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  • 18.08.2025 – Apotheken-Nachrichten ordnen Markt, Ogsiveo stärkt Onkologie, Verhütungstrends kippen
    18.08.2025 – Apotheken-Nachrichten ordnen Markt, Ogsiveo stärkt Onkologie, Verhütungstrends kippen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Müller baut Gesundheitsflächen mit PTA/Apothekern aus, Ogsiveo bringt eine neue Option bei Desmoidtumoren, Verhütungstrends drehen sich...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten ordnen Markt, Ogsiveo stärkt Onkologie, Verhütungstrends kippen

 

Müller rekrutiert PTA und Apotheker für Gesundheitsflächen, EU-Zulassung für Ogsiveo bei Desmoidtumoren, Pille verliert bei Jüngeren, Mundpflege im Alter fordert Beratung

Apotheken-News: Bericht von heute

Drogerieketten professionalisieren den Gesundheitsverkauf und werben gezielt pharmazeutische Qualifikation an: Müller sucht PTA und Apotheker für Shop-in-Shop-Flächen, die Beratungskompetenz in den Non-RX-Bereich ziehen sollen. Parallel setzt eine EU-Zulassung ein Signal in der Onkologieversorgung: Ogsiveo eröffnet als erste Therapieoption bei Desmoidtumoren eine konkrete Perspektive für eine kleine, aber belastete Patientengruppe – mit Folgen für Beschaffung, Lagerhaltung und Aufklärung in Offizinen. Währenddessen verschieben sich Verhütungsgewohnheiten: Der Anteil der Pille bei Unter-22-Jährigen sinkt deutlich, Risiken werden bewusster abgewogen, Alternativen gewinnen – Beratung bleibt Kernleistung. Und die alternde Gesellschaft zwingt zu Routine und Prävention: Mundpflege im höheren Lebensalter entscheidet über Lebensqualität, Infektionsprophylaxe und Adhärenz. Für Apotheken bedeutet das: Position im Wettbewerb klären, evidenzbasiert therapienahe Informationen liefern, sensitive Lebensphasen kompetent begleiten und Präventionslücken schließen – mit Führung, Standards und verlässlicher Teamqualifikation.

 

 

Handel sucht Fachwissen, Apotheken verlieren Personal, Versorgung braucht Balance

Wenn ein Drogerieriese wie Müller nicht mehr nur an Kosmetik, Drogeriewaren und Alltagsbedarf denkt, sondern gezielt pharmazeutisches Fachpersonal sucht, verschieben sich die Linien im Gesundheitsmarkt. Mit dem Konzept „Gesundheitswelt“ will Müller ein Segment erobern, das bisher klar in den Händen der Apotheken lag: die fachlich abgesicherte Beratung zu apothekenüblichen Produkten, von Kosmetika über Nahrungsergänzung bis hin zu ausgewählten Präparaten im Bereich der Naturheilkunde. Die Stellenanzeige, mit der das Unternehmen nach PTA oder sogar Approbierten sucht, signalisiert deutlich, dass es nicht nur um den Verkauf von Produkten geht, sondern auch um die Übernahme von Kompetenz und Vertrauen, das traditionell eng an die Offizin gebunden ist.

Diese Entwicklung hat mehrere Ebenen. Auf der einen Seite ist es Ausdruck eines „Megatrends Gesundheit“, wie Müller selbst sein Konzept bewirbt. Konsumentinnen und Konsumenten erwarten zunehmend, dass Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden in einem umfassenden Lifestyle-Angebot zusammengeführt werden. Auf der anderen Seite bedeutet es eine direkte Konkurrenz zu Apotheken, die ihre Kernaufgabe nicht mehr exklusiv beanspruchen können, wenn pharmazeutische Beratung plötzlich auch in Drogeriemärkten zu finden ist. Die Frage stellt sich, ob damit die Grenze zwischen Verkaufsförderung und Patientenorientierung verwischt – oder ob es sich tatsächlich um eine neue Versorgungsform handelt.

Für Apotheken ist die Entwicklung nicht ungefährlich. Der Fachkräftemangel ist längst Realität: Viele Inhaber klagen darüber, dass offene Stellen für PTA und Approbierte über Monate nicht besetzt werden können. Wenn nun ein finanzstarker Player wie Müller mit attraktiven Arbeitsbedingungen, geregelten Öffnungszeiten und einer weniger stressintensiven Arbeitsumgebung lockt, könnte das Abwandern von Fachkräften zu einer ernsthaften Bedrohung werden. Die Offizin vor Ort verliert nicht nur Personal, sondern auch Know-how und Bindungskraft gegenüber ihren Patienten.

Zugleich müssen sich Apotheken die Frage stellen, ob sie selbst zu wenig getan haben, um diese Fachkräfte zu halten. Starre Hierarchien, enge Budgetgrenzen und eine Arbeitsbelastung, die durch Bürokratie und Lieferengpässe immer weiter steigt, lassen den Wechsel in ein alternatives Umfeld attraktiv erscheinen. Während Apotheker in einer Drogerie keine Rezepte beliefern dürfen und keine verschreibungspflichtigen Medikamente abgeben, können sie sich dort auf Beratung, Prävention und ein klar abgegrenztes Sortiment konzentrieren. Was auf den ersten Blick nach einer Dequalifizierung klingt, könnte für manche Fachkräfte eine willkommene Entlastung sein.

Die Politik wiederum beobachtet diese Entwicklungen bislang eher am Rande. Die Apothekenbetriebsordnung gibt Drogerien keinen Zugang zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, und auch die Abgabe apothekenpflichtiger Medikamente bleibt tabu. Dennoch zeigt das Beispiel, wie unternehmerische Modelle im Graubereich entstehen, die den Wettbewerb um Köpfe und Kunden verschärfen. In einer Zeit, in der Apothekenzahlen sinken, Lieferprobleme zunehmen und Versorgungsdefizite drohen, wäre es fatal, wenn pharmazeutische Fachkräfte zusätzlich abwandern.

Für Apothekenteams bedeutet diese Lage, dass sie ihre Stärken klarer herausarbeiten müssen. Persönliche Beratung, unmittelbare Nähe, ein vertrautes Umfeld und die Fähigkeit, akute Versorgungsprobleme zu lösen, lassen sich nicht ohne Weiteres durch ein Shop-in-Shop-Konzept ersetzen. Doch nur wenn diese Alleinstellungsmerkmale aktiv betont und gepflegt werden, bleiben sie für die Kundschaft sichtbar. Wer hingegen glaubt, dass Patienten von allein erkennen, was eine Apotheke unverzichtbar macht, könnte sich täuschen.

Die strategische Dimension wird besonders sichtbar, wenn man den Blick auf die gesamte Versorgungskette richtet. Während Drogerien wie Müller ihre Reichweite nutzen, um einen Teil des Marktes abzuschöpfen, entstehen hybride Versorgungsmodelle, die klassische Strukturen infrage stellen. Schon heute entscheiden Patientinnen und Patienten immer häufiger nicht nach medizinischer Notwendigkeit, sondern nach Bequemlichkeit, Preis und Image. In diesem Wettbewerb gilt: Wer Beratung glaubhaft mit Erlebnis und Alltag integriert, wird die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Für die Apotheken ist das eine Mahnung. Sie stehen vor der Wahl, ob sie das Feld kampflos räumen oder ob sie selbst aktiv in Prävention, Eigenmarken und Lifestyle-orientierte Konzepte investieren. Denn der Anspruch der Menschen, Gesundheit in allen Lebensbereichen zu verankern, wird nicht verschwinden – die Frage ist nur, wer diese Erwartung erfüllt.

Am Ende geht es also nicht nur um die einzelne Stellenausschreibung bei Müller. Es geht um die Richtung, in die sich der gesamte Gesundheitsmarkt bewegt: mehr Wettbewerb um Fachkräfte, mehr Konkurrenz bei der Beratung, mehr Erwartung an sichtbare Kompetenz. Für Apothekenteams bedeutet das, den eigenen Wert neu zu definieren – und zwar so, dass er auch im Lärm der „Gesundheitswelten“ nicht untergeht.

 

Pharma investiert Milliarden, Innovation trifft Seltenheit, Hoffnung fordert Geduld

Wenn ein Konzern wie Merck nach fast zwei Jahrzehnten wieder einen seiner größten Zukäufe tätigt, geht es nicht um kurzfristige Gewinne, sondern um strategische Weichenstellungen. Mit der Übernahme von Springworks Therapeutics für rund drei Milliarden Euro hat Merck nicht nur ein Unternehmen gekauft, sondern zugleich die Rechte an einem Medikament, das in einem bislang kaum erschlossenen Feld für Bewegung sorgt: Ogsiveo, die erste und einzige in der EU zugelassene Therapie gegen Desmoidtumoren. Die Zulassung durch die Europäische Kommission bedeutet deshalb mehr als einen Etappensieg. Sie ist ein Signal für die globale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, das nach mehreren Rückschlägen dringend neue Hoffnungsträger braucht.

Desmoidtumoren sind seltene, lokal aggressiv wachsende Weichteiltumoren, die zwar nicht metastasieren, aber durch ihre Lage und ihr Wachstum erhebliches Leid verursachen können: Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit, dauerhafte Erschöpfung. Für die betroffenen 1.300 bis 2.300 Menschen pro Jahr in der EU gab es bisher keine spezifische medikamentöse Therapie. Operationen, Strahlentherapie oder unspezifische Medikamente waren bislang die einzigen Optionen – mit ungewissem Ausgang. Dass Ogsiveo nun als zielgerichtete Behandlung zur Verfügung steht, bedeutet für diese Patienten eine spürbare Verbesserung der Perspektive.

Für Merck ist das Medikament mehr als nur ein Beitrag zur Versorgung. Es ist ein Testfall dafür, ob der Konzern in der Lage ist, Nischenprodukte zu globalen Blockbustern zu entwickeln. Merck-Chefin Belén Garijo hat klar formuliert, dass Ogsiveo einen Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde Dollar erreichen soll. Doch Blockbuster-Potenzial ergibt sich nicht allein aus medizinischer Innovation. Es verlangt ein sorgfältiges Zusammenspiel von Preisgestaltung, Marktzugang, Erstattungsentscheidungen und internationaler Expansion. Gerade in Europa, wo Preisverhandlungen mit nationalen Behörden oft zäh verlaufen, wird sich zeigen, wie durchsetzungsstark Merck wirklich ist.

Die Erwartung an Ogsiveo ist auch deshalb so groß, weil andere Projekte gescheitert sind. Mehrere potenzielle Hoffnungsträger im Bereich Onkologie haben in klinischen Studien nicht die erhofften Ergebnisse geliefert. Parallel steht die Pharmasparte unter Druck, neue Wachstumsquellen zu erschließen, während etablierte Produkte gegen Krebs, Unfruchtbarkeit oder Multiple Sklerose zwar solide, aber nicht mehr spektakulär wachsen. Vor diesem Hintergrund wird jeder Erfolg auf dem Gebiet seltener Erkrankungen doppelt bewertet: als medizinischer Fortschritt und als unternehmerische Notwendigkeit.

Doch die Geschichte zeigt, dass Euphorie im Pharmamarkt gefährlich sein kann. Die Entwicklungskosten sind enorm, die regulatorischen Hürden hoch, und seltene Krankheiten bringen die Herausforderung mit sich, dass Studien nur mit kleinen Patientengruppen durchgeführt werden können. Für Merck bedeutet das: Geduld und langfristige Investitionen sind ebenso wichtig wie kurzfristige Erfolge. Der milliardenschwere Kauf von Springworks war deshalb nicht nur ein Deal, sondern ein Bekenntnis, in diesen Bereich dauerhaft einzusteigen.

Für Ärztinnen und Patienten eröffnet sich mit Ogsiveo eine neue Option, die allerdings auch Fragen aufwirft. Wie hoch wird der Preis angesetzt? Welche Patientengruppen profitieren am meisten? Wie lässt sich der Zugang europaweit sichern, ohne dass regionale Unterschiede bei der Erstattung neue Ungleichheiten schaffen? Antworten darauf hängen nicht nur von Merck, sondern auch von den Gesundheitssystemen der Mitgliedstaaten ab, die über Budgets, Prioritäten und Bewertungsmaßstäbe entscheiden.

Im globalen Vergleich hat Merck die USA bereits als Startmarkt genutzt, wo Ogsiveo seit einiger Zeit erhältlich ist. Dass nun auch die EU folgt, verschafft dem Unternehmen eine Doppelpräsenz, die wichtig ist, um Skaleneffekte und Sichtbarkeit zu erzielen. Die strategische Frage lautet: Kann Merck die Dynamik halten und die Zulassung in weiteren Märkten wie Japan, Kanada oder Lateinamerika zügig vorantreiben? Denn nur mit einer breiten internationalen Aufstellung lässt sich das Blockbuster-Ziel tatsächlich erreichen.

Für die Apotheken bedeutet diese Entwicklung, dass sie sich auf ein neues hochpreisiges Nischenmedikament einstellen müssen, dessen Abgabe und Beratung ein hohes Maß an Fachwissen erfordert. Patienten mit seltenen Erkrankungen sind oft besonders verunsichert und brauchen eine klare, verständliche Kommunikation über Wirkweise, Nebenwirkungen und Erwartungen. Die Apothekenpraxis wird hier nicht nur logistischer Partner, sondern Übersetzer medizinischer Komplexität in verständliche Sprache.

Am Ende bleibt Ogsiveo ein Lehrstück dafür, wie eng medizinische Innovation, wirtschaftliche Interessen und Versorgungspolitik miteinander verflochten sind. Der Erfolg für Patienten steht außer Frage, doch für Merck und den Markt bedeutet es eine Herausforderung, die weit über die einzelne Zulassung hinausgeht. Ob Ogsiveo zum Blockbuster wird oder zum Nischenprodukt bleibt, hängt nicht allein von der Wissenschaft ab, sondern von einem globalen Kräftefeld, in dem Gesundheit und Geschäft untrennbar miteinander verbunden sind.

 

Verhütung wandelt sich, Aufklärung stärkt Selbstbewusstsein, Risiken fordern Beratung

Die Antibabypille, einst Symbol weiblicher Selbstbestimmung und medizinischer Fortschritt, verliert in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Während 2015 noch 43 Prozent der unter 22-jährigen Frauen und Mädchen die Pille verordnet bekamen, sind es 2024 nur noch 22 Prozent, wie eine aktuelle Auswertung des AOK-Bundesverbands zeigt. Der Rückgang ist nicht nur eine statistische Randnotiz, sondern Ausdruck tiefgreifender Veränderungen im Selbstverständnis junger Frauen, in ihrer Risikowahrnehmung und im Umgang mit reproduktiver Gesundheit.

Ein wesentlicher Treiber dieses Wandels ist die verbesserte Informationslage zu Risiken und Nebenwirkungen hormoneller Verhütungsmittel. Dank Internet, sozialer Medien und intensiver Aufklärungsarbeit von Ärztinnen, Ärztinnenverbänden und Krankenkassen ist das Bewusstsein für potenzielle Nebenwirkungen wie Thrombosen oder Embolien deutlich gestiegen. Junge Frauen informieren sich selbstbewusster, vergleichen Präparate, hinterfragen ärztliche Empfehlungen und entscheiden häufiger für risikoärmere Optionen. Zwar liegt der Anteil risikoreicher Präparate mit Blick auf venöse thromboembolische Ereignisse weiterhin bei 48 Prozent – und damit unverändert zum Vorjahr –, doch im historischen Vergleich ist er deutlich gesunken. Vor zehn Jahren lag er bei 63 Prozent.

Diese Entwicklung ist eng verknüpft mit einem generellen gesellschaftlichen Wertewandel. Verhütung ist heute weniger alleinige Frauensache, sondern wird stärker partnerschaftlich verstanden. Männer sind in Entscheidungen einbezogen, Kondome erleben eine Renaissance und rangieren inzwischen als zweithäufigste Methode bei jungen Menschen. Parallel dazu verzögert sich der Zeitpunkt sexueller Erfahrungen im Vergleich zu den Generationen vor 10 oder 20 Jahren, was ebenfalls Einfluss auf die Verordnungspraxis hat.

Für Ärztinnen und Ärzte bedeutet dieser Trend eine neue Herausforderung. Während die Pille jahrzehntelang als Standard galt, erfordert die heutige Vielfalt an Verhütungsmethoden eine intensivere Beratung. Ärztinnen müssen nicht nur Risiken abwägen, sondern auch individuelle Lebensstile berücksichtigen: Rauchen, Übergewicht oder ein familiäres Thromboserisiko erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, sodass eine „One-size-fits-all“-Strategie längst überholt ist. Das Beratungsgespräch gewinnt dadurch an Komplexität und Relevanz, gerade auch, weil eine informierte Entscheidung in Zeiten von Social Media schnell an Glaubwürdigkeit gewinnen oder verlieren kann.

Historisch betrachtet ist der Wandel bemerkenswert. Am 18. August 1960 kam die erste Antibabypille in den USA auf den Markt, ein Jahr später folgte Deutschland. Die Pille war mehr als ein Medikament – sie war ein gesellschaftliches Symbol für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung. Heute, 65 Jahre später, steht sie erneut im Zentrum einer gesellschaftlichen Diskussion, diesmal jedoch mit umgekehrten Vorzeichen: weniger Begeisterung über ihre Möglichkeiten, mehr Skepsis über ihre Risiken. Diese Entwicklung bedeutet nicht das Ende der hormonellen Verhütung, wohl aber ihre Relativierung.

Für die Krankenkassen sind die Daten mehr als eine Momentaufnahme. Sie geben Einblick in das veränderte Verhalten ganzer Generationen und in die Notwendigkeit, Präventions- und Aufklärungsprogramme dynamisch anzupassen. Wenn junge Frauen zunehmend risikoärmere Präparate bevorzugen oder ganz andere Methoden wählen, müssen Informationskampagnen, Beratungsangebote und die ärztliche Fortbildung Schritt halten.

Die Rolle der Apotheken ist dabei nicht zu unterschätzen. Sie sind erste Ansprechpartnerinnen für Fragen zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder praktischen Anwendungsproblemen. Auch wenn die Verschreibungshoheit bei Ärztinnen liegt, kommt Apothekenteams eine Schlüsselrolle zu: Sie können niederschwellig beraten, Unsicherheiten auffangen und aufklären, wenn Patientinnen verunsichert zwischen Online-Informationen und ärztlicher Meinung schwanken. Gerade in Zeiten, in denen die Zahl der Verordnungen zurückgeht, steigt die Bedeutung von Kommunikation und individueller Begleitung.

Nicht zuletzt wirft die Debatte um die Pille Fragen nach Geschlechterrollen, gesellschaftlichen Erwartungen und Gesundheitspolitik auf. Während die Einführung der Pille ein medizinisches Machtinstrument in die Hände der Frauen legte, zeigt ihr Bedeutungsverlust, dass Selbstbestimmung nicht zwingend an ein Medikament gebunden sein muss. Junge Frauen scheinen heute andere Prioritäten zu setzen: Sie wollen Risiken minimieren, Methodenvielfalt nutzen und stärker partnerschaftlich entscheiden.

Am Ende steht ein ambivalentes Bild: Die Pille bleibt ein wichtiges, aber nicht mehr dominantes Instrument der Verhütung. Ihr Rückgang ist weder eine Katastrophe noch ein Triumph, sondern Ausdruck einer neuen Balance zwischen medizinischem Fortschritt, individueller Entscheidung und gesellschaftlichem Wandel. Dass Aufklärung wirkt, zeigt die Statistik eindrücklich – und dass Selbstbewusstsein in Fragen der eigenen Gesundheit wächst, ist die vielleicht positivste Botschaft dieser Entwicklung.

 

Zähne brauchen Pflege, Prophylaxe verhindert Risiken, Beratung stärkt Lebensqualität

Mundpflege ist im Alter weit mehr als die abendliche Prothesenreinigung oder die schnelle Zahnbürste nach dem Frühstück. Sie ist Gesundheitsvorsorge, Lebensqualität und oftmals eine unterschätzte Stellschraube für die allgemeine Vitalität. Wer im hohen Alter weiterhin kräftig zubeißen kann, isst nicht nur genussvoller, sondern schützt zugleich Herz, Kreislauf und Stoffwechsel. Denn die Wechselwirkungen zwischen Mundgesundheit und Allgemeinmedizin sind seit Jahren belegt: Unbehandelte Parodontitis kann Herzinfarkte begünstigen, schlechte Zahnverhältnisse erhöhen das Risiko für Mangelernährung, und Infektionen im Mundraum können systemische Erkrankungen verschlimmern.

Die Realität zeigt allerdings, dass die Mundpflege im Alter häufig vernachlässigt wird. Viele Seniorinnen und Senioren haben eingeschränkte Beweglichkeit, können Zähne oder Prothesen nicht mehr ausreichend reinigen oder sind auf die Unterstützung von Pflegekräften angewiesen. Hinzu kommt, dass Demenz oder andere kognitive Einschränkungen Routinen erschweren. Die Folge sind Ablagerungen, Entzündungen und Schmerzen, die nicht nur lokal wirken, sondern den gesamten Organismus belasten. Fachgesellschaften warnen seit Jahren, dass gerade in Pflegeeinrichtungen die Mundgesundheit zu selten systematisch erfasst wird.

Dabei existieren klare Präventionsansätze. Regelmäßige Zahnarztbesuche, idealerweise auch Hausbesuche durch spezialisierte mobile Teams, ermöglichen eine frühzeitige Behandlung. Apotheken können eine wichtige Ergänzungsrolle spielen, indem sie auf geeignete Pflegeprodukte hinweisen, die Anwendung erklären und Angehörige wie Pflegende sensibilisieren. Ob fluoridhaltige Zahnpasten, antibakterielle Mundspüllösungen oder spezielle Bürstensysteme für Prothesen – die richtige Auswahl entscheidet über die Alltagstauglichkeit. Auch einfache Tipps wie die Erinnerung an ausreichend Flüssigkeitszufuhr sind entscheidend, da Mundtrockenheit viele Beschwerden verschlimmert.

Die Mundpflege im Alter ist nicht nur eine Frage der Zahngesundheit, sondern auch der Selbstständigkeit. Wer kauen kann, isst ausgewogen, behält Muskelkraft und beugt Stürzen vor. Wer hingegen Schmerzen hat oder sich unsicher beim Essen fühlt, reduziert oft unbewusst die Nahrungsaufnahme. Dies führt zu Gewichtsverlust, Vitaminmangel und eingeschränkter Immunabwehr. Hier zeigt sich ein klassischer Teufelskreis, den eine vorausschauende Versorgung durchbrechen kann.

In der Praxis gibt es aber auch finanzielle Hürden. Zahnärztliche Leistungen sind für viele ältere Menschen mit hohen Eigenanteilen verbunden. Besonders implantatgestützte Prothesen oder aufwändige Behandlungen übersteigen schnell die Budgets von Rentnerinnen und Rentnern. Gesundheitspolitisch stellt sich daher die Frage, ob die Zahnmedizin im Pflegekontext stärker in die Regelversorgung integriert werden sollte. Diskutiert werden Programme, die ähnlich wie bei Vorsorgeuntersuchungen verpflichtende Kontrollen und bezuschusste Prävention vorsehen.

Auch die Forschung bringt neue Impulse. Studien zeigen, dass chronische Entzündungen im Mundraum nicht nur lokale Schäden verursachen, sondern mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes oder rheumatoider Arthritis verknüpft sein können. Damit rückt die Mundpflege in eine ganz andere Dimension: Sie ist keine kosmetische Nebensache, sondern Bestandteil einer integrativen Gesundheitsstrategie. Je älter die Bevölkerung wird, desto relevanter wird dieses Zusammenspiel.

Für Apothekenteams eröffnet sich hier ein wachsendes Beratungsfeld. Mundpflegeprodukte gehören zum Standardsortiment, doch das Potenzial liegt in der individuellen Ansprache: Welche Spülungen sind für Xerostomie geeignet? Wie können pflegende Angehörige einfache Routinen umsetzen? Welche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Mundgesundheit sind zu beachten – etwa bei Antihypertensiva, die Mundtrockenheit fördern, oder Bisphosphonaten, die das Risiko für Kiefernekrosen erhöhen? Mit gezielter Beratung können Apotheken die Brücke schlagen zwischen medizinischer Theorie und alltagsnaher Umsetzung.

Gesellschaftlich berührt die Mundpflege im Alter auch Fragen von Würde und Lebensqualität. Ein gepflegtes Gebiss, frischer Atem und die Fähigkeit, unbeschwert zu sprechen, sind zentrale Faktoren sozialer Teilhabe. Wer diese Dimension unterschätzt, reduziert Pflege auf das rein Funktionale. Doch gerade im hohen Alter sind es die scheinbar kleinen Routinen, die über Selbstwertgefühl und Lebensfreude entscheiden.

Am Ende gilt: Mundpflege im Alter ist Prävention, Therapie und Lebensqualität zugleich. Sie erfordert das Zusammenwirken von Zahnmedizin, Pflege, Apotheken und Angehörigen. Nur so kann gewährleistet werden, dass ältere Menschen möglichst lange „bissfest“ bleiben – nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenen Sinne: stark im Alltag, unabhängig in Entscheidungen und geschützt vor vermeidbaren Risiken.

 

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht. Apotheken sichern Richtung, wenn Wettbewerb drängt, Evidenz Hoffnung schafft, Gewohnheiten kippen und Pflege zur Strategie wird – indem sie Orientierung geben, wo Märkte locken, und Nähe halten, wo Versorgung zählt.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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