellt sich jetzt die Frage, wie der Mehrwert sichtbar und messbar wird. Erstens gehört ein festes Service-Menü an die Eingangstür: Medikationscheck, Akut-Triage, Blutdruck, Inhalationsschulung, Reise- und Impfberatung, jeweils mit klaren Bedingungen und Preisen. Das schafft Erwartungssicherheit. Zweitens braucht es Kennzahlen, die Patient:innen verstehen: „Zeit bis Arznei in der Hand“, „Quote gelöster Akutfälle ohne Praxiskontakt“, „Anteil vermiedener Wechselwirkungsrisiken“. Drittens hilft ein lokales Engpass-Protokoll mit Ärzt:innen: definierte Ausweichpräparate, Substitutionswege, Rückrufslots und Wochenend-Erreichbarkeit. Viertens gehört der digitale Vorlauf dazu: Vorbestellung, eRezept-Intake, Abholzeitfenster – aber immer mit der Garantie, dass bei Akut ein Mensch entscheidet. Fünftens braucht es eine einfache Sichtbarkeit von pharmazeutischen Dienstleistungen: nicht als Poster, sondern als konkrete „Heute machbar“-Angebote an der Kasse.

Am Ende werden beide Kanäle weiter existieren. Beides hat Platz. Doch ohne eine belastbare, wohnortnahe Struktur verliert das System seine Reserve. Bequemlichkeit ist ein Komfort. Versorgung ist ein Versprechen. Politik muss diese Unterscheidung im Blick behalten, wenn Regeln, Honorare und Pflichten neu geordnet werden. Der Maßstab bleibt: Was senkt Risiken, schont Wege im Akutfall und stabilisiert die Fläche – heute, nicht erst morgen.

Wer Versorgung an messbaren Ergebnissen ausrichtet, findet schneller Einigkeit über Rollen. Dann wird aus dem Lautstärke-Wettbewerb ein Qualitäts-Wettbewerb, der Patient:innen nützt und Betriebe trägt. Und genau dort knüpft die nächste Verhandlungsrunde an: Eckpunkte, die Nähe belohnen, Verantwortung fair verteilen und die Regeln überall gleich gelten lassen. Die Debatte wandert damit dorthin, wo sie hingehört – in die Reformagenda, die Praxis und Politik gemeinsam verantworten.

 

Reformdruck vor dem DAT, Erwartungen in der Fläche, Eckpunkte müssen tragen

Jetzt entscheidet Substanz, nicht Sound. Der Deutsche Apothekertag ist kein Ritual, sondern ein Stresstest für das, was Versorgung morgen leisten soll. Wer nur Ankündigungen sammelt, verliert Zeit, Vertrauen und Fläche. Nötig ist ein Paket, das akute Handlungsfähigkeit, planbare Finanzierung und faire Wettbewerbsbedingungen zusammenbindet. Erst dann wird aus Debatte Wirkung, und aus Wirkung Stabilität.

Versorgung ist mehr als Logistik mit Rezeptanschluss. Sie beginnt bei der Erstansprache, streckt sich durch Substitution, Interaktionsprüfung, Rücksprache und endet bei sicherer Abgabe mit Verantwortung. Näher ist nicht nur bequemer. Nähe verkürzt Risiken, weil Entscheidungen in Minuten fallen und Fehler früh gestoppt werden. Gerade deshalb muss die Reform die Offizin systematisch belohnen, wo Geschwindigkeit, Erreichbarkeit und Haftung real getragen werden.

Die wirtschaftliche Basis ist seit Jahren ausgedünnt. Fixkosten steigen, Retax- und Prüfprozesse binden Personal, Engpassmanagement verschlingt Zeit ohne angemessenen Ausgleich. Ein Honorar, das Nähe, Nacht und Notdienst sichtbar abbildet, ist kein Wunsch, sondern Voraussetzung. Wer evidenzbasiert vergütet, führt Kennzahlen ein: Zeit bis Arznei, Quote gelöster Akutfälle, dokumentierte Interaktionsvermeidung. Diese Metriken sind messbar. Und sie zeigen, warum preisliche Momentaufnahmen das Ganze verzerren.

Digital darf nicht Parallelwelt heißen. Digitale Intake-Wege beschleunigen Vorprüfung, eRezept-Handling und Abholslots, wenn sie an reale Präsenz gebunden bleiben. Gleiches Recht braucht gleiche Pflichten: on- und offline identische Sorgfalts-, Kühlketten- und Dokumentationslasten, identische Aufsicht, identische Konsequenzen. Erst die Nivellierung der Regellandschaft schafft fairen Vergleich und entkoppelt Preisetiketten von systematischen Schieflagen. Ein Markt ist nur dann effizient, wenn seine Regeln überall greifen.

Für Betreiberinnen und Betreiber folgt daraus: Erstens, Zahlen sprechen lassen. Ein kompaktes Versorgungs-Dashboard mit Monatswerten zu Akutzeiten, Substitutionserfolgen, Rücksprachen und vermeidbaren Arztkontakten macht den Mehrwert sichtbar. Zweitens, Service-Menü fixieren und an die Tür hängen: Medikationsanalyse, Inhalationsschulung, Blutdruck, Impf- und Reisecheck mit klaren Bedingungen und Preisen. Drittens, Engpass-Protokoll mit Praxen verbindlich vereinbaren: definierte Ausweichpräparate, Rückrufzeiten, Wochenend-Erreichbarkeit. Viertens, Prozesse entgiften: Retax-Hotspots identifizieren, Standard-Pfade dokumentieren, Doppelarbeiten streichen. Fünftens, Personal auf Akutfähigkeit trimmen: kurze Entscheidungswege, klare Eskalation, dokumentierte Lernschleifen nach Zwischenfällen.

Die Politik liefert, wenn sie drei Hebel sauber stellt. Ein belastbares Honorar, das Akutnähe und Haftung anerkennt, eine Prozesstreppe, die Bürokratie subtrahiert statt addiert, und eine Wettbewerbsgleichheit, die Schlupflöcher schließt. Das ist kein Maximalkatalog. Es ist die Minimalbedingung für Fläche, Resilienz und berechenbare Teams. Wer diese Hebel im Zeitplan verankert, schafft Ruhe. Wer sie vertagt, beschleunigt das Erodieren.

Wer heute Verantwortung trägt, braucht morgen weniger Ausreden. Reform ist kein Text, sie ist ein wirksamer Ablauf mit Terminen, Kennzahlen und Gegenkontrolle. Nur dann wird aus Hoffnung Halt. Während in Düsseldorf die Eckpunkte sortiert werden, rückt bereits die nächste Front näher: Forschung und Prävention, die Risiken senken, bevor Wege lang und Entscheidungen teuer werden.

 

Antikörper aus Daten lernen, Entwickelbarkeit wird messbar, Versorgung bleibt Verantwortung

Antikörper sind keine einzelnen Wirkstoffe, sie sind variable Architekturen mit feinen Toleranzen. Ihre Form bestimmt ihre Wirkung, und ihre Form entsteht aus der Sequenz. Lange war diese Kette ein Rätsel mit vielen Lücken. Heute beschleunigt datengetriebenes Modellieren den Weg von der Idee zum Kandidaten – nicht als Zauberstab, sondern als neues Werkzeug im Pflichtprogramm der Entwicklung.

Der große Sprung kam, als lernende Systeme die Faltung von Proteinen aus Sequenzen mit hoher Treffsicherheit ableiteten. Damit wurde aus dem Ratespiel eine prüfbare Hypothese. Inzwischen lassen sich sogar Interaktionen von Proteinen mit Nukleinsäuren und kleinen Liganden rechnerisch abschätzen. Doch dort, wo Antikörper ihren Nutzen entfalten – an spezifischen Epitope-Oberflächen – bleiben Vorhersagen oft unsicher, und viele Komplexe entziehen sich noch stabilen Modellen. Fortschritt ist sichtbar. Vollständigkeit ist es nicht.

Eine zweite Stoßrichtung kehrt den Weg um: von der gewünschten Struktur zur passenden Sequenz. Dieses inverse Entwerfen reduziert Laborumwege, indem es Kandidaten filtert, bevor teure Tests starten. Es ersetzt die Bank nicht, es priorisiert die Einsätze. Denn ob Bindung passt, Affinität reicht und Spezifität hält, entscheidet sich weiterhin in Experimenten, die belastbar messen und Nebenwege ausschließen. Rechnen spart Zeit. Prüfen schafft Wahrheit.

Entscheidend wird, was Entwicklerinnen unter „Developability“ zusammenfassen: Stabilität, geringe Aggregationsneigung, akzeptables Immunogenitätsprofil, Prozessierbarkeit und Formulierbarkeit. Diese Eignung ist kein Nebensatz, sie entscheidet über Dosisweg, Haltbarkeit und Handhabung in der Fläche. Modelle erkennen Muster in Ladungsverteilungen, hydrophoben Flecken und Sequenzmotiven und geben Frühwarnungen, wenn ein Kandidat später ausfallen könnte. Ein kurzes Signal genügt. Eine gezielte Mutation kann Risiken senken, bevor sie in der Produktion teuer werden.

Mit Blick auf die Anwendung rückt die subkutane Gabe in den Vordergrund. Sie verspricht bequeme Wege, aber sie verlangt hohe Konzentrationen und damit eine Chemie, die nicht kippt. Je dichter die Lösung, desto eher entstehen Aggregate oder Viskositätsprobleme, die Injektionen erschweren. Hier zeigt sich, ob isoelektrischer Punkt, Patch-Größen und Ladungsmuster sauber austariert sind, damit Lagerung, Zubereitung und Abgabe ohne Improvisation gelingen. Nähe zum Menschen braucht physikalische Ruhe. Sonst kippt sie in Unsicherheit.

Trotz aller Rechenhilfe bleibt die Datenbasis der Engpass. Viele Datensätze sind klein, uneinheitlich oder nicht repräsentativ für die Vielfalt realer Kandidaten. Daraus folgt ein einfacher Satz: Modelle lernen, was man ihnen zeigt, nicht was man von ihnen erwartet. Wer bessere Vorhersagen will, muss bessere, kuratierte Daten einspeisen – zu Stabilität, Viskosität, Aggregation, Immunogenität und Prozessgrenzen entlang des gesamten Lifecycles. Erst dann wird aus punktuellen Inseln ein verlässlicher Atlas.

In der Beratungspraxis zeigt sich, worauf es ankommt: Lagerkette verstehen und dokumentieren, Rekonstitution und Applikation fehlerfrei anleiten, Wechselwirkungen mit Begleittherapien prüfen, Nebenwirkungsprofile realistisch besprechen und Folgetermine strukturieren. Teams brauchen klare Handgriffe für hohe Konzentrationen, definierte Temperaturfenster, Spritzen- und Pen-Schulungen sowie Checklisten für Reise und Heimlagerung. Wer ambulant begleitet, muss auch Rückwege sichern: schnelle Erreichbarkeit bei Reaktionen, klare Eskalationspunkte, dokumentierte Meldung in die Pharmakovigilanz.

Für Betreiberinnen und Betreiber folgt daraus mehr als Technikbegeisterung. Erstens, Kompetenz sichtbar machen: eine übersichtliche Karte „Biologika in der Offizin“ mit Lagerfenstern, Haltbarkeiten, Verdünnungsschemata und Laien-Hinweisen in einfacher Sprache. Zweitens, Prozessdisziplin erzwingen: Doppelkontrolle bei Zubereitung und Abgabe, Vier-Augen-Check für Konzentration und Chargen, standardisierte Übergaben an Pflege und Praxis. Drittens, Schnittstellen pflegen: feste Rückrufwege, standardisierte Rückmeldungen zu Verträglichkeit und Anwendung, verabredete Eskalationszeiten am Wochenende. Viertens, Risiken vordenken: dokumentierte Kühltaschen-Lösungen, Notfall-Mini-Anamnese für Erstreaktionen, saubere Entsorgungswege für Nadeln und Reste. Fünftens, Wissen aktuell halten: interne Kurzbriefings bei Produktwechseln, Training am Demo-Pen, Lernkarten für neue Formulierungen.

Das Versprechen der Modelle ist real, ihr Maß ist Verantwortung. Je besser die Frühprognose, desto seltener fallen späte Überraschungen in der Fläche an. Doch die letzte Meile bleibt menschlich: sichere Anleitung, klare Sprache, belastbare Prozesse. Näher schützt, wenn Komplexität zunimmt. Und Nähe bleibt Voraussetzung, wenn Präparate präziser, empfindlicher und individueller werden. Während Algorithmen Strukturen ordnen, ordnet die Offizin den Alltag, in dem Therapien wirken sollen.

 

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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