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  • 06.05.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Redcare lockt mit E-Rezept-Bonus, Merz scheitert, Apotheken setzen auf KI
    06.05.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Redcare lockt mit E-Rezept-Bonus, Merz scheitert, Apotheken setzen auf KI
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Friedrich Merz verfehlt die Kanzlermehrheit, während Redcare mit Günther Jauch für Versandhandel wirbt. Apotheken kämpfen mit Stromau...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Redcare lockt mit E-Rezept-Bonus, Merz scheitert, Apotheken setzen auf KI

 

Digitale Kundenbindung trifft auf politischen Kontrollverlust und strukturellen Wandel im Apothekenalltag

Während Friedrich Merz im Bundestag an der Kanzlermehrheit scheitert und die politische Koalition bereits bei der ersten Bewährungsprobe ins Wanken gerät, inszeniert sich der Pharmaversender Redcare prominent auf der Startseite von Bild.de – mit Günther Jauch als strahlendem Gesicht. Der Kontrast zwischen politischem Kontrollverlust und strategischer Markenplatzierung könnte kaum größer sein. Gleichzeitig setzt Redcare mit einem Bonusprogramm für E-Rezepte und der Angehörigenfunktion gezielte Anreize zur Kundenbindung. Derweil geraten stationäre Apotheken durch Stromausfälle wie zuletzt in Portugal unter Druck, was ihre Anfälligkeit für digitale Systemausfälle offenlegt. Erste Antworten auf diese Schwächen liefert die Einführung KI-basierter Cloudsysteme wie CGM Stella. Doch viele Betriebe drohen trotz technischer Innovation wirtschaftlich zu scheitern, wenn eine frühzeitige Restrukturierung ausbleibt. Parallel dazu wächst der Protest gegen Onlineplattformen, die mit Rezeptabos ohne fundierte Beratung arbeiten. Auch die PTA-Reform zeigt erneut: Der Strukturwandel in der Branche ist tiefgreifend – und nicht alle bleiben dabei auf der Strecke, sondern werden bewusst zurückgelassen.

 

Jauch strahlt bei Bild während Merz im Kanzlerduell scheitert

Am Tag der geplatzten Kanzlerwahl des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz hat sich ausgerechnet ein Pharmaversender ins Zentrum medialer Aufmerksamkeit geschoben. Die niederländische Shop Apotheke Redcare platzierte eine großflächige Anzeige auf der Startseite von Bild.de – ausgerechnet zu dem Moment, als Merz seine innerparteiliche Niederlage sichtbar einstecken musste. Im Mittelpunkt der Werbekampagne: Günther Jauch, der als Testimonial mit vertrauensvollem Lächeln prominent im Umfeld der Bild-Startseite erscheint.

Während Merz auf dem Weg zur Kanzlerkandidatur abrupt ins Straucheln gerät, strahlt Jauch im digitalen Schaufenster der Boulevardplattform. Das Nebeneinander von politischer Schwäche und werblicher Zuversicht inszeniert einen Kontrast, der sich kaum zufällig lesen lässt. Der ehemalige TV-Moderator und heutige Werbebotschafter von Redcare verkörpert eine inszenierte Verlässlichkeit, die sich diametral zur politischen Unsicherheit stellt. Das politische Timing der Anzeige, inmitten eines CDU-internen Richtungsstreits, verstärkt die mediale Wirkung erheblich.

Bild.de inszenierte die CDU-Machtfrage in gewohnter Boulevardmanier – die Gesichter von Merz, Söder und Wüst dominierten die Nachrichtenlage. Doch direkt am Aufmacher-Rahmen positionierte sich Redcare. Das Unternehmen nutzt seit Monaten visuelle Präsenz in der digitalen Öffentlichkeit, doch der bewusste Auftritt am Tag einer parteipolitischen Zäsur zeigt neue strategische Ambitionen. Im Schatten des Scheiterns eines konservativen Hoffnungsträgers platziert sich ein digitaler Gesundheitsanbieter mit einem Symbol von Stabilität und Vertrauen.

Die Werbefläche war nicht einfach nur prominent, sondern inhaltlich aufgeladen: Während Merz mit seiner Schwäche kämpfte, erschien Jauch wie ein Sieger im falschen Wettbewerb. Dass Redcare mit Günther Jauch auf emotionale Reichweite setzt, ist bekannt – doch die Gleichzeitigkeit mit der CDU-Pleite wirft Fragen nach Timing, Botschaft und Verantwortung auf.

Der Auftritt von Redcare auf der Bild.de-Startseite am Tag des politischen Scheiterns von Friedrich Merz ist mehr als ein gewöhnlicher Werbemoment. Es ist ein Beispiel für die strategische Instrumentalisierung gesellschaftlicher Aufmerksamkeitsfenster durch privatwirtschaftliche Akteure. Die Platzierung des Gesichts von Günther Jauch inmitten eines politischen Ausnahmezustands verweist auf eine neue Stufe im Wechselspiel von Medienlogik und Markenkommunikation.

Was auf den ersten Blick wie ein zeitlicher Zufall wirken mag, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als bewusste Symbiose von Boulevardjournalismus und ökonomischer Selbstvermarktung. Redcare nutzt das visuelle Vakuum, das durch politische Unsicherheit entsteht, um sich als stabilisierende Größe in einem digitalen Gesundheitsmarkt zu inszenieren, der zunehmend von Vertrauensfragen geprägt ist. Das Signal ist subtil, aber effektiv: Während politische Figuren scheitern, bleibt die Apotheke für alle erreichbar und vertrauensvoll präsent – verkörpert durch Jauch.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob ein derartiger Auftritt angesichts wachsender politischer Polarisierung und gesellschaftlicher Vertrauensverluste nicht eine neue Verantwortung der Markenkommunikation einfordert. Unternehmen, die in solchen Momenten medial intervenieren, übernehmen Einfluss auf die Wahrnehmungslogik des Publikums. Wer sich inmitten politischer Umbrüche als Alternative zur Unsicherheit inszeniert, bewegt sich nicht mehr nur im kommerziellen Raum, sondern auch im gesellschaftlichen Koordinatensystem.

Die politische Bühne wurde an diesem Tag von interner CDU-Schwäche und parteitaktischen Manövern bestimmt. Doch die symbolische Bühne wurde von einem anderen Akteur besetzt: Redcare setzte auf Jauch als Gegenbild zur Krise. In Zeiten der Verunsicherung gewinnt, wer Haltung und Orientierung glaubhaft vermittelt – ob in der Politik oder im Markt. Die Botschaft ist klar, die Verantwortung bleibt offen.

 

Kanzlerwahl scheitert trotz Koalitionsvertrag

Nach intensiven Koalitionsverhandlungen und einer Einigung auf ein gemeinsames Regierungsprogramm ist die Wahl zum Bundeskanzler heute im Bundestag überraschend gescheitert. Obwohl sich CDU und SPD auf eine schwarz-rote Koalition verständigt hatten und gemeinsam über eine knappe Mehrheit verfügen, erhielt der designierte Kanzlerkandidat nicht die notwendige absolute Mehrheit der Stimmen. Die Abstimmung offenbarte tiefe Gräben innerhalb der neuen Koalition, die sich unmittelbar nach ihrer formalen Einigung als handlungsunfähig erwies.

Die Kanzlerwahl ist der zentrale Akt demokratischer Legitimation für eine Bundesregierung. Ihr Scheitern stellt nicht nur den personellen Vorschlag in Frage, sondern wirft auch grundlegende Zweifel an der Geschlossenheit und Funktionsfähigkeit der neuen Mehrheit auf. Parlamentarische Beobachter berichten von offenen Absprachenverstößen und einer Atmosphäre gegenseitigen Misstrauens. Hinter den Kulissen wird von abweichenden Stimmen innerhalb beider Fraktionen gesprochen. Trotz eines gemeinsam unterzeichneten Koalitionsvertrags gelang es der neuen Allianz nicht, ihre Mitglieder auf die Wahl des eigenen Kanzlers zu verpflichten.

Das Ergebnis ist nicht nur eine politische Blamage für die Koalitionsparteien, sondern auch ein Signal wachsender politischer Instabilität. Die Verfassung sieht für diesen Fall weitere Wahlgänge vor, doch der symbolische Schaden ist bereits erheblich. Während die Bevölkerung auf konkrete Regierungsarbeit wartet, demonstriert die politische Spitze Unentschlossenheit und mangelnde Führungsstärke. Es ist unklar, wie die Koalition unter diesen Bedingungen weiter zusammenarbeiten will.

Noch am Vormittag hatten führende Vertreter der Koalition die Einigung als „stabil und verlässlich“ bezeichnet. Die Realität hat sie wenige Stunden später eingeholt. Die Bundeskanzlerwahl ist gescheitert. Die politische Verantwortung für dieses Fiasko liegt bei denen, die eine Mehrheit verwalten wollten, ohne sie tatsächlich zu führen.

Das Scheitern der Kanzlerwahl nach einem bereits abgeschlossenen Koalitionsvertrag ist kein Betriebsunfall, sondern Ausdruck einer tiefen strukturellen Krise parlamentarischer Mehrheitsbildung. Wer eine Regierung antritt, ohne über eine verlässliche Gefolgschaft zu verfügen, verspielt nicht nur politisches Kapital, sondern gefährdet das Vertrauen in demokratische Verfahren. Dass eine neue Mehrheit nicht einmal imstande ist, den eigenen Kanzler ins Amt zu bringen, offenbart eine alarmierende Erosion politischer Bindungskraft.

In Zeiten wachsender gesellschaftlicher Unsicherheit und internationaler Herausforderungen ist politische Führung keine symbolische Geste, sondern ein funktionaler Auftrag. Die Bevölkerung erwartet Handlungsfähigkeit, nicht parteitaktisches Zögern. Wenn nun ausgerechnet der zentrale Akt der Regierungsbildung an parteiinternem Widerspruch scheitert, ist das nicht nur ein Desaster für die Koalition, sondern ein Alarmsignal für das parlamentarische System.

Verantwortlich sind dabei nicht einzelne Abgeordnete, sondern die Parteispitzen, die Koalitionen auf dem Papier schließen, ohne die Loyalität ihrer Fraktionen sicherzustellen. Wer Personalvorschläge durchsetzt, ohne Rückhalt zu sichern, handelt fahrlässig. Der Anspruch auf Macht muss sich im Moment der Entscheidung bewähren, nicht in Pressekonferenzen.

Diese Entwicklung wirft auch grundsätzliche Fragen über den Zustand der Volksparteien auf. Offenbar gelingt es ihnen nicht mehr, Geschlossenheit herzustellen, selbst wenn sie gemeinsam regieren wollen. Die klassische Mehrheitslogik des Parlamentarismus kommt hier an ihre Grenze. Wenn Koalitionen in ihrer ersten Bewährungsprobe scheitern, stellt sich die Frage, ob die alten Mechanismen noch tragen.

Die Kanzlerwahl ist mehr als eine Personalentscheidung. Sie ist ein Lackmustest für politische Verlässlichkeit. Wer ihn nicht besteht, hat kein Mandat zur Führung. Dieses Parlament hat sich heute seiner Verantwortung entzogen. Das ist keine Petitesse, sondern ein fundamentaler Rückschritt für das demokratische Gemeinwesen.

 

Apotheken müssen sich besser gegen Ausfälle absichern

Der flächendeckende Stromausfall in Portugal hat nicht nur die Belastbarkeit öffentlicher Infrastrukturen auf die Probe gestellt, sondern auch strukturelle Schwächen im Bereich der Apothekensicherheit offengelegt. Der ungeplante Komplettausfall von Strom, Internet und mobilen Netzen ließ Apotheken vielerorts ohne Zugriff auf digitale Systeme zurück. Betroffen waren Rezeptabfragen, Bestellplattformen, Kassensysteme und Kühleinrichtungen. Für Apothekenbetreiber stellt sich damit nicht nur die Frage nach der organisatorischen Reaktion, sondern auch nach den rechtlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen, sollte eine vergleichbare Situation im eigenen Betrieb eintreten.

In Deutschland sind Apotheken ähnlich stark von digitalen Prozessen abhängig. Fällt die Technik aus, kann es schnell zu Versorgungslücken, Haftungsrisiken und wirtschaftlichen Schäden kommen. Ohne Zugang zu Rezeptdaten und Lagerverwaltungssystemen ist eine rechtssichere Abgabe von Arzneimitteln kaum möglich. Wer unter solchen Umständen Medikamente ausgibt, bewegt sich im juristischen Graubereich. Eine fehlerhafte Abgabe kann zu Regressforderungen oder versicherungsrechtlichen Problemen führen, insbesondere wenn keine belastbare Notfalldokumentation vorhanden ist. Auch das Arzneimittelrecht sieht in solchen Situationen keine umfassenden Ausnahmeregelungen vor. Betreiberinnen und Betreiber haften im Zweifel persönlich.

Besonders kritisch wird es bei kühlpflichtigen Medikamenten oder hochpreisigen Präparaten. Wenn durch einen Stromausfall Lagerbedingungen verletzt oder Abläufe nicht dokumentiert werden können, drohen Substanzverluste in fünfstelliger Höhe. Gleichzeitig ist ein Ausfall der Apotheken-IT auch ein Einfallstor für Cyberangriffe. Wenn nach dem Wiederhochfahren Sicherheitsprotokolle nicht greifen, sind Patientendaten, Rezeptdatenbanken und Finanzsysteme angreifbar. Der Schutz vor derartigen Risiken erfordert eine doppelte Absicherung – organisatorisch durch Notfallkonzepte und infrastrukturell durch branchenspezifische Versicherungen.

Allrisk-Policen mit Best-Leistungs-Garantie sichern technische und betriebliche Risiken ebenso ab wie den Kühlgutverlust bei Stromausfällen. Ergänzt werden müssen sie durch eine Cyberversicherung, die auch den forensischen Aufwand und den Geschäftsausfall bei Hackerangriffen abdeckt. Zusätzlich gewinnt der Schutz vor Vertrauensschäden an Bedeutung, wenn Mitarbeitende unter Druck selbständig Entscheidungen treffen müssen. Ohne passgenaue Versicherungen riskieren Apotheken im Krisenfall nicht nur Umsatzeinbußen, sondern die Existenz.

Die Priorität solcher Absicherungen ist entsprechend hoch einzustufen. Der Vorfall in Portugal zeigt exemplarisch, wie rasch aus einem technischen Problem eine systemische Bedrohung wird. Apotheken in Deutschland müssen sich auf ähnliche Szenarien vorbereiten. Das betrifft nicht nur die technische Redundanz oder Notstromlösungen, sondern vor allem die strategische Absicherung über individuelle Versicherungsbausteine. Wer heute nicht vorsorgt, wird im Ernstfall nicht nur mit versorgungspraktischen Problemen, sondern auch mit rechtlichen und finanziellen Folgen konfrontiert.

Die Debatte über Systemausfälle in Apotheken darf nicht bei der technischen Improvisation stehen bleiben. Der Stromausfall in Portugal ist ein Weckruf für eine Branche, die sich über Jahre hinweg auf digitale Prozesse verlassen hat, ohne ihre eigene Ausfallresilienz kritisch zu prüfen. Wenn der Netzstrom versiegt und die Software nicht mehr läuft, steht das Versorgungsmodell moderner Apotheken innerhalb weniger Minuten auf der Kippe. Die Betroffenen improvisieren, sie arbeiten mit Papier und Gedächtnis – doch das reicht nicht aus, um rechtlich und wirtschaftlich sicher durch eine Krise zu kommen.

Es ist nicht allein die Verantwortung einzelner Betreiberinnen oder Betreiber, auf solche Szenarien vorbereitet zu sein. Auch die Politik, die Kammern und die Verbände tragen Verantwortung dafür, dass apothekenspezifische Risiken systematisch anerkannt und abgesichert werden. Ein Blackout oder ein digitaler Angriff sind keine hypothetischen Ausnahmezustände mehr, sondern reale Bedrohungen für die öffentliche Gesundheitsversorgung. Die Strukturen, die Apotheken im Alltag tragen, versagen im Ausnahmefall, wenn keine analogen Notfallprotokolle und keine branchenspezifischen Versicherungsbausteine vorhanden sind.

Versicherungen allein lösen keine Versorgungsprobleme. Aber sie sind das letzte Netz, wenn alles andere versagt. Apotheken müssen gezielt abgesichert sein – gegen offline-Risiken wie Stromausfall, gegen online-Risiken wie Cyberangriffe und gegen interne Risiken wie Vertrauensschäden. Der Gedanke, dass es „schon gutgehen wird“, ist in einer hochregulierten Branche gefährlich. Wer Verantwortung für Gesundheit übernimmt, muss sich selbst umfassend absichern. Das betrifft nicht nur das eigene Inventar, sondern auch das Vertrauen der Gesellschaft in eine funktionierende Notversorgung.

Statt immer weiter in digitale Abhängigkeiten zu investieren, sollten die Akteure der Apothekenlandschaft jetzt ihre Widerstandsfähigkeit gegen reale Krisen stärken. Portugal hat gezeigt, wie schnell ein ganzes Land in die Versorgungskrise rutscht. Wer daraus keine strukturellen Konsequenzen zieht, wird beim nächsten Mal nicht mehr von Improvisation sprechen können, sondern von Versagen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

 

Redcare bleibt auf Wachstumskurs doch die Verluste steigen

Redcare Pharmacy hat im ersten Quartal des Jahres einen Verlust von 11,8 Millionen Euro ausgewiesen und damit das Ergebnis des Vorjahreszeitraums deutlich unterschritten. Damals hatte das Unternehmen noch ein Minus von 6,8 Millionen Euro verzeichnet. Der anhaltende Expansionskurs des Konzerns schlägt sich zwar negativ auf die Quartalsbilanz nieder, zugleich konnte Redcare aber die Zahl aktiver Kundinnen und Kunden weiter steigern. Die Kundenbasis wuchs laut Konzernangaben im Vergleich zum Vorjahr um über 1,3 Millionen auf rund 11 Millionen Nutzerinnen und Nutzer.

Besonders in Deutschland, dem wichtigsten Markt für Redcare, setzte sich das Wachstum fort. Auch in den Niederlanden und Italien berichtete das Unternehmen von gestiegener Nachfrage. Die Entwicklung ist Teil der konzernweiten Strategie, über gezielte Investitionen in Logistik, IT und Marketing mittelfristig Marktanteile im europäischen Online-Apothekenhandel zu sichern. Der Gesamtumsatz des Unternehmens stieg im ersten Quartal auf 459 Millionen Euro, was einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht.

Dennoch bleibt die Profitabilität in weiter Ferne. Zwar steigerte Redcare seine Bruttomarge von 25,6 auf 27,6 Prozent, gleichzeitig erhöhten sich die operativen Kosten deutlich. Der Konzern begründet dies mit höheren Ausgaben für Lagerhaltung, Personal und Technologieentwicklung. Analysten bewerten das Zahlenwerk ambivalent. Einerseits wird der anhaltende Kundenzuwachs als strategischer Erfolg gewertet, andererseits stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit eines Geschäftsmodells, das auch nach Jahren der Expansion keine Gewinne erzielt.

Die Börse reagierte zunächst verhalten auf die Veröffentlichung der Quartalszahlen. Der Kurs der Redcare-Aktie schwankte im Tagesverlauf, ohne sich klar zu stabilisieren. Der Kapitalmarkt bleibt damit skeptisch, ob Redcare den Übergang von der Wachstums- zur Gewinnphase nachhaltig meistern kann. Der Quartalsverlust von Redcare Pharmacy verdeutlicht eine strukturelle Schieflage, die längst über das Einzelfallrisiko hinausweist. Was als ambitionierter Wachstumskurs begann, entwickelt sich zunehmend zur Zermürbungsprobe für ein Geschäftsmodell, das seit Jahren auf Skalierung ohne nachhaltige Ertragskraft setzt. Die beeindruckende Zahl von über 11 Millionen aktiven Nutzerinnen und Nutzern klingt wie ein Erfolg, verkehrt sich aber ins Gegenteil, wenn sich dahinter keine tragfähige betriebswirtschaftliche Basis abzeichnet.

Redcare steht exemplarisch für eine Generation digitaler Geschäftsmodelle im Gesundheitswesen, die sich auf Volumenwachstum und aggressive Markteroberung verlassen, ohne sich mit den realwirtschaftlichen Grundlagen dauerhaft tragfähiger Unternehmen auseinanderzusetzen. Die beständige Erhöhung der operativen Ausgaben, von der Personalaufstockung bis zur Systementwicklung, ist nur solange vertretbar, wie ein klarer Weg zur Profitabilität erkennbar ist. Dieser bleibt bei Redcare trotz wachsender Bruttomarge diffus.

Verantwortlich dafür ist nicht nur das Management, sondern auch ein Kapitalmarkt, der über Jahre Wachstumsfantasien höher bewertet hat als solide Geschäftszahlen. Diese Prioritätensetzung rächt sich nun. Denn der Gesundheitsmarkt, auf den Redcare zielt, ist kein Feld für unregulierte Skalierungsversuche. Wer dort langfristig bestehen will, muss stabile Strukturen, verlässliche Lieferketten und nachhaltige Erträge vorweisen.

Politisch stellt sich zudem die Frage, ob eine solche Marktdynamik mit dem Versorgungsauftrag im europäischen Arzneimittelhandel vereinbar ist. Wenn Expansion auf Kosten der Stabilität betrieben wird, entstehen systemische Risiken, etwa durch Verdrängung inhabergeführter Apotheken, die nicht durch Investoren, sondern durch Versorgungspflicht motiviert sind. Die Politik sollte deshalb prüfen, ob der Onlinehandel regulatorisch stärker eingebunden werden muss, um faire Wettbewerbsbedingungen und Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten.

 

Angehörigenfunktion bei E-Rezepten sichert Kunden eine Prämie

Der niederländische Versandapothekenkonzern Redcare nutzt die digitale Infrastruktur des E-Rezepts gezielt zur Kundenbindung und baut seine App-Funktionen weiter aus. Nutzerinnen und Nutzer der Shop Apotheke können nun E-Rezepte nicht nur für sich selbst, sondern auch für Angehörige einlösen. Möglich macht dies die sogenannte CardLink-Funktion, mit der Gesundheitskarten verschiedener Personen digital hinterlegt werden können. Der Konzern belohnt die Nutzung dieser Funktion aktuell mit einem Bonus von zehn Euro.

Die Aktion wird in der App der Shop Apotheke prominent beworben. Ziel ist es, den digitalen Rezepttransfer auf eine breitere Nutzerbasis auszuweiten und die App stärker im Alltag der Familien zu verankern. Wer mehrere elektronische Gesundheitskarten speichert, kann über das Familienprofil Rezepte für andere Personen einlösen und sich die verschriebenen Arzneimittel bequem nach Hause liefern lassen. Die Prämie dient als zusätzlicher Anreiz zur Einrichtung dieses erweiterten Profils.

Mit dieser Maßnahme setzt Redcare gezielt auf das Potenzial digitaler Familienversorgung. In der Praxis könnten Eltern etwa Rezepte für Kinder oder pflegende Angehörige unkompliziert verwalten und einlösen. Kritiker sehen in dieser Strategie jedoch auch die Gefahr, dass die rein wirtschaftlichen Interessen des Konzerns in den Vordergrund rücken. Die Kombination aus Plattformbindung, App-Ausbau und Prämienmodell steht exemplarisch für die Dynamik im Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten.

Der deutsche Apothekenmarkt bleibt dabei gespalten. Während stationäre Apotheken weiterhin mit strukturellen Einschränkungen und begrenzten Spielräumen beim E-Rezept kämpfen, nutzen Versandunternehmen ihre digitale Reichweite für markttaktische Vorteile. Die Integration der Angehörigenfunktion ist ein weiterer Schritt in der Digitalisierung des Arzneimittelvertriebs – mit offenem Ausgang für das Gleichgewicht zwischen Versand- und Präsenzapotheken.

Die werbliche Inszenierung der Angehörigenfunktion bei E-Rezepten durch Redcare ist ein exemplarisches Signal für den Wandel im Apothekenmarkt. Was auf den ersten Blick wie ein praktischer Service erscheint, offenbart bei näherer Betrachtung eine klare Marktstrategie: Die Kontrolle über das E-Rezept soll nicht mehr beim Patienten oder der behandelnden Apotheke liegen, sondern bei der Plattform, die den digitalen Zugang dominiert. Redcare nutzt dabei nicht nur die Funktionalität des CardLink-Systems, sondern koppelt deren Nutzung an einen finanziellen Anreiz. Zehn Euro für das Hinterlegen mehrerer Kassenkarten mögen banal erscheinen, doch sie sind Teil einer systematischen Verschiebung von Versorgungshoheit und Patientensteuerung.

Der Vorstoß trifft auf ein Gesundheitssystem, das strukturell auf Transparenz und Gleichbehandlung angewiesen ist, zugleich aber durch gesetzgeberische und technische Ungleichgewichte zunehmend unter Druck gerät. Während Präsenzapotheken auf regulatorische Klarheit und technische Integration warten, operieren Plattformbetreiber längst in einem digitalen Raum, der ihnen maximale Flexibilität bei minimaler Kontrolle erlaubt. Die Angehörigenfunktion ist daher nicht bloß ein Komfortfeature, sondern Ausdruck eines verschärften Plattformkapitalismus im Gesundheitswesen.

Politisch bleibt die Reaktion bislang aus. Weder das Bundesgesundheitsministerium noch die zuständigen Aufsichtsbehörden haben eine kritische Bewertung der Bonusvergabe oder der datenrechtlichen Implikationen vorgenommen. Auch die Frage, ob Prämienzahlungen für rezeptpflichtige Arzneimittel mit dem heilmittelwerberechtlichen Rahmen vereinbar sind, bleibt ungeklärt. Die Verantwortungsträger riskieren, durch Passivität zur Erosion des Gleichgewichts zwischen Versandhandel und wohnortnaher Versorgung beizutragen.

Langfristig stellt sich die Frage, ob das E-Rezept ein Werkzeug für Versorgungssicherheit oder ein Hebel für Marktmonopole wird. Wenn Patienten durch App-Boni in proprietäre Systeme gelenkt werden, geht ein zentrales Element von Wahlfreiheit verloren. Die Angehörigenfunktion ist dabei nicht das Problem, sondern das Instrument – entscheidend ist, wer sie kontrolliert und zu welchem Zweck sie systematisch gefördert wird.

 

Der Bundestag verweigert Friedrich Merz die Kanzlerschaft

Friedrich Merz ist bei der Wahl zum Bundeskanzler im ersten Anlauf gescheitert. Trotz zuvor vereinbarter Koalition zwischen CDU, CSU und SPD verfehlte der CDU-Vorsitzende im Bundestag die erforderliche absolute Mehrheit von 316 Stimmen. Lediglich 310 Abgeordnete stimmten für ihn, 307 dagegen. Eine Stimme war ungültig, drei enthielten sich. Ein zweiter Wahlgang soll nicht am selben Tag stattfinden, wie CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bestätigte.

Die knappe rechnerische Mehrheit der schwarz-roten Koalition war in den Tagen zuvor als stabil dargestellt worden. Nach der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags galten die Voraussetzungen für eine Wahl von Merz zum Kanzler als gegeben. Umso größer ist der politische Schaden, der nun aus dem gescheiterten Versuch resultiert. Erste Stimmen aus der CDU deuten auf interne Differenzen hin. Kritisiert wird insbesondere, dass Merz wichtige Parteiflügel in der Regierungsbildung übergangen habe. Auch SPD-Chef Lars Klingbeil steht parteiintern unter Druck. Zwar wird in der SPD kein aktives Abweichen von der Fraktionslinie vermutet, doch gilt sein Stil als konfrontativ gegenüber Teilen des linken Lagers.

Die Wahl erfolgte in geheimer Abstimmung, was potenziellen Abweichlern aus der Koalition den Weg erleichterte. Julia Klöckner hatte noch zum Sitzungsbeginn festgestellt, der Plenarsaal sei gut gefüllt. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse war von Anfang an klar, dass die Koalition auf lückenlose Geschlossenheit angewiesen ist. Der gescheiterte erste Wahlgang legt jedoch offen, dass diese Geschlossenheit nicht gegeben war. Es ist ein denkbar ungünstiger Auftakt für ein Regierungsbündnis, das Stabilität und Führung versprochen hatte.

Die Opposition reagierte prompt. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel forderte den Verzicht von Merz auf eine weitere Kandidatur und rief zu Neuwahlen auf. Beobachter sehen in dem Ergebnis auch die Spätfolgen einer strategischen Nähe von Merz zur AfD in migrationspolitischen Fragen. Nachdem ein CDU-Antrag zur Migrationspolitik mit Unterstützung der AfD im Bundestag angenommen worden war, hatte sich parteiintern eine Debatte über rote Linien und Abgrenzung entwickelt. Dass Merz nun bei einer geheimen Wahl durchfällt, nährt Spekulationen über ein Misstrauensvotum aus den eigenen Reihen.

Wie es weitergeht, ist offen. Zwar sind weitere Wahlgänge laut Grundgesetz vorgesehen, doch stellt sich zunehmend die Frage, ob Merz noch über die notwendige Autorität verfügt, um einen zweiten Versuch anzuführen. Die CDU muss sich intern sortieren, während die gesamte Koalition bereits vor Amtsantritt mit einem Vertrauensverlust konfrontiert ist. Die Krise ist kein Betriebsunfall, sondern Ausdruck struktureller Risse, die nun sichtbar werden.

Das Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl ist mehr als ein Rückschlag für eine Person. Es ist ein Symptom für den Zustand einer Koalition, die Stabilität versprach, aber schon im ersten Moment der Wahrheit an sich selbst scheitert. Der Vorfall entlarvt, was viele in der Union und SPD nur hinter vorgehaltener Hand äußerten: Die Einigung auf einen Koalitionsvertrag ersetzt kein gemeinsames politisches Fundament, das Vertrauen und Einbindung voraussetzt.

Dass Merz die absolute Mehrheit verfehlte, zeigt einen Mangel an innerparteilicher Geschlossenheit, den er selbst zu verantworten hat. Der CDU-Chef hat in den letzten Monaten polarisiert, nicht integriert. Statt Brücken zwischen konservativen, wirtschaftsliberalen und sozialpolitisch orientierten Flügeln zu schlagen, hat er Machtpolitik betrieben. Dass sich dies nun in einem solchen Moment rächt, überrascht nur diejenigen, die parteiinterne Konflikte systematisch unterschätzt haben.

Auch die SPD trägt eine Mitverantwortung. Wer sich auf ein Koalitionsprojekt einlässt, muss seine eigenen Reihen mitnehmen. Wenn der linke Flügel durch den Stil von Lars Klingbeil verprellt wird, gefährdet das die strategische Geschlossenheit der gesamten Koalition. Dass sich beide Regierungsparteien auf eine rechnerische Mehrheit verlassen haben, ohne ihre innere Verfassung zu prüfen, ist ein politisches Versäumnis.

Die Reaktion der AfD war kalkulierbar, aber nicht irrelevant. Sie profitiert von jeder Schwäche der etablierten Kräfte. Dass Merz sich in der Vergangenheit auf eine sachliche Nähe zu Positionen der AfD eingelassen hat, untergräbt nun seine Glaubwürdigkeit als Integrationsfigur. Wer mit solchen Signalen spielt, darf sich nicht wundern, wenn die eigene Gefolgschaft instabil wird.

Die Wahl ist nicht bloß ein technisches Verfahren, sie ist ein Lackmustest für Führungsfähigkeit. Friedrich Merz hat ihn nicht bestanden. Was jetzt bevorsteht, ist keine simple Wiederholung eines Wahlgangs, sondern eine grundlegende Klärung: Hat diese Koalition das politische Format, ein Land zu führen – oder nur das Rechenspiel für eine Unterschrift?

 

Apotheken erhalten erstmals KI und Cloud für den Arbeitsalltag

Apotheken in Deutschland stehen vor einer neuen Etappe der Digitalisierung. Mit der Einführung der Cloud-basierten Software CGM Stella bringt CompuGroup Medical erstmals eine Lösung auf den Markt, die auf künstlicher Intelligenz basiert und den Apothekenbetrieb grundlegend verändern könnte. Die Software soll Abläufe beschleunigen, Beratung verbessern und die technische Infrastruktur modernisieren. Nach drei Jahren Entwicklungszeit und der Mitarbeit von rund 200 Beschäftigten startet im Juni die Pilotphase in ausgewählten Apotheken. Im ersten Jahr sollen rund fünfzig Betriebe an das System angebunden werden, ehe im Herbst der flächendeckende Vertrieb beginnt.

CGM Stella ist keine bloße Modernisierung eines bestehenden Systems, sondern eine eigenständige Plattform, die auf Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Sicherheit ausgelegt ist. Die Software ist bereits seit einem Jahr in Italien im Einsatz, zunächst in Parafarmacias ohne rezeptpflichtige Arzneimittel. Durch die Nutzung eines international einheitlichen Kerns von siebzig Prozent kann die Lösung wirtschaftlich skaliert werden. Die länderspezifischen Anforderungen wie das E-Rezept wurden von einem eigens dafür eingerichteten deutschen Team umgesetzt. So soll gewährleistet werden, dass nationale Besonderheiten berücksichtigt werden, ohne die Systemarchitektur unnötig zu fragmentieren.

Ein wesentliches Merkmal von CGM Stella ist die zentrale Datenverarbeitung in zwei abgesicherten Rechenzentren. Der gesamte Update-Prozess erfolgt automatisiert im Hintergrund und erfüllt die Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Auf USB-Sticks oder andere Datenträger kann verzichtet werden. Gleichzeitig ist das System plattformunabhängig und auf unterschiedlichen Endgeräten wie Tablets oder stationären Computern nutzbar. Die Software erlaubt durch eine sogenannte elastische Suche auch ungenaue Eingaben, ohne an Ergebnisqualität einzubüßen.

Besondere Bedeutung hat die Integration der virtuellen Assistenz Ask Stella. Diese KI-gestützte Komponente liefert geprüfte Informationen direkt am Beratungstisch. So können Apothekerinnen und Apotheker auf Fachinformationen zugreifen, die unter anderem aus der ABDA-Datenbank stammen. Ziel ist es, die Beratung zu entlasten, ohne auf Qualität zu verzichten. Damit soll mehr Zeit für den direkten Austausch mit der Kundschaft entstehen.

CGM sieht in der digitalen Weiterentwicklung eine notwendige Antwort auf die strukturellen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Die demografische Entwicklung, die zunehmende Arbeitsverdichtung und die steigenden Anforderungen an pharmazeutische Dienstleistungen erfordern effizientere Prozesse. Die Apotheke der Zukunft werde sich stärker vernetzen und kooperativ arbeiten müssen. Trotz aller technischen Innovationen bleibt die Präsenzapotheke für das Unternehmen ein unverzichtbarer Bestandteil der Versorgung. Sie ermögliche einen niederschwelligen Zugang zu qualifizierter Beratung, wie ihn kein anderer Ort im Gesundheitswesen bietet.

Gleichzeitig beobachtet CGM die wachsende Zahl an Apothekenschließungen mit Sorge. Wer sich frühzeitig zukunftssicher aufstelle, könne aber bestehen. Die Aussage zielt auf jene Betriebe, die digitale Potenziale erkennen und konsequent nutzen. In einer Branche, die von regulatorischem Wandel und wirtschaftlichem Druck geprägt ist, wird Technologie zunehmend zur Überlebensfrage.

Die Einführung von CGM Stella ist mehr als ein technologisches Upgrade. Sie ist ein Symptom und zugleich ein Instrument eines tiefgreifenden Strukturwandels im Apothekenwesen. In einer Zeit, in der sich viele Betriebe am Limit bewegen, verspricht die Kombination aus Cloud-Infrastruktur und künstlicher Intelligenz Effizienzgewinne, die dringend notwendig erscheinen. Doch die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der Software selbst, sondern in der Fähigkeit des Systems, mit der realen Komplexität des Apothekenalltags umzugehen.

Die Digitalisierung wird häufig als universelle Lösung ins Feld geführt, doch sie ist kein Selbstzweck. Entscheidend ist, ob technische Innovationen tatsächlich zur Entlastung der Berufsgruppen führen, die unter wachsendem Zeitdruck und ökonomischer Unsicherheit stehen. Die Integration von KI in die Beratung ist deshalb kein Detail, sondern ein zentraler Hebel zur Neuausrichtung des Berufsbilds. Wenn KI-Assistenzsysteme helfen, Fachwissen effizient und rechtssicher verfügbar zu machen, können Apothekerinnen und Apotheker ihre Rolle als Gesundheitsdienstleister stärken. Wenn jedoch Systeme zu starr, zu aufwendig oder zu sehr auf Fernsteuerung ausgerichtet sind, entsteht ein neuer Belastungsfaktor.

Der strukturelle Wandel betrifft nicht nur die Technik, sondern auch das Selbstverständnis des Berufs. Apotheken werden sich künftig stärker als Teil eines kooperativen Versorgungsnetzwerks begreifen müssen. Das erfordert nicht nur technologische Offenheit, sondern auch politische Rahmenbedingungen, die Digitalisierung nicht nur fordern, sondern auch fördern. Hier liegt die Verantwortung bei den Entscheidungsträgern in Gesundheitspolitik und Standesvertretungen, die den Wandel begleiten müssen, ohne dabei die Realität vor Ort aus den Augen zu verlieren.

Gleichzeitig darf die Digitalisierung nicht als Ersatz für personale Präsenz verstanden werden. Die Apotheke bleibt ein sozialer Ort, an dem Beratung nicht nur ein Informationsvorgang ist, sondern ein Vertrauensverhältnis. Diese Qualität ist nicht durch Technologie zu ersetzen, sondern allenfalls zu unterstützen. Wer diesen Unterschied missachtet, riskiert den Verlust eines der letzten niederschwelligen Zugänge zu qualifizierter Gesundheitsberatung.

Die Einführung von CGM Stella zeigt, wie dringend notwendig technische Lösungen sind, die sich an den Bedürfnissen der Praxis orientieren. Doch ebenso klar ist: Die digitale Apotheke wird nur dort funktionieren, wo Strukturreformen, Finanzierung und Fachkräftepolitik mitziehen. Ansonsten bleibt sie eine glänzende Hülle ohne Substanz.

 

Frühzeitige Restrukturierung schützt Apotheken vor dem Aus

Angesichts zunehmender wirtschaftlicher Belastungen geraten Apotheken immer häufiger in strukturelle Schieflagen, die ihre Existenz gefährden. In vielen Fällen erfolgt der notwendige Kurswechsel jedoch zu spät. Dabei bietet das geltende Recht die Möglichkeit, Sanierungsprozesse bereits vor einer formalen Insolvenz einzuleiten und auf diese Weise den Fortbestand des Betriebs zu sichern. Insbesondere der präventive Restrukturierungsrahmen nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz schafft hierfür einen rechtlich abgesicherten Handlungsraum, in dem Gläubigerregelungen und betriebliche Neustrukturierungen diskret und kontrolliert umgesetzt werden können.

Ziel dieses Verfahrens ist es, Unternehmen eine wirtschaftliche Stabilisierung zu ermöglichen, bevor die Zahlungsunfähigkeit eintritt. Anders als im Insolvenzverfahren bleibt die Geschäftsführung in der Verantwortung, die Öffentlichkeit wird nicht informiert, und es kommt zu keiner Abgabe der Kontrolle an Dritte. Voraussetzung ist allerdings, dass eine drohende Zahlungsunfähigkeit festgestellt wird und ein tragfähiger Sanierungsplan vorliegt. Inhabergeführte Apotheken, die diesen Weg rechtzeitig beschreiten, können so Einfluss auf ihre wirtschaftliche Zukunft behalten und operative Strukturen sichern.

Auch außergerichtliche Sanierungsprozesse bleiben eine Möglichkeit, um mit Gläubigern zu verhandeln und Lösungen zur Reduzierung von Verbindlichkeiten oder Anpassung von Zahlungsbedingungen zu entwickeln. Beide Verfahren setzen jedoch voraus, dass die wirtschaftliche Lage realistisch eingeschätzt und professionell begleitet wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei die betriebswirtschaftliche Transparenz, die in vielen Fällen erst im Krisenmoment hergestellt wird. Um wirksam gegensteuern zu können, müssen Betriebe jedoch früher aktiv werden.

Die strukturelle Herausforderung liegt nicht nur in der Anwendung der Instrumente, sondern in ihrer Bekanntheit. Viele Apothekeninhaber zögern aus Unsicherheit, Unkenntnis oder aus Angst vor Reputationsverlust. Doch die Stigmatisierung wirtschaftlicher Schwäche behindert oft die notwendige Sanierung und erhöht das Risiko eines unkontrollierten Zusammenbruchs. Die gesetzlich verankerten Verfahren bieten hingegen die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und auf Basis eines rechtssicheren Rahmens den Betrieb nachhaltig zu stabilisieren. Wer frühzeitig handelt, schützt nicht nur den wirtschaftlichen Bestand, sondern auch die Versorgung in der Fläche.

Die Einführung des präventiven Restrukturierungsrahmens war ein rechtspolitischer Fortschritt mit stiller Tragweite. In einer Zeit wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit schafft dieses Instrument die Möglichkeit, Unternehmen in der Krise vor dem Verlust ihrer Eigenständigkeit zu bewahren. Dennoch bleibt seine Nutzung in der Praxis gering. Besonders im Apothekenwesen, das zunehmend mit Margendruck, Fachkräftemangel und strukturellen Marktverwerfungen zu kämpfen hat, zeigt sich eine gefährliche Diskrepanz zwischen rechtlicher Möglichkeit und betrieblicher Realität. Es fehlt nicht an gesetzlichen Mitteln, sondern an systematischer Aufklärung und aktiver Vermittlung.

Verantwortungsträger in Berufsverbänden, Kammern und Politik versäumen es, Apotheken in die Lage zu versetzen, wirtschaftliche Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu bearbeiten. Stattdessen dominiert ein reaktives Krisenmanagement, das operative Schwäche erst dann thematisiert, wenn Insolvenzverfahren unvermeidlich erscheinen. Die öffentliche Debatte über das Apothekensterben konzentriert sich auf politisch gesetzte Rahmenbedingungen, doch sie blendet aus, dass auch unternehmerische Handlungsfähigkeit entscheidend ist. Der Rückzug aus dem Markt beginnt oft lange vor dem rechtlichen Notfall.

Statt die Insolvenz zu beklagen, muss über Sanierung gesprochen werden. Nicht als Makel, sondern als legitimes Mittel der Selbstkorrektur. Wer den präventiven Restrukturierungsrahmen nutzt, gesteht nicht das Scheitern ein, sondern zeigt Verantwortung. Der Gesetzgeber hat den Weg geebnet, doch er bleibt ohne Wirkung, solange er nicht Teil einer aktiven Sanierungskultur wird. Diese Kultur beginnt mit Transparenz, mit wirtschaftlicher Bildung und mit einem Ende der Scham. Apotheken sind systemrelevant, aber sie sind auch wirtschaftliche Einheiten. Und wer will, dass sie bleiben, muss ihnen auch Wege aufzeigen, wie sie sich halten können. Rechtliche Sanierung ist kein Rückzug, sie ist der Versuch, Struktur zu retten, bevor sie verloren geht

 

PTA-Reform bringt Schüler aus dem Jahr 2022 ins Abseits

Seit dem 1. Januar 2023 ist die reformierte Ausbildung für pharmazeutisch-technische Assistenten in Kraft. Sie bringt neue Anforderungen und Bewertungsmaßstäbe für Prüfungen sowie erweiterte Wiederholungsmöglichkeiten bei Nichtbestehen. Doch genau an der Schnittstelle des Umbruchs entsteht ein massives Gerechtigkeitsproblem. Auszubildende mit Ausbildungsbeginn im August 2022 werden nach alter Prüfungsordnung beurteilt, obwohl sie inhaltlich bereits nach dem neuen Curriculum geschult werden. Diese Gruppe fällt damit faktisch in eine rechtliche Grauzone zwischen zwei Ausbildungssystemen.

Ein betroffener Auszubildender kritisiert, dass sich das neue System vollständig auf den Ausbildungsalltag auswirke, jedoch im entscheidenden Moment der Abschlussprüfung keine Anwendung finde. Er spricht von einem Zustand „zwischen den Systemen“ und beklagt, dass der Prüfungsdruck ungleich höher sei, weil alte Bewertungsmaßstäbe auf neue Inhalte angewendet würden. Die Möglichkeit, bei Nichtbestehen bestimmte Prüfungsleistungen zu wiederholen, wie sie in der Reform verankert ist, gilt für diesen Jahrgang nicht. Eine strukturelle Korrektur oder Übergangsregelung wurde bisher nicht geschaffen.

Rechtlich basiert das Prüfverfahren auf dem Zeitpunkt der Ausbildungsordnung, der für diesen Jahrgang formal noch vor Inkrafttreten der Reform liegt. Praktisch aber fallen die entscheidenden Ausbildungsabschnitte – sowohl theoretisch als auch praktisch – bereits ins neue System. Das führt nicht nur zu organisatorischen Reibungen, sondern vor allem zu einer empfundenen Ungleichbehandlung. Während nachfolgende Jahrgänge von neuen Prüfungsmodalitäten profitieren, bleibt der Reformjahrgang ohne Anpassung auf sich gestellt.

Die zuständigen Stellen auf Landes- und Bundesebene reagieren bislang nicht auf die Kritik. Die Forderung nach einer rückwirkenden Anpassung der Prüfungsregularien oder nach einer Ausnahmeregelung für den Übergangsjahrgang blieb bisher unbeantwortet. Das Vertrauen in die Reform und in ein transparentes Ausbildungssystem wird dadurch weiter beschädigt.

Die PTA-Reform ist ein notwendiger Modernisierungsschritt. Doch ihre Umsetzung zeigt exemplarisch, wie bildungspolitische Maßnahmen scheitern können, wenn Übergänge unklar geregelt werden. Der Fall des Jahrgangs 2022 offenbart eine strukturelle Leerstelle, in der junge Menschen ohne eigenes Zutun benachteiligt werden. Dass ein ganzer Ausbildungsgang mit neuem Lehrinhalt arbeitet, aber nach veralteter Prüfungsordnung beurteilt wird, widerspricht jedem Grundsatz rechtsstaatlicher Konsistenz und pädagogischer Fairness.

Verantwortlich ist nicht der einzelne Lehrkörper oder die Prüfungskommission, sondern eine politische Steuerung, die Reformprozesse formalistisch statt pragmatisch denkt. Wer einen Systemwechsel plant, muss Übergangsregelungen schaffen, die Härten abfedern und Chancengleichheit gewährleisten. Genau das ist hier unterlassen worden. Es wirkt, als habe man den Reformkalender dem Gesetzblatt angepasst, nicht aber den Menschen im System.

Dass Behörden bislang nicht einmal öffentlich auf die offensichtliche Ungleichbehandlung reagieren, zeugt von institutioneller Ignoranz gegenüber den Anliegen der Betroffenen. Die Reform soll PTA-Berufe aufwerten, doch sie startet mit einem Vertrauensbruch. Wer das Engagement junger Menschen für diesen systemrelevanten Beruf will, darf sie nicht zwischen Prüfungsparagrafen zermalmen lassen.

Der Fall der PTA-Reform mahnt zu größerer Sensibilität bei bildungspolitischen Eingriffen. Es braucht Verlässlichkeit in der Ausbildungsstruktur, gerade bei Berufen im Gesundheitswesen. Eine nachträgliche Anerkennung der neuen Prüfungsrechte für den Übergangsjahrgang wäre kein Gnadenakt, sondern ein Gebot der Gerechtigkeit.

 

Onlineverordnungen hebeln bewährte Standards aus

Digitale Plattformmodelle im Gesundheitswesen verändern die Versorgungsstrukturen in Deutschland grundlegend. Während sie als Fortschritt für mehr Komfort und Zugänglichkeit beworben werden, geraten zentrale Prinzipien der medizinischen und pharmazeutischen Praxis zunehmend unter Druck. Besonders umstritten sind Geschäftsmodelle, bei denen Onlineverordnungen mit automatisierten Rezeptabonnements und Versandhandel verknüpft werden. Patienten werden dabei zu passiven Nutzern eines digital gesteuerten Prozesses, in dem weder ärztliche Kontrolle noch apothekerliche Beratung systematisch gewährleistet sind. Dies führt zu einem strukturellen Risiko für die Qualität und Unabhängigkeit der Versorgung.

Die freie Wahl der Apotheke gehört zu den tragenden Säulen der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Sie wird durch digitale Rezeptmodelle untergraben, bei denen Rezepte direkt an eine angebundene Versandapotheke übermittelt werden. Plattformen bündeln ärztliche Verordnung, Rezeptausstellung und Belieferung zu einem geschlossenen Versorgungspfad. Das gesetzliche Abspracheverbot zwischen Ärzten und Apothekern, das wirtschaftliche Einflussnahme verhindern soll, wird damit in Frage gestellt. Auch die Einwilligung des Patienten legitimiert eine solche Struktur nicht, da der Schutz der Unabhängigkeit heilberuflicher Entscheidungen über individuelle Präferenzen hinausgeht.

Hinzu kommen datenschutzrechtliche Bedenken bei der automatisierten Weiterleitung sensibler Gesundheitsdaten an Drittanbieter. Die Entscheidungshoheit des Patienten wird durch technische Voreinstellungen oder vertragliche Bindungen eingeschränkt. Plattformen setzen auf dauerhafte Kundenbindung durch wiederkehrende Rezeptanforderungen und monetäre Anreize. Der Vertrieb rezeptfreier Medikamente im Paket mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verstößt gegen Werbevorgaben und erhöht die Gefahr medizinisch nicht indizierter Bestellungen.

In der ärztlichen Versorgung verschärft sich das Problem durch Telemedizinanbieter, die schnelle Kontakte mit sofortiger Rezeptausstellung versprechen. Digitale Arztplattformen bearbeiten vorrangig einfache Fälle und leiten komplexere Anliegen an die Regelversorgung weiter. Dadurch entsteht ein strukturelles Ungleichgewicht, bei dem wirtschaftlich attraktive Leistungen ausgelagert und die Last anspruchsvoller Versorgungsbedarfe niedergelassenen Praxen überlassen wird. Gleichzeitig wird das Quartalsprinzip der gesetzlichen Krankenversicherung durch mehrfache Konsultationen bei wechselnden Onlineanbietern systematisch umgangen.

Die Apothekerkammer Nordrhein sowie ärztliche Berufsvertretungen sehen in dieser Entwicklung eine Bedrohung der Versorgungssicherheit. Sie mahnen die politische Verantwortung an, das bestehende System vor struktureller Aushöhlung zu schützen. Die Kombination aus Automatisierung, ökonomischer Steuerung und technischer Intransparenz droht, die integrative Qualität wohnortnaher Betreuung durch Vor-Ort-Apotheken und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zu verdrängen. Gerade für chronisch Erkrankte, ältere Menschen und vulnerable Gruppen ist die persönliche Begleitung zentral für den Therapieerfolg.

Während Digitalisierung als Chance verstanden werden kann, müssen klare Regeln für die Integration in bestehende Strukturen gelten. Gesundheitsversorgung darf sich nicht an den Geschäftsinteressen technologischer Plattformen orientieren, sondern muss dem Schutz der Patienten und der Stärkung heilberuflicher Verantwortung dienen. Die politische Debatte über Telemedizin und Plattformmodelle muss diese Zielkonflikte offen benennen und regulatorisch wirksam begrenzen. Nur so lässt sich verhindern, dass die Kontrolle über therapeutische Entscheidungen und Arzneimittelabgaben zunehmend privaten Anbietern überlassen wird, die den medizinischen Kern des Versorgungssystems aus dem Blick verlieren.

Die strukturelle Verschiebung innerhalb der Gesundheitsversorgung durch digitale Geschäftsmodelle offenbart eine fundamentale Zielkonfliktlage. Auf der einen Seite steht das berechtigte Anliegen, digitale Möglichkeiten für mehr Effizienz und Erreichbarkeit zu nutzen. Auf der anderen Seite entstehen Plattformstrukturen, die nicht auf medizinische Verantwortung, sondern auf Marktmechanismen ausgerichtet sind. Die Geschwindigkeit, mit der neue Versorgungswege etabliert werden, überfordert nicht nur die rechtliche Regulierung, sondern auch die politische Bewertung dieser Modelle.

Besonders alarmierend ist die Aufweichung heilberuflicher Unabhängigkeit durch wirtschaftlich motivierte Rezeptprozesse. Was als Komfort verkauft wird, ist in Wahrheit ein System automatisierter Verordnungen ohne echte Kontrolle. Die Trennung von Diagnose, Verordnung und Abgabe wird unterminiert, obwohl sie das Rückgrat einer unabhängigen und sicheren Versorgung darstellt. Dass Patienten zu Kunden von Plattformen werden, deren Geschäftsinteresse über der medizinischen Angemessenheit steht, markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Gesundheitslogik.

Statt diese Entwicklung frühzeitig einzuhegen, haben politische Akteure zu lange auf Technologieförderung ohne inhaltliche Rückbindung gesetzt. Die Versorgungsrealität in den Praxen und Apotheken wurde dabei vernachlässigt. Die ökonomische Attraktivität einfacher Fälle für digitale Anbieter geht einher mit einem wachsenden Druck auf die klassische Versorgung, die zunehmend die komplexen und aufwändigen Fälle schultern muss. Dies führt zu einer gefährlichen Systemasymmetrie und schwächt das Kollektivvertragsprinzip der gesetzlichen Krankenversicherung.

Verantwortlich ist nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch jede Institution, die solche Modelle unkritisch duldet oder fördert. Die Selbstverwaltung steht in der Pflicht, heilberufliche Standards zu verteidigen und gegen strukturelle Verschiebungen zu sichern. Wer Digitalisierung nicht als Ergänzung, sondern als Ersatz versteht, riskiert den Verlust von Qualität, Gerechtigkeit und Vertrauen in die Versorgung.

Die Aufgabe der nächsten Jahre wird sein, den regulatorischen Rahmen zu schaffen, der Innovationen dort zulässt, wo sie Versorgung verbessern, sie aber dort begrenzt, wo sie die Verantwortung entkoppeln. Gesundheit braucht Nähe, Erfahrung und unabhängige Entscheidungen. Plattformen, die diese Grundsätze unterlaufen, dürfen kein Modell für die Zukunft sein.

 

Vagisan legt stark zu doch Linola spürt den milden Winter

Die Dr Wolff Gruppe hat das vergangene Geschäftsjahr mit deutlichem Wachstum abgeschlossen, bleibt jedoch in einzelnen Bereichen hinter den Erwartungen zurück. In Deutschland stieg der Umsatz um sieben Prozent auf rund 418,7 Millionen Euro. Wachstumstreiber war vor allem der Pharmabereich, der rund ein Drittel zum Gesamtergebnis beitrug. Besonders erfolgreich entwickelte sich die gynäkologische Produktlinie Vagisan, die um 17 Prozent auf 56 Millionen Euro zulegen konnte. Der Hersteller führt den Erfolg auf eine zunehmende Offenheit im Umgang mit intimen Gesundheitsthemen zurück. Die Nachfrage nach spezifischen Lösungen sei deutlich gestiegen.

Im Gegensatz dazu stagnierte die traditionsreiche Dermamarke Linola, die mit einem Umsatz von 61 Millionen Euro das Vorjahresniveau lediglich bestätigte. Als Hauptgrund nennt das Unternehmen den ungewöhnlich milden Winter, der die Nachfrage nach Hautschutzprodukten gegen Kälte dämpfte. Dr Wolff sieht dennoch langfristige Chancen im Segment und verweist auf ein neu angemeldetes Patent im Bereich Hautpflege, das künftiges Wachstum ermöglichen soll.

Auch international entwickelte sich das Geschäft positiv. In Großbritannien stieg der Umsatz um 33 Prozent, in Südeuropa sogar um 58 Prozent. Auch China trug mit einem Plus von 19 Prozent zur erfreulichen Entwicklung bei. Dr Wolff plant, erfolgreiche Produktinnovationen künftig schneller in internationalen Märkten einzuführen, um die Dynamik weiter zu verstärken.

Mit einem Anteil von rund 70 Prozent bleibt die Kosmetiksparte das Fundament des Unternehmens. Sie erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 293,6 Millionen Euro. Zu den wichtigsten Marken zählen Alpecin, Plantur sowie Karex im Bereich Zahnpflege. Auch die Dachmarke Alcina behauptete sich auf hohem Niveau. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und branchenübergreifender Belastungen zeigt sich die Unternehmensführung insgesamt zufrieden mit der Entwicklung und blickt zuversichtlich in die kommenden Jahre.

Das Geschäftsjahr der Dr Wolff Gruppe zeigt eindrucksvoll, wie sehr differenzierte Marktsegmente auf gesellschaftliche und klimatische Einflüsse reagieren. Während die gynäkologische Sparte rund um Vagisan von einem gesellschaftlichen Wandel profitiert, stößt das Derma-Segment mit Linola an strukturelle Grenzen. Dass ein milder Winter ausreicht, um etablierte Marken ins Schwanken zu bringen, offenbart nicht nur die Wettersensibilität einzelner Produktlinien, sondern auch deren wirtschaftliche Verwundbarkeit.

Gleichzeitig zeigt der Erfolg von Vagisan, wie stark sich der Gesundheitsmarkt verändert hat. Themen, die lange tabuisiert waren, rücken zunehmend ins öffentliche Bewusstsein. Dies ist weniger ein Verdienst einzelner Unternehmen als vielmehr Ausdruck eines gesamtgesellschaftlichen Reifeprozesses. Wenn ein Hersteller wie Dr Wolff frühzeitig solche Themen besetzt und entsprechende Produkte etabliert, beweist das nicht nur Marktnähe, sondern auch ein Gespür für gesellschaftliche Strömungen. Dieser kulturelle Wandel muss jedoch auch von Ärztinnen, Medien und politischer Gesundheitspolitik begleitet werden, wenn die Fortschritte nicht an strukturellen Hürden verpuffen sollen.

Die Stagnation von Linola zeigt wiederum, wie eng wirtschaftlicher Erfolg mit äußeren Bedingungen verknüpft bleibt. Klimatische Schwankungen werden häufiger, milde Winter sind kein Einzelfall mehr. Unternehmen, die in saisonal abhängigen Märkten agieren, benötigen daher nicht nur flexible Produktions- und Marketingstrukturen, sondern auch eine langfristige strategische Diversifikation. Ein einzelnes neues Patent kann ein Signal sein, reicht aber nicht als Antwort auf strukturelle Herausforderungen.

International beweist Dr Wolff klare Ambitionen. Die zweistelligen Wachstumsraten in Südeuropa und Asien sind beachtlich, sie beruhen jedoch auf dem konsequenten Transfer bestehender Marken. Die nachhaltige Positionierung in globalen Märkten verlangt mehr als den Export erfolgreicher Produkte. Es braucht kulturelle Anpassung, lokale Partner und belastbare Versorgungsstrukturen. Ob ein Mittel wie Vagisan auch in anderen Märkten mit derselben gesellschaftlichen Offenheit angenommen wird, bleibt abzuwarten.

Insgesamt zeigt sich ein Unternehmen im Spannungsfeld von Innovationsdruck, Marktveränderung und geopolitischen Wachstumschancen. Dr Wolff hat in mehreren Bereichen überzeugend agiert, wird aber gezwungen sein, die strukturelle Abhängigkeit von saisonalen Produkten zu überdenken. Der Markt für Gesundheitsprodukte ist in Bewegung, doch die Richtung bestimmen längst nicht mehr allein Unternehmen, sondern gesellschaftliche Debatten, politische Regulierung und klimatische Entwicklungen.

 

Die GKV verlangt klare Prioritäten in der Ausgabenpolitik

Der GKV-Spitzenverband fordert von der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken ein sofortiges Eingreifen zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung. Angesichts weiter steigender Beitragssätze und schwindender Rücklagen warnen die Kassen vor einer ungebremsten Beitragsspirale und drängen auf ein Vorschaltgesetz, das noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll. Dieses Gesetz müsse ein Ausgabenmoratorium enthalten, das Preis- und Honorarsteigerungen ausschließt, solange die Einnahmen die Ausgaben nicht decken.

Der Verband sieht in der aktuellen Finanzlage eine ernsthafte Bedrohung für die Beitragszahler und die Leistungsfähigkeit des Systems. Nur noch sieben Prozent einer Monatsausgabe stünden als Rücklage zur Verfügung, eine Reserve, die im Krisenfall kaum ausreiche. Ohne politische Gegenmaßnahmen könnten die Zusatzbeiträge schon bald massiv steigen. Ein langer Reformprozess mit einem Ergebnisbericht erst 2027, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, sei angesichts der akuten Lage keine Option.

Zudem fordert der GKV-Spitzenverband eine sofortige Entlastung durch eine gerechtere Finanzierung der Gesundheitskosten für Bürgergeldempfänger. Derzeit trage die GKV diese Ausgaben überwiegend allein, was als systematisch falsch bewertet wird. Eine Steuerfinanzierung in diesem Bereich könnte das System jährlich um rund zehn Milliarden Euro entlasten und damit die Beitragssätze deutlich stabilisieren.

Langfristig sieht der Verband die Notwendigkeit tiefgreifender Strukturreformen im Gesundheitswesen. Die Versorgung müsse konsequent an den realen Bedarf angepasst werden, um die knappen personellen und finanziellen Ressourcen effizient einzusetzen. Die Herausforderungen durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel erforderten eine grundlegende Neuordnung der Versorgungsstrukturen. Für Ministerin Warken bedeutet dies eine doppelte Aufgabe: Sie muss kurzfristig die finanzielle Stabilität sichern und gleichzeitig die Weichen für eine nachhaltige Systemreform stellen.

Die Forderung nach einem Vorschaltgesetz ist ein Ausdruck eskalierender Systemgrenzen. Wenn der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung mit solchem Nachdruck auf ein sofortiges Ausgabenmoratorium pocht, offenbart sich das Ausmaß eines Problems, das jahrelang verdrängt wurde. Die GKV wird zunehmend in die Rolle gedrängt, strukturelle Defizite zu kompensieren, die eigentlich in die politische Verantwortung des Staates gehören. Die Finanzierung der Gesundheitsversorgung für Bürgergeldempfänger über die Solidargemeinschaft ist dabei nur das sichtbarste Beispiel einer Schieflage, die die Systemlogik untergräbt.

Die neue Gesundheitsministerin steht somit nicht nur vor der Bewältigung eines akuten Finanzproblems. Ihre Aufgabe ist es, politisch zu priorisieren, was ein soziales Gesundheitssystem leisten kann und was nicht mehr durch Beiträge gedeckt werden sollte. Die Forderung nach einem sofortigen Moratorium für Preis- und Honorarsteigerungen ist radikal, aber sachlich nachvollziehbar. In einer Lage, in der Einnahmen und Ausgaben nicht mehr zusammenpassen, ist es nicht vertretbar, das System weiter zu belasten. Die Aufforderung zu einer Ausgabendisziplin ist kein neoliberaler Reflex, sondern der Ruf nach fiskalischer Verantwortung gegenüber Millionen Versicherten.

Die politische Ausflucht, eine Kommission erst in zwei Jahren Ergebnisse präsentieren zu lassen, ist in dieser Situation nichts anderes als ein gefährlicher Zeitverlust. Wer unter dem Vorwand langfristiger Planung notwendiges Krisenmanagement aussetzt, riskiert die Erosion des öffentlichen Vertrauens. Die Situation verlangt Entscheidungen, nicht Protokolle. Die Steuerfinanzierung der Bürgergeldversorgung ist dabei mehr als eine finanzielle Entlastung der GKV. Sie ist eine Rückführung staatlicher Verantwortung in staatliche Hände.

Was nun gebraucht wird, ist ein klarer politischer Wille, den Reformprozess nicht in die Zukunft zu verschieben, sondern mit sofortigen Maßnahmen einzuleiten. Nina Warken hat die Chance, nicht nur die erste Gesundheitsministerin dieser Legislatur zu sein, sondern diejenige, die das System endlich in die Realität des 21. Jahrhunderts überführt. Diese Realität ist geprägt von Ressourcenknappheit, demografischem Wandel und wachsender Ungleichheit. Eine Gesetzgebung, die diese Entwicklungen ignoriert, ist nicht nur unzeitgemäß, sondern gefährlich. Es geht nicht um politische Symbolik. Es geht um die Finanzierbarkeit eines solidarischen Systems. Und um die Glaubwürdigkeit der Politik.

 

Methylphenidat bleibt Mangelware in deutschen Apotheken

Die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung steht zunehmend unter Druck. Methylphenidat, das zentrale Arzneimittel zur Behandlung der ADHS, ist seit über einem Jahr nur eingeschränkt erhältlich. Die Liste der Lieferengpässe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wächst stetig. Zuletzt meldete Hexal einen Ausfall für Retardtabletten mit 36 und 54 Milligramm Wirkstoffgehalt. Der Engpass soll bis Ende Juli andauern. Als Ursache nennt der Hersteller eine sprunghaft gestiegene Nachfrage, die offenbar nicht mit den vorhandenen Produktionskapazitäten zu bewältigen ist.

Methylphenidat ist der dominierende Wirkstoff in der ADHS Therapie. Rund 77 Prozent aller Behandlungen basieren auf diesem Medikament, das durch eine Hemmung der Dopamin- und Noradrenalinaufnahme im zentralen Nervensystem wirkt. In Deutschland sind zahlreiche Varianten im Umlauf, darunter auch Retardkapseln mit unterschiedlichen Wirkstofffreisetzungen. Seit einer Änderung der Substitutionsausschlussliste dürfen diese Formen nicht mehr untereinander ersetzt werden. Unterschiede im Freisetzungsprofil – etwa 50 zu 50 gegenüber 30 zu 70 Prozent – gelten als therapieentscheidend. Ein Austausch über die Apotheken ist daher ausgeschlossen.

Seit Mitte 2023 unterliegen Methylphenidat-haltige Präparate verschärften Prüfanforderungen, da in mehreren Chargen potenziell krebserregende Nitrosaminverunreinigungen nachgewiesen wurden. Die daraufhin eingeführten Testverfahren verzögern die Chargenfreigabe erheblich. Mehrere Hersteller melden gleichzeitig Ausfälle, darunter 1A Pharma, Aliud, Aristo, Janssen-Cilag, Neuraxpharm, Ratiopharm, TAD und Takeda. Besonders problematisch ist der Totalausfall von Concerta, der laut BfArM bis Jahresende andauern könnte.

Auch Atomoxetin steht nicht uneingeschränkt zur Verfügung. Der selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer ist ab sechs Jahren zugelassen und spielt als nicht stimulierende Alternative eine wichtige Rolle. Allerdings machte ein Qualitätsmangel bei einem griechischen Hersteller im Vorjahr die Verfügbarkeit zunichte. Infolge schwankender Wirkstoffgehalte wurden betroffene Präparate zurückgerufen und die Produktion vorübergehend eingestellt. Aktuell melden erneut mehrere Anbieter Lieferengpässe. Der Marktanteil von Atomoxetin liegt ohnehin nur bei etwa vier Prozent, sodass dieser Wirkstoff den Mangel an Methylphenidat nicht kompensieren kann.

Eine gewisse Entlastung bietet derzeit Medice. Das Unternehmen gibt an, Medikinet und Kinecteen in diversen Stärken liefern zu können. Auch ein Teil der Atomoxetinpräparate sei verfügbar. Gleichzeitig weist Medice jedoch auf mögliche Verzögerungen hin, da die Logistik auf ein neues Versandzentrum umgestellt wird. Vor allem bei Betäubungsmitteln könne es zu Engpässen in der Großhandelsversorgung kommen.

Als weitere Therapieoptionen gelten Amphetamin und Dexamphetamin, die vor allem in resistenten Verläufen eingesetzt werden, sowie Guanfacin, das bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz kommt. Doch auch diese Medikamente stehen nicht in beliebiger Menge zur Verfügung. Die strukturelle Abhängigkeit vom Wirkstoff Methylphenidat zeigt sich nun als systemische Schwäche. Die aktuelle Versorgungslage ist nicht nur ein logistisches Problem, sondern eine therapeutische und gesellschaftliche Herausforderung.

Die anhaltenden Lieferengpässe bei Methylphenidat und Atomoxetin offenbaren ein strukturelles Versorgungsproblem, das weit über die Ebene einzelner Hersteller hinausgeht. Die ADHS Therapie ist in hohem Maß auf einen Wirkstoff fokussiert, dessen Produktions- und Prüfprozesse komplex und störanfällig sind. Sobald Engpässe auftreten, trifft es eine besonders vulnerable Gruppe: Kinder, Jugendliche und deren Familien, die auf eine kontinuierliche und verlässliche Behandlung angewiesen sind. Der Mangel wirkt sich nicht nur medizinisch, sondern auch psychosozial aus.

Dass inzwischen auch die wenigen Alternativen wie Atomoxetin durch Produktionsmängel und Rückrufe beeinträchtigt sind, verstärkt das Problem. Der Markt ist zu eng, zu abhängig von einzelnen Anbietern und zu wenig diversifiziert. Hinzu kommen regulatorische Vorgaben wie die Einschränkung des Austauschs zwischen unterschiedlichen Retardformen, die zwar pharmakologisch gerechtfertigt sein mögen, aber in einer Mangelsituation therapeutische Flexibilität unterbinden. Besonders kritisch ist, dass keine zentrale Koordination zwischen Herstellern, Behörden und Versorgungseinrichtungen erkennbar ist. Statt eines vorausschauenden Managements agiert das System reaktiv.

Die Politik trägt eine Mitverantwortung. Die aktuelle Versorgungskrise ist kein Einzelfall, sondern reiht sich ein in eine Serie struktureller Ausfälle bei essenziellen Medikamenten. Die Ursachen liegen nicht nur in Qualitätsproblemen oder gesteigerter Nachfrage, sondern auch in einer fragilen Lieferkette, unzureichender Bevorratung und der fehlenden Verpflichtung zur Marktverantwortung seitens der Hersteller. Eine nachhaltige Versorgung erfordert klare gesetzliche Vorgaben zur Produktionssicherheit, belastbare Lieferverträge und eine verbesserte europäische Wirkstoffsouveränität.

Was sich derzeit bei Methylphenidat zeigt, ist ein Weckruf. Wenn selbst Standardtherapien für chronische Erkrankungen nicht mehr gewährleistet sind, steht die Glaubwürdigkeit des Gesundheitssystems infrage. Die Betroffenen brauchen keine Durchhalteparolen, sondern verlässliche Strategien zur Sicherung ihrer Behandlung. Verantwortungsträger in Industrie, Politik und Behörden stehen gleichermaßen in der Pflicht, dieser strukturellen Krise mit Transparenz, Planung und Entschlossenheit zu begegnen. Andernfalls droht das Vertrauen in die medizinische Versorgung weiter zu erodieren.

 

Glosse: Nicht lieferbar ist das neue Normal

Es war einmal ein Lagerregal, das gut gefüllt war. Schmerzmittel, Antibiotika, Fiebersäfte, Salben – alles ordentlich sortiert, beschriftet und griffbereit. Doch das war vor der Zeit der Märchen. Heute beginnt jeder Tag in der Apotheke mit einem Ritual, das einst nur die Großhändler kannten: der tägliche Lieferstatusbericht. Und der klingt selten wie ein Happy End.

„Nicht lieferbar“, sagt das System. Und meint: Such dir was anderes. Die Kollegin murmelt etwas von Verfügbarkeitsanfrage, der Kunde sagt, er habe das Medikament aber immer da gekauft, und der Apotheker tippt wie besessen auf seinem Bildschirm, als würde ein geheimer Tastencode das letzte Packungsstück herbeizaubern. Vergeblich. Das Medikament bleibt ein Phantom. Es war einmal – und kommt vielleicht nie wieder.

Lieferengpässe sind das neue Normal. Was früher Ausnahme war, ist heute Standard, und wer das Spiel nicht mitspielt, verliert. Besonders Nerven. PTA verwandeln sich in Recherchekräfte, die mit detektivischem Spürsinn Alternativen ermitteln, packungsgrößenkonvertieren und Rabattverträge entwirren. Einmal Husten, zweimal Lieferstatus, dreimal Kundenverzweiflung.

Manchmal steht da ein Kind mit Fieber am HV-Tisch, die Mutter schaut hilflos, das Thermometer piepst erbarmungslos. Und während draußen der Paketdienst ein weiteres Päckchen mit Retinolserum anliefert, gibt es drinnen kein Penicillin mehr. Prioritäten in Zeiten logistischer Schieflage.

Natürlich wird versprochen, man arbeite mit Hochdruck. Ministerien schreiben Briefe, Kassenverbände geben Empfehlungen, und Großhändler optimieren digital. Was sie nicht liefern können, listen sie jetzt einfach früher aus. Eine Art Präzisionsversagen. Weniger suchen, schneller scheitern.

Die Apotheken stehen mittendrin, ohne Werkzeugkasten. Sie müssen dämpfen, erklären, beruhigen – und nebenbei noch ein alternatives Präparat finden, das nicht 30 Euro Eigenbeteiligung kostet. Das dauert. Und wenn’s dann doch klappt, ist oft das Vertrauen beschädigt. Nicht in die Apotheke, sondern ins System. Denn wie soll man an Versorgung glauben, wenn selbst Paracetamol ein Glücksspiel ist?

Am Ende bleibt ein Kundenbon mit „nicht lieferbar“ und ein Schulterzucken hinter der Plexiglasscheibe. Kein Skandal mehr, sondern Routine. Und vielleicht ist das das eigentliche Problem: dass wir uns an den Mangel gewöhnt haben. An ein Gesundheitswesen mit Ladehemmung.

Es war einmal ein voller Schubkasten. Heute ist da nur noch Luft – und ein Zettel, auf dem steht: „Nachbestellt“.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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