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  • 01.08.2025 – Rechtsform verändert Verantwortung, Kettenlogik bedroht Selbstständigkeit, Klarheit entscheidet über Vertrauen
    01.08.2025 – Rechtsform verändert Verantwortung, Kettenlogik bedroht Selbstständigkeit, Klarheit entscheidet über Vertrauen
    APOTHEKE | Leitartikel | Die GmbH in Apotheken verspricht betriebswirtschaftliche Erleichterung – doch birgt sie auch kulturelle Risiken. Der Leitartikel beleuchtet Potenzi...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Leitartikel |

Rechtsform verändert Verantwortung, Kettenlogik bedroht Selbstständigkeit, Klarheit entscheidet über Vertrauen

 

Ausgabe Nr. 28 | Die Apotheken-GmbH verändert das Berufsbild, öffnet Investorenlogik – und droht die Selbstständigkeit strukturell auszuhebeln

Leitartikel von heute

Leitartikel von Seyfettin Günder zu den heutigen Apotheken-Nachrichten über die unaufhaltsam wachsende Bedeutung der GmbH-Gründung in der Apothekerschaft, über die Trennlinie zwischen betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit und kultureller Entkernung sowie über das Risiko, dass die heilberufliche Selbstständigkeit durch kettenkompatible Strukturen stillschweigend abgeschafft wird

Der Strukturwandel in der deutschen Apothekenlandschaft schreitet voran – und er tut es leise. Ohne öffentlich sichtbare Reformen, ohne politische Agenda, ohne klärende Grundsatzdebatte über die kulturelle DNA eines Berufsstandes setzt sich seit Monaten ein Trend fort, dessen Konsequenzen größer sind, als es in Bilanzen oder Kammerstatistiken erscheint: Immer mehr Apothekerinnen und Apotheker stellen ihren Betrieb in die Rechtsform einer GmbH um – nicht aus strategischer Laune, sondern weil der Druck wächst. Der wirtschaftliche Überlebensimpuls treibt in diese Konstruktion, verspricht mehr steuerliche Elastizität, haftungsrechtliche Entlastung und eine „entpersonalisierte“ Übergabemöglichkeit. Doch dieser Wandel birgt mehr als nur Betriebslogik – er birgt ein strukturelles Verschwinden der heilberuflichen Selbstständigkeit im klassischen Sinn.

Die GmbH kann für einzelne Apothekeninhaber unter den heutigen Rahmenbedingungen ein sinnvoller Schutzmantel sein – vor steigender Haftung, vor unsicherer Erbfolge, vor Regressforderungen bei pDL, BtM oder DSGVO. Doch was als individueller Schutzschirm beginnt, hat systemische Nebenwirkungen. Die Betriebsform GmbH öffnet Investorenmodellen, Filialisierung, stillen Beteiligungen und Managementfremdsteuerung kulturell wie juristisch den Weg. Zwar bleibt nach Apothekengesetz die Eigentümerstruktur in der Theorie unangetastet – in der Praxis aber entstehen verschachtelte Konstellationen mit Teilhabern, Geschäftsführern und Beratern, die vom Heilberuf weit entfernt agieren. Damit wird die Grenze zwischen inhabergeführter Apotheke und angestelltem Apothekenbetrieb fließend – mit allen Folgen für Identität, Beratungskultur und Entscheidungsfreiheit.

Besonders brisant wird dieser Wandel, wenn er mit fehlender politischer Steuerung kollidiert. Weder die ABDA noch das BMG haben bislang ein Positionspapier zur GmbH-Ausweitung in Apotheken veröffentlicht. Keine Warnung, keine Richtschnur, keine Strategie. Es fehlt eine offene Auseinandersetzung mit der Frage, ob das deutsche Apothekenmodell ein personenbezogenes Vertrauenssystem bleiben soll – oder ob es sich unmerklich in eine strukturell renditeoptimierte Logik transformieren darf. Der Rückzug des Gesetzgebers aus dieser Debatte ist dabei nicht nur ein Signal des Desinteresses, sondern ein kulturpolitisches Versäumnis mit weitreichenden Folgen.

Denn anders als beim Versandhandel, der lautstark politisch verhandelt wird, geschieht die GmbH-Transformation im Inneren der Apotheken – unterhalb der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle, aber mit massiven Konsequenzen für die Struktur des Berufsstandes. Wenn mittelfristig jede zweite Neugründung in eine GmbH überführt wird, wenn sich stille Beteiligungen mehren, wenn Apotheker mehr Geschäftsführung als Beratung leisten – dann verändert sich das System grundlegend. Nicht, weil es jemand beschlossen hätte, sondern weil das Marktumfeld keine Alternativen mehr lässt.

Diese Entwicklung stellt die klassische Apothekenidee in Frage. Der selbstständige Heilberufler, der in Person für seine Beratung, für sein Team, für seine Entscheidungen einsteht, wird zum Auslaufmodell. An seine Stelle tritt ein funktionales Betriebsmodell, das juristisch korrekt, wirtschaftlich effizient – aber kulturell leer sein kann. Die Frage ist daher nicht nur, ob die GmbH eine legitime Form betrieblicher Absicherung ist. Die Frage ist: Was verlieren wir an Integrität, Vertrauen und Verantwortungsidentität, wenn wir den heilberuflichen Charakter der Apothekenführung durch investorenkompatible Strukturen ersetzen?

Die Antwort muss nicht ideologisch ausfallen. Es geht nicht um Dämonisierung der GmbH. Es geht um Transparenz, Klarheit und Grenzziehung. Jeder Apotheker, der heute eine GmbH gründet, sollte sich darüber im Klaren sein, was dies mittel- und langfristig für die Berufskultur bedeutet. Und jeder Standesvertreter, jede Kammer und jedes politische Gremium muss sich fragen, ob man den Wandel nur begleitet oder aktiv gestaltet. Wer die Selbstständigkeit verteidigen will, darf sich nicht auf Formalien zurückziehen, sondern muss das System gegen schleichende Entkernung sichern.

Denn mit jeder GmbH steigt das Risiko, dass das deutsche Apothekensystem am Ende nicht mehr aus selbstständigen Heilberuflern, sondern aus betriebswirtschaftlich optimierten Kettenelementen besteht – rechtlich formal getrennt, kulturell aber entkernt. Die Apotheken-GmbH ist nicht per se eine Gefahr. Aber sie ist ein Systembeschleuniger – und sie stellt uns vor eine Entscheidung, die nicht nur juristisch, sondern heilberuflich getroffen werden muss.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer glaubt, Vertrauen sei eine Ressource, die sich nach Bedarf abrufen lässt, hat nie erlebt, was es bedeutet, den eigenen Ruf zu verlieren. Vertrauen entsteht nicht durch Titel oder Positionen, sondern durch Haltung – sichtbar, wiederholbar, verlässlich. Und wo Haltung systematisch beschädigt wird, braucht es nicht nur Schutz, sondern auch eine Stimme, die bleibt, wenn andere längst verstummt sind.

 

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