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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
2024 war für Deutschlands Apotheken ein Jahr scheinbarer Rekorde: Millionenumsätze, steigende Kundenzahlen, boomende Hochpreispräparate. Doch hinter der glänzenden Umsatzfassade bröckelt die Substanz. Kleine Apotheken verlieren den Anschluss, die Kosten steigen schneller als die Gewinne, und der wirtschaftliche Druck nimmt spürbar zu. Was wie ein Aufschwung aussieht, ist oft ein Rückzug. Neue politische Maßnahmen versprechen Entlastung, doch es bleibt ungewiss, ob diese rechtzeitig greifen. Die Schere zwischen Wachstum und Wirklichkeit öffnet sich weiter – eine Entwicklung, die sich kaum länger ignorieren lässt.
Deutschlands Apotheken verzeichnen im Jahr 2024 ein nominales Hoch: Die Umsätze steigen, der Absatz nimmt zu, insbesondere bei verschreibungspflichtigen und hochpreisigen Präparaten. Doch der Schein trügt. Unter der Oberfläche wächst nicht die Stabilität, sondern die strukturelle Spreizung des Marktes. Die wirtschaftliche Wirklichkeit zeigt sich deutlich nüchterner: Sinkende Margen, steigende Kosten und eine fortschreitende Marktkonzentration setzen die Branche unter Druck. Die Aussicht auf eine Entlastung durch politische Eingriffe in 2025 ist zwar gegeben, doch ob sie ausreicht, ist fraglich.
Mit durchschnittlich rund 3,7 Millionen Euro Umsatz pro Apotheke liegt das Jahresergebnis um über acht Prozent über dem Vorjahr. In allen Segmenten, sowohl GKV- als auch PKV-finanziert, sind Zuwächse zu verzeichnen. Besonders stark fiel das Plus bei den privatversicherten Kundinnen und Kunden aus: Mit einem Anstieg von mehr als 13 Prozent übertraf dieser Bereich den übrigen Markt deutlich. Auch im Bereich der Selbstmedikation und Freiwahlverkäufe wurden solide Zuwächse erzielt. Insgesamt konnten 86 Prozent der Apotheken ihren Umsatz steigern.
Doch trotz dieser Zahlen bleibt der wirtschaftliche Erfolg ungleich verteilt. Ein Großteil der Apotheken bleibt weiterhin unterhalb des Durchschnitts. Die Dynamik des Marktes begünstigt klar diejenigen, die bereits zuvor eine starke Marktstellung innehatten. Apotheken mit einem Umsatz zwischen sechs und acht Millionen Euro stiegen überdurchschnittlich häufig in höhere Umsatzklassen auf. Ähnliches galt für Betriebe im Segment bis zehn Millionen Euro. Kleinere Apotheken hingegen verzeichneten geringere Aufstiegschancen oder mussten den Markt verlassen. Besonders im Bereich unter zwei Millionen Euro ist die Zahl der Apotheken deutlich zurückgegangen – ein stiller Hinweis auf die sinkende Tragfähigkeit kleiner Standorte.
Verantwortlich für das Spannungsfeld zwischen Umsatz und Ertrag ist unter anderem die sich verschärfende Rohgewinnsituation. Der durchschnittliche Wareneinsatz stieg auf 79,8 Prozent – ein Plus von 0,8 Prozentpunkten. In den östlichen Bundesländern fiel der Wert mit 80,9 Prozent nochmals höher aus. Während der absolute Rohgewinn nominell zulegte, sank sein Anteil am Umsatz erneut. Eine der zentralen Ursachen liegt in der zunehmenden Bedeutung hochpreisiger Arzneimittel: Präparate mit einem Apothekenverkaufspreis über 500 Euro nahmen im Umsatzvolumen überproportional zu. Ihr Beitrag zum Gesamtrohgewinn hat sich seit 2013 mehr als verdoppelt, ihr Absatzanteil liegt hingegen weiterhin bei unter zwei Prozent.
Diese Entwicklung birgt Risiken. Hochpreisige Medikamente binden Kapital, erhöhen die Volatilität im Warenlager und führen zu einer Abhängigkeit von wenigen, margenarmen Produkten. Zudem wurde mit dem sogenannten Skonto-Urteil, das Preisnachlässe auf verschreibungspflichtige Arzneimittel begrenzt, ein weiterer Einschnitt gesetzt: Der Rabattspielraum gegenüber Vorlieferanten ist auf 3,15 Prozent gedeckelt – das schmälert zusätzlich den Handlungsspielraum der Apotheken.
Gleichzeitig steigen die Kosten in fast allen Bereichen weiter an. Die betriebsspezifische Inflation lag 2024 bei rund drei Prozent. Während die Ausgaben für Werbung sowie für Energie und Raumnebenkosten relativ stabil blieben oder sogar leicht rückläufig waren, nahmen andere Posten spürbar zu. Besonders Zinsbelastungen und Investitionen in digitale Infrastruktur schlugen zu Buche. Im Westen lagen die Kostenquoten bei 16,9 Prozent, im Osten bei 15,2 Prozent. Absolut ergibt sich daraus eine zusätzliche Belastung zwischen 15.000 und 18.000 Euro pro Jahr und Betrieb.
Die Folge dieser Entwicklungen ist ein Rückgang des prozentualen Betriebsergebnisses auf 3,9 Prozent des Umsatzes. In absoluten Zahlen stieg das durchschnittliche Ergebnis zwar leicht auf rund 164.000 Euro – dank staatlicher Zuschüsse und Sonderzahlungen. Doch auch dieser Wert trügt über die realen Unterschiede hinweg. Eine Segmentanalyse zeigt: Im unteren Umsatzdrittel liegen die Gewinne durchschnittlich bei lediglich 65.000 Euro. Über 15 Prozent dieser Apotheken arbeiten mit einem negativen Betriebsergebnis. Auch im mittleren Drittel ist die Lage nicht stabil – mehr als fünf Prozent schreiben Verluste. Diese Werte beziehen sich zudem auf Zahlen ohne Zusatzvergütungen für Notdienste, Lieferfahrten oder pharmazeutische Dienstleistungen.
Entscheidend für die weitere Entwicklung wird das Jahr 2025. Die Einführung der elektronischen Patientenakte und andere Digitalisierungsprojekte bringen zwar langfristig Potenzial, kurzfristig jedoch keine Entlastung für die Betriebe. Hoffnung macht die Senkung des Apothekenabschlags auf 1,77 Euro pro Packung seit Februar 2025. Für eine durchschnittliche Apotheke ergibt sich daraus ein Mehrertrag von etwa 7.000 Euro im Jahr – ein kleiner, aber symbolisch wichtiger Schritt.
Mehr Substanz verspricht ein im Koalitionsvertrag verankertes Sofortprogramm der Bundesregierung. Dieses sieht unter anderem eine Anhebung des Fixhonorars auf 9,50 Euro vor – ergänzt um eine Dynamisierung der Vergütung, um inflationsbedingte Lasten besser auszugleichen. Weitere Maßnahmen zielen auf den Abbau bürokratischer Hürden und die Abschaffung wirtschaftlich ruinöser Null-Retaxationen. Auch eine Stärkung der Rolle der Apotheke als niederschwellige Anlaufstelle im Gesundheitssystem ist angedacht.
Doch ob diese Maßnahmen genügen, um den strukturellen Druck zu lindern, ist offen. Fest steht: Ohne eine grundlegende Neuausrichtung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleibt das Wachstum von 2024 eine fragile Fassade – und viele Apotheken werden trotz voller Kassen weiter in die Defensive gedrängt.
Wer in der Flut der aktuellen Betriebsvergleichszahlen nach Orientierung sucht, steht rasch vor einem Paradoxon: Die Umsätze der Apotheken steigen, doch wirtschaftliche Entlastung stellt sich kaum ein. In der Tiefe offenbart sich ein altes Muster in neuem Gewand: Mehr Umsatz bedeutet nicht mehr Stabilität – jedenfalls nicht für alle.
Die dominanten Zuwächse bei hochpreisigen Arzneimitteln verzerren nicht nur den Blick auf die betriebswirtschaftliche Realität, sondern unterhöhlen auch die klassische Geschäftsgrundlage vieler Betriebe. Denn wer hauptsächlich daran wächst, was kaum Marge bringt, arbeitet zwar volumenstark – aber oft unter existenzieller Belastung. Die Apotheken mit hoher Abgabemenge teurer Rx-Präparate profitieren rechnerisch, tragen jedoch gleichzeitig steigende Risiken: Liquiditätsengpässe, Steuerlast und Retaxationen. Das Apothekenwachstum 2024 ist eine optische Täuschung – sichtbar nur auf dem Papier, real jedoch geprägt von strukturellem Stress.
Besonders frappierend ist die Polarisierung: Während große Betriebe mit ausreichend Rücklagen den Sprung in höhere Umsatzklassen schaffen, ringen kleinere Apotheken mit stagnierenden Margen, höheren Kosten und einem Ausblick, der wenig Zuversicht bietet. Der Rückzug aus dem unteren Marktsegment – sichtbar an den sinkenden Zahlen in der niedrigsten Umsatzklasse – ist kein Betriebsunfall, sondern Symptom eines selektiven Systems, das wirtschaftliche Ungleichverteilung zur Norm erhebt.
Dass die Politik für 2025 nun einen Teil der Schieflage mit kosmetischen Eingriffen zu glätten versucht, zeigt zweierlei: Zum einen wird das Ausmaß der wirtschaftlichen Schieflage langsam anerkannt. Zum anderen aber bleibt man hinter dem zurück, was strukturell notwendig wäre: ein vollständig neues Honorierungsmodell, das nicht von Packungsmengen und Preisvolumen abhängig ist, sondern von Leistung, Versorgungsqualität und Systemrelevanz.
Die Apotheke der Zukunft kann nicht länger ein Spielball zwischen Skontourteilen, Lieferengpässen und bürokratischem Druck sein. Wenn das Primärversorgungsversprechen der Apotheken politisch ernst gemeint ist, dann braucht es mehr als einen gesenkten Abschlag. Es braucht ein Bekenntnis zur ökonomischen Handlungsfähigkeit vor Ort. Sonst ist das nächste Rekordjahr nur ein weiteres Kapitel in einer Geschichte des leisen Rückzugs.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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