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  • 27.08.2025 – Apotheken Nachrichten ordnen Streiks, fordern Finanzierungsklarheit, stärken Prävention
    27.08.2025 – Apotheken Nachrichten ordnen Streiks, fordern Finanzierungsklarheit, stärken Prävention
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Frankreichs Apotheken bereiten Streiks vor, die IKK stellt das Fixum infrage, dm drängt in die Gesundheitsvorsorge, während Experten vor...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken Nachrichten ordnen Streiks, fordern Finanzierungsklarheit, stärken Prävention

 

Wie Frankreichs Proteste, Fixum-Debatten und Arzneirisiken die Rolle der Offizin neu definieren

Apotheken-News: Bericht von heute

Frankreichs Apotheken rüsten sich für einen historischen Streik, weil geplante Haushaltskürzungen ihre Existenz bedrohen, während Premierminister Bayrou mit der Vertrauensfrage pokert und das Land an einer politischen Zerreißprobe steht, zugleich stellen die Innungskrankenkassen das Apothekenfixum in Frage und entfachen damit eine Debatte über Finanzierungslogik, Beitragsgerechtigkeit und Versorgungsstabilität, in die sich die ABDA vehement einmischt, während der Drogeriekonzern dm mit Diagnose- und Vorsorgeleistungen in den Gesundheitsmarkt drängt und von Fachverbänden wie Politik gleichermaßen als Sicherheitsrisiko wahrgenommen wird, weil medizinische Standards und Patientenschutz auf dem Spiel stehen, parallel warnen Fachgesellschaften vor Arzneimittel-induzierter Osteoporose durch Glucocorticoide, Protonenpumpenhemmer oder Antihormontherapien, und fordern klare Präventionskonzepte, die Mikronährstoffe, Bewegung und medikamentöse Absicherung verbinden, wodurch Apotheken erneut in einer Schlüsselrolle stehen, zwischen Protest, Finanzierungsdruck, Marktausweitung und Präventionsauftrag.

 

 

Die angekündigten Sparmaßnahmen der französischen Regierung setzen die Apothekenlandschaft unter Hochdruck. Premierminister François Bayrou koppelt seinen Sparkurs an die Vertrauensfrage; gleichzeitig mobilisieren Berufsgruppen landesweit – mit Start der Apothekenproteste ab 18. September und Folgeterminen. Besonders brisant ist die Absenkung der Obergrenzen für Herstellerrabatte bei Generika: von bislang 40 % auf 30 % zum 1. September und in einem zweiten Schritt auf 20 % ab 2027. Parallel avisiert die Regierung Einsparungen von 17 Mrd. Euro im Gesundheitsbereich, davon 500 Mio. Euro bei Arzneimitteln. In Summe entsteht ein Kosten- und Strukturimpuls, der Beschaffung, Verfügbarkeit und Beratung in den Offizinen neu austariert.

Die Senkung der Rabattdeckel verschiebt Anreize entlang der Kette Hersteller–Großhandel–Apotheke. Wo bisher hohe Rabatte Spielräume bei Einkauf und Lagerhaltung eröffneten, drohen künftig engere Marge, restriktivere Sortimente und eine stärkere Fixierung auf am Preisanker orientierte Produkte. Für Patientinnen und Patienten kann sich das in kurzfristigen Lieferumstellungen, vermehrten Substitutionen und einer sensibleren Rezeptbelieferung äußern. Für Apothekenmanagement bedeutet es: Bestandsführung wird volatiler, die Kommunikation am HV anspruchsvoller, und jede Umstellung erfordert klare Erklärbarkeit – insbesondere bei chronischen Therapien, in denen Kontinuität Vertrauen stiftet. Gleichzeitig steigt der Druck, Beratung als Mehrwert sichtbar zu machen, weil Preis- und Rabattspielräume schrumpfen.

Die Proteste der Apotheken reihen sich in eine breitere Streikbewegung ein: Energie, Taxi, Bahn und zivilgesellschaftliche Allianzen planen Aktions- und Blockadetage. Gesundheitsversorgung ist in solchen Phasen strukturell verletzlich – nicht zwingend, weil Apotheken „nicht wollen“, sondern weil Logistik, Personalschichten und Erreichbarkeit systemisch zusammenhängen. Kommt es zu Zugblockaden, verlängern sich Lieferwege; fallen einzelne Samstage aus, kompensiert der Montag eine Spitzenlast. Je nach Verlauf der Vertrauensabstimmung kann politischer Richtungswechsel die Planung zusätzlich erschweren. Für Apotheken heißt das: Szenarien vorwegdenken, Engpassartikel aktiv monitoren, Abholfächer und Botendienste temporär aufstocken, und – wo möglich – mit Ärzteschaften substitutionsfreundliche Rezeptstrategien abstimmen.

In der Offizin stellt sich jetzt vor allem die Frage, wie man Versorgungssicherheit mit geringerem Rabattspielraum verlässlich herstellt. Praktisch bewährt sich eine ABC-Analyse des Lagerkerns mit klaren Substitutionspfaden je Indikation (Austauschampeln), ergänzt um ein Ampelboard für Engpässe mit täglich aktualisierten Hinweisen an das Team. Bei generikafähigen Verordnungen helfen vorbereitete Beratungskarten („Wirkstoff bleibt gleich – Herstellerwechsel erklärt“), um Rückfragen zu antizipieren. Kommunikationsseitig lohnt es, Stammkund:innen proaktiv über mögliche Umstellungen zu informieren, empfindliche Therapien (z. B. Antiepileptika mit enger therapeutischer Breite) gesondert zu kennzeichnen und bei Bedarf Rücksprache einzubauen. So wird Unsicherheit in planbare Schritte übersetzt.

Betriebswirtschaftlich rückt die Kostenkontrolle enger ans Patientenaufkommen: Lagerumschlagsdauer senken, Mindestbestände dynamisch koppeln, Retourenfenster strikt nutzen. Die verkleinerte Rabattspanne macht Fehler teurer – fehlerhafte Bestellungen, verpasste Rückgaben oder nicht dokumentierte Substitutionen schlagen schneller durch. Digital lohnt ein „Lean-Rezept“-Prozess: Scans prüfen, Interaktionen checken, Substitutionsregeln automatisiert anzeigen, und am Schluss ein kurzer Dokumentationshinweis zur Umstellung. Gleichzeitig sollten Apotheken ihre Zahlungs- und Kassensysteme gegen externe Störungen abhärten; Streiktage und politische Unsicherheit sind erfahrungsgemäß Phasen erhöhter Betrugsversuche – von falschen Lieferavis bis Social-Engineering-Anrufen.

Für Betreiberinnen und Betreiber folgt daraus, dass Risikostreuung auch versicherungstechnisch sauber aufgesetzt sein muss. Prüfen Sie, ob Betriebsunterbrechung, Lieferkettenstörung und Vertrauensschaden in Ihren Policen adressiert sind und wie Ausschlüsse bei „Streik/Unruhen“ formuliert sind. Gerade bei erhöhter organisatorischer Komplexität lohnt ein Vier-Augen-Prinzip für Hochwert-Artikel und Betäubungsmittel, inklusive tagesaktueller Bestandsjournal-Prüfung. Parallel sollte die Belegschaft für „kritische Kommunikation“ trainiert werden: Was sagen wir bei Lieferausfall? Wie begründen wir Herstellerwechsel? Welche Eskalationskette greift bei Rezeptkonflikten? Wer hat die Hotline-Liste der Ansprechpartner auf Papier parat, falls Systeme ausfallen?

Strategisch wirft Frankreichs Kurs eine Frage auf, die auch hierzulande mitschwingt: Wie balanciert man Sparziele mit flächendeckender Pharmazieversorgung? Wer nur an der Preisschraube dreht, erntet kurzfristige Entlastung auf Kostenträgerseite, riskiert aber mittel- bis langfristig Erosion bei Verfügbarkeit und Beratungsqualität. Für die Apotheke vor Ort ist die Antwort selten „entweder/oder“, sondern „sowohl als auch“: Effizienz plus Evidenz in der Beratung, digitale Stützen ohne Verlust an persönlicher Bindung, und klare Priorisierung der knappen Ressourcen auf die Fälle mit höchster Wirkung – Polypharmazie, vulnerable Gruppen, Adhärenzrisiken.

Am Ende wird die politische Entscheidung über den Vertrauensantrag in Paris ein Taktgeber sein – nicht der einzige. Für die Offizin zählt, jetzt robuste Routinen zu etablieren, die unabhängig vom Ausgang tragen: strukturierte Substitution, transparente Kommunikation, engmaschiges Engpass-Monitoring und ein waches Auge auf Betriebssicherheit. So bleibt Versorgung belastbar, selbst wenn die politische Großwetterlage wechselt.

Die jüngsten Forderungen des IKK-Verbandes haben eine empfindliche Sollbruchstelle im System der gesetzlichen Krankenversicherung offengelegt. Während die Beitragssätze steigen und die Deckungslücke für das laufende Jahr auf rund 46 Milliarden Euro taxiert wird, präsentiert der Verband der Innungskrankenkassen (IKK e. V.) drei Sofortmaßnahmen, um die Last auf Beitragszahler zu begrenzen. Eine davon trifft die Apotheken unmittelbar: die im Koalitionsvertrag angekündigte Erhöhung des Fixums soll gestrichen werden. Für die Offizin bedeutet das nicht nur eine symbolische, sondern eine existenzielle Frage: Wie lange trägt ein Honorarsystem, das seit über zwölf Jahren eingefroren ist, noch die Kosten von Personal, Energie und Digitalisierung?

In der Begründung der IKK-Vertreter klingt ein nachvollziehbares Argument: Versicherungsfremde Leistungen, insbesondere die Gesundheitsversorgung von Bürgergeldempfängern, belasten die GKV unverhältnismäßig. Rund zehn Milliarden Euro pro Jahr fließen aus Beitragsmitteln, die eigentlich der Versorgung der Versicherten dienen sollten, in gesamtstaatliche Aufgaben. Die Forderung, diese Ausgaben dem Bundeshaushalt zuzuordnen, entspricht einer klaren Trennung von Versicherungs- und Sozialpolitik. Doch wenn der Verband diese Linie mit einem „Ausgabenmoratorium“ verknüpft und dabei das Apothekenhonorar explizit nennt, geraten Apotheken in ein Sparfeuer, das nicht sie entzündet haben.

Die Botschaft trifft auf eine ohnehin angespannte Branche: Fast 20 Prozent der Apotheken sind in den letzten zehn Jahren verschwunden, die Personalknappheit spitzt sich zu, die Fixkosten steigen. Abda-Präsident Thomas Preis verweist auf diese Zahlen und kontert, dass ein Stopp der Honoraranpassung nicht nur ein ökonomisches, sondern ein versorgungspolitisches Risiko darstellt. Denn wo Honorare stagnieren, verschärfen sich Standortschließungen – und gerade ältere, multimorbide Patienten in ländlichen Regionen verlieren den Zugang. Für sie ist die Frage nicht abstrakt, sondern konkret: Wie weit ist der Weg zur nächsten Apotheke?

Für die Praxis in den Offizinen bedeutet die Debatte zweierlei. Erstens müssen Apothekenbetreiber ihre eigene Wirtschaftlichkeit mit noch größerer Präzision steuern: Lagerhaltung optimieren, Personalressourcen absichern, Zusatzangebote evaluieren. Zweitens rückt die politische Kommunikation in den Mittelpunkt: Verbände und Apotheker:innen müssen deutlich machen, dass ein eingefrorenes Fixum die Versorgungsleistung schwächt – und damit langfristig auch die Beitragszahler mehr kostet, weil Folgekosten durch Engpässe, Notfallversorgungen oder Klinikaufenthalte steigen.

Operativ empfiehlt sich, Szenarien zu entwickeln: Was bedeutet ein eingefrorenes Fixum für den Betrieb in den nächsten fünf Jahren? Welche Reserven bestehen, wo müssen Prozesse digitalisiert oder Leistungen priorisiert werden? Eine nüchterne SWOT-Analyse im eigenen Betrieb kann helfen, Schwachstellen sichtbar zu machen. Gleichzeitig gilt: Versicherungsseitig sollten Apotheker prüfen, wie Betriebsausfall, Personalengpässe und Retaxationen im Policenbestand abgedeckt sind – denn in Zeiten knapper Kassen verschärfen sich Prüfungen und Abrechnungsstreitigkeiten.

Zuspitzend formuliert: Die Diskussion um das Fixum ist ein Testfall für die Glaubwürdigkeit der Gesundheitspolitik. Wenn Politik und Kassen die flächendeckende Arzneimittelversorgung sichern wollen, darf die Apotheke nicht länger auf dem Status quo verharren. Honoraranpassung ist kein Luxus, sondern Grundbedingung dafür, dass Apotheken ihre Funktion als niedrigschwellige, patientennahe Gesundheitsinstanz erfüllen können. Wer hier spart, spart an der falschen Stelle – und riskiert, dass Versorgungslücken zum Normalfall werden.

Die Drogeriekette dm verschiebt die Grenzlinien zwischen Handel und Gesundheitswesen: Neben Tests zum Selbstgebrauch werden nun auch Diagnose- und Präventionsleistungen erprobt, teils mit telemedizinischer Anbindung. Für Verbraucher klingt das nach bequemer Abkürzung – für die Versorgungsqualität ist es ein Stresstest. Denn dort, wo Screening und Diagnostik beginnen, greifen medizinische Sorgfaltspflichten, die über reine Produktempfehlungen hinausgehen. Apothekenteams spüren den Druck unmittelbar: Kundinnen und Kunden kommen mit Ergebnissen aus der Drogerie in die Offizin und erwarten Einordnung. Genau hier entscheidet sich, ob niedrigschwellige Angebote Brücken zur Versorgung bauen – oder Unsicherheit und Folgekosten erzeugen.

Die Palette der neuen Angebote reicht von Augenscreenings über Vitamin- und Eisen-Selbsttests bis hin zu Hautanalysen, die mit Modellen der künstlichen Intelligenz ausgewertet werden. Solche Leistungen bewegen sich im regulatorischen Spannungsfeld zwischen In-vitro-Diagnostika, Medizinprodukten und Gesundheitsdienstleistungen. Ein CE-Kennzeichen oder eine ordnungsgemäße Konformitätsbewertung belegt zwar die Produktsicherheit, ersetzt jedoch keine ärztliche Anamnese, keine qualifizierte Befundung und keine Risikoabwägung. Hinzu kommt: Telemedizinische Rückkopplung ist nur dann ein Fortschritt, wenn sie strukturiert eingebettet ist – mit klaren Eskalationswegen, belastbarer Dokumentation und datenschutzkonformer Verarbeitung. Fehlt diese Einbettung, drohen Fehlinterpretationen und Versorgungsschleifen, die am Ende mehr Praxis- und Kliniktermine auslösen.

Fachärztliche Verbände warnen entsprechend: Ohne robuste Vortest-Wahrscheinlichkeit und kontrollierte Rahmenbedingungen liefern Schnell-Screenings anfällige Ergebnisse. Falsch-positiv bedeutet Verunsicherung, falsch-negativ wiegt schwerer – es kann zu verspäteter Diagnostik führen. Gerade bei Hautveränderungen, Sehstörungen oder Mangelzuständen ist Kontextwissen entscheidend: Medikamente, Komorbiditäten, Lebensstil und Symptome im Verlauf. Wird diese Komplexität auf eine App-Auswertung reduziert, entsteht eine Scheinsicherheit, die die Patientensicherheit unterläuft. Für Apotheken heißt das: Ergebnisse aus der Drogerie sind als Hinweise zu behandeln – nicht als Diagnosen.

Auch aus der Politik kommen mahnende Töne. Gesundheitspolitiker betonen, dass Screenings kein Selbstzweck sind, sondern in qualifizierte Beratung und Behandlung eingebettet werden müssen. Qualitätsstandards, qualifizierte Fachkräfte und sichere Anbindung an die ärztliche Versorgung sind Kernbedingungen, damit niedrigschwellige Angebote Nutzen stiften. Gleichzeitig wird der Trend als Symptom gedeutet: Wo das reguläre System Wartezeiten und Zugangshürden erzeugt, besetzen Handelsketten entstehende Lücken. Daraus folgt jedoch keine Abwertung professioneller Versorgung – im Gegenteil: Es erhöht den Druck, Schnittstellen sauber zu definieren und Verantwortung klar zuzuordnen.

Juristisch zeichnen sich drei Risikozonen ab: Werbung, Haftung und Datenschutz. Werblich ist eine klare Trennung zwischen Produktverkauf und Gesundheitsversprechen nötig; irreführende Heilversprechen sind tabu. Haftungsrechtlich stellt sich die Frage, wer für Interpretations- oder Eskalationsfehler einsteht, wenn ein algorithmisch erzeugter Hinweis die klinische Relevanz verfehlt. Datenschutzrechtlich müssen Einwilligungen spezifisch, informiert und nachweisbar sein – insbesondere bei sensiblen Gesundheitsdaten, die ausgewertet, gespeichert oder geteilt werden. Ohne belastbare Prozesse in allen drei Zonen entstehen Risiken, die am Ende bei Patientinnen und Patienten sowie den nachgelagerten Leistungserbringern ankommen.

In der Beratungspraxis zeigt sich, wie Apotheken Orientierung geben: Ergebnisse externer Selbsttests werden dokumentiert, in einfachen Worten eingeordnet und – wo nötig – triagiert. Bewährt hat sich ein dreistufiges Schema: 1) „Unauffällig, aber erklärungsbedürftig“ (Beratung, Beobachtungszeitraum, ggf. OTC-Unterstützung mit Hinweis auf Warnzeichen), 2) „Auffällig, zeitnah abklärungsbedürftig“ (Überleitung an Haus- oder Facharzt, Übergabebrief mit Befundkopie), 3) „Alarmzeichen“ (Sofortüberweisung/Notfall). Parallel wird die Medikationsliste gesichtet: Interaktionen, die Mangelzustände imitieren oder Screening-Ergebnisse verfälschen, sind häufige Stolpersteine. Diese strukturierte Einordnung schützt Patientinnen und Patienten – und macht die Rolle der Offizin als Navigationspunkt erlebbar.

Für Betreiberinnen und Betreiber folgt daraus eine strategische Doppelbewegung: Abgrenzung durch Qualität und Anbindung durch Kooperation. Qualität heißt: zertifizierte pharmazeutische Dienstleistungen, Impf- und Beratungsangebote mit klaren SOPs, regelmäßige Fortbildung und sichtbares Qualitätsmanagement. Anbindung heißt: definierte Rückkanäle zu lokalen Ärztinnen und Ärzten, standardisierte Übergabeformulare und verlässliche Erreichbarkeiten. Wer beides verbindet, unterscheidet sich klar vom „Do-it-yourself-Gesundheitscheck“ im Drogerieregal und macht den Mehrwert der Apotheke messbar.

Praktisch bedeutet das: Eine hausinterne SOP „Umgang mit externen Screening-Ergebnissen“ festlegen (Dokumentation, Triagekriterien, Eskalationswege, Datenschutz). Ein einseitiges Patientenmerkblatt bereitstellen („Was bedeutet ein Screening-Ergebnis – und was nicht?“). Teams befähigen, unsichere Resultate ruhig einzuordnen, ohne Diagnosen zu stellen, und dabei wertschätzend Richtung Arztpraxis zu lotsen. Zudem sollten Haftungs- und Cyberpolicen geprüft werden: Wo Gesundheitsdaten Dritter auf Papier oder digital kurzzeitig verarbeitet werden, braucht es klare Zuständigkeiten, Zugriffssteuerung und sichere Aufbewahrung.

Am Ende entscheidet Vertrauen. Niedrigschwellige Checks können ein Startpunkt sein – die Apotheke macht daraus einen sicheren Weg. Sie übersetzt Werte in Bedeutung, trennt Werbung von Wirklichkeit und führt Patientinnen und Patienten in die richtige Versorgungsebene. Genau das ist der Unterschied zwischen Selbstbedienung und Versorgungskompetenz: Es gibt nicht nur ein Ergebnis, es gibt Verantwortung.

Arzneimittel sind für Millionen von Patientinnen und Patienten Lebensretter, sie lindern Beschwerden, stabilisieren chronische Krankheitsbilder oder ermöglichen überhaupt erst ein erträgliches Leben mit schweren Erkrankungen. Doch jede Medikation trägt auch Nebenwirkungen in sich – und manche davon entfalten sich schleichend, lange bevor sie erkannt werden. Eine davon ist die Arzneimittel-induzierte Osteoporose, die in ihrer Tragweite bislang unterschätzt wird. Wer jahrelang bestimmte Medikamente einnimmt, riskiert unbemerkt einen massiven Verlust an Knochenmasse und damit eine erhöhte Gefahr von Frakturen, Einschränkungen der Lebensqualität und Abhängigkeit von Pflege. Für das Gesundheitswesen bedeutet dies ein wachsendes Problem, für Apotheken eine doppelte Verantwortung: Aufklärung und Prävention im Beratungsgespräch, aber auch strukturierte Medikationsanalysen bei Risikopatienten.

Besonders eindeutig belegt ist der Zusammenhang zwischen systemischer Glucocorticoid-Therapie und Osteoporose. Schon kleine Dosen von 2,5 mg Prednisolon-Äquivalent, die über mehrere Monate gegeben werden, steigern nachweislich das Frakturrisiko. Ab einer Dosis von 7,5 mg über längere Zeit verdoppelt oder verdreifacht sich dieses Risiko. Glucocorticoide greifen gleich mehrfach in den Knochenstoffwechsel ein: Sie vermindern die Bildung von Osteoblasten, erhöhen anfangs die Aktivität der Osteoklasten und stören zusätzlich die Calciumaufnahme im Darm wie auch die Rückresorption in der Niere. Parallel verschlechtern sie die Muskelkraft – ein zusätzlicher Risikofaktor für Stürze. Für Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen entsteht damit ein Dilemma: Das Medikament ist unverzichtbar, die Knochenschädigung fast zwangsläufig. Prävention muss daher von Beginn an mitgedacht werden.

Doch Glucocorticoide sind nicht allein verantwortlich. Antihormonelle Therapien im Rahmen von Brust- oder Prostatakrebs führen durch den induzierten Estrogenmangel ebenso zu einem deutlichen Abbau der Knochenmasse. Aromatasehemmer wie Letrozol oder GnRH-Analoga wie Leuprorelin reduzieren die Hormonproduktion so stark, dass die Knochen ihre Stabilität verlieren. Auch hier ist das Frakturrisiko dokumentiert und in Leitlinien hinterlegt. Ergänzend sind weitere Arzneimittelgruppen im Verdacht, eine Osteoporose zu fördern – von Protonenpumpenhemmern über selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bis hin zu Antiepileptika oder Diuretika. Die Mechanismen sind zwar nicht immer vollständig geklärt, aber die klinischen Daten zeigen: Langzeiteinnahme bedeutet Gefahr.

Für Apotheken ergibt sich daraus eine Schlüsselrolle. Denn sie sind es, die den Überblick über die Gesamtheit aller Verordnungen eines Patienten haben. Während die Fachärztin nur „ihre“ Medikation sieht, laufen in der Apotheke die Fäden zusammen. Hier können Wechselwirkungen erkannt, Risiken thematisiert und präventive Maßnahmen angestoßen werden. Das Gespräch in der Offizin wird zur ersten Verteidigungslinie gegen Knochenbrüche. Wenn Patientinnen und Patienten regelmäßig Glucocorticoide einnehmen, können Apotheker frühzeitig auf Vitamin-D- und Calcium-Supplementierung hinweisen, Empfehlungen zu Bewegung geben oder an die Notwendigkeit einer Knochendichtemessung erinnern.

Eine wirksame Präventionsstrategie ruht auf vier Säulen: Ernährung, Bewegung, Mikronährstoffe und Pharmakotherapie. Die Basis bilden Calcium (1.000 mg täglich) und Vitamin D (800 IE täglich), vorzugsweise über die Nahrung und Sonnenexposition, ergänzt bei Bedarf durch Supplemente. Körperliche Aktivität, insbesondere Krafttraining und Balanceübungen, stärkt nicht nur die Knochen, sondern reduziert das Sturzrisiko. Pharmakologisch stehen Bisphosphonate wie Risedronat oder der Antikörper Denosumab zur Verfügung, die gezielt den Knochenabbau hemmen. Für Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko sind sie längst Standard – doch sie wirken nur, wenn die Mikronährstoffversorgung stimmt und die Einnahmeregeln eingehalten werden. Hier zeigt sich erneut die Beratungsstärke der Apotheke: Einnahmehinweise, zeitlicher Abstand zu Nahrungsergänzung, Warnungen vor Schleimhautschäden durch falsche Anwendung – all das ist Wissen, das Patientinnen im Alltag schützt.

Darüber hinaus ist die Sturzprävention ein oft übersehener Faktor. Viele Arzneimittel, die nicht direkt den Knochen angreifen, erhöhen indirekt das Risiko für Frakturen, weil sie Müdigkeit, Schwindel oder Blutdruckabfälle hervorrufen. Benzodiazepine, Antipsychotika, Z-Substanzen oder bestimmte Antihypertensiva sind hier Beispiele. Wer diese Risiken kennt, kann im Beratungsgespräch klare Empfehlungen geben: Stolperfallen beseitigen, nächtliche Gänge zur Toilette minimieren, regelmäßige Seh- und Hörtests durchführen. Eine Medikationsanalyse, die auch auf diese indirekten Effekte achtet, ist deshalb ein entscheidender Baustein für mehr Sicherheit.

Apothekenbetreiber stehen vor der Frage, wie sie ihre Teams dafür fit machen. Schulungen zur Arzneimittel-induzierten Osteoporose, standardisierte Checklisten bei Hochrisikopatienten, Kooperationen mit Ärzten für gezielte Knochendichtemessungen – all dies sind Investitionen, die sich mittel- und langfristig auszahlen. Sie erhöhen nicht nur die Patientensicherheit, sondern stärken auch das Profil der Apotheke als Gesundheitsdienstleister.

Zuspitzend formuliert bedeutet das: Arzneimittel heilen, aber sie schaden auch – manchmal dort, wo man es nicht erwartet. Osteoporose als stille Nebenwirkung darf nicht länger übersehen werden. Apotheken sind prädestiniert, hier aufzuklären, präventiv einzugreifen und eine Brücke zwischen Verordnung und Lebenswirklichkeit zu schlagen. Wer diesen Auftrag ernst nimmt, gewinnt Vertrauen und kann gleichzeitig verhindern, dass aus einer notwendigen Therapie eine zweite Krankheit entsteht.

Vier Themenlinien – Protest, Finanzierung, Marktverschiebung und Prävention – greifen ineinander und zeigen, wie eng die Versorgungsrealität von Apotheken mit politischer Stabilität, ökonomischem Druck, Marktöffnung und medizinischem Fortschritt verwoben ist. Frankreichs Apotheken stehen als Sinnbild für Widerstand gegen Kürzungen, die IKK-Forderungen illustrieren die Härte der Finanzierungsdebatten, dm als Drogerieriese verdeutlicht den Trend zu Grenzverschiebungen, und die Osteoporose-Medikation macht klar, dass Prävention zur Kernaufgabe wird. Alles zusammen zeichnet ein Bild, in dem Apotheken nicht nur reagieren, sondern gestalten müssen – inmitten von Unsicherheit und steigenden Erwartungen.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Apotheken tragen Verantwortung im Zusammenspiel von Politik, Ökonomie, Markt und Gesundheit. Die eigentliche Stärke liegt darin, verbindend zu wirken – zwischen Protest und Versorgung, zwischen Kostendruck und Vertrauen, zwischen Marktöffnung und Prävention.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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