
Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
In Dresden steht ein Apothekeninhaber kurz vor dem Abschied – doch einen Nachfolger gibt es nicht. Nach 30 Jahren im Dienst versucht Bertram Spiegler, die Carus-Apotheke abzugeben, doch der Markt schweigt. Der Standort in Kliniknähe, einst als Vorteil gedacht, reicht längst nicht mehr aus, um die wirtschaftliche Belastung auszugleichen. Ein symbolischer Fall, der die strukturelle Krise vieler Apotheken sichtbar macht. Parallel drängt ein internationaler Akteur die Märkte: Die Vereinigten Staaten setzen auf Medikamentenpreisbindungen, die sich direkt auf europäische Hersteller auswirken sollen. Die Preislogik des US-Marktes wird zum globalen Hebel – mit Folgen für die Versorgung, die wirtschaftliche Steuerung und das Innovationsklima. Unterdessen meldet ein deutscher Pharmakonzern massive Rückgänge im Consumer-Bereich, setzt auf neue Therapien in der Onkologie – und schließt Arbeitsplätze am Standort Frankfurt. Während bei Apotheken das Personal fehlt, wird es in der Industrie gezielt abgebaut. Die Gleichzeitigkeit dieser Entwicklungen zeigt ein Panorama aus Überlastung, Systemverwerfung und politischem Unwillen, Verantwortung ganzheitlich zu denken.
Die Carus-Apotheke in Dresden steht seit Monaten sinnbildlich für das schleichende Verschwinden der wohnortnahen Arzneimittelversorgung in Deutschland. Apotheker Bertram Spiegler, der seit 30 Jahren Inhaber der traditionsreichen Offizin ist, möchte in den Ruhestand treten, doch ein Käufer ist nicht in Sicht. Die Apotheke liegt in unmittelbarer Nähe des Universitätsklinikums Dresden – eigentlich eine Lage, die als strategischer Vorteil gelten könnte. Doch der Schein trügt: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren so dramatisch verschlechtert, dass sich selbst solche Standorte kaum noch attraktiv vermarkten lassen. Spiegler hat auf Einkommen verzichtet, das Personal auf ein Minimum reduziert, die Öffnungszeiten angepasst – doch das wirtschaftliche Gleichgewicht bleibt fragil. Der Versuch, einen geordneten Übergang zu gestalten, droht zu scheitern. Nicht, weil die Idee einer Apotheke in Kliniknähe überholt wäre, sondern weil das System der Vor-Ort-Versorgung zunehmend entkernt wird – von politischen Einsparvorgaben, bürokratischen Fesseln und einem fehlgeleiteten Innovationsverständnis.
Während Apotheken in Deutschland ums Überleben kämpfen, rollen in den Vereinigten Staaten strategische Pläne an, die auch für europäische Hersteller weitreichende Folgen haben. Die Regierung verfolgt das Ziel, die Medikamentenpreise durch internationale Preisvergleiche zu senken. Dafür sollen Arzneimittel künftig nur noch zu dem Preis erstattungsfähig sein, den andere Länder bereits verhandelt haben. Für die USA bedeutet das: Schluss mit überteuerten Listenpreisen. Für Europa hingegen entsteht ein neues Spannungsfeld: Wenn die US-Versorgung auf dem Preisniveau europäischer Staaten fußt, werden Hersteller ihre Margen anders verteilen – und das kann mittelfristig zu Preissteigerungen, Angebotsverknappung oder Innovationszurückhaltung auf dem alten Kontinent führen. Vor allem Deutschland, wo bereits jetzt jede neue Therapie durch das AMNOG einer Nutzenbewertung unterzogen und preislich gedeckelt wird, droht unter zusätzlichen Druck zu geraten.
Während die Märkte global umgesteuert werden, gerät auch ein traditionsreicher deutscher Pharmakonzern in schwieriges Fahrwasser: Bayer. Das Unternehmen musste im ersten Quartal 2025 einen spürbaren Rückgang des operativen Ergebnisses hinnehmen. Zwar konnte die Onkologie mit dem Medikament Nubeqa ein Wachstum verzeichnen, doch die übrigen Geschäftsbereiche – insbesondere Consumer Health und Crop Science – entwickelten sich rückläufig. Die Schwäche im Pflanzenschutz belastet nicht nur das Image des Konzerns, sondern auch die Standortpolitik. In Frankfurt wird ein Abbau von Arbeitsplätzen eingeleitet, was die Beschäftigten ebenso wie die regionale Politik unter Druck setzt. Der Konzern verweist auf die Notwendigkeit, Ressourcen zu konzentrieren und Investitionen in margenstarke Zukunftssegmente zu verlagern – doch die sozialen Folgen sind bereits sichtbar.
Einen seltenen Lichtblick inmitten dieser krisenhaften Lage bietet die Wiederverfügbarkeit des monoklonalen Antikörpers Nirsevimab. Nach Monaten der Knappheit, in denen Apotheken auf fremdsprachige Ausweichpräparate zurückgreifen und mit Eltern komplexe Erklärungen führen mussten, wurde der Versorgungsmangel offiziell aufgehoben. Die zuvor getroffenen Zusatzvereinbarungen zur Abgabe von Teilmengen verlieren damit ihre Gültigkeit. Der RSV-Antikörper steht nun in deutscher Originalverpackung wieder uneingeschränkt zur Verfügung – eine administrative Entlastung für Apotheken, die in der Zwischenzeit einmal mehr die strukturellen Lücken des Versorgungssystems auffangen mussten. Dass es für die Rückführung in reguläre Verfügbarkeiten eine gesonderte Ankündigung im Bundesanzeiger braucht, zeigt jedoch, wie stark der Alltag von Gesundheitsfachkräften inzwischen durch formalistische Strukturen geprägt ist.
Diese vier Ereigniskomplexe – eine Apotheke ohne Nachfolger, ein globaler Preisumbau, ein taumelnder Pharmakonzern und die Rückkehr eines wichtigen Impfstoffs – markieren die Koordinaten einer Branche, die zwischen Rentabilität, Versorgungssicherheit und strategischem Neuanfang zerrieben wird. Ob auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene: Das System Gesundheit steht nicht mehr auf stabilen Säulen. Es schwankt unter der Last ökonomischer Prioritäten, politischer Ignoranz und dem Versagen, strategische Weichenstellungen rechtzeitig und integrativ zu denken.
Was sich in der Carus-Apotheke in Dresden abspielt, ist keine private Tragödie, sondern ein öffentlicher Befund. Dass ein Inhaber nach drei Jahrzehnten kein Gehalt mehr bezieht, nur um seinen Betrieb über die Zeit zu retten, wäre in anderen Branchen undenkbar. Hier jedoch gilt es als stillschweigend eingeplanter Teil des Berufsbilds. Die Vorstellung, dass sich ein Apotheker aus Verantwortung dem Markt entgegenstellt, ist romantisch – aber gefährlich. Denn sie verdeckt die strukturellen Versäumnisse, die hinter solchen Schicksalen stehen. Wenn selbst Klinikum-nahe Lagen ökonomisch nicht mehr tragfähig sind, dann hat das System seine Grundlagen verloren. Der politische Reflex, mit Reformvokabular und Digitalisierungsversprechen zu antworten, verschärft die Lage nur: Wer heute über Telepharmazie spricht, bevor die flächendeckende Versorgung gesichert ist, betreibt Rückzugsrhetorik.
Gleichzeitig zeigt der amerikanische Preisumbau, wie international verwoben die Spielregeln geworden sind. Was in Washington als soziales Entlastungsprojekt verkauft wird, ist in Wahrheit eine machtökonomische Weichenstellung: Der größte Arzneimittelmarkt der Welt diktiert künftig seine Preise über Referenzmodelle – und verlangt damit von anderen Ländern eine indirekte Subventionierung. Der europäische Markt soll weiterhin Innovation ermöglichen, aber gleichzeitig als Preisschild für den US-Verbraucher dienen. Das ist nicht nur ökonomisch widersprüchlich, sondern auch gefährlich. Wenn europäische Länder gezwungen werden, ihre Erstattungsniveaus zu überdenken, weil sie global zum Preisanker werden, gerät das Solidaritätsprinzip der hiesigen Versorgung aus dem Gleichgewicht.
Dass Bayer unterdessen seine Kräfte bündelt und Stellen streicht, passt ins Bild einer Branche, die sich von flächendeckender Präsenz zu profitablen Segmenten zurückzieht. Das Beispiel Nubeqa mag zeigen, dass Präzisionsmedizin eine ökonomische Zukunft hat – aber sie ersetzt nicht die gesellschaftliche Verantwortung eines Konzerns mit industrieller Prägung. Wenn am Standort Frankfurt hunderte Arbeitsplätze verschwinden, ist das mehr als eine betriebliche Maßnahme. Es ist ein Signal: Die industrielle Gesundheitsversorgung alter Prägung wird ersetzt – durch Pipeline-orientierte Forschung, durch Outsourcing, durch Konzentration.
Und auch der Umgang mit Nirsevimab offenbart ein Grundproblem: Selbst dort, wo Versorgung gelingt, wirkt sie formalistisch, technokratisch, entkoppelt von den Bedürfnissen der Menschen. Dass Apotheken im Ausnahmezustand Monate lang auf fremdsprachige Ware ausweichen mussten, ohne dass strukturelle Konsequenzen gezogen wurden, ist bezeichnend. Dass diese Ausnahmeregelungen nun per Anzeigentext gestrichen werden, wirkt fast ironisch. Es ist der Verwaltungsstaat in Reinform: Er greift erst spät ein und zieht sich dann formvollendet zurück.
Was bleibt, ist eine Gesundheitswirtschaft, die an vier Fronten gleichzeitig unter Druck steht: lokale Versorgungsdefizite, globale Preisverschiebungen, industrielle Umstrukturierungen und administrative Fragmentierung. Wer hier nur an einer Stellschraube dreht, verschiebt das Problem. Es braucht eine politische Rückbesinnung auf den Grundgedanken der Versorgung – und den Mut, diesen gegen ökonomische und ideologische Verengung zu verteidigen. Sonst bleibt von der Gesundheitsstruktur bald nur noch ihre Fassade.
Von Engin Günder, Fachjournalist
Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.
Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.
Mit der ApoRisk® FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.