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  • 18.06.2025 – Apotheken-News: Finanzierung braucht Struktur, Versorgung braucht Reform, Telemedizin braucht Regeln
    18.06.2025 – Apotheken-News: Finanzierung braucht Struktur, Versorgung braucht Reform, Telemedizin braucht Regeln
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Länder verlangen eine Apothekenreform mit pDL-Stärkung, warnen vor GmbH-Modellen und streiten über Telemedizin und Zuweisungsverbot...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Finanzierung braucht Struktur, Versorgung braucht Reform, Telemedizin braucht Regeln

 

Wie Länder für Apotheken kämpfen, Juristen über Zuweisungen urteilen und Patientenversorgung neu austariert wird

Die Gesundheitsministerkonferenz macht Druck, weil die wirtschaftliche Schieflage der Vor-Ort-Apotheken eskaliert – eine Apothekenreform soll nicht mehr aufgeschoben, sondern jetzt durchgesetzt werden, inklusive Honoraranpassung und Anerkennung pharmazeutischer Dienstleistungen, während gleichzeitig unter dem Deckmantel vermeintlicher Modernisierung das Modell der Apotheken-GmbH politisch lanciert wird und die integritätsbasierte Struktur des Fremdbesitzverbots ins Wanken gerät, verstärkt durch das Auftreten profilierter Ex-Funktionäre wie Rainer Kern im Dienst von DocMorris, während auf juristischer Ebene das Landgericht Frankfurt mit seinem Urteil zur Plattform DoktorABC neue Maßstäbe für das Zuweisungsverbot und die Telemedizin setzt, begleitet von einem europäischen Gleichberechtigungsdiskurs rund um das britische Votum zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, der das deutsche Festhalten an § 218 zunehmend in Frage stellt, parallel dazu entstehen neue Verantwortungshorizonte für Apotheken im Umgang mit neuen Warnhinweisen wie der HAGMA-Risikoaufnahme bei Paracetamol, während Fortbildungen zum sicheren Umgang mit Statinen, neue Arzneimittelansätze wie Dapagliflozin bei MASH oder Frexalimab bei MS, aber auch antisensebasierte Therapien wie Eplontersen zeigen, dass Versorgung nur mit mutiger Strukturpolitik, interdisziplinärer Integration und funktionierendem Recht zukunftsfähig bleibt.


Die politischen Fundamente der Arzneimittelversorgung geraten unter wachsenden Druck: Während die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder mit Nachdruck eine strukturwirksame Apothekenreform vom Bundesgesundheitsministerium einfordern, öffnen wirtschaftsnahe Akteure parallel eine neue Debatte um die Rechtsform der Offizinapotheken. Das System, das auf dem Prinzip der persönlichen Verantwortung der Apothekerin oder des Apothekers beruht, soll durch GmbH-Strukturen ersetzt werden, in denen Kapitalbeteiligungen dominieren könnten – mit erheblichen Risiken für die Integrität und Neutralität der Versorgung. Die Länder setzen daher ein deutliches Gegensignal: Sie verlangen nicht weniger als die finanzielle Rettung der öffentlichen Apotheke. Als Hebel der Zukunft sehen sie vor allem die Stärkung pharmazeutischer Dienstleistungen, eine dynamisierte Vergütung und eine nachhaltige Sicherstellung flächendeckender Präsenz.

Auf der Gesundheitsministerkonferenz in Weimar (11./12. Juni 2025) wurde der Bundesgesundheitsminister unmissverständlich adressiert: Die wirtschaftliche Lage vieler Vor-Ort-Apotheken sei so prekär, dass ein weiteres Zuwarten die Arzneimittelversorgung akut gefährde. Im Mittelpunkt steht der politische Imperativ zur Umsetzung vereinbarter Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag – unter anderem eine Honoraranpassung, eine systematische Dynamisierung der Vergütung sowie die Integration von Präventionsleistungen in das Finanzierungsmodell. Die Forderung ist nicht neu, gewinnt jedoch durch den Schulterschluss der Länder politische Schärfe. Die Ländervertreterinnen und -vertreter betonen, dass insbesondere die pDL – pharmazeutischen Dienstleistungen – nicht als freiwilliges Add-on, sondern als tragende Säule einer modernen Apothekenversorgung zu verstehen seien. Gerade in einem System, das auf Prävention, Therapietreue und Arzneimittelsicherheit setzt, müssen diese Leistungen zentral honoriert und in Versorgungsverträge integriert werden.

Doch während auf der Länderseite Stabilisierung gefordert wird, schürt eine andere Debatte Verunsicherung: Der Ruf nach Apotheken-GmbHs. Dass sich ausgerechnet der ehemalige Kommunikationschef der ABDA, Rainer Kern, als neuer Stratege für DocMorris öffentlich für die Aufweichung des Fremdbesitzverbots einsetzt, verleiht der Debatte ein besonderes Gewicht – und eine gewisse Abgründigkeit. Wenn ein früherer Wächter der Standespolitik plötzlich als Architekt der Kapitalinteressen auftritt, wird deutlich, wie eng Anspruch und Angriff in der Branche inzwischen miteinander verknüpft sind. Der Vorstoß, Apotheken in GmbH-Strukturen zu überführen, kommt dabei nicht nur aus dem DocMorris-Kosmos, sondern auch aus zytostatikaherstellenden Netzwerken, dem Verband innovativer Apotheken und dem BVVA. Das gemeinsame Argument lautet: Die junge Apothekergeneration wolle keine unternehmerische Verantwortung mehr übernehmen. Die Gegenfrage lautet: Wenn keine Person mehr haftet – wer schützt dann das Gemeinwohl?

Während die Standespolitik diese Diskussion mit äußerster Skepsis verfolgt, tobt auf einem anderen Spielfeld bereits der nächste Konflikt: Die Telemedizin als Modellfall für rechtliche Grundsatzentscheidungen. Im Zentrum steht die Plattform DoktorABC, die ärztliche Ferndiagnosen mit Rezeptausstellung für Medizinalcannabis kombiniert – und gemeinsam mit bestimmten Versandapotheken einen Premium-Lieferservice anbietet. Der Vorwurf eines Wettbewerbers – namentlich DrAnsay – lautete: Die voreingestellte Apothekenwahl innerhalb der Plattform verletze das Zuweisungsverbot nach § 11 ApoG und untergrabe die freie Wahl der Apotheke. Das Landgericht Frankfurt entschied jedoch anders. In seinem Beschluss vom 28. Mai 2025 (Az. 2-06 O 150/25) lehnte es den Antrag auf einstweilige Verfügung gegen eine beteiligte Berliner Apotheke ab. Mit dieser Entscheidung markiert das Gericht nicht nur die faktische Duldung bestehender Plattformlogiken, sondern stellt auch eine neue Interpretation der Zuweisungsverbots-Grenzen zur Diskussion. Ob aus Sicht der Versorgungsneutralität jedoch ein kommerziell motiviertes Auswahlvoting im Apothekenbestellprozess tragbar ist, bleibt juristisch und ethisch umstritten.

Ebenfalls im Brennpunkt politischer Diskussionen steht das Thema Selbstbestimmung und Rechtssicherheit bei Schwangerschaftsabbrüchen. Während England und Wales mit breiter parlamentarischer Mehrheit die Entkriminalisierung von Abbrüchen vorantreiben, bleibt Deutschland weiter am Paragrafen 218 haften. Die britische Gesetzesänderung, initiiert durch Labour-Abgeordnete, signalisiert einen Paradigmenwechsel hin zu einem Gesundheitsrecht auf Basis der Autonomie statt Kriminalisierung. In Deutschland hingegen scheiterte zuletzt der Versuch, eine vergleichbare Neuregelung zu implementieren. Das Festhalten an der Strafrechtslogik bringt nicht nur rechtliche Spannungen, sondern untergräbt auch das Vertrauen in die Gleichbehandlung europäischer Bürgerinnen.

Die Debatte um rechtliche Grauzonen spiegelt sich auch in der Arzneimittelsicherheit wider. So forderte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) jüngst alle Hersteller auf, die Fach- und Gebrauchsinformationen von Paracetamol-haltigen Arzneimitteln anzupassen. Hintergrund ist die Aufnahme einer neuen Nebenwirkung – der Pyroglutaminsäure-Azidose, kurz HAGMA. Diese potenziell lebensbedrohliche Komplikation, wenn auch selten, zwingt Apotheken dazu, ihre Dokumentations- und Beratungspflichten zu aktualisieren. Besonders relevant: Die Änderung betrifft auch Produkte unter Standardzulassung gemäß § 36 AMG – also Präparate, die vielfach von Apotheken selbst vertrieben werden. Die Verantwortung reicht damit bis in die Offizin.

Wie hoch der pharmakologische Anspruch an Apotheken tatsächlich ist, zeigt auch das Beispiel der Statintherapie. Mehr als elf Millionen Menschen in Deutschland erhalten Statine – oft als Teil komplexer Medikationspläne mit Interaktionsrisiken. Beim pDL Campus wurde kürzlich betont, wie wichtig eine aktive Medikationsanalyse ist. Vier Faktoren gelten dabei als Schlüssel: Interaktionsgefahr (v. a. Simvastatin), Nebenwirkungsrisiken (insbesondere Myopathien), Adhärenzprobleme und der richtige Einnahmezeitpunkt. Für Apotheken heißt das: Kommunikation ist keine Zusatzleistung, sondern eine therapeutische Pflicht. Denn das Missverständnis über eine Therapie kann letztlich tödlicher wirken als ihre Nebenwirkung.

Ein vergleichbares Potenzial zur Therapieverbesserung zeigt sich auch in der stationären Versorgung – etwa bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Ein Pilotprojekt in Regensburg demonstrierte eindrucksvoll, wie Stationsapotheker:innen zur Verbesserung der Adhärenz, zur frühzeitigen Erkennung von Wechselwirkungen und zur Vertrauensbildung beitragen. Inzwischen wurde das Projekt entfristet – als dauerhafter Bestandteil der CED-Versorgung. Die Ergebnisse belegen: Eine patientenzentrierte Medikation ist ohne pharmazeutisches Fachpersonal nicht mehr zukunftsfähig.

Diese Erkenntnis verbindet sich mit neuen Entwicklungen in der Arzneimittelforschung. Der CD40L-Antikörper Frexalimab etwa zeigt in der Langzeittherapie bei MS-Patient:innen stabile Krankheitskontrolle. 92 Prozent der Behandelten blieben in der Zwei-Jahres-Auswertung schubfrei – ein deutliches Signal für die klinische Relevanz des Targets. Auch Dapagliflozin, bislang als Antidiabetikum bekannt, eröffnet neue Therapiemöglichkeiten bei MASH, der metabolischen Steatohepatitis. Fibrose und Entzündung gingen signifikant zurück – ein Ansatz, der neue Studien nach sich ziehen dürfte. In einem anderen seltenen Krankheitsfeld – der hereditären ATTR-Amyloidose – etabliert sich mit Eplontersen ein weiteres Antisense-Oligonukleotid, das nicht nur neurologische Symptome stabilisiert, sondern auch ein Beispiel für leberspezifische Targeting-Strategien liefert.

Schließlich liefert eine Verhaltensstudie mit Schimpansen und einem gähnenden Android neue Impulse für die Robotik und das Tierverständnis: Die Tiere reagierten empathisch auf das künstliche Gähnen, manche legten sich sogar schlafen. Dass Maschinenmimik ein solches Verhalten auslöst, könnte neue Wege für Robotik in der Verhaltensforschung und therapeutischen Begleitung ebnen.

Im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftsdruck, Rechtssicherheit, Therapietreue und ethischer Verantwortung wird klar: Apothekenpolitik ist mehr als eine Frage der Finanzierung – sie ist ein Seismograph für die Zukunftsfähigkeit unseres Versorgungssystems.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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