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  • 25.08.2025 – Digitale Hautchecks täuschen Sicherheit, Verbände suchen Entlastung, Apotheken-Nachrichten prägen Zukunft und Beratung
    25.08.2025 – Digitale Hautchecks täuschen Sicherheit, Verbände suchen Entlastung, Apotheken-Nachrichten prägen Zukunft und Beratung
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Digitale Hautchecks, Verbandspolitik um Gedisa, Zukunftsimpulse der Expopharm und die EMA-Warnung zu Benzydamin in der Schwangerschaft: Ap...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Digitale Hautchecks täuschen Sicherheit, Verbände suchen Entlastung, Apotheken-Nachrichten prägen Zukunft und Beratung

 

Vier Themen verdeutlichen, wie KI-Angebote, Beitragsentscheidungen, Branchentreffs und Wirkstoffwarnungen die Praxis neu justieren

Apotheken-News: Bericht von heute

Die Drogeriekette dm wirbt mit digitalen Hautanalysen und Teledermatologie – Fachärzte warnen jedoch vor Fehldiagnosen, verzögerten Therapien und falschen Erwartungen. In Hessen erlässt der Apothekerverband seinen Mitgliedern einen Monatsbeitrag, um ein Signal in der Debatte um die Kosten der Verbändetochter Gedisa zu setzen. Gleichzeitig bereitet sich die Expopharm 2025 auf ihre Rolle als Branchenschau, politisches Forum und Innovationsplattform vor – mit Themen von E-Patientenakte bis Personalgewinnung. Und schließlich ordnet die Europäische Arzneimittelagentur Benzydamin neu ein: Für Schwangere gilt der Wirkstoff künftig als problematisch, Fach- und Gebrauchsinformationen müssen angepasst werden. Vier Entwicklungen, die zeigen, wie Apotheken zwischen digitaler Konkurrenz, verbandspolitischen Entscheidungen, Zukunftskonzepten und arzneimittelrechtlichen Vorgaben stehen – und wie wichtig es ist, Beratung, Prävention und Absicherung konsequent zusammenzuführen.

 

 

Mit dem Pilotprojekt digitaler Hautchecks in ausgewählten Filialen hat die Drogeriekette dm eine Debatte ausgelöst, die über den Einzelhandel hinausweist. Unter dem Label „Gesundheitsdienstleistung“ werden Kund:innen eine kostenlose KI-gestützte Hautanalyse und ein kostenpflichtiges Teledermatologie-Angebot von Dermanostic präsentiert. Während das Angebot mit Schnelligkeit und Bequemlichkeit wirbt, warnt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) vor erheblichen Risiken: Fachliche Standards würden unterlaufen, die Gefahr falscher Diagnosen sei real, und Patient:innen könnten mit unklaren Befunden oder verzögerten Therapien belastet werden. BVDD-Präsident Ralph von Kiedrowski spricht von „falschen Diagnosen“ und Werbemaschen, die mehr Produktabsatz als Versorgung zum Ziel hätten.

Im Kern geht es um die Frage, welche Rolle KI-gestützte Verfahren im Gesundheitswesen spielen dürfen. Dass Algorithmen trockene Haut erkennen oder Bilder sortieren können, ist unbestritten. Doch ob sie in der Lage sind, gefährliche Hautveränderungen wie Melanome korrekt zu identifizieren, bleibt zweifelhaft. Leitlinien fordern eine fachärztliche Untersuchung mit Dermatoskopie und persönlichem Kontakt. Wenn Patient:innen mit einem Foto eine vermeintliche Diagnose erhalten, fehlt nicht nur die körperliche Untersuchung, sondern auch die Möglichkeit, Rückfragen zu Symptomen, Vorerkrankungen oder Veränderungen im Verlauf zu stellen. Dadurch entsteht Unsicherheit, die im schlimmsten Fall in Patientengefährdung mündet.

Der BVDD verweist zudem auf strukturelle Risiken. Ein erheblicher Teil der Anfragen sei gar nicht digital zu lösen: Rund 30 Prozent erforderten verschreibungspflichtige Behandlungen, acht bis zehn Prozent seien für Telemedizin grundsätzlich ungeeignet. Die Plattform lasse jedoch offen, wie Patient:innen mit solchen Fällen weitergesteuert werden sollen. Damit droht ein Bruch in der Versorgungskette: Menschen zahlen für ein privates Teleangebot, landen dann aber mit Rezept oder fraglicher Diagnose im vertragsärztlichen System – dort, wo Wartezeiten ohnehin hoch sind. Fachpraxen sehen sich mit Mehrarbeit und verunsicherten Patient:innen konfrontiert.

Rechtlich kommt hinzu, dass das Landgericht Düsseldorf Dermanostic untersagt hat, mit nicht belegten Zahlen zu werben. Weder gebe es Kooperationspraxen in jedem Bundesland, noch 300 Partnerärzte. Der Eindruck einer flächendeckenden Versorgung sei bewusst erzeugt worden, ohne dass er den Tatsachen entsprach. Für Apothekenbetreiber bedeutet das, die rechtliche Grauzone solcher Angebote zu kennen: Sie können in die Beratung geraten, wenn Patient:innen mit unklaren Diagnosen oder Rezepten auftauchen, die anschließend umgeschrieben werden sollen. Hier sind Fachgrenzen und Zuständigkeiten klar zu kommunizieren, um keine Haftungsfallen zu eröffnen.

Aus Sicht der Apothekenpraxis stellt sich die Frage, wie solche Modelle den Alltag beeinflussen. Apotheken sind niedrigschwellige Anlaufstellen, die häufig als erste mit Fragen zu Hautprodukten konfrontiert werden. Wenn Patient:innen mit KI-Diagnosen und Produktempfehlungen kommen, steigt der Beratungsaufwand erheblich. Das Team muss erklären, warum ein Foto nicht den Arzt ersetzt, wie sichere Diagnostik funktioniert und welche Produkte medizinisch sinnvoll sind. Das verlangt Zeit, Fachwissen und klare Kommunikationsstrategien.

Versicherungstechnisch gilt es, die Schnittstellen zu beachten. Wenn Apotheken im Zuge von Fehl- oder Überdiagnosen beraten und Produkte abgeben, können Haftungsfragen entstehen. Berufshaftpflichtpolicen sollten deshalb klar definieren, dass Beratungen zu selbstdiagnostischen Angeboten abgesichert sind. Cyber- oder Vertrauensschadenversicherungen werden relevant, wenn Patientendaten über digitale Plattformen unsicher gehandhabt werden und Apotheken indirekt betroffen sind. In der Abgabeberatung ist es sinnvoll, dokumentierte Gesprächsnotizen zu führen, um im Konfliktfall nachweisen zu können, dass korrekt aufgeklärt wurde.

Für die Patientensicherheit bleibt entscheidend, dass digitale Innovationen nicht Versorgung ersetzen, sondern ergänzen. Apotheken können eine moderierende Rolle übernehmen, indem sie auf Facharztkontakte verweisen, bei unklaren Befunden warnen und ihre eigene Beratung konsequent dokumentieren. Nur so lässt sich verhindern, dass Marketinginstrumente wie bei dm die Erwartung erzeugen, komplexe Krankheitsbilder seien mit einem Klick lösbar.

Am Ende zeigt die Debatte: Niedrigschwellige Angebote können Türen öffnen, aber sie dürfen nicht Standards unterlaufen. Apotheken sind Teil der Lösung, indem sie Klarheit schaffen, Risiken benennen und den Übergang in die fachärztliche Versorgung absichern. Gerade weil digitale Modelle wachsen, braucht es Orte, an denen Verlässlichkeit gilt – und das ist die Stärke der Offizin.

Der Beschluss des Hessischen Apothekerverbands (HAV), seinen Mitgliedern einen Monatsbeitrag zu erlassen, wirkt auf den ersten Blick wie eine Geste der Entlastung. Tatsächlich verweist er aber auf eine tieferliegende Problematik: die Finanzierung der eigenen Verbändestrukturen und insbesondere der Verbändetochter Gedisa. Diese Gesellschaft, gegründet mit dem Anspruch, die Digitalisierung im Apothekenwesen voranzutreiben, hat in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen erfordert. Viele Mitgliedsapotheken fragen inzwischen, wie die Balance zwischen Innovationsförderung und Beitragsstabilität gewahrt werden kann. Der Verzicht auf einen Monatsbeitrag wird nun als Signal verstanden, dass der Verband die Sorgen seiner Mitglieder wahrnimmt – zugleich aber verdeutlicht, dass die Belastungen im Hintergrund weiter bestehen.

Die Gedisa ist ein strategisches Instrument: Sie soll Apotheken helfen, digitale Schnittstellen wie eRezept, elektronische Patientenakte oder Kommunikationsplattformen praktisch nutzbar zu machen. Damit bewegt sie sich in einem Spannungsfeld zwischen staatlichen Vorgaben, technischen Dienstleistern und den Bedürfnissen der Offizinen. Für die Finanzierung gilt: Projekte dieser Größenordnung verschlingen hohe Summen. Mitgliedsbeiträge und Umlagen werden schnell zur Debatte, wenn wirtschaftlich angespannte Apotheken das Gefühl haben, dass ihnen Belastungen aufgebürdet werden, deren Nutzen nicht sofort sichtbar ist. Der HAV versucht mit der jetzigen Entscheidung, Vertrauen zurückzugewinnen.

Politisch betrachtet zeigt sich hier ein Muster: Auch andere Apothekerverbände stehen vor der Frage, wie viel Eigenkapital sie in Tochtergesellschaften investieren können, ohne Mitglieder zu überfordern. Während die Digitalisierung von allen gefordert wird, bleibt unklar, wie sie nachhaltig finanziert werden soll. Staatliche Förderung reicht nicht aus, Dienstleister setzen auf eigene Geschäftsmodelle, und die Verbände geraten zwischen die Fronten. Für die Basisbetriebe entsteht der Eindruck, dass sie doppelter Belastung ausgesetzt sind – durch gesetzliche Anforderungen und durch die Finanzierung verbandseigener Strukturen.

Für Apothekenbetreiber ist der Beitragsverzicht kurzfristig ein kleiner finanzieller Vorteil. Langfristig aber bleibt entscheidend, wie stabil die Gedisa wirtschaftlich aufgestellt ist und welchen praktischen Nutzen ihre Arbeit bringt. Wer als Mitgliedsbetrieb in neue Systeme investieren muss, erwartet, dass diese funktionieren, praxistauglich sind und Kosten einsparen helfen. Misslingt das, drohen Frustration und Vertrauensverlust. Deshalb muss der HAV transparent darlegen, wie die Mittel verwendet werden, welche Ziele erreicht wurden und wie die weitere Entwicklung aussieht.

Versicherungstechnisch ist die Thematik nicht trivial. Digitale Plattformen wie die von Gedisa betreuten Schnittstellen erzeugen Abhängigkeiten. Wenn es zu Ausfällen oder Datenpannen kommt, können Apotheken nicht nur wirtschaftliche Schäden erleiden, sondern auch haftungsrechtlich in Bedrängnis geraten. Hier sind Cyberversicherungen für Betriebe ebenso relevant wie Haftpflichtpolicen der Verbände selbst. Mitglieder müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Verbandsstrukturen robust abgesichert sind und dass im Ernstfall nicht sie selbst für technische Defizite haften. Auch Verträge mit IT-Dienstleistern müssen klare Service Levels und Haftungsgrenzen enthalten.

Im größeren Bild verdeutlicht der Beitragsverzicht, dass der Verband ein Balanceakt vollzieht: Entlastung nach außen, Belastung im Hintergrund. Apotheken profitieren kurzfristig, doch das Grundproblem – die Finanzierung der Digitalisierung – bleibt ungelöst. Für Betreiber heißt das, wachsam zu bleiben: Mitgliedsbeiträge sind nicht nur Kostenfaktor, sondern Ausdruck einer gemeinsamen Infrastruktur, die ihren Wert nur dann entfaltet, wenn sie professionell geführt und abgesichert ist.

Die Expopharm 2025 will mehr sein als eine Fachmesse. Sie versteht sich als zentraler Treffpunkt des Apothekenmarkts, als Plattform für Innovation und als politisches Sprachrohr. Unter dem Motto „Für die Zukunft unserer Apotheken“ soll sie zeigen, wie sich die Branche den Herausforderungen von Digitalisierung, Fachkräftemangel, veränderten Versorgungsstrukturen und wirtschaftlichem Druck stellt. Das Konzept ruht auf drei Säulen – Innovation, Inspiration und Interaktion – und ist damit bewusst breit angelegt. Es geht nicht nur um Produktpräsentationen, sondern um neue Formate, Bühnen und Diskussionsräume, die Impulse für die tägliche Arbeit in Apotheken und für die berufspolitische Debatte liefern sollen.

Der Anspruch ist hoch. Mit mehr als 500 Ausstellern und über 30.000 Quadratmetern Fläche bietet die Messe ein Spektrum von klassischen Industriepartnern bis hin zu Start-ups, die mit neuen Geschäftsmodellen auftreten. Das Vortragsprogramm mit über 200 Beiträgen von rund 150 Referent:innen soll den Wissenstransfer sichern, während Netzwerkveranstaltungen gezielt Austausch zwischen Praxis, Politik und Wissenschaft ermöglichen. Diese Vielfalt unterstreicht den Anspruch, die Expopharm nicht als bloßes Branchentreffen zu sehen, sondern als Katalysator für die Weiterentwicklung des gesamten Berufsstands.

Inhaltlich setzt die Messe Akzente bei Themen, die die Zukunft des Apothekenmarkts prägen. Dazu gehören die elektronische Patientenakte, pharmazeutische Dienstleistungen, innovative Arzneimitteltherapien, die Nutzung von KI in Beratung und Verwaltung sowie Fragen der Personalgewinnung. Der Fokus liegt auf der Verzahnung von Versorgung, Technik und Ökonomie. Besonders die Diskussion über neue Geschäftsmodelle für Vor-Ort-Apotheken und die Steigerung der Wirtschaftlichkeit ist von praktischer Bedeutung, weil sie unmittelbar die Überlebensfähigkeit vieler Betriebe berührt. Dass parallel der Deutsche Apothekertag stattfindet, verstärkt die Wirkung: Politische Beschlüsse und fachliche Impulse treffen aufeinander und können so in konkrete Handlungsstrategien überführt werden.

Die Messe richtet sich bewusst an alle Gruppen des Apothekenteams. Für Apotheker:innen und Inhaber:innen geht es um strategische Perspektiven und politische Positionen, für PTA und PKA gibt es eigene Formate, die Fortbildung, Austausch und Karriereplanung fördern. Programme wie „PTA-Home“ oder „PKA-Dialog“ sollen zeigen, dass die Messe den gesamten Berufsstand im Blick hat. Auch Studierende und junge Pharmazeut:innen werden mit speziellen Angeboten angesprochen, um frühzeitig Netzwerke zu bilden und Motivation für die Berufswahl zu stärken. Damit wird die Expopharm auch zum Rekrutierungs- und Bindungsinstrument.

Ökonomisch betrachtet ist die Veranstaltung mehr als ein Branchenevent. Sie ist für viele Unternehmen und Apotheken ein Forum, um Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren, Kooperationen zu schmieden und Trends zu erkennen. Gerade für Start-ups bietet sie Sichtbarkeit und Zugang zu einem Markt, der durch Regulierung, aber auch durch hohe Innovationsdynamik geprägt ist. Für Apotheken kann die Teilnahme eine Investition in die eigene Zukunft sein – sei es durch neue Kontakte, neue Dienstleistungen oder durch den Wissensvorsprung, den der direkte Austausch mit Herstellern und Kolleg:innen vermittelt.

Versicherungstechnisch ergeben sich aus solchen Veranstaltungen ebenfalls Konsequenzen. Apotheken, die neue Dienstleistungen wie Impfungen oder Medikationsanalysen einführen, müssen prüfen, ob ihre Berufshaftpflicht angepasst ist. Wer neue digitale Tools integriert, sollte Cyberpolicen im Blick behalten. Für Veranstalter wiederum geht es um Absicherung gegen Ausfälle, Haftung bei Personenschäden oder technische Störungen. Damit zeigt die Messe auch indirekt, wie wichtig es ist, dass die Branche das Thema Absicherung und Risikomanagement in alle neuen Entwicklungen integriert.

Besonders interessant ist der politische Kontext: Mit der Teilnahme von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken wird die Expopharm 2025 auch zu einem Forum, in dem die Weichenstellungen für die künftige Apothekenpolitik öffentlich sichtbar werden. Diskussionen über Versandhandel, Vergütung, pharmazeutische Dienstleistungen oder die Rolle der Digitalisierung werden hier nicht abstrakt geführt, sondern im Austausch mit den Betroffenen. Damit ist die Messe nicht nur Spiegel der aktuellen Lage, sondern auch Bühne für strategische Positionierungen.

Am Ende zeigt die Expopharm, dass die Zukunftsfähigkeit der Apotheken nicht allein in Verordnungen oder in einzelnen Betrieben entschieden wird, sondern im Zusammenspiel von Innovation, Vernetzung und politischem Dialog. Wer die Messe nutzt, kann Impulse in die eigene Praxis tragen, Netzwerke stärken und zugleich Verantwortung für die Weiterentwicklung des Berufsstands übernehmen. In Zeiten von Unsicherheit und Umbruch ist das ein Signal: Die Apotheke von morgen entsteht nicht zufällig, sondern durch aktives Gestalten – und die Expopharm will der Ort sein, an dem dieser Prozess sichtbar wird.

Benzydamin gilt seit Jahren als gängiger Wirkstoff zur Linderung von Halsschmerzen. In Form von Sprays, Gurgellösungen oder Lutschtabletten wird er häufig empfohlen, weil er entzündungshemmend, schmerzlindernd und antibakteriell wirkt. Doch aktuelle Entscheidungen auf europäischer Ebene zeigen, dass auch etablierte Substanzen neu bewertet werden müssen. Die Koordinierungsgruppe der Europäischen Arzneimittelagentur (CMDh) hat auf Grundlage von Analysen des PRAC beschlossen, die Fach- und Gebrauchsinformationen Benzydamin-haltiger Präparate anzupassen. Der Grund: Für Schwangere bestehen Risiken, die bislang nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert, dass die Datenlage einen kausalen Zusammenhang zumindest möglich erscheinen lässt – und dass Vorsicht geboten ist.

Die Fachinformationen werden daher erweitert. Künftig muss klar vermerkt sein, dass Schwangere Benzydamin-haltige Arzneimittel möglichst nicht anwenden sollen, es sei denn, dies ist medizinisch zwingend notwendig und ärztlich empfohlen. Für den Praxisalltag bedeutet dies: Apothekerinnen und Apotheker müssen ihre Beratung entsprechend anpassen. Die bisher oft unkritische Empfehlung „bei Halsschmerzen geeignet“ ist nicht mehr ausreichend. Vielmehr ist eine differenzierte Aufklärung notwendig, insbesondere wenn Patientinnen schwanger sind oder eine Schwangerschaft vermuten.

Pharmakologisch ist das Vorsichtssignal plausibel. Systemische Prostaglandinsynthesehemmer können im dritten Trimenon schwerwiegende Folgen für den Fötus haben: kardiopulmonale Belastungen, renale Toxizität, verlängerte Blutungszeiten. Bei lokaler Anwendung von Benzydamin ist zwar unklar, inwieweit der Wirkstoff systemisch resorbiert wird, doch angesichts fehlender Daten wird ein Sicherheitszuschlag eingezogen. Für Apotheken bedeutet dies, bei jeder Abgabe gezielt nach Schwangerschaft zu fragen und auf alternative Präparate hinzuweisen.

Aus Patient:innensicht ist diese Änderung relevant, weil viele Betroffene Halsschmerzmittel ohne Rücksprache in der Selbstmedikation kaufen. Wenn Schwangere in dieser Situation ohne Beratung Benzydamin nutzen, kann das Risiko unerkannt bleiben. Daher ist es entscheidend, dass Apotheken proaktiv informieren – nicht belehrend, sondern unterstützend. Auch die Packungsbeilagen müssen angepasst werden, mit klaren Hinweisen zur Vorsicht in Schwangerschaft und Stillzeit.

Versicherungstechnisch ergeben sich ebenfalls Konsequenzen. Wenn nachweislich eine Fehlberatung in der Offizin erfolgt und dadurch ein Schaden entsteht, greifen Berufshaftpflicht und Produkthaftung. Das zeigt, wie wichtig dokumentierte Beratungsgespräche sind. Gerade in sensiblen Patient:innengruppen wie Schwangeren müssen Apotheken nachweisen können, dass sie auf Risiken hingewiesen haben. Andernfalls drohen rechtliche Konsequenzen und Regressforderungen. Auch Hersteller sind gefordert: Wer Packungsbeilagen nicht fristgerecht anpasst, riskiert Produkthaftungsfälle.

Im größeren Kontext zeigt sich, dass die Neubewertung von Wirkstoffen Teil einer dynamischen Pharmakovigilanz ist. Auch altbekannte Substanzen werden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls in ihrer Anwendung eingeschränkt. Für Apotheken bedeutet dies, stets auf dem aktuellen Stand zu sein, Schulungen anzupassen und ihre Teams zu informieren. Nur so lässt sich verhindern, dass alte Routinen in Konflikt mit neuen Vorgaben geraten.

Am Ende verdeutlicht der Fall Benzydamin, dass Patientensicherheit Vorrang hat. Für die Praxis heißt das: Schwangere sollten konsequent auf Alternativen hingewiesen werden, die sicherer sind. Für Apotheken ergibt sich daraus die Verantwortung, Beratung nicht als Nebensache zu sehen, sondern als Teil der Risikosteuerung. Versicherungen können finanzielle Folgen abfedern, ersetzen aber nicht den Wert einer klaren Aufklärung.

Ob digitale Hautanalysen in Drogerien, Beitragsentscheidungen eines Apothekerverbands, Zukunftsstrategien einer Leitmesse oder Warnungen vor etablierten Wirkstoffen – alle vier Themen zeigen die Spannbreite, mit der Apotheken umgehen müssen. Sie sind nicht nur Dispensierstellen, sondern Knotenpunkte zwischen Patienten, Politik, Industrie und Regulierung. Wer Beratung übernimmt, muss Fehldiagnosen digitaler Schnelltests auffangen. Wer Mitgliedsbeiträge zahlt, erwartet transparente Verbandspolitik. Wer an Branchentreffen teilnimmt, sucht Impulse für ökonomische Stabilität und Versorgungssicherheit. Und wer Patientinnen mit sensiblen Wirkstoffen betreut, braucht aktuelle Fachinformationen und haftungssichere Beratung. Die Verbindung dieser Ebenen macht deutlich: Stabilität entsteht dort, wo Betriebe nicht in Einzelthemen denken, sondern Prozesse, Verantwortung und Absicherung miteinander verzahnen.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wer digitale Trends prüft, Verbandspolitik hinterfragt, Zukunftsforen nutzt und Wirkstoffrisiken ernst nimmt, erkennt: Apotheken sind Orte, an denen Vertrauen und Verantwortung zugleich wachsen.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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