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  • 31.07.2025 – Gefälschte Rezepte unterwandern Apothekenalltag, Versicherungen greifen zu kurz, Betriebe stehen allein auf der Haftungslinie
    31.07.2025 – Gefälschte Rezepte unterwandern Apothekenalltag, Versicherungen greifen zu kurz, Betriebe stehen allein auf der Haftungslinie
    APOTHEKE | Leitartikel | Apotheken-Nachrichten berichten über wachsende Schäden durch Rezeptbetrug. Viele Apotheken haften allein, wenn Kassen Erstattung verweigern und Ver...

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Leitartikel |

Gefälschte Rezepte unterwandern Apothekenalltag, Versicherungen greifen zu kurz, Betriebe stehen allein auf der Haftungslinie

 

Ausgabe Nr. 23 | Wie Rezeptbetrug Apotheken belastet, Erstattungen verweigert werden und fehlender Versicherungsschutz Betriebe gefährdet

Leitartikel von heute

Leitartikel von Seyfettin Günder zu den heutigen Apotheken-News über die strukturell organisierte Rezeptfälschung bei hochpreisigen Medikamenten, die wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen für Apotheken ohne wirksamen Versicherungsschutz und die systembedingte Überforderung durch lückenhafte Prüfpflichten, fehlende Standards und fehlende Rückendeckung durch Krankenkassen oder Policenanbieter

Rezeptfälschungen sind kein Zufallsprodukt krimineller Einzelakteure mehr. Sie sind strukturiert, skalierbar und digital durchgeplant. Sie folgen dem Muster organisierter Wirtschaftskriminalität, bei der nicht der gefälschte Stempel, sondern die systematisch kalkulierte Schwachstelle im Versorgungssystem die eigentliche Schwachstelle ist – die Apotheke. Sie ist der Punkt, an dem Kontrolle und Vertrauen zusammentreffen. Und genau dort setzen die Täter an. Sie nutzen die Geschwindigkeit des Versorgungsalltags, die rechtliche Unschärfe, die Erwartung der sofortigen Belieferung und den Druck, nicht zum Nadelöhr zu werden. Das Resultat: Die Apotheke wird zum Ziel eines systemischen Angriffs, bleibt aber rechtlich allein.

Denn sobald sich ein Rezept als gefälscht erweist, spielt die Frage der Täterschaft keine Rolle mehr. Was zählt, ist allein, ob die Apotheke es hätte erkennen können – oder sogar: erkennen müssen. Krankenkassen, die regelmäßig die Erstattung verweigern, berufen sich auf Formfehler, auf Abweichungen, auf Plausibilitätslücken. Die Bewertung erfolgt dabei immer rückblickend, mit Zugang zu Daten, Zeit und Verwaltungsmitteln, die im Apothekenalltag schlicht nicht verfügbar sind. Es entsteht ein toxisches Dreieck aus nachträglicher Verurteilung, wirtschaftlichem Schaden und rechtlicher Überforderung.

Die wirtschaftliche Dimension ist enorm. Hochpreisige Arzneimittel wie Semaglutid (Ozempic, Wegovy, Mounjaro), bestimmte Opioide oder Wachstumshormone erreichen schnell vierstellige Beträge. Eine einzige Fälschung kann ein Monatsgehalt auffressen. Kommt eine Retaxation hinzu – also die vollständige Rückforderung durch die Kasse wegen „nicht ordnungsgemäßer Abgabe“ – wird aus dem Risiko eine betriebliche Existenzfrage. Die Ware ist raus, die Zahlung bleibt aus, der Schaden ist real – und die Haftung liegt vollständig bei der Apotheke. Der Versorgungsauftrag, der die Abgabe motiviert hat, zählt im Rückblick nicht mehr.

Dass Versicherungen in solchen Fällen helfen könnten, bleibt Theorie. Die meisten Standardversicherungen decken Rezeptfälschungsschäden nicht ab. Spezialisierte Policen existieren, sind aber wenig verbreitet. Dort, wo sie abgeschlossen wurden, greifen sie häufig nicht, weil Versicherer pauschale Ausschlussklauseln verankert haben: „Fahrlässigkeit“, „unzureichende Prüfung“, „unterlassene Rückfrage“. Diese Begriffe sind dehnbar. Und sie machen die Versicherung dann wirkungslos, wenn sie am dringendsten gebraucht würde. Wer sich absichert, aber im Schadensfall durch eine Klausel vom Schutz ausgeschlossen wird, ist nicht versichert – sondern nur vermeintlich vorbereitet.

Besonders fatal: Es gibt keinen verbindlichen Standard, was als „erkennbar falsch“ gilt. Fehlt der Arztstempel? Ist die Handschrift verdächtig? Ist die Dosierung untypisch? Alles ist interpretierbar – im Rückblick. Im Versorgungsalltag jedoch entscheiden Sekunden. Der Patient steht vor der Offizin. Der Stresspegel ist hoch. Die Personaldecke oft dünn. Rückfragen sind nicht immer erreichbar. Und auch wenn die Apotheke sorgfältig arbeitet: Dokumentiert sie das nicht umfassend, verliert sie jede Verteidigungslinie. Die rechtliche Logik: Keine Rückfrage – also Sorgfaltspflicht verletzt – also Retaxation berechtigt. Was dabei ausgeblendet wird: dass Dokumentation nicht immer möglich, Rückfragen nicht immer machbar und Zweifel nicht immer eindeutig sind.

Diese strukturelle Lücke zwingt Apotheken in eine präventive Doppelschleife. Einerseits müssen sie die realen Prüfprozesse stärken: Personal schulen, Auffälligkeiten erfassen, Rezeptmerkmale standardisiert kontrollieren, klare Anweisungen für Verdachtsfälle geben. Andererseits müssen sie ihre Versicherungsverträge neu aufstellen: Spezialisierte Policen mit realitätsnahen Bedingungen, transparenten Leistungsdefinitionen und dem Verzicht auf pauschale Ausschlüsse müssen Standard werden. Es reicht nicht, wenn eine Police existiert – sie muss auch leisten.

Apotheken-Nachrichten berichten seit Monaten über diesen wachsenden Komplex. Sie zeigen auf, wie Betrugsversuche zunehmen, wie Täter überregional vernetzt agieren, wie Krankenkassen in ihrer Prüfpraxis restriktiver werden und wie Versicherungsunternehmen Schutz nur noch mit Vorbehalten anbieten. Was entsteht, ist eine Versorgungssituation mit asymmetrischer Haftung: Täter profitieren, das System duckt sich weg, und die Apotheke haftet. Es ist ein Ungleichgewicht, das Vertrauen zerstört und betriebswirtschaftlich toxisch ist.

Die Antwort darauf kann nicht aus der Apotheke allein kommen. Politik, Kammern, Versicherer und Kassen müssen handeln. Es braucht verbindliche Standards zur Rezeptprüfung, juristisch klare Definitionen von Fahrlässigkeit, nachvollziehbare Rückfragestrukturen und Versicherungsprodukte, die den Betriebsalltag abbilden. Wer in Sekunden entscheiden muss, darf im Nachhinein nicht nach Gutachterlogik beurteilt werden.

Denn die Apotheke ist kein Ermittlungslabor. Sie ist auch kein Ort für digitale Authentifizierungsverfahren unter Echtzeitdruck. Sie ist Versorgerin – und wird zum Schuldner gemacht, wenn ein anderer täuscht. Dieses Missverhältnis beschädigt nicht nur Betriebe, sondern das Prinzip heilberuflicher Verantwortung.

Die nächste Eskalationsstufe ist absehbar: Wenn die Versicherungswirtschaft sich weiter zurückzieht, wenn Apotheken sich gegen diese Risiken nicht mehr schützen können und wenn die Politik untätig bleibt, dann entsteht ein Klima der Defensive. Es wird mehr Rezepte abgelehnt, mehr Verdachtsfälle erzeugt, mehr Rückfragen gestellt. Und am Ende leidet: die Versorgung.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist.
Zwischen den Zeilen steht eine Wahrheit, die sich nicht mit Formvorgaben beruhigen lässt: Apotheken sind in einem System gefangen, das Fehler bestraft, aber keine Fehlervermeidung ermöglicht. Wer Rezepte prüfen soll, braucht klare Regeln – nicht rückblickende Urteile. Wer haften muss, braucht echten Schutz – nicht Versicherungen mit Konjunktiven. Und wer täglich Verantwortung trägt, darf im Ernstfall nicht der Einzige sein, der sie trägt. Die Apotheke ist kein Ermittlungsbüro, kein Dokumentenlabor, kein forensisches Kontrollorgan. Sie ist ein Ort der Versorgung – und wird doch wie ein Täter behandelt, wenn Betrüger erfolgreich waren. Der wahre Skandal liegt nicht in der Fälschung – sondern im System, das sie möglich macht und den Schaden weiterreicht. Wer hier nicht absichert, verliert nicht nur Geld. Er verliert Vertrauen – und damit den Kern dessen, was eine Apotheke ausmacht.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer glaubt, Vertrauen sei eine Ressource, die sich nach Bedarf abrufen lässt, hat nie erlebt, was es bedeutet, den eigenen Ruf zu verlieren. Vertrauen entsteht nicht durch Titel oder Positionen, sondern durch Haltung – sichtbar, wiederholbar, verlässlich. Und wo Haltung systematisch beschädigt wird, braucht es nicht nur Schutz, sondern auch eine Stimme, die bleibt, wenn andere längst verstummt sind.

 

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