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  • 25.07.2025 – Versorgung bricht ein, Recht weicht zurück, Führung bleibt aus
    25.07.2025 – Versorgung bricht ein, Recht weicht zurück, Führung bleibt aus
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apotheken-Nachrichten analysieren: 250 Schließungen, ein BGH-Urteil mit Folgen und politische Symbolgesten statt Systemreform. Ein ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Versorgung bricht ein, Recht weicht zurück, Führung bleibt aus

 

Warum Apothekenschließungen zunehmen, der BGH alte Wunden aufreißt und politische Präsenz nicht mehr genügt

Apotheken-News: Bericht von heute

Im ersten Halbjahr 2025 verschärft sich die Krise der Apothekenversorgung in Deutschland dramatisch. 250 Apotheken bundesweit mussten schließen, während lediglich 33 neue eröffnet wurden. Dieser alarmierende Strukturbruch gefährdet die flächendeckende Arzneimittelversorgung sowie die pharmazeutische Beratung vor Ort. Parallel bestätigte der Bundesgerichtshof ein Urteil, das Rx-Boni von EU-ausländischen Versandapotheken rechtlich zulässt und damit die Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Versandriesen zementiert. Während Gesundheitsministerin Nina Warken symbolisch die Möhler-Apotheke in Igersheim besucht, erleben Apotheken wie in Delmenhorst harte Retaxationen – etwa bei der Abgabe von Kompressionsstrümpfen –, die den wirtschaftlichen Druck auf die Betriebe weiter erhöhen. Zudem wehrt sich die Apothekerkammer Nordrhein gegen eine gerichtlich angeordnete Rückzahlung von Rücklagen an ihre Mitglieder. Die Apotheken-Nachrichten analysieren diesen schleichenden Kollaps aus struktureller, juristischer und politischer Perspektive und machen deutlich, dass ohne entschlossene Reformen die wohnortnahe Arzneimittelversorgung bald zur Seltenheit wird.


Die Zahl der Schließungen ist keine Überraschung mehr, doch ihr Ausmaß schockiert. 250 Apotheken gaben allein im ersten Halbjahr 2025 dauerhaft auf, während nur 33 neue eröffnet wurden. Die einst verlässliche Struktur der Präsenzapotheken zerfällt und mit jedem verlorenen Standort wächst die Versorgungslücke. Das Prinzip „Apotheke vor Ort“ verliert politischen Rückhalt, wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Anerkennung. Viele Inhaberinnen und Inhaber stehen vor der Alternative zwischen Selbstausbeutung und Rückzug. Unterstützende Werkzeuge zur Resilienz fehlen. Ursachen sind vielfältig: wachsende Bürokratie, immer strengere Retaxationspraxis, sinkende Honorare, steigende Fixkosten, Fachkräftemangel und politische Reformblockaden. Die berufsständische Selbstverwaltung kämpft mit Legitimationsproblemen, die Kommunikation zwischen Berufsstand und Ministerien bleibt fragmentiert. Die 33 Neugründungen markieren einen Tiefstand, der auch die mentale Erschöpfung des Berufsstands zeigt. Selbstständigkeit gilt zunehmend als Hochrisikomodell ohne wirtschaftliche Perspektive.

Apotheken sind systemische Knotenpunkte im Gesundheitsnetz. Jede geschlossene Offizin nimmt nicht nur einen Betrieb aus dem Markt, sondern beraubt das System eines Beratungs- und Präventionskontakts sowie eines Notdienstleisters. Während große Plattformen und Versandapotheken wachsen, zieht sich die Präsenzstruktur zurück – gerade dort, wo sie unverzichtbar ist.

Der Bundesgerichtshof bestätigte kürzlich erneut die Zulässigkeit von Rx-Boni für EU-Versandapotheken, gestützt auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs. Diese Entscheidung zementiert Wettbewerbsverzerrungen: Versandapotheken dürfen Boni gewähren, während Präsenzapotheken an die Preisbindung gebunden sind. Der Gesetzgeber hat bislang nicht reagiert, wodurch der Schutz nationaler Marktstrukturen fehlt. Diese Zweiklassengesellschaft verunsichert den Berufsstand: Während Apotheken vor Ort umfassende Versorgungspflichten mit allen daraus resultierenden Pflichten und Kosten schultern, binden Versandhändler Patienten mit großzügigen Boni. Das Urteil ist kein Rechtsbruch, aber ein deutliches Signal politischer Untätigkeit, das die Versorgungssicherheit massiv untergräbt.

Gesundheitsministerin Nina Warken besuchte die Möhler-Apotheke in Igersheim, ein Bild politischer Nähe zur Basis. Gleichzeitig wurde in Delmenhorst eine Apotheke vollständig retaxiert, weil Kompressionsstrümpfe trotz medizinischer Indikation und korrekter Abgabe sanktioniert wurden. Dieser Gegensatz zeigt exemplarisch die Kluft zwischen Symbolpolitik und bürokratischer Realität. Retaxationen dienen zunehmend nicht der Qualitätssicherung, sondern der Budgetoptimierung. Ohne verbindliche Maßnahmen zur Honoraranpassung und Retaxvermeidung bleiben Apotheken Misstrauensobjekte statt Partner im Gesundheitswesen.

Vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf wurde die Apothekerkammer Nordrhein dazu verpflichtet, Teile ihrer Rücklagen an Mitglieder zurückzuzahlen. Die Kammer legte Beschwerde ein, da Rücklagen ein Sicherheitsnetz, Krisenpuffer und Zukunftsvorsorge darstellen. Eine Einschränkung der Rücklagenpolitik würde die Selbstverwaltung schwächen und die Kammern ihrer finanziellen Handlungsfähigkeit berauben. Das Urteil ignoriert die komplexen Anforderungen an Körperschaften und gefährdet die langfristige Versorgungssicherung. Dieser Präzedenzfall hat Signalwirkung für weitere Kammern.

Das Jahr 2025 offenbart ein System, das zwar Versorgung will, die dafür notwendige Struktur aber nicht schützt. Apotheken schließen, während der Versandhandel politisch toleriert wird. Die Regulierung bevorzugt Fernlogik, und Selbstständige tragen die Last – und werden für formale Fehler sanktioniert. Kassenkonflikte eskalieren, Retaxationen und Rezeptabsetzungen häufen sich, das Vertrauen schwindet. Ohne klare Steuerung und Strategie droht der Verlust der wohnortnahen Versorgung. Strukturverantwortung wird aufgelöst, das System driftet in Zufall und Reaktion. Apotheken geraten in strukturelle Einsamkeit. Was fehlt, ist Schutz auf allen Ebenen.

Wenn Schweigen zur Antwort wird, wächst der Abgang zur Struktur.

Ein System, das auf wohnortnahe Arzneimittelversorgung, pharmazeutische Beratung und Prävention baut, kann sich den Verlust hunderter Apotheken pro Halbjahr nicht leisten. Doch genau das geschieht – nicht aus Mangel an Argumenten, sondern aus Übermaß an Ignoranz. BGH urteilt, Politik schweigt, Ministerin besucht, Kasse retaxiert, Kammer klagt – und die Apotheke schließt.

Dieser Verlust ist nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern vor allem gesellschaftlich zu bewerten: Struktur verliert Verbindlichkeit, Strategie fehlt. Wer Versorgung will, muss Strukturen schützen. Wer das unterlässt, verliert mehr als Apotheken – er verliert Vertrauen. Und wer Vertrauen verliert, verliert Versorgung.

Die zunehmende Zahl an Apothekenschließungen hat weitreichende Folgen für die Bevölkerung, insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen, die auf eine verlässliche Versorgung mit Medikamenten angewiesen sind. Die flächendeckende Präsenz von Apotheken sorgt nicht nur für kurze Wege, sondern auch für eine kontinuierliche Beratung und Betreuung. Der Rückgang der Apotheken bedroht somit die Gesundheitsvorsorge und kann zu Versorgungslücken führen, die insbesondere in ländlichen Regionen spürbar werden.

Die rechtliche Situation wird durch das Urteil des Bundesgerichtshofs weiter kompliziert. Die zulässigen Boni von Versandapotheken, die häufig auf aggressive Rabattaktionen setzen, verschärfen den wirtschaftlichen Druck auf lokale Apotheken. Dies führt zu einem Markt, der zunehmend von großen Versandhändlern dominiert wird, die weniger in die Versorgung vor Ort investieren und weniger Verantwortung für die Patientenbetreuung übernehmen.

Das Engagement von Politikern wie Gesundheitsministerin Nina Warken ist zwar sichtbar, bleibt jedoch oft symbolisch. Die strukturellen Probleme werden nicht ausreichend adressiert, und es fehlt an klaren politischen Konzepten, um die Präsenzapotheken zu stärken und zu erhalten. Gleichzeitig müssen Apotheken mit strengeren regulatorischen Anforderungen und wachsendem bürokratischem Aufwand umgehen, was die Situation weiter erschwert.

Die Retaxationspraxis der Krankenkassen, die Apotheken bei formalen Fehlern mit vollständigen Rückforderungen konfrontiert, wird von vielen als unverhältnismäßig und existenzgefährdend empfunden. Die Situation erfordert dringend eine Überarbeitung der Abrechnungsmodalitäten, die die Qualität der Versorgung in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig wirtschaftliche Sicherheit für Apotheken schafft.

Die berufsständische Selbstverwaltung, repräsentiert durch die Apothekerkammern, steht vor der Herausforderung, diese Entwicklungen zu begleiten und ihre Mitglieder zu unterstützen. Die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kammern ist entscheidend, um Fortbildungen, Digitalisierung und rechtliche Beratungen zu finanzieren. Gerichtliche Entscheidungen, die Rücklagen verringern, schwächen die Fähigkeit der Selbstverwaltung, auf die Herausforderungen zu reagieren und die Versorgung nachhaltig zu sichern.

Insgesamt zeigt sich, dass ohne ein konsequentes Umsteuern auf politischer Ebene und eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen die wohnortnahe Arzneimittelversorgung langfristig gefährdet ist. Die Stabilität und Zukunftsfähigkeit des Apothekensystems hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, die Balance zwischen Wettbewerb, Regulierung und Versorgungssicherheit wiederherzustellen.

Eine umfassende Reform muss daher nicht nur die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern, sondern auch die Rolle der Apotheken als integraler Bestandteil des Gesundheitssystems stärken. Dazu gehören finanzielle Anreize, die Förderung der Digitalisierung, eine praxisgerechte Retaxationspraxis sowie eine stärkere Einbindung der Apotheken in die Versorgungsplanung.

Die gesellschaftliche Bedeutung der Apotheken geht weit über die reine Medikamentenabgabe hinaus. Sie sind Vertrauensorte, Beratungspunkte und erste Anlaufstellen bei gesundheitlichen Fragen. Ihre Erhaltung ist deshalb auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht nur die Berufsgruppe selbst, sondern alle politischen und gesellschaftlichen Akteure betrifft.

Mit Blick auf die demografische Entwicklung und die steigende Zahl chronisch Kranker wird die Bedeutung der Apotheken noch weiter wachsen. Die aktuellen Trends werfen jedoch die Frage auf, ob das System dieser Entwicklung gewachsen ist. Die Antwort darauf hängt maßgeblich davon ab, ob Politik und Selbstverwaltung gemeinsam wirksame und nachhaltige Lösungen entwickeln und umsetzen.

Die Apotheken-Nachrichten werden diese Entwicklung weiterhin aufmerksam begleiten und informieren, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu stärken und den Dialog zwischen allen Beteiligten zu fördern.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Wenn Schweigen zur Antwort wird, wächst der Abgang zur Struktur

Die Krise der Apothekenversorgung ist keine bloße Zahlenfrage, sondern ein Spiegelbild eines tiefgreifenden strukturellen Versagens. Wenn Politik, Justiz und Verwaltung schweigen oder nur symbolisch reagieren, wächst der schleichende Verlust der wohnortnahen Arzneimittelversorgung. Apotheken schließen, ihre Funktion als vertrauensvolle Anlaufstellen wird entwertet, und das Gesundheitsnetz droht zu reißen. Wer die Strukturen nicht schützt, verliert mehr als Apotheken – er verliert das Vertrauen der Gesellschaft und damit die Grundlage für eine sichere Versorgung.

Diese Deutung ist nicht nur eine Warnung, sondern auch ein Aufruf zur Verantwortung. Ohne klare, entschlossene und nachhaltige Reformen droht die systemische Auflösung der Apothekenlandschaft mit gravierenden Folgen für Patientinnen und Patienten. Versorgungssicherheit und Gesundheitskompetenz erfordern mehr als Lippenbekenntnisse – sie brauchen Schutz, Förderung und eine Strategie, die diesen Namen verdient.

 

 

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