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  • 16.07.2025 – Versorgung fordert Spezialisierung, Spezialisierung verlangt Absicherung, Absicherung braucht Struktur
    16.07.2025 – Versorgung fordert Spezialisierung, Spezialisierung verlangt Absicherung, Absicherung braucht Struktur
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Mehr Verantwortung, weniger Sicherheit: Apotheken geraten durch digitale Abhängigkeit, juristische Risiken und aggressive Kassentarife ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Versorgung fordert Spezialisierung, Spezialisierung verlangt Absicherung, Absicherung braucht Struktur

 

Wie Apotheken zwischen E-Rezept, Vertragsdiktat und Systemrisiko ihre Zukunft sichern müssen

Apotheken-News: Bericht von heute

Zwischen politisch forciertem Fortschritt und struktureller Realität geraten Apotheken zunehmend in eine Lage, die mit klassischer Betriebsführung nicht mehr zu bewältigen ist, denn während Krankenkassen über Dumpingverträge wie jenen der IKK classic selektiv Märkte umstrukturieren, sollen Apotheken gleichzeitig mehr leisten, sich spezialisieren und digital transformieren, doch ohne ökonomische Rückendeckung, juristisch tragfähige Strukturen oder versicherungstechnische Absicherung wächst die Gefahr eines Systemversagens, sichtbar in Engpässen bei Quetiapin, unklarer Rechtslage bei Antibiotikaeinsätzen in der Schwangerschaft, wachsender digitaler Abhängigkeit durch das E-Rezept sowie unzureichender Schutz vor Stromausfällen oder Cyberangriffen, besonders brisant wird die Lage in Regionen, wo Apotheken inzwischen Hausarztfunktionen übernehmen, aber weder haftungssicher noch wirtschaftlich kalkulierbar arbeiten können, was die politische Forderung nach Strukturreformen umso dringlicher macht.


Um die strukturelle Überforderung nicht nur zu beschreiben, sondern analytisch zu erfassen, lohnt ein Blick auf die Schnittstellen, an denen sich die Schwächen des Systems verdichten. Die Digitalisierung der Arzneimittelversorgung etwa wird vielfach als technologischer Fortschritt gefeiert, doch sie erweist sich zunehmend als Katalysator systemischer Instabilität. Das E-Rezept verlangt ein Höchstmaß an technischer Koordination, regulatorischer Disziplin und betrieblicher Resilienz – Bedingungen, die viele Apotheken derzeit nicht erfüllen können. Fehlerhafte Zertifikate, ausfallende Konnektoren, nicht synchronisierte Systeme zwischen Arztpraxis, Krankenkasse und Apotheke – all das sind keine Einzelfälle, sondern Symptome einer fehlgesteuerten Implementierung. Der Übergang zu einer digitalen Infrastruktur erfolgte ohne ausreichende Risikoabschätzung, ohne Pilotphasen mit echtem Stresstest, ohne flankierende Unterstützung für kleinere Betriebe. Es wurde ein System eingeführt, das technisch ambitioniert, aber betrieblich unterfinanziert und juristisch diffus ist.

Gleichzeitig sind Apotheken mit einem Wandel ihres Versorgungsprofils konfrontiert, der ihre ursprüngliche Funktion als Arzneimittelabgabestelle weit hinter sich gelassen hat. Impfungen, Medikationsanalysen, Notfallversorgung, individuelle Verblisterung, Betreuung polymorbider Patienten, interprofessionelle Kommunikation mit Hausärzten, Pflegeheimen und Hospizdiensten – all das gehört heute zum Tagesgeschäft. Doch je weiter sich das Tätigkeitsspektrum öffnet, desto diffuser wird die Absicherung. Wer haftet bei Medikationsfehlern im Rahmen einer AMTS-Analyse? Welche Verantwortung trägt die Apotheke bei der Nachverfolgung eines Impfschadens? Welche Risiken entstehen durch eine eigenständig organisierte pharmazeutische Intervention in geriatrischen Fällen? Auf diese Fragen gibt es bislang keine hinreichend präzisen Antworten. Weder der Gesetzgeber noch die Standesvertretung hat es geschafft, einen rechtssicheren Rahmen zu definieren, in dem erweiterte pharmazeutische Kompetenzen sicher umgesetzt werden können. Die Folge: viele Apotheken wagen sich nicht in diese neuen Felder oder ziehen sich nach ersten Problemen wieder zurück.

Die Unsicherheit wird zusätzlich durch eine immer komplexer werdende Vertragssituation mit den Kostenträgern verschärft. Der Fall IKK classic steht exemplarisch für eine Entwicklung, bei der Krankenkassen gezielt auf ökonomischen Druck setzen, um Versorgung günstiger zu organisieren – unabhängig davon, ob die Qualität darunter leidet oder die Struktur vor Ort destabilisiert wird. Wenn Versorgungsverträge nicht mehr verhandelt, sondern einseitig diktiert werden, wenn Preisuntergrenzen unterschritten und vertragliche Vorgaben mit realwirtschaftlichen Gegebenheiten kollidieren, dann verliert die Vertragsautonomie ihren Sinn. Es entsteht ein Submissionsprinzip, das ausgerechnet in einem Bereich Einzug hält, in dem Qualität, Sicherheit und Stabilität entscheidend sind – nicht Preiswettbewerb. Der Versuch der IKK classic, ihre Hilfsmittelversorgung auf diese Weise umzustrukturieren, stellt nicht nur einen Angriff auf die wirtschaftliche Basis vieler Apotheken dar, sondern auch auf die Integrität des Versorgungsauftrags insgesamt.

Darüber hinaus geraten Apotheken zunehmend in juristisches Neuland. Der zunehmende Rückgriff auf nicht regulierte Plattformanbieter für die Ausstellung digitaler Cannabisrezepte etwa hat massive Folgen: Sie hebeln das ärztliche Vertrauensverhältnis aus, verlagern Verantwortung in Grauzonen und führen zu einer Rezeptflut, deren Seriosität nicht mehr überprüfbar ist. Apotheken stehen am Ende dieser Kette und müssen beurteilen, ob das vorgelegte Rezept korrekt, medizinisch gerechtfertigt und abrechnungsfähig ist – eine Aufgabe, die ihnen weder juristisch zusteht noch praktisch leistbar ist. Besonders kritisch wird es, wenn Versicherer oder Regressstellen später behaupten, die Apotheke hätte die Plausibilität der Verordnung prüfen müssen. In der Folge steigt die Nachfrage nach branchenspezifischem Rechtsschutz, doch auch hier klaffen Lücken: Viele Policen decken nur klassische Szenarien ab, nicht aber neue Risikoformen aus digitalem oder regulatorischem Kontext.

Ein weiteres Feld, das bislang zu wenig Beachtung findet, ist die psychische Belastung der in Apotheken tätigen Menschen. Studien zeigen eine Zunahme stressbedingter Beschwerden, insbesondere unter jungen Fachkräften. Die Erwartung, gleichzeitig hochkompetent, empathisch, schnell und juristisch sicher zu agieren, überfordert viele Berufsangehörige. Hinzu kommt: Die öffentliche Wahrnehmung ist oft durch mediale Klischees geprägt – Apotheker als Kaufleute in weißen Kitteln, nicht als systemrelevante Gesundheitsakteure. Diese Diskrepanz zwischen realer Verantwortung und gesellschaftlicher Anerkennung trägt zur Demotivation bei, was sich direkt auf die Nachwuchsgewinnung auswirkt. Immer mehr Absolventen meiden die öffentliche Apotheke als Berufsziel, suchen ihr Glück in Industrie, Krankenhaus oder regulatorischer Beratung.

Gleichzeitig verändert sich das Marktumfeld fundamental. Während große Plattformanbieter ihre Strukturen professionalisieren, Marketingbudgets erhöhen und digitale Kundenzugänge sichern, sind Vor-Ort-Apotheken mit einer Flut an Anforderungen beschäftigt, ohne ihre eigentlichen Stärken systematisch ausspielen zu können. Persönliche Beratung, schnelle Versorgung, direkte Ansprechpartner, regionale Verwurzelung – all das droht unterzugehen in einem System, das Rabattverträge, Pauschalen und Plattformlogik bevorzugt. Besonders dramatisch ist der Effekt in der Fläche: In ländlichen Regionen, in denen Apotheken oft die letzte niedrigschwellige Gesundheitsanlaufstelle darstellen, führt jede Schließung zu einer Lücke, die sich durch keine digitale Alternative kompensieren lässt.

Auch der Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit gerät zunehmend in Schieflage. Neue Studien zu Off-label-Use, etwa bei Quetiapin oder bei Antibiotika in der Schwangerschaft, stellen die Apotheken vor komplexe Abwägungsfragen. Was darf beliefert werden, was muss hinterfragt, was sogar abgelehnt werden? Die rechtlichen, ethischen und praktischen Implikationen sind enorm. Dabei sind die Arbeitsmittel, auf die Apotheken zurückgreifen können, häufig veraltet oder nicht auf die neuen Fragestellungen ausgerichtet. Es fehlt an einer zentralen, haftungssicheren und dynamisch gepflegten Wissensdatenbank, die sowohl pharmazeutisches Know-how als auch jurische und abrechnungstechnische Hinweise integriert. Die Folge: Unsicherheit im Tagesgeschäft, haftungstechnische Risiken und eine massive Verschwendung personeller Ressourcen durch manuelle Einzelfallrecherchen.

Dass unter diesen Bedingungen Innovationen kaum zur Entfaltung kommen, ist wenig verwunderlich. Selbst dort, wo neue Leistungen entwickelt wurden – etwa bei pharmazeutischen Dienstleistungen – bleibt die Akzeptanz begrenzt. Der bürokratische Aufwand ist hoch, die Vergütung unsicher, die Abrechnung kompliziert. Hinzu kommt: Jede Innovation erhöht die Komplexität im Betrieb. Mehr Leistungen bedeuten mehr Dokumentation, mehr Schnittstellen, mehr Risiko. In einem Umfeld, in dem bereits die Basisversorgung instabil geworden ist, fehlt schlicht die strategische Luft, um solche Entwicklungen systematisch umzusetzen. Apotheken geraten in einen Teufelskreis aus steigenden Erwartungen und schrumpfendem Handlungsspielraum.

Eine systemische Antwort auf diese Entwicklung existiert bisher nicht. Die Politik agiert reaktiv, nicht strategisch. Statt einer kohärenten Reformagenda gibt es Einzelmaßnahmen, die an Symptomen herumdoktern, aber die Ursachen nicht adressieren. Statt struktureller Sicherheit gibt es punktuelle Entlastungen, statt rechtlicher Klarheit diffuse Erlasse. Der Gesundheitsminister wechselt, die Herausforderungen bleiben. Die ABDA bemüht sich um Dialog, doch die Schlagkraft reicht nicht aus, um eine Trendwende einzuleiten. Was fehlt, ist eine Allianz aus Berufsstand, Wissenschaft, Politik und Versicherungswirtschaft, die die Zukunft der Apotheke nicht nur verwaltet, sondern offensiv gestaltet – mit Konzept, Ressourcen und Mut zur Veränderung.

Dabei gibt es durchaus Ansätze, die Hoffnung machen. Einige Apotheken haben begonnen, eigene Risikomanagementsysteme aufzubauen, digitale Redundanzlösungen zu etablieren, juristische Leitfäden für Spezialversorgungen zu entwickeln, interdisziplinäre Netzwerke zu knüpfen oder sich mit spezialisierten Versicherungsmaklern zusammenzutun, um passgenaue Deckungen zu verhandeln. Diese Vorreiter zeigen: Resilienz ist möglich – aber sie erfordert Struktur, Know-how, Zeit und Vertrauen. Und sie darf nicht die Ausnahme bleiben.

Denn letztlich geht es nicht nur um die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit eines Berufsstandes. Es geht um die Funktionsfähigkeit eines Versorgungssystems, das ohne Apotheken vor Ort nicht mehr denkbar ist. Es geht um die Frage, ob wir in Zukunft noch eine wohnortnahe, persönliche, qualitativ hochwertige und rechtssichere Arzneimittelversorgung wollen – oder ob wir sie dem Markt, der Technik und dem Zufall überlassen. Wer hier nicht handelt, wird bald nicht mehr die Wahl haben.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Was sich im äußeren Betriebsgeschehen als Vertragsverwerfung, Lieferengpass oder Digitalisierungskrise darstellt, ist im Innersten eine tektonische Verschiebung im Selbstverständnis der öffentlichen Apotheke. Sie wird nicht mehr nur als Ausgabestelle betrachtet, sondern als Schaltzentrale therapeutischer Verantwortung – doch ohne die strukturelle Verlässlichkeit, die diese Rolle verlangt. Die Magie der Apotheke liegt nicht in ihrer Wandelbarkeit, sondern in ihrer Beständigkeit im Wandel. Wenn das System ihr diese Konstanz nicht gibt, wird jede Spezialisierung zur Wette, jede Innovation zur Schwelle und jeder Fortschritt zum Risiko. Die wahre Reform beginnt dort, wo nicht mehr gefragt wird, was Apotheken leisten sollen, sondern was sie leisten können, wenn man sie nicht hindert, sondern hält. Wer das nicht erkennt, verliert nicht nur eine Versorgungsstruktur, sondern eine der letzten sichtbaren Verbindungen zwischen Heilberuf, Verantwortung und Vertrauen.

 

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