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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Ein längst überfälliges Urteil des Europäischen Gerichtshofs schafft Klarheit über gesundheitsbezogene Aussagen bei pflanzlichen Arzneimitteln – und entlarvt zugleich die jahrelange Untätigkeit der EU-Kommission. Während Hersteller wie Schwabe und Bionorica das Signal begrüßen, droht im deutschen Apothekenwesen der Systembruch: Die Preisbindung soll fallen, Apotheken kollabieren, wie in Großröhrsdorf sichtbar, Generika wie Luforbec verursachen Nebenwirkungen, der Medikamentenverbrauch steigt rasant, und der politische Wille zur Reform fehlt. Selbst Fortschritte wie die Kombi-Impfung von Moderna könnten ohne funktionierende Versorgungsstrukturen wirkungslos bleiben. Historische Parallelen zur Gleichschaltung der Apotheken im Nationalsozialismus mahnen, wohin systematische Entwertung führen kann. Was hier kippt, ist mehr als ein Markt – es ist die Integrität der Arzneimittelversorgung.
Der Europäische Gerichtshof hat mit seinem Urteil zu gesundheitsbezogenen Aussagen bei pflanzlichen Arzneimitteln einen seit 15 Jahren anhaltenden regulatorischen Stillstand beendet. Damit wird erstmals juristisch klargestellt, dass wissenschaftlich begründete Angaben über Wirkungen pflanzlicher Stoffe zulässig sein können, auch wenn die EU-Kommission bisher versäumt hat, verbindliche Kriterien zu definieren. Hersteller wie Dr. Willmar Schwabe und Bionorica begrüßten das Urteil als überfälligen Schritt zu mehr Rechtssicherheit. Zugleich offenbart es die Legitimationskrise einer EU-Behörde, die jahrzehntelang zwischen Lebensmitteln und Arzneimitteln lavierte – zum Schaden klar regulierter Arzneimittelanbieter und zugunsten eines boomenden Markts für unkontrollierte Nahrungsergänzungsmittel mit zweifelhaften Heilversprechen.
Während auf EU-Ebene juristische Klarheit einkehrt, gerät die Arzneimittelversorgung in Deutschland unter wachsendem politischen Druck. Die politisch angestoßene Deregulierung der Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel droht ein zentrales Stabilitätsinstrument auszuhebeln. Bisher garantierte die einheitliche Preisbindung flächendeckende Beratung, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Gleichbehandlung zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandhändlern. Sollte sie fallen – zunächst wohl für ausländische Anbieter – steht ein Dammbruch bevor, der langfristig alle Marktteilnehmer destabilisieren dürfte. In ländlichen Regionen ist dieser Strukturverfall bereits Realität: In Großröhrsdorf in Sachsen musste der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Tom Unger, vor Ort erleben, wie eine überforderte Stadt-Apotheke an ihre Belastungsgrenze gerät. Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen und des Bundesapothekerverbandes, begleitete Unger durch einen Arbeitsalltag, der nicht mehr durch Routine, sondern durch permanente Systemlücken geprägt ist.
Parallel dazu steigt der Druck auf das Versorgungssystem auch medizinisch. Die Techniker Krankenkasse verzeichnete für das Jahr 2024 eine historische Zunahme an kardiovaskulären Arzneimittelverordnungen bei Männern. In Rheinland-Pfalz liegt die durchschnittliche Verordnungsmenge bei 125 Tagesdosen – mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2000. Die Entwicklung signalisiert nicht nur den demografischen Wandel, sondern auch eine Zunahme chronischer Krankheitslast, die ohne stabile Apothekenstrukturen nicht bewältigt werden kann.
Hinzu kommen qualitative Probleme in der Arzneimittelversorgung. Seit dem Generikastart des Asthmasprays Luforbec, das das Originalprodukt Foster ersetzt, häufen sich Patientenbeschwerden über starke Reizungen der Atemwege und Husten. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker dokumentierte 27 Fälle mit teils gravierenden Nebenwirkungen. Der wirtschaftlich motivierte Austausch von Medikamenten bringt also neue Risiken – ein weiterer Beleg dafür, dass Preiswettbewerb allein kein Versorgungsmodell ist.
Technologische Fortschritte wie die mRNA-Kombivakzine von Moderna gegen COVID-19 und Influenza zeigen zwar medizinisches Potenzial: In der Phase-III-Studie mit über 8.000 Probanden wurde eine starke Immunantwort festgestellt. Doch solche Innovationen bleiben nutzlos, wenn es an verlässlicher Infrastruktur fehlt – denn Impfstoffe wirken nur, wenn sie auch verabreicht und erklärt werden können.
Ein Lichtblick kommt aus dem Pflegebereich. Die Gehälter von Fachkräften in Gesundheitsberufen haben sich 2024 deutlich verbessert – ein Zeichen dafür, dass die Systemrelevanz dieser Berufe endlich auch finanziell anerkannt wird. Doch die Lücke zwischen steigenden Anforderungen und personellen Ressourcen bleibt. Umso mehr ist die Politik gefragt, auch die Apotheken als tragende Säule der Versorgung zu stabilisieren.
Doch der politische Wille dafür bleibt unklar. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat mit Thomas Preis zwar einen Präsidenten gewählt, der für eine praxisnahe Reformagenda steht – etwa mit Blick auf pharmazeutische Dienstleistungen, leistungsgerechte Honorare und Nachwuchsgewinnung. Doch diese Forderungen verhallen bislang ungehört. Die Blockadehaltung des Bundesgesundheitsministeriums lähmt nicht nur die Reformdebatte, sondern setzt ein existenzielles Signal: Die politische Führung scheint den Wert wohnortnaher Versorgungseinrichtungen nicht mehr zu begreifen.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, wohin das führen kann. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Apotheker systematisch gleichgeschaltet. Mit der Gründung der Reichsapothekerkammer 1937 verloren sie ihre berufliche Autonomie. Apotheker wurden zu Betriebsführern im Dienst einer Ideologie, nicht der Patientinnen und Patienten. Die aktuelle Entwicklung ist anders – aber die Parallelen in der Entwertung des Heilberufs sind unübersehbar. Wenn politische Steuerung nicht zum Schutz, sondern zur Aushöhlung der Versorgung dient, steht mehr auf dem Spiel als Marktanteile. Dann geht es um das System selbst.
Es ist ein seltenes Zusammenspiel von Bruchlinien, das sich derzeit im europäischen und deutschen Apothekensystem offenbart – juristische Lücken, politische Rücksichtslosigkeit, wirtschaftlicher Druck und ein wachsender medizinischer Bedarf. Das EuGH-Urteil zu Botanicals ist ein Meilenstein, der endlich eine rechtliche Grundlage für gesundheitsbezogene Aussagen bei pflanzlichen Arzneimitteln schafft. Doch es ist auch ein Zeugnis des Versagens: Dass ein Gericht nach 15 Jahren Klarheit schaffen muss, weil die EU-Kommission ihre regulatorischen Pflichten nicht erfüllt hat, ist ein Armutszeugnis für die europäische Gesundheitspolitik. Während Arzneimittelhersteller wissenschaftlichen Standards unterliegen, bleibt der Nahrungsergänzungsmarkt ein rechtsfreier Raum – mit realen Gefahren für Patientinnen und Patienten.
Diese Asymmetrie ist symptomatisch. Denn auch auf nationaler Ebene setzen politische Entscheidungsträger längst falsche Signale. Die geplante Abschaffung der Preisbindung mag als Liberalisierung verkauft werden – in Wahrheit ist sie ein kalkulierter Angriff auf die flächendeckende Versorgung. Die politischen Entscheidungsträger, die solche Deregulierungen vorantreiben, verkennen die Folgen: Apotheken sind nicht beliebig skalierbare Distributionszentren. Sie sind Vertrauensorte. Ihr Zusammenbruch in Regionen wie Großröhrsdorf ist kein Einzelfall – es ist ein Vorbeben eines systemischen Erdrutsches.
Dass dieser Rückbau ausgerechnet zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem der Medikamentenverbrauch – insbesondere bei kardiovaskulären Erkrankungen – dramatisch ansteigt, ist grotesk. Die Zahlen aus Rheinland-Pfalz zeigen: Die alternde Gesellschaft braucht nicht weniger, sondern mehr Versorgungssicherheit. Gleichzeitig häufen sich Berichte über Nebenwirkungen bei Generika wie Luforbec – ein Resultat des ökonomischen Dogmas, dass billig automatisch gut sei.
Dabei gäbe es konstruktive Wege: Die mRNA-Kombinationsimpfung von Moderna zeigt, dass medizinischer Fortschritt Versorgung vereinfachen kann – wenn er auf funktionierende Strukturen trifft. Auch die positive Lohnentwicklung in den Pflegeberufen beweist, dass politischer Wille Wirkung zeigen kann. Doch im Apothekenwesen bleibt dieser Wille aus. Die Wahl von Thomas Preis an die ABDA-Spitze ist ein Hoffnungssignal – doch Hoffnung reicht nicht, wenn auf Seiten der Ministerien Blockade und Schweigen herrschen.
Die historische Gleichschaltung des Apothekenwesens in der NS-Zeit ist kein Tabubruch, sondern eine notwendige Erinnerung. Nicht, weil die Verhältnisse vergleichbar wären – sondern weil sie zeigen, wie schnell Versorgung zur Verfügungsmasse politischer Interessen werden kann. Heute ist die Bedrohung nicht totalitär, sondern technokratisch. Aber sie ist real. Und sie erfordert eine politische Antwort, die mehr ist als Sonntagsrhetorik.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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