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  • 19.08.2025 – Apotheken Nachrichten sichern Bestellung, decken Betrug auf, retten Ausbildung
    19.08.2025 – Apotheken Nachrichten sichern Bestellung, decken Betrug auf, retten Ausbildung
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Von Systemausfällen über Abrechnungsbetrug bis hin zu Ausbildungsabbrüchen – Apotheken stehen vor Belastungsproben. Doch Resilienz ze...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken Nachrichten sichern Bestellung, decken Betrug auf, retten Ausbildung

 

Wie Notfallkonzepte wirken, Compliance versagt und Teams Zukunft ermöglichen

Apotheken-News: Bericht von heute

Wenn Apotheken plötzlich im Dunkeln stehen, wenn Software streikt oder ganze Systeme der Telematikinfrastruktur ausfallen, zeigt sich, wie verletzlich das Rückgrat der Arzneimittelversorgung ist. Es sind die stillen Krisen, die dann den Unterschied machen: alte Faxgeräte, die zum Rettungsanker werden, alternative Bestellwege, die Leben retten können, und Teams, die improvisieren, wenn Planbarkeit verschwindet. Zugleich offenbart sich, wie ungleich die Belastung verteilt ist – Versandapotheken scheinen resilienter, während die Vor-Ort-Versorgung die Ausfälle unmittelbar spürt. Dass die DAK nun selbst mit einem Abrechnungsskandal ins Zwielicht gerät, macht deutlich, wie systemische Schwächen nicht nur Technik, sondern auch Menschen betreffen können. Und doch gibt es Lichtblicke: Apothekenteams, die Auszubildenden eine zweite Chance geben, beweisen, dass Resilienz nicht nur technisches Konzept, sondern gelebte Kultur ist. Wer die Apotheken Nachrichten dieser Tage liest, erkennt: Widerstandsfähigkeit ist kein Luxus, sondern die Grundlage jeder Versorgung.

 

 

Wenn in einer Apotheke nichts mehr geht, wird sichtbar, wie fragil die tägliche Versorgung ist. Stromausfälle, Softwarefehler oder ein unerwarteter Personalausfall reichen aus, um Bestellprozesse ins Stocken zu bringen. Dabei zeigt sich, dass nicht die Routine, sondern die Ausnahme die wahre Bewährungsprobe ist. Denn Arzneimittelversorgung ist kein Prozess, der pausieren kann. Wer einmal erlebt hat, wie ein Faxgerät in Zeiten digitaler Blockade zur Lebensader wird, begreift, dass jede Apotheke heute eine doppelte Realität leben muss: die hochdigitalisierte Routine, flankiert von einer analogen Notfalllogik, die im Hintergrund stets greifbar bleiben muss. In solchen Momenten zeigt sich, ob ein Team vorbereitet ist oder ob der kleinste Fehler zur existenziellen Krise wird. Schon eine fehlende Telefonnummer des Großhändlers kann über Stunden die Versorgung lähmen. Was trivial wirkt, ist in Wahrheit eine entscheidende Sicherheitsfrage, die von Leitung und Mitarbeitenden gemeinsam getragen werden muss.

Apotheken, die Notfallkonzepte ernst nehmen, beginnen beim Lagerbestand. Wer regelmäßig prüft, welche Präparate unverzichtbar sind, kennt die Schwachstellen, bevor sie zur Katastrophe werden. Engpasslisten der Behörden oder Hinweise der Verbände sind nur ein Teil, wichtiger ist die betriebsinterne Übersetzung in konkrete Maßnahmen. Nicht jede Apotheke kann sich hohe Sicherheitsbestände leisten, aber jede kann definieren, welche Mindestmengen unverzichtbar sind. Hinzu kommt die Diversifizierung der Bestellwege. Wer sich ausschließlich auf eine digitale Schnittstelle verlässt, lebt riskant. Telefonische und faxbasierte Bestellungen wirken altmodisch, sind aber die Brücke, wenn Systeme kollabieren. In vielen Apotheken lagern noch die alten Faxnummern in Schubladen, doch entscheidend ist, dass sie griffbereit und aktuell sind, nicht verstaubt und unauffindbar.

Neben den Systemen ist das Personal die zweite Säule. Schulungen für den Ausnahmefall dürfen nicht als Pflichtübung abgehakt werden, sondern müssen realistische Szenarien durchspielen: Was tun, wenn die Software nicht startet? Wie reagiert das Team, wenn die Botendienst-App ausfällt? Wer übernimmt die Verantwortung, wenn die Inhaberin gleichzeitig im Urlaub ist und eine Vertreterregelung fehlt? Gerade kleinere Betriebe unterschätzen, dass die Abwesenheit einer einzigen Person alle Abläufe kippen kann. Stellvertretungsregelungen sind daher nicht nur juristische Pflicht, sondern gelebte Sicherheitskultur.

Hinzu kommt ein oft unterschätztes Element: die Rolle der Versicherung. Cyber-Policen oder Policen gegen Vermögensschäden werden noch zu häufig als Kostenfaktor betrachtet, statt als Teil des Risikomanagements. Doch wenn ein Softwarefehler nicht nur den Betrieb lähmt, sondern auch Abrechnungsdaten manipuliert oder Patientendaten preisgibt, reicht ein Notfallfax nicht mehr aus. Hier braucht es eine zweite Sicherheitsarchitektur, die nicht technisch, sondern finanziell schützt. Versicherer drängen längst darauf, dass Apotheken ihre Notfallpläne dokumentieren und ernsthaft pflegen, bevor sie im Schadensfall leisten. Wer hier nur Formalitäten erfüllt, riskiert im Ernstfall hohe Selbstbeteiligungen oder den Verlust des Schutzes. Die Apothekenleitung trägt also eine doppelte Verantwortung: operative Handlungsfähigkeit und strategische Absicherung.

Dass diese Notfallpläne nicht nur theoretische Übungen sind, zeigt die Praxis. In ländlichen Regionen haben Teams improvisiert, indem sie mit Nachbarapotheken gemeinsame Listen führten, um sich im Ernstfall gegenseitig zu stützen. In städtischen Gebieten wiederum haben Inhaberinnen alternative Großhändlerkontakte gesichert, die sonst nie genutzt wurden, im Ausnahmefall aber den entscheidenden Unterschied machten. Solche Beispiele sind nicht nur Anekdoten, sie markieren eine Lehre: Wer Notfallstrategien lebt, gewinnt Resilienz – wer sie ignoriert, lebt im Risiko.

Doch die eigentliche Herausforderung liegt darin, dass technische Systeme und externe Infrastrukturen nicht nur vereinzelt ausfallen, sondern zunehmend ganze Netze betreffen. Apotheken müssen sich darauf einstellen, dass nicht nur die eigene Kasse oder das Warenwirtschaftssystem versagt, sondern dass nationale Plattformen instabil werden. Die Telematikinfrastruktur ist längst ein neuralgisches System geworden, dessen Ausfälle sich nicht mehr mit einem Griff zum Faxgerät kompensieren lassen. Was heute noch ein lokales Problem ist, kann morgen ein strukturelles werden, das Millionen Versicherte betrifft. Hier endet die Ebene der betrieblichen Notfallplanung und beginnt die Ebene politischer und systemischer Verantwortung.

Und genau an diesem Punkt zeigt sich, wie ungleich die Akteure im Markt ausgestattet sind. Während Vor-Ort-Apotheken im Ernstfall mit Improvisation und Solidarität reagieren müssen, haben Versandapotheken längst redundante Systeme etabliert, die sie immuner gegen Ausfälle machen. Wenn die Telematikinfrastruktur stottert, sind die Kleinen blockiert – und die Großen halten mit parallelen Schnittstellen den Betrieb aufrecht. Das ist nicht nur eine technische Frage, sondern auch eine Gerechtigkeitsfrage im Wettbewerb, die in den kommenden Jahren an Schärfe gewinnen wird.

Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die Telematikinfrastruktur nicht das stabile Fundament ist, als das sie politisch verkauft wurde. Immer wieder kam es zu Störungen beim Zugriff auf die Systeme, mal lag es am Institutionsausweis SMC-B, mal am Heilberufsausweis, mal an zentralen Servern. Für die Apothekenteams bedeutete das jedes Mal Zeitverlust, Frust und verunsicherte Kundschaft, die auf ihre Medikamente wartet und den Eindruck gewinnt, dass die Apotheke vor Ort technisch rückständig sei. Dabei liegt der Fehler nicht in der Offizin, sondern in einem System, das zwar Milliarden verschlingt, aber keine garantierte Ausfallsicherheit bietet. Die Folgen sind nicht nur Imageschäden, sondern konkrete Umsatzeinbußen, denn in einer Branche, in der Vertrauen und Verlässlichkeit Kernwerte sind, kann der Eindruck technischer Schwäche verheerend wirken.

Für viele Apotheken ist das Dilemma offensichtlich: Sie müssen die Infrastruktur nutzen, auch wenn sie versagt. Wer im Moment des Ausfalls auf Papierrezepte umstellen kann, rettet vielleicht einzelne Abläufe, verliert aber an Reputation. Wer hingegen verzweifelt den Kundinnen und Kunden erklärt, dass heute keine Einlösung möglich ist, riskiert Abwanderung. Genau in diesem Vakuum treten die Versender auf den Plan. Große Plattformen haben ihre IT längst redundant aufgestellt, arbeiten mit Spiegelservern und parallelen Anbindungen, die Ausfälle zwar nicht völlig ausschließen, aber abfedern. Wenn Patientinnen erleben, dass ihr Rezept bei der Vor-Ort-Apotheke scheitert, beim Versand aber scheinbar reibungslos funktioniert, dann verschiebt sich langfristig die Loyalität.

Es ist nicht nur die technische Frage, die hier zum Problem wird, sondern auch die politische Dimension. Die staatlich verordnete Telematik sollte den Wettbewerb eigentlich egalisieren, indem alle nach denselben Regeln spielen. Doch in der Realität öffnet sie neue Ungleichgewichte. Kleine und mittlere Apotheken tragen die unmittelbaren Folgen der Störungen, während Konzerne ihre eigene Backup-Architektur nutzen und somit aus den Schwächen des Systems Profit schlagen. Es ist ein Paradox: Je stärker die Politik auf Digitalisierung drängt, desto mehr verstärkt sie die Spaltung im Markt.

Hinzu kommt, dass die TI-Ausfälle nicht nur eine Frage von Minuten oder Stunden sind. Sie zwingen Teams, Ressourcen umzuleiten, zusätzliche Gespräche mit Patientinnen zu führen, Ersatzdokumentationen zu schreiben und sich später erneut mit Korrekturen zu beschäftigen. Jede Unterbrechung multipliziert sich über die Abläufe hinweg. In einem ohnehin angespannten Personalumfeld summiert sich das zu einer Belastung, die weder tariflich noch organisatorisch aufgefangen wird. Der ökonomische Schaden bleibt meist unsichtbar, weil er nicht in Zahlen des BMG auftaucht, sondern sich still in Überstunden und Frustration niederschlägt.

Gerade deshalb ist die Frage der Absicherung nicht trivial. Versandapotheken haben längst Budgets für IT-Ausfallsicherheit, für redundante Systeme und sogar für juristische Szenarien, wenn Schnittstellen nicht wie vorgesehen laufen. Vor-Ort-Apotheken hingegen können kaum in dieser Dimension investieren. Manche versuchen, über IT-Dienstleister kleine Notfalllösungen einzubauen, doch selbst diese greifen nur bedingt, wenn die Ursache zentral im Netz liegt. Deshalb bleibt oft nur eine defensive Strategie: dokumentieren, kommunizieren, improvisieren. Das mag kurzfristig funktionieren, es ist aber keine langfristige Wettbewerbsstrategie.

Die politische Diskussion dreht sich bislang zu sehr um die Technik selbst, nicht aber um ihre Folgen im Markt. Die Frage, wie viel Schaden durch TI-Ausfälle im realen Betrieb entsteht, wie viele Patientinnen unversorgt blieben oder wie viele Rezepte später nicht mehr eingelöst wurden, wird nicht gestellt. Stattdessen verweist die Gematik auf Wartungsarbeiten, Korrekturen und Updates, die immer das Versprechen beinhalten, dass es beim nächsten Mal besser werde. Doch die Wiederholung der Ausfälle zeigt, dass es kein technisches Randphänomen ist, sondern ein strukturelles Problem, das mit der Architektur selbst verbunden ist.

Genau darin liegt der Kern des Kommentars: Solange sich die Politik mit kosmetischen Updates zufriedengibt und solange es keinen Mechanismus gibt, der Apotheken im Schadensfall entschädigt, wird die Schieflage weiter wachsen. Denn während die Großen ihre Skalenvorteile nutzen, müssen die Kleinen um jeden einzelnen Kunden kämpfen. Die TI ist damit nicht nur eine digitale Infrastruktur, sondern ein Wettbewerbsfaktor – und zwar einer, der die Spreizung im Markt weiter vertieft.

Für die Vor-Ort-Apotheke bedeutet das, dass sie nicht nur gegen den Versand, sondern auch gegen die Schwächen eines staatlich regulierten Systems kämpfen muss. In der Summe entsteht eine doppelte Bedrohung: Verlust an Vertrauen durch Ausfälle und Verlust an Marktanteilen durch strukturelle Vorteile der Konzerne. Wer dieses Spannungsfeld ignoriert, verkennt, dass hier keine Übergangsphase mehr läuft, sondern ein dauerhafter Prozess der Marktverschiebung.

Doch während die TI-Ausfälle Schlagzeilen machten und den Frust in den Offizinen täglich sichtbar werden ließen, spielte sich im Hintergrund ein weiterer Skandal ab, der weniger mit Technik, dafür aber umso mehr mit Vertrauen und Compliance zu tun hat. Wenn ausgerechnet Beschäftigte einer großen Krankenkasse im Verdacht stehen, Abrechnungen manipuliert und Beitragsgelder missbraucht zu haben, dann zeigt das, dass nicht nur die technische, sondern auch die moralische Infrastruktur des Systems brüchig geworden ist. Damit öffnet sich nahtlos der Blick auf die Ermittlungen rund um die DAK in Saarbrücken, die nicht weniger Sprengkraft bergen als die TI-Ausfälle – nur auf einer ganz anderen Ebene.

Wenn ein zentrales Versprechen des Gesundheitssystems lautet, dass Beitragsgelder zweckgebunden und integer verwaltet werden, dann wiegt jeder Verdacht auf Abrechnungsmanipulation schwerer als ein technischer Ausfall. Der Fall in Saarbrücken, bei dem Beschäftigte der DAK im Fokus der Ermittlungen stehen, ist deshalb mehr als nur ein regionaler Skandal. Es geht um den Kern des Solidarsystems: Vertrauen. Rund eine halbe Million Euro soll durch Manipulationen bei der Verhinderungspflege verschoben worden sein. Nicht Ärzte, nicht Apotheker, nicht externe Dienstleister, sondern eigene Kassenmitarbeiter sollen die Regeln umgangen haben. Allein diese Konstellation ist Sprengstoff, weil sie an einem Punkt angreift, den selbst die härteste Regulierung nicht absichern kann – die Integrität der handelnden Personen.

Für die DAK ist der Imageschaden schon jetzt enorm. Ein Versicherer, der in der Öffentlichkeit Aufklärung und Prävention fordert, steht plötzlich selbst im Verdacht, Mechanismen zu dulden oder zumindest nicht frühzeitig erkannt zu haben, die Abrechnungsbetrug ermöglichen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, interne Prüfungen laufen, und die Kasse selbst betont, dass sie keinen Missbrauch von Beitragsgeldern duldet. Doch die Öffentlichkeit nimmt weniger die juristischen Differenzierungen wahr als den Gesamteindruck: Wenn im Inneren einer Krankenkasse kriminelles Verhalten möglich ist, wie sicher sind dann die Beiträge der Versicherten?

Der Skandal hat noch eine zweite Ebene. Denn während Apotheken und Praxen bei kleinsten Unregelmäßigkeiten mit Retaxationen, Prüfverfahren und Sanktionen konfrontiert werden, scheint es in den eigenen Reihen der Kassen möglich gewesen zu sein, über Jahre hinweg Gelder abzuschöpfen. Diese Asymmetrie empört viele Leistungserbringer, weil sie das Gefühl verstärkt, unter Generalverdacht zu stehen, während auf Seiten der Verwaltung fehlende Kontrollen und weiche Sicherungen bestehen. Genau darin liegt der Kommentar: Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Wer als Kasse Anspruch auf maximale Compliance im Markt erhebt, muss im eigenen Haus noch höhere Maßstäbe setzen.

Auch ökonomisch ist der Schaden nicht zu unterschätzen. Halbe Millionenbeträge mögen im Milliardenvolumen der GKV wie eine Randnotiz erscheinen, doch sie transportieren eine Symbolik, die weitaus teurer ist. Beitragszahlerinnen und Beitragszahler fühlen sich betrogen, wenn ausgerechnet jene Institutionen, die über Erstattungen und Leistungen entscheiden, selbst in Skandale verwickelt sind. Der Vertrauensverlust kann über Jahre nachwirken und spaltet die ohnehin fragile Beziehung zwischen Versicherten, Leistungserbringern und Kassen noch weiter.

Es ist bezeichnend, dass die DAK selbst von einer möglichen Verschärfung interner Sicherungsmechanismen spricht. Das klingt wie ein Eingeständnis, dass es bislang Lücken gab. Doch Prävention im Nachhinein wirkt immer schwach, weil sie signalisiert, dass erst der Skandal nötig war, um Bewegung auszulösen. In dieser Hinsicht ist der Fall ein exemplarisches Beispiel dafür, dass Systeme, die auf menschlicher Integrität beruhen, immer auch ein strukturelles Risiko in sich tragen. Weder digitale Tools noch externe Audits können garantieren, dass Fehlverhalten nicht stattfindet, solange es auf individueller Ebene durch Loyalität, Schweigen oder bewusste Umgehung möglich ist.

Die größere Dimension dieses Skandals zeigt sich darin, dass er das Grundgefühl von Fairness im Gesundheitssystem erschüttert. Leistungserbringer, die sich ohnehin von Bürokratie und Regulierungsdruck bedrängt fühlen, erleben eine Bestätigung ihrer Skepsis. Versicherte, die steigende Beiträge und Leistungsbegrenzungen akzeptieren sollen, sehen sich getäuscht. Und die Politik, die seit Jahren über Transparenz, Digitalisierung und Missbrauchsbekämpfung debattiert, muss erkennen, dass das eigentliche Risiko nicht immer in der Technik, sondern oft im Faktor Mensch liegt.

Wer hier nicht klar reagiert, riskiert eine Welle der Politikverdrossenheit in einem besonders sensiblen Bereich. Denn Gesundheit ist kein Feld, in dem Skandale folgenlos bleiben. Sie nähren das Misstrauen, dass am Ende nicht mehr die Versorgung der Patientinnen, sondern die Sicherung von Apparaten im Mittelpunkt steht. Der Schaden für die DAK ist damit doppelt: finanziell messbar, moralisch aber kaum reparierbar.

Und doch ist es genau diese Dimension des Vertrauens, die im Kleinen wie im Großen über die Stabilität des Systems entscheidet. Während die einen durch Manipulation Millionen verwalten und missbrauchen können, stehen andere an der Schwelle zum Beruf und kämpfen darum, überhaupt eine faire Chance zu bekommen. Der Gegensatz könnte kaum deutlicher sein. Denn während im Fall der DAK Integrität verletzt wurde, zeigt ein Blick auf die Ausbildungsrealität in den Apotheken, dass es auch andere Geschichten gibt – solche, die von Rettung, Chancen und Neustart erzählen. Wenn eine junge Auszubildende kurz vor dem Abbruch steht und nur durch die Offenheit und das Engagement eines Apothekenteams ihre PKA-Laufbahn fortsetzen kann, dann offenbart sich die andere Seite des Systems: Vertrauen als Ressource, die nicht missbraucht, sondern gestärkt wird.

Wenn Vertrauen im Großen beschädigt wird, gewinnt es im Kleinen eine umso größere Bedeutung. Der Kontrast zwischen systemischem Betrug und persönlichem Engagement könnte schärfer kaum ausfallen. Während in Saarbrücken interne Kontrollen versagten, zeigte sich in einer Apotheke in Hüfingen, dass Integrität und Verantwortungsbewusstsein die entscheidende Ressource für die Zukunft des Berufsstands sind. Die Geschichte von Viktoria Kuznetsov, die kurz davorstand, ihre PKA-Ausbildung aufzugeben, macht deutlich, wie fragil Berufskarrieren im Gesundheitswesen beginnen – und wie stark ein Team wirken kann, das Verantwortung nicht nur verwaltet, sondern lebt.

Im dritten Ausbildungsjahr war für die junge Frau kaum noch ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Schlechte Erfahrungen, fehlende Unterstützung, die Aussicht, das Erreichte nicht abschließen zu können: all das führte sie an den Rand des Abbruchs. In einer Zeit, in der jede Apotheke händeringend nach Nachwuchs sucht, wäre ihr Scheitern mehr als ein Einzelschicksal gewesen. Es hätte die strukturelle Krise des Berufsbildes vertieft, weil jeder verlorene Auszubildende nicht nur eine Lücke im Betrieb, sondern eine Lücke im gesamten Versorgungssystem hinterlässt.

Genau hier setzte das Team um Apothekerin Sarah Mast an. Statt die Resignation hinzunehmen, griff die Schellenberg-Apotheke beherzt ein, bot der Auszubildenden einen Neuanfang und die Möglichkeit, ihre PKA-Laufbahn doch noch zu beenden. Was auf den ersten Blick wie eine individuelle Rettung wirkt, ist in Wahrheit eine strategische Entscheidung. Denn Nachwuchssicherung beginnt nicht auf Kongressen, nicht in politischen Papieren und auch nicht in Marketingkampagnen. Sie beginnt dort, wo Menschen konkret die Chance erhalten, ihren Beruf unter fairen Bedingungen zu erlernen.

Die Erfahrung zeigt: Ausbildung in Apotheken ist mehr als die Vermittlung von Fachwissen. Sie ist ein soziales Versprechen, dass Engagement gesehen, Schwierigkeiten ernst genommen und individuelle Wege unterstützt werden. Wenn eine Auszubildende wie Viktoria Kuznetsov sagt, dass es nur zwei Optionen gibt – Abbruch oder Wechsel – und der Betrieb die dritte Option eröffnet, nämlich Rettung durch Vertrauen, dann wird aus einem drohenden Misserfolg ein Zukunftsversprechen. Genau darin liegt die eigentliche Botschaft: Ausbildung gelingt, wenn Betriebe Verantwortung nicht nur als Pflicht, sondern als Gestaltungsmöglichkeit verstehen.

Der Kommentar dazu ist ebenso klar wie unbequem: Solche Beispiele dürfen nicht die Ausnahme bleiben. In einer Branche, die vom Fachkräftemangel existenziell bedroht ist, reicht es nicht, auf externe Programme oder staatliche Förderung zu verweisen. Entscheidend ist, dass Apotheken selbst Strukturen schaffen, die jungen Menschen Halt geben. Dazu gehören klare Ansprechpartner, flexible Übergangslösungen, kollegiale Unterstützung und das Bewusstsein, dass Ausbildung mehr ist als ein Vertrag – sie ist ein Beziehungsangebot. Wer dies versteht, bindet nicht nur Nachwuchs, sondern sichert die Zukunftsfähigkeit der eigenen Offizin.

Für Viktoria Kuznetsov war der Neuanfang ein Befreiungsschlag. Für die Schellenberg-Apotheke ist er ein Beweis, dass Mut und Offenheit sich lohnen. Für das System insgesamt ist er ein Lehrstück: Vertrauen kann verloren gehen, wie im Fall der DAK, oder es kann bewusst gestärkt werden, wie in Hüfingen. Zwischen diesen beiden Polen entscheidet sich die Zukunft des Gesundheitswesens. Denn Systeme zerbrechen nicht allein an großen Skandalen, sondern auch an den vielen kleinen Momenten, in denen Menschen das Vertrauen verlieren. Umgekehrt wachsen sie dort, wo Menschen die Erfahrung machen, dass sich Einsatz lohnt und dass jemand an sie glaubt.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Der Unterschied zwischen Manipulation und Rettung zeigt sich nicht in Bilanzen oder Ermittlungsakten, sondern in der Erfahrung von Verlässlichkeit. Ein junger Mensch, der seine Ausbildung doch noch beendet, ist ein Signal, das weiter trägt als jede Compliance-Richtlinie. Und vielleicht ist genau dies die wichtigste Lehre: Dass Zukunft nicht in Strategiepapiere geschrieben wird, sondern in Biografien, die eine Chance erhalten.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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