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  • 22.06.2025 – Plattformen entgrenzen Verantwortung, Apotheken tragen die Folgen, Politik zieht die Reißleine
    22.06.2025 – Plattformen entgrenzen Verantwortung, Apotheken tragen die Folgen, Politik zieht die Reißleine
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | In KW 25 geraten Medizinalcannabis-Plattformen, Rentenabschreibungen, Notdienstverteilung und Reformversprechen ins Zentrum – Apotheken ...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Plattformen entgrenzen Verantwortung, Apotheken tragen die Folgen, Politik zieht die Reißleine

 

Wie die Gesundheitsministerkonferenz die Online-Verschreibung von Cannabis stoppen will, welche Haftungsrisiken Apotheken fürchten – und warum die Bundesregierung jetzt handeln muss

Apotheken-News der Woche – KW 25 (17.06. bis 21.06.2025)

In der 25. Kalenderwoche verdichten sich politische Rückzugsmanöver, regulatorische Schieflagen und strukturelle Risiken zu einem komplexen Lagebild für Apotheken: Die Gesundheitsministerkonferenz greift erstmals entschieden gegen die Entgrenzung ärztlicher Verantwortung bei der Online-Verschreibung von Cannabis ein und fordert klare Leitplanken für Telemedizin und Rezeptausstellung – ein überfälliger Schritt, der Apotheken vor Haftungsrisiken schützen soll. Gleichzeitig ringen Versorgungswerke wie in Schleswig-Holstein mit massiven Abschreibungen, was Fragen nach Rentensicherheit, Risikosteuerung und Transparenz aufwirft. Währenddessen wächst der Reformstau auf Bundesebene: Bundesministerin Warken sendet zwar neue Gesprächssignale, doch substanzielle Fortschritte bei pDL, Honorierung oder Prävention bleiben aus. Digitale Fragilität zeigt sich im Softwareumbau von Noventi, strukturelle Verzerrungen offenbart die EU-Abwasserrichtlinie KARL, und selbst bei der Rekordnotdienstvergütung wird klar: Mehr Geld kaschiert nur den Rückbau. Kammerbeiträge, Apothekenschließungen und eine lähmende ABDA-Strukturreform komplettieren das Bild einer Woche, in der politische Verantwortung oft mit terminologischer Präzision verwechselt wird – während die Betriebe weiter auf Entscheidungen warten.

 

Plattformen entgrenzen Verantwortung, Apotheken tragen die Folgen, Politik zieht die Reißleine

Wie die Gesundheitsministerkonferenz die Online-Verschreibung von Cannabis stoppen will, welche Haftungsrisiken Apotheken fürchten – und warum die Bundesregierung jetzt handeln muss

Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat einen präzisen, aber folgenreichen Beschluss gefasst: Die ärztliche Verschreibung von Medizinalcannabis soll künftig nur noch nach persönlicher Erstkonsultation erfolgen, vorausgesetzt, es besteht eine medizinisch nachvollziehbare Indikation. Das klingt nach medizinischer Selbstverständlichkeit – und ist doch das Resultat einer eskalierenden Entwicklung im Schatten der Cannabislegalisierung: Plattformärztliche Rezepte, oft innerhalb weniger Minuten und ohne fundierte Anamnese ausgestellt, untergraben nicht nur die ärztliche Verantwortung, sondern bringen auch Apotheken in eine juristische Zwickmühle. Die Apothekerkammer Nordrhein hat das erkannt und zieht juristisch gegen die fragwürdige Praxis ins Feld. Der GMK-Beschluss ist nun der überfällige politische Schulterschluss mit dieser Linie – und ein direkter Appell an das Bundesgesundheitsministerium, regulierend einzugreifen.

Im Zentrum der Debatte steht die zunehmend industriell betriebene Onlineverordnungspraxis, bei der Telemedizin-Plattformen nicht selten mit dem Versprechen werben, unkompliziert und schnell Cannabisrezepte auszustellen. In vielen Fällen gegen Vorkasse, selten mit dauerhaft behandelnden Ärzt:innen, fast nie mit strukturierter Verlaufsbeobachtung. Die Anbieter sind rechtlich zwar noch im Spielraum des Medizinal-Cannabisgesetzes, doch ihr Geschäftsmodell orientiert sich offenkundig an Effizienzkennzahlen, nicht an therapeutischem Ethos. Genau hier setzt die GMK an: Der Schutz ärztlicher Verantwortung als tragende Säule des Versorgungssystems soll durch gesetzliche Vorgaben gesichert werden. Das bedeutet nicht das Aus für Telemedizin – wohl aber das Ende für eine Rezeptvergabe per Mausklick.

Für Apotheken ist der Beschluss mehr als eine politische Absichtserklärung. Sie erleben seit Monaten, dass patientenferne Plattformrezepte zunehmend zur Belastung werden – nicht nur organisatorisch, sondern vor allem juristisch. Die Rezeptprüfung wird zur Gratwanderung zwischen Abgabepflicht und Eigenverantwortung, Haftungsfragen im Fall von Falschverordnungen bleiben ungelöst. Die Frage, ob ein Rezept auf belastbarer ärztlicher Grundlage beruht, kann das pharmazeutische Personal in der Offizin nicht prüfen – es muss darauf vertrauen. Wenn aber Plattformmodelle systematisch auf Scheinberatung und Serienrezepte setzen, wird dieses Vertrauen zur juristischen Hypothek. Der Wunsch nach klaren Regeln ist daher kein Branchenlobbyismus, sondern Ausdruck praktischer Notwehr.

Die GMK denkt den regulatorischen Hebel weit: Sollte sich der Bund nicht zu einer schnellen und wirksamen Gesetzesänderung durchringen, regen die Ministerinnen und Minister an, Cannabisblüten wieder ins Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufzunehmen. Dies wäre ein deutlicher Paradigmenwechsel. Denn durch die Gesetzesänderung von 2017 hatte man Cannabis als medizinisch verordnungsfähiges Arzneimittel jenseits der klassischen BtM-Regelungen geöffnet, um die Versorgung zu vereinfachen. Eine Rückverlagerung ins BtMG wäre daher kein bloßer Formalakt, sondern ein Signal an die gesamte therapeutische Landschaft – und ein Eingeständnis, dass Entgrenzung in bestimmten Bereichen nicht zur Versorgungssicherheit, sondern zu deren Auflösung führt.

Parallel dazu fordert die GMK eine rechtliche Präzisierung der Telemedizin. Es solle rechtssicher definiert werden, welche Anforderungen an ärztliche Beratung, Anamnese, Verlaufskontrolle und Dokumentation zu erfüllen sind, bevor ein Rezept ausgestellt werden darf. Plattformen, deren Geschäftsmodell vorrangig auf Verordnungsdurchsatz basiert, sollen aus dem Markt gedrängt werden. Auch dafür liefert die Apothekenpraxis klare Argumente: Apotheken sind zunehmend gezwungen, unvollständige Rezepte nachzufassen, ärztliche Rücksprachen zu führen oder auf dubiose Rezeptgeber hinzuweisen. All dies kostet Zeit, Geld und Vertrauen – nicht nur auf Seiten der Leistungserbringer, sondern auch bei den Patientinnen und Patienten, die mitunter durch Plattformen fehlberaten wurden.

Ein Blick auf die europäische Umgebung zeigt, dass Deutschland kein Sonderfall ist. Auch in anderen Ländern wird die Freigabe von Medizinalcannabis von kommerziellen Anbietern genutzt, um durch aggressive Marktstrategien medizinische Scheintransparenz zu schaffen. Der Unterschied: In Deutschland trägt die Apotheke die letzte Verantwortungskette – und bleibt bei unklaren Rezepten allein auf weiter Flur. Die Forderung der GMK, diesen Zustand zu beenden, ist daher nicht nur ein gesundheitspolitisches Signal, sondern ein ordnungspolitisches Gebot. Versorgung braucht Regeln. Plattformen brauchen Grenzen. Und Apotheken brauchen Sicherheit.

 

Kapitalverlust trifft auf Rentenversprechen, Vertrauensfrage trifft auf Zukunftssicherung, Transparenz trifft auf Erwartungslasten

Wie das Versorgungswerk Schleswig-Holstein mit Millionenabschreibungen ringt, sich um Stabilität bemüht und ab 2027 wieder wachsen will

Die Nachricht, dass das Versorgungswerk der Apothekerinnen und Apotheker in Schleswig-Holstein in den vergangenen beiden Geschäftsjahren insgesamt über 80 Millionen Euro abschreiben musste, sorgt für Unruhe – auch wenn die Geschäftsführung betont, dass keine strukturelle Schieflage vorliege. Auf dem Papier mögen solche Wertberichtigungen betriebswirtschaftlich nachvollziehbar sein, doch in der Realität schlagen sie bei den Versicherten vor allem emotional zu Buche.

Wer jahrzehntelang einzahlt, will sich nicht mit Kapitalmarktvolatilitäten oder Rückstellungen aus immobilienbasierten Finanzierungen herumschlagen. Er will wissen, ob seine Altersvorsorge sicher ist. Und diese Frage steht nun im Raum: Wie stabil ist die Apothekerversorgung in Schleswig-Holstein wirklich?

Die Probleme resultieren aus einem Marktumfeld, das sich schneller verändert hat, als viele Experten prognostizierten. Sinkende Immobilienwerte, stagnierende Mieten, steigende Zinsen – all das hat Investments, die einst als sicher galten, unter Druck gesetzt. Dass das Versorgungswerk 2023 Kapitalanlagen in Höhe von 48,2 Millionen Euro und im Folgejahr noch einmal 32,4 Millionen Euro außerplanmäßig abschreiben musste, ist Ausdruck einer überfälligen Neubewertung. Solche Verluste sind nicht bloß Rechenteile, sondern realitätswirksame Korrekturen, die Rückwirkungen auf Renditeerwartungen, Anlagestrategie und das Sicherheitsgefühl der Mitglieder entfalten.

Dennoch will die Führung des Versorgungswerks ein klares Signal senden: Es gebe keinen Anlass zur Panik. Die getätigten Wertberichtigungen dienten gerade dazu, Risiken zu isolieren und die Kapitalstruktur zu stärken. Die Perspektive sei langfristig. Ab 2027 plane man wieder mit Leistungsdynamisierungen, was implizit ein Bekenntnis zur Generationengerechtigkeit ist – sofern es nicht bei der Absichtserklärung bleibt.

Ein entscheidender Punkt in der gegenwärtigen Diskussion ist das Vertrauen der Versicherten in die Systemarchitektur selbst. Versorgungseinrichtungen leben nicht nur von Rechnungszinsen und Anlageerträgen, sondern vor allem von der Akzeptanz ihres Systems. Wer den Eindruck gewinnt, dass interne Managemententscheidungen oder stille Kapitalmarktverluste verschleiert werden, wird kritisch. Deshalb sind Transparenz und Kommunikation keine PR-Tools, sondern betriebliche Risikomanagementinstrumente.

Die Geschäftsführung scheint dies erkannt zu haben – sie sucht den Dialog, verweist auf gut strukturierte Portfolios abseits der problematischen Assets und betont die Funktionalität der Umlagesystematik. Kritisch bleibt dennoch: Der Vertrauensverlust ist leichter eingetreten, als er zu reparieren ist. Die apothekerliche Versorgungssicherheit beruht nicht nur auf ökonomischer Logik, sondern auf psychologischer Stabilität.

Die Ankündigung von Leistungsanpassungen in der Zukunft muss durch faktisches Handeln unterlegt sein. Dazu gehört auch, in der strategischen Neuausrichtung die Lehren aus der Immobilienkrise zu operationalisieren – etwa durch ein diversifizierteres Risikomanagement, durch breitere Anlageklassen und durch belastbare Nachhaltigkeitskriterien. Denn am Ende zählt für alle Versicherten nur eines: dass ihr Vertrauen in eine sichere Rente nicht erneut enttäuscht wird.

 

Politik erkennt das Apothekenproblem, verdrängt die Verantwortung, vertagt die Reform

Wie Jens-Andreas Münch zwischen Zuversicht und Realität pendelt, Ministerin Warken neue Signale setzt – und die Regierung trotzdem nicht liefert

Es wäre so einfach, Hoffnung zu haben, wenn politische Prozesse nicht so regelmäßig an ihrer eigenen Dynamik ersticken würden. Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, versucht dennoch, Zuversicht zu mobilisieren – ausgerechnet aus der Kommunikationshaltung der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. Sie habe, so Münch, einen anderen Stil, sei aufmerksamer, signalisiere Umsetzungsbereitschaft und erkenne immerhin an, dass Apotheken „nicht jammern, sondern ein echtes Problem haben, das zügig angegangen werden muss“. Doch während Münch bemüht ist, Anzeichen von Veränderung zu deuten, rollt die politische Realität ungerührt über die Hoffnung hinweg.

Denn faktisch ist noch nichts geschehen. Keine Eckpunkte, keine Gesetzentwürfe, kein erkennbarer Zeitplan. Der Koalitionsvertrag mag die Apothekenreform enthalten, doch das allein ist ein leerer Rahmen, solange nicht politischer Wille, zeitliche Priorität und operative Umsetzung zusammenkommen. Die Reformankündigung hat den Sprung von der Absichtserklärung in die Handlung nicht geschafft. Und das ist bezeichnend für die chronische Schwäche der Apothekenpolitik: Ihre Notlage wird zwar begriffen, aber nicht bearbeitet.

Die Themenlage auf Ministeriumsebene ist dicht: Pflege, Krankenhausreform, Bürokratieabbau, psychotrope Substanzen wie Lachgas und K.o.-Tropfen, Cannabis-Evaluation, Implantatregister, Rettungswesen, Primärarztmodell. Für all das wurden Prozesse angeschoben, Sitzungen geplant, Maßnahmen vorbereitet. Die Apothekenreform hingegen bleibt das, was sie in der Vergangenheit auch war: eine verschobene Reform, eine stillgelegte Baustelle, ein „nice to have“, aber eben kein „must act“.

Und das, obwohl die Zahlen sprechen. Inzwischen ist von einer Netto-Schließung von rund einer Apotheke pro Tag auszugehen. Betriebswirtschaftlich überleben viele Apotheken nur noch, weil sie auf Rücklagen zurückgreifen oder Investitionen komplett aussetzen. Die Nachwuchssituation verschärft sich, der Fachkräftemangel trifft aufs Land wie auf die Städte, und die psychische Belastung der Inhaberinnen und Inhaber erreicht Spitzenwerte. All das ist kein „Jammern“, sondern eine Beschreibung von realem Strukturverlust.

Wenn Münch nun betont, dass es zumindest gelungen sei, den Eindruck zu hinterlassen, Apotheken hätten ein echtes Problem, ist das zwar ein Fortschritt in der politischen Wahrnehmung – aber keiner in der politischen Wirkung. Denn Wirkung heißt: Gesetzgebung, Finanzierung, Steuerung. Wahrnehmung ohne Handlungsbereitschaft ist nicht mehr als symbolische Kulisse.

Die Regierung laviert weiter. Der Koalitionsvertrag wird als Argument für zukünftiges Handeln herangezogen, aber nie als Verpflichtung für sofortige Umsetzung. Ministerin Warken mag offener kommunizieren als ihr Vorgänger, doch ohne strukturelle Kurskorrektur bleibt auch sie in der Kette der politischen Vertröstung verfangen. Dass die Apothekenbranche einen neuen Gesprächskanal erhält, ist wichtig – aber kein Ersatz für Entscheidungen.

Die Standespolitik versucht derweil, die Kommunikationsfenster zu nutzen. Sie setzt auf Gespräche, auf Gremienkontakte, auf strategische Beteiligung an Gesetzesprozessen. Doch der Preis für diese Langatmigkeit ist hoch: Wer zu lange wartet, verliert die Betriebe, für die er kämpft. Schon heute sind in manchen Regionen die Wege zur nächsten Notdienstapotheke länger als politisch vertretbar.

Der Frust wächst. Nicht, weil es keine Gespräche gäbe – sondern weil diese Gespräche immer wieder ins Leere laufen. Die Apothekerschaft hat keine Lobby, die mit Milliarden Einfluss ausübt. Ihre Argumente gründen auf Versorgung, nicht auf Rendite. Und genau deshalb wird sie übersehen.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Apothekenpolitik nicht nur von Verständnis lebt, sondern von Entscheidungen. Die Botschaft, dass Apotheken nicht jammern, sondern an der Belastungsgrenze arbeiten, ist angekommen – aber sie bleibt unbeantwortet. Und wenn der politische Wille zur Handlung fehlt, ist selbst das größte Verständnis nur ein Resonanzraum für eine Branche im Rückzug.

 

Wenn Vielfalt zur Last wird, Konsolidierung zur Pflicht, Vertrauen zur Währung

Warum Noventi sein Softwareportfolio radikal strafft, was Apotheken daraus lernen müssen und wie digitale Stabilität zur Systemfrage wird

Der digitale Wandel hat seine eigenen Gesetze, vor allem dann, wenn historische Vielfalt auf ökonomischen Druck trifft und unternehmerische Überforderung zu struktureller Bereinigung zwingt. Jahrelang war das Softwareangebot des IT-Dienstleisters Noventi ein Kuriosum – ein technisch gepflegter Flickenteppich aus Systemen wie Prokas, Pharmasoft, Infopharm, Jump und Asys, die allesamt aus früheren Anbieterfusionen hervorgegangen waren und parallel betreut wurden. Während der Markt längst auf Plattformintegration, Vereinheitlichung und wirtschaftliche Skalierung setzte, hielt Noventi an der Idee fest, jede Kundschaft auf ihrem gewohnten System zu belassen und alle Linien gleichwertig weiterzuentwickeln. Eine Position, die nach außen als Serviceorientierung verkauft wurde, intern aber zunehmend zur Belastung geriet. Denn Wartung, Weiterentwicklung, Kompatibilität und Innovationskraft ließen sich über fünf technologische Linien hinweg kaum effizient steuern – von den betriebswirtschaftlichen Folgekosten ganz zu schweigen.

Erste Absetzbewegungen wurden bereits vor Jahren sichtbar, als das Unternehmen unter dem damaligen Namen Awinta versuchte, mit der Neuentwicklung „Jump“ eine Art Sprunginnovation zu schaffen. Doch der Versuch scheiterte, weil sich viele Apotheker nicht von ihren etablierten Systemen lösen wollten. Auch die darauffolgende Initiative „Awinta One“ sollte eine Standardisierung bringen, blieb jedoch im fragmentierten Altbestand stecken. Die Realität war: Die Kundschaft war konservativ, das Systemportfolio komplex, und die Innovationslinie zersplittert. Der mutmaßliche Vorteil eines vermeintlich modularen Softwareportfolios erwies sich zunehmend als Innovationshindernis – intern wie extern.

Mit dem abrupten Abgang des CEO Hermann Sommer und des Finanzchefs Victor Castro im Herbst 2022 änderte sich das Kräfteverhältnis in der Führung radikal. Der Vorhang fiel, die interne Wahrheit trat zutage: Das Unternehmen war unter erheblichen finanziellen Druck geraten – auch, weil es zu lange an seiner Softwarediversität festgehalten hatte. In der Folge fiel die Entscheidung, das Portfolio drastisch zu straffen und konsequent auf zwei Linien zu reduzieren: Awinta One als zukunftsgerichtete Plattformlösung, Prokas als etablierte Bestandssoftware mit größerem Verbreitungsgrad. Pharmasoft, Infopharm und Jump wurden aufgegeben, Asys war bereits zuvor eingestellt worden. Die Entscheidung war unausweichlich – auch wenn sie spät kam.

Die Vertreterversammlung von Noventi, auf der nun Bilanz gezogen wird, dürfte zur Nagelprobe darüber werden, ob der Konsolidierungskurs gegriffen hat. Entscheidend wird sein, ob es gelang, die betroffenen Kunden erfolgreich zu migrieren, die Mitarbeiterbindung trotz Umstrukturierung zu halten und die Investitionskraft in die verbleibenden Systeme zu bündeln. In einer Branche, in der Digitalisierung nicht nur ein Fortschrittsversprechen, sondern längst ein betrieblicher Überlebensfaktor ist, entscheidet nicht die Menge der Softwareangebote über den Erfolg, sondern ihre strategische Schärfe, ihre technische Homogenität und ihre finanzielle Tragfähigkeit.

Die Apotheken können aus dem Fall Noventi ihre eigenen Rückschlüsse ziehen. Wer auf zu vielen digitalen Baustellen gleichzeitig agiert, verliert am Ende die Übersicht, die Kontrolle – und das Vertrauen der Anwender. In einer Zeit, in der regulatorische Vorgaben, E-Rezept-Standards, Datenschutzrichtlinien und Versorgungsverantwortung gleichzeitig auf Apothekensysteme einwirken, ist digitale Klarheit kein Luxus mehr, sondern eine Pflicht. Der Markt verlangt von IT-Dienstleistern nicht nur Innovation, sondern auch strategische Integrität. Die Softwarefrage ist längst eine Systemfrage geworden. Sie entscheidet darüber, ob die Apotheke der Zukunft effizient, stabil und sicher arbeiten kann – oder sich in einem digitalen Flickwerk verliert.

Insofern steht Noventi exemplarisch für eine Entwicklung, die viele Unternehmen in der Gesundheits-IT erleben: Die Komplexität der Vergangenheit muss durch klare Architektur, saubere Führungsentscheidungen und wirtschaftlich vertretbare Investitionslinien ersetzt werden. Softwarevielfalt ist nur dann ein Vorteil, wenn sie auf einem integrativen Fundament ruht. Sonst ist sie Ballast. Und wer Ballast nicht rechtzeitig abwirft, wird vom Fortschritt überrollt.

 

Kostenpflicht ohne Ausgleich, Versorgung unter Druck, Umweltpolitik mit Schlagseite

Warum die EU mit der KARL-Richtlinie pharmazeutische Hersteller überfordert, patientennahe Versorgung gefährdet und systemische Umweltverantwortung verkürzt

Die Debatte um die geplante EU-Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) hat mit der deutlichen Positionierung der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) eine neue Qualität erreicht. Was als ökologisch motiviertes Regulierungsvorhaben zur Reduktion von Mikroschadstoffen im Grundwasser geplant ist, könnte in seiner aktuellen Form eine gefährliche Kettenreaktion auslösen: steigende Arzneimittelpreise, wachsende Versorgungsrisiken, strategische Fehlanreize und eine Abwanderung pharmazeutischer Produktion aus Europa. Die Richtlinie zielt zwar darauf ab, Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika stärker zur Verantwortung zu ziehen – konkret sollen sie künftig den Löwenanteil der Kosten für technische Abwasseraufbereitungen tragen, sofern ihre Produkte maßgeblich zur Schadstoffbelastung beitragen. Doch dieses Prinzip, das auf dem Papier als „Verursachergerechtigkeit“ firmiert, gerät in der Praxis zur sektoralen Überlastung – mit gesamtgesellschaftlichen Folgeschäden.

Denn der alleinige Fokus auf die pharmazeutische Industrie blendet zentrale Ursachenstränge aus. Mikroschadstoffe gelangen nicht nur über Medikamente ins Abwasser, sondern auch durch Pflanzenschutzmittel, industrielle Abwässer, Reinigungsmittel, Kosmetika und nicht zuletzt durch die Landwirtschaft. Dennoch sollen gerade pharmazeutische Hersteller den größten finanziellen Anteil tragen – ausgerechnet jene Branche, die essenziell für die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung ist. Die Gesundheitsminister der Länder lehnen dieses Ungleichgewicht ab und fordern das Bundesgesundheitsministerium auf, die geplante Richtlinie auf EU-Ebene nachzuverhandeln. Die Argumentation ist eindeutig: Versorgungssicherheit darf nicht durch einseitige Umweltregulierung gefährdet werden.

Verschärft wird die Situation durch aktuelle Kostenprognosen, die teils drastische Preissteigerungen bei sensiblen Arzneimittelgruppen erwarten lassen – insbesondere bei Generika und älteren Präparaten mit geringem Margenspielraum. Da viele dieser Medikamente ohnehin nur von wenigen Anbietern produziert werden, könnten sich Rückzüge aus der EU aus betriebswirtschaftlicher Sicht sogar als logische Konsequenz erweisen. Für Patientinnen und Patienten wäre das fatal. Denn bereits heute sind Lieferengpässe ein ernstes Problem – mit KARL könnten sie sich weiter verschärfen. Die Versorgungslogik gerät aus dem Gleichgewicht: Je teurer die regulatorische Absicherung, desto größer die Gefahr, dass sich Produktion in Drittstaaten verlagert, wo Umweltstandards niedriger und wirtschaftliche Anreize größer sind.

Hinzu kommt ein weiterer Systemfehler: KARL setzt auf technokratische Kostenzurechnung statt auf funktionale Verursachungsketten. Dass eine Arzneimittelverschreibung durch Ärztinnen und Ärzte erfolgt, deren Dosierung und Anwendung vom individuellen Verhalten abhängt, findet im Verordnungsentwurf kaum Berücksichtigung. Ebenso wenig die Rolle kommunaler Kläranlagen, deren technologische Ausstattung entscheidend ist für den Rückhalt von Mikroschadstoffen. KARL tut so, als sei der pharmazeutische Sektor autonomer Verschmutzer – und lässt systemische Wechselwirkungen außer Acht.

Zudem steht der Vorschlag in einem größeren politischen Kontext: Europa diskutiert intensiv über strategische Souveränität im Gesundheitsbereich, will Abhängigkeiten reduzieren und Produktionskapazitäten zurück in die EU holen. Doch mit einer Richtlinie wie KARL sendet die EU ein gegenteiliges Signal: Wer hier produziert, zahlt drauf. Dabei ist unstrittig, dass die Arzneimittelversorgung ein öffentliches Gut ist – und entsprechend behandelt werden muss. Die Forderung der GMK, die Richtlinie strukturell zu überarbeiten, ist daher nicht nur wirtschaftlich begründet, sondern politisch zwingend. Es geht nicht darum, Umweltziele zu verwässern, sondern darum, sie in ein kohärentes, sektorenübergreifendes Steuerungskonzept einzubetten.

Auch aus ökologischer Sicht ist der Richtlinienentwurf problematisch. Denn er suggeriert eine technische Lösung durch Herstellerabgaben, ohne gleichzeitig in präventive Vermeidungsstrategien, nachhaltige Verschreibungspraxis oder gezielte Forschung zu umweltfreundlichen Wirkstoffen zu investieren. So entsteht der Eindruck, Umweltschutz sei allein eine Frage von Kostenallokation – nicht von Innovation, Kooperation und Strukturverantwortung. Die Folgen könnten genau jene Dynamiken beschleunigen, die die EU eigentlich vermeiden will: Verlagerung von Produktion, Rückgang der Versorgungssicherheit, Zunahme regulatorischer Komplexität.

Die Kritik der GMK ist deshalb mehr als eine politische Positionierung – sie ist ein Weckruf, Umweltpolitik nicht gegen Versorgungspolitik auszuspielen. Präventive Gesundheitsversorgung, stabile Arzneimittelpreise, ökologische Resilienz und industrieller Verbleib in Europa sind keine Gegensätze – sondern nur gemeinsam steuerbare Systemelemente. KARL braucht eine Generalrevision. Die Verantwortung für sauberes Wasser darf nicht einseitig auf eine Branche abgewälzt werden, die zugleich lebensnotwendige Versorgung garantiert. Ohne strukturelle Fairness verliert Europa seine Balance.

 

Kammerbeiträge belasten Hochpreiser-Apotheken, Rücklagenpraxis fällt durch, Beitragssystem wird zur Systemfrage

Ein Gericht hebt Bescheide auf, weil Rücklagen intransparent gebildet wurden – doch die Frage nach der Gerechtigkeit des Umsatzmodells bleibt juristisch offen und politisch hochbrisant

Je höher der Umsatz, desto höher der Beitrag – diese Formel, nach der viele Apothekerkammern noch heute ihre Mitgliedsbeiträge berechnen, stammt aus einer Zeit, in der Arzneimittelpreise stabil, Ertragspauschalen planbar und Honorare normiert waren. Doch diese Zeit ist vorbei. In einer zunehmend fragmentierten Apothekenlandschaft mit starkem Hochpreiseranteil, rückläufiger Packungsanzahl, Nullretaxationen, sinkenden Margen und wachsendem Ertragsrisiko wirken Umsatzorientierte Beitragsmodelle wie ein betriebswirtschaftlicher Anachronismus. Wer mit teuren Zytostatika, Orphan Drugs oder Versorgung im Bereich der spezialisierten ambulanten Onkologie arbeitet, erzielt hohe Umsätze – ohne daraus zwangsläufig höhere Gewinne zu erzielen. Dennoch wird genau dieser Umsatz als Bemessungsgrundlage für den Kammerbeitrag herangezogen, was in immer mehr Betrieben als strukturell ungerecht empfunden wird.

Ein Apotheker aus Nordrhein hat genau das nun vor Gericht gebracht – und recht bekommen, zumindest in einem zentralen Punkt: Das Verwaltungsgericht hob sämtliche Beitragsbescheide aus den Jahren Mitte 2021 bis Mitte 2024 vollständig auf. Begründung: Die Kammer habe ihre Rücklagen nicht hinreichend transparent und nachvollziehbar gebildet. Die Richter ließen die Argumentation nicht gelten, man benötige Spielräume für unvorhersehbare Entwicklungen. Stattdessen verlangten sie eine detaillierte Offenlegung der Rücklagenpolitik und die Information der Kammermitglieder über deren Umfang, Zweckbindung und Notwendigkeit. Die Kammer muss ihre Beitragsstruktur nun neu prüfen – nicht nur hinsichtlich der Rücklagenhöhe, sondern auch in Bezug auf die Kommunikation gegenüber ihren Mitgliedern.

Doch der Kern der Systemfrage bleibt unberührt: Ist es noch zeitgemäß, Beiträge rein umsatzbezogen zu erheben – selbst wenn dieser Umsatz aus nicht wirtschaftlich steuerbaren Hochpreisfaktoren resultiert? Die Richter hielten sich mit einer klaren Antwort zurück. Für eine vertiefte Prüfung hätte der klagende Apotheker weitere Argumente zu den ökonomischen Verwerfungen, etwa der Ertragsverflachung durch steigende EK-Preise und Herstellkosten, vorbringen müssen. Der Fall zeigt damit eine juristische Grenzlinie auf: Die reine Rücklagenpraxis kann rechtlich überprüft werden, das dahinterliegende Beitragssystem als solches bleibt bislang außerhalb der richterlichen Nachprüfung.

Gleichzeitig zeigt das Urteil aber auch: Kammern können nicht mehr beliebig gestalten. Die Berufsausübung in einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verpflichtet zu größtmöglicher Transparenz, Zweckbindung und demokratischer Legitimation. Rücklagenbildung ist kein Selbstzweck, sondern muss begründet und gegenüber den Mitgliedern erklärt sein. In Zeiten finanzieller Unsicherheit und betrieblicher Belastung sind überhöhte Beiträge ohne Rückkopplung an tatsächliche Leistungsfähigkeit nicht mehr vermittelbar.

Dabei wäre die Diskussion über alternative Modelle längst überfällig: Beiträge nach Ertrag statt Umsatz, eine Kombination aus Sockelbetrag und leistungsbezogener Komponente, eine Staffelung nach Versorgungstyp oder die Einbeziehung der regionalen Strukturbedingungen könnten Wege sein, um das System gerechter zu machen. Auch Mischmodelle, etwa mit Kappungsgrenzen oder Höchstbetragsregelungen, sind in anderen Kammern längst in der Diskussion – bislang jedoch ohne Durchbruch.

Politisch relevant wird der Fall zudem deshalb, weil er die Grundfrage stellt: Wie viel Steuerung, wie viel Autonomie und wie viel Beitragsgerechtigkeit sind innerhalb der Selbstverwaltung noch vereinbar? Der Druck auf die Kammern, ihre internen Strukturen, Entscheidungsprozesse und Finanzflüsse zu reformieren, wächst – nicht nur in Nordrhein. In einer Branche, die sich zunehmend durch wirtschaftlichen Druck, demografischen Wandel, Nachwuchsmangel und regulatorische Komplexität definiert, wirken intransparente Beitragsmodelle wie eine Belastung, die von der Funktion der Kammern als Interessensvertretung ablenkt.

Der Fall aus Nordrhein ist daher nicht nur juristisch, sondern auch standespolitisch ein Weckruf. Er zeigt, dass betriebswirtschaftliche Belastung nicht nur durch Politik oder Marktbedingungen entstehen kann – sondern auch durch interne Selbstverwaltungsentscheidungen. Und er zeigt, dass Mitgliederbeteiligung, Transparenz und Beitragsfairness keine freiwilligen Angebote sind, sondern Voraussetzungen für Vertrauen und Legitimation.

Solange die Grundsatzfrage der Beitragsbemessung nicht geklärt ist, wird der Konflikt weiter schwelen. Weitere Klagen sind nicht ausgeschlossen. Denn das System, das mit jedem weiteren Hochpreiser im Markt mehr in Schieflage gerät, hat sein Gleichgewicht längst verloren – und der Ruf nach Gerechtigkeit wird lauter. Nicht ideologisch, sondern betriebswirtschaftlich. Und nicht als Randphänomen, sondern als zentrale Gerechtigkeitsfrage einer Berufsgruppe, die Tag für Tag mit ihrem Risiko die Versorgung trägt – und am Ende auch ihre Kammer trägt.

 

Weniger Apotheken, höhere Pauschale, bröckelnde Struktur

Wie der Rekordwert bei der Notdienstvergütung das System entlarvt, Verteilalgorithmen Druck umverteilen und der Rückgang der Einsätze ein tieferes Problem offenlegt

Der Eindruck, dass mit der Rekordpauschale von 556,22 Euro für jeden geleisteten Vollnotdienst im ersten Quartal 2025 ein Fortschritt erreicht sei, hält keiner ernsthaften Prüfung stand. Zwar wurde rechnerisch noch nie so viel Geld pro Notdienst ausgeschüttet wie in diesen drei Monaten, doch diese Entwicklung ist nicht etwa das Ergebnis politischer Anerkennung oder wirtschaftlicher Aufwertung, sondern Ausdruck einer systemischen Verknappung. Die Gesamtzahl der geleisteten Notdienste ist erneut dramatisch gesunken – auf nur noch 75.800 Einsätze bundesweit, erbracht von 16.898 Apotheken. Im direkten Vergleich mit den Vorjahren zeigt sich die Tiefe des Einschnitts: 2023 wurden noch etwa 95.000 Notdienste pro Quartal gezählt, 2024 etwa 88.000. Die Ursachen sind klar benennbar: Zum einen schrumpft die Zahl der Apotheken kontinuierlich, was automatisch zu einer geringeren Zahl an Dienstleistenden führt. Zum anderen greifen inzwischen in mehreren Regionen geodatenbasierte Verteilungssysteme, die Notdienste algorithmisch optimieren und auf diese Weise die durchschnittliche Dienstanzahl pro Apotheke reduzieren – allerdings um den Preis wachsender Ungleichverteilung und abnehmender regionaler Versorgungsgleichheit.

Das Paradoxe: Die steigende Pauschale pro Dienst entsteht aus dem Rückgang selbst. Der Notdienstfonds des Deutschen Apothekerverbands funktioniert nach einem mengenneutralen Verteilprinzip – das festgelegte Gesamtbudget wird proportional auf alle geleisteten Dienste verteilt. Wenn also weniger Dienste gemeldet werden, steigt automatisch der Wert jedes einzelnen. Doch dieser Effekt hat nichts mit einer realen Verbesserung zu tun. Er dokumentiert vielmehr eine strukturelle Schrumpfung, die mit jeder Pauschalensteigerung klarer hervortritt. Die 556,22 Euro decken in vielen Fällen nicht annähernd die realen Kosten eines Notdienstes ab. Neben den offensichtlichen Faktoren wie Personalkosten, Nachtzuschlägen, Sicherheitsmaßnahmen und Energiekosten sind es auch psychische Belastungen, organisatorische Umstellungen und wirtschaftliche Opportunitätskosten, die eine realistische Pauschale erheblich über den aktuellen Satz hinaus rücken lassen. Hinzu kommt, dass viele Apotheken nachts kaum Kundenfrequenz erleben – die Einsätze selbst also selten zu einem messbaren ökonomischen Rückfluss führen.

Besonders betroffen von der Entwicklung sind ländliche Regionen und strukturschwache Gebiete, in denen sich die Schließung einzelner Apotheken in unmittelbaren Versorgungslücken niederschlägt. Wer keine benachbarte Apotheke mehr findet, muss nachts teilweise zwanzig oder mehr Kilometer zurücklegen – eine Strecke, die ältere oder nicht mobile Patientinnen und Patienten nicht bewältigen können. Die Versorgungsrealität wird so zunehmend durch technischen Zugriff verwaltet, nicht mehr durch flächendeckende Präsenz. Während in urbanen Zentren mitunter Dienstverteilungen technisch geglättet werden können, führt das algorithmische Optimieren in der Fläche häufig zu einer Entsorgung des Problems in die Peripherie. Der Notdienst wird damit zum Gradmesser für die Reißfestigkeit des Systems: Wie viele Apotheken braucht es, um auch nachts erreichbar zu bleiben? Und wie viele dürfen noch wegfallen, bevor Versorgung zur Lotterie wird?

Bedenklich ist, dass die öffentliche Kommunikation diese Entwicklung oft verzerrt darstellt. Die Pauschalenhöhe wird politisch wie medial als Beleg für eine stabile Notdienstvergütung präsentiert, während gleichzeitig das Fundament bröckelt. Weder das Bundesgesundheitsministerium noch die ABDA legen systematisch aufbereitete Wirtschaftlichkeitsanalysen vor, die die reale Belastung mit der gezahlten Pauschale abgleichen. Es fehlen dynamisierte Modelle, die regionale Gegebenheiten, Dienstaufkommen, Personalgrößen und infrastrukturelle Herausforderungen abbilden und in die Vergütungslogik integrieren. Stattdessen wird ein pauschaler Betrag ausgeschüttet, der weder mit den tatsächlichen Betriebsgrößen korrespondiert noch mit der differenzierten Realität des Apothekenalltags. Für viele Betriebe ist der Notdienst heute eine wirtschaftliche Belastung mit negativen Deckungsbeiträgen – eine Pflichtleistung, deren Erfüllung mit Verlusten einhergeht.

In der Konsequenz sinkt die Bereitschaft, sich über das geforderte Maß hinaus einzubringen. Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, dass sich Apothekerinnen und Apotheker zunehmend aus Zusatzdiensten zurückziehen, alternative Dienstmodelle skeptisch sehen und über Belastungsgrenzen hinaus arbeiten müssen, um ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen. Dabei ist es gerade der Notdienst, der in der Bevölkerung als sichtbarer Ausdruck der Apothekenverantwortung gilt. Die nächtliche Präsenz, das offene Licht im Fenster, das Klingelzeichen vor der Tür – all das steht symbolisch für ein Versorgungssystem, das selbst in den Ausnahmezeiten funktioniert. Wenn dieser sichtbare Ausdruck der Systemleistung ins Wanken gerät, leidet nicht nur die Versorgung, sondern auch das Vertrauen in die Apotheken als verlässliche Institutionen. Es entsteht ein Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen pauschaler Erzählung und erlebter Realität.

Was fehlt, ist eine politische Strategie, die den Notdienst nicht als Kostenstelle oder verhandelbaren Randbereich betrachtet, sondern als Kernbestandteil gesundheitlicher Daseinsvorsorge. Eine solche Strategie müsste den Fonds neu denken, die Berechnungsgrundlagen transparent machen, regionale Belastungen ausgleichen und mindestens mittelfristig auf eine Dynamisierung der Pauschale zielen, die echte Betriebskosten abbildet. Zusätzlich bräuchte es gezielte Investitionen in notdienstfähige Infrastrukturen, eine Überarbeitung der Apothekenbetriebsordnung in Hinblick auf Notdienstanforderungen und eine aktive Ansprache der Versorgungslücken im ländlichen Raum. Nur so kann verhindert werden, dass der Notdienst zu einem Symbol der Überforderung wird. Denn jeder verlorene Dienst, jede geschlossene Nachtapotheke ist mehr als nur eine statistische Veränderung – sie ist ein konkreter Verlust an Sicherheit, Nähe und Vertrauen.

Die Rekordpauschale ist also kein Grund zur Freude, sondern Anlass zur Sorge. Sie dokumentiert nicht die Stärke des Systems, sondern seine Erosion. Und sie darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Versorgung der Bevölkerung zu jeder Tages- und Nachtzeit eine tragende Säule des Gesundheitswesens ist – eine, die nicht durch Verknappung belohnt, sondern durch Verlässlichkeit gestützt werden muss.

 

Prävention muss Leistungsauftrag sein, Apotheken brauchen politische Verlässlichkeit, Gesundheitskompetenz entsteht durch Struktur

Warum Prävention in Apotheken kein Nebenprodukt bleiben darf, wie Länder den Wandel anstoßen und was wirtschaftlich jetzt unverzichtbar ist

Apotheken leisten seit Jahren einen kontinuierlichen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge – nur wird dieser Beitrag selten als Prävention gewertet, noch seltener strukturell gefördert. Das Missverständnis: Weil Präventionsangebote wie Blutdruckmessung, Impfberatung oder Medikationsanalysen alltäglich wirken, wird ihr Systemwert unterschätzt. Dabei zeigt sich gerade in dieser Alltagsnähe ihre Wirksamkeit. Die Apotheke vor Ort ist niedrigschwellig, präsent und vertrauensbasiert – ein ideales Setting, um präventive Versorgung nachhaltig zu verankern. Doch während politische Programme die Prävention regelmäßig beschwören, bleibt der Beitrag der Apotheken oft ohne verlässlichen Rahmen. Hier liegt der entscheidende Konstruktionsfehler: Ohne definierte Aufgaben, ohne vertragliche Einbindung und ohne Honorierung kann Prävention nicht zur Systemleistung werden.

Der Koalitionsvertrag erkennt die Rolle der Apotheken in der Prävention grundsätzlich an. Doch was auf dem Papier positiv klingt, entfaltet in der Praxis keine Wirkung – weil es an konkreten Konzepten, an Zielbildern und vor allem an ökonomischer Realität fehlt. Prävention ist mehr als ein Wunsch: Sie ist planungsintensiv, arbeitszeitgebunden und erfordert personelle Ressourcen. Wer Apotheken präventiv in die Verantwortung nehmen will, muss ihnen auch ermöglichen, diese Verantwortung dauerhaft zu tragen – mit klaren Zuständigkeiten und verbindlicher Finanzierung.

Bewegung kommt aus den Ländern: Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken hat mit ihrer Ankündigung einer umfassenden Landesstrategie zur Prävention ein deutliches Signal gesetzt. Ihre Betonung der „gelebten Verantwortung“ der Heilberufe ist mehr als eine Höflichkeitsfloskel – sie ist ein Arbeitsauftrag. Die Apothekerschaft sollte ihn annehmen. Wenn Länder bereit sind, neue Versorgungspartnerschaften zu denken, müssen Apotheken konkret werden. Nicht abwarten, sondern ausarbeiten: Präventionsmodule, Versorgungsformate, Kooperationsangebote. Die Versorgungskompetenz ist da – was fehlt, ist ihre strukturelle Legitimation.

Das Zukunftspapier der Abda greift diese Entwicklung auf. Es benennt Prävention als wachstumsfähigen Kernbereich künftiger Apothekentätigkeit und betont die Notwendigkeit eines strategischen Wandels. Richtig daran ist, dass Prävention nicht mehr als Beistellmaßnahme, sondern als zentrales Element wohnortnaher Gesundheitsarbeit verstanden wird. Der Anspruch an die Apotheke verändert sich – vom reaktiven Ausgabepunkt hin zum proaktiven Gesundheitsbegleiter. Doch diese Transformation gelingt nur, wenn sie durch Finanzen, Personalpolitik und politische Rückendeckung abgesichert ist. Es reicht nicht, Prävention zu fordern – man muss sie ermöglichen.

Dazu gehört auch, den wirtschaftlichen Rahmen neu zu definieren. Prävention ist kein Gratisdienst. Sie setzt Schulung, Zeit, Räumlichkeit und Haftungsvorsorge voraus. Wer pharmazeutische Dienstleistungen dauerhaft in die Fläche bringen will, braucht ein stabiles Honorarmodell, das nicht auf symbolischen Pauschalen basiert, sondern auf realer Leistungsvergütung. Die Politik hat hier eine doppelte Verantwortung: Sie muss den Bedarf anerkennen und die Rahmenbedingungen schaffen. Eine Präventionskette ist nur so stark wie ihre Honorierung.

Doch auch die Apothekerschaft selbst steht in der Pflicht. Zu lange war Prävention ein beiläufiges Thema, wurde unter wirtschaftlichen Druckbedingungen verdrängt oder strategisch ignoriert. Das darf sich nicht wiederholen. Der Moment ist günstig: Die Länder zeigen Offenheit, die Bevölkerung ist empfänglich für niedrigschwellige Gesundheitsangebote, und das Vertrauen in Apotheken ist historisch hoch. Jetzt gilt es, diese Voraussetzungen zu bündeln – in einem politischen Vorstoß, der Prävention in Apotheken nicht nur zulässt, sondern verlangt.

Denn Prävention ist nicht der Luxus einer gesunden Gesellschaft – sie ist ihre Voraussetzung. Und sie beginnt genau dort, wo Gesundheitsverantwortung greifbar wird: in der Apotheke vor Ort.

 

Struktur zerfasert, Kommunikation verspannt, Führung unbesetzt

Wie die Abda sich selbst im Umbau lähmt, während die Apothekerschaft politische Schlagkraft braucht

Die Strukturreform der Abda gerät ins Schlingern – nicht wegen fehlender Pläne, sondern weil interne Reibungsverluste das Vorankommen erschweren. Was einst mit einer externen Analyse zur Verschlankung und Effizienzsteigerung begann, droht zum Auslöser einer lähmenden Übergangsphase zu werden. Die neue Satzung für das Ehrenamt ist zwar in Kraft, doch der weit anspruchsvollere Umbau des Hauptamts steht noch aus – mit gravierenden personellen wie strategischen Herausforderungen.

Drei Geschäftsführerpositionen werden in wenigen Monaten altersbedingt frei: Recht, Arzneimittel, Hauptgeschäftsführung. Der Pharmazieposten ist ohnehin seit längerem unbesetzt. Die angestrebte Reform sieht vor, diese Geschäftsführungsebene abzuschaffen und die Aufgaben auf Abteilungsleiter:innen, die neue Hauptgeschäftsführung und Stabsstellen zu übertragen. Doch wer übernimmt konkret? Gerade im Geschäftsbereich Recht fehlen bislang Nachfolgerinnen oder Nachfolger – obwohl die Neustruktur bis Jahresende umgesetzt sein soll.

Claudia Korf, derzeit einzige amtierende Geschäftsführerin für Wirtschaft, Soziales und Verträge, wird als mögliche neue Hauptgeschäftsführerin gehandelt – doch offenbar nicht favorisiert. Eine externe Agentur sucht stattdessen geeignete Kandidat:innen. Hinter den Kulissen brodelt es: Der Präsident soll wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem Hauptamt zeigen. Der Dialog zwischen Ehrenamt und Hauptamt ist angespannt. Die vielbeschworene Reformeffizienz verkehrt sich ins Gegenteil – lähmende Unklarheit auf allen Ebenen.

Und das ausgerechnet jetzt, wo politische Gestaltungskraft gefragt ist. Die Apotheken kämpfen um eine angemessene Vergütung, neue heilberufliche Aufgaben, moderne Ausbildungsregelungen und ein klares Mandat zur Versorgungserweiterung. Doch statt Strategiekraft liefert die Abda Führungslücken, statt Geschlossenheit Reibung. Wer künftig die Rolle des Hauptgeschäftsführers oder der Hauptgeschäftsführerin übernimmt, muss nicht nur administrativ führen, sondern die komplexen Probleme der Apothekerschaft rasch verstehen und politisch wirksam adressieren können – eine Herkulesaufgabe mit ungewissem Beginn.

Ein halbes Jahr vor 2026 steht die Abda vor der Gretchenfrage institutioneller Selbstwirksamkeit: Gelingt es, die Neustruktur rechtzeitig und funktional zu besetzen – oder verlieren die Apotheken in der entscheidenden Phase des politischen Umbruchs ihre Standesvertretung als aktiven Player?

 

Politik laviert weiter, Apotheken sterben täglich, Reform bleibt Luftversprechen

Wie Versorgungsstrukturen zerfallen, Ministerin Warken sich ausweicht und die GMK hilflos appelliert

Mein liebes Tagebuch, man könnte fast meinen, wir befänden uns in einem politischen Déjà-vu – so verlässlich wie der Takt, mit dem Apotheken schließen, und so beständig wie die Gleichgültigkeit, mit der politische Entscheidungsträgerinnen und -träger diesen Schwund begleiten.

Während die Zahl der Betriebe, die wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sind, kontinuierlich steigt, bleiben konkrete Reformschritte aus. Was bleibt, sind Formulierungen, die in ihrer Unverbindlichkeit beinahe schon Kunstcharakter haben: „zeitnah“, „geplant“, „vorgesehen“.

So steht die Apothekenreform zwar in der Vorhabenliste des Bundesgesundheitsministeriums, doch die Reihenfolge ihrer Abarbeitung scheint von außen betrachtet dem Zufall überlassen. Was Priorität hat, bestimmen offenbar politische Schwerpunkte, die öffentlichkeitswirksam sind, aber nicht unbedingt systemrelevant – zumindest nicht für die Versorgung vor Ort.

Die Ministerin konzentriert sich auf Krankenhausreformen, auf das Pflegesystem, auf die Modernisierung der Rettungsdienste und auf neue Kontrollmechanismen bei Lachgas, K.o.-Tropfen und Cannabis. Der Apothekenbereich bleibt Randerscheinung, obwohl die Versorgungslücken täglich realer werden und die Personalnot sich durch alle Regionen zieht.

Täglich verschwindet eine Apotheke – nicht auf dem Papier, sondern im Stadtbild, in der Fläche, in der realen Infrastruktur. Dabei liegt der Reformbedarf offen zutage: veraltete Vergütungsmodelle, starre Strukturen, fehlende Notfallhonorare, eine zunehmend fragwürdige Bürokratielast, die Innovation verhindert, statt sie zu fördern.

Doch der politische Wille zur Veränderung bleibt fraglich. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat immerhin einen Appell formuliert – die Bundesregierung solle angesichts der wirtschaftlichen Lage der Apotheken „möglichst zeitnah“ handeln.

Doch was heißt „möglichst zeitnah“, wenn der ökonomische Verfall längst im Gang ist? Was bedeutet politische Dringlichkeit, wenn die Uhr für hunderte Betriebe bereits abgelaufen ist?

Die Standesvertretung fordert seit Jahren eine Soforthilfe – nicht als Almosen, sondern als funktionale Anerkennung systemischer Leistung. Diese Forderung verhallt bislang unbeantwortet. Währenddessen überlebt mancher Betrieb nur noch durch persönliche Rücklagen, durch Kreditlinien, durch Verzicht auf Investitionen.

Die Apothekenkrise ist kein drohendes Szenario – sie ist Realität. Wer sich in diesen Tagen durch die Fachpresse liest, sieht keine Einzelfälle mehr, sondern ein strukturelles Versagen.

Die Reformankündigungen aus Berlin wirken wie Kulissengespräche: Es ist der Sound der Zuständigkeit, dem keine Bewegung folgt. Die politischen Floskeln wiederholen sich, aber der Zustand verschärft sich. Es geht nicht mehr um Nachsteuerung, es geht um Rettung.

Die Apotheke ist keine historische Institution, die einfach da ist, weil sie immer da war. Sie ist ein Betrieb, der betriebswirtschaftlich bestehen muss. Und dieser Betrieb wird von einem politischen System im Stich gelassen, das ihn rhetorisch lobt, aber regulatorisch verhungern lässt.

Die deutsche Apotheke stirbt nicht an einem Schlag, sondern an tausend Schnitten – und jeder Tag ohne Reform ist ein weiterer. Was fehlt, ist kein Verständnis, sondern Mut zur Umsetzung. Kein Gutachten mehr, sondern Gesetz. Kein Beileid, sondern Budget. Und kein weiterer runder Tisch, sondern ein konkreter Schritt auf die Apothekerinnen und Apotheker zu – bevor das System kippt und niemand mehr da ist, der es stabilisiert.

 

Apothekenschließung setzt Zeichen, Stadtversorgung bleibt stabil, Verbundstrukturen gewinnen an Stärke

Warum das Aus der Medipolis-Filiale kein Rückschritt, sondern ein strategischer Konsolidierungseffekt im Apothekenverbund ist

Die Schließung der Medipolis-Apotheke im Jenaer Post-Carré zum 31. Juli wirkt auf den ersten Blick wie ein weiterer Mosaikstein im Niedergang der Vor-Ort-Apotheken. Doch dieser Eindruck täuscht – und das bewusst. Inhaber Dr. Christian Wegner ordnet den Schritt als bewusste Maßnahme im Rahmen einer strategischen Gesamtstruktur ein. Die Filiale der Saale-Apotheke war eingebettet in ein dichtes innerstädtisches Versorgungsnetz, das auch nach dem Rückzug stabil bleibt. Mit rund 100 Metern Entfernung zur nächsten Medipolis-Apotheke ist keine Versorgungslücke zu erwarten, sondern eine operative Straffung.

Die Entscheidung zur Schließung folgt keinem Notfallprinzip, sondern ist Ausdruck einer konsolidierenden Verbundlogik. Apothekenverbünde wie Medipolis, die mehrere Standorte unter einem wirtschaftlichen und logistischen Dach führen, geraten zunehmend in die Pflicht, sich von überflüssiger Redundanz zu trennen. Mietpreise, Frequenzveränderungen, Personalengpässe und der zunehmende Druck durch digitale Konkurrenz haben das klassische Modell der dicht nebeneinanderliegenden Filialen in Frage gestellt. Wer heute bestehen will, muss betriebswirtschaftlich agieren – nicht nostalgisch.

Dr. Wegners Ankündigung, die verbliebenen Apotheken zu stärken, ist kein Versuch, eine Niederlage rhetorisch zu kaschieren, sondern der nüchterne Ausdruck strategischer Bündelung. Lagerhaltung, Personalplanung, Fortbildungsressourcen und digitale Infrastruktur lassen sich in einem gestrafften System effizienter organisieren. Insbesondere angesichts der permanenten Lieferengpässe und der regulatorischen Belastungen durch das Apothekenstärkungsgesetz ist jede frei werdende Managementkapazität ein Gewinn – sofern sie richtig genutzt wird.

Dass in Jena innerhalb kurzer Zeit nun schon die zweite Innenstadtapotheke vom Netz geht, sollte die Politik aufhorchen lassen – aber nicht unbedingt alarmieren. Nicht jede Schließung ist ein Verlust an Versorgung. Im Gegenteil: In manchen Fällen verbessert sich durch intelligente Umstrukturierung die Versorgungsqualität sogar – weniger durch Quantität, mehr durch Verlässlichkeit und Planbarkeit. Die Medipolis-Gruppe zeigt, dass Strukturveränderung nicht Schwäche, sondern Weitblick bedeuten kann.

Dieses Beispiel ist zugleich ein Lehrstück für andere Verbundapotheken, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen: Der Schlüssel zur Resilienz liegt nicht mehr im Filialwachstum, sondern in der strategischen Verdichtung. Wer auf die richtige Mischung aus Nähe, Leistungsfähigkeit und Prozessklarheit setzt, kann auch in einem rauer werdenden Umfeld stabile Versorgung gewährleisten – ohne jede Straße mit einem roten Apotheken-A versehen zu müssen.

Die Patienten werden das kaum spüren, das System aber gewinnt an Ordnung. Und gerade darin liegt die eigentliche Botschaft dieser Schließung: Weniger ist manchmal mehr – wenn es gut gemacht ist.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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