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APOTHEKE | Systemblick |
Apotheken-News: Kommentar von heute
Kommentar von Seyfettin Günder zu den heutigen Apotheken-Nachrichten: Politische Verantwortungslücke, systemische Sprachverdrängung und stille Kompensationspflicht der Apotheken im Schatten entkoppelter Reformrhetorik
Wenn politische Verantwortung sprachlich delegiert, Reformen zu Etiketten mutieren und Versorgung in Verwaltungsbegriffen erstarrt, dann beginnt der Kommentar nicht mit einem Vorwurf, sondern mit einer Rekonstruktion des Schweigens. Denn der Gesundheitsdiskurs in Deutschland leidet nicht an Ideenarmut, sondern an einem strukturellen Rückzug aus der Realität – einem reflexhaften Rückgriff auf Standardformulierungen, Plattformversprechen, Kostenformeln. Die Praxis aber – die Apotheke, die Arztpraxis, die Pflegekraft – antwortet nicht mit Formeln, sondern mit Handlungen. Dort, wo Versorgung jeden Tag unter Unsicherheit stattfindet, ist kein Platz für PR. Und doch scheint genau das die einzige Sprache geworden zu sein, in der politische Steuerung noch denkt: Als ob sich Realität durch Pressekonferenzen überlisten ließe.
Die Apotheke vor Ort ist längst zum Resonanzraum geworden für die Leerstelle der Gesundheitsstrategie. Zwischen E-Rezept-Störung, Cyberangriff, Retax-Willkür und Patientenverzweiflung entsteht eine Verdichtung von Verantwortung, die politisch nie so gemeint war – aber real getragen wird. Und niemand fragt nach. Im Gegenteil: Wer stabilisiert, wird übersehen. Wer ausgleicht, wird nicht entschädigt. Und wer einsteht, wird in Statistiken zur Selbstverständlichkeit erklärt. Es ist ein Verrat mit leisen Mitteln: das Versäumnis, die Leistung zu benennen, weil sie sich nie selbst beklagt. Doch genau darin liegt die Gefahr – dass das System sich an sein eigenes Unrecht gewöhnt.
Wenn heute von Digitalisierung gesprochen wird, dann nicht als Infrastruktur, sondern als Allzweckentschuldigung. Versorgungsprobleme? Liegt am fehlenden Update. Personalmangel? Wird bald automatisiert. Verunsicherte Patienten? Die App regelt das. Nur: Wer heilt, spricht nicht in Applikationen. Wer berät, rechnet nicht in Schnittstellen. Und wer schützt, tut es nicht über eine API. Die Apothekerinnen und Apotheker, die jeden Tag Verantwortung tragen, tun das trotz System, nicht wegen ihm – weil sie wissen, dass Versorgung ein Akt der Gegenwart ist, nicht der Option. Ein Patientenleben hängt nicht an der Vision 2030, sondern an der Entscheidung heute, jetzt, im Moment – ob eine Interaktion erkannt wird, ob ein Kühlbruch bemerkt wird, ob ein Rezept plausibel erscheint. All das lässt sich nicht outsourcen. Nicht an Systeme, nicht an Rechenzentren, nicht an ein Versorgungsverständnis, das aus dem Maschinenraum der Verwaltung stammt.
Der Kommentar ist kein Rückblick auf Fehlentscheidungen, sondern ein Aufruf zur Umkehr. Nicht in Form radikaler Neuausrichtung, sondern durch eine einfache, aber radikale Frage: Wer ist verantwortlich? Und wem gegenüber? Denn Verantwortung beginnt dort, wo Ausreden enden – nicht mit der nächsten Evaluation, sondern mit dem Mut zur Entscheidung. Apotheken tragen diese Verantwortung seit Jahrzehnten. Was sie brauchen, ist kein Applaus, sondern eine Struktur, die ihre Realität anerkennt. Keine symbolische Gleichbehandlung, sondern echte Einbeziehung. Und keine Budgetierung, die Entwertung betreibt, sondern eine Logik, die Versorgung als existenzielles Gut versteht – nicht als Kostentreiber.
Es wird Zeit, das politische Versprechen umzudrehen: Nicht „digital first, Bedenken second“, sondern Versorgung zuerst, System danach. Wer die Realität nicht kennt, soll nicht über sie bestimmen. Wer Verantwortung scheut, soll nicht über sie reden. Und wer Reformen nur als Rechenvorgang versteht, hat nicht verstanden, dass Menschen nicht aus Modulen bestehen. Apotheker sind keine Schnittstellenbetreuer, sondern Schutzpersonen – auch wenn das keiner mehr ausspricht. Der Kommentar spricht es aus, weil es ausgesprochen werden muss.
Wer heute über Versorgung redet, muss über Begrenzung reden: Begrenzung der Bürokratie, Begrenzung der Reaktionsverweigerung, Begrenzung des automatisierten Misstrauens gegenüber Heilberufen. Warum muss eine Apotheke nachweisen, dass sie nicht falsch handelt, statt endlich Strukturen zu schaffen, in denen richtiges Handeln unterstützt wird? Warum ersetzt die Prüfroutine der Krankenkassen das Vertrauen in pharmazeutische Kompetenz – und warum wird dies politisch nicht als Skandal erkannt, sondern als Systemlogik verteidigt? Weil die Sprache verrät, was verdrängt wird. Und weil das System sich eingerichtet hat im Zustand permanenter Entlastung nach oben. Jede Retaxation ein Machtbeweis. Jede Budgetierung ein Misstrauensvotum. Jede Statistik ein Ersatz für Erkenntnis.
Deshalb reicht es nicht, bessere Daten zu fordern. Es braucht bessere Haltung. Und diese beginnt nicht bei der KI, sondern beim K. Bei Klarheit, Konsequenz, Kommunikation – in einem System, das seine Akteure nicht länger durch absichtsvolle Ambiguität ausbluten lässt. Apotheken brauchen kein Bekenntnis, sie brauchen eine andere Architektur: juristisch geschützt, ökonomisch tragfähig, politisch getragen. Der Kommentar ist kein Appell, sondern eine Notwendigkeit: weil Sprache verpflichtet.
Der Kommentar endet dort, wo das System beginnt: in der Haltung gegenüber dem, was sich nicht in Zahlenspalten messen lässt. Verantwortung, Vertrauen, Versorgung – das sind keine Posten in einer Reformbilanz, sondern Grundfragen jedes sozialen Systems. Wer heute über Apotheken spricht, darf nicht über sie hinwegregieren. Denn wer Versorgung delegiert, ohne zu verstehen, was sie trägt, wird am Ende von der Realität eingeholt – und das nicht als Schlagzeile, sondern als Versorgungslücke. Der Text sagt, was das System nicht mehr sagen kann: Dass Menschen keine Variable sind. Und dass Verantwortung nicht automatisiert werden kann.
SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de
Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
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