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  • 03.06.2025 –  Rabatte verdrängen Prinzipien, Gerichte verdrängen Verantwortung, Politik verdrängt Realität
    03.06.2025 – Rabatte verdrängen Prinzipien, Gerichte verdrängen Verantwortung, Politik verdrängt Realität
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Apotheken-Nachrichten beleuchten die Boni- und Rabattpolitik von Versendern, fordern klare GDP-Vorgaben und warnen vor Rechtsverzerrung im...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Rabatte verdrängen Prinzipien, Gerichte verdrängen Verantwortung, Politik verdrängt Realität

 

Wie Versender mit Bonus-Programmen die Preisbindung aushebeln, rechtliche Klärungen ausbleiben und die Vor-Ort-Apotheke systematisch destabilisiert wird

Apotheken-News: Themen der Woche

Die Rx-Boni-Rechtsstory steht exemplarisch für ein Systemversagen, das sich längst zur strukturellen Gefährdung der heilberuflichen Versorgung ausgewachsen hat: Während gesetzlich verordnete Arzneimittel für GKV-Versicherte eigentlich preisgebunden sein müssten, hebeln EU-Versender diese Pflicht mit 10- bis 15-Euro-Gutscheinen systematisch aus – mit dem stillen Einverständnis der Politik, die sich auf europarechtliche Zuständigkeiten zurückzieht. Derweil versuchen Präsenzapotheken im Rahmen der Legalität, ihre Patienten zu halten, verlieren aber zunehmend gegen eine Plattformlogik, die auf Boni, Rabatte und algorithmisch gesteuerte Kundenlenkung setzt. Dass das Bundesverfassungsgericht die Gleichpreisigkeit zuletzt als Garant für Versorgungsgleichheit gewürdigt hatte, scheint die Gerichte in aktuellen Verfahren kaum zu interessieren. Politik und Rechtsprechung ducken sich weg, während das Versorgungssystem ausblutet – und jeder Rabatt ein Stück Vertrauen kostet.

 

 

Es gibt ein Versprechen in der Arzneimittelversorgung, das nie zur Debatte stand: Wer ein verschreibungspflichtiges Medikament bekommt, erhält es überall zum gleichen Preis – unabhängig davon, ob die Apotheke in der Innenstadt, auf dem Land oder digital erreichbar ist. Dieses Versprechen ist kein Marketing, sondern Gesetz. Doch das Gesetz bröckelt. Während sich stationäre Apotheken an die Preisbindung halten müssen, unterlaufen große Versandhändler diese Regel systematisch – mit Rabatten, Gutscheinen und Bonussystemen, die nicht nur patientenbindend wirken, sondern auch heilberufliche Gleichbehandlung aushebeln. Der Rechtsrahmen, der diese Entwicklungen begrenzen soll, wirkt inzwischen wie ein dekoratives Stück aus der Vergangenheit: präsent, aber wirkungslos.

Dabei ist die Dynamik nicht neu. Schon seit Jahren verhandeln Juristen, Politiker und Berufsverbände über die Frage, wie mit Versandapotheken umzugehen sei, die ihren Sitz im EU-Ausland haben und sich auf europäische Freiheiten berufen. Das Bundesverfassungsgericht hat die gesetzliche Preisbindung zuletzt noch als grundlegend für eine gleichmäßige Versorgung bestätigt – doch der europäische Binnenmarkt kennt andere Prioritäten. Während die deutschen Apotheken um ihre Existenz kämpfen, werfen Versender mit Willkommensprämien, Einkaufsboni und Rezeptgutscheinen um sich. Einige Angebote reichen bis zu 15 Euro pro Rx-Arzneimittel. Die Apotheken vor Ort können da nicht mithalten – dürfen sie auch nicht.

Die Reaktion der Politik bleibt vage. Zwar betonen Vertreterinnen wie Nina Warken, dass „die Apotheken vor Ort nicht die Leidtragenden sein dürfen“, doch konkrete Gesetzesinitiativen, die dem Spuk ein Ende setzen könnten, fehlen. Und so wächst ein grauer Markt der Kundenbindung, der sich unter dem Radar regulatorischer Kontrolle weiter ausbreitet. Die Preisbindung gilt – außer wenn sie nicht gilt. Ein Zustand, der nicht nur juristisch fragwürdig, sondern gesundheitsökonomisch fatal ist.

Denn wer die heilberufliche Struktur der Apotheken entkernt, riskiert mehr als wirtschaftliche Unordnung. Die wohnortnahe Versorgung ist nicht nur eine logistische, sondern auch eine soziale Dienstleistung. Mit jedem Bonussystem, das Patienten zum Wechsel in den Versandhandel bewegt, schwindet ein Stück dieser Versorgungsarchitektur. Die Beratung wird digitalisiert, standardisiert – und reduziert. Apothekeninhaberinnen und -inhaber berichten von Patientinnen, die plötzlich auf Rückfrage erklären, sie hätten ihre Dauermedikation „jetzt online gelöst“. Der therapeutische Zusammenhang geht dabei oft verloren, ebenso wie das Verständnis dafür, warum eine individuelle Beratung mehr wert ist als ein 10-Euro-Gutschein.

In der juristischen Debatte fällt auf, wie sehr die Verantwortung weitergereicht wird. Die Gerichte sehen den Gesetzgeber in der Pflicht, der Gesetzgeber verweist auf die europarechtlichen Rahmenbedingungen, die Verbände drängen auf politische Klarstellung – aber keiner entscheidet. Dabei gäbe es Hebel: Etwa die verbindliche Einführung von GDP-Vorgaben (Good Distribution Practice) für den Rx-Versandhandel, die Klarstellung, dass Versandapotheken keine Handelsplattformen sind, sondern dieselben pharmazeutischen Standards erfüllen müssen wie Präsenzapotheken. Auch die sogenannte Länderliste, die festlegt, aus welchen Staaten Apotheken in Deutschland versenden dürfen, wäre überprüfbar – allein, der politische Wille fehlt.

Es geht nicht nur um einen Bonus hier oder einen Gutschein dort. Es geht um das Prinzip: Entweder gilt die Preisbindung – oder sie gilt nicht. Alles dazwischen schafft Misstrauen, Wettbewerbsverzerrung und strukturellen Schaden. Und je länger der Zustand andauert, desto schwerer wird es, die heilberufliche Rolle der Apotheke gegenüber einer Plattformökonomie zu verteidigen, die auf Masse, Rabatt und Kundenbindung setzt.

Man muss sich fragen, wie viele Apotheken noch verschwinden müssen, bis die Politik begreift, dass die Heilberuflichkeit nicht rabattfähig ist. Dass Beratung kein Werbegeschenk ist. Und dass eine verlässliche Arzneimittelversorgung mehr braucht als eine gut programmierte App. Die rote Linie wurde längst überschritten – aber solange niemand hinschaut, bleibt sie unsichtbar.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Was heute noch als Bonus durchgeht, wird morgen als Systembruch erkannt. Wer jetzt schweigt, stimmt nicht zu – er wird überrollt. Und wo der Gesetzgeber nicht mehr unterscheidet, verliert der Beruf zuerst sein Recht – und dann seine Würde.

 

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