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  • 10.06.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Versorgungsbekenntnis ohne Verantwortung, Risikoverdrängung mit System, Eigenabsicherung als letzte Option
    10.06.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Versorgungsbekenntnis ohne Verantwortung, Risikoverdrängung mit System, Eigenabsicherung als letzte Option
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Wenn Politik ausweicht, Systeme versagen und Kühlkettenrisiken existenzbedrohend werden, bleibt nur spezialisierte Versicherung als letz...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Versorgungsbekenntnis ohne Verantwortung, Risikoverdrängung mit System, Eigenabsicherung als letzte Option

 

Warum politische Apothekenrhetorik nicht trägt, das Insolvenzrisiko verschärft wird und nur spezialisierte Versicherung rettet, was zu retten ist

Apotheken gelten in der politischen Rhetorik als Versorgungsanker und Gesundheitsgarant, doch wer sich hinter die Kulissen der medienwirksamen Schutzbeteuerungen begibt, erkennt ein perfides System aus Verantwortungsvakuum, Risikoverlagerung und struktureller Eigenüberlassung, das wirtschaftlich auf Kante genähte Betriebe in die Insolvenz treiben kann – etwa dann, wenn unterversicherte Kühlsysteme ausfallen, falsch eingestellte Skontobedingungen zur Retaxationsspirale führen oder analog gefälschte Rezepte in die Haftungsschiene der Inhaberschaft geraten, wobei die systemisch versprochene E-Rezept-Sicherheit ausgerechnet im Alltag nicht greift, während politische Programme auf sich warten lassen, gesetzgeberische Maßnahmen im Klein-Klein versanden und eine sektorübergreifende Schutzarchitektur weiterhin fehlt, die sowohl Haftungsfreiheit bei Kühlkettenausfällen, Planbarkeit bei Lieferverträgen als auch Schutz vor professionellem Rezeptbetrug gewährleistet, weshalb es zunehmend spezialisierter Versicherungskonzepte bedarf, um die letzte Verteidigungslinie der Versorgung aufrechtzuerhalten – mit juristischer Tragfähigkeit, technischer Normsicherheit und betrieblicher Präzision als zentrale Achsen des Überlebens.

 

Versorgungsbekenntnis ohne Verantwortung, Risikoverdrängung mit System, Eigenabsicherung als letzte Option

Warum politische Apothekenrhetorik nicht trägt, das Insolvenzrisiko verschärft wird und nur spezialisierte Versicherung rettet, was zu retten ist

Apotheken sollen lautstark geschützt, erhalten, gestärkt werden – so lautet das Credo von Politikern aller Parteien, wenn sie vor Mikrofonen stehen. Doch wer genau hinsieht, erkennt schnell: Was als Solidarität verkauft wird, ist in Wirklichkeit ein System staatlicher Risikoverlagerung. Der Apothekenbetrieb, oft als Fundament der Gesundheitsversorgung bezeichnet, ist betriebswirtschaftlich auf Kante genäht – und wenn es eng wird, steht die Inhaberin oder der Inhaber allein da. Während politische Programme medienwirksam präsentiert werden, wächst in der Realität das Insolvenzrisiko – nicht durch eigenes Fehlverhalten, sondern durch eine Gemengelage aus politischen Ausflüchten, ökonomischer Planungsunsicherheit und struktureller Verantwortungslosigkeit.

Die offizielle Strategie folgt einem doppelten Spiel: Auf der einen Seite wird das Bild der wohnortnahen Apotheke als unverzichtbarer Teil der Infrastruktur gepflegt – auf der anderen Seite fehlen jegliche konkrete Schutzmechanismen für die Träger dieser Struktur. Weder das Fixum noch der Apothekenzuschlag, weder Landapothekenförderung noch pDL-Vergütung bieten ausreichende Sicherheit, wenn ein Betrieb aufgrund unvorhersehbarer Ausfälle, Retaxationen, Einbrüche oder digitaler Störungen ins Schlingern gerät. Das eigentliche Problem: Die Politik spricht über die Apotheke als Objekt – nicht über die Menschen, die sie mit persönlicher Haftung und privatem Risiko aufrechterhalten.

Der Betreiber verschwindet hinter dem Symbol. Dabei ist es genau dieser Mensch, der mit seinem Privatvermögen haftet, der die Risiken einer Pandemie, eines Lieferausfalls oder eines Retaxschadens tragen muss, der zwischen Personalengpass, Rezeptstorno und Cyberangriff die Verantwortung nicht abgeben kann. Ein Großteil der existenzbedrohenden Ereignisse hat heute nicht einmal mehr mit pharmazeutischen Fehlern zu tun, sondern mit Systemversagen, IT-Ausfällen, regulatorischem Klein-Klein oder Versicherungslücken. Und in genau dieser Gemengelage bleibt der politische Schutz aus – obwohl er ständig versprochen wird.

Die wirtschaftliche Realität ist drastisch: Apotheken müssen nicht nur rentabel arbeiten, sondern zugleich resilient gegenüber Schocks sein, die durch keine Honoraranpassung der Welt kompensiert werden können. Ein einziger beschädigter Kompressor, ein fehlerhaftes BtM-Rezept, eine verschobene Belieferung mit einem Hochpreiser – all das kann Liquiditätsreserven auffressen, gerade bei kleineren Betrieben mit dünner Kapitaldecke. Und genau hier greift das zweite große Versäumnis der politischen Apothekenpolitik: Sie sieht in der Apothekenschließung einen Einzelfall, nicht ein strukturelles Warnsignal. Insolvenzen passieren eben – das ist der Tenor. Doch wenn aus Einzelfällen ein Trend wird, ist Ignoranz keine Option mehr.

Dass die Situation nicht eskaliert, liegt allein daran, dass Betreiberinnen und Betreiber längst verstanden haben: Der Staat schützt nicht, also muss der Betrieb sich selbst absichern. Und das bedeutet: Versicherungsschutz nicht als Formalie, sondern als Überlebensstrategie zu begreifen. Standardpolicen decken die Realität nicht ab – was gebraucht wird, sind maßgeschneiderte Konzepte, die nicht nur Gebäudeschäden, sondern betriebliche Unterbrechungen, Verdienstausfälle, digitale Schäden und rechtliche Komplikationen abdecken. Nur spezialisierte Anbieter, die Apotheken wirklich verstehen, können hier differenziert helfen. ApoRisk etwa kombiniert betriebliche Analyse mit versicherungsrechtlicher Tiefenschärfe und bietet Schutz, wo andere Versicherer abstrakt bleiben.

Doch der beste Schutz beginnt nicht bei der Police, sondern bei der Analyse. Was gefährdet meinen Betrieb? Was würde ihn im Fall der Fälle stoppen – temporär oder dauerhaft? Habe ich Rücklagen für einen Zwei-Wochen-Ausfall? Was ist, wenn der Rezeptserver ausfällt, ein Mitarbeiter Fehler bei der Abrechnung macht oder ein Hacker den Zugang sperrt? Diese Fragen müssen heute gestellt und beantwortet werden – nicht später, nicht irgendwann. Wer hier keine Struktur hat, riskiert mehr als Geld: Er gefährdet die Arbeitsplätze seines Teams, die Versorgung seiner Patienten und letztlich auch seine eigene berufliche Zukunft.

Was folgt daraus? Die Politik darf sich nicht länger hinter Systemfloskeln verstecken. Wer die Apotheke stärken will, muss denjenigen schützen, der sie trägt. Wer Versorgung sichern will, darf Verantwortung nicht abwälzen. Und solange das nicht geschieht, gilt: Der Schutz des Betriebs ist Chefsache. Niemand sonst wird ihn übernehmen. Und das ist die bittere Wahrheit hinter dem politischen Apothekenbekenntnis.

 

Kühlkette schützt Leben, Versicherung schützt Existenz, Präzision verhindert Verluste

Warum Apotheken bei Kühlschrankversicherungen keine Lücken dulden dürfen, welche Details versicherungsrelevant sind und wie DIN-konforme Technik haftungsfrei dokumentiert

Wenn der Kühlschrank ausfällt, steht nicht nur der Bestand auf dem Spiel, sondern die gesamte wirtschaftliche Existenz einer Apotheke. Während Versicherungen standardisiert denken und Risiken in Raster pressen, folgen Arzneimittel einem anderen Gesetz: dem der physikalischen Stabilität unter exakten Temperaturbedingungen. Was kühlpflichtig ist, ist nicht nur teuer – es ist hochsensibel. Impfstoffe, Zytostatika, Insuline oder antibiotische Suspensionen verlieren bei kleinsten Abweichungen nicht nur ihre Wirkung, sondern werden zum Risiko für Patientinnen und Patienten – und zur wirtschaftlichen Katastrophe für die Apotheke. Doch ausgerechnet dieser sensibelste Bereich des apothekerlichen Betriebs ist oft unterversichert, falsch bewertet oder gar nicht abgesichert.

Die klassische Inhaltsversicherung kennt zwar den Begriff des Stromausfalls, aber nicht die Differenzierung zwischen technischer Unterkühlung, Temperaturbandbreitenverletzung oder Messfühlerausfall. Eine standardisierte Pauschalsumme – oft 1.000 bis 5.000 Euro – greift bei einem Vollschaden nicht ansatzweise. Dabei liegen typische Kühlschrankwerte im mittleren fünfstelligen Bereich. Bei besonders teuren Präparaten wie Biologika, Onkologika oder Individualherstellungen können auch sechsstellige Werte im Kühlfach ruhen. Jede Apotheke, die ihre Präparate nicht exakt nach realem Lagerwert absichert, geht daher ein strukturelles Betriebsrisiko ein – meist unbewusst, häufig mit fatalen Folgen.

Was fehlt, ist eine versicherungstechnische Individualisierung des Risikoprofils. Das bedeutet konkret: Bewertung des Kühlschrankinhalts durch pharmazeutisch geschulte Expertinnen, Festlegung einer dynamischen Versicherungssumme, Einbeziehung aller temperaturrelevanten Störungsursachen – von Bedienfehlern bis Blackout. Nur so lässt sich eine Police gestalten, die im Schadensfall nicht auf Lücken verweist, sondern Verantwortung übernimmt. Doch die Versicherung allein genügt nicht: Technik und Prävention müssen Hand in Hand gehen. Kühlschränke nach DIN 58345 oder DIN 13277 sind dabei mehr als Geräte – sie sind Sicherheitsgaranten mit präziser Temperaturmessung, integrierter Alarmfunktion und automatisierter Dokumentation. Wer hier spart, spart am falschen Ende – und verliert im Zweifel alles.

Ein häufig unterschätzter Punkt: Die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) verlangt die durchgehende Sicherstellung der Arzneimittelqualität – inklusive Dokumentation. Ein Verstoß kann nicht nur zu Retaxationen führen, sondern im Schadensfall auch zum Verlust des Versicherungsschutzes. Deshalb müssen Apothekeninhaber prüfen, ob ihre Police spezifische Risiken wie Überspannung, Kühlkettenunterbrechung oder das Verlassen von 2–8-Grad-Bandbreiten überhaupt erfasst – und ob sie auch außerhalb der Betriebsräume, etwa beim Transport, greift. Eine Kühlschrank-Versicherung, die diese Kriterien nicht erfüllt, schützt nicht – sie suggeriert Sicherheit, wo keine ist.

Auch technologische Prävention ist Pflicht: Sicherheits-Akkus sichern kritische Temperaturwerte bei Stromausfall, insbesondere über Feiertage. Alarmfunktionen warnen frühzeitig bei Temperaturabweichungen – auch per Smartphone. Hochwertige Geräte dokumentieren lückenlos und nachweisbar. All dies ist nicht nur technischer Fortschritt, sondern juristische Absicherung: Nur wer präventiv dokumentiert, kann im Ernstfall den Nachweis führen, dass alles medizinisch Notwendige versucht wurde.

Der entscheidende Schritt ist also nicht allein das Abschließen einer Versicherung, sondern das Erkennen der spezifischen Risikolage: Kühlketten reißen schneller als gedacht. Versicherungen greifen langsamer als vermutet. Wer als Apothekerin oder Apotheker Verantwortung trägt – für Patienten, Präparate und Personal –, muss an der sensibelsten Stelle seiner Infrastruktur besonders präzise agieren. Kühlschrank-Versicherung ist kein Extra, sondern ein Element der Betriebssicherheit – so elementar wie Schloss, Tresor und Notdienst.

 

Fixhonorar braucht Klarheit, Skonto braucht Lösung, Versandhandel braucht Regeln

Warum Simone Borchardt auf ein Gesamtpaket drängt, wieso Lieferbedingungen im Fokus stehen und was Apotheken jetzt vom Gesetzgeber erwarten dürfen

Die Forderung nach einer strukturierten Lösung für das Fixhonorar der Apotheken ist nicht neu, doch der Tonfall wird schärfer – nicht nur in der Apothekerschaft, sondern zunehmend auch im politischen Raum. Simone Borchardt, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, will den entscheidenden Schritt vor der Sommerpause – doch nicht isoliert, sondern „aus einem Guss“, wie sie betont. Für sie gehören die Honorarregelung, das Skonto-Problem und die Retaxationspraxis in ein gemeinsames Gesetzesvorhaben. Der Hintergrund: Während viele Apotheken auf die zugesagten 9,50 Euro pro verschreibungspflichtigem Arzneimittel warten, droht das Zeitfenster für eine zügige Umsetzung zu verfallen. Die Unionspolitikerin drängt deshalb auf Geschwindigkeit, aber ohne vorschnelle Einzelmaßnahmen, die neue Gerechtigkeits- oder Systemfragen aufwerfen könnten.

Dabei ist für Borchardt eines ebenso klar wie unpopulär: Der Versandhandel dürfe im Hinblick auf Lieferbedingungen, Prozessqualität und Versorgungsverlässlichkeit nicht länger hinter der öffentlichen Apotheke zurückfallen. Zwar sieht sie den Versandhandel als integralen Bestandteil der heutigen Versorgungsstruktur, doch müsse endlich sichergestellt werden, dass Apotheken mit persönlicher Beratung nicht unter Bedingungen leiden, die bei Onlinehändlern lax geregelt oder gar bewusst umgangen würden. „Es kann nicht sein, dass dort andere Maßstäbe für Verfügbarkeit, Qualität oder Kontrolle gelten“, betont Borchardt. Hier sieht sie Nachholbedarf – nicht nur im Sinne der Apotheken, sondern auch mit Blick auf Patientensicherheit und Versorgungsintegrität.

Gleichzeitig stellt sie sich gegen den politischen Aktionismus, der momentan in Teilen des Bundestags um sich greift: Ein Flickenteppich kleiner Regelungen sei kein Ausweg aus der Systemkrise. Nur ein in sich stimmiges Gesamtpaket könne Wirkung entfalten – sowohl ökonomisch als auch strukturell. Die Fixhonorarfrage sei zwar dringlich, dürfe aber nicht losgelöst behandelt werden. Denn: Wenn Skonti weiter als inoffizielle Überlebenshilfe gelten und Retaxationen trotz formaler Korrektheit wirtschaftlich ruinös wirken, werde jede Erhöhung des Fixums zum Spielball asymmetrischer Marktmechanismen.

Dazu kommt: Auch digital sei das Ungleichgewicht nicht hinnehmbar. Versandapotheken operieren vielfach mit automatisierten Systemen, während Präsenzapotheken in manuelle Prüf- und Dokumentationspflichten eingebunden sind. Das sei kein Fortschritt, sondern ein strukturelles Ungleichgewicht. Borchardt fordert deshalb klare Mindeststandards für die Belieferung per Versand – auch und gerade bei kühlpflichtigen Arzneimitteln, High-Alert-Medikation oder individuellen Rezepturen. Wer hier als Distributionsstelle agiere, müsse denselben Anforderungen genügen wie die Apotheke vor Ort – bei Kontrolle, Dokumentation und Notfallverfügbarkeit.

Ihr Appell an den Gesetzgeber bleibt unmissverständlich: Jetzt sei nicht die Zeit für symbolische Gesetzesanträge oder isolierte Fördermaßnahmen, sondern für einen entschlossenen Wurf, der alle relevanten Themen gemeinsam anpackt. Die CDU/CSU-Fraktion bereite eine Gesetzesinitiative vor, die „nicht nur das Honorar adressiert, sondern strukturell wirkt“, kündigt Borchardt an. Ziel sei es, ein Gleichgewicht zwischen Versand und Präsenz zu schaffen, die ökonomische Grundlage der Apotheken zu stabilisieren und zugleich das Retax-Unwesen einzudämmen. Der Gesetzgeber dürfe sich nicht länger auf Einzelfallregelungen verlassen, sondern müsse das Apothekenwesen in seiner gesamten Systematik neu justieren.

Die Aussicht auf ein zentrales Maßnahmenpaket vor der Sommerpause bleibt damit bestehen – unter der Voraussetzung, dass sich die Ampel-Koalition zur Kooperation bereitfindet. Borchardt setzt auf einen koordinierten Ansatz: „Das Paket muss kommen – und zwar als Ganzes. Nur dann entfaltet es Wirkung, Verlässlichkeit und Fairness.“

 

Kapital zieht sich zurück, Kontrolle kehrt zurück, Börsenzeit endet abrupt

Wie Dr. Clemens Fischer PharmaSGP zurück in den Alleinbesitz holt, welche strategischen Motive hinter dem Delisting stehen und warum Börsenfreiheit nicht immer unternehmerische Freiheit bedeutet

Als PharmaSGP 2020 an die Börse ging, galt das Unternehmen als Musterbeispiel für eine wachstumsstarke, margenorientierte OTC-Firma, die sich klar zwischen Direktvertrieb, Digitalmarketing und apothekenexklusiver Positionierung bewegte. Fünf Jahre später ist das Kapitel Kapitalmarkt schon wieder beendet. Firmengründer Dr. Clemens Fischer übernimmt sämtliche verbliebenen Streubesitzanteile und macht den Weg frei für ein vollständiges Delisting – ein Vorgang, der ebenso entschieden wie konsequent umgesetzt wird und tiefere Rückschlüsse auf Strategie, Bewertung und Unternehmenskultur zulässt. Der Rückkauf der Anteile erfolgt über ein sogenanntes aktienrechtliches Squeeze-out, das durch den bereits gehaltenen Mehrheitsanteil von Fischer formal abgesichert ist. Der Preis: 38 Euro je Aktie – ein Kurs, der über dem zuletzt stagnierenden Marktwert liegt, aber deutlich unter dem historischen Höchststand von über 50 Euro bleibt.

Die Rückkehr in den Privatbesitz steht dabei nicht nur für ein juristisches Ende der Börsennotierung, sondern für einen klaren Strategiewechsel. In der Pflichtpublikation verweist Fischer auf „flexiblere Steuerungsmöglichkeiten, schnellere Entscheidungswege und die Wahrung unternehmerischer Unabhängigkeit“ als Motive. Übersetzt bedeutet das auch: Weniger Transparenzpflicht, keine quartalsweise Zahlenprosa, keine Rechenschaft vor Analysten – und mehr operative Kontrolle über Produktentwicklung, Zukäufe und Vertriebskanäle. Für einen Unternehmer wie Fischer, der bereits im Vorfeld nie ein Anhänger externer Einflussnahme war, ist das weniger ein Rückzug als ein Schritt zur Rückeroberung.

Für den Kapitalmarkt stellt sich der Fall anders dar: Das Delisting bedeutet den Abgang eines wachstumsstarken, hochprofitablen Mittelständlers, der in der Nische „rezeptfreie Markenmedizin“ mit digitalen Direktvertriebsmodellen durchaus Impulse gesetzt hat. Gerade weil PharmaSGP nicht auf verschreibungspflichtige Medikamente setzte, sondern mit Produkten wie Restaxil oder Nervoderm eigene, apothekenexklusive Marken groß gemacht hat, galt das Unternehmen als Sonderfall zwischen traditionellem Pharma-Ansatz und modernem E-Commerce. Die Börse reagierte allerdings zunehmend verhalten – nicht nur wegen der Marktsättigung im Bereich OTC, sondern auch wegen struktureller Risiken im Marketing, regulatorischer Unwägbarkeiten und fehlender Internationalisierungsphantasie.

Der Squeeze-out schließt somit auch ein Kapital der Unsicherheiten. Für Fischer, der im Hintergrund bereits neue Produkte in der Pipeline hat, eröffnet sich nun wieder ein Spielfeld ohne Reporting-Pflicht – mit direkter Durchgriffsmacht und unternehmerischer Bewegungsfreiheit. Das ist vor allem in einem Marktumfeld von Bedeutung, in dem Arzneimittelzulassungen, Markenzugänge und Plattformdistribution zunehmend von Geschwindigkeit und Marktfokus abhängen. Analysten, die auf Kontinuität und Skalierbarkeit setzen, mögen den Rückzug kritisch sehen. Unternehmerisch jedoch setzt PharmaSGP damit ein unmissverständliches Signal: Kontrolle schlägt Kapital, und Tempo schlägt Ticker. Der Börsengang war ein Kapitel – kein Lebensmodell.

 

Gefälschte Rezepte gefährden Apotheken, täuschen Sicherheit, unterlaufen Kontrollsysteme

Warum Papierrezept-Fälschungen weiter florieren, das E-Rezept nicht schützt und Apotheken gezielt handeln müssen

Die Idee, dass das E-Rezept den Rezeptbetrug ein für alle Mal beendet, ist zwar politisch populär – aber fachlich voreilig. In der Realität sind es derzeit nicht die digitalen, sondern die analogen Wege, über die Fälschungen Apotheken erreichen. Klassische Papierrezeptformulare – oft mit gestohlenen Arztstempeln, nachgemachten Unterschriften oder gezielter Formatimitation – werden zunehmend genutzt, um insbesondere hochpreisige Arzneimittel zu erschleichen. Besonders im Fokus: GLP-1-Rezeptoragonisten wie Ozempic oder Mounjaro, zentralnervös wirkende Medikamente mit Missbrauchspotenzial wie Lyrica, starke Analgetika sowie bestimmte Zytostatika. Der Schaden geht in die Zehntausende – pro Fall. Dabei liegt die Herausforderung nicht nur in der kriminellen Energie, sondern im Versagen standardisierter Prüfmechanismen und in einer Unsicherheit der Mitarbeiter, wie zu reagieren ist.

Viele Apotheken erleben derzeit ein gefährliches Paradox: Die Digitalisierung schreitet formal voran – das E-Rezept ist im System – aber auf dem HV-Tisch landen weiter klassische Papierrezepte, die mal echt, mal manipuliert, oft aber schwer unterscheidbar sind. Besonders in stressigen Situationen, bei hohem Kundenandrang oder in Vertretungsphasen steigt das Risiko, eine Fälschung nicht zu erkennen. Hinzu kommt: Die Sorge vor Kundeneskalation, Angst vor falscher Verdächtigung und Unklarheit über die rechtlichen Konsequenzen lassen viele Teams zögern. Dabei ist die Handlungsanweisung eindeutig: Besteht ein Verdacht, dürfen Arzneimittel nicht abgegeben werden. Und genau das erfordert Schulung, Rückendeckung und klare Prozesse.

Auffällig ist: Die meisten Fälschungen orientieren sich an der Struktur echter Rezepte – inklusive Pharmazentralnummern, Dosierungsangaben, Ausstellungsdatum und plausibler Diagnose. Dennoch gibt es systematische Hinweise, die ein geschultes Team erkennen kann: ungewöhnlich hoher Abgabebetrag, seltene Wirkstoffkombinationen, fehlende Arztkontaktdaten, auswärtige Patientenadressen ohne Bezug zum Ausstellungsort – und nicht zuletzt das Bauchgefühl. Entscheidend ist daher nicht allein das Dokument, sondern die Verknüpfung von Beobachtung, Intuition und Prozesssicherheit. In der Praxis heißt das: Jedes Rezept muss auch mitgedacht werden.

Apotheken sind dabei nicht nur Erfüllungsgehilfen des Systems, sondern selbst unmittelbar geschädigte Akteure. Denn anders als oft angenommen, haften sie in der Regel selbst für Schäden durch Fälschungen – sofern keine ausreichende Prüfung dokumentiert ist. Versicherer wie ApoRisk betonen daher, wie wichtig es ist, Verdachtsmomente zu dokumentieren, interne Checklisten zu nutzen und idealerweise Zweitprüfungen durchzuführen. Entscheidend sei auch die Kommunikation mit Ärzten, etwa über rückrufbare Telefonnummern, sowie das Festlegen interner Reaktionspläne bei konkretem Fälschungsverdacht. Je klarer der Ablauf, desto geringer das Risiko – sowohl wirtschaftlich als auch haftungsrechtlich.

Dass das E-Rezept allein keine Sicherheit garantiert, zeigt sich auch daran, dass derzeit hybride Verfahren missbraucht werden: Rezepte werden elektronisch angekündigt, aber anschließend doch in Papierform eingereicht – teils als Vorwand, teils zur Verschleierung. Die gefälschten Verordnungen nutzen gezielt die Übergangsphase im System – ein Risiko, das unterschätzt wird. Solange die Parallelität von digital und analog besteht, bleiben Apotheken Zielscheibe. Es braucht also nicht nur mehr digitale Sicherheit, sondern auch mehr praktische Prävention. Dazu gehören realistische Fortbildungen, echte Schutzkonzepte und klare Rückendeckung durch Berufsverbände und Versicherer. Das Ziel muss sein: Jeder einzelne Mitarbeitende muss wissen, wann, wie und warum er „Stopp“ sagen darf – und muss.

 

Veraltete Arztpflichten binden Ressourcen, blockieren Versorgungslogik, unterschätzen das Potenzial der Apotheke als primärer Gesundheitszugang

Warum neue Aufgabenverteilungen zwischen Heilberufen kein Kompetenzverlust, sondern ein struktureller Effizienzgewinn sind

Die Annahme, dass jeder Medikationskontakt einen Arzttermin erfordert, hält sich in der Versorgungsrealität hartnäckig – und ist doch medizinisch wie strukturell überholt. Wenn ein Patient mit gesicherter Dauermedikation regelmäßig allein zur Rezeptbeschaffung in die Praxis erscheint, entsteht keine zusätzliche Versorgungsqualität – sondern ein künstlich erzeugter Verwaltungsaufwand, der Kapazitäten bindet, die an anderer Stelle fehlen. Was Gesundheitsminister Laumann nun fordert, trifft deshalb einen neuralgischen Punkt: Die Neuverteilung ärztlicher und pharmazeutischer Routinen ist keine Kompetenzfrage – sie ist eine Systemnotwendigkeit.

Konkret betrifft dies Patientengruppen, deren Medikation sich seit Jahren nicht verändert: Hypertoniker, Diabetiker, viele geriatrische Fälle. Der Quartalsbesuch wird zum Pflichtgang – nicht zur Versorgung. Gleichzeitig stehen Apotheken bereit, Beratung, Verlaufskontrolle und Medikationsbetreuung zu übernehmen – rechtlich legitimiert, personell geschult, strukturell verfügbar. Die Option eines Jahresrezepts für stabile Therapien wäre deshalb nicht nur ein Entlastungsschritt für Arztpraxen, sondern auch eine Stärkung der Apotheken als niedrigschwelliger Versorgungsanker. Genau an dieser Stelle greift der eingebettete Kommentarauftrag: Denn was politisch als „Verlagerung“ wirkt, ist in Wahrheit eine präzise Rückführung von Verantwortung in die Strukturen, die sie tragen können.

Zugleich entsteht ein Reformfenster, das über reine Rezeptlogistik hinausreicht. Wenn Apotheken – wie bereits vorgesehen – Blutdruck messen, Medikationsanalysen durchführen und Patienten coachen, dann ist der nächste Schritt konsequent: mehr Versorgungsverantwortung, mehr Steuerung, mehr direkte Handlungskompetenz. Nicht als Ersatz für ärztliches Urteil, sondern als Ergänzung, Delegation und Entlastung. Die Abgabe bleibt pharmazeutisch, die Überwachung wird kooperativ, die Verantwortung geteilt. Diese Strukturverschiebung bedeutet keine Verwässerung – sie bedeutet Präzisierung. Und sie verlangt eine neue Führungslogik: Der Patient steht nicht vor einer Berufsgrenze, sondern in einem Versorgungskorridor mit klaren Schnittstellen.

Versicherer und Kassen würden dadurch ebenfalls entlastet – nicht nur finanziell, sondern auch auditiv: Die Rückverfolgbarkeit pharmazeutischer Betreuung, die bereits über dokumentierte Dienstleistungen wie die AMTS-Beratung möglich ist, schafft eine neue Datenlage, die medizinische Verlaufssicherheit messbar macht. Aporisk und andere branchenspezifische Anbieter erkennen diese Logik längst an: Versorgungsmodelle, die klar delegiert, geprüft und dokumentiert sind, lassen sich versichern – mit geringerem Risiko und höherem Vertrauen.

Führung zeigt sich in dieser Entwicklung nicht im Besitz von Zuständigkeit, sondern in der Bereitschaft zur intelligenten Verteilung. Wer als Arzt alles selbst machen muss, verliert Übersicht. Wer als Apotheker auf alte Grenzen verweist, verschenkt Wirkung. Wer aber erkennt, dass Gesundheitsversorgung heute eine kollaborative, abgestufte und kompetenzbasierte Aufgabe ist, stärkt das System – von unten. Apotheken sind dabei nicht nur verlängerte Rezeptstellen, sondern eigenständige Versorgungsräume. Und genau das verlangt Sichtbarkeit, Mut und Systemverantwortung.

 

Wenn selbst Reserveantibiotika versagen, droht der Stillstand stationärer Therapie, Surveillance wird systemrelevant – warum Multiresistenz kein Laborproblem mehr ist

Die Kombination aus klinischem Kontrollverlust, therapeutischer Verknappung und fehlender Überwachungsstruktur zeigt, wie nah die Versorgungsgrenze bereits liegt

Die Zahl resistenter Keime in deutschen Kliniken steigt ungebremst und das nicht nur relativ sondern absolut. Über 10000 eingesendete Proben mit multiresistenten Erregern wurden laut dem NRZ im Jahr 2024 erfasst ein neuer Höchstwert. Besonders auffällig immer mehr Bakterien sind gegen sogenannte Reserveantibiotika resistent also gegen jene Mittel die eigentlich nur im Notfall zum Einsatz kommen. Wenn selbst diese letzte Verteidigungslinie versagt entstehen therapeutische Leerstellen mit potenziell tödlicher Wirkung.

Carbapenemase-produzierende Bakterien gelten dabei als klinischer Risikofaktor erster Ordnung. Sie dominieren die aktuelle Resistenzentwicklung unter den Enterobacterales mit einem Anstieg von 439 Prozent im Jahr 2021 auf nun 611 Prozent. Für Klebsiella pneumoniae Escherichia coli und ähnliche Spezies bedeutet das die Wahrscheinlichkeit dass sie nicht mehr behandelbar sind nimmt real zu. Und das ist keine Folge gestiegener Testzahlen sondern ein Ausdruck beschleunigter biologischer Anpassung.

Wir sehen eine reale Zunahme resistenter Isolate nicht nur statistisch sondern klinisch relevant heißt es im aktuellen NRZ-Bericht. Für Intensivstationen Onkologie und Transplantationsmedizin entsteht daraus eine fundamentale Herausforderung. Wenn Breitspektrumantibiotika und Reservemedikation nicht mehr greifen wird selbst eine routinemäßige postoperative Infektion zur potenziellen Gefahrenquelle.

Das Problem ist nicht neu aber seine Geschwindigkeit ist es. Während sich die Keime evolutionär beschleunigen bewegen sich die Strukturen zur Gegenwehr im Schneckentempo. Die Finanzierung der Surveillance ist ungesichert die Laborkapazitäten sind regional ungleich verteilt die Datenflüsse sind verzögert. Der medizinische Fortschritt scheitert nicht an Unkenntnis sondern an Koordination. Wer Überwachung nicht auf Augenhöhe mit Therapie denkt wird verlieren nicht auf dem Papier sondern am Patienten.

Was politisch als Laborfrage erscheint ist in Wahrheit ein Systemtest. Wenn die Surveillance versagt wird nicht zu spät behandelt sondern zu spät erkannt. Das Risiko wandert dabei nicht nur durch Kliniken sondern auch durch Strukturen. Ohne funktionierende Überwachung können Erreger zirkulieren mutieren dominieren bis auch der letzte Wirkstoff versagt. Prävention ist keine Option sondern Pflicht und ihre Finanzierung kein Budgetpunkt sondern eine Frage medizinischer Grundlogik.

Multiresistenz ist keine Infektionskrankheit sie ist ein Strukturversagen mit biologischen Konsequenzen und genau das verlangt Führung Klarheit und Konsequenz.

 

Kapitalbindung drückt Liquidität, Kreditlinien fehlen, Führung gerät unter Druck

Warum Apotheken ihre wirtschaftliche Beweglichkeit verlieren, wer Verantwortung trägt und wie echte Steuerung beginnt

Es ist nicht der Wettbewerb, der Apotheken derzeit betriebswirtschaftlich in die Enge treibt. Es sind auch nicht primär die viel diskutierten Margen oder regulatorischen Verschärfungen. Es ist der Verlust an finanzieller Manövrierfähigkeit, der sich langsam und oft unbemerkt in den Strukturen festsetzt. Kapital wird in Vorräten gebunden, Rückflüsse verzögern sich durch lange Zahlungszyklen mit den Krankenkassen, und verfügbare Kreditlinien fehlen vielerorts vollständig. Der äußere Eindruck einer gut ausgestatteten Apotheke kontrastiert mit der inneren Realität: Liquiditätsengpässe, die jede schnelle Reaktion unmöglich machen.

Apothekenleiterinnen und -leiter unterschätzen regelmäßig, welche wirtschaftliche Sprengkraft in einer falsch gesteuerten Kapitalbindung steckt. Zwar dient eine hohe Lagerhaltung der Versorgungssicherheit, doch sie ist kein Garant für wirtschaftliche Stabilität. Je mehr Kapital in Warenbeständen liegt, desto geringer ist die Fähigkeit, auf unvorhergesehene Belastungen zu reagieren. Rücklagen fehlen oft ebenso wie die Disziplin zur täglichen Liquiditätskontrolle. Dabei wäre genau diese tägliche Beobachtung die Basis betrieblicher Sicherheit. Nicht selten erleben Apotheken mit sechsstelligen Lagerwerten gleichzeitig Zahlungsschwierigkeiten bei Löhnen oder Lieferanten – ein Paradox, das keiner realistischen Führungspraxis standhält.

Es ist bemerkenswert, wie gering das Bewusstsein für wirtschaftliche Frühwarnindikatoren in vielen Apotheken ausgeprägt ist. Kennzahlen wie Liquiditätsgrad I (liquide Mittel zu kurzfristigen Verbindlichkeiten) und II (inklusive kurzfristiger Forderungen) werden kaum aktiv genutzt. Dabei sind genau diese Werte entscheidend: Liegt der erste Grad unter 25 Prozent, droht der Engpass. Sinkt der zweite unter 100 Prozent, ist die Zahlungsfähigkeit strukturell gefährdet. Wer diese Kennzahlen nicht kennt, betreibt keine Führung, sondern wirtschaftliche Improvisation.

Hinzu kommt die strukturelle Schwäche im Verhältnis zu steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Beratung. Viele Betriebe stützen sich auf Auswertungen, nutzen diese aber nicht aktiv zur Steuerung. Monatsabschlüsse sind rückblickend – Liquidität ist aktuell. Und aktuelle Führung verlangt Echtzeitinformationen, klare Ziele, belastbare Reserven und entschiedene Handlungslinien. Eine Apotheke, die ihre Liquidität nicht aktiv managt, verzichtet faktisch auf das zentrale Element wirtschaftlicher Führung.

Die Konsequenzen betreffen nicht nur das Konto, sondern den ganzen Betrieb: Gehaltsverzögerungen, verschobene Bestellungen, angespannte Teamstrukturen, sinkendes Vertrauen bei Lieferanten. Finanzielle Instabilität dringt schleichend in alle Bereiche. Und sie lähmt genau dort, wo Beweglichkeit gefragt ist – bei der Führung. Wer wirtschaftlich nicht souverän handeln kann, verliert Entscheidungshoheit. Und das ist keine abstrakte Gefahr, sondern konkret messbar.

Deshalb braucht jede Apotheke ein verbindliches Liquiditätsmodell. Es muss Kapitalbindung, Rückzahlungsdauer, Fixkostenstruktur, Lagerwerte und Zahlungsflüsse einbeziehen. Tägliche Liquiditätsreports, Wochenüberblicke, Monatsstrategien – sie sind kein Luxus, sondern Pflicht. Auch die Frage nach Kreditlinien und Rücklagen muss zur Chefsache werden: Wer darauf verzichtet, riskiert die Existenz. Und wer Führung ernst nimmt, schützt nicht nur den Betrieb, sondern auch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

 

Mehrwertsteuer senken, Beitragssätze stabilisieren, Kapitalerträge heranziehen 

Wie die Linke die GKV reformieren will, was wirklich entlastet – und warum die Bundesregierung zögert

Die gesetzliche Krankenversicherung ist kein Gesundheitsfonds mehr, sondern ein System auf Pump. Was als solidarisch finanzierte Daseinsvorsorge gedacht war, ist zu einem politischen Sanierungsfall geworden, dessen Strukturdefizite von Jahr zu Jahr sichtbarer werden. Im Mittelpunkt steht eine paradoxe Situation: Während Versicherte durch Zusatzbeiträge, Leistungskürzungen und steigende Versorgungskosten belastet werden, gibt es auf der Einnahmeseite des Staates weiterhin Spielräume, die systematisch ungenutzt bleiben.

Die Bundestagsfraktion der Linken versucht mit einem Antrag, dieses strukturelle Missverhältnis in konkrete Reformschritte zu übersetzen. Vier Maßnahmen sollen die GKV um 28,7 Milliarden Euro entlasten, die soziale Pflegeversicherung um weitere 4,3 Milliarden. Im Kern geht es nicht um neue Ideen, sondern um bekannte Hebel, die bislang ungenutzt geblieben sind: Steuerpolitik, Beitragsbemessung, Solidarausgleich und Bundeszuschüsse.

Die vorgeschlagene Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel wirkt dabei wie ein symbolisch aufgeladener Einstieg in eine Gerechtigkeitsdebatte, die die Bundesregierung bislang nicht zu führen wagt. Denn Arzneimittel, die oft lebensnotwendig sind, werden steuerlich wie Luxusgüter behandelt – mit dem vollen Mehrwertsteuersatz. Die Linke fordert stattdessen, diese Produkte analog zu anderen lebenswichtigen Gütern mit nur sieben Prozent zu belasten. Das allein würde die GKV um jährlich 5,5 Milliarden Euro entlasten und gleichzeitig die Patientinnen und Patienten um weitere 1,9 Milliarden. In einem System, das sich auf individuelle Sparsamkeit stützt, wäre das nicht nur entlastend, sondern ein Signal der strukturellen Fairness.

Parallel dazu wird gefordert, die Beitragsbemessungsgrenze auf 15.000 Euro monatliches Bruttoeinkommen anzuheben. Während sich diese Grenze seit Jahren kaum bewegt, sind Spitzenverdiener faktisch unterbeteiligt am Solidarausgleich. Eine Erhöhung würde nach Berechnungen der Linken etwa 18 Milliarden Euro in die GKV und 3,2 Milliarden in die SPV spülen. Der Effekt wäre nicht nur finanziell relevant, sondern auch systemisch: Wer mehr verdient, würde wieder stärker an der Stabilisierung des Gesamtsystems beteiligt. Kritiker verweisen auf Leistungsansprüche, die steigen könnten, doch diese bleiben in einem solidarisch kalkulierten Umlagesystem verhältnismäßig.

Ein weiterer, bislang wenig beachteter Bereich betrifft die Beiträge für Empfänger von Bürgergeld. Der Bund zahlt hier aktuell deutlich weniger als das, was ein Versicherter mit vergleichbarem Einkommen leisten müsste. Die Linke fordert, dass der Staat für diese Versichertengruppe den tatsächlich anfallenden Beitragssatz übernimmt. Das würde nicht nur für mehr Beitragsgerechtigkeit sorgen, sondern auch 5,2 Milliarden Euro für die GKV und 1,1 Milliarden für die SPV einbringen.

Ein oft vernachlässigtes Thema bleibt die Dynamisierung des Bundeszuschusses. Seit 2017 stagniert dieser weitgehend, obwohl die Ausgaben der Kassen steigen. Die Bundesregierung passt den Zuschuss bislang nicht an die reale Entwicklung an, sondern steuert ihn nach Haushaltslage. Das macht eine vorausschauende Finanzplanung für die Krankenkassen faktisch unmöglich. Die Linke verlangt deshalb, den Zuschuss gesetzlich an die Ausgabenentwicklung zu koppeln.

Während all diese Vorschläge bereits in früheren Gutachten und Kommissionsberichten auftauchten, plant die Bundesregierung stattdessen eine weitere Kommission – mit Zieljahr 2027. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken selbst spricht von einem Notfallpatienten, agiert aber wie im Routinebetrieb. In der Sprache des Gesundheitswesens würde das bedeuten: Ein Fall für die Intensivstation wird mit Ambulanztaktik behandelt.

Der Antrag der Linken bringt insofern keine neuen Antworten, wohl aber eine politische Klarheit, die im derzeitigen Diskurs fehlt. Ob sich dieser Vorstoß in parlamentarischer Mehrheit übersetzen lässt, ist offen. Doch der Druck steigt: Je länger strukturelle Ungleichgewichte ignoriert werden, desto radikaler müssen spätere Reformen ausfallen. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente mag als Symbolpolitik erscheinen. Doch sie wäre ein realistischer, haushaltskompatibler und sofort wirksamer Einstieg in eine ehrliche Finanzdebatte – und damit mehr als ein Detail. Sie wäre der Anfang eines Systemumbaus, den die Koalition bislang nur vertagt.

 

Wenn Apotheken schließen, politische Zuständigkeit zerfällt und Berufsverbände zum Handeln übergehen, eskaliert in Mecklenburg-Vorpommern der strukturelle Gesundheitsprotest

Warum Versorgungssicherung nicht von Debatten, sondern von Zuständigkeiten, Finanzierung und professionspolitischer Reaktionsfähigkeit abhängt

Die Apothekenkrise in Mecklenburg-Vorpommern ist kein regionales Problem, sondern ein Indikator strukturellen Versagens im Gesundheitssystem. Wenn Apotheken schließen, politisch Verantwortliche ausweichen und Kammer- wie Verbandsstrukturen zum Handeln übergehen, wird klar: Der institutionelle Rahmen genügt nicht mehr zur Sicherung elementarer Versorgungsleistungen. Die Eskalation, die nun in MV dokumentiert wird, ist kein Ausdruck akuter Betroffenheit, sondern ein chronifizierter Systemzustand, der durch einen offenen Brief an die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU, Simone Borchardt, sowie ein Krisentreffen zwischen Verbandschef Axel Pudimat und Kammervize Marco Bubnick erstmals öffentlich formatiert wird. Der Protest folgt dabei keiner Symbolik, sondern ist ein kalkulierter Reaktionsversuch auf strukturelles Regierungsversagen.

Die drei systemischen Achsen dieser Eskalation sind klar identifizierbar: Erstens die infrastrukturelle Aushöhlung durch Apothekenschließungen – besonders dramatisch in der Fläche Mecklenburg-Vorpommerns, wo Standorte wegbrechen und Nachfolgestrukturen fehlen. Zweitens die politische Inaktivität, die durch Legislative, Ministerialbürokratie und föderale Koordinationsverzögerung verschärft wird. Und drittens der professionspolitisch gesteuerte Widerstand durch Kammern und Verbände, der nicht appelliert, sondern interveniert: durch klare Forderung, operative Gesprächsformate und öffentlich nachvollziehbare Druckarchitektur. Die Eskalation in MV ist damit nicht emotional, sondern strukturell. Sie verweist auf einen Realitätsbruch zwischen Gesetzgebung und Versorgungslage, zwischen politischer Kommunikation und praktischer Steuerungsnotwendigkeit.

Die Forderung nach Soforthilfe ist nicht vage, sondern präzise: Liquiditätssicherung für Bestandseinheiten, strukturelle Stabilisierung durch gesetzlich verankerte Präsenzmodelle und eine gesetzgeberische Rücknahme versorgungsfeindlicher Regelungen. Der Protest zielt nicht auf Reformdialoge in späteren Legislaturphasen, sondern auf exekutives Handeln vor der Sommerpause. Dass dieser Druck ausgerechnet von Akteuren der Grundversorgung kommt, entzieht der Politik die rhetorische Ausweichbewegung. Wenn selbst strukturkonservative Berufsträger zur Eskalation greifen, ist die Phase der Gesprächsoffenheit beendet.

Mecklenburg-Vorpommern wird damit zum Kristallisationspunkt einer strukturellen Krise. Der Protest hat drei Merkmale: Er ist rational, er ist berufsrepräsentativ, er ist dokumentiert. Und er verlässt das Stadium der Ankündigung. Sollte der politische Apparat auch diesen Impuls neutralisieren, verliert er seine Anschlussfähigkeit an die Realität. Die Versorgung wird dann nicht mehr schleichend, sondern beschleunigt kollabieren – und zwar nach Maßgabe realer Geografie, nicht gesetzlicher Fiktion

 

Glosse: Kittel, Klemmbrett, Körpertemperatur

Warum Apotheker:innen plötzlich Praxiseingänge bewachen, Gesundheit nach Farben sortieren und ein Kaltgetränk fast schon Therapie ist

Wenn Apotheker:innen plötzlich mit Neonwesten, digitalen Thermometern und Stirnrunzeln vor Arztpraxen stehen, ist entweder die Apothekenreform eskaliert oder das deutsche Gesundheitssystem kollabiert – beides kaum voneinander zu unterscheiden. Was ursprünglich als humorvolle Überzeichnung begann, hat inzwischen ein solches Maß an realpolitischer Nähe erreicht, dass es Satire beinahe überflüssig macht. Denn in der Versorgungswirklichkeit der Bundesrepublik, wo Hausarzttermine so rar sind wie verschreibungspflichtige Mittel bei Amazon, wird jeder neue Vorschlag zur Steuerung wie ein Heftpflaster auf offenen Knochenbrüchen diskutiert – auch jener, der Apotheker:innen in die Rolle vorsortierender Gesundheits-Gatekeeper presst.

Konkret heißt das: Die Menschen kommen mit Husten, Bauchweh oder post-italienischer Pizza-Intoleranz zur Praxis, aber nicht mehr bis ins Wartezimmer. Vor der Tür wartet die pharmazeutische Filterinstanz – ausgestattet mit Puls-Oximeter, Laktattest, Lächeln nach Vorschrift und notfalls einer Papiertüte für die psychische Komponente. Wer sich stabil präsentiert, erhält einen freundlichen Schulterklopfer und die Verordnung „Fencheltee plus Bewegung“, wer hingegen mit fiebrigem Blick, rasselnder Lunge oder verdächtig lautem Stöhnen erscheint, darf weiter zur ärztlichen Hochinstanz – Farbcodierung inklusive.

Das Prinzip ist einfach: Menschen werden in Ampelfarben eingeteilt, nicht nach Verkehrstüchtigkeit, sondern nach Therapiewürdigkeit. Grün: weitergehen, nichts zu sehen. Gelb: bitte warten, aber nur mit Sitzkissen. Orange: Achtung, man sieht Ihnen was an. Rot: Notarzt oder wenigstens ein Raum mit mehr als einem Desinfektionsspender. Wer gar keine Farbe erhält, gilt entweder als digital vorabbehandelt oder als kulturell gesundheitsresilient – man kennt das aus früheren Präventionsbroschüren, die inzwischen wegen Realitätsverweigerung aus dem Verkehr gezogen wurden.

Die Apotheken übernehmen dabei eine Rolle, die irgendwo zwischen triagierender Feldklinik und postbürokratischer Einlasskontrolle liegt. Keine Krankenkassenkarte, keine Klarnamenpflicht – aber bitte vorher Hände desinfizieren und das Smartphone im Flugmodus lassen. Wer gegen die Armbandfarbe protestiert, bekommt eine zweite Meinung – von der Nachtschicht oder der nächsten Apotheke.

Währenddessen simuliert die Politik Handlungsfähigkeit. Zwischen Parlamentspause und Plenarbetriebsstörung wird das Primärarztsystem als neue Revolution beschworen. Aber bitte ohne Personal, ohne Infrastruktur und ohne Zeit. Das Einzige, was in ausreichender Menge vorhanden ist: Vorschläge. Dazu gehören auch die sogenannten „Versorgungsabschnittsmanager“ – ein euphemistischer Ausdruck für Menschen, die früher Apotheke hießen und heute Versorgung gewährleisten, ohne dass es jemand merkt.

Und während mancher noch über die Optik fluoreszierender Armbänder sinniert, hat die Plattformmedizin längst Fakten geschaffen. DocMorris, Teleclinic und Co. sortieren ihre Patient:innen per Fragebogen, auf dem Niveau von „Wie viele Ibuprofen haben Sie heute schon gegessen?“ Die Entscheidung über Behandlung oder Wartezeit übernimmt ein Algorithmus, dem nicht einmal die Datenschützer noch folgen können – aber er funktioniert, also stört es niemanden.

Die Apotheker:innen bleiben derweil draußen. Mit Klemmbrett, Stirnlampe und zunehmendem Zweifel an ihrem Berufsbild. Sie testen, wischen, beruhigen und organisieren Durchlaufzeiten wie im Hochleistungssport. Manchmal mit Erfolg, manchmal mit einem „Bitte kommen Sie morgen wieder – vielleicht mit anderen Symptomen.“

Und wenn dann noch einer fragt, warum es keine Nachfolger:innen für den Beruf gibt, sollte man ihm ein Festivalbändchen mit der Aufschrift „Letzte Generation Versorgung“ ans Handgelenk tackern – inklusive QR-Code zum Selbstdiagnosetool.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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