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  • 25.06.2025 – Politische Blockaden, Dialogoffensive, Zukunftsinvestitionen
    25.06.2025 – Politische Blockaden, Dialogoffensive, Zukunftsinvestitionen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Bis zur Sommerpause bleibt die Apothekenreform auf Eis, Gesundheitsministerin Warken treibt Reformen dialogorientiert voran, Sanacorp inv...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Politische Blockaden, Dialogoffensive, Zukunftsinvestitionen

 

Wie Berlin auf Apothekengipfel setzt, Warken Reformen vorantreibt und Sanacorp Logistik modernisiert 

Apotheken-News von heute

Die ersehnte Apothekenreform bleibt bis zur parlamentarischen Sommerpause aus, was für viele Gesundheitsakteure eine deutliche Enttäuschung darstellt, während Kammerpräsidentin Ina Lucas offenlegt, dass politische Prioritäten angesichts drängender Pflege- und GKV-Herausforderungen anders gesetzt sind. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken besticht durch eine kooperative und dialogorientierte Herangehensweise, die schnelle Reformvorschläge fordert und die Maskenaffäre differenziert bewertet, um die Reformagenda voranzutreiben. Parallel dazu investiert Sanacorp mit zehn Millionen Euro in die Erweiterung der Lagerkapazitäten seiner Niederlassung in Offenburg, um die Arzneimittelversorgung von rund 200 Apotheken in der Region nachhaltig zu stärken. Wissenschaftlich eröffnet die altersabhängige Reaktivierung des sonst inaktivierten X-Chromosoms neue Einblicke in Organ-spezifische Genregulation und Alterungsprozesse, während in der Verhütungstechnologie retardierte Kontrazeptiva mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung die Pille als Standard ergänzen und den Alltag der Anwenderinnen erleichtern. Die Corona-Pandemie wird nun im Bundestag mit einer Enquete-Kommission gründlich aufgearbeitet, um Lehren für künftige Krisen zu ziehen. Im pharmazeutischen Wettbewerb zeichnet sich die Kombination Cagrilintid/Semaglutid durch solide Gewichtsreduktionswirkung und erstmals muskelerhaltende Effekte aus, steht aber hinter führenden Konkurrenten. Diese vielfältigen Entwicklungen spiegeln die Komplexität und Dynamik der aktuellen Gesundheitslandschaft wider und verdeutlichen, wie eng politische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Impulse miteinander verwoben sind.

 

Keine Apothekenreform vor der Sommerpause, politische Blockaden, Berliner Apothekengipfel als Hoffnungsschimmer

Trotz Versprechen und politischem Interesse bleibt die Apothekenhonoraranpassung auf Eis, während Berlin auf einen Gipfel zur Lösung der Branchenprobleme setzt und die Vernetzung mit Ärzten intensiviert wird

Die erwartete Apothekenreform wird nicht mehr vor der parlamentarischen Sommerpause realisiert, eine Enttäuschung für viele Akteure im Gesundheitswesen, die auf schnelle Fortschritte gehofft hatten. Kammerpräsidentin Ina Lucas stellte am Dienstagabend in Berlin unmissverständlich klar, dass die politischen Prioritäten derzeit woanders liegen. Die Herausforderungen in Pflege, Krankenhausfinanzierung und der Gesetzlichen Krankenversicherung sind so dringlich, dass die Apothekenpolitik vorerst hinten anstehen muss. Dies bedeutet für die Apothekerschaft eine weitere Phase der Unsicherheit und des Wartens – gerade vor dem Hintergrund, dass die im Koalitionsvertrag angekündigte Erhöhung des Apothekenfixums von 8,35 Euro auf 9,50 Euro bislang trotz der Einfachheit der Umsetzung per Preisverordnung nicht in Kraft getreten ist. Die Verzögerung der Honoraranpassung, die als minimaler Schritt zur Stabilisierung der Apothekenlandschaft gilt, zeigt exemplarisch das Spannungsfeld zwischen politischen Ambitionen und praktischer Realpolitik.

Dennoch bleibt die Berliner Apothekerschaft um Präsidentin Lucas kämpferisch und initiativ. Die Begegnung mit dem regierenden Bürgermeister Kai Wegner markiert einen Hoffnungsschimmer, der signalisiert, dass auf regionaler Ebene Dialog und Lösungsorientierung möglich sind. Wegner zeigte sich offen für einen Apothekengipfel, um die vielfältigen Probleme der Branche in der Hauptstadt gemeinsam zu erörtern. Diese Initiative ist bemerkenswert, da sie angesichts der bundesweiten Blockaden eine Perspektive bietet, wie Politik, Verwaltung und Berufsstand an einem Strang ziehen könnten. Die Berliner Apotheker setzen damit ein Zeichen, dass pragmatische Lösungsansätze auch außerhalb des parlamentarischen Stillstands möglich sind und eine Stärkung der Vor-Ort-Apotheken essenziell bleibt.

Derweil ist es der Präsidentin auch ein wichtiges Anliegen, die Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen zu intensivieren. Die offensichtlichen Ressentiments und Missverständnisse, die das Abda-Zukunftskonzept bei ärztlichen Kolleginnen und Kollegen hervorruft, verdeutlichen die Dringlichkeit einer stärkeren interprofessionellen Vernetzung. Nur durch gemeinsame Anstrengungen lässt sich das Berufsbild der Apothekerinnen und Apotheker als kompetenter Partner in der Patientenversorgung nachhaltig festigen. In diesem Sinne ist die Arbeit an der Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Landesärzteorganisationen von strategischer Bedeutung. Hier zeigt sich, wie komplex und sensibel die Neuausrichtung der Gesundheitsversorgung ist, denn sie erfordert neben politischem Willen auch ein verstärktes gegenseitiges Verständnis der Berufsgruppen.

Innerhalb der eigenen Reihen sieht sich die Apothekerschaft ebenfalls vor großen Herausforderungen. Die Bundesapothekerkammer (BAK) hat daher mehrere ehrenamtliche Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich mit der Klärung des apothekerlichen Berufsverständnisses sowie der internen Struktur beschäftigen. Lucas selbst führt die Arbeitsgruppe zum Selbstverständnis der BAK, einem Gremium, das die Interessen von 17 Landesapothekerkammern bündelt. Die Ergebnisse dieser Überlegungen dürften weitreichende Konsequenzen für die künftige Ausrichtung und Wirksamkeit der Kammerarbeit haben. Die innere Konsolidierung ist ein notwendiger Schritt, um nach außen als schlagkräftiger und einheitlicher Verband aufzutreten.

Auf dem Deutschen Apothekertag im September in Düsseldorf wird die Berliner Kammer erneut zahlreiche Initiativen einbringen, die die Versorgungsrealität der Apotheken verbessern sollen. Dazu gehört etwa der Antrag, die Inhalatorschulung auf Kinder im Alter von null bis sechs Jahren als honorierte pharmazeutische Dienstleistung auszuweiten. Dies ist ein Beispiel für den pragmatischen und patientennahen Ansatz, den die Apothekerschaft verfolgt. Ebenso fordern die Delegierten, dass Apotheken elektronische Rezepte künftig ausschließlich über die Telematikinfrastruktur empfangen und bearbeiten dürfen, um unseriöse Online-Plattformen zu verdrängen, die Rezepte ohne ärztlichen Kontakt ausstellen.

Das Zukunftskonzept „Pharmacy first“ steht ebenfalls im Fokus der Debatten: Es soll den Zugang zu Medikamenten für Chroniker erleichtern und die Abgabe bestimmter Arzneimittel für Kinder auch ohne ärztliche Verschreibung zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung ermöglichen. Darüber hinaus sollen Sanktionen gegen Hersteller eingeführt werden, die ihre Lieferpflicht gegenüber pharmazeutischen Großhändlern nicht einhalten. Nicht zuletzt bündeln die ostdeutschen Apothekerkammern ihre Kräfte mit einem gemeinsamen Antrag zur Vergütung von Teilnotdiensten, um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen.

Diese vielfältigen Initiativen zeigen, dass die Apothekerschaft trotz politischer Bremsspuren und interner Reformnotwendigkeiten aktiv bleibt und mit Nachdruck ihre Interessen und die ihrer Patienten vertritt. Gleichzeitig verdeutlicht die Lage, wie eng verzahnt die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung sind und wie wichtig es ist, dass Apothekenpolitik nicht isoliert betrachtet wird, sondern in einem umfassenden gesundheitspolitischen Kontext. Die Verzögerungen im Gesetzgebungsverfahren werfen allerdings die Frage auf, wie lange die Branche diese Unsicherheiten und wirtschaftlichen Belastungen noch verkraften kann, ohne dass die Arzneimittelversorgung spürbar leidet.

 

Warken stärkt den Dialog mit Gesundheitsakteuren, sichert GKV-Finanzierung durch Darlehen, verteidigt Reformen trotz Maskenaffäre

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken betont Kooperation, fordert schnellere Reformvorschläge und mahnt zu differenzierter Bewertung der Maskenaffäre Spahns

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress in Berlin eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie die Herausforderungen des Gesundheitswesens mit einer klaren Dialogbereitschaft angeht, die bisher vielen Akteuren als eher vermisst galt. Exakt 50 Tage nach ihrem Amtsantritt skizzierte sie in einem engen Zeitfenster vor dem Hintergrund zweier wichtiger Parlamentstermine ihre Reformagenda und setzte dabei auf Kooperation statt Konfrontation, während die Schatten der vorangegangenen Legislaturperiode noch lange nachwirken.

Der Kern ihrer Botschaft war eindeutig: Reformen im Gesundheitswesen können nur gelingen, wenn Politik und Leistungserbringer wieder enger zusammengerückt sind. Warken wies ausdrücklich darauf hin, dass der Dialog in den letzten Jahren keineswegs eine Selbstverständlichkeit gewesen sei – eine Feststellung, die vom Moderator des Kongresses wohlwollend aufgegriffen wurde. Tatsächlich signalisierte sie damit, dass sie auf ein offenes Ohr für die vielfach geforderten Beteiligungsprozesse setzt, die den oft zähen Reformverhandlungen neuen Schwung verleihen sollen.

Neben der dringend notwendigen Kommunikation legte Warken einen starken Fokus auf die finanzielle Situation der Gesundheitsversorgung. Gestern hatte Finanzminister Lars Klingbeil seinen Haushaltsentwurf präsentiert, der durch das Kabinett abgesegnet wurde. Ein zentraler Baustein darin sind vor allem Darlehen an die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die Pflegeversicherung, die kurzfristig als finanzielle Überbrückung zur Verfügung gestellt werden sollen, um die akut hohe Belastung zu mildern. Warken räumte dabei offen ein, dass diese Maßnahme keineswegs als dauerhafte Lösung taugt, sondern vielmehr als Brücke bis zu den dringend benötigten strukturellen Reformen gedacht ist.

Diese pragmatische Einschätzung spiegelt zugleich die Komplexität wider, mit der sich die Ministerin auseinandersetzt: Finanzielle Engpässe sind eng mit der gesamtwirtschaftlichen Lage verknüpft, weshalb sie eine Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben fordert und das übergeordnete Ziel der Koalition darin sieht, das Wirtschaftswachstum zu fördern. Nur so könne langfristig die Solidität der Sozialversicherungen gesichert werden. Die von Warken angekündigte Kostenübernahme des Bundes für den Transformationsfonds zur Krankenhausreform ist ein weiteres Signal, mit dem der Reformprozess finanziell abgesichert werden soll. Das gestern beschlossene Kabinettsvorhaben sieht hierfür Mittel von vier Milliarden Euro vor, um die Finanzierungslücke der Jahre 2022 und 2023 zu schließen.

Warken stellte unmissverständlich klar, dass sie eine Fortentwicklung und Anpassung der von ihrem Amtsvorgänger Karl Lauterbach initiierten Krankenhausreform anstrebt. Zugleich kündigte sie an, die seit der vergangenen Legislatur vorbereiteten Reformen der Notfallversorgung und des Rettungswesens kritisch zu prüfen. Ziel sei es, die Steuerung der Patientenversorgung zu verbessern und eine bessere Vernetzung zwischen den verschiedenen Versorgungsbereichen herzustellen. Ebenso soll das geplante Primärarztsystem zu einer effizienteren Patientensteuerung beitragen und gleichzeitig die Terminvergaben beschleunigen.

Im Schatten dieser Reformvorhaben steht jedoch die nach wie vor brisante Maskenaffäre um Jens Spahn. Während Warken beim Haushaltsausschuss des Bundestags am Nachmittag den parlamentarischen Fragen gegenüberstand, bat sie zugleich um eine differenzierte Betrachtung der Vorgänge aus der vorvergangenen Legislatur. „Nicht den Stab zu brechen“ über diejenigen, die damals Verantwortung getragen hätten, so ihr Appell. Diese Position wurde von der Linksfraktion im Bundestag jedoch scharf kritisiert, die den sofortigen Rücktritt Spahns forderte. Warken selbst hatte erst kürzlich einen Untersuchungsbericht zum Maskenskandal freigegeben, der allerdings teilweise geschwärzt wurde, was den Streit um Transparenz und politische Verantwortung weiter befeuert.

Parallel dazu betonte die Ministerin, dass die Koalition eine Expertenkommission beauftragt habe, konkrete Reformvorschläge für die GKV zu erarbeiten. Warken stellte klar, dass die bisher für 2027 geplante Vorlage dieser Vorschläge deutlich zu spät komme und sie auf eine deutlich frühere Fertigstellung dränge. Ebenso soll bis Ende des Jahres ein Reformkonzept für die Pflegeversicherung vorgelegt werden, wobei die Arbeit der Bund-Länder-Gruppe im Juli starten wird. Diese Ankündigungen unterstreichen den Reformdruck und den engen Zeitrahmen, den Warken bei der Erneuerung der Gesundheits- und Pflegeversicherung sieht.

In der Gesamtbetrachtung zeichnet sich ein Bild von Warken als pragmatischer und dialogorientierter Gestalter ab, der zwischen den Dringlichkeiten der Finanzstabilisierung, dem notwendigen Reformtempo und der politischen Verantwortung für vergangene Versäumnisse balanciert. Die Herausforderung besteht darin, den Spagat zwischen kurzfristiger Krisenbewältigung mittels Darlehen und langfristiger Systemtransformation überzeugend zu meistern, während die politischen Debatten um Vergangenes nicht die Reformagenda lähmen dürfen. Der Gesundheitsministerin kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, denn der Dialog mit den Akteuren im Gesundheitswesen könnte den Erfolg der Reformen maßgeblich bestimmen.

 

Sanacorp investiert in Offenburg, Lagerkapazitäten werden erweitert, regionale Versorgung gestärkt

Mit zehn Millionen Euro baut Sanacorp seine Niederlassung Offenburg aus, schafft moderne Lagerstrukturen und verbessert die Arzneimittelversorgung von rund 200 Apotheken in der Region nachhaltig

Der Pharmagroßhändler Sanacorp setzt in Offenburg ein bedeutendes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der Arzneimittelversorgung vor Ort. Mit einem Investitionsvolumen von zehn Millionen Euro begann am 24. Juni der Spatenstich für den Neubau einer modernen Lagerhalle sowie die umfassende Umgestaltung einer bestehenden Halle auf dem Betriebsgelände. Diese Erweiterung um rund 30 Prozent ist Teil einer Strategie, die auf eine deutliche Optimierung der logistischen Abläufe und der Versorgungssicherheit für die Kunden abzielt. Offenburg fungiert als einer der 19 strategisch verteilten Niederlassungen des Unternehmens deutschlandweit und bildet mit seiner Nähe zu etwa 200 Apotheken in der Region einen zentralen Versorgungsknotenpunkt.

Die neue Lagerhalle wird nicht nur mit modernen Hochregalen ausgestattet, sondern auch mit einem integrierten Kühlbereich versehen, der die Lagerung temperaturempfindlicher Arzneimittel gewährleistet. Durch den Einbau fortschrittlicher Fördertechnik wird zudem die Warenannahme und der Warenumschlag beschleunigt, was die gesamte Lieferkette effizienter macht. Dieses logistische Upgrade ist eine Antwort auf wachsende Anforderungen im Apothekenalltag, wo Zeit und Zuverlässigkeit eine immer größere Rolle spielen.

Frank Hennings, Vorstand Handel bei Sanacorp, unterstreicht die Motivation hinter der Investition: „Unsere Niederlassungen sind das Rückgrat einer flächendeckenden, schnellen und verlässlichen Arzneimittelversorgung. Wir investieren gezielt, damit die Apotheken vor Ort ihre Versorgungs- und Beratungsaufgaben bestmöglich erfüllen können.“ Diese Aussage verdeutlicht die strategische Bedeutung, die Sanacorp seiner Rolle im Gesundheitsmarkt beimisst. Die neue Infrastruktur wird somit zum Motor für eine verbesserte Patientenversorgung und eine stärkere Bindung der Apothekenkunden.

Auch die lokale Politik würdigt den Ausbau: Oberbürgermeister Marco Steffens bezeichnet die Investition als „wichtigen Beitrag für Offenburg als Wirtschaftsstandort und Oberzentrum.“ Die Erweiterung steigere nicht nur die regionale Gesundheitsversorgung, sondern festige auch die wirtschaftliche Substanz der Stadt nachhaltig. Damit wird die Sanacorp-Niederlassung zum Symbol für die Verknüpfung von Gesundheitsversorgung und regionaler Wirtschaftskraft, die heute mehr denn je ineinandergreifen müssen.

Der Bau der Lagerhalle soll voraussichtlich 18 Monate in Anspruch nehmen und ist für Frühjahr 2027 abgeschlossen. Bis dahin werden die Logistikprozesse sukzessive umgestellt und an die neuen Kapazitäten angepasst. Für die Apotheken bedeutet dies, dass sie künftig von einer schnelleren Verfügbarkeit und einem erweiterten Sortiment profitieren können. Die Investition von Sanacorp ist damit ein zukunftsweisender Schritt, der den Wandel im Gesundheitsmarkt aktiv mitgestaltet und gleichzeitig den Standort Offenburg als starken Partner für die Apotheken in der Region positioniert.

 

Stillgelegtes X-Chromosom, altersbedingte Genreaktivierung, differenzierte Organexpression

Mit steigendem Lebensalter entziehen sich immer mehr Gene der X-Chromosomeninaktivierung und werden organabhängig erneut transkribiert, was neue Einblicke in Alterungsprozesse und Genregulation eröffnet

Die X-Chromosomeninaktivierung stellt einen zentralen Mechanismus der genetischen Dosiskompensation bei weiblichen Säugetieren dar, der sicherstellt, dass trotz zwei X-Chromosomen nur eines aktiv exprimiert wird, um eine Überexpression von X-gebundenen Genen zu verhindern. Dieser Prozess ist früh in der embryonalen Entwicklung etabliert und gilt bislang als stabiler epigenetischer Zustand über das gesamte Leben hinweg. Doch neueste wissenschaftliche Untersuchungen offenbaren nun ein differenziertes Bild: Im Alter zeigt das vermeintlich stillgelegte X-Chromosom eine zunehmende Tendenz zur Reaktivierung zahlreicher Gene, wobei dieser Effekt nicht einheitlich auftritt, sondern stark organspezifisch variiert.

Die aktuelle Studie, die umfassende Transkriptom-Analysen aus verschiedenen Organen über unterschiedliche Altersgruppen hinweg auswertete, dokumentiert eine progressive Aufweichung der X-Inaktivierung. So werden beispielsweise im Gehirn, in der Leber und im Herzmuskel altersbedingt unterschiedlich viele Gene, die eigentlich auf dem inaktiven X-Chromosom verankert sind, wieder transkribiert. Dieses Phänomen lässt sich als ein organabhängiges Entkommen aus der X-Chromosomeninaktivierung interpretieren, das vermutlich durch Veränderungen im epigenetischen Umfeld wie DNA-Methylierung, Histonmodifikationen und Chromatinstruktur ermöglicht wird.

Dass das X-Chromosom im Alter nicht mehr komplett inaktiv bleibt, könnte erhebliche biologische Implikationen haben. Die Reaktivierung kann zu einer Dosiserhöhung bestimmter Genprodukte führen, was in Zellen potenziell Störungen in der Regulation und Funktion nach sich zieht. Besonders in Organen mit ausgeprägter Reaktivierung könnten solche Veränderungen altersassoziierte Pathologien beeinflussen oder neue Krankheitsmechanismen begünstigen. Darüber hinaus liefert die Erkenntnis eine neue Perspektive auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Alterungsprozess, da Frauen durch das zweite X-Chromosom eine dynamischere Genregulation erfahren, die sich im Alter weiter verändert.

Aus molekularer Sicht unterstreicht die Studie, dass die epigenetische Landschaft des inaktiven X-Chromosoms im Laufe des Lebens nicht starr bleibt, sondern adaptiv und dynamisch auf Umwelt- und zelluläre Stressfaktoren reagiert. Dies spiegelt einen bisher unterschätzten Grad an genetischer Flexibilität wider, der neue Forschungsansätze zur Anpassung von Genexpression an altersbedingte Anforderungen eröffnet. Die organabhängige Variation legt nahe, dass die Reaktivierung nicht zufällig erfolgt, sondern gezielt gesteuert sein könnte, möglicherweise als Teil eines altersspezifischen Anpassungsprogramms oder als Folge epigenetischer Drift.

Aus klinischer Sicht sind diese Erkenntnisse besonders relevant, weil eine veränderte Dosiskompensation X-gebundener Gene potenziell das Risiko für bestimmte Krankheiten beeinflussen kann, die im Alter bei Frauen häufiger auftreten, darunter neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und metabolische Störungen. Die Differenzierung zwischen Organen erlaubt es, spezifische pathophysiologische Zusammenhänge zu untersuchen und könnte langfristig die Entwicklung geschlechtsspezifischer Therapien unterstützen.

Nicht zuletzt stellt diese Entdeckung die Stabilität des bisher als dauerhaft angesehenen X-Inaktivierungsmechanismus infrage und fordert eine Neubewertung der epigenetischen Regulation im Kontext des Alterns. Die Studie sensibilisiert die Forschung für eine komplexe, altersabhängige Neuordnung genetischer Aktivität, die weit über einfache Genexpression hinausgeht und die molekulare Grundlage für altersassoziierte biologische Veränderungen legt.

Insgesamt demonstriert die zunehmende Reaktivierung des X-Chromosoms im Alter eine bisher verborgene Dimension der Genomregulation, deren Erforschung zukünftig essenziell sein wird, um die Mechanismen des Alterns und geschlechtsspezifische Vulnerabilitäten besser zu verstehen und gezielt zu adressieren. Dieses neue Wissen könnte wegweisend sein für die Entwicklung innovativer biomedizinischer Ansätze, die sich auf die präzise Steuerung epigenetischer Zustände im Alter konzentrieren.

 

Retardierte Kontrazeptiva neu gedacht, Vorteile hormoneller Langzeitpräparate, Innovationen für komfortable Verhütung

Wie verzögerte Wirkstofffreisetzung bei Spirale, Ring und Implantat Frauen eine sichere, bequeme Alternative zur klassischen Pille bietet und die Verhütungskultur nachhaltiger prägt

In der Welt der hormonellen Verhütung dominieren seit Jahrzehnten Einphasenpillen, doch ihr einseitiger Fokus auf die tägliche Einnahme birgt neben Vorteilen auch erhebliche Herausforderungen: Compliance-Probleme, hormonelle Schwankungen und damit verbundene Nebenwirkungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen können. Prof. Dr. Rolf Daniels, renommierter Experte für Pharmazeutische Technologie, rückt in seinem Vortrag auf der Interpharm 2025 retardierte Kontrazeptiva in den Mittelpunkt – Verhütungsmethoden, die durch ihre kontrollierte, langanhaltende Wirkstofffreisetzung nicht nur die Wirksamkeit optimieren, sondern vor allem den Alltag der Anwenderinnen maßgeblich erleichtern.

Diese alternativen Präparate, zu denen die hormonwirksame Spirale, der Vaginalring und das subdermale Implantat zählen, zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, Hormone über Wochen bis Monate kontinuierlich abzugeben. Diese Form der Applikation reduziert nicht nur die Gefahr von Anwendungspannen, sondern sorgt auch für eine stabilere Hormonkonzentration im Blut, was wiederum das Risiko hormonell bedingter Nebenwirkungen minimiert. So können Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Übelkeit, die häufig durch die typischen Spitzen und Täler der täglichen Pilleneinnahme entstehen, deutlich reduziert werden.

Die Spiralpräparate kombinieren moderne Wirkstoffträger mit gezielter Freisetzung, die lokal wirken und systemische Belastungen reduzieren. Durch die Nähe zur Gebärmutter wird eine hohe Effektivität erreicht, gleichzeitig sinkt die tägliche Belastung der Anwenderinnen, die sich nicht mehr an die Einnahmezeiten erinnern müssen. Auch der Vaginalring, der monatlich eingelegt wird, bietet eine praktische Alternative: Er ist diskret, hormonell ausgewogen und erlaubt eine einfache Handhabung. Nicht zuletzt ermöglicht das subdermale Implantat, das bis zu drei Jahre wirkt, eine nahezu wartungsfreie Verhütung, die langfristige Sicherheit und Unabhängigkeit von täglicher Routine verspricht.

Prof. Daniels unterstrich in seinem Vortrag nicht nur die technologischen Fortschritte, sondern auch die veränderten Bedürfnisse der heutigen Nutzerinnen. In einer Zeit, in der Flexibilität, Lebensqualität und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, gewinnen retardierte Kontrazeptiva eine neue Relevanz. Sie adressieren das Bedürfnis nach weniger täglichem Aufwand und weniger hormoneller Belastung, gleichzeitig eröffnen sie Perspektiven für eine individuellere Verhütungskultur, die weit über die klassischen Einphasenpillen hinausgeht.

Dabei betont Daniels auch die pharmazeutische Innovationskraft, die in diesen Präparaten steckt: Formulierungen mit ausgeklügelten Matrixsystemen und modernen Polymersubstanzen ermöglichen die präzise Steuerung der Wirkstofffreisetzung, was in der Herstellung und der patientenorientierten Anwendung hohe Anforderungen stellt. Die Herausforderung, diese Systeme stabil, zuverlässig und verträglich zu gestalten, hat die pharmazeutische Forschung in den letzten Jahren mit großem Engagement angenommen – und dabei eine Reihe von Alternativen hervorgebracht, die das Potenzial haben, das Verhütungsangebot grundlegend zu erweitern.

Darüber hinaus eröffnen retardierte Kontrazeptiva neue Chancen für die Gesundheitsversorgung insgesamt: Durch die geringere tägliche Einnahmehäufigkeit verringern sich Fehlerquellen und das Risiko von ungewollten Schwangerschaften. Das entlastet sowohl die Anwenderinnen als auch das Gesundheitssystem. Die reduzierte hormonelle Belastung kann außerdem längerfristige gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, etwa durch eine geringere Thromboserate, was das Sicherheitsprofil dieser Methoden weiter verbessert.

Interessant ist auch die soziale Dimension: Daniels wies darauf hin, dass retardierte Methoden besonders für junge Frauen, Berufstätige mit unregelmäßigen Tagesabläufen und solche, die in ländlichen Regionen leben, bei denen der Zugang zu Beratung und Medikamenten eingeschränkt ist, enorme Vorteile bieten. Die reduzierte Notwendigkeit, täglich an eine Einnahme zu denken, schafft Freiräume und Selbstbestimmung. Die Herausforderung der Aufklärung und Beratung bleibt jedoch zentral, damit die Vorteile dieser Technologien breit genutzt werden können.

Insgesamt zeigt sich, dass retardierte Kontrazeptiva nicht nur ein technisches Update der klassischen Verhütung darstellen, sondern ein Paradigmenwechsel, der die Balance zwischen Effektivität, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit neu justiert. Prof. Daniels appelliert deshalb eindringlich an Wissenschaft, Industrie und Gesundheitspolitik, diese innovativen Methoden stärker in den Fokus zu rücken und durch entsprechende Förderung und Aufklärung zu begleiten. Denn die „Langsamkeit“ der Wirkstoffabgabe, so der Experte, ist keineswegs ein Nachteil, sondern vielmehr ein Schlüssel für die Zukunft der hormonellen Verhütung, die Frauen echte Wahlfreiheit, Lebensqualität und Sicherheit auf höchstem Niveau bieten kann.

Dieser Ansatz steht exemplarisch für den medizinisch-pharmazeutischen Fortschritt, der nicht allein auf das Wirkprinzip, sondern auf den gesamten Anwendungskomfort und die nachhaltige Nutzerzufriedenheit achtet. So könnten retardierte Kontrazeptiva in den kommenden Jahren das Bild der Verhütung entscheidend prägen – weg vom starren Pillenschema hin zu flexiblen, individuellen und technologiegestützten Lösungen, die den Alltag der Frauen spürbar erleichtern und zugleich medizinisch überzeugen.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass diese Entwicklungen auch eine Einladung an die Apotheken sind: Sie sind es, die als Schnittstelle zwischen Forschung, Arzt und Patientin diese Innovationen bekannt machen, sie beraten und so maßgeblich zur Akzeptanz beitragen. Die Zukunft der Verhütung ist retardiert, komfortabel und sicher – ein Fortschritt, der längst überfällig ist und der sich am Ende in zufriedeneren Anwenderinnen und besserer gesundheitlicher Versorgung widerspiegeln wird.

 

Enquete-Kommission pandemische Lehren ziehen, Krisenmanagement aufarbeiten, Gesellschaftliche Folgen analysieren

Union und SPD initiieren umfassende Bundestagskommission zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Corona-Pandemie von 2019 bis 2023 mit Fokus auf Solidarität, Schutzmaßnahmen, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftliche Auswirkungen

Mehr als fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie beginnt im Bundestag eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Krise und ihrer weitreichenden Folgen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Auf Initiative der Koalitionsfraktionen von Union und SPD soll eine Enquete-Kommission mit dem Titel „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ eingesetzt werden. Die Pandemie habe Deutschland vor Herausforderungen von historischer Dimension gestellt, die seit dem Zweiten Weltkrieg in dieser Form unbekannt gewesen seien. Die Kommission hat den Auftrag, sowohl das staatliche Krisenmanagement als auch die gesellschaftlichen Auswirkungen der Schutzmaßnahmen kritisch zu beleuchten, um aus der Erfahrung ein belastbares Fundament für künftige Gesundheitskrisen zu schaffen.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen neben der Bewertung der Frühwarnsysteme und Pandemiepläne auch die Rolle der Bund-Länder-Koordinierung in den Ministerpräsidentenkonferenzen, die Arbeit der Krisenstäbe sowie die Einbindung wissenschaftlicher Expertise in politische Entscheidungen. Dabei ist der rechtliche Rahmen mit seinen Grundrechtseingriffen und die parlamentarische Kontrolle ein wichtiger Analysepunkt. Die Auswirkungen der Virusabwehrmaßnahmen, insbesondere auf vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche, stehen ebenso im Fokus wie der Umgang mit Impfkampagnen und der Beschaffung essenzieller Schutzausrüstung wie Masken und Tests.

Darüber hinaus soll die Kommission die wirtschaftlichen Hilfen für Unternehmen und den Arbeitsmarkt bewerten und die Folgen für gesellschaftliche Bereiche wie Kultur, Tourismus sowie ehrenamtliches Engagement analysieren. Die 28-köpfige Kommission setzt sich aus 14 Abgeordneten, die nach Fraktionszugehörigkeit benannt werden, und 14 Sachverständigen zusammen, welche in Einvernehmen mit Ländern, Kommunen und Fachdisziplinen ausgewählt werden. Öffentliche Anhörungen, die Einbeziehung von Expertenmeinungen sowie die Bildung thematischer Arbeitsgruppen sichern eine transparente und fachlich fundierte Arbeit.

Mit dem Ziel, belastbare Erkenntnisse und praxisnahe Handlungsempfehlungen zu liefern, wird die Kommission bis zum 30. Juni 2027 einen umfassenden Abschlussbericht vorlegen. Zwischenberichte sollen eine frühzeitige parlamentarische Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten ermöglichen. Die geplante Enquete-Kommission ist als instrumentelle und multiperspektivische Antwort auf die vielfältigen Herausforderungen der Pandemie zu verstehen. Ihre Ergebnisse werden nicht nur für die politische Steuerung künftiger Gesundheitskrisen relevant sein, sondern auch das gesellschaftliche Bewusstsein für Solidarität und Verhältnismäßigkeit in Ausnahmesituationen stärken. Damit wird ein fundamentaler Beitrag zur nachhaltigen Resilienz der Bundesrepublik geleistet, der weit über die Pandemie hinauswirkt.

 

Gewichtsverlust, Muskelerhalt, Marktposition bei Cagri/Sema im Fokus

Die Fixkombination aus Cagrilintid und Semaglutid erzielt solide Erfolge bei Adipositas, zeigt erstmals Muskelschutz und steht im Wettbewerb mit stärkeren Konkurrenten.

Die jüngsten Ergebnisse aus den Phase-III-REDEFINE-Studien zum neuen Fixpräparat Cagrilintid/Semaglutid (Cagri/Sema) von Novo Nordisk zeichnen ein differenziertes Bild im Wettstreit der Inkretin-basierten Therapien bei Übergewicht, Adipositas und Typ-2-Diabetes. Während die Kombination aus dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid und dem Amylinanalogon Cagrilintid die erhoffte Verstärkung der Gewichtsreduktion bestätigt, bleibt sie hinter den höchsten Erwartungen zurück und bewegt sich nicht an der Spitze des Konkurrenzfeldes, in dem der duale Agonist Tizepatid von Lilly derzeit dominierende Wirkungsstärken demonstriert. Die integrierte Betrachtung der Studien zeigt nicht nur klare Gewichtseffekte, sondern wirft mit der erstmaligen Analyse des Muskelmasseerhalts auch ein neues Licht auf den qualitativen Aspekt der Gewichtsreduktion.

Im Studiendesign zeichneten sich zwei parallele REDEFINE-Programme ab: REDEFINE 1 mit 3417 Teilnehmern, darunter adipöse Personen mit und ohne metabolische Komorbiditäten, und REDEFINE 2 mit 1206 Probanden mit Typ-2-Diabetes. Beide Studien liefen über 68 Wochen, wobei die Dosierung der Fixkombination 2,4 mg/2,4 mg Cagri/Sema einmal wöchentlich subkutan appliziert wurde. Neben der reinen Wirkstoffgabe erfolgte für alle Studienteilnehmer ein Lifestyleprogramm, das Ernährungs- und Bewegungsmaßnahmen einschloss.

Die Resultate aus REDEFINE 1 bestätigen den starken Gewichtsverlust von durchschnittlich −20,4 Prozent im Intention-to-Treat-Ansatz und steigern sich auf −22,7 Prozent, wenn nur therapietreue Patienten einbezogen werden. Semaglutid als Monotherapie erreichte in derselben Studie −14,9 Prozent, Cagrilintid allein −11,5 Prozent, während Placebo bei −3,0 Prozent verharrte. Diese Werte positionieren Cagri/Sema im Segment der effektivsten nichtoperativen Interventionen, allerdings ohne die zuvor kommunizierte Zielmarke von −25 Prozent zu übertreffen. In REDEFINE 2 bei Typ-2-Diabetikern lagen die Gewichtsverluste erwartungsgemäß niedriger bei −13,7 Prozent (ITT) und −15,7 Prozent (Per-Protocol), was den metabolischen Besonderheiten der Patientengruppe entspricht.

Die Gastrointestinalverträglichkeit blieb der limitierende Faktor: Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen waren die häufigsten Nebenwirkungen, die in beiden Studien vergleichbar auftraten und für manche Patienten eine Herausforderung hinsichtlich der Adhärenz darstellen. Die Nebenwirkungsprofile unterscheiden sich dabei nicht grundlegend von bisherigen Inkretinmimetika.

Bemerkenswert ist die erstmalige umfassende Betrachtung der Körperzusammensetzung bei 252 Teilnehmern von REDEFINE 1 mittels DEXA-Scans vor und nach Therapie. Diese Messungen zeigen eine Reduktion des Fettanteils am Körpergewicht um −6,1 Prozent unter Cagri/Sema, gegenüber −5,5 Prozent bei Semaglutid allein, während Cagrilintid monotherapeutisch auf −2,7 Prozent kam und Placebo kaum veränderte. Parallel stieg die Magermasse um 5,5 Prozent (Cagri/Sema) versus 5,1 Prozent (Semaglutid), wobei die Unterschiede zwar gering, jedoch potenziell klinisch relevant sind. Dieses Muster deutet auf eine qualitativ günstigere Gewichtsabnahme mit Erhalt der Muskelmasse durch die Kombination hin, was die Annahme untermauert, dass Amylinanalogon und GLP-1-Agonist synergistisch wirken können, um Muskelschwund zu verhindern, der bei strengem Gewichtsverlust häufig zu beobachten ist.

Die Bewertung der Daten spaltet Expertenmeinungen: Professor Dr. Timothy Garvey, leitender Autor der Studie, bezeichnete den erreichten Gewichtsverlust als Spitzenwert bestehender pharmakologischer Interventionen, was die klinische Bedeutung unterstreicht. Demgegenüber relativiert die medizinische Fachwelt die Resultate angesichts der Hoffnungen und der stärkeren Wirksamkeit konkurrierender Substanzen. Dr. Samar Hafida von der ADA warnt davor, das Augenmerk zu stark auf Prozentzahlen zu richten, da bereits moderate Gewichtsreduktionen von etwa zehn Prozent erhebliche metabolische Verbesserungen bewirken. Dieser pragmatische Blickwinkel rückt den Nutzen der Therapie in den Fokus, ohne sich in Zahlenvergleichen zu verlieren.

Der Marktkontext verschärft die Einordnung: Der GLP-1-Agonistenmarkt wird von hochpotenten Wirkstoffen dominiert, die nicht nur Gewicht, sondern auch metabolische Parameter wie Blutzucker und Blutdruck effektiv senken. Die Herausforderung für Cagri/Sema liegt darin, sich trotz der vorteilhaften Kombination auf diesem gesättigten Feld zu behaupten. Zudem erfordert der Einsatz von Fixkombinationen besondere strategische Überlegungen bezüglich Patientenadhärenz, Kosten und Langzeitverträglichkeit.

Die vorliegenden Daten öffnen zudem neue Fragen zur Optimierung der Kombinationstherapie: Wie können Dosis und Verabreichungsintervall weiter individualisiert werden? Welchen Einfluss hat der Muskelmasseerhalt auf funktionelle und metabolische Langzeiteffekte? Und inwieweit kann Cagri/Sema auch in anderen Patientengruppen, etwa solchen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, seine Vorteile ausspielen? Solche Fragestellungen sind essentiell, um die Rolle dieser innovativen Therapie in der künftigen Behandlungslandschaft zu definieren.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Cagrilintid/Semaglutid trotz einer Wirkstärke, die keine neuen Maßstäbe setzt, wichtige Fortschritte im qualitativen Gewichtsmanagement signalisiert. Der differenzierte Muskelmasseerhalt und die solide Wirksamkeit bei adipösen sowie diabetischen Patienten bilden ein stabiles Fundament, das in Kombination mit weiteren Studien und Praxiserfahrungen das Potenzial hat, die therapeutische Vielfalt sinnvoll zu erweitern. Ob Cagri/Sema langfristig eine Spitzenposition im umkämpften Markt einnehmen kann, wird maßgeblich von der weiteren klinischen Entwicklung, Preisgestaltung und der Akzeptanz durch Patienten und Ärzte abhängen. Die vorgestellten Phase-III-Ergebnisse bilden einen wichtigen, aber nicht endgültigen Schritt in diesem dynamischen Prozess.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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