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  • 14.09.2025 – Apotheken Nachrichten ordnen die Woche, ePA nutzbar machen, Offizinprozesse priorisieren
    14.09.2025 – Apotheken Nachrichten ordnen die Woche, ePA nutzbar machen, Offizinprozesse priorisieren
    APOTHEKE | Wochenspiegel & Presse | Was diese Woche zählt: ePA als Arbeitsraum, TI-Resilienz, Impf-Taktung, Retaxprävention, OZG-Governance und klare Kennzahlen. So prioris...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Wochenspiegel & Presse |

Apotheken Nachrichten ordnen die Woche, ePA nutzbar machen, Offizinprozesse priorisieren

 

Erstzugang vereinfachen, TI stabilisieren, Beratungszeit sichern

Apotheken-News: Themen der Woche

ePA wird Arbeitsraum: Mit dem elektronischen Medikationsplan wächst die Chance, Doppelverordnungen, Interaktionen und Adhärenzbrüche früh zu erkennen – vorausgesetzt, Erstidentifizierung, Rechte, Schnittstellen und TI-Stabilität sind verlässlich. Gleichzeitig verschiebt Realpolitik Erwartungen: Die Kassenlage dominiert, Honoraranhebung bleibt Fragezeichen, Präventionsetats sinken. Eckpunkte zur Apothekenreform versprechen Entlastung und klarere Rollen, doch die Gegenfinanzierung neuer Aufgaben ist offen. Auf der Fläche zählt operatives Handwerk: Impfprozesse als Fließstrecke, TI-Fallbacks und Papierpfade für Störungen, Retaxprävention mit Vier-Augen-Punkten, Mini-Controlling mit Deckungsbeiträgen je Leistung. Bei Großvorhaben wie OZG-Portalen entscheiden Architektur, Governance und Kostenwahrheit über Nutzen; ABDA-Stabwechsel eröffnet die Chance auf mehr Takt, Transparenz und Zahlenfestigkeit. Wer jetzt Kennzahlen bündelt, SOPs schärft und Leistungen priorisiert, wird schneller an Reformdetails andocken – und Wirkung dorthin tragen, wo sie gebraucht wird.

 

ePA erweitern und eMP verankern, Zugänge vereinfachen und Datenflüsse klären, Nutzer wirklich gewinnen

Die elektronische Patientenakte soll vom Archiv zum Arbeitsraum werden, und der elektronische Medikationsplan ist dabei der Dreh- und Angelpunkt. Die Idee ist richtig. Erst wenn die aktuelle Gesamtmedikation inklusive Dosierung, Einnahmehinweisen und realer Anwendung sichtbar ist, kann Versorgung sicherer und wirksamer werden. Heute bremsen jedoch hohe Einstiegs­hürden, unklare Verantwortlichkeiten und heterogene Prozesse den Nutzen im Alltag aus. Wer die ePA konsequent als Medikationswerkzeug denkt, muss technische, organisatorische und rechtliche Fragen gemeinsam lösen, nicht nacheinander.

Der Kernkonflikt liegt zwischen Anspruch und Zugang. Viele Versicherte schaffen die Erstidentifizierung nicht, wechseln das Smartphone, verlieren Passwörter oder scheitern an Einwilligungsdialogen. Das ist frustrierend. Gleichzeitig benötigen Leistungserbringer klare, schlanke Verfahren: Wer darf den eMP wann lesen, wann ergänzen, wann korrigieren, und wie wird jede Änderung nachvollziehbar protokolliert. Ohne verlässliches Rechte- und Rollenkonzept, standardisierte Datenformate und robuste Schnittstellen bleibt der eMP Stückwerk. Es braucht End-to-End-Stabilität vom Versicherten-Login bis zum qualifizierten Eintrag in der Offizin.

Für Apotheken wird der eMP erst dann zum Gewinn, wenn er das leistet, was Zettel, Erinnerungen und Insellösungen nie konnten. Sichtbar werden Wechselwirkungen, Doppelverordnungen, Dosierungsfehler und Adhärenzprobleme über Sektoren hinweg, und zwar in Echtzeit. Das ist entscheidend. Dazu gehört, dass Apotheken nicht nur verordnete, sondern auch selbst gekaufte, relevante Präparate dokumentieren können, sofern Einwilligungen vorliegen und die Datenqualität gesichert ist. Ebenso wichtig ist die Historisierung von Änderungen, damit Prüfpfade und Verantwortung transparent bleiben. Jede digitale Vereinfachung muss mit fachlicher Sorgfalt einhergehen, sonst kehrt Misstrauen sofort zurück.

Für Apotheken bedeutet das im Betrieb eine klare Prioritätenfolge: Erstens wird ein fester Ident- und Einwilligungsablauf gebraucht, der Kundinnen und Kunden in wenigen Minuten sicher in die ePA bringt und zugleich datenschutzfest dokumentiert ist. Zweitens braucht das Team eine präzise SOP vom Scannen der Medikation über die Plausibilitätsprüfung bis zum qualifizierten Eintrag samt Begründung und Rückfragepfad an Praxis oder Patient. Drittens sind definierte Eskalationsregeln nötig, wenn Daten fehlen, Widersprüche auftreten oder die TI streikt, damit Versorgung nicht stehen bleibt. Viertens lohnt ein kurzer, verständlicher Patientenleitfaden für zu Hause, damit die Bereitschaft zur ePA-Nutzung wächst. So entsteht Routine, und aus Routine wird Qualität.

Im Alltag zählt zusätzlich die Resilienz. TI-Ausfälle, defekte Kartenleser, gestörte Leitungen oder ein Update zur Unzeit dürfen die Versorgung nicht blockieren. Das ist ein Risiko. Daher gehören lokale Fallbacks, abgestimmte Papierprozesse, redundante Internetzugänge und ein dokumentierter Störungsmodus zur Pflichtausstattung, ebenso ein minimalistischer eMP-Ersatzworkflow, der spätere Nachtragung ohne Informationsverlust ermöglicht. Wirtschaftlich betrachtet müssen Zeiten, Schulungen und wiederkehrende Prüfaufwände in die Kalkulation einfließen; wo Vergütungen vorgesehen sind, sind sie aktiv zu beantragen, wo sie fehlen, braucht es Bündelung über Verbände. Rechtlich mindert nur saubere Dokumentation das Haftungsrisiko, fachlich sichert nur gelebte Interprofessionalität den Nutzen.

Am Ende entscheidet die Nutzererfahrung. Wenn Identifizierung einfach ist, Einträge verlässlich sind und Beratung spürbar besser wird, steigt die Akzeptanz bei Patienten und Partnern. Das wirkt schnell. Apotheken können diese Dynamik auslösen, indem sie eMP-Einträge mit konkreten Vorteilen verknüpfen: weniger Rückfragen, klarere Einnahmeregeln, schnellere Klärung bei Engpässen, mehr Sicherheit bei Polymedikation. Wer Nutzen zeigt, gewinnt Vertrauen, und Vertrauen ist die einzige Währung, die digitale Versorgung dauerhaft trägt. Als nächstes rückt damit die Frage in den Vordergrund, wie Prozesse und Aufwand fair finanziert werden, ohne den Versorgungsalltag erneut zu verkomplizieren.

 

Euphorie verfliegt, Kassenlage dominiert, Honorar bleibt offen

Zu Beginn standen große Worte im Raum: eine einmalige Anhebung des Fixums, Entlastung von Bürokratie, mehr Entscheidungsspielraum vor Ort. Vier Monate später dominiert die nüchterne Haushaltslogik, und die politische Kommunikation wechselt von Aufbruch zu Abwarten. Priorität hat die finanzielle Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung, erst danach, so der Tenor, könne man über zusätzliche Ausgaben reden. Das verschiebt dringend benötigte Korrekturen in eine unbestimmte Zukunft und erzeugt Planungsunsicherheit in Betrieben. Gleichzeitig wächst der Aufgabenrucksack für Apotheken, von Impfen bis Medikationsmanagement, ohne dass eine klare Gegenfinanzierung sichtbar wäre.

Diese Gemengelage ist riskant, weil sie Anreize verzerrt. Neue Leistungen entfalten nur dann Wirkung, wenn sie wirtschaftlich tragfähig erbracht werden können, sonst bleiben sie Episoden. Wird die Vergütung nicht belastbar geregelt, drohen Unterversorgung in strukturschwachen Regionen und der Rückzug aus freiwilligen Services. Auch die Diskussion über „Effizienzreserven“ verändert wenig, solange Versorgungsziele, Qualitätsmaßstäbe und faire Pfade der Refinanzierung nicht zusammen gedacht werden. Wer heute zusätzliche Verantwortung fordert, muss zugleich den Weg zur Verstetigung der Einnahmen eröffnen. Andernfalls entsteht genau das, was man vermeiden will: mehr Arbeit, mehr Haftung, weniger Substanz.

Realistische Optionen liegen auf dem Tisch und brauchen politischen Mut statt reiner Sparsemantik. Denkbar sind eine Dynamisierung des Fixums an Kostenindizes, modulare Pauschalen für definierte Beratungsvorgänge, transparente Vergütung von Vorhalteleistung und Nacht-/Notdienst sowie prospektive Budgets für Präventionsangebote. Ebenso notwendig: wirksamer Schutz vor Nullretaxation bei formal randständigen Fehlern, denn fachlich erbrachte Leistungen dürfen nicht ex post entwertet werden. Ergänzend braucht es belastbare Regeln, wie digitale Aufgaben – etwa eMP-Pflege, TI-Störfallprozesse und qualifizierte Nachdokumentation – vergütet und haftungsseitig eingeordnet werden. Erst wenn Finanzierung und Verantwortung synchronisiert sind, kann die geforderte Modernisierung tragen.

Für Apotheken bedeutet das jetzt zweierlei Handlungsstränge im Betrieb. Erstens: Liquiditäts- und Szenarioplanung schärfen, inklusive Sensitivitätsrechnung zum Fixumsockel, zu variablen Kosten und zu Dienstleistungsdeckungsbeiträgen je Teamstunde. Zweitens: Leistungsportfolio konsequent priorisieren, dort, wo Nachfrage, Evidenz und absehbare Vergütung zusammenkommen, etwa bei Grippeimpfung, strukturierten Medikationschecks und klar umrissenen Adhärenzinterventionen. Drittens: Retax- und Prozessresilienz erhöhen, mit Checklisten, Vier-Augen-Punkten an neuralgischen Stellen und einer gelebten Dokumentationskultur, die auch im Störfall Bestand hat. Viertens: regionale Verträge und Selektivvereinbarungen aktiv sondieren, um Übergangsvergütungen zu sichern und Erfahrungen zu skalieren. Fünftens: Teamkommunikation und Patientendialog so ausrichten, dass der Nutzen neuer Leistungen greifbar wird und Nachfrage nicht an Missverständnissen scheitert.

Der nächste politische Prüfstein wird sein, ob kurzfristige Stabilisierungsmaßnahmen sichtbar vor 2027 greifen und ob sie die Brücke zu strukturellen Lösungen schlagen. Gelingt das nicht, werden Betriebe weiterhin zwischen Versorgungsauftrag und Wirtschaftlichkeit lavieren müssen. Umso wichtiger ist es, evidenzbasierte Prävention und den betriebswirtschaftlichen Realismus zusammenzuführen, damit „mehr Verantwortung“ nicht nur als Parole existiert. Im Ergebnis bleibt eine offene Rechnung: Verlässliche Finanzierung ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für Versorgungssicherheit. Genau daran wird sich die angekündigte Reform messen lassen, und sie entscheidet mit darüber, wie viel Substanz die nächste Ausbaustufe in Prävention und digitaler Kooperation tatsächlich erreicht.

 

Prävention unterfinanziert, Etat sinkt, Versorgung riskiert

Prävention gilt als der stillste Renditebringer im Gesundheitswesen, doch der aktuelle Kürzungspfad im Etat für Prävention sendet ein gegenteiliges Signal. Kurzfristig spart der Haushalt, mittelfristig steigen Morbidität, Behandlungskosten und soziale Folgekosten. Diese Dynamik ist bekannt und dennoch schwer zu durchbrechen, weil Effekte präventiver Maßnahmen erst zeitversetzt sichtbar werden. Budgetdebatten folgen häufig Jahreslogiken, während Prävention über Zyklen wirkt. Die Folge ist eine Lücke zwischen politischer Einsicht und operativer Priorisierung, die sich in Regionen mit ohnehin knapper Versorgung besonders auswirkt.

Prävention ist mehr als Kampagnenrhetorik, sie ist eine Abfolge belastbarer Standardprozesse. Impfprogramme vermeiden Infektionen und Komplikationen, strukturiertes Blutdruck- und Diabetes-Screening verhindert spätere Ereignisse, Tabak- und Alkoholberatung reduziert Multimorbidität, Medikationsanalysen entschärfen Interaktionsrisiken. Der ökonomische Rückfluss entsteht über verhinderte Krankenhausaufenthalte, geringere Arbeitsausfälle und niedrigere Pflegekosten. Entscheidend ist, dass Maßnahmen zielgruppenspezifisch, niedrigschwellig und mit klaren Erfolgskennzahlen implementiert werden. Wo diese Elemente fehlen, verpufft der Effekt trotz besten Willens. Gerade deshalb ist Konsistenz über Sektoren hinweg wichtiger als einzelne Leuchtturmprojekte.

Kürzungen treffen zuerst die Brückenstellen zwischen Alltag und Versorgung, also Orte mit viel Kontakt und wenig Schwelle. Wenn Prävention dort ausgedünnt wird, rutschen Risiken unsichtbar unter der Oberfläche, bis sie als akute Ereignisse zurückkehren. Soziale Gradienten verschärfen sich, weil vulnerable Gruppen am stärksten auf lokale, einfache Angebote angewiesen sind. Auch digital gestützte Prävention gerät ins Hintertreffen, wenn Anschubfinanzierungen fehlen und Datenpfade unklar bleiben. Gleichzeitig steigen die Erwartungen an Betriebe, „mehr Verantwortung“ zu übernehmen, ohne dass Planbarkeit und Refinanzierung hinterlegt sind. Diese Asymmetrie erzeugt Reibung und bremst jede Skalierung.

Für Apotheken bedeutet das, Prävention konsequent als betriebliche Linie mit messbarem Nutzen zu führen, nicht als wohlmeinende Zusatzgeste. Zuerst gehört das Portfolio auf den Prüfstand: Welche Präventionsakte sind nachweislich wirksam, nachfragestark und mit verfügbarem Personal stabil zu leisten. Dann braucht es klare Zielgruppenpfade, zum Beispiel „50+ mit Hypertonie-Risiko“ oder „chronische Polymedikation“, jeweils mit definiertem Erstkontakt, kurzer Risikoerhebung und festem Beratungs- oder Impfslot. Drittens sollte die Vergütung auf mehreren Füßen stehen: Regelleistungen, regionale Vereinbarungen, betriebliche Eigenpreise und realistische Fördermöglichkeiten, damit die Marge nicht am Zufall hängt. Viertens sind Dokumentation, Indikatorenset und Recall-Logik Pflicht, denn nur sichtbare Effekte sichern Akzeptanz bei Patientinnen, Kassen und Kommunen. Fünftens lohnt Teamentwicklung mit gezielten Schulungen, damit Beratung, Kurzintervention und Follow-up sicher sitzen, auch wenn es auf der Fläche hektisch wird.

Pragmatisch hilft ein 90-Tage-Plan: ein Pilotfeld auswählen, Baseline erfassen, mikro-standardisierte Abläufe testen, Rücklauf und Outcome wöchentlich auswerten, Stolperstellen abräumen, danach kontrolliert ausrollen. Parallel sollten Anbahnungen mit ärztlichen Netzwerken und Kommunen erfolgen, um Doppelarbeit zu vermeiden und Zuwege zu klären. Wo sich Selektivverträge oder kommunale Präventionsbudgets öffnen, gehört die eigene Evidenz auf den Tisch, komprimiert und verständlich. Am Ende entscheidet nicht die Lautstärke der Ankündigungen, sondern die Fähigkeit, kleine, robuste Routinen verlässlich zu liefern. Je klarer dieser Nachweis gelingt, desto schwerer wird es, Prävention wieder zum Streichposten zu machen.

 

Eckpunkte kommen, Erwartungen steigen, Honorar bleibt Fragezeichen

Wenn die Ministerin die Eckpunkte zur Apothekenreform auf den Tisch legt, entscheidet sich mehr als nur der Ton der kommenden Monate. Es geht um Struktur, Zuständigkeiten und Spielräume, die den Berufsalltag jahrelang prägen können. Angekündigt sind Entlastung bei Bürokratie, klarere Verantwortungen in Versorgungswegen und ein stärkerer Fokus auf Leistungen mit nachweisbarem Nutzen. Vieles davon ist richtig, weil es Prozesse strafft und Entscheidungen beschleunigt. Doch die Kernfrage nach der Vergütung bleibt sichtbar offen, und genau dort entsteht Druck.

Erwartbar sind mehrere Stellschrauben: Erstens der Ausbau standardisierter Leistungen mit definierten Qualitätskriterien, etwa Impfungen, Blutdruck- und Medikationschecks mit eindeutigen Dokumentationspfaden. Zweitens verbindlichere digitale Abläufe vom E-Rezept bis zur Abrechnung, ergänzt um robuste Fallbacks, damit Ausfälle nicht mehr die Versorgung lahmlegen. Drittens eine differenziertere Sicht auf Betriebsformen, einschließlich kooperativer Modelle, ohne den heilberuflichen Kern zu verwässern. Viertens ein Abbau von Doppelprüfungen und Retax-Risiken durch klare, maschinenlesbare Prüfregeln. Das alles hilft nur, wenn der Rechtsrahmen die Umsetzung ebenso präzise absichert wie er sie ankündigt.

Politisch wird man die Reform an drei Kriterien messen. Erstens: Werden Patientinnen und Patienten messbar schneller, sicherer und näher versorgt. Zweitens: Erhalten Teams in der Offizin spürbar mehr Zeit für Beratung statt Formularpflege. Drittens: Trägt das Finanzierungsgerüst die Mehrarbeit, oder verschiebt es nur Lasten in den Betrieb. In Zeiten knapper GKV-Mittel drängt die Politik auf Effizienz und Prävention, was sachlich nachvollziehbar ist. Ohne planbare Erlöse werden gute Absichten jedoch zu leeren Hülsen.

Für Betreiberinnen und Betreiber heißt das, jetzt zweigleisig vorzugehen. Auf der operativen Schiene braucht es ein 90-Tage-Paket: Prozesse für zwei bis drei priorisierte Leistungen standardisieren, Schulungen terminieren, Checklisten und Kurzdokumentation testen, Recall-Logik einführen, wöchentlich Kennzahlen ziehen. Parallel laufen Gespräche mit ärztlichen Netzwerken und Kassen vor Ort, um Zuweisungspfade, Datenpunkte und Abrechnung zu klären. Jede Leistung bekommt eine kleine, belastbare Kalkulation inklusive Zeitbedarf je Teamrolle. Kleine Schritte, sauber gemessen, schlagen große Ankündigungen.

Regulatorisch lohnt ein Szenario-Board mit drei Varianten: „Basis“ ohne Honoraranhebung, „Plus“ mit punktueller Dynamisierung, „Engpass“ mit zusätzlicher Bürokratie an anderer Stelle. Für jede Variante definieren Sie Lieferfähigkeit, Personalbedarf, Öffnungszeiten-Flex, Botendienst-Routen und Kommunikationsbausteine. So wird die Apotheke vom Getriebenen zum Planer der eigenen Spielräume. Das senkt Stress und erhöht die Konsistenz im Team. Planung ersetzt Hoffnung.

In der Offizin bedeutet die Reformchoreographie: Klarere Rollen, klare Slots, klare Nachweise. Impf- und Check-Termine laufen in festen Fenstern mit Standardfragen und Dokumentation, spontane Beratungen bekommen dennoch eine definierte Kurzstruktur. Die Kasse sieht nur das Nötige, die Akte erhält das Relevante, das Team den Überblick. So entsteht Qualität, die sich prüfen lässt. Und genau das macht Leistungen verlässlich.

Für Apotheken bedeutet das: Erstens die digitale Resilienz erhöhen, damit E-Rezept, Abrechnung und Signatur auch im Störfall funktionieren. Zweitens die margenstarken, evidenzbasierten Leistungen vorne priorisieren und mit konkreten Kennzahlen steuern. Drittens Personal in kurzen, häufigen Lernzyklen schulen, statt einmal groß und dann wieder nie. Viertens frühzeitig regionale Vereinbarungen suchen, um Wartezeiten bis zur Bundesregelung zu überbrücken. Fünftens die eigene Kommunikation auf Nutzen, Erreichbarkeit und Verlässlichkeit ausrichten.

Eines bleibt ehrlich zu benennen: Ohne verlässliche Vergütung wird keine Reform die Fläche stabilisieren. Gute Worte tragen keine Dienstpläne. Deshalb braucht jede Apotheke ihre eigene „Notbremse“ in der Planung, die bei zu hoher Last ohne Gegenfinanzierung automatisch Leistungen drosselt. Das schützt Team, Qualität und Liquidität. Und es macht die wirtschaftliche Realität sichtbar.

Wer heute seine Hausaufgaben macht, kann morgen schneller andocken, wenn Details ausformuliert werden. Standardisierte Abläufe sind kein Selbstzweck, sondern ein Sicherheitsnetz gegen Volatilität. Sie erlauben, spontan zu helfen und dennoch planvoll zu wirtschaften. Das schafft Vertrauen nach innen und außen. Viele warme Worte ersetzen keine Kalkulation – genau dort schließt das folgende Thema an.

 

Warme Worte zählen, Budgets fehlen, Strategie ersetzt Trost

Freundliche Bekenntnisse zur Vor-Ort-Apotheke klingen gut, zahlen aber keine Gehälter. Seit Jahren verspricht die Politik Anerkennung, Stabilität und Entlastung, doch die ökonomische Basis bleibt dünn. Zwischen wohlmeinenden Statements und belastbaren Vergütungsregeln klafft eine Lücke, die Betriebe täglich spüren. Das ist kein böser Wille, sondern ein Systemeffekt knapper Sozialbudgets und vieler Anspruchsgruppen. Wer das nüchtern einordnet, plant anders und robuster.

Warum versandet die Honorardebatte so oft im „später“? Die Finanzlage der GKV erzwingt Prioritäten, und jede strukturelle Mehrausgabe braucht Gegenfinanzierung oder Einsparpfade. Effizienz, Prävention und Digitalisierung kommen deshalb zuerst, weil sie kurzfristig als kostenneutral erscheinen, während Vergütungen sofort im Haushalt sichtbar werden. Diese Logik mag unbefriedigend sein, ist aber real und wirksam. Man muss sie einpreisen, sonst plant man an der Wirklichkeit vorbei.

Ökonomisch entsteht ein gefährlicher Dreiklang: steigende Personal- und Energiekosten, volatile Rx-Volumina und Leistungen, die zwar gefordert, aber nicht immer tragfähig refinanziert sind. Das zerreißt die Marge leise, aber stetig. Gegenmittel sind kein Pathos, sondern Zahlen, Taktung und klare Stop-Lines je Leistung. Wer Zeit, Material, Qualifikation und Retax-Risiko pro Vorgang kennt, kann belastbare Preise und Kapazitäten festlegen. Ohne Messung bleibt jedes Mehr an Leistung ein Risiko.

Für Betreiberinnen und Betreiber folgt daraus: Zuerst ein Mini-Controlling etablieren, das wöchentlich die Stunden je Kernleistung, den Deckungsbeitrag pro Vorgang und die Retax-Quote ausweist. Danach ein Stufenportfolio definieren: Kernleistungen mit sicherer Vergütung immer, Aufbauleistungen mit definiertem Zeitfenster, Wunschleistungen nur bei freier Kapazität. Drittens Terminfenster und Teamrollen fixieren, damit Beratungstiefe planbar bleibt; kurze Slots für spontane Checks, lange Slots für komplexe Fälle. Viertens harte Abbruchkriterien festlegen, etwa „Fehlende Refinanzierung oder Überlastung drei Wochen in Folge“, und dann automatisch drosseln. Fünftens die Außenkommunikation auf Verlässlichkeit, Erreichbarkeit und Nutzen trimmen, damit jede zusätzlich erbrachte Minute Wirkung zeigt.

Die gute Nachricht: Disziplinierte Planung schafft Luft, selbst wenn die große Vergütungslösung auf sich warten lässt. Die zweite Nachricht: Ohne klare Kennzahlen bleibt der Betrieb Spielball guter Absichten. Wer heute Transparenz und Stop-Lines baut, kann morgen Chancen nutzen, sobald Details aus Berlin konkreter werden. Und genau dort setzt das nächste Thema an, denn Vorschläge zur Finanzstabilisierung der GKV entscheiden mit darüber, wie viel Spielraum Apotheken wirklich bekommen.

 

Basistarif Idee in der GKV, Wahlfreiheit mit Tücken, Steuerungspflicht für Apotheken

Der Vorschlag klingt verlockend einfach: eine gesetzliche Krankenversicherung mit Basistarif für alle und optionalen Zusatzbausteinen nach persönlichem Bedarf. Befürworter sehen darin Wahlfreiheit, Kostendisziplin und einen Schub für Eigenverantwortung. Kritiker warnen vor einer verdeckten Zwei Klassen Dynamik, neuem Verwaltungsaufwand und unklaren Verteilwirkungen zwischen Kassen, Leistungserbringern und Versicherten. Für Apotheken wäre dies kein fernes Theorieprojekt, sondern spürbare Realität im HV und in der Backoffice Planung. Denn jede Veränderung an Leistungsumfängen erzeugt neue Nachfrage und neue Konfliktlinien an der Kasse.

Ökonomisch verschiebt ein Basistarif die Anreize. Leistungen mit klarem Preis Nutzen Profil werden priorisiert, diffuse Nutzenfenster geraten unter Druck. Wer Extras bucht, erwartet ein Plus an Service und Geschwindigkeit, wer im Grundschutz bleibt, akzeptiert Wartezeiten und engere Regeln. In der Praxis entstehen Übergangszonen mit erhöhter Beratungsintensität, etwa bei günstigen Therapie Alternativen, Austauschfragen und dem Nachweis von Anspruchskriterien. Gleichzeitig drohen neue Reibungen an der Schnittstelle Kasse Rezept, weil Vertragsdetails, Fristen und Nachweise uneinheitlich interpretiert werden können. Ohne saubere Prozessschablonen würden Rückfragen und Beanstandungen zunehmen.

Politisch gilt zudem: Ein Basistarif löst die Einnahmeausgaben Lücke nicht automatisch. Wenn der Grundschutz zu schmal ausfällt, steigen Folgekosten durch vermeidbare Krankheitsverläufe. Ist er zu breit, verpufft die erwartete Entlastung. In beiden Fällen wächst der Druck, Preise zu senken, Mengen zu steuern oder Rabatte auszuweiten. Apotheken kennen diese Mechanik aus Rabattverträgen und Spezialregeln nur zu gut. Die Debatte darf man deshalb nüchtern lesen als Signal, dass mehr Steuerung und mehr Selektion kommen werden, egal ob der Basistarif selbst politisch durchkommt oder nicht.

Für Apotheken bedeutet das im operativen Kern drei Dinge. Erstens die Leistungspfade neu strukturieren in Grundberatung, Aufbauberatung und Premiumberatung, jeweils mit klaren Zeitkorridoren und Nachweislogik, damit Anspruchsniveaus sauber bedient werden. Zweitens Verträge, Kostenträgerregeln und Beleglisten in eine kompakte Prüfstrecke bringen, die am HV schnell greift und im Backoffice vollständig dokumentiert. Drittens eine Angebotsarchitektur vorbereiten, die Vorsorge, Medikationscheck, Impfungen und Adhärenzprogramme modular abbildet, weil genau diese Pakete im Spannungsfeld zwischen Grundschutz und Zusatznutzen gefragt sein werden. Ohne belastbare Standardtexte, Kurzleitfäden und Eskalationspunkte frisst die Komplexität jede Marge auf.

In der Beratungspraxis zeigt sich dann, wie wichtig Erwartungsmanagement ist. Wer im Gespräch transparent macht, was der Grundschutz abdeckt, welche Gleichwertigkeit bei Austausch möglich ist und wann ein medizinischer Mehrwert echte Zusatzkosten rechtfertigt, schafft Vertrauen und senkt Reklamationen. Dazu gehören kurze Entscheidungsbäume für typische Fälle, etwa Akutbedarf mit knappen Budgets, Polymedikation mit Interaktionsrisiko oder Präventionswünsche mit langen Horizonten. Ein fester Takt bei Rückrufen und einheitliche Textbausteine in der Kommunikation mit den Kassen reduzieren die Retaxquote und beschleunigen Klärungen.

Operativ heißt das zuletzt, die eigene Wirtschaftlichkeit an harten Marken auszurichten. Neue Leistungen nur aufnehmen, wenn Zeitbedarf, Material, Qualifikation und Retax Risiko schriftlich bepreist sind und in den Wochenplan passen. Eine Stop Linie definieren, ab wann Zusatzaufgaben gedrosselt werden, wenn Kennzahlen kippen. Und die Datenlage pflegen, damit man im Dialog mit Kassen und Verbänden nicht erzählt, sondern belegt. So bleibt die Offizin handlungsfähig, selbst wenn die große Strukturreform noch diskutiert wird und Honorarthemen weiter warten müssen. Im nächsten Schritt lohnt der Blick auf vergütete Zusatzleistungen, denn an ihnen entscheidet sich, wie man Luft in den Alltag bringt und Spielräume nutzt.

 

Impfhonorar anpassen, Prozesse straffen, Impfen skalierbar machen

Die Botschaft klingt nüchtern, wirkt aber direkt in den Betriebsalltag hinein. Ab Mitte Oktober steigt die Vergütung für Grippeschutzimpfungen moderat, während die Coronaimpfung leicht abgesenkt wird. Gleichzeitig wurde eine jährliche Dynamisierung der Hauptleistung vereinbart, erstmals zum Herbst 2026. Das ist kein großer Wurf, aber es gibt Planbarkeit. Und Planbarkeit lässt sich in Personal, Taktung und Nachfragesteuerung übersetzen.

Honorare sind nur die halbe Wahrheit. Entscheidend ist, wie viele vollständige Impfzyklen pro Stunde ohne Qualitätsverlust möglich werden. Je klarer der Weg von Einwilligung über Anamnese und Aufklärung bis zur Dokumentation geführt ist, desto zuverlässiger rechnet sich der Slot. Medienbrüche kosten Marge. Ein sauberer „Durchlauf“ senkt Rückfragen, mindert Fehler und beschleunigt die Abrechnung.

Die Debatte um zusätzliche Impferlaubnisse unter pharmazeutischer Verantwortung zeigt die Richtung. Wenn Aufgabenspitzen kommen, braucht es definierte Rollen, definierte Räume und definierte Übergaben. Impfsprechstundenblöcke bündeln Nachfrage, beugen Wartezeiten vor und erleichtern die Kühlkettenführung. Das steigert die Akzeptanz. Und es verschiebt das Gespräch weg von Einzelterminen hin zu planbaren Fenstern.

Für Apotheken bedeutet das im Kern drei Stellhebel. Erstens: Prozessdesign als Fließstrecke mit festen Zeitmarken für Aufklärung, Nadelzeit und Nachbeobachtung. Zweitens: Raumlogistik, die Wege verkürzt, Sichtschutz sichert und Warenzugriff minimiert. Drittens: Teamtaktung mit klaren Rollenwechseln, damit Dokumentation nicht im HV hängen bleibt. Kleine Standards wirken groß, wenn sie jeden Termin leichter machen.

In der Beratungspraxis zeigt sich, wie wichtig Erwartungsmanagement ist. Wer bereits bei der Buchung erklärt, was mitzubringen ist und wie lange der Aufenthalt dauert, reduziert No-Shows und Improvisation. Eine ruhige Aufklärung mit Checklisten schafft Sicherheit. Danach trägt ein kurzer, verständlicher Nachsorgehinweis weit. Und er öffnet die Tür für Präventionsgespräche ohne Verkaufsdruck.

Operativ heißt das zuletzt: Vergütung gegen Zeitbedarf rechnen und nur so viele Slots aufmachen, wie die Fließstrecke wirklich trägt. Material, Aufwandspositionen und Retaxrisiken gehören auf eine A4-Kalkulation, die monatlich fortgeschrieben wird. Dann lässt sich nüchtern beurteilen, ob zusätzliche Termine oder neue Tage sinnvoll sind. Und ob Erweiterungen des Teams produktiv werden.

 

OZG Portal voranbringen, Kammerprozesse digitalisieren, Kosten und Nutzen transparent machen

Die Idee ist bestechend einfach: Was heute auf Papier, per Formular oder in verstreuten Portalen läuft, soll für alle Landesapothekerkammern in einem gemeinsamen OZG Portal gebündelt werden. Ein zentrales Antragsfenster, klare Prozesspfade, definierte Schnittstellen in die jeweiligen Fachverfahren. So ließen sich Medienbrüche reduzieren und Bearbeitungszeiten messbar verkürzen. Doch Einfachheit im Ergebnis bedeutet nicht Einfachheit im Bau. Je größer die Klammer, desto höher die Anforderungen an Architektur, Governance und Finanzierung.

Technisch braucht ein zentrales Portal drei Dinge zugleich: eindeutige Identitäten, saubere Datenmodelle und robuste Integrationen. Ohne verlässliche Authentisierung verwalten Kammern nur Benutzer, aber keine Berechtigungen. Ohne einheitliche Datenfelder entstehen Inseln, die später mühsam synchronisiert werden müssen. Und ohne standardisierte Schnittstellen droht die Falle halbautomatischer Workarounds. Das kostet Geld und Vertrauen. Wer früh Standards festschreibt, spart später dreifache Nacharbeiten.

Organisatorisch entscheidet die Trennung zwischen Plattform und Inhalten. Die Plattform liefert Masken, Validierungen, Workflows, Fristen und Nachweise. Die Inhalte – also Formulare, Rechtsgrundlagen, Auslegungen, Prüfkataloge – bleiben bei den Kammern. Das klingt banal, verhindert aber Kompetenzverschiebungen. Ein klarer Katalog von Verantwortlichkeiten mit Eskalationswegen sorgt dafür, dass Änderungen an Rechts- oder Prüfanforderungen ohne IT Stau in Tagen statt in Quartalen live gehen. Transparenz entsteht, wenn jede Änderung mit Zweck, Aufwand und Termin öffentlich protokolliert wird.

Finanziell gilt die einfache Regel: Erst Betriebskosten definieren, dann Leistungsumfang ausrollen. Ein Budgetrahmen braucht fixe Plattformkosten, variable Lastkosten und ein reserviertes Änderungsbudget. Dazu eine klare Verteilungsschlüssel Logik zwischen Kammern, die das Portal intensiv nutzen, und solchen, die zunächst weniger Leistungen abbilden. Wer die Kosten erst nachträglich rechtfertigt, verheddert sich. Wer sie vorab in Nutzenmetrik übersetzt, bleibt steuerungsfähig. Nutzenmetrik sind zum Beispiel Bearbeitungszeiten, Erstantragsquote ohne Rückfrage, Anteil digitaler Nachweise oder Zahl abgeschlossener Vorgänge pro Mitarbeiterstunde.

Für Apotheken bedeutet das zunächst Orientierung statt Aufwand. Ein zentrales Portal kann Anträge, Nachweise und Fristen bündeln, Status in Echtzeit zeigen und Rückfragen strukturiert abwickeln. Das reduziert Wege, Telefonate und Wartezeiten. In der Offizin stellt sich jetzt die praktische Frage: Welche Prozesse sind in den nächsten zwölf Monaten realistisch im Portal verfügbar, und welche bleiben vorerst analog? Wer interne Checklisten, Stammdaten und Scannerroutinen auf die erste Welle ausrichtet, profitiert früher. Wer dagegen auf den großen Wurf wartet, verliert Zeit und Geduld.

Operativ heißt das für Inhaberinnen und Inhaber: Eine kleine, belastbare Adminroutine aufsetzen. Erstens ein Kammerkonto mit Zwei Faktor Zugriff unter Inhaberhoheit, vertreten durch eine zweite Person mit dokumentierter Vertretungsregel. Zweitens ein Ordnerkonzept für digitale Nachweise, das Bezeichnungen, Versionsstand und Gültigkeit sichtbar macht. Drittens ein Monatsfenster im Kalender, in dem offene Vorgänge geprüft, Fristen bestätigt und neue Anforderungen erfasst werden. Damit wird das Portal nicht zusätzliche Bürokratie, sondern ein Hebel, der Bürokratie bündelt und planbar macht.

 

OZG Portal klären, Projekte erden, Governance vor Kosten schützen

Ein zentrales OZG Portal für alle Landesapothekerkammern kann viel Reibung aus dem Verwaltungsalltag nehmen. Doch je größer der Anspruch, desto größer die Gefahr von ausufernden Budgets und Zeitplänen. Der Kernfehler vieler Digitalvorhaben ist ein unklarer Zweck, den man mit jedem Gremium weiter auflädt. Am Ende entstehen schöne Schaubilder, aber keine fertigen Prozesse. Wer Nutzen sichern will, muss zuerst den Rahmen eng ziehen und ihn konsequent halten.

Das beginnt bei einem ehrlichen Minimalprodukt. Erst Identitäten, Rollen, Nachweisprüfung und eine Handvoll klar definierter Leistungen, dann die nächste Stufe. Jeder zusätzliche Prozess braucht einen verbindlichen Steckbrief mit Rechtsgrundlage, Pflichtfeldern, Nachweisen und Fristen. Darüber wacht ein kleines Change Board mit festen Terminen und klaren Entscheidungsschwellen. So entstehen nicht zehn parallele Baustellen, sondern eine belastbare Straße. Weniger ist hier der schnellere Weg zu mehr.

Kostenexplosionen entstehen selten im Rechenzentrum, sondern im Änderungsstau. Darum gehören Preislisten, Leistungsbaukasten und Meilensteinzahlungen schon vor dem ersten Formular auf den Tisch. Offen dokumentierte Schnittstellen sichern die Verbindung zu den Fachverfahren in den Kammern. Ebenso wichtig ist die Absage an die stille Bindung an einen Anbieter. Offene Standards, reproduzierbare Setups und ein übertragbares Betriebsbuch halten den Markt beweglich. Wer die Vergabe sauber denkt, kauft sich Steuerbarkeit statt Abhängigkeit.

Datenschutz ist kein Stolperstein, sondern eine Anleitung für gutes Design. Eine Folgenabschätzung benennt Datenarten, Speicherorte, Aufbewahrungszeiten und Zugriffsrechte. Ein lückenloser Auditlog macht jeden Schritt nachvollziehbar. Das Prinzip geringster Berechtigung schützt vor neugierigen Blicken, definierte Rollen erlauben Kontrolle ohne Misstrauen. Technische Sicherheitsziele brauchen messbare Verfügbarkeiten, geregelte Wartungsfenster und Meldewege im Störfall. So entsteht Vertrauen, weil Verlässlichkeit sichtbar wird.

Gute Plattformen leben von gutem Betrieb. Schulungen müssen kurz, konkret und wiederholbar sein, nicht feierlich und einmalig. Ein dreistufiger Support trennt Inhalte von Technik und Abhängigkeiten von echten Fehlern. Ein kleines Analyseset zeigt Bearbeitungszeiten, Rückfragenquoten und Engpässe pro Prozess. Rollouts in Wellen ermöglichen Lernen ohne Stillstand. Ein Übungssystem erlaubt es, neue Formulare zu testen, bevor sie im Alltag stehen. So wird Veränderung planbar statt ermüdend.

Für Apotheken bedeutet das Orientierung ohne Zusatzwege, wenn der Start realistisch bleibt. Legen Sie jetzt eine schlanke Portalordnung an, mit zwei benannten Zugriffsberechtigten, einem Verzeichnis gültiger Nachweise und einer kurzen Monatsroutine. Hinterlegen Sie firmeneinheitliche Dateinamen und Gültigkeitsdaten, damit jede Vertretung arbeitsfähig ist. Bitten Sie die Kammer um einen verbindlichen Fahrplan der ersten Leistungen und richten Sie intern Checklisten exakt daran aus. Melden Sie Stolperstellen mit Fallbezug zurück, damit Prozesse nicht abstrakt, sondern praxisnah nachgebessert werden. So wird ein großes Vorhaben nicht zur Last, sondern zum Werkzeug, das Zeit spart, Qualität hebt und den Blick auf das Wesentliche frei macht.

 

Wendepunkt erkennen, Leistungen schärfen, Finanzierung realistisch benennen

Politische Gesprächskanäle sind wieder offen, Wertschätzung ist hörbar, und die Rede vom Wendepunkt macht Hoffnung. Optimismus allein trägt jedoch kein Geschäftsmodell, wenn zugleich Kernfragen der Vergütung ungeklärt bleiben. Zwischen Ankündigungen und Alltag klafft oft die Lücke, in der Ressourcen versickern. Genau hier entscheidet sich, ob „mehr Verantwortung“ zur Chance oder zur Zusatzlast wird. Der Unterschied liegt in präziser Übersetzung politischer Signale in belastbare Betriebspläne.

Ein Wendepunkt ist nur dann einer, wenn er Richtung und Tempo ändert. Das heißt für Apotheken: Dienstleistungen priorisieren, die nachweislich Versorgungslücken schließen und abrechenbar sind. Impfungen, Medikationsanalysen, Adhärenzprogramme, Polypharmazie Checks und strukturierte ePA Beiträge entfalten Wirkung, wenn Prozesse sitzen. Dazu gehören klare Einschlusskriterien, standardisierte Aufklärung, dokumentierte Einwilligungen und definierte Outcome Kennzahlen. Sonst bleibt vom guten Vorsatz lediglich Mehraufwand ohne messbaren Nutzen.

Die Infrastruktur entscheidet mit. Eine verlässlich funktionierende Telematik ist nicht Kür, sondern Voraussetzung, damit eVerordnungen, ePA Beiträge und Nachweise friktionsarm fließen. Wer hier früh auf Redundanz, klare Zuständigkeiten und geübte Ausweichverfahren setzt, verliert bei Störungen keine Tage, sondern Minuten. Schulungen müssen handwerklich sein: kurze Module, Fallbezug, Wiederholung. Technik wird so zum Mittel zum Zweck, nicht zum Nadelöhr in der Offizin.

Ohne Finanzierung verflacht jede Reform. Energiekosten, Tarifsteigerungen, IT Betrieb und Qualifizierung steigen, das Fixum stagniert. Eine Dynamisierung einzelner Bausteine, etwa beim Impfen, lindert Symptome, ersetzt aber kein tragfähiges Grundhonorar. Bis politische Entscheidungen fallen, hilft nur betriebswirtschaftliche Klarheit: Leistungskalkulation mit Vollkosten, Szenario Budgets für 2026/27, Grenzbeiträge je Dienstleistung und ein Ampelsystem, das unrentable Routinen konsequent zurückfährt. Wer seine Zahlen kennt, verhandelt anders und steuert früher gegen.

Strategisch braucht es beides: eine starke gemeinsame Linie und die nüchterne Prüfung vor Ort. Kammern und Verbände sollten bundeseinheitliche SOPs, Dokumentationsmuster und Schulungsframeworks liefern, damit nicht jede Apotheke alles neu erfinden muss. Gleichzeitig schützt Realismus vor Enttäuschung: Jedes neue Angebot bekommt einen Pilotmonat, dann zählt, was ankommt, was abrechnungsfähig ist und was Zeit frisst. Optimismus bleibt willkommen, aber er steht auf den Füßen belastbarer Routinen.

Für Apotheken bedeutet das, jetzt ein kurzes, hartes Priorisierungsprogramm aufzusetzen. Wählen Sie zwei Dienstleistungen, die Sie in den nächsten drei Monaten operativ exzellent machen, statt fünf halb zu beginnen. Legen Sie Zielzahlen fest, zum Beispiel Impfungen pro Woche und abgeschlossene Medikationsanalysen pro Monat, und verknüpfen Sie diese mit Schulungstakten und Slots im Dienstplan. Hinterlegen Sie für jedes Angebot eine einseitige Kalkulation mit Vollkosten und einem Abbruchkriterium. Stimmen Sie intern Rollen ab, wer triagiert, wer dokumentiert, wer abrechnet, und prüfen Sie nach sechs Wochen, ob die Ergebnisse tragen. So wird aus „Wendepunkt“ kein Schlagwort, sondern eine Linie, die Ihren Standort sichtbar stabilisiert und weiterbringt.

 

Stabwechsel verstehen, Kontinuität sichern, Interessen wirksam vertreten

Zum 1. Januar 2026 übernimmt Franziska Erdle die Führung des Abda Hauptamts, nach einer Einarbeitungsphase ab Herbst 2025. Damit endet eine lange Amtszeit des bisherigen Geschäftsführers und eine neue Handschrift wird sichtbar werden. Erdle bringt Verbands und Verhandlungserfahrung aus einem industriellen Spitzenverband mit. Das ist Chance und Bewährungsprobe zugleich. Denn Gesundheitssystem, Apothekenlandschaft und politische Taktung folgen anderen Logiken als die Industrieverbände.

Das Hauptamt ist das professionelle Rückgrat der Organisation. Hier werden Positionen operationalisiert, Verhandlungen angebahnt, Daten verdichtet und Kampagnen orchestriert. Der ehrenamtliche Teil gibt Richtung und Legitimation, das Hauptamt übersetzt in belastbare Arbeitspakete. Entscheidend sind Takt, Priorisierung und die Fähigkeit, heterogene Interessen zu bündeln. Wer in Berlin wirken will, braucht Verlässlichkeit, Zahlenfestigkeit und eine klare Erzählung, warum Vor Ort Apotheken Daseinsvorsorge sind.

Die To do Liste ist anspruchsvoll. Honorarfragen drängen, während die GKV Finanzen politischen Vorrang beanspruchen. Digitalisierung muss von „Störung managen“ zu „Nutzen heben“ drehen, sonst frisst die Telematik Ressourcen ohne Ertrag. Personal und Demografie zwingen zu neuen Routinen in Beratung und Aufgabenverteilung. Lieferketten, Prävention, Arzneimitteltherapiesicherheit und Bürokratieabbau bleiben Querlagen, die nur mit konsistenter Linie bearbeitet werden.

Für Apotheken bedeutet das eine seltene Gelegenheit, die ersten hundert Tage mitzugestalten. Jetzt lohnt es, je Standort die drei größten Hemmnisse und die zwei wirksamsten Hebel auf eine Seite zu bringen und über Kammern und Verbände einzuspeisen. Nützlich sind sauber hinterlegte Kennzahlen zu Retaxaufkommen, Ausfallzeiten der TI, Zeitbedarf für pDL und echten Vollkosten je Leistung. Wer belegbar zeigt, wo Minuten, Euro und Wirkung liegen, verleiht Forderungen Gewicht. So entsteht aus Erwartungen ein Programm, das in Verhandlungen trägt.

Operativ zahlt sich Nüchternheit aus. Jede neue politische Ankündigung wird auf Umsetzbarkeit, Fristen, Gegenfinanzierung und Praxisfolgen geprüft, bevor Ressourcen gebunden werden. Transparente Roadmaps, regelmäßige Wirkungsberichte und ein Ampelsystem für Projekte schaffen Vertrauen nach innen und außen. Wenn das neue Hauptamt diese Managementkultur sichtbar lebt, wächst der Spielraum an den Verhandlungstischen. Dann wird aus dem Stabwechsel nicht nur ein Personalereignis, sondern ein Taktwechsel, der in der Offizin ankommt.

 

Digital voran, praxisnah bleiben: ePA und elektronischer Medikationsplan können Medikationssicherheit spürbar heben, wenn Erstzugang, Rechte und Prozesse friktionsarm greifen. Parallel dämpft die Haushaltslage die Honorarhoffnung, während Leistungen und Erwartungen an die Offizin steigen. Prävention wird rhetorisch bejaht, budgetär gekürzt; Reform-Eckpunkte versprechen Entlastung, lassen aber die Vergütung offen. Zwischen diesen Spannungen liegen die Hebel der Woche: Impfprozesse straffen, TI-Fallbacks einüben, Retaxquellen schließen, Kosten-Nutzen von Verbands- und Portalprojekten transparent machen, Kennzahlen auf eine Seite bringen und Teamzeit konsequent in Beratung umschichten. Orientierung gibt die Tageslage anhand von Apotheken Nachrichten — als Bezug, nicht als Akteur — damit Entscheidungen dort wirken, wo sie zählen: am Tresen, im Quartier, bei Patientinnen und Patienten.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wer Zahlungsflüsse sichtbar macht, verhandelt aus Stärke und priorisiert Leistungen, die Liquidität sichern. Wer Abrechnung und Hilfsmittel mit klaren Prüfpunkten standardisiert, kauft Beratungszeit zurück. Wer Prävention im Quartier verankert, stabilisiert Nachfrage, Vertrauen und Gesundheit – jenseits jeder Haushaltslage.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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