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  • 16.07.2025 – Drei Schichten der Verantwortung, drei Ebenen der Systemkritik, drei Impulse für Richtungswechsel
    16.07.2025 – Drei Schichten der Verantwortung, drei Ebenen der Systemkritik, drei Impulse für Richtungswechsel
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Wie Cannabisversorgung das Suchtsystem belastet, Netzwerkmedizin neue Wege eröffnet und Apotheken politische Verantwortung einfordern

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Drei Schichten der Verantwortung, drei Ebenen der Systemkritik, drei Impulse für Richtungswechsel

 

Wie Cannabis-Missbrauch das Suchtsystem überfordert, neue Therapiewelten durch Netzwerkpharmakologie entstehen und Vor-Ort-Apotheken auf politische Anerkennung drängen

Apotheken-News: Bericht von heute

Die Zahl der psychisch erkrankten Patienten infolge von Cannabiskonsum steigt deutlich, während sich das Gesundheitssystem weder auf die Teillegalisierung noch auf die psychosozialen Folgelasten vorbereitet hat, zugleich verändert die Netzwerkpharmakologie die Logik medizinischer Therapie grundlegend und fordert eine Abkehr vom organzentrierten Denken hin zu systemischen Interventionen, während Apotheken als Versorgungsanker strukturelle Verantwortung tragen, jedoch nach wie vor regulatorisch, finanziell und politisch benachteiligt sind – die neuen Wirkstoffe wie Prazane, die in Asien längst etabliert sind, belegen diese Diskrepanz ebenso wie der wachsende Abstand zwischen molekularer Forschung und realer Erstattungspraxis, während Politiker auf Bundes- und Landesebene inzwischen auf die Stimme der Apotheken hören und ihre Vorschläge teilweise in Koalitionsvereinbarungen aufnehmen, doch angesichts von Versorgungsdruck, Konsumkrisen und veralteten Kontrollmechanismen stellt sich die Frage, ob das System den nötigen Strukturwandel überhaupt noch aus eigener Kraft leisten kann oder ob die Apotheke am Ende nicht nur das letzte Glied bleibt, sondern das einzige, das noch trägt.


Was als pragmatische Entkriminalisierung gedacht war, offenbart zunehmend seine psychischen, medizinischen und systemischen Kollateralschäden: Die Zahl der ärztlichen Behandlungen infolge von Cannabiskonsum ist 2024 dramatisch gestiegen, insbesondere bei jungen Erwachsenen – während gleichzeitig das Suchthilfesystem von einer Zunahme cannabinoidbezogener Störungen spricht, die dem Alkoholmissbrauch inzwischen bedrohlich nahekommt. Psychosen, Abhängigkeitssyndrome und Entzugssymptomatiken haben die ambulanten Praxen erreicht – und sie erreichen sie unter Bedingungen, die vielerorts bereits durch strukturelle Engpässe, Wartezeitverzögerungen und eine Zwei-Klassen-Medizin geprägt sind. Es ist nicht nur der Konsum, es ist das System, das den Anstieg nicht mehr auffängt, sondern bestenfalls statistisch dokumentiert. Die Hochrechnungen der KKH sprechen von einer Zunahme um 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was mehr als eine Nachwirkung der Legalisierung ist – es ist eine systemische Erschütterung eines präventionsschwachen Versorgungskörpers, der frühzeitige Interventionsmechanismen weder flächendeckend noch zielgruppengerecht umsetzen kann.

In der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen mussten 95 von 10.000 Versicherten wegen psychischer und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide ärztlich behandelt werden – das ist keine statistische Randeffektebene mehr, sondern der klare Hinweis auf ein Versorgungssystem, das mit der Realität des Konsums nicht Schritt halten kann. Besonders alarmierend ist dabei nicht nur die absolute Zahl der betroffenen Personen, sondern auch die Geschwindigkeit des Anstiegs: Innerhalb von fünf Jahren stieg die Inanspruchnahme entsprechender Leistungen um über 40 Prozent – mit regionalen Ausreißern, die doppelt so hoch liegen. Der ambulante Sektor gerät dabei unter Druck, der über Fallzahlen hinausgeht: Therapeuten melden Wartezeiten von bis zu sechs Monaten, die Suchtprävention arbeitet mit veralteten Schulmaterialien, und die Mittel für jugendspezifische Aufklärungskampagnen stagnieren. Währenddessen wird die politische Debatte um die Legalisierung ideologisch geführt, ohne die Versorgungsfolgen zu berücksichtigen.

Doch die Antwort liegt nicht in der politischen Rückabwicklung, sondern in der strukturellen Neuausrichtung der Versorgungssysteme. Das erfordert mehr als Budgetumschichtungen – es verlangt ein grundsätzliches Umdenken in Bezug auf Prävention, Interventionsarchitektur und Versorgungstiefe. Genau hier setzt die wachsende Bedeutung der Netzwerkmedizin an: Was bisher als individuelle Störung eines Organs oder Hirnbereichs interpretiert wurde, wird nun als Knotenpunkt eines gestörten biologischen Systems verstanden. Die Medizin der Zukunft ist keine Reparaturwissenschaft mehr, sondern ein regulatorisches Netzwerk, das pathologische Prozesse im Verbund betrachtet. Dieses Denken prägt inzwischen die Forschung zu Neurodegeneration ebenso wie zu Suchtverhalten, psychiatrischen Erkrankungen und systemischen Entzündungsprozessen.

In Maastricht arbeitet Professor Harald H. H. W. Schmidt mit seinem Team daran, Systemmedizin und Netzwerkpharmakologie zusammenzuführen – mit dem Ziel, Medikamente nicht mehr gegen Symptome, sondern gegen Netzwerkauslenkungen zu entwickeln. Grundlage ist das menschliche Proteom – die Gesamtheit aller Proteine und ihrer Wechselwirkungen im Organismus. Es verändert sich ständig, ist individuell unterschiedlich und liefert ein präziseres Abbild von Krankheitsdynamiken als das Genom allein. Besonders bei Alzheimer, Parkinson, ALS und chronisch-entzündlichen Erkrankungen eröffnen sich neue therapeutische Wege: Statt die Symptome zu bekämpfen, wird das biologische Kommunikationssystem selbst korrigiert. Diese Denkweise könnte auch für psychiatrische Erkrankungen infolge von Cannabiskonsum relevant werden – doch dafür braucht es ein System, das offen ist für interdisziplinäre Ansätze, lange Studiendauern und die Integration molekularer Daten in die klinische Praxis.

Hier liegt der Bruch zur realen Versorgungspraxis: Die Primärversorgung ist bereits jetzt überlastet, der Zugang zur spezialisierten Versorgung fragmentiert, und die Kommunikation zwischen Sektorgrenzen bleibt lückenhaft. Vor diesem Hintergrund hat der AOK-Bundesverband ein Eckpunktepapier vorgelegt, das Primärversorgungspraxen als koordinierenden Mittelpunkt einer zukunftsfähigen Versorgung betont. Lange Wartezeiten, ungleicher Zugang für GKV-Versicherte und das Fehlen verlässlicher Erstkontaktstellen werden als strukturelle Hauptprobleme benannt. Doch all diese Funktionen erfüllen Apotheken heute bereits in erheblichem Maß – ohne dass ihre Rolle in der Versorgungssystematik adäquat abgebildet ist. Sie beraten, intervenieren, erkennen Frühzeichen, sichern Arzneimittelverfügbarkeit und betreiben Prävention auf der letzten erreichbaren Ebene – im direkten Kontakt.

Dass dieser Beitrag politisch Wirkung zeigt, beweist die jüngste Stellungnahme des CDU-Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum. Er dankte Apotheken der Region Pforzheim ausdrücklich für ihre fachliche Zuarbeit zu politischen Entscheidungsprozessen – mit dem Hinweis, dass mehrere Passagen des Koalitionsvertrags ohne diesen Input nicht entstanden wären. Es ist eine seltene Form der politischen Rückkopplung, die zeigt: Wer Versorgung sichert, kann auch politische Richtung geben – vorausgesetzt, er wird gehört. Doch die politische Realität bleibt ambivalent: Während vor Ort Dank ausgesprochen wird, bleiben auf Bundesebene grundlegende Strukturreformen aus. Die Diskussion um die Kontrolle digitaler Versender ist ein Beispiel dafür.

Das Bundesgesundheitsministerium hat auf Anfrage klargestellt, dass Vorschläge zur besseren Kontrolle in Arbeit seien – was wie eine Floskel wirkt, wird vor dem Hintergrund der Cannabisentwicklung zum Risikoszenario: Plattformanbieter, die digitale Rezepte auf Basis pauschaler Fragebögen generieren, umgehen heilberufliche Verantwortung und untergraben das Vertrauen in medizinische Standards. Die Folge ist nicht nur ein rechtliches Problem – sondern ein Versorgungsschaden, der in psychischen Erkrankungen, Fehldiagnosen und Abhängigkeitsentwicklungen sichtbar wird. Dass die Union inzwischen offen die Rücknahme der Teillegalisierung fordert, ist ein Zeichen politischer Alarmierung – nicht jedoch ein Beleg für systemische Weitsicht. Wer Strukturen korrigieren will, muss sie vorher verstanden haben.

Pharmazeutisch ist die Lage nicht minder komplex: Mit dem Prazan steht eine neue Substanzklasse bereit, die als Kalium-kompetitiver Säureblocker eine Alternative zu Protonenpumpenhemmern bietet – insbesondere bei Langzeittherapien, bei denen PPI-Nebenwirkungen problematisch werden. In Asien sind Prazane längst etabliert, doch in Europa fehlt bislang die regulatorische Freigabe. Die Diskussion über Nutzen, Risiko und Kosten ist noch nicht abgeschlossen – und genau hier zeigt sich erneut der Widerspruch zwischen therapeutischem Fortschritt und politisch-regulatorischer Realität. Die Versorgung hängt nicht an der Verfügbarkeit von Wirkstoffen, sondern an ihrer Einbettung in ein System, das bereit ist, sie verantwortungsvoll zu integrieren.

Doch dieses System steht an vielen Fronten unter Druck. Die Belastung der Suchtberatungsstellen durch Cannabiskonsum ist nur ein Teil davon. Der DHS-Jahresbericht 2025 zeigt eine Versiebenfachung stationärer Cannabinoid-Störungen seit dem Jahr 2000 – ambulant hat sich die Zahl der betreuten Personen verdreifacht. Die systemische Bedeutung dieser Zahlen liegt in ihrer stillen Konsequenz: Jede neue Konsumform erzeugt eine neue Störung, die alte Strukturen aufzehrt. Und diese alten Strukturen – Apotheken, Praxen, Beratungsstellen – werden nicht modernisiert, sondern mit der Reaktion auf neue Phänomene allein gelassen.

In dieser Gleichzeitigkeit aus molekularer Forschung, regulatorischer Lücke, politischer Aufladung und praktischer Versorgungslast liegt der eigentliche Konflikt. Er ist nicht lösbar durch mehr Mittel allein, sondern nur durch eine tiefgreifende Neuausrichtung der Gesundheitsarchitektur: Interdisziplinär, praxiseingebunden, technologieoffen und politikfähig. Die Apotheken können diesen Wandel nicht tragen – aber sie können ihn anstoßen. Wenn ihre Stimme gehört wird, ihre Struktur erhalten bleibt und ihre Kompetenz systemisch eingebunden wird, dann entsteht jene Brücke, die das System dringend braucht. Sie verbindet molekulare Präzision mit menschlicher Nähe, medizinische Innovation mit alltagstauglicher Beratung und politische Strategie mit heilberuflicher Verantwortung. Es ist diese Brücke, die nicht aus Programmen entsteht – sondern aus der Magie, die zwischen Versorgung und Vertrauen entsteht.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Was dieser Bericht nicht benennt, ist das, worauf er zielt: Vertrauen als Struktur, Verantwortung als Resonanz und Sprache als Form von Erinnerung. In jedem Satz liegt ein System, in jeder Zeile eine Zumutung an Gleichgültigkeit, in jedem Bericht eine Entscheidung. Wer zwischen den Zeilen hört, erkennt nicht nur das Thema – sondern die Richtung, in die es uns zwingt zu denken. Die wahre Botschaft liegt nicht in den Fakten, sondern in der Haltung, mit der sie verbunden sind. Wer das versteht, verändert nicht nur Meinung – sondern Haltung. Und das ist der Anfang jeder Magie.

 

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