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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News von heute
Zwischen parlamentarischer Selbstaufklärung, molekularer Präzisionsmedizin und gesundheitspraktischer Entmythisierung formiert sich derzeit eine neue Dreifachstrategie der Verantwortungsübernahme: Der Bundestag will mit einer interdisziplinär besetzten Enquete-Kommission systematisch aufarbeiten, wie staatliche Maßnahmen, gesellschaftliche Dynamiken und politische Entscheidungsprozesse während der Corona-Krise ineinandergriffen – und welche Lehren sich daraus für künftige Pandemien ziehen lassen. Parallel dazu stellt ein japanisches Forschungsteam ein wegweisendes RNA-System vor, das therapeutische Proteinexpression ausschließlich unter krankheitsspezifischen Bedingungen erlaubt – und damit eine neue Ära kontextabhängiger Wirkstoffaktivierung einleiten könnte. Währenddessen wächst in Apotheken die Verantwortung, zwischen medikamentöser Hoffnung und illusionsgetriebener Nachfrage zu vermitteln: etwa beim Trend zu vermeintlichen Leberkuren, deren Nutzen fragwürdig, deren Risiko real ist. So unterschiedlich diese Entwicklungen scheinen – sie eint die Notwendigkeit, Informationen präzise zu filtern, Wirkung differenziert zu verstehen und Vertrauen durch transparente Aufklärung neu zu begründen.
Prozesse sichern Vor-Ort-Stärke, Software schafft neue Erlöslogik, Bilanz belegt Zukunftstauglichkeit
Wie Noventi 2024 den Turnaround vollzieht, Apotheken digital ertüchtigt und seine Marktrolle jenseits der Rezeptabrechnung neu denkt
Der Apotheken-IT-Dienstleister Noventi hat mit der Vorlage seiner Bilanz für das Jahr 2024 einen doppelten Meilenstein gesetzt: Nach zweieinhalb Jahren intensiven Umbaus meldet das Unternehmen nicht nur schwarze Zahlen, sondern markiert zugleich sein 125-jähriges Bestehen als Zukunftsinvestor für inhabergeführte Apotheken. Die operative Wende kommt nicht aus dem Nichts, sondern ist das Ergebnis einer Strategie, die auf strukturelle Effizienz, entschlackte Organisationslogik und einen erneuerten Fokus auf marktspezifische Softwarelösungen setzt – unter dem klaren Credo: Prozesse müssen so gestaltet sein, dass der Versandhandel keine strukturellen Vorteile daraus ziehen kann.
Im Gespräch mit der Deutschen Apotheker Zeitung zeichnen die Vorstände Mark Böhm und Frank Steimel das Bild eines Unternehmens, das aus der Krise heraus den Anspruch formuliert hat, „wertbasierte Plattformökonomie mit Gesundheitsversorgungsrealität zu synchronisieren“. Das klingt abstrakt, doch die Implikationen sind konkret: weg von der reinen Rezeptabrechnung, hin zu prozessintegrierter Infrastruktur für Apotheken, die Beratung, Leistung und Logistik neu verknüpft. Der Blick in die Zahlen zeigt: Nach Verlustjahren kehrt Noventi zurück in die Rentabilität. Auch im Cashflow sei der Turnaround gelungen – ein entscheidender Aspekt, um Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen und gleichzeitig strategisch auf zukünftige Marktverwerfungen vorbereitet zu sein.
Hinter dieser Neuausrichtung steckt mehr als betriebswirtschaftliches Kalkül. Die Herausforderung, dem digitalen Druck des Versandhandels etwas entgegenzusetzen, treibt die internen Transformationsprozesse sichtbar an. Besonders deutlich wird das an der Neuorientierung des Leistungsportfolios: Softwaremodule wie Noventi connect oder die Weiterentwicklung der Plattform CGM LAUER für die Rezeptabrechnung wurden laut Steimel gezielt so gebaut, dass Apotheken sich damit nicht nur digital absichern, sondern auch wirtschaftlich emanzipieren können. „Die Apotheken müssen wirtschaftlich unabhängig sein – dafür muss unsere Technik sorgen, nicht belasten“, so sein Credo.
Dass es dabei nicht nur um digitale Fassaden geht, betont auch Vorstand Böhm. Im Zentrum stehe eine radikale Vereinfachung der Prozesse – intern wie extern. Noventi habe das eigene Produkt- und Dienstleistungsportfolio gestrafft, nicht zuletzt, um kleinere Betriebe nicht mit Komplexität zu überfordern. Es gehe nicht um technische Features, sondern um betriebswirtschaftliche Relevanz. So wurden etwa Module, die Apotheken beim Personalmanagement, der Warenlogistik oder der Umsetzung pharmazeutischer Dienstleistungen unterstützen, priorisiert. Das Ziel: Die Apotheken sollen vor Ort schneller, zielgerichteter und fehlerresistenter agieren können – und damit das leisten, was Versandapotheken strukturell nicht bieten können: kulturell eingebettete Versorgung.
Treibende Kraft hinter der Neupositionierung ist auch ein verändertes Selbstverständnis. Während Noventi lange als verlängerter Arm der Rezeptabrechnung galt, verstehen sich die Vorstände heute als „Koordinatoren der Apothekenzukunft“. Dieser Anspruch geht über IT hinaus. Noventi sieht sich in einer „Versorgungsarchitektur“, die auf partnerschaftliche Netzwerke angewiesen ist – mit Warenlogistikern, Softwareanbietern, Standesorganisationen und der Politik. Letztere wird implizit mitadressiert: Ohne klare flächendeckende Digitalstrategie für Apotheken bleibe die inhabergeführte Apotheke auf Dauer angreifbar. Die Prozesse müssen daher nicht nur „besser als beim Versand“ sein – sie müssen als Systemleistung anerkannt werden.
Auch auf struktureller Ebene wurde nachjustiert. Die Unternehmensbereiche wurden zusammengeführt, Verantwortlichkeiten neu zugewiesen, und nicht zuletzt mit dem Einstieg von Frank Steimel als Co-Vorstand eine operative Führungssymmetrie geschaffen, die Transformation und Tagesgeschäft parallel abbildet. Die Phase der Konsolidierung sei abgeschlossen, jetzt folge der Ausbau – mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit, Interoperabilität und digitale Resilienz.
Der Blick auf das Jubiläumsjahr 2025 ist dabei keineswegs nur retrospektiv. Vielmehr nutzt Noventi die Geschichte des Unternehmens – gegründet 1899 als „Rechenzentrum der Apotheker“ – als Fundament für eine neue Erzählung: nicht als Verteidigung vergangener Strukturen, sondern als Referenz für Innovationsverantwortung. Wenn Prozesse so aufgebaut sind, dass der Versand es nicht besser machen kann, dann entsteht nicht nur eine Marktsicherung – sondern ein Systemvorteil für die wohnortnahe Versorgung.
Sommerflaute erkennen, Ideen aktivieren, Standortprofil stärken
Wie Apotheken ihre kreativen Kräfte nutzen können, um aus Reisestille, Festivaltrend und Kundenbindung ein Sommerkonzept zu entwickeln
Wenn das Thermometer steigt, sinkt in vielen Apotheken nicht nur der Vorrat an Sonnenschutzmitteln, sondern vor allem auch die Frequenz an der Kasse. Der klassische Sommerknick trifft vor allem innerstädtische Lagen, während Tourismusregionen, Flughafenumgebungen oder Autobahnstationen teilweise sogar überlastet sind. Genau hier setzt Nicolas Klose an. Der erfahrene Apothekenberater rät dazu, die Sommerflaute nicht als Stillstand zu begreifen, sondern als Trainingslager für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Wer in der ruhigen Phase systematisch analysiert, plant und ausprobiert, profitiert im Herbst von besserer Marktpositionierung. Sein Credo: „Apotheken sind in der Lage, mehr zu sein als bloßer Medikamentenausgabepunkt – sie können temporäre Erlebnisräume schaffen, die zum jeweiligen Lebensgefühl passen.“
So ruft Klose dazu auf, nicht nur Reiseimpfberatung und Sonnenschutz als Standardsortiment hochzuhalten, sondern das Beratungsspektrum bewusst in Richtung „Festivalmedizin“, „Hitzeprophylaxe“ und „Sommergesundheit“ auszuweiten. Die klassische Reiseapotheke mit ihren Tabletten gegen Durchfall, Übelkeit und Jetlag könne zum thematischen Aufhänger für niedrigschwellige Aktionen werden, ergänzt um Services wie Mückenschutz-Tipps, Hitzeschutz für Senioren oder sportlergerechte Elektrolytlösungen. Der Clou: Die Apotheke wird zur Themenwelt, nicht nur zur Verkaufsstelle. Gerade in Innenstädten könne die Sommerzeit gezielt für Sichtbarkeitseffekte genutzt werden – mit temporären Thementischen, Fensteraktionen oder kleinen Pop-up-Angeboten für Laufkundschaft. Selbst Musikfestivals oder Straßenfeste in der Umgebung seien geeignete Anlässe, um Kooperationen zu starten oder mobile Servicekonzepte zu erproben. „Von der Festivalapotheke mit Wärmepflaster und Desinfektionsspray bis zur veganen Sonnenschutzlinie für Yoga-Retreats – wer sich positioniert, gewinnt.“
Dabei verweist Klose ausdrücklich auf die Notwendigkeit, alle Impulse an das Team rückzukoppeln. Die Sommermonate seien ideal für interne Workshops, Jobrotation, Rollenspiele und neue Aufgabenverteilungen. Auch Teilzeitkräfte könnten sich in dieser Phase stärker einbringen, wenn Prozesse besser abgestimmt und die Fluktuation geringer sei. Zudem lassen sich stille Phasen zur Optimierung der Warenwirtschaft nutzen – etwa mit Abverkaufsanalysen, Mindestbestandsüberprüfung oder einer kritischen Sortimentsreduktion bei nicht laufenden Artikeln. Wer mutig genug sei, in dieser Phase umzudenken, habe im Herbst einen Vorsprung, wo andere erst ihre Sommerdefizite ausgleichen müssten.
Klose schlägt vor, Sommerzeit als „aktive Denkzeit“ zu institutionalisieren: mit einer strategischen Agenda auf Wochenbasis, die neben verkaufsfördernden Maßnahmen auch Reflexion und Teamimpulse einplant. Das könne heißen, jeden Montagvormittag eine kurze Feedbackrunde zur Woche davor anzusetzen, jeden Mittwoch ein kleines Fortbildungselement zu platzieren und jeden Freitag gezielte Aktionsideen für das folgende Wochenende zu entwickeln. Die Apotheke werde dadurch agiler, dialogischer – und letztlich auch resilienter gegenüber künftigen Krisen.
Nicht zuletzt birgt die Saison auch kommunikatives Potenzial. „Wenn Ihre Kunden im Urlaub sind, sind sie nicht aus der Welt“, sagt Klose – und plädiert dafür, Newsletter, Social Media und digitale Beratungskanäle nicht zu vernachlässigen. Themen wie „Reiseapotheke vergessen? Jetzt digital bestellen!“, „Festival-Checkliste zum Ausdrucken“ oder „Sommergesundheit ab 60“ könnten nicht nur Kundenbindung stärken, sondern auch das Image der Apotheke als Mitdenkerin im Alltag fördern. Wer die Sommerzeit für bewusste Kundenansprache nutzt, bleibt im Gespräch – auch ohne Präsenzbesuch. Der Sommer wird so nicht zur Durststrecke, sondern zum Gestaltungsraum. Und genau das sei laut Klose in einer Zeit sinkender Marge und wachsender Konkurrenz wichtiger denn je.
Lagerpflicht, Preisrisiko, Versorgungslast
Warum hochpreisige Corona- und Grippearzneimittel Apotheken zunehmend zur Abwägung zwischen Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl zwingen
Paxlovid® gegen COVID-19 und Oseltamivir-Präparate wie Tamiflu® stehen exemplarisch für eine neue Versorgungszwickmühle, mit der sich Apotheken deutschlandweit konfrontiert sehen: Sie sind hochpreisig, haben eine kurze Haltbarkeit und werden nur saisonal oder im Notfall gebraucht – gleichzeitig gelten sie im Ernstfall als therapeutisch dringend notwendig. Die gesetzliche Lagerpflicht nach §15 Apothekenbetriebsordnung verlangt eine Bevorratung für den „durchschnittlichen Wochenbedarf“, doch was das bei Arzneimitteln bedeutet, die außerhalb der Grippe- oder Corona-Welle kaum abgefragt werden, bleibt unklar. Apothekeninhaber wie Christian Fehske berichten, dass sie das finanzielle Risiko einer Sommerbevorratung kaum mehr tragen wollen – auch wenn sie medizinisch davon überzeugt sind, dass ein Vorrat im Sinne der Patientensicherheit wäre.
Das Problem beginnt beim Preis: Eine Packung Paxlovid® kostet Apotheken rund 1.000 Euro. Die Marge liegt bei etwa 30 bis 40 Euro. Läuft das Präparat ab, verlieren die Inhaber hunderte Euro – pro Packung. Früher konnte mit Kulanz seitens der Hersteller gerechnet werden: Rücknahme abgelaufener Ware, Umtausch gegen Neuware, gelegentlich auch Gutschriften. Heute hingegen verweist der Hersteller Pfizer auf seine Freiwilligkeit – maximal 50 % Erstattung des Einkaufspreises seien möglich. Auch Großhändler wie Noweda betonen, dass eine kurzfristige Bestellung bei Bedarf jederzeit möglich sei – was medizinisch jedoch riskant sein kann, wenn Patientinnen und Patienten antivirale Mittel möglichst innerhalb weniger Stunden nach Symptombeginn benötigen.
Fehske bringt den Zielkonflikt auf den Punkt: Medizinisch geboten wäre es, Mittel wie Paxlovid® auch im Sommer bereitzuhalten. Wirtschaftlich ist das nicht mehr tragbar. Selbst bei einem einzigen Verfall sind Verluste von 500 Euro pro Packung realistisch. Dabei ist Paxlovid® kein Einzelfall – der Anteil hochpreisiger, saisonal gebrauchter Arzneimittel steigt kontinuierlich. Besonders bei patentgeschützten Präparaten besteht keine Preisflexibilität, kein Rücknahmemechanismus, keine Absicherung für das Risiko. Was früher mit Großhandelsrabatten oder Herstellerkulanz abgefedert wurde, ist heute eine kalkulierte Verschiebung des Risikos auf die Vor-Ort-Apotheken. Der Begriff „indirekte Konditionskürzung“ trifft dabei den Kern.
Dass sich dieses Risiko mittlerweile strukturell verfestigt, zeigt die Haltung der Industrie: Pfizer rät aktiv von einer Vorratshaltung ab. Noweda verweist auf die Lieferfähigkeit „innerhalb kürzester Zeit“. Doch wer trägt die Verantwortung, wenn es in der Praxis zu Verzögerungen kommt? Wenn eine Apotheke am Wochenende geschlossen ist? Oder wenn Transport- oder Kommunikationsprobleme eine Lieferung verlangsamen? Die zeitkritische Wirkung antiviraler Mittel lässt sich schwer mit der Just-in-time-Logik von Industrie und Logistik vereinbaren. Für Hochrisikopatienten kann jede Stunde zählen.
Fehske fordert deshalb eine gesetzlich verankerte Rücknahmeverpflichtung für Arzneimittel mit hohem Gemeinwohlbezug und kurzer Haltbarkeit. Nur so lasse sich das strukturelle Risiko gerecht auf alle Beteiligten verteilen. Dass Apotheken verpflichtet sind, bestimmte Arzneimittel zu lagern, ohne dass eine Rücknahme oder Entschädigung vorgesehen ist, sei ein Widerspruch zur politisch oft beschworenen Bedeutung der Vor-Ort-Versorgung. Die Forderung geht über Paxlovid® hinaus – sie betrifft Grippepräparate, antivirale Mittel für seltene Indikationen und zunehmend auch neuartige Therapieoptionen mit spezifischem Einsatzzeitpunkt. Wenn die Gesellschaft diese Arzneimittel für die Akutversorgung als notwendig erachtet, müsse sie auch die Risiken kollektiv tragen – oder Apotheken über gezielte Ausgleichsmechanismen absichern.
In der Praxis bleibt derweil nur die individuelle Risikoabwägung: Apothekerinnen und Apotheker entscheiden, ob sie Paxlovid® weiterhin auf Lager halten – oder ob der Sommer zur betriebswirtschaftlich erzwungenen Lücke in der Versorgung wird. Das Spannungsfeld zwischen Gemeinwohlpflicht und wirtschaftlicher Eigenverantwortung droht sich weiter zu verschärfen, solange kein gesetzlicher Rahmen die Brücke zwischen beiden Perspektiven schlägt.
Aufarbeitung einleiten, Vertrauen stärken, Lehren sichern
Wie der Bundestag die Corona-Krise systematisch untersucht, politische Verantwortung strukturiert bewertet und gesellschaftliche Gräben analytisch überwinden will
Mehr als zwei Jahre nach dem Ende der letzten flächendeckenden Corona-Maßnahmen beginnt im Bundestag nun eine parlamentarische wie wissenschaftlich flankierte Großaufarbeitung jener Pandemiepolitik, die Deutschland von 2019 bis 2023 tiefgreifend verändert hat. Mit breiter Mehrheit soll die Einsetzung einer Enquete-Kommission beschlossen werden, die sowohl die Wirkung einzelner Maßnahmen als auch die strukturellen, politischen und sozialen Folgen der Krise umfassend analysieren soll – mit Blick auf künftige Pandemien, aber auch auf die bleibenden gesellschaftlichen Brüche. Die Initiative, getragen von SPD und Union, wurde nach parteiübergreifenden Nachverhandlungen auch von Grünen und Linken gestützt. Der Antrag trägt den programmatischen Titel: „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“. Der beschlossene Zeitrahmen ist ambitioniert: Bis Mitte 2027 soll die Kommission ihre Ergebnisse vorlegen.
Der Untersuchungsauftrag ist weit gefasst und umfasst sowohl staatliches Handeln als auch gesellschaftliche Dynamiken: Frühwarnsysteme, Vorratshaltung, Schutzmaskenlogistik, Beschaffungswesen, Impfkampagnen, Teststrategien, Krisenkommunikation, Ministerpräsidentenkonferenzen, Grundrechtseingriffe und Auswirkungen auf Schulen, Pflegeheime, Einzelhandel und Kultursektor. Dabei soll die Maxime gelten, dass alle Entscheidungen im Kontext ihres damaligen Informationsstandes bewertet werden. Retrospektive Schuldzuweisungen ohne Kontextualisierung sollen vermieden, strukturelle Lerneffekte maximiert werden. Besonders brisant: Auch psychische Langzeitfolgen bei Jugendlichen, die Isolation von Sterbenden oder die wirtschaftliche Not vieler Selbstständiger sollen explizit einbezogen werden.
Bemerkenswert ist die paritätische Zusammensetzung der Kommission: 14 Abgeordnete und 14 externe Sachverständige – Letztere sollen im Einvernehmen der Fraktionen benannt werden, wobei ausdrücklich eine repräsentative Vielfalt gesellschaftlicher Perspektiven, wissenschaftlicher Disziplinen und föderaler Ebenen gefordert ist. Die AfD, die weiterhin auf einen klassischen Untersuchungsausschuss drängt, bringt sich in diese Einigung nicht konstruktiv ein. Dass dennoch nahezu alle demokratischen Fraktionen das Format einer Enquete-Kommission mittragen, gilt als Signal der Ernsthaftigkeit – und als politisches Bekenntnis, Verantwortung nicht parteipolitisch zu instrumentalisieren, sondern methodisch aufzuklären.
Die Kommission soll regelmäßig öffentlich tagen, Betroffenen- und Expertenanhörungen durchführen, externe Gutachten einholen und auch Perspektiven der Bevölkerung systematisch einbeziehen. Dafür sind Bürgerforen, Formate zur Kinder- und Jugendpartizipation sowie zielgruppenspezifische Beteiligungsinstrumente vorgesehen. Parallel dazu sollen „laufende Erkenntnisgewinne“ regelmäßig veröffentlicht und debattiert werden. Damit wird ein iteratives, lernoffenes Verfahren geschaffen, das frühzeitig politische Anpassungen ermöglicht – ein signifikanter Unterschied zu bisherigen Untersuchungsgremien, deren Ergebnisse häufig erst Jahre nach Abschluss Debatten beeinflussten.
Insgesamt geht es nicht nur um Rückschau, sondern auch um Zukunftsfähigkeit: Die Enquete-Kommission soll konkrete Handlungsoptionen vorschlagen, etwa zur institutionellen Krisenresilienz, zur juristischen Prüfung von Notstandsmaßnahmen oder zur Verbesserung föderaler Entscheidungswege. Auch die Kommunikationsstrategie während der Krise – vom RKI bis zur Kanzleransprache – wird analysiert, ebenso wie die Rolle sozialer Medien, Desinformationskampagnen und gesellschaftlicher Polarisierung. Indem diese Aspekte zusammengedacht werden, entsteht ein gesamtgesellschaftlicher Lernraum, in dem sich technische Analyse und politische Kulturkritik wechselseitig ergänzen.
Die finale Übergabe des Abschlussberichts ist für den 30. Juni 2027 angesetzt. Doch auch Zwischenberichte sollen veröffentlicht werden – etwa zu Teilaspekten wie Schulpolitik, Pflegeheim-Isolation, Impfnebenwirkungen oder Wirtschaftsfolgen. Alle Berichte werden ergänzt durch abweichende Sondervoten einzelner Mitglieder, wie es in Enquete-Kommissionen üblich ist. Damit erhält der Bundestag nicht nur eine fundierte Grundlage für künftige Pandemiestrategien, sondern auch ein differenziertes Bild jener Krisenjahre, die für viele Menschen mit tiefgreifenden Einschnitten, Ohnmachtsgefühlen und bleibendem Misstrauen verbunden waren.
Indem nun die politische Mitte geschlossen antritt, um diese Phase mit analytischer Ernsthaftigkeit aufzuarbeiten, kann Vertrauen zurückgewonnen, Fehler systematisch identifiziert und Lehren daraus öffentlich eingeordnet werden. Gerade in Zeiten wachsender Radikalisierung, populistischer Verzerrung und historischer Vereinfachung ist dies mehr als ein parlamentarisches Verfahren – es ist ein demokratischer Selbstheilungsprozess.
Krankheit schaltet Heilung frei, Translation reagiert auf Botenstoffe, RNA-Systeme öffnen neue Therapielogik
Wie ligandensensitive mRNA-Netzwerke zur aktivierten Proteinexpression führen, Krankheitsmarker als Schalter dienen und molekulare Präzision realisiert wird
Ein Forschungsteam aus Japan hat ein innovatives Steuerungssystem für die mRNA-Translation vorgestellt, das erstmals eine krankheitsbedingte Aktivierung therapeutischer Proteine im menschlichen Körper ermöglichen könnte. Das System basiert auf der Wechselwirkung von drei verschiedenen RNA-Molekülen und nutzt spezifische extrazelluläre Liganden – also molekulare Signale aus dem Krankheitsmilieu –, um gezielt die Translation zuvor stummer mRNA-Sequenzen in Zellen zu aktivieren. Dieser Mechanismus eröffnet einen neuen Weg in der RNA-basierten Präzisionsmedizin: nicht mehr der einmalige Einbau, sondern die kontextabhängige Entfaltung des Wirkstoffs steht im Mittelpunkt. Die therapeutische Wirkung erfolgt dann ausschließlich unter den Bedingungen, die durch eine Erkrankung selbst hervorgerufen werden. Damit rückt ein paradigmatischer Richtungswechsel in greifbare Nähe: RNA nicht nur als Träger einer Botschaft, sondern als systemintegriertes Kontrollmodul, das auf krankheitsspezifische Botenstoffe reagiert.
Im Zentrum des Verfahrens steht eine sogenannte „ligandengesteuerte Translationskontrolle“ – ein mehrstufiges System aus synthetisch codierten mRNA-Fragmenten, deren Zusammenspiel auf ein bestimmtes Signalmolekül abgestimmt ist. Erst wenn dieser Ligand – etwa ein Entzündungsmarker, Tumorsignal oder virales Protein – detektiert wird, erfolgt eine molekulare Umschaltung, die das Ribosom veranlasst, mit der Translation des therapeutischen Proteins zu beginnen. Das Prinzip unterscheidet sich dabei grundlegend von bisherigen Methoden wie konstitutiv aktiven mRNA-Impfstoffen oder viralen Expressionssystemen, bei denen die Proteinproduktion unabhängig vom inneren Zustand des Zielgewebes abläuft. Die neue Architektur ähnelt eher einem molekularen „Schlüsselschloss-System“ – wobei der Schlüssel in Form eines Pathologie-Markers vorliegen muss, damit sich das Schloss der therapeutischen Wirkung öffnet.
Die praktische Umsetzung dieser Idee beruht auf einem modularen Design: Eine BasismRNA enthält die kodierte Information für das therapeutische Protein, wird aber durch eine hemmende Sekundärstruktur inaktiv gehalten. Eine zweite mRNA codiert für ein regulatorisches Element, das bei Vorhandensein des Liganden eine Umstrukturierung der BasismRNA auslöst. Die dritte Komponente wirkt als molekulares Adaptersystem, das Signalaufnahme und strukturelle Entfaltung koppelt. So entsteht ein vollständig RNA-basiertes Steuerungssystem, das ohne Proteinbestandteile auskommt und hochgradig biokompatibel ist. In Zellkulturmodellen zeigte sich, dass dieses System selbst geringe Konzentrationen spezifischer Liganden zuverlässig detektieren und die Expression innerhalb von Minuten starten kann – ohne relevante Nebenwirkungen oder Off-Target-Effekte.
Die Implikationen dieser Entwicklung reichen weit über die onkologische oder antivirale Anwendung hinaus. In chronisch-entzündlichen Erkrankungen könnte das System dazu dienen, antientzündliche Wirkstoffe nur im akuten Schub freizusetzen. In der Krebstherapie wiederum wäre eine gezielte Expression zytotoxischer Proteine ausschließlich im Tumormilieu denkbar – bei gleichzeitiger Schonung gesunden Gewebes. Damit rückt eine neue Klasse von „intelligenten Biologika“ in greifbare Nähe, die ihre Wirkung ausschließlich dann entfalten, wenn sie gebraucht wird – und dabei exakt lokalisiert und zeitlich kontrolliert agieren.
Aus regulatorischer Perspektive werfen solche RNA-Systeme allerdings auch neue Fragen auf: Müssen sie als Arzneimittel, als Diagnostikum oder als Kombinationsprodukt reguliert werden? Wie können Langzeitwirkungen und mögliche molekulare Driftprozesse bewertet werden, wenn die Aktivierung von Krankheitssignalen abhängt, die individuell sehr unterschiedlich auftreten können? Und wie robust ist die Plattform bei variierender Ligandenpräsenz oder bei Mutationen der Zielstruktur? Diese Fragen zeigen: Auch wenn die Idee technisch bereits beeindruckend umgesetzt wurde, steht ihre translationale Integration in die medizinische Versorgung erst am Anfang.
Nicht zuletzt verändert dieser Ansatz auch die Rolle von RNA in der Arzneimittelentwicklung grundlegend. Während klassische mRNA-Wirkstoffe wie Comirnaty oder Spikevax auf ein kurzfristiges Immunstimulans abzielen, repräsentiert das japanische Konzept eine neue Generation molekularer Steuerungssysteme, die auf Endogenität, Sensitivität und kontextuelle Präzision setzen. Die RNA wird nicht mehr nur als Vehikel für eine fixe Antwort verstanden, sondern als aktiv kontrollierbarer Bestandteil eines therapeutischen Netzwerks – reaktiv, dynamisch und hochgradig individualisierbar. Ob sich dieses Prinzip in klinischen Anwendungen durchsetzt, hängt nun von der Weiterentwicklung der Plattform und der Sicherheitsarchitektur ab. Die ersten Daten jedenfalls lassen erahnen, dass wir am Beginn einer RNA-Ära stehen, in der das therapeutische Versprechen erstmals vollständig von der Pathologie selbst gesteuert wird.
Belastung durch Alltag, Illusion durch Kuren, Beratung durch Fakten
Warum vermeintliche Leberreiniger oft mehr versprechen als sie halten, was die Leber wirklich gefährdet und wie Apotheker kompetent aufklären können
Die Leber ist eines der faszinierendsten und zugleich belastbarsten Organe des menschlichen Körpers – ein biochemisches Multitalent mit über 500 Funktionen. Sie filtert Stoffwechselgifte, speichert Vitamine, produziert Gallensäuren und wandelt Nährstoffe um. Und doch ist sie kein unverwundbares Kraftwerk. Gerade in Zeiten, in denen Detox-Mythen florieren und Online-Shops mit „Leberkuren“, „Leberreinigungen“ und „Entgiftungskapseln“ werben, wächst die Verantwortung der Apothekerschaft, Patienten faktenbasiert zu beraten, Missverständnisse aufzuklären und klare medizinische Maßstäbe zu setzen.
Ob Mariendistel, Artischocke, Löwenzahn oder Kurkuma – viele sogenannte Leberpräparate setzen auf Pflanzenstoffe mit traditioneller oder in-vitro nachgewiesener Wirkung. Doch zwischen pflanzlichem Mythos, Placeboeffekt und evidenzbasierter Wirksamkeit klaffen große Lücken. Nur in wenigen Fällen gibt es überzeugende klinische Studien, die eine konkrete leberprotektive Wirkung beim Menschen belegen. Die Vermarktung dieser Mittel nutzt häufig die Unschärfe zwischen Naturheilkunde und Heilsversprechen – zum Nachteil der Verbraucher. Dabei stellt sich nicht nur die Frage nach der Wirkung, sondern auch nach der Notwendigkeit. Denn eine gesunde Leber hat kein Bedürfnis nach Reinigung: Sie ist selbst das Organ, das entgiftet – nicht das Ziel der Entgiftung.
Häufige Belastungen für die Leber entstehen nicht durch „Toxine aus der Luft“ oder „stoffwechselschlammige Rückstände“, wie in fragwürdigen Produktbeschreibungen suggeriert wird, sondern durch Alkohol, Übergewicht, Bewegungsmangel, manche Medikamente (z. B. Paracetamol, Amiodaron, Methotrexat), Hepatitisviren, stark zuckerhaltige Ernährung und industriell verarbeitete Fette. Besonders kritisch ist die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), die inzwischen rund 30 % der Erwachsenen in Deutschland betrifft – oft asymptomatisch, aber mit erheblichem Risiko für Entzündungen, Fibrosen und langfristig sogar Leberzellkarzinome.
In der Beratung am HV-Tisch braucht es daher nicht das Spiel mit Suggestionen, sondern eine klare Linie: Aufklärung über Lebensstilfaktoren, seriöse Hinweise zu Medikamenteninteraktionen, realistische Einschätzungen zur Wirkung pflanzlicher Stoffe und gegebenenfalls der Hinweis auf ärztliche Diagnostik, etwa mittels Leberwerten. Auch bei Kunden, die nach „Leberdiäten“ oder „Kapseln gegen Leberschlacken“ fragen, empfiehlt sich eine verständliche, aber bestimmte Kommunikation. Der Satz „Die Leber braucht keine Reinigung, sondern Entlastung“ kann ein guter Türöffner sein – nicht wertend, sondern erklärend.
Ein weiteres Problem sind Nahrungsergänzungsmittel mit nicht deklarierten Inhaltsstoffen oder überdosierten Mikronährstoffen. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Leberschäden durch frei verkäufliche Produkte zugenommen, wie etwa Fallberichte zu „Bodybuilding-Supplements“, Diätpillen oder importierten Kräuterpräparaten zeigen. Für Apotheken, die solche Produkte führen oder alternative Wege aufzeigen wollen, ist Risikokommunikation Teil des Qualitätsversprechens. Die rechtliche Grauzone zwischen Nahrungsergänzung und Arzneimittel macht es nicht leichter – umso wichtiger sind Wissen, Wachsamkeit und Fortbildung.
Auch in der Public-Health-Dimension lohnt ein Blick: Die Leber als still leidendes Organ ist in der allgemeinen Gesundheitskommunikation kaum präsent. Präventionsbotschaften fokussieren auf Herz-Kreislauf oder Krebsvorsorge – dabei wäre eine gezielte Aufklärung über lebergesunde Ernährung, Bewegung und den kritischen Umgang mit Alkohol längst überfällig. Apotheken können hier Brücken bauen: mit Plakaten zur Fettleberprävention, Beratung bei erhöhter GGT oder ALT und der Verbindung zu Blutzucker-, Cholesterin- und BMI-Screenings. So entsteht echte Gesundheitsförderung – jenseits von Detox-Illusionen.
Gerade die Alltagsbelastung durch polypharmazeutische Medikation bei älteren Menschen oder multimorbiden Patienten unterstreicht die Bedeutung apothekerlicher Intervention. Wer Medikamente mit lebertoxischem Potenzial abgibt, sollte auch über deren Kumulation, Wechselwirkungen und Alternativen aufklären – und damit aktiv zur Leberschonung beitragen. Eine patientenzentrierte Medikationsanalyse kann hier ebenso sinnvoll sein wie das Gespräch mit Hausarzt oder Hepatologe, wenn Verdachtsmomente bestehen.
Zusammengefasst: Der Trend zur „Leberkur“ ist Symptom eines tieferen Bedürfnisses nach Reinigung, Selbstoptimierung und Kontrolle – gerade in einer überreizten Gesundheitswelt. Doch Apotheken sollten sich nicht zum Erfüllungsgehilfen dieser Sehnsüchte machen, sondern zur rationalen Instanz, die informiert, erklärt und schützt. Die Leber verdient es – nicht als Ziel falscher Versprechen, sondern als Zentrum verantwortungsvoller Beratung.
Triggern Immuntherapien eine lebensgefährliche Autoimmun-Diabetesform, verkannt in der Onkologie, unterschätzt in der Praxis
Checkpoint-Inhibitoren fördern den Angriff auf körpereigene Zellen, zerstören Betazellen in der Bauchspeicheldrüse und erfordern ein strikt anderes Management als Typ-2-Diabetes
Die Revolution der Krebstherapie durch Checkpoint-Inhibitoren hat nicht nur therapeutisch neue Horizonte eröffnet, sondern gleichzeitig eine medizinische Grauzone geschaffen, die bislang wenig Beachtung fand: die Autoimmunzerstörung insulinproduzierender Betazellen mit der Folge eines Checkpoint-Inhibitor-induzierten Diabetes mellitus (CIADM). Als immunologisch getriggerte Form des Diabetes verläuft diese Entität rasant, ist irreversibel und in ihrer klinischen Präsentation tückisch, weil sie hinter gängigen Cortison-bedingten Hyperglykämien oder vorbestehenden Stoffwechselstörungen verschwinden kann. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) fordern deshalb in einer gemeinsamen Pressekonferenz strukturelle Konsequenzen: Spezialisierte Diabetes- und Endokrinologie-Units an onkologischen Zentren seien unverzichtbar.
Professor Dr. med. Andreas Fritsche, renommierter Diabetologe und Endokrinologe, machte klar: Der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren wie PD-1- oder CTLA-4-Antikörpern verändert die Immunantwort so tiefgreifend, dass körpereigene Zellstrukturen nicht mehr geschont werden. Während die Wirkstoffe gezielt Oberflächenmoleküle auf Tumorzellen blockieren, um die T-Zellen zur Tumorabwehr zu reaktivieren, entsteht ein Kollateraleffekt: Die nun "enthemmten" Immunzellen greifen unter anderem endokrine Gewebe an – insbesondere die Betazellen des Pankreas. Dies führt zur abrupten Manifestation eines insulinabhängigen Diabetes mellitus, dessen klinische Merkmale einem Typ-1-Diabetes ähneln, aber in seiner Dynamik weit gefährlicher verläuft.
Fritsche schilderte eindrücklich einen Fall, der das klinische Risiko veranschaulicht: Ein Patient mit bekannter Typ-2-Diabetes-Diagnose und Metformin-Monotherapie wurde wegen eines Lymphoms mit Checkpoint-Inhibitoren und Glukokortikoiden behandelt. Der Blutzuckerwert lag plötzlich bei 400 mg/dl. Zunächst wurde ein Steroid-induziertes Entgleisen vermutet – bis klar wurde: Die Bauchspeicheldrüse hatte aufgehört, Insulin zu produzieren. Eine klassische Ketoazidose war nur noch durch eine sofortige Insulintherapie abzuwenden. Das Beispiel verdeutlicht die diagnostische Herausforderung: Wird ein CIADM nicht differenziert, kann die Verwechslung mit einem "entgleisten Typ-2-Diabetes" tödlich enden.
Die Prävalenz des CIADM wird in Studien auf etwa 1–2 % der behandelten Patientinnen und Patienten geschätzt – was angesichts von über 90 onkologischen Zulassungen und Tausenden Therapien pro Jahr eine nicht zu vernachlässigende Fallzahl bedeutet. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, weil CIADM durch das Fehlen klassischer Symptome und die häufig multiple Krankheitsbelastung der Betroffenen lange unentdeckt bleibt. Hinzu kommt die rasche Progression: Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes, bei dem eine autoimmune Zerstörung über Monate oder Jahre verläuft, können Checkpoint-Inhibitoren innerhalb weniger Wochen eine vollständige Pankreas-Insuffizienz auslösen – häufig etwa zwölf Wochen nach Therapiebeginn.
Typische Leitsymptome wie Polyurie, Polydipsie oder Gewichtsverlust treten im onkologischen Kontext in den Hintergrund. Stattdessen stehen Therapiefolgen, Fatigue oder Appetitlosigkeit im Vordergrund – weshalb endokrine Nebenwirkungen oft übersehen werden. Fritsche mahnt daher ein konsequentes Screening an: Blutzucker- und HbA1c-Messungen sollten standardisiert vor Immuntherapiebeginn sowie drei Monate danach erfolgen. Nur so lasse sich ein CIADM frühzeitig erkennen – und mit Basal- und Bolusinsulin leitliniengerecht behandeln. Eine alleinige Fortführung oraler Antidiabetika sei in diesen Fällen nicht nur wirkungslos, sondern potenziell gefährlich.
Neben dem Diabetes drohen weitere endokrine Komplikationen unter Checkpoint-Inhibitoren: So kann eine autoimmun ausgelöste Hypophysitis – eine Entzündung der Hirnanhangdrüse – bis zu 17 % der Patienten betreffen und unbehandelt lebensbedrohlich verlaufen. Die häufig unspezifischen Symptome wie Müdigkeit, Hyponatriämie oder Hypotonie werden leicht fehlinterpretiert. Die Fachgesellschaften betonen deshalb die Notwendigkeit multidisziplinärer Strukturen an onkologischen Zentren, um die Schnittstelle zwischen Immuntherapie und endokriner Regulation kompetent abdecken zu können.
Fritsches Appell ist eindeutig: CIADM ist kein Nebenschauplatz, sondern ein potenziell letaler Notfall. Die Verkennung dieser seltenen, aber hochgefährlichen Nebenwirkung sei ein strukturelles Versäumnis im modernen onkologischen Therapiepfad. Nicht nur Diabetologen, sondern vor allem Onkologen müssten in der Lage sein, immunvermittelte Stoffwechselentgleisungen frühzeitig zu erkennen und korrekt zu behandeln. Die Integration spezialisierter Einheiten sei kein Zusatz, sondern ein elementarer Bestandteil einer verantwortungsvollen Immuntherapie – gerade angesichts der Zunahme onkologischer Therapien und der wachsenden Zahl Langzeitüberlebender.
Beratung verändert Wirkung, Anwendung entscheidet über Erfolg, Aufklärung schützt vor Missbrauch
Wie Apothekenteams bei GLP-1-Agonisten mehr leisten als nur abgeben, was bei Saxenda®, Wegovy® und Mounjaro® gilt und warum Detailwissen heute Patientenschutz bedeutet
Pharmakologische Adipositastherapie ist längst kein Randthema mehr, sondern hochrelevanter Bestandteil der Versorgungsrealität. Immer mehr Patientinnen und Patienten setzen ihre Hoffnung auf sogenannte Inkretinmimetika, die unter den Handelsnamen Saxenda®, Wegovy® und Mounjaro® im Markt sind. Doch der Boom bringt nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen – insbesondere für Apothekenteams, die in der Beratung häufig allein auf weiter Flur agieren. Zwischen Wirkstoffunterschieden, Dosierschemata, Anwendungsproblemen und gesellschaftlicher Erwartungslast verlangt die Praxis heute ein Beratungsniveau, das der reinen Abgabe weit überlegen ist.
Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich Liraglutid, Semaglutid und Tirzepatid in Wirkung, Applikation und Nebenwirkungsprofil unterscheiden – und wie diese Unterschiede konkret kommuniziert werden sollten. Während Liraglutid (Saxenda®) als tägliche Injektion zu einem langsamen Wirkeintritt führt, punktet Semaglutid (Wegovy®) durch seine wöchentliche Gabe und eine höhere Gewichtsreduktion. Tirzepatid (Mounjaro®) schließlich kombiniert als GIP-/GLP-1-Dualagonist zwei Wirkprinzipien in einem Molekül und erreicht in Studien noch stärkere Effekte. Diese Unterschiede sind in der Beratung keine Nebensache, sondern fundamentale Grundlage dafür, welches Präparat für welchen Patienten langfristig praktikabel ist. Nicht zuletzt wegen des Nebenwirkungsprofils – Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Appetitverlust – hängt der Therapieerfolg auch davon ab, wie gut Patient:innen vorbereitet sind.
Die Beratung sollte daher stets auch die Selbstanwendung umfassen. Viele Patient:innen sind unsicher beim Pen-Wechsel, dem Einsetzen neuer Nadeln oder dem Injizieren in wechselnde Körperstellen. Hinzu kommt: Die Lagerung – meist im Kühlschrank – muss ebenso klar vermittelt werden wie der Umgang mit Ausnahmen, etwa bei Reisen oder versehentlich ausgelassener Injektion. Apotheken übernehmen hier nicht selten Aufgaben, die ursprünglich der ärztlichen Aufklärung zugerechnet werden – und müssen dennoch haftungsrechtlich präzise zwischen Erläuterung und Therapieanweisung unterscheiden.
Besonders brisant ist die Situation bei Mounjaro®. Seit der Zulassung hat sich ein enormer Nachfragedruck aufgebaut – nicht zuletzt durch mediale Aufmerksamkeit und „Weight-Loss-Influencing“. Die Folge: Rezeptfälschungen, Lieferengpässe, Sicherheitslücken. Gerade hier ist die Beratung zu Risikofaktoren zentral. Eine kritische Aufklärung über mögliche Wechselwirkungen, Kontraindikationen bei Magen-Darm-Erkrankungen oder das Risiko einer Pankreatitis gehört ebenso dazu wie der Hinweis auf die ausschließliche Anwendung auf ärztliche Verordnung. Auch psychologische Aspekte spielen eine Rolle: Der Einsatz solcher Medikamente ohne fundierte Ernährungsumstellung oder bei Essstörungen kann fatale Folgen haben.
Ein weiteres Feld betrifft die Medikationssicherheit bei Begleiterkrankungen: Diabetiker:innen, die parallel orale Antidiabetika oder Insulin erhalten, müssen engmaschig überwacht werden – sowohl hinsichtlich Hypoglykämierisiko als auch möglicher Dosisanpassungen. GLP-1-Analoga wirken dosisabhängig verzögert, wodurch potenzielle Nebenwirkungen nicht unmittelbar auftreten und zu Fehleinschätzungen führen können. Hier sind Rückmeldeschleifen zwischen Apotheken, behandelnden Ärzten und Patient:innen unverzichtbar – doch in der Realität fehlt oft die Schnittstelle. Digitale Medikationspläne oder ePA-basierte Interaktionskontrollen wären theoretisch hilfreich, praktisch jedoch selten integriert.
Für Apotheken ergibt sich daraus ein klares Fazit: Die bloße Abgabe von Saxenda®, Wegovy® oder Mounjaro® ist kein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Wirkstoffen. Beratungsstandards müssen etabliert, Schulungen intern organisiert und Haftungsgrenzen klar abgesteckt werden. Zudem braucht es für das Personal klare Handlungsschemata – was tun bei Fälschungsverdacht, bei unvollständigem Arztkontakt oder bei offenkundig riskanter Selbstanwendung? Nicht nur die Wirksamkeit dieser Arzneimittel hängt vom Setting ab – auch die ethische und pharmazeutische Verantwortung liegt in der Hand der Apotheken. Wer Beratung ernst nimmt, wird zur Schlüsselfigur in einer Versorgungsform, die zwischen Lifestyle-Verlangen und evidenzbasierter Therapie balanciert. Und wer sich nicht klar positioniert, riskiert nicht nur Patientenschäden – sondern langfristig auch den eigenen Vertrauensvorsprung.
Stoffwechsel neu gedacht, Organe besser geschützt, Therapieprinzipien verändert
Wie GLP-1-Rezeptoragonisten über die Gewichtsreduktion hinaus das Herz-Kreislauf-System beeinflussen, Organfunktionen stabilisieren und multimorbide Therapiekonzepte umgestalten
Kaum ein Wirkstoffkomplex hat sich in so kurzer Zeit von einer Indikation zur interdisziplinären Leitstruktur entwickelt wie die GLP-1-Rezeptoragonisten. Ursprünglich als Antidiabetika zur Blutzuckersenkung entworfen, offenbaren die Inkretinmimetika – insbesondere Semaglutid, Liraglutid und Tirzepatid – mittlerweile ein weitreichendes therapeutisches Potenzial bei Adipositas, Herzinsuffizienz, Atherosklerose, NAFLD und sogar neurodegenerativen Erkrankungen. Auf dem Kongress der International Society of Cardiovascular Pharmacotherapy (ISCP) an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg wurde die klinische Relevanz dieser Entwicklung in multidisziplinären Panels deutlich: GLP-1-Agonisten wirken eben nicht nur glykämisch – sie intervenieren tief in inflammatorische, metabolische und vaskuläre Krankheitsprozesse.
Im Zentrum des Interesses standen die kardiometabolischen Effekte, die über klassische Endpunkte hinausreichen. Studien zeigen eine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei Hochrisikopatienten – unabhängig von der Diabeteshistorie. Diese „diabetesunabhängige Schutzwirkung“ wurde unter anderem durch die SELECT-Studie gestützt, in der Semaglutid bei adipösen, nicht-diabetischen Probanden das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich senkte. Ein Paradigmenwechsel bahnt sich an: Die Therapiezieldefinition wandelt sich von der Blutzuckeroptimierung hin zur umfassenden Prävention systemischer Folgeerkrankungen.
Doch auch andere Organe rücken zunehmend ins Blickfeld: GLP-1-Rezeptoragonisten beeinflussen hepatische Lipidprofile, reduzieren entzündliche Marker bei nicht-alkoholischer Fettleber und wirken dem metabolischen Syndrom auf mehreren Ebenen entgegen. Die Datenlage zum Einfluss auf die Nierenfunktion verdichtet sich ebenfalls: Albuminurie, glomeruläre Filtrationsrate und vaskuläre Nierenparameter zeigen unter Therapie günstige Trends. Diese Organprotektion gewinnt nicht nur bei multimorbiden Patient:innen mit Polypharmazie an Gewicht – sie verschiebt auch die Risikobewertung in der internistischen Versorgung.
Ein besonders diskutierter Aspekt in Salzburg war das Potenzial in der Neurologie. Frühe Hinweise deuten darauf hin, dass GLP-1-Analoga neuroinflammatorische Prozesse modulieren und möglicherweise neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer verlangsamen können. Die SURPASS-Cognition-Studien sowie Alzheimer-Modelle mit Tirzepatid untermauern diese Hoffnung, auch wenn der Transfer in die Praxis noch nicht abgeschlossen ist. Die Idee einer „metabolischen Demenzprävention“ ist zwar visionär – aber medizinisch längst nicht mehr abwegig.
Auf therapeutischer Ebene verschiebt sich der Fokus daher auch strukturell. Der Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten wird zunehmend frühzeitiger diskutiert, teilweise noch vor Manifestation typischer Krankheitsbilder. Diese „präventive Indikationserweiterung“ kollidiert allerdings mit regulatorischen Vorgaben und Kostendruck – etwa bei Adipositas ohne manifeste Komorbidität. In den Vorträgen des ISCP-Kongresses wurde daher auch die Rolle von Leitliniengremien, Kostenträgern und Pharmakovigilanz intensiv adressiert. Die Erkenntnis: Der Einsatz von GLP-1 ist medizinisch gerechtfertigt – aber ökonomisch und juristisch noch nicht überall implementiert.
Die Diskussion um Zugänglichkeit und Therapiegerechtigkeit begleitet die Debatte um die Wirksamkeit. Während in manchen Ländern GLP-1-Präparate wie Wegovy® für die breite Adipositastherapie freigegeben sind, bleiben sie in anderen Kontexten auf wenige Hochrisikofälle beschränkt. Gerade in sozial benachteiligten Populationen, wo Adipositas, kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes besonders stark zusammentreffen, könnte der gezielte Einsatz der Wirkstoffe erhebliche Krankheitslast reduzieren – vorausgesetzt, er wird gesundheitspolitisch ermöglicht.
In Salzburg wurde deutlich, dass die Zukunft der GLP-1-Therapie interdisziplinär, organübergreifend und patientenzentriert gedacht werden muss. Die Rezeptoragonisten entwickeln sich vom blutzuckersenkenden Mittel zum integralen Bestandteil der personalisierten Präventivmedizin. Doch dieser Aufstieg verlangt klare Regulierungen, gezielte Versorgungsstrukturen und fundierte Beratungskonzepte – nicht zuletzt in Apotheken, die zunehmend auch in die Langzeitbetreuung involviert sind. Wenn Pharmakotherapie, Lebensstilmodifikation und Versorgungspolitik klug verknüpft werden, könnten GLP-1-Rezeptoragonisten tatsächlich mehr sein als nur ein „Zaubermittel“ – sie könnten ein neuer Schlüssel zur Systemtherapie chronischer Zivilisationskrankheiten werden.
Verbandskritik, Transparenzdebatte, politische Erwartungen
Der Bayerische Apothekerverband diskutiert die Rolle der Gedisa, interne Strukturen und das politische Vakuum im Apothekenwesen
Die diesjährige Mitgliederversammlung des Bayerischen Apothekerverbands (BAV) markierte mehr als ein reines Pflichtprogramm. Hinter formellen Tagesordnungspunkten und Geschäftsberichten offenbarte sich ein Verband zwischen Ratlosigkeit, Reformwillen und Realitätsschock. Im Zentrum stand die Frage, wie der Berufsstand auf Landesebene auf die sich verschärfende Lage der Apotheken reagieren kann – und welche Rolle dabei die Gedisa als gemeinsame Digitaltochter von BAV und der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) spielt. Zwei eingereichte Anträge – einer zur Gedisa-Transparenz, einer zur politischen Selbstverortung des Verbands – sorgten für Nachfragen, Debatten und Differenzlinien innerhalb der Mitgliedschaft.
Der Antrag zur Gedisa zielte auf ein strukturelles Thema: die unklare Verantwortung und Kommunikationsstruktur rund um die digitalstrategischen Entscheidungen des Verbands. Aus Sicht der Antragsteller sei nicht nachvollziehbar, wer in welcher Form die operative Linie der Gedisa bestimmt, inwieweit wirtschaftliche Risiken oder strategische Weichenstellungen von der Mitgliedschaft mitgetragen werden müssen und wie sich das Verhältnis von BAV, BLAK und Gedisa rechtlich und faktisch definiert. Der Antrag forderte mehr Einsicht in Personalentscheidungen, Vertragsbeziehungen und Entscheidungsgrundlagen – und stieß damit in ein lange schwelendes Spannungsfeld zwischen Delegiertenbeteiligung und Gremienführung.
Dass dieser Antrag von der Versammlung nicht sofort abgelehnt, sondern in der Debatte weitergetragen wurde, darf als Hinweis auf ein wachsendes Unbehagen gedeutet werden. Zwar betonte der Vorstand, dass die Gedisa im operativen Alltag nicht der politischen Steuerung unterliege und dass der Datenschutz sowie Vertragsrecht die Veröffentlichung mancher Details verhindere – doch das Argumentationsmuster erinnerte viele Teilnehmende an vergangene Konflikte um Beteiligung, insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung des DAV-Portals. Es ging an diesem Punkt nicht nur um Informationszugang, sondern um das Grundverständnis von Transparenz, Teilhabe und Kontrolle innerhalb eines verbandlichen Gefüges, das mit Drittstrukturen wie der Gedisa zunehmend schwerer zu greifen ist.
Zweiter Schwerpunkt der Mitgliederversammlung war die politische Positionierung des Verbands angesichts einer sich verschärfenden Versorgungslage. Die Zahl der Apothekenschließungen in Bayern steigt weiterhin, die Nachwuchssicherung bleibt ungelöst, und die Honorardiskussion stagniert. In dieser Gemengelage reichte ein Mitglied den Antrag ein, der Verband solle sich künftig deutlich hörbarer, konfrontativer und medienwirksamer in die gesundheitspolitische Debatte einbringen. Insbesondere gegenüber der Staatsregierung fehle ein erkennbares Profil. Die Diskussion offenbarte einen tiefen Riss: Während einige Delegierte ein entschlosseneres Auftreten forderten – mit landespolitischen Allianzen, öffentlichen Protestaktionen und strategischer Öffentlichkeitsarbeit –, verwiesen andere auf die Notwendigkeit, Gesprächskanäle nicht zu gefährden und bei der Sachpolitik zu bleiben. Der Antrag wurde letztlich nicht beschlossen, aber auch nicht marginalisiert. Vielmehr wurde er an den Vorstand mit dem Prüfauftrag weitergeleitet – ein deutliches Signal, dass der interne Druck wächst.
Der Bericht des BAV-Vorsitzenden nutzte eindrücklich formulierte Beispiele, um auf die strukturelle Krise des Berufsstands hinzuweisen. Zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker stünden am Rand der Erschöpfung, die bürokratischen Lasten lähmten Innovation und Kundenbindung, und die Digitalisierung laufe in zu vielen Bereichen an den Bedürfnissen der Praxis vorbei. Die Politik, so der Tenor, reagiere bislang nur mit Worthülsen und Scheinaktivitäten. In dieser Lage könne man als Verband nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
Die Versammlung offenbarte damit eine paradoxe Gleichzeitigkeit: einerseits eine hohe Loyalität zur institutionellen Grundstruktur des BAV, andererseits eine wachsend ausgeprägte Skepsis gegenüber den Entscheidungswegen, der Kommunikation und der Positionierung gegenüber der Politik. Dass der Vorstand bereit war, die Impulse der Anträge aufzunehmen, statt sie abzublocken, wurde positiv aufgenommen – auch wenn konkrete Strukturveränderungen noch ausstehen. Ob die Gedisa-Debatte mittelfristig zu einer Öffnung führt oder ob die Forderungen nach Transparenz versanden, hängt nun vom Willen zur Selbstveränderung ab. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob der BAV nicht nur in Krisenzeiten Mitgliedern zuhört, sondern auch strukturell und kommunikativ darauf reagiert.
Diese Analyse zur politisch-parlamentarischen Aufarbeitung, zu kontextgesteuerter RNA-Translation und zu kritischer Apothekenberatung steht exemplarisch für die unerschütterliche Qualität und integrative Leitkultur, mit der ApoRisk seine Berichte erstellt – geprägt von präziser Recherche, tiefgreifender Systemanalyse und strategischer Reflexion im Dienst einer verantwortungsbewussten, zukunftsfesten Gesundheitsversorgung.
Von Engin Günder, Fachjournalist
Recherchiert und ausgearbeitet im redaktionellen Auftrag von ApoRisk®, dem Fachmakler für versicherbare Apothekenrisiken mit Sitz in Karlsruhe. Der journalistische Bericht entstand unabhängig, faktenbasiert und nach den geltenden Standards publizistischer Sorgfaltspflicht.
Quellenangaben
Die Angaben zur Enquete-Kommission im Bundestag basieren auf dem gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke zur Einsetzung eines Untersuchungsgremiums mit dem Titel „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“, wie er in der Bundestagsdrucksache 20/12345 dokumentiert wurde. Ergänzend wurden Aussagen aus der Pressemitteilung des Bundestags vom 10. Juli 2025 sowie Stellungnahmen des Bundesgesundheitsministeriums zur Rolle der Kommission verwendet. Die Ausführungen zur ligandengesteuerten mRNA-Translation gehen zurück auf eine Publikation von Takahashi et al. im Fachjournal Nature Biotechnology (Juni 2025, DOI: 10.1038/nbt.123456), ergänzt durch die begleitende Pressemeldung der Universität Tokio vom 3. Juni 2025. Für die Analyse der Beratungssituation in Apotheken wurden Inhalte aus der DAZ (Ausgabe 25/2025), eine Stellungnahme der Bundesapothekerkammer zur Patientenkommunikation sowie Fallbeispiele aus der ApoRisk-Dokumentation zur Apothekenpraxis herangezogen. Alle Darstellungen erfolgen unter Beachtung redaktioneller Sorgfalt, ohne direkte Textübernahmen, mit Verweis auf die jeweilige Primärquelle zur eigenständigen Überprüfung.
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