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  • 19.08.2025 – Apotheken Nachrichten ordnen Vergütung, stärken Krisenpläne, prüfen IGeL
    19.08.2025 – Apotheken Nachrichten ordnen Vergütung, stärken Krisenpläne, prüfen IGeL
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | GOA als Ausweg aus dem Fixum, Krisenmanagement für Ausfälle, KI-Tools für die Hautkrebsfrüherkennung und IGeL-Warnungen zu Hyaluron: V...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken Nachrichten ordnen Vergütung, stärken Krisenpläne, prüfen IGeL

 

Warum eine GOA Dynamik verspricht, Katastrophenpharmazie Strukturen verlangt, KI die Dermato-Onkologie stützt und Kassen vor Hyaluron-Injektionen warnen

Apotheken-News: Bericht von heute

Honorare im Blindflug, Versorgung im Ausnahmezustand, Algorithmen im Klinikalltag und Selbstzahlerleistungen ohne belastbare Evidenz: Vier Themen markieren, wohin sich das Apothekenwesen bewegen muss. Das Plädoyer für eine Gebührenordnung für Apotheker (GOA) zielt auf faire, leistungsbezogene Vergütung – anschlussfähig an europäische Modelle und überfällig angesichts steigender Lohn- und Sachkosten. Parallel fordert die Arbeitsgemeinschaft Notfall- und Katastrophenpharmazie robuste Krisenstrukturen: vom Lager- und Kältekettenmanagement bis zu klaren Rollen und Übungen für Strom-, IT- und Lieferausfälle. In der Dermatologie zeigt KI – von Total-Body-Photography bis Explainable AI – ihr Potenzial, Hautkrebs-Risiken früher zu erkennen, wenn Technik, Qualitätssicherung und ärztliche Bewertung sauber verzahnt sind. Und die Kassen mahnen: Hyaluronsäure-Spritzen bei Arthrose sind teuer, der Nutzen gering, Risiken real – „Fakten statt Werbung“ ist Pflicht. Für Apotheken ergibt sich ein klarer Auftrag: Vergütung neu denken, Resilienz trainieren, KI verständlich einordnen und Patient:innen vor IGeL-Fehlentscheidungen schützen.

 

 

Wenn man den gegenwärtigen Zustand des Apothekenwesens betrachtet, spürt man sofort die Spannung zwischen Versorgungssicherheit und wirtschaftlichem Überleben, die wie ein unsichtbarer Draht durch jede Offizin verläuft. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Rahmenbedingungen für Apotheken einem ständigen Druck ausgesetzt sind: steigende Betriebskosten, schwindender Nachwuchs, politische Entscheidungen, die den Berufsstand verunsichern, und eine Bevölkerung, die zwar auf den unmittelbaren Zugang zu Arzneimitteln angewiesen ist, aber gleichzeitig durch Digitalisierung und Versandhandel neue Erwartungen formuliert. Genau in dieser Gemengelage entsteht ein Spannungsfeld, das weder mit einfachen Schuldzuweisungen noch mit schnellen Rezepten aufgelöst werden kann, sondern das in seiner Vielschichtigkeit betrachtet werden muss, um zu begreifen, wie Apotheken nicht nur bestehen, sondern auch ihre Rolle als kulturelle Versorgungsanker behaupten können.

Die ersten Bruchstellen zeigen sich dabei schon an den Rezepten selbst, die in vielen Fällen nicht mehr das Papier sind, das sie einmal waren. Mit dem elektronischen Rezept wurde ein Meilenstein gesetzt, der zunächst als technischer Fortschritt gefeiert wurde, in der Praxis jedoch erhebliche Reibungsverluste offenbarte. Die Versprechen von Effizienz und Sicherheit treffen in den Apotheken oft auf Ausfälle, inkompatible Systeme und bürokratische Umwege. Was als Vereinfachung gedacht war, ist für viele Teams zur Belastungsprobe geworden. Jede Störung der Telematik-Infrastruktur schlägt nicht nur auf den Ablauf im Alltag durch, sondern erschüttert auch das Vertrauen der Patienten, die erwarten, dass ihr digitaler Zugang zu Arzneimitteln genauso reibungslos funktioniert wie das Online-Banking oder das Einkaufen im Netz. Apotheken müssen dann improvisieren, Verantwortung übernehmen und Lösungen finden, während Politik und Kassen im Hintergrund auf Zuständigkeiten verweisen.

Ein zweiter Brennpunkt ist die Frage der Arzneimittelsicherheit, die längst nicht nur durch Lieferengpässe geprägt ist, sondern auch durch wachsende Fälschungsgefahren. Der Schwarzmarkt für Schlankmacher wie GLP-1-Rezeptoragonisten zeigt, wie schnell ein Trendmedikament in die falschen Kanäle gerät und Apotheken in Mithaftung gezogen werden können, wenn gefälschte oder unklare Rezepte durchrutschen. Die Verantwortung, die hier lastet, ist enorm: Nicht nur die eigene Existenz, sondern auch die Sicherheit der Patienten hängt an jedem Prüfprozess. Und trotzdem bleiben viele Fragen offen, etwa wie Apotheken gegen perfekt gefälschte Verordnungen vorgehen sollen, wenn gleichzeitig die Personaldecke dünn ist und der Beratungsbedarf wächst. Es zeigt sich: Technische Lösungen wie Prüfalgorithmen oder Blockchain-Systeme mögen diskutiert werden, doch in der Realität bleibt es die einzelne Apothekerin, der einzelne Apotheker, die in Sekunden entscheiden müssen, ob eine Verordnung eingelöst wird oder nicht.

Hinzu tritt das Thema Versicherung, das bislang nur am Rande diskutiert wird, in Zukunft aber immer stärker ins Zentrum rückt. Denn wenn Rezeptfälschungen oder Ausfälle der Telematik-Infrastruktur Schäden verursachen, wenn Kühlketten für temperaturempfindliche Präparate unterbrochen werden oder Bagatellschäden durch Stürze im Verkaufsraum zu juristischen Verfahren führen, stehen Apothekenbetreiber mitunter allein da. Versicherungen reagieren nicht selten mit Verweisen auf Klauseln, die den Einzelfall ausschließen, und lassen die Inhaber auf den Kosten sitzen. Wer nicht vorgesorgt hat, kann so schnell in Schieflage geraten. Das macht deutlich: Apothekenführung ist längst kein rein pharmazeutisches Geschäft mehr, sondern ein hochkomplexes Management von Risiken, das betriebswirtschaftliche Weitsicht erfordert.

Gleichzeitig wächst der Anspruch der Öffentlichkeit an die Rolle der Apotheken. Sie sollen nicht nur Medikamente abgeben, sondern auch Gesundheitsdienstleister sein, die Impfen, beraten, Prävention betreiben und Versorgungslücken schließen. Politisch wird diese Rolle durchaus begrüßt, praktisch aber fehlt es an der notwendigen finanziellen Ausstattung, an Personal und an verlässlichen Strukturen. Wer eine Impfung in der Apotheke durchführt, übernimmt dieselbe Verantwortung wie eine ärztliche Praxis, trägt aber andere rechtliche Risiken und muss sich zugleich gegen Fehler absichern. Hier zeigt sich die Schere zwischen Anspruch und Realität besonders deutlich: Was nach außen als Fortschritt verkauft wird, ist nach innen oft eine Belastung, die ohne zusätzliche Ressourcen kaum tragbar ist.

Diese Entwicklungen sind nicht isoliert zu sehen, sondern Teil eines größeren Bildes, das die Zukunftsfähigkeit der gesamten Versorgung betrifft. In ländlichen Regionen, wo Arztpraxen schließen und die Wege zum nächsten Krankenhaus lang sind, sind Apotheken oft die letzte niedrigschwellige Anlaufstelle. Wenn sie verschwinden, bricht ein Stück Infrastruktur weg, das durch keine App und keinen Versandhandel ersetzt werden kann. Deshalb geht es in der aktuellen Debatte nicht nur um wirtschaftliche Fragen, sondern auch um gesellschaftliche und kulturelle: Welche Rolle sollen Apotheken in einer sich wandelnden Gesundheitslandschaft spielen? Wieviel Verantwortung wollen Staat und Gesellschaft ihnen übertragen – und wofür sind sie bereit, auch finanziell einzustehen?

Wer die aktuelle Lage der Apotheken allein aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet, übersieht, dass es sich zugleich um eine Frage des Vertrauens handelt. Patienten treten in eine Offizin mit der Erwartung, dass ihre Probleme ernst genommen, ihre Fragen beantwortet und ihre Unsicherheiten aufgefangen werden. Dieses Vertrauen wird jedoch zunehmend durch äußere Faktoren unterminiert: durch mediale Berichte über Medikamentenfälschungen, durch politische Versprechen, die nicht eingelöst werden, und durch eine wachsende Skepsis gegenüber Institutionen insgesamt. Für Apotheken bedeutet das, dass sie nicht nur fachlich bestehen müssen, sondern auch kommunikativ – jedes Missverständnis, jede Verzögerung, jeder Systemausfall kann zu einem Vertrauensverlust führen, der sich kaum reparieren lässt.

Ein exemplarisches Feld, in dem sich diese Zerreißprobe zeigt, ist das Management der Kühlketten. Moderne Arzneimittel, insbesondere biotechnologische Präparate und Impfstoffe, sind hochsensibel und müssen über die gesamte Liefer- und Lagerkette hinweg konstant gekühlt werden. Schon kleinste Abweichungen können die Wirksamkeit beeinträchtigen, mitunter ohne dass es äußerlich sichtbar wäre. Apotheken, die hier Fehler machen, riskieren nicht nur ihre Reputation, sondern auch rechtliche Konsequenzen. In der Praxis bedeutet dies, dass technische Überwachungssysteme, regelmäßige Schulungen des Personals und klare Notfallpläne unabdingbar sind. Doch all dies kostet Geld, Zeit und Aufmerksamkeit – Ressourcen, die vielerorts bereits an anderer Stelle fehlen.

Besonders kritisch wird die Lage, wenn Versicherer im Schadensfall versuchen, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Wer eine teure Charge Impfstoff vernichten muss, weil die Kühlung für wenige Stunden unterbrochen war, steht schnell vor einem wirtschaftlichen Desaster. Die Klauseln vieler Policen sind so formuliert, dass sie nur in eng begrenzten Fällen greifen. Der Streit darüber, ob grobe Fahrlässigkeit vorlag oder ob die Systeme ausreichend gewartet wurden, kann Monate dauern – eine Zeit, die für viele Betriebe existenzbedrohend ist. An diesem Punkt wird deutlich, wie eng technische, juristische und betriebswirtschaftliche Fragen in der Apothekenpraxis miteinander verwoben sind.

Parallel dazu verschärft sich die Problematik bei Bagatellschäden. Was oberflächlich als Kleinigkeit wirkt – ein Wasserschaden im Verkaufsraum, eine gestürzte Kundin auf dem glatten Boden oder ein Fehler in der Abrechnung –, kann sich rasch zu einem ernsten Konflikt entwickeln. Viele Apothekeninhaber unterschätzen, wie schnell solche Fälle eskalieren können. Kunden, die zunächst kulant erscheinen, ziehen plötzlich Anwälte hinzu, und Versicherer verweisen auf Lücken in den Obliegenheiten. Wer in solchen Situationen keine umfassende Deckung hat, sieht sich nicht nur mit Kosten, sondern auch mit langwierigen Auseinandersetzungen konfrontiert, die die Energie rauben, die eigentlich für die Versorgung benötigt wird.

Gleichzeitig rückt die Frage nach der Arbeitsbelastung immer stärker in den Vordergrund. Apothekenteams sind seit Jahren überlastet: Die Zahl der Rezepturen steigt, der Beratungsbedarf wächst, und die Verwaltung nimmt immer mehr Raum ein. Dazu kommen unerwartete Herausforderungen – von kurzfristigen Lieferengpässen über IT-Ausfälle bis hin zu spontanen Kontrollen der Behörden. Jeder dieser Faktoren für sich wäre verkraftbar, in der Summe aber entsteht ein Dauerstress, der die Resilienz der Teams aufzehrt. Studien zeigen, dass mentale Entlastung und klare Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit entscheidend sind, um Burn-out vorzubeugen. Doch wie soll das gelingen, wenn die Notdienste dichter werden, die Personaldecke dünner wird und die Verantwortung wächst?

Politisch wird diese Entwicklung zwar registriert, doch die Antworten bleiben oft abstrakt. Programme zur Förderung der Nachwuchsgewinnung oder zur Digitalisierung greifen ins Leere, wenn die strukturellen Probleme nicht adressiert werden. Apotheken brauchen nicht nur Lob für ihre Rolle in der Pandemie oder für die Durchführung von Impfungen, sondern konkrete Unterstützung: in Form von klaren Finanzierungszusagen, von rechtlicher Entlastung bei Bagatellschäden und von verbindlichen Standards für die digitale Infrastruktur. Solange diese Basis fehlt, bleibt jede Reform Stückwerk.

Hinzu kommt ein kultureller Aspekt, der häufig übersehen wird: Apotheken sind nicht nur Dienstleister, sie sind Teil der Alltagskultur. Sie prägen Stadtbilder, sind Orte des Vertrauens und erfüllen eine soziale Funktion, die weit über die Arzneimittelabgabe hinausgeht. Wenn diese Orte verschwinden, verändert sich die Versorgungslandschaft, aber auch das soziale Gefüge. Der Verlust einer Apotheke im Dorf ist nicht nur eine ökonomische Frage, sondern ein Einschnitt, der das Gefühl von Sicherheit und Nähe zur medizinischen Versorgung massiv beeinträchtigt. Genau deshalb ist die Debatte über die Zukunft der Apotheken nicht nur eine Diskussion unter Fachleuten, sondern ein Thema, das Gesellschaft und Politik gleichermaßen betrifft.

Die aktuellen Herausforderungen für Apotheken lassen sich nicht nur auf betriebswirtschaftliche oder technische Aspekte reduzieren, sie berühren auch den Kern der Versorgungssicherheit. Ein Beispiel, das diese Verknüpfung sichtbar macht, ist der Umgang mit Arzneimittelfälschungen. Fälle wie die gefälschten GLP-1-Rezeptoragonisten oder manipulierte Krebsmedikamente zeigen, dass die Bedrohung keineswegs abstrakt ist. Apotheken geraten dabei in eine Doppelrolle: Einerseits sind sie letzte Kontrollinstanz vor der Abgabe an Patienten, andererseits werden sie selbst Opfer, wenn Fälschungen über Großhändler oder Zwischenhändler in den legalen Markt gelangen. Die Schäden reichen von haftungsrechtlichen Risiken bis zu nachhaltigen Vertrauensverlusten.

Die regulatorische Antwort auf diese Bedrohung ist das Securpharm-System, das jedes Arzneimittel mit einem individuellen Code versieht. Doch auch hier zeigt sich: Ein technisches System ist nur so stark wie seine schwächste Schnittstelle. Scanner, die nicht funktionieren, Mitarbeitende, die unter Zeitdruck Barcodes übersehen, oder Softwareprobleme im Hintergrund können dazu führen, dass ein gefälschtes Präparat durchrutscht. Für die Apotheken bedeutet das eine weitere Ebene von Verantwortung, die sie kaum vollständig beherrschen können. Gleichzeitig wächst der Aufwand – was wiederum die ohnehin angespannte Personalsituation verschärft.

Besonders problematisch ist die Lage, wenn Versicherer im Schadensfall argumentieren, die Apotheke habe ihre Prüfpflichten nicht ausreichend wahrgenommen. Der Streit darüber, was „zumutbare Sorgfalt“ bedeutet, ist juristisch hoch umstritten. Während die Apothekenbetriebsordnung klare Vorgaben macht, bleibt doch ein Graubereich, der im Ernstfall zulasten der Betriebe ausgelegt werden kann. Gerade kleinere Apotheken ohne spezialisierte Rechtsabteilungen sind diesem Risiko schutzlos ausgeliefert. Die Folge: Eine ohnehin fragile Branche wird weiter verunsichert.

Auch in einem anderen Feld zeigt sich die Brisanz dieser Gemengelage: bei den pharmazeutischen Dienstleistungen, den sogenannten pDL. Sie sollen die Rolle der Apotheken aufwerten, indem sie Beratungen und Zusatzleistungen wie Blutdruckmessungen oder Medikationsanalysen honorieren. In der Praxis aber kämpfen viele Inhaberinnen und Inhaber mit der Abrechnung und Dokumentation. Der bürokratische Aufwand steht oft in keinem Verhältnis zum finanziellen Ertrag. Hinzu kommt, dass die Finanzierung gedeckelt ist: Wenn die Mittel im Topf ausgeschöpft sind, können Apotheken weitere Leistungen nicht abrechnen. Für die Teams bedeutet das, dass ihr Engagement nicht durchgängig honoriert wird – ein Frust, der sich tief in den Alltag einschreibt.

Ein weiterer Stressfaktor ist das elektronische Rezept, das eigentlich Entlastung bringen sollte, aber in der Realität noch immer für Ärger sorgt. Technische Ausfälle, unklare Zuständigkeiten und komplizierte Sonderfälle – etwa bei Betäubungsmittel- oder T-Rezepten – führen dazu, dass der digitale Prozess immer wieder hakt. Für die Patienten ist das unverständlich, für die Apothekenteams ein zusätzlicher Zeitfresser. Dass ausgerechnet die vielgepriesene Digitalisierung für Verlangsamung sorgt, wirkt wie ein Paradox. Doch genau dieses Paradox erleben Apotheken täglich: Sie müssen Prozesse gleichzeitig analog und digital beherrschen, mit doppeltem Aufwand und doppeltem Risiko.

Parallel dazu steigen die Anforderungen an die Kommunikation. Patienten sind informiert wie nie zuvor, recherchieren im Internet, vergleichen Preise und stellen kritische Fragen. Was einerseits positiv ist, weil es die Gesundheitskompetenz stärkt, führt andererseits zu Konflikten. Wenn etwa ein Medikament nicht verfügbar ist und Alternativen diskutiert werden müssen, erwarten viele Patienten eine sofortige Lösung. Jede Verzögerung wird schnell als Inkompetenz oder Unwillen wahrgenommen. In diesem Spannungsfeld müssen Apothekerinnen und Apotheker nicht nur Fachwissen abrufen, sondern auch kommunikative Sensibilität beweisen – eine Kompetenz, die in Ausbildung und Praxis bislang kaum systematisch geschult wird.

Hinzu kommt die politische Dimension. Immer wieder fordern Verbände wie die ABDA mehr Planungssicherheit, höhere Honorare und eine stärkere Einbindung in die Versorgung. Doch auf der anderen Seite stehen Krankenkassen, die auf Kostendämpfung drängen, und Politiker, die Rücksicht auf Haushaltszwänge nehmen. In dieser Gemengelage fühlen sich viele Apotheken zerrieben. Die Ankündigungen aus Berlin wechseln im Takt der Legislaturperioden, während die Betriebe vor Ort ihre Existenz sichern müssen. Ein verlässlicher Rahmen, der über kurzfristige Gesetzesänderungen hinausgeht, fehlt bislang.

Dabei ist gerade jetzt klar, dass die Apotheken eine unverzichtbare Rolle spielen. Ohne sie wäre die Impfkampagne in der Pandemie nicht denkbar gewesen, ebenso wenig die Versorgung in strukturschwachen Regionen. Doch anstatt diese Rolle strategisch zu stärken, wird sie kleinteilig diskutiert, von Rabattverträgen bis zur Dokumentationspflicht. Was fehlt, ist eine politische Vision, die die Apotheken nicht als Kostenfaktor betrachtet, sondern als Investition in Versorgungssicherheit.

Die strukturellen Spannungen im Apothekensystem zeigen sich auch an scheinbar kleinen Stellschrauben, die in der Summe enorme Wirkung entfalten. Ein Beispiel dafür sind die Rahmenverträge zwischen Kassen und Apotheken, die exakt vorgeben, welche Packungsgrößen abgegeben werden dürfen und unter welchen Bedingungen ein Austausch möglich ist. Was für die Kassen ein Instrument zur Kostenkontrolle darstellt, ist für die Teams im Alltag eine Quelle ständiger Retaxationsgefahr. Schon kleinste Formfehler oder Abweichungen führen zu Kürzungen, die für einzelne Apotheken erhebliche Verluste bedeuten können. Viele Inhaberinnen und Inhaber berichten, dass sie zunehmend Zeit darauf verwenden, Einsprüche vorzubereiten und rechtliche Auseinandersetzungen zu führen, anstatt sich um Patienten zu kümmern.

Parallel dazu setzt sich der Trend zu Apothekenschließungen ungebremst fort. Strukturschwache Regionen, aber zunehmend auch urbane Zentren, verlieren Betriebe, weil Nachfolger fehlen oder die wirtschaftliche Basis nicht mehr stimmt. Der Deutsche Apothekerverband dokumentiert seit Jahren einen kontinuierlichen Rückgang – eine Entwicklung, die inzwischen selbst in den politischen Debatten kaum noch bestritten wird. Das Problem: Jeder geschlossene Standort verschärft die Versorgungslage für die Menschen vor Ort und erhöht den Druck auf die verbliebenen Apotheken. Diese wiederum müssen mit längeren Öffnungszeiten, mehr Botendiensten und einer wachsenden Aufgabenlast reagieren, was die Spirale der Überlastung weiter antreibt.

Hinzu kommt die rechtliche Unsicherheit bei neuen Geschäftsmodellen. Plattformen, die Online-Cannabisrezepte vermitteln, agieren häufig am Rand der geltenden Vorschriften. Gerichte mussten bereits mehrfach klären, wo die Grenzen liegen – zwischen ärztlicher Verordnung, Apothekenpflicht und kommerziellem Plattformbetrieb. Für die Apotheken bedeutet das zusätzliche Unsicherheit: Dürfen sie solche Rezepte beliefern, riskieren sie bei Fehlern rechtliche Konsequenzen; verweigern sie die Belieferung, drohen Patientenabwanderungen und Konflikte. Auch hier zeigt sich, dass die Last der Einzelfallentscheidung am Ende in den Betrieben hängt, während Politik und Aufsicht oft erst reagieren, wenn Probleme eskalieren.

Ein Blick nach vorn zeigt jedoch nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Die Digitalisierung, so holprig sie heute wirkt, eröffnet langfristig Möglichkeiten, Prozesse zu vereinfachen, Medikationssicherheit zu erhöhen und neue Versorgungsmodelle zu etablieren. Mobile Arzt- und Apothekenteams, telemedizinische Kooperationen und KI-gestützte Beratung könnten in Zukunft Synergien schaffen, die heute noch im Kleinen erprobt werden. Entscheidend wird sein, ob Politik, Kassen und Berufsvertretungen den Mut finden, diese Entwicklungen strategisch zu begleiten, anstatt sie durch kleinteilige Regulierung auszubremsen.

Denn die Herausforderungen sind nicht isoliert: Sie verbinden sich mit Fragen der sozialen Sicherung, der Finanzierung des Gesundheitswesens und der globalen Pharmaökonomie. Wenn Preise für innovative Medikamente explodieren, während gleichzeitig Rabattverträge das wirtschaftliche Fundament der Offizinen aushöhlen, entsteht ein Spannungsfeld, das sich nicht durch Einzellösungen auflösen lässt. Es braucht einen politischen Rahmen, der Versorgungssicherheit, wirtschaftliche Tragfähigkeit und Innovationsförderung in Einklang bringt.

Gerade deshalb ist die Rolle der Apotheken so zentral. Sie sind nicht nur Abgabestellen für Medikamente, sondern Kommunikations- und Vertrauensorte, die Versorgung auch dort sichern, wo andere Strukturen längst zurückgefahren sind. In einer alternden Gesellschaft, in der chronische Erkrankungen zunehmen und Gesundheitskompetenz nicht selbstverständlich ist, kommt dieser Rolle eine Bedeutung zu, die weit über ökonomische Kennzahlen hinausgeht.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Apotheken sind die letzte verlässliche Konstante in einem System, das an vielen Stellen brüchig geworden ist. Wer ihre Position schwächt, riskiert nicht nur Versorgungslücken, sondern auch den Verlust eines der letzten niedrigschwelligen Gesundheitsanker. Die politische und gesellschaftliche Deutung ist klar: Es geht nicht um die Frage, ob Apotheken überleben, sondern um die Frage, wie eine Gesellschaft ihre Versorgung definiert. Werden Apotheken gestärkt, entsteht Stabilität im Ganzen; werden sie geschwächt, entsteht Unsicherheit, die weit über das Arzneimittel hinausreicht.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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