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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News: Bericht von heute
Wenn sich Plattformapotheken nicht mehr mit der Rolle des digitalen Dritten zufrieden geben, sondern Logistik, Technologie und Rezeptanreize als marktschaffende Waffen einsetzen, wenn Chefapothekerinnen die Beratungskompetenz vor Ort rhetorisch in Frage stellen, während E-Rezepte als Hochfrequenzprodukt durchautomatisiert werden, wenn zugleich das Bundesgesundheitsministerium mit dem Cannabisgesetz Versandplattformen strukturell ausbremst, obwohl diese Versorgungslücken füllen, dann zeigt sich die radikale Umcodierung eines Heilberufs: Apothekerinnen und Apotheker werden vom Versorger zur Optionalfigur, Beratung wird zur Nebensache und Verantwortung zur Logistikleistung, während digitale Anbieter sich als smartere Gesundheitsarchitektur inszenieren, die Realität aber im Faxversand endet, telemedizinische Angebote zur Gefahr werden und Cannabispatienten um ihre Versorgung bangen müssen, ohne dass politisch klar wäre, welches Modell der Versorgung überhaupt gewollt ist.
Es sind nicht die pompösen Zukunftsversprechen der Plattformapotheken, die derzeit die Realität im Apothekenmarkt verändern – es ist das konsequente Ausnutzen regulatorischer Grauzonen, das strategische Durchdigitalisieren von Prozessen und die Umdeutung heilberuflicher Arbeit in logistische Erfüllungslogik. Apo.com, jüngster aggressiver Mitspieler im Markt, ist kein harm- und stilloser Nachzügler, sondern ein skalierender Angreifer mit Plan: Automatisierung, E-Rezept-Integration, Rx-Boni und Technologie-Investments bilden das Rückgrat einer Strategie, die nicht weniger als eine Marktverdrängung anstrebt – nicht mit Dumpingpreisen, sondern mit System. CEO Oliver Scheel macht daraus kein Geheimnis. In der FAZ kündigte er nicht nur ambitionierte Wachstumszahlen an, sondern erklärte das eigene Modell zur skalierbaren Antwort auf ein reguliertes, aber nicht ausreichend geschütztes System.
Dass Apo.com allein im ersten Halbjahr 2025 bereits 192 Millionen Euro Umsatz generierte, bei über 50.000 Paketen täglich, unterstreicht, was man mit Prozessoptimierung, Kapital und Automatisierung erreichen kann. In Leipzig, Duiven und Breslau werden Medikamente nicht mehr kommissioniert – sie werden verarbeitet. Eine Automatisierungsquote von 95 Prozent, so Scheel, sei europäische Spitze. Das Ziel: nicht nur wachsen, sondern den Versandhandel als neue Normalform der Versorgung etablieren. In einem System, in dem sich regulatorische Auflagen, menschliche Beratung und die Pflicht zur Sorgfalt als Bremsklötze darstellen, wird jedes Softwareupdate zur Waffe, jede technische Effizienz zum Wettbewerbsvorteil – eine Perspektive, die in Vor-Ort-Apotheken auf Fassungslosigkeit stößt, aber politisch bislang kaum Widerstand findet.
Währenddessen wird der rhetorische Ton schärfer. Chefapothekerin Theresa Holler von Shop Apotheke spricht in der FAZ offen von einer höheren Beratungsqualität im Versandhandel im Vergleich zur stationären Apotheke. Ihre Argumente: Standardisierung, systematische Arzneimittelprüfung, strukturierte Rücksprachen mit Ärzten – angeblich alles präziser, verlässlicher, effizienter. Die Aussage, dass man durch eigene Systeme besser als viele Offizinapotheken mögliche Wechselwirkungen, Doppelverordnungen oder Fehldosierungen erkenne, ist mehr als ein Seitenhieb – es ist ein Frontalangriff auf die heilberufliche Glaubwürdigkeit ganzer Berufsgruppen. Dass ein Großteil der Bestellungen dabei durch Wiederholungskäufe erfolgt, wird dabei nicht als Einschränkung erkannt, sondern als systemische Stärke verkauft: Automatisierte Kontinuität statt individueller Betreuung. Die Kommunikation gleicht einer Umkodierung des Versorgungsverständnisses – Apotheker sind in diesem Bild nicht mehr zentrale Entscheider, sondern systemisch überholte Kontaktpunkte.
Und dieser Wandel ist politisch nicht nur toleriert, sondern teilweise flankiert. Die jüngste Diskussion um das Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG) zeigt, wie verworren die Lage geworden ist. Während digitale Plattformen wie Apo.com oder die Telemedizinanbieter Versorgungslücken für Cannabispatienten schließen – etwa im ländlichen Raum, bei Mobilitätseinschränkungen oder bei komplexer Sortenauswahl – plant das Bundesgesundheitsministerium unter Karl Lauterbach eine Rückverlagerung in die stationäre Versorgung. Persönlicher Arztkontakt wird zur gesetzlichen Pflicht, Versandapotheken sollen Cannabisblüten nicht mehr ausliefern dürfen. Der Deutsche Hanfverband spricht von einem „Rückschritt in vordigitale Zeiten“ – und hat damit recht. Nicht nur, weil die telemedizinische Cannabisversorgung durch Plattformen in vielen Fällen besser funktioniert als lokale Lösungen, sondern auch, weil die vorgeschlagene Regelung nur für Blüten gilt, nicht aber für Extrakte mit teils höherem THC-Gehalt. Es ist ein regulatorisches Flickwerk, das weniger mit Versorgungsqualität als mit politischer Symbolik zu tun hat.
Gleichzeitig ist die Behauptung, dass der Versandhandel mit dem Apothekensterben nichts zu tun habe – wie Shop-Apotheke-CEO Olaf Heinrich nahelegt –, eine strategische Verdrehung. Die Aussage, dass nur Apotheken mit zu wenig Ärzten in der Umgebung betroffen seien, verkennt nicht nur die Versorgungsrealität auf dem Land, sondern auch die strukturelle Rolle von Preiswettbewerb, Marketingdruck und veränderten Patientenroutinen. Versandapotheken sind nicht unschuldig am Apothekensterben – sie sind Teil eines Systems, das auf Plattformlogik, Skaleneffekte und technologische Disruption setzt, ohne Verantwortung für die entstehenden Versorgungslücken zu übernehmen.
Zugleich zeigen Daten, dass Vor-Ort-Apotheken längst keine Rückzugsräume mehr sind, sondern unter realem Innovations- und Legitimationsdruck stehen. Sie kämpfen nicht nur mit Lieferengpässen, Bürokratie und Nachwuchsmangel, sondern zunehmend mit einem strukturellen Bedeutungsverlust. Beratung ist teuer, menschlich, subjektiv – und damit nicht standardisierbar. Genau das macht sie aus, genau das macht sie aber im Plattformvergleich vermeintlich ineffizient. In einer Welt, in der die Bewertungslogik von „schnell, einfach, günstig“ dominiert, droht Empathie zum Kostenfaktor zu werden.
Noch gravierender ist der Befund, dass politische Kommunikation zu selten deutlich macht, welches Versorgungssystem eigentlich gewollt ist. Die einen fördern digitale Rezeptplattformen, verteilen Fördergelder für IT-Aufrüstung und loben E-Rezepte – die anderen behindern Telemedizin, erschweren den Cannabisversand und halten an analogen Faxlösungen fest. Eine Thüringer Landapotheke löst am selben Tag ein digitales E-Rezept per Fax, weil die Telematikstruktur erneut streikt – das ist kein technischer Unfall, das ist ein politisches Versäumnis. Der Umbau der Arzneimittelversorgung wird ohne klare Linie, ohne gesamtgesellschaftlichen Diskurs, ohne kohärente Verantwortung geführt.
Dazu passt auch das Schweigen vieler Landespolitiker, die Apothekensterben als lokal bedauerlich, aber strukturell unvermeidlich betrachten. Dabei ist jede Apothekenschließung nicht nur ein ökonomischer Verlust, sondern ein sozialer: Anlaufstelle, Gesundheitscoach, Interventionspartner, Notversorger – diese Funktionen verschwinden. Der Verlust wird nicht durch Same-Day-Delivery oder Chatbots kompensiert. Und wenn das politische Argument lautet, „die guten Apotheken werden überleben“, wird die Systemfrage ausgeklammert: Wollen wir Versorgung nach Markt oder nach Mandat? Wollen wir Gesundheitslogistik oder heilberufliche Verantwortung?
Auch juristisch geraten Vor-Ort-Apotheken unter Druck. Das Apothekenrecht hinkt der Plattformrealität hinterher, die Marktüberwachung ist schwach, das EU-Recht drängt auf Gleichbehandlung – aber ohne Berücksichtigung kultureller, strukturpolitischer und heilberuflicher Aspekte. Das Argument, dass ein skalierbarer Anbieter mit Millioneninvestitionen denselben Markt bespielen darf wie eine inhabergeführte Landapotheke mit zwei PTA, ist auf dem Papier gerecht – in der Realität jedoch zynisch. Wettbewerbsgleichheit bedeutet hier nicht faire Bedingungen, sondern erzwungene Anpassung an Plattformstandards.
Dabei zeigt sich, dass die Kritik an Rx-Boni, technischer Überlegenheit und smarter Logistik nicht aus einem Abwehrreflex kommt, sondern aus einem zutiefst berechtigten Kulturkonflikt. In der Apotheke geht es nicht nur um Medikamente – es geht um Beziehung, Begleitung, Verantwortung. Das lässt sich nicht durch API-Schnittstellen und Paketverfolgung ersetzen. Doch diese Dimension wird in den öffentlichen Debatten kaum noch thematisiert. Stattdessen dominieren Umsatzkurven, Wachstumsperspektiven und Skalierbarkeit – ein gefährlicher Shift von Menschen zu Metriken.
Und so entsteht eine paradoxe Gleichzeitigkeit: Während einige Apotheken um ihre Existenz kämpfen, bauen Plattformen Markenempathie auf – mit Werbespots, Influencerpartnerschaften, Gesundheitsportalen. Während die Wald-Apotheke mit Faxgeräten arbeitet, bewirbt Apo.com seine Logistikzentren mit Drohnenaufnahmen. Während Apotheker sich fragen, wie sie die nächste Dienstplanschicht besetzen, planen Investorengruppen ihr nächstes Marktwachstum. Die Frage ist nicht, ob das System sich verändert – sondern ob es noch auf etwas reagiert, das wir Verantwortung nennen.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.
Die Realität der Arzneimittelversorgung in Deutschland wird zur Parabel eines gespaltenen Verständnisses von Versorgung, Technologie und Verantwortung. Wer Beratung durch Algorithmen ersetzt, Versorgung an Pakete delegiert und Empathie für Skalierung opfert, verändert mehr als einen Markt – er verändert die Kultur, in der Gesundheit stattfindet. Und wenn das Alter von Müttern die Wahrscheinlichkeit für das Geschlecht ihrer Kinder verändert, wie aktuelle Studien nahelegen, zeigt das: Selbst biologische Systeme reagieren auf komplexe Konstellationen. Was also tun wir, wenn Versorgungssysteme nicht mehr auf soziale, sondern nur noch auf technische Konstellationen reagieren? Vielleicht liegt im Fax aus Gräfenroda mehr Wahrheit über Systemgesundheit als in jeder Bilanz der nächsten Plattformrunde.
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