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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News: Bericht von heute
Digitale Plattformen versprechen einfache Rezeptlösungen, doch ihre Strukturen untergraben zentrale Prinzipien medizinischer Verantwortung – Apotheken geraten dabei in eine Lage, die sie rechtlich, wirtschaftlich und ethisch belastet: Sie sollen Rezepte einlösen, die sie nicht prüfen können, und Patient:innen versorgen, deren Therapieentscheidung möglicherweise nicht ärztlich, sondern durch eine Software getroffen wurde. Während Plattformen ihre ärztlichen Kooperationspartner ins EU-Ausland verlagern und der Gesetzgeber keine klare Grenze zwischen telemedizinischer Versorgung und digitaler Bestelllogik zieht, nimmt der Druck auf die Apotheken rasant zu. Die Union erkennt das Problem und will mit Verboten und neuen Richtlinien gegensteuern – doch während die politische Diskussion noch läuft, ist der Schaden längst eingetreten: Der Markt verändert sich, das Vertrauen sinkt, und die Rolle der Apotheke droht auf ein rein ausführendes Glied reduziert zu werden. Für eine Zukunft der Telemedizin, die diesen Namen verdient, braucht es nicht mehr Klicks, sondern mehr Verantwortung – und eine neue Verteilung von Kompetenzen, Pflichten und Schutzmechanismen im digitalisierten Gesundheitswesen.
Was auf Rezept kommt, darf nicht auf Bestellung basieren – so die Leitlinie einer medizinisch verantwortbaren Versorgungskultur. Doch was, wenn genau dieser Grundsatz in Echtzeit ausgehöhlt wird? Wenn Plattformen, die sich als Gesundheitsdienste tarnen, faktisch Rezeptbestellungen entgegennehmen, Callcenter medizinische Anamnese simulieren und Apotheken zunehmend in die Lage geraten, entweder mitzumachen – oder zu verlieren? Die digitale Verwilderung im deutschen Gesundheitswesen hat längst begonnen, und ihr Epizentrum liegt nicht nur in Berlin oder Brüssel, sondern in einem juristischen Niemandsland, das die Bundesregierung nicht kontrolliert, die Plattformbetreiber aber strategisch ausnutzen.
Im Zentrum: das mediale Phänomen der digitalen Cannabisverordnung. Plattformen wie „Dr. Ansay“, „Dr. Grün“ oder „Teleweed“ versprechen schnelle Lösungen für chronische Leiden – gegen Upload eines Führerscheins, gelegentliche Selbstangabe und ein Gespräch von durchschnittlich 3 Minuten Dauer. Was als Zugangserleichterung für Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen gedacht war, verkommt zur verordneten Komfortware für digitale Dauerkonsumenten. Und auch das Feld der Lifestyle-Medikation bleibt nicht außen vor: Rezepturen für Haarwuchsmittel, Erektionshilfen, Schlafpräparate oder Gewichtsregulierungsmittel sind auf den Plattformen teils günstiger zu erhalten als auf legalem Weg – denn die digitalen Anbieter umgehen systematisch gesetzliche Kontrollmechanismen, indem sie ihre Tätigkeit als „ärztlich vermittelte Dienstleistung“ deklarieren.
Das Problem beginnt bei der Infrastruktur: Plattformen agieren rechtlich im Graubereich, viele mit Sitz im EU-Ausland, andere mit rein deutscher Außenfassade, aber digitalem Rückgrat aus Irland, Zypern oder Lettland. Ärztliche Konsultation findet meist per Fragebogen statt, Rückfragen sind selten, Folgebewertungen systemisch eingeplant – und Apothekerinnen und Apotheker vor Ort erfahren davon häufig erst dann, wenn das E-Rezept eingelöst wird. Sie sollen prüfen, dokumentieren, einlösen – und stehen dabei am Ende einer digitalen Entscheidungskette, an deren Beginn keine echte Therapie stand, sondern eine technische Abfrage.
Für Apotheken bedeutet das ein dreifaches Risiko: erstens juristisch – weil sie im Verdachtsfall nicht selten in Prüfpflicht geraten, deren Reichweite kaum definierbar ist; zweitens wirtschaftlich – weil konkurrierende Plattformen eine Angebotslogik etablieren, die auf Schnelligkeit statt Beratung setzt; und drittens versorgungspolitisch – weil sich der Anspruch der stationären Apotheken auf qualitätsgesicherte Betreuung in einem Markt verliert, der zunehmend auf digitalisierte Convenience setzt. Besonders heikel wird es bei Substanzen mit Missbrauchspotenzial: Cannabis, Benzodiazepine, ADHS-Medikamente, Appetitzügler. Wer hier als Apotheke eine auffällige Rezeptmenge aus Plattformquellen erhält, gerät schnell in die Defensive – und muss sich absichern: durch Rücksprache, Dokumentation, teils sogar durch Ablehnung.
Die Union hat das Problem erkannt – und will gegensteuern. In einem aktuellen Positionspapier fordern CDU/CSU nicht nur ein Verbot von rein digital ausgestellten Cannabis-Rezepten, sondern auch eine Begrenzung telemedizinischer Modellangebote, die außerhalb von Primärversorgung oder etablierten Versorgungsstrukturen agieren. Gesundheitsexperte Tino Sorge warnt vor einer „Aushöhlung der Therapieverantwortung“ und fordert die Wiederherstellung eines „klaren Arzt-Patienten-Verhältnisses“, das nicht durch klickoptimierte Bestellvorgänge ersetzt werden dürfe.
Doch die Realität ist weiter: Plattformanbieter sind längst auf europäische Strukturen ausgewichen. Viele Rezepte kommen inzwischen aus niederländischen, tschechischen oder polnischen Kooperationspraxen, die im Hintergrund arbeiten, während die deutsche Plattform weiterhin das Logo trägt. Die AMK, das BfArM und die KVen sehen dem meist tatenlos zu – aus rechtlichen, aber auch politischen Gründen. Denn die Frage, wo genau ärztliche Entscheidung beginnt und wo algorithmische Zuweisung endet, bleibt unbeantwortet. Die Überwachung dieser Prozesse gestaltet sich schwierig, auch weil Gesundheitsminister Karl Lauterbach bislang auf eine klare Positionierung verzichtet. Im Koalitionsvertrag ist von Telemedizin als Innovationsmotor die Rede – nicht als Grauzone für Rezeptvergabe.
Besonders betroffen sind Apotheken in Grenzregionen und Ballungszentren, in denen die Nachfrage nach digitalen Rezepturen stark gestiegen ist. Die Rezepte kommen regelmäßig, formal korrekt, medizinisch aber oft fragwürdig. Rückfragen sind schwer möglich, weil Absenderpraxen nicht greifbar oder nur per automatisierter Antwort erreichbar sind. Die Verpflichtung zur sorgfältigen Abgabe bleibt – die Möglichkeit zur Prüfung schwindet.
Für Apothekerinnen und Apotheker stellt sich damit eine Grundsatzfrage: Soll man Rezepte einlösen, die aus dem System kommen, aber keine Systemqualität mehr tragen? Oder riskiert man Kundenverlust, schlechte Bewertungen, rechtliche Auseinandersetzungen? Die Grenze zwischen legaler Abgabe und ethischer Verantwortung wird zunehmend unscharf. Der Berufsstand steht dabei allein auf weiter Flur – denn selbst Kammern und Verbände tun sich schwer, klare Empfehlungen zu geben. Zu groß ist die Bandbreite der Einzelfälle, zu vage die juristische Lage.
Was bleibt, ist ein regulatorisches Vakuum, in dem Plattformen wachsen, Apotheken sich absichern müssen – und Patienten nicht wissen, ob sie beraten oder beliefert werden. Die Digitalisierung der Versorgung war einmal mit dem Ziel gestartet, Qualität zu steigern und Barrieren abzubauen. Was jetzt entsteht, ist eine Zweiklassenlogik: Wer bezahlt, bekommt – sofort. Wer abwägt, prüft oder hinterfragt, verliert – an Umsatz, Geschwindigkeit, Sichtbarkeit. Der Berufsstand der Apotheker wird dabei in eine passive Rolle gedrängt, die weder dem Versorgungsauftrag noch dem Anspruch auf therapeutische Verantwortung entspricht.
Die Telemedizin der Zukunft muss sich dieser Entwicklung entgegenstellen. Sie braucht keine Plattformen, die Rezepte ausgeben wie Online-Gutscheine, sondern digitale Versorgungspfade, die auf ärztlicher Kompetenz, apothekerlicher Verantwortung und einem integrierten Patientenschutz basieren. Solange das nicht geschieht, wird jede neue Technologie zum Risiko – für das System, für die Berufsgruppen, und vor allem: für die Patientinnen und Patienten, deren Vertrauen in die heilberufliche Versorgung mit jedem Klick ein Stück mehr erodiert.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.
Was hier als technologische Vereinfachung vermarktet wird, ist in Wahrheit ein riskanter Umbau des Gesundheitswesens auf Zuruf – mit Apotheken als Erfüllungsgehilfen fremder Plattformlogiken. Die Rezepte entstehen nicht mehr aus medizinischer Verantwortung, sondern aus Nutzerverhalten und Geschäftsmodell. Wenn Heilberufe auf Protokolle reduziert werden, bleibt die Versorgung nicht mehr ganz – sondern wird Teil eines Systems, das schneller liefert als denkt. In der Apotheke jedoch endet jede Abkürzung irgendwann in einer Prüfungspflicht, einer Haftungsfrage, einer Vertrauenskrise.
Und genau deshalb ist es kein Detail, wenn Apotheken heute Dokumente ablehnen, Rückfragen stellen, Grenzen markieren. Es ist der verzweifelte Versuch, das zu retten, was Politik und Plattformen in wenigen Jahren entkoppelt haben: den Zusammenhang zwischen ärztlicher Entscheidung, pharmazeutischer Prüfung und therapeutischer Wirkung. Telemedizin kann Leben verbessern – aber nur, wenn sie nicht zur automatisierten Rezeptproduktionsstrecke wird. Die Verantwortung lässt sich nicht outsourcen. Sie bleibt – ob gewollt oder nicht – in der Apotheke. Dort, wo der Klick endet und der Mensch beginnt.
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