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  • 26.08.2025 – Apotheken-Nachrichten verdichten Werbekritik, Finanzalarm und Herzrisiken
    26.08.2025 – Apotheken-Nachrichten verdichten Werbekritik, Finanzalarm und Herzrisiken
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Von Jauchs Verteidigung über drohende GKV-Reformlasten bis zu Rückrufen und Herzrisiken: Die Apotheken-Nachrichten zeigen die Spannweite...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten verdichten Werbekritik, Finanzalarm und Herzrisiken

 

Jauchs Rechtfertigung, Blatts Reformappell, Rückrufe im Alltag und neue Studien zu Pregabalin formen eine Momentaufnahme der Versorgung

Apotheken-News: Bericht von heute

Prominente prägen Meinungen, Zahlen prägen Systeme, und Medikamente prägen Schicksale – so ließe sich die Spannbreite dieser Woche in den Apotheken-Nachrichten zusammenfassen. Günther Jauchs Verteidigung seiner Werbeverträge mit der Shop Apotheke zeigt, wie eng Imagefragen inzwischen mit Versorgungspolitik verwoben sind. Parallel schlägt der neue GKV-Chef Oliver Blatt Alarm: Ohne Reformen könnten die Zusatzbeiträge bereits 2026 die Marke von drei Prozent übersteigen, ein Risiko für Wettbewerbsfähigkeit und Vertrauen in das Solidarsystem. Währenddessen müssen Apotheken erneut Rückrufe managen – von Schnupfenpräparaten bis Ambroxol – und zugleich die Beratungskompetenz bei neuen Studien unter Beweis stellen: Eine Analyse deutet auf ein erhöhtes Herzinsuffizienz-Risiko durch Pregabalin hin. Die Kombination aus medialem Druck, finanziellen Spannungen, organisatorischen Pflichten und klinischen Erkenntnissen verdeutlicht, dass Apotheken nicht am Rand stehen, sondern im Zentrum aller Linien, die den Gesundheitsdiskurs der kommenden Monate bestimmen.

 

 

Die Diskussion um Günther Jauch und seine Werbeverträge mit der Shop Apotheke hat eine Dynamik angenommen, die weit über die Frage nach dem persönlichen Image eines Fernsehmoderators hinausreicht. In der öffentlichen Debatte verschränken sich kulturpolitische Erwartungen an prominente Personen mit strukturellen Sorgen einer ganzen Branche. Jauch reagierte nun mit einem Brief, in dem er die erhobenen Vorwürfe als überzogen zurückweist und darauf hinweist, dass seine Einnahmen aus der Werbung gemeinnützigen Zwecken zufließen. Zusätzlich legte er eine Kolumne der Wirtschaftswoche bei, die ihn eher als Symbolfigur in einem Stellvertreterkonflikt beschreibt: Nicht er sei das Problem, sondern eine Apothekenlandschaft, die eigene Reformschritte scheue und ihre Energie in moralische Empörung investiere.

Für Apothekenbetreiber ist diese Kontroverse mehr als nur eine feuilletonistische Randnotiz. Der Streit wirft ein Schlaglicht darauf, wie empfindlich die Branche auf die Konkurrenz der Versandapotheken reagiert. Die Tatsache, dass ein prominentes Testimonial wie Jauch in TV-Spots die Marke eines internationalen Online-Anbieters stützt, macht sichtbar, wie stark kulturelle und emotionale Bindung inzwischen Teil des Wettbewerbs geworden sind. Hier zeigt sich eine zentrale Spannung: Vor-Ort-Apotheken betonen ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit, doch in der Wahrnehmung vieler Konsumenten zählt auch der Eindruck von Modernität, Erreichbarkeit und Preisattraktivität – genau die Felder, auf die Versandplattformen setzen.

In der Argumentation der Standesvertretungen und vieler Kammerpräsidenten taucht regelmäßig das Motiv der kulturellen Verantwortung auf: Apotheken seien nicht nur Verkaufsstellen, sondern Bestandteil des sozialen Gefüges, Orte der Beratung, Sicherheit und persönlichen Nähe. Werbeaktionen mit Prominenten können diese kulturelle Aufladung durchbrechen, indem sie den Diskurs von der Versorgungsleistung hin zu Imagefragen verschieben. Genau das empfinden viele Apotheker als Angriff – nicht nur auf ihre Marktposition, sondern auch auf ihre gesellschaftliche Rolle.

Allerdings verdeckt die Empörung über Jauchs Spot eine tieferliegende Realität: Die Versandapotheken sind längst Teil der Versorgungsarchitektur, rechtlich abgesichert durch europäische Vorgaben, ökonomisch gestärkt durch Investoren und eine wachsende Kundschaft. Anstatt das Augenmerk auf den Moderatoren zu richten, könnte die Debatte für Vor-Ort-Betriebe ein Anstoß sein, die eigene Differenzierung klarer herauszuarbeiten. Welche Service- und Beratungsleistungen sind unverzichtbar? Wo bestehen Alleinstellungsmerkmale, die sich nicht durch Klicks ersetzen lassen? Und wie lässt sich dies kommunikativ vermitteln, ohne in eine defensive Abwehrhaltung zu verfallen?

Die kulturelle Dimension darf dabei nicht unterschätzt werden. Jauch selbst nutzt sein öffentliches Kapital nicht nur für die Werbung, sondern verweist darauf, dass die Einnahmen gemeinnützig verwendet werden. Dieser Schritt verschiebt die moralische Bewertung, denn er konterkariert den Vorwurf reiner Profitgier. Für Apotheken bedeutet das: Wer von moralischer Integrität sprechen will, muss selbst Transparenz und gesellschaftlichen Mehrwert sichtbar machen. Sei es durch soziales Engagement vor Ort, Kooperationen mit Schulen oder Pflegeeinrichtungen oder durch innovative Beratungsangebote in Gesundheitskampagnen – Glaubwürdigkeit erwächst nur aus gelebter Praxis, nicht aus dem Fingerzeig auf andere.

Kommentarhaft lässt sich festhalten, dass die Empörung über einen Werbespot zwar verständlich ist, aber in der Sache zu kurz greift. Der eigentliche Prüfstein für Apothekenbetreiber ist nicht, ob Jauch seine Popularität verkauft, sondern ob die eigenen Strukturen genügend Anpassungskraft besitzen. Die Diskussion über Werbung verweist indirekt auf Defizite in der politischen Vertretung, auf versäumte Reformallianzen und auf eine öffentliche Kommunikation, die noch immer stark von Abwehr geprägt ist. Die Versandkonkurrenz nutzt mediale Instrumente selbstverständlich; für die Vor-Ort-Apotheke gilt es, eigene narrative Räume zu besetzen. Wer gesellschaftlichen Nutzen überzeugend inszeniert, kann auch im medialen Wettbewerb bestehen.

Für die Praxis bedeutet das: Apotheken sollten prüfen, wie sie ihre Sichtbarkeit steigern, ohne ihre Identität preiszugeben. Dazu gehören digitale Erweiterungen wie ePA-Beratungen oder Medikationsanalysen, genauso wie der sichtbare Einsatz für lokale Anliegen. Der Fall Jauch zeigt in aller Schärfe, dass nicht das Testimonial die Legitimation einer Branche bestimmt, sondern deren Fähigkeit, Leistungen in der Sprache der Gegenwart zu vermitteln. Wer dabei glaubwürdig bleibt, hat auch dann eine starke Stimme, wenn prominente Namen für die Konkurrenz sprechen.

Der neue Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Oliver Blatt, hat mit wenigen Interviews eine bemerkenswerte Tonlage gesetzt: Schonungslos verweist er auf die strukturelle Schieflage der gesetzlichen Krankenversicherung und auf die Untätigkeit der Politik. Seine Warnung, dass der Zusatzbeitrag schon 2026 im Schnitt über drei Prozent steigen könnte, verdeutlicht, wie wenig Zeit für kosmetische Korrekturen bleibt. Der Satz, die GKV fahre „mit Ansage gegen die Wand“, richtet sich nicht nur an die Bundesregierung, sondern auch an eine Öffentlichkeit, die den Ernst der Lage lange unterschätzt hat.

Die Zahlen untermauern Blatts Diagnose. Die Sozialbeiträge liegen inzwischen über 42 Prozent, die Ausgaben wachsen schneller als die Einnahmen, und der Bundesrechnungshof kritisiert das System regelmäßig als nicht tragfähig. Besonders die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen – von Bürgergeldbeziehenden bis zu familienpolitischen Aufgaben – belastet die GKV zusätzlich, ohne dass diese Lasten aus Steuermitteln kompensiert würden. In den Haushalten der Kassen reißen dadurch Lücken von rund zehn Milliarden Euro jährlich. 88 von 94 Krankenkassen haben ihre Zusatzbeiträge bereits erhöht, weitere Anhebungen sind angekündigt. Für Arbeitnehmer bedeutet das weniger Netto vom Brutto, für Arbeitgeber steigende Lohnnebenkosten und damit sinkende Wettbewerbsfähigkeit.

Blatt stellt klar, dass er keine kurzfristige Flickschusterei mehr akzeptieren will. Statt Darlehen, die letztlich nur das Defizit in die Zukunft verschieben, brauche es eine Ausgabenbremse und eine klare Aufgabenteilung zwischen Staat und Sozialversicherung. Die GKV dürfe nicht länger zum Auffangbecken staatlicher Verpflichtungen werden. Gleichzeitig müsse die Effizienz im System verbessert werden – etwa durch eine echte Krankenhausreform, die auch strukturelle Überkapazitäten abbaut, oder durch eine Reform des Notfall- und Rettungsdienstes, die bislang auf Eis liegt. Dass die Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) den Krankenhauskompromiss ihres Vorgängers abgeschwächt hat, wertet Blatt als Beleg für politischen Mutmangel.

Kommentarhaft betrachtet, signalisiert der neue GKV-Chef einen Paradigmenwechsel in der Kommunikation. Wo seine Vorgänger diplomatisch lavierten, sucht Blatt die Konfrontation – und stößt damit auch in der Opposition auf Resonanz. Linken-Politiker Ates Gürpinar lobt die Klarheit und nutzt sie für eine Gegenkritik an der Merz-Regierung, die Gesundheit als „C-Thema“ behandle. Diese politische Rückendeckung verschafft Blatt Spielraum, aber sie erhöht auch die Erwartungen: Wer so offensiv Alarm schlägt, muss liefern und Vorschläge vorlegen, die mehr sind als Appelle.

Für Apothekenbetreiber ist die Gemengelage vielschichtig. Einerseits drohen steigende Zusatzbeiträge die Kaufkraft der Versicherten zu belasten, was sich indirekt auch auf Nachfrage und Zahlungsbereitschaft im OTC-Bereich auswirken kann. Andererseits deutet Blatts Fokus auf Arzneimittelkosten als Treiber darauf hin, dass die Branche erneut stärker in den Blick genommen wird. Die Ankündigung, die Preisverhandlungen zu reformieren, kann für Hersteller und Apotheker gleichermaßen Unsicherheit bedeuten. Während die Kassen auf Einsparungen drängen, bleibt die Frage offen, wie die Vergütung der Apotheken in einem zunehmend angespannten System gestaltet werden soll.

Vor allem zeigt die Debatte, wie eng die Schicksale von Apotheken und GKV miteinander verknüpft sind. Wenn der GKV-Chef erklärt, dass Fortschritt und Qualität nur über Strukturreformen finanzierbar bleiben, betrifft das unmittelbar auch die Leistungsfähigkeit der Vor-Ort-Apotheken. Sie sind nicht nur Abgabestellen, sondern Teil eines Netzwerks, das auf verlässliche Finanzierung angewiesen ist. Politische Blockaden bei Krankenhaus- oder Notfallreformen, steigende Ausgaben für versicherungsfremde Leistungen und neue Arzneimittelverträge – all das hat direkte Rückkopplungen bis in die Offizin.

Blatts Auftreten zwingt die Branche, sich neu zu positionieren. Statt reflexhafter Abwehr gegen Kürzungen könnte der strategische Ansatz darin liegen, die eigene Rolle als Effizienzverstärker hervorzuheben: Apotheken reduzieren Folgekosten durch Beratung, sie entlasten Notdienste, sie stabilisieren Therapietreue. Wer diese Argumente konsequent mit Daten unterlegt, kann in einer Reformdiskussion nicht nur als Kostenstelle, sondern als Partner auftreten. Insofern liefert Blatts dramatische Warnung auch eine Chance: Sie öffnet ein Zeitfenster, in dem sich Apotheken als unverzichtbare Säule im Solidarsystem neu verankern können – vorausgesetzt, sie nutzen die Gelegenheit, bevor die politischen Entscheidungen gefallen sind.

Rückrufmeldungen sind für Apotheken immer ein Stresstest. Sie treffen nicht nur die Logistik, sondern auch die Reputation der Betriebe: Patienten erwarten Verlässlichkeit, Krankenkassen und Behörden verlangen Sorgfalt und Dokumentation. Die aktuellen Fälle – Schnupfen endrine mit schlecht lesbaren variablen Daten, Polysept Lösung mit potenziell beschädigten Verschlüssen und Ambroxol 75 mg retard Heumann mit Abweichungen in der Freisetzung – verdeutlichen einmal mehr, wie wichtig es ist, in der Offizin jederzeit über klare Prozesse zur Lagerkontrolle und Rückabwicklung zu verfügen.

Für die betroffenen Präparate mag der Schaden auf den ersten Blick begrenzt erscheinen. Es handelt sich nicht um Hochpreiser oder lebensrettende Medikamente. Doch gerade scheinbar unspektakuläre Rückrufe können das Vertrauen untergraben, wenn Patienten den Eindruck gewinnen, dass die Apotheke keine Übersicht hat. Deshalb gilt: Jeder Rückruf muss mit derselben Konsequenz behandelt werden wie ein sicherheitsrelevanter Fall. Die Grundlage bildet § 17 Apothekenbetriebsordnung, der zur unverzüglichen Umsetzung von Maßnahmen verpflichtet.

Organisatorisch heißt das: Apotheken sollten laufend sicherstellen, dass ihre Warenwirtschaftssysteme tagesaktuell sind und Rückrufmeldungen automatisiert einspielen. Eine händische Abfrage reicht in der Praxis nicht, zu hoch ist die Gefahr, dass ein Präparat übersehen wird. Rückrufe müssen außerdem lückenlos dokumentiert werden, inklusive Chargennummern, Rückgabebestätigung und Information an das gesamte Team. So entsteht ein Nachweis, der im Falle von Retaxationen oder Haftungsfragen entscheidend sein kann.

Kommentarhaft zugespitzt zeigt sich hier ein Muster: Während Hersteller und Behörden die Rückrufmeldung absetzen und damit formal ihre Pflicht erfüllen, liegt die eigentliche Arbeit in der Apotheke. Sie muss nicht nur organisatorisch reagieren, sondern auch kommunikativ. Patienten, die mit einem zurückgerufenen Medikament erscheinen, erwarten Aufklärung, Ersatz und vor allem Sicherheit. Es reicht nicht, einfach das Präparat zurückzunehmen. Vielmehr ist es Aufgabe der Apotheke, den Patienten ernst zu nehmen, Alternativen anzubieten und gegebenenfalls den behandelnden Arzt einzubinden. Gerade in Zeiten sensibler Lieferketten kann dies über das Vertrauen entscheiden, das eine Apotheke langfristig genießt.

Die aktuellen Rückrufe zeigen zudem eine zweite Ebene: die rechtliche und versicherungsrelevante Dimension. Schäden durch Abgabe zurückgerufener oder fehlerhafter Präparate können schnell zur Haftungsfrage werden. Ohne entsprechende Betriebs- und Produkthaftpflichtversicherung setzen sich Apotheken einem unkalkulierbaren Risiko aus. Versicherer verlangen in der Regel eine sorgfältige Dokumentation, bevor sie eintreten. Wer also Prozesse nicht nur lebt, sondern auch schriftlich fixiert, schützt sich doppelt: vor Patientenklagen und vor finanziellen Einbußen.

Für die Praxis bedeutet das: Rückrufmanagement darf nicht als lästige Pflicht gesehen werden, sondern muss als integraler Bestandteil des Qualitätsmanagements verstanden werden. Apotheken sollten regelmäßig Rückruf-Notfallübungen durchführen – vergleichbar mit Brandschutzübungen. Ziel ist es, dass jeder Handgriff sitzt: Wer überprüft das Warenlager, wer dokumentiert, wer kommuniziert mit Ärzten und Patienten? Nur wenn diese Abläufe verinnerlicht sind, kann im Ernstfall schnell reagiert werden.

Darüber hinaus lohnt es sich, Rückrufmanagement strategisch in die Außenkommunikation einzubinden. Wer transparent erklärt, wie sorgfältig mit solchen Fällen umgegangen wird, stärkt das eigene Profil als Sicherheitsanker in der Versorgung. In einer Branche, in der Vertrauen das wichtigste Kapital ist, kann sogar ein Rückruf zur Chance werden – vorausgesetzt, er wird professionell gemanagt.

Apothekenbetreiber müssen also zweierlei tun: technisch-organisatorisch für reibungslose Abläufe sorgen und kommunikativ die Deutungshoheit behalten. Denn während im Einzelfall nur wenige Packungen betroffen sein mögen, entscheidet die Summe der Reaktionen darüber, wie Patienten die Apotheke wahrnehmen. Wer hier überzeugt, zeigt nicht nur Professionalität, sondern verteidigt auch den Wert der Vor-Ort-Apotheke in einem Markt, der zunehmend von digitalen Plattformen geprägt wird.

Die Diskussion um kardiovaskuläre Risiken bei Antikonvulsiva und Analgetika rückt seit einigen Jahren stärker in den Fokus. Besonders Pregabalin, das in der Schmerztherapie und bei Epilepsie häufig eingesetzt wird, steht nach neuen Analysen aus den USA im Verdacht, das Risiko einer Herzinsuffizienz zu erhöhen – stärker noch als das strukturell verwandte Gabapentin. Der Befund ist deshalb relevant, weil Pregabalin längst nicht mehr nur ein Nischenpräparat ist, sondern in der alltäglichen Praxis eine enorme Verbreitung gefunden hat.

Pharmakologisch erklärt sich die Problematik über die Bindung der Wirkstoffe an α2δ-Untereinheiten spannungsgesteuerter Calciumkanäle. Diese Interaktion reduziert die Freisetzung erregender Neurotransmitter im zentralen Nervensystem und entfaltet damit die gewünschte antikonvulsive und schmerzstillende Wirkung. Doch Calciumkanäle finden sich nicht nur im Nervensystem, sondern auch in Kardiomyozyten und Arterienwänden. Hier können sie Einfluss auf die Kontraktilität des Herzens und die Gefäßspannung nehmen. Da Pregabalin eine höhere Affinität zu diesen Bindungsstellen aufweist als Gabapentin, ist ein plausibler Mechanismus gegeben, warum es das Risiko für Herzinsuffizienz stärker erhöhen könnte.

Für Apotheken ergibt sich aus diesen Erkenntnissen ein zweifacher Handlungsauftrag. Erstens müssen sie ihre Beratungspraxis schärfen. Patienten, die Pregabalin einnehmen und gleichzeitig über kardiale Vorerkrankungen verfügen oder Risikofaktoren wie Hypertonie und Diabetes aufweisen, sollten aktiv auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen werden. Dazu gehören Symptome wie zunehmende Ödeme, Luftnot bei Belastung oder schnelle Gewichtszunahme. Ein frühzeitiges Erkennen dieser Signale kann entscheidend sein, um eine beginnende Herzinsuffizienz zu verhindern oder abzumildern. Zweitens müssen Apotheken ihre Rolle in der Therapiebegleitung offensiv wahrnehmen. In Absprache mit den behandelnden Ärzten können sie gezielt nachhaken, wenn auffällige Arzneimittelkombinationen vorliegen, die das Risiko weiter erhöhen.

Kommentarhaft betrachtet spiegelt die Debatte eine typische Herausforderung des modernen Arzneimittelmarkts: Fortschritte in einem Bereich gehen oft mit neuen Risiken in einem anderen einher. Pregabalin hat vielen Patienten mit neuropathischen Schmerzen zu einer besseren Lebensqualität verholfen, gleichzeitig offenbart die Forschung nun Nebenwirkungen, die in dieser Breite nicht erwartet wurden. Apotheken bewegen sich hier im Spannungsfeld von Nutzenabwägung und Risikokommunikation. Es reicht nicht, auf den Arzt zu verweisen – gefragt ist eine eigene Kompetenz, die den Patienten Sicherheit vermittelt.

Die Frage nach Pregabalin ist auch ein Hinweis auf den steigenden Stellenwert pharmakovigilanzorientierter Beratung in den Offizinen. Während früher Rückrufe oder Warnungen vor allem von Behörden kamen, wird heute von Apotheken erwartet, dass sie aktiv reagieren, wissenschaftliche Publikationen verfolgen und Risiken in den Alltag übersetzen. Das erfordert Fortbildung, interne Standards und ein sensibles Sprachgefühl: Patienten dürfen nicht verunsichert, müssen aber aufmerksam gemacht werden.

Darüber hinaus hat die Thematik eine gesundheitspolitische Dimension. Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass Pregabalin das Herzinsuffizienz-Risiko erhöht, könnte dies Konsequenzen für Leitlinien, Verordnungsgewohnheiten und Arzneimittelbudgets haben. Für Hersteller bedeutet das möglicherweise zusätzliche Auflagen, für Kassen neue Kostenabwägungen, und für Apotheken eine verstärkte Verantwortung in der Kommunikation.

Für die Praxis heißt das: Apotheken sollten nicht abwarten, bis offizielle Warnhinweise veröffentlicht werden. Schon jetzt können sie in Beratungen proaktiv ansprechen, dass Pregabalin bei bestimmten Patientengruppen besonders sorgfältig überwacht werden muss. Dokumentierte Gespräche, Hinweise auf mögliche Symptome und die Empfehlung, ärztliche Kontrollen wahrzunehmen, schaffen Transparenz und schützen vor Haftungsrisiken.

Im Kern macht die aktuelle Analyse deutlich: Pharmakologische Details sind keine abstrakte Wissenschaft, sondern haben direkte Bedeutung für die alltägliche Versorgung. Wer die Mechanismen kennt und in Beratung übersetzen kann, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil im Vertrauen der Patienten. Pregabalin mag im Nutzen-Risiko-Profil weiterhin Platz haben – aber nur, wenn das Risiko für Herzinsuffizienz ernst genommen und in der Praxis adressiert wird.

Vier Linien durchziehen die Woche: Erstens zeigt die Debatte um Günther Jauch, wie sehr Imagefragen in den Versorgungsdiskurs eingreifen. Zweitens macht die Alarmmeldung des GKV-Chefs deutlich, dass ohne Strukturreformen die Finanzierungsbasis der gesetzlichen Krankenversicherung erodiert. Drittens führen Rückrufe im Alltag vor Augen, dass organisatorische Exzellenz und Patientensicherheit zentrale Aufgaben der Offizin bleiben. Viertens verdeutlicht die Pregabalin-Analyse, dass klinische Forschung sofortige Beratungsfolgen in den Apotheken auslöst. Zusammen ergeben diese Linien ein Bild, das Apotheken zwingt, ihre Rolle offensiv und zukunftsgerichtet zu behaupten.

 
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Werbeempörung kann die eigentlichen Strukturfragen nicht verdecken, wenn Kassen alarmieren und Reformen überfällig sind. Rückrufe im Alltag erinnern daran, dass Sicherheit täglich neu verdient werden muss. Und Studienergebnisse wie zu Pregabalin zeigen, dass die Apotheke dort Stärke beweist, wo Wissenschaft in konkrete Verantwortung übersetzt werden muss.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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