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  • 03.08.2025 – Engagement ersetzt Förderung, Fachlichkeit ersetzt Stillstand, Haltung ersetzt Systemflucht
    03.08.2025 – Engagement ersetzt Förderung, Fachlichkeit ersetzt Stillstand, Haltung ersetzt Systemflucht
    APOTHEKE | Systemblick |  Ein Kommentar zur strategischen Nachwuchsförderung, zur kulturellen Verantwortung im Apothekenwesen und zur Rolle pharmazeutischen Engagements in ...

Für Sie gelesen

Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Engagement ersetzt Förderung, Fachlichkeit ersetzt Stillstand, Haltung ersetzt Systemflucht

 

Ausgabe Nr. 34 | Themenübersicht: Apothekennachfolge und Inhaberwechsel, Nachwuchsförderung und Berufsethos, Versorgungskompetenz zwischen Burnout-Risiko, pharmazeutischer Präzision und politischer Unsichtbarkeit

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder basierend auf dem aktuellen Berichtstext zu den Themen Apothekennachfolge, Nachwuchsförderung, Arbeitsbelastung im Apothekenalltag, pharmazeutische Verantwortung und politische Rahmensetzung im Jahr 2025

Die Realität des Apothekenalltags im Jahr 2025 ist kein mediales Zerrbild, sondern eine strukturelle Zumutung. Während die politische Kommunikation von Systemrelevanz spricht, verläuft die faktische Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung: Inhaber werden zu Getriebenen eines Systems, das sie rhetorisch umarmt und praktisch überfordert. Die Beispiele aus dem Bericht sind keine nostalgischen Rückblicke, sondern akute Wegmarken einer Branche im Wandel – und zugleich Symptome eines Politikversagens, das die heilberufliche Verantwortung nicht systemisch sichert, sondern individualisiert. Wer heute in einer Apotheke Verantwortung trägt, ist nicht mehr Teil eines funktionierenden Versorgungsmodells, sondern oft das letzte Glied in einer überdehnten Kette aus Erwartungen, Pflichten und nicht erfüllten politischen Zusagen.

Dabei zeigen Fälle wie der Fortbestand der Sano-Apotheke oder das gezielte Nachwuchsengagement in Schopfheim, dass Apotheken auch heute noch Innovationsorte sein können – wenn man sie lässt. Doch diese Beispiele entstehen nicht durch Strukturpolitik, sondern trotz ihrer Abwesenheit. Die Übernahme durch ein junges Ehepaar ist ein Hoffnungssignal, ja – aber es ist zugleich auch ein Hinweis darauf, wie sehr Übergaben inzwischen zur Ausnahme geworden sind. Es sind keine systemischen Lösungen, sondern individuelle Kraftakte, die hier die Versorgung sichern. Und gerade das ist das Problem: Verantwortung wird romantisiert, statt politisch getragen. Die nächste Generation soll übernehmen, aber ohne wirtschaftliche Planbarkeit, ohne juristische Absicherung, ohne gesellschaftliche Anerkennung. Man erwartet Pioniergeist – und liefert Bürokratie.

Gleichzeitig bleibt der Nachwuchs das zentrale Nadelöhr. Wer heute junge Menschen für die Apotheke begeistern will, braucht nicht nur Engagement, sondern Struktur: verlässliche Ausbildungsbedingungen, politische Begleitung, transparente Berufsperspektiven. Stattdessen verlässt sich das System auf das Idealbild des engagierten Inhabers, der aus eigener Tasche Praktikumsplätze schafft, Mentoring übernimmt, pädagogische Verantwortung mitträgt – und dabei sein wirtschaftliches Risiko weiter erhöht. Diese Konstellation ist nicht nachhaltig. Sie ist prekär. Dass es trotzdem gelingt, wie im Fall Khattam, ist kein Beleg für die Funktionalität des Systems, sondern für die Kraft einzelner Persönlichkeiten, sich über Systemgrenzen hinwegzusetzen.

Die Situation wird besonders absurd, wenn man sich anschaut, welche Rolle Apotheken gleichzeitig in der öffentlichen Gesundheitsversorgung übernehmen sollen: Impfungen, Medikationsanalysen, Aufklärung, Notfallmanagement, interprofessionelle Kooperation – all das wird eingefordert, aber selten in den Rahmenbedingungen mitgedacht. Die Apotheke wird zum Reparaturbetrieb eines überlasteten Systems, aber ohne strukturelle Absicherung. Wer eine neue Rolle verlangt, muss auch ein neues Fundament bieten. Es genügt nicht, Apotheken in Slogans als Versorger von morgen zu deklarieren, während man sie haushaltspolitisch wie ein Relikt von gestern behandelt.

Zudem offenbaren Entwicklungen wie die neuen Erkenntnisse zu Metformin oder die ungenutzten Potenziale in der Lipidsenkertherapie, dass pharmazeutisches Wissen eine strategische Ressource sein könnte – wenn man es denn einbindet. Doch die strukturelle Ausgrenzung heilberuflicher Expertise aus gesundheitspolitischen Entscheidungsprozessen ist systematisch. Es fehlt nicht an Kompetenz, sondern an Kanälen. Nicht an Motivation, sondern an Strukturen. Dass Apotheken bei neurologischen Nebenwirkungen beraten können oder komplexe Lipidtherapien begleiten würden, ist kein frommer Wunsch, sondern realistische Versorgungspolitik – wenn man sie denn zuließe. Doch diese Politik findet nicht statt. Stattdessen dominieren Einzelmaßnahmen, Flickenteppiche, kleinteilige Delegationen.

Was am meisten fehlt, ist eine Vision. Eine politische Vorstellung davon, wie Versorgung in zehn Jahren aussieht – mit Apotheken als zentrale Achse zwischen Beratung, Prävention, Sicherheit und Aufklärung. Diese Vorstellung existiert nicht. Was bleibt, ist Überforderung auf allen Ebenen – und ein Berufsstand, der sich immer weiter in die Erschöpfung hinein professionalisiert. Der Bericht benennt dies nicht als persönliche Schwäche, sondern als strukturellen Missstand. Und er tut das mit einer Dringlichkeit, die nicht um Zustimmung bittet, sondern um Handlung verlangt.

Das eigentlich Dramatische ist nicht der Zustand einzelner Apotheken. Es ist die Tatsache, dass ihre Geschichten exemplarisch für einen Berufsstand stehen, dem zwar Vertrauen entgegengebracht wird, dem aber zugleich jede Form von Sicherheit, Rückhalt und politischer Kontinuität verweigert wird. Und genau das ist der Kern des Problems: Vertrauen ersetzt keine Finanzierung. Engagement ersetzt keine Strukturen. Und Idealismus ersetzt keine Versorgungssicherheit.

Was jetzt gebraucht wird, ist kein neues Pilotprojekt. Es ist keine weitere Imagekampagne. Was jetzt gebraucht wird, ist eine radikale Ehrlichkeit: über die Zustände, über die Erwartungen, über das, was Menschen in Apotheken tagtäglich leisten – und was sie dafür nicht bekommen. Wer Apotheken zukunftsfähig machen will, muss aufhören, sie als Ressource zu betrachten – und anfangen, sie als Partner zu behandeln. Nur dann wird Versorgung nicht zur Belastung, sondern zur gemeinsamen Aufgabe.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

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