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  • 05.05.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Apotheken verlieren Marktanteile, neue Regierung steht, Lauterbach zieht sich zurück
    05.05.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Apotheken verlieren Marktanteile, neue Regierung steht, Lauterbach zieht sich zurück
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die neue Regierung unter Friedrich Merz steht, Apotheken verlieren weiter Marktanteile an den Onlinehandel, und Karl Lauterbach tritt ab....

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Apotheken verlieren Marktanteile, neue Regierung steht, Lauterbach zieht sich zurück

 

Onlinehandel boomt, Merz setzt auf Strategen, Parkinsonmittel fehlen weiterhin

Friedrich Merz stellt ein neues Kabinett vor, das auf klare Führungsstrukturen und politische Kontinuität setzt. Während sich die Regierung neu aufstellt, geraten Vor-Ort-Apotheken durch das E-Rezept, wachsenden Onlinehandel und schwankende Arzneimittelverfügbarkeit weiter unter Druck. Der Rückzug von Karl Lauterbach aus allen gesundheitspolitischen Funktionen markiert einen Einschnitt in der Berliner Gesundheitspolitik. Gleichzeitig wächst die Rechtsunsicherheit bei der Prüfung von medizinischem Cannabis, und die Versorgung mit Parkinsonmedikamenten wie Pramipexol bleibt angespannt. Die WHO ruft zur konsequenten Händehygiene auf, um Krankenhausinfektionen zu vermeiden. Eine neue Studie zeigt molekulare Ursachen für chronische Wundheilungsstörungen, während Biontech in der Onkologie neue Wege beschreitet. Besorgniserregend ist der starke Anstieg von Essstörungen bei Mädchen – ausgelöst durch sozialen Mediendruck. Die Umbrüche in Politik, Versorgung und öffentlicher Gesundheit zeichnen das Bild eines Systems, das an mehreren Fronten zugleich gefordert ist.

 

Das Kabinett Merz bringt neue Gesichter und bekannte Strategen

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz nimmt konkrete Gestalt an. Einen Tag vor der geplanten Kanzlerwahl haben CDU, CSU und SPD ihre Ministerinnen und Minister benannt. Die künftige Regierung besteht aus acht Ministerinnen, neun Ministern und dem Kanzler. Sie präsentiert sich als Mischung aus erfahrenen Parteistrategen, technokratischen Quereinsteigern und aufstrebenden Nachwuchskräften. Auffällig ist die Rückkehr zu klarer Ressortverantwortung und die politische Dominanz des Kanzleramts, das Friedrich Merz mit seinem Vertrauten Thorsten Frei besetzt.

Die CDU stellt mit Merz den Kanzler und übernimmt zentrale Ressorts wie Wirtschaft, Außenpolitik, Bildung, Verkehr und Digitalisierung. Besonders markant ist die Berufung von Katherina Reiche als Wirtschaftsministerin. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Bundestag und der Energiewirtschaft. Das Außenministerium geht an Johann Wadephul, der als transatlantisch vernetzter Politiker gilt. Das neue Digitalministerium führt Karsten Wildberger, ein parteiloser Topmanager aus der Privatwirtschaft. Patrick Schnieder übernimmt das Verkehrsressort, Karin Prien wird Ministerin für Bildung und Familie.

Die SPD besetzt Schlüsselressorts mit strategischer Wirkung. Lars Klingbeil steigt zum Vizekanzler und Finanzminister auf. Er gilt als Machtpolitiker und möglicher Kanzlerkandidat für 2029. Boris Pistorius bleibt Verteidigungsminister und damit das Gesicht sicherheitspolitischer Kontinuität. Weitere SPD-Posten besetzen Bärbel Bas im Arbeits- und Sozialressort, Stefanie Hubig im Justizministerium und Verena Hubertz im Bauministerium. Carsten Schneider wird Umweltminister, Reem Alabali-Radovan übernimmt das Entwicklungsressort.

Die CSU stellt mit Alexander Dobrindt den Innenminister, der einen harten Kurs in der Migrationspolitik durchsetzen soll. Dorothee Bär kehrt als Ministerin für Forschung und Raumfahrt ins Kabinett zurück. Alois Rainer, bislang weitgehend unbekannt, wird Landwirtschaftsminister.

Die Besetzung des Kabinetts signalisiert eine klare politische Neuausrichtung. Im Zentrum steht eine stärkere Steuerung aus dem Kanzleramt, die Verbindung von staatlicher Verwaltungskompetenz mit unternehmerischem Denken sowie ein Fokus auf außen- und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit. Die Koalitionsbildung verlief geräuschlos, die Rollen sind klar verteilt. Friedrich Merz hat damit ein Kabinett aufgestellt, das seine strategischen Prioritäten spiegelt und politische Machtzentren gezielt ordnet.

Die Zusammensetzung des Kabinetts unter Friedrich Merz markiert einen Bruch mit den erratisch wirkenden Regierungsjahren der Ampelkoalition. An die Stelle diffuser Zuständigkeiten und profilneurotischer Ressortpolitik tritt nun eine klar strukturierte Machtarchitektur. Der Kanzler setzt auf Loyalität, Verlässlichkeit und strategische Kontrolle. Thorsten Frei als Kanzleramtschef wird nicht nur der zentrale Koordinator, sondern auch der Garant für disziplinierte Regierungsarbeit. Dieses Signal richtet sich ebenso nach innen wie nach außen: Deutschland soll wieder als berechenbarer Akteur wahrgenommen werden.

Die CDU hat ihre Schlüsselfiguren gezielt platziert. Mit Reiche im Wirtschaftsressort und Wildberger im Digitalministerium versucht Merz, technologische Transformation mit marktwirtschaftlicher Effizienz zu verbinden. Der Kurs ist eindeutig wirtschaftsfreundlich und staatsmodernisierend, ohne auf ideologische Experimente zu setzen. Der außenpolitische Kurswechsel durch Wadephul dürfte für Stabilität in der internationalen Zusammenarbeit sorgen und den transatlantischen Schulterschluss festigen.

Die SPD hingegen stellt sich neu auf. Lars Klingbeil sichert der Partei eine starke Rolle im Kabinett und sich selbst eine Machtbasis für die Zeit nach Merz. Die Mischung aus erfahrenen Parlamentarierinnen wie Bas und aufstrebenden Kräften wie Hubertz und Alabali-Radovan zeigt eine SPD im Umbruch, aber mit strategischer Linienführung. Pistorius bleibt als sicherheitspolitischer Stabilitätsanker gesetzt.

Die CSU bringt mit Dobrindt einen politischen Hardliner ins Innenministerium. Das Risiko dabei liegt in der möglichen Eskalation migrationspolitischer Konflikte. Gleichzeitig holt Söder mit Bär eine profilierte Politikerin zurück, die bereits unter Merkel Regierungsverantwortung trug.

Strukturell ist auffällig, wie deutlich dieses Kabinett auf Führung, Durchgriff und Ergebnisorientierung setzt. Das Kabinett Merz ist keine Einladung zur Debatte, sondern ein Regierungsapparat mit klaren Ansagen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Regierung die strukturellen Krisen der letzten Jahre produktiv wenden kann oder ob sie am eigenen Anspruch scheitert. Politisch ist sie jedenfalls so geschlossen und handlungsbereit wie lange keine mehr.

 

Wie Apotheker mit Tempo und Nähe Kunden zurückgewinnen

Der Wettbewerb zwischen stationären Apotheken und dem wachsenden Onlineversandhandel hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Während digitale Anbieter mit aggressiven Preisen und bequemem Lieferservice auf Kundschaft zielen, stehen Apotheken vor Ort unter dem Druck, ihre Relevanz im direkten Vergleich neu zu behaupten. Einige Betriebe verfolgen dabei eine pragmatische Strategie, die auf Schnelligkeit, Verfügbarkeit, individuelle Beratung und punktuelle Preisimpulse setzt.

Ein zentrales Element dieses Ansatzes ist die unmittelbare Verfügbarkeit vieler Arzneimittel. Während Bestellungen im Netz Lieferzeiten verursachen, kann die Apotheke vor Ort zahlreiche Präparate sofort oder binnen weniger Stunden bereitstellen. Möglich wird dies durch optimierte Warenwirtschaft, schlanke Prozesse und gezielte Vorratshaltung. Diese logistische Stärke ist insbesondere dann entscheidend, wenn eine zügige Versorgung medizinisch geboten ist oder Kundinnen und Kunden keine Wartezeit in Kauf nehmen wollen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der persönlichen und qualifizierten Beratung. Insbesondere bei rezeptfreien Medikamenten, Fragen zur Selbstmedikation oder Wechselwirkungen können digitale Systeme kaum den gleichen Grad an individueller Einschätzung und Betreuung bieten wie der direkte Austausch vor Ort. Apotheken nutzen diesen Vorteil, um sich als vertrauenswürdige Anlaufstellen für Gesundheitsfragen zu positionieren und die Bindung zu ihrer Kundschaft zu stärken.

Trotz der wachsenden Dominanz großer Markenprodukte im Onlinehandel verzichten viele Apotheken nicht auf deren Präsenz im eigenen Sortiment. Vielmehr werden diese Produkte gezielt vorgehalten, um auch bei stark nachgefragten Präparaten konkurrenzfähig zu bleiben. In der Beratungspraxis lassen sich diese Marken zudem als Gesprächsanlass nutzen, um Zusatzinformationen oder Alternativen aufzuzeigen, die im Onlinekauf häufig unberücksichtigt bleiben.

Ergänzt wird dieses Vorgehen durch temporäre Preisaktionen, die punktuell neue Kaufanreize setzen sollen. Dabei steht nicht die dauerhafte Preisunterbietung im Fokus, sondern die gezielte Ansprache bestimmter Zielgruppen oder Indikationen. Die Preisgestaltung erfolgt dabei mit Bedacht, um wirtschaftlich tragfähig zu bleiben und gleichzeitig das Vertrauen in die Beratungskompetenz nicht zu untergraben.

Diese strategische Ausrichtung verdeutlicht, dass stationäre Apotheken trotz digitaler Konkurrenz bestehen können, wenn sie ihre betrieblichen und fachlichen Stärken systematisch zur Geltung bringen. Entscheidend ist, dass sie sich nicht auf ihre traditionelle Rolle verlassen, sondern diese aktiv weiterentwickeln. In einem Umfeld, das zunehmend durch Plattformökonomie geprägt ist, bleibt die persönliche Nähe ein Wettbewerbsvorteil – sofern sie als Teil einer modernen Versorgungsstruktur gedacht und umgesetzt wird.

Die Entwicklung auf dem Apothekenmarkt ist exemplarisch für die Dynamik vieler Versorgungsbereiche im digitalen Zeitalter. Während Preis und Bequemlichkeit im Netz dominieren, geraten lokale Angebote unter Druck, ihre gesellschaftliche Relevanz unter neuen Vorzeichen zu rechtfertigen. Der Konflikt zwischen Onlineversand und stationärer Apotheke ist dabei weniger eine Frage technischer Machbarkeit als eine des gesundheitspolitischen Selbstverständnisses.

Die politische Debatte fokussiert sich häufig auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen oder strukturelle Fragen der Honorarordnung. Dabei geht es längst um mehr. Wenn Apotheken in der Fläche verschwinden, geht nicht nur Infrastruktur verloren, sondern auch ein System niedrigschwelliger Gesundheitsversorgung, das Beratung, Arzneimittelsicherheit und Prävention miteinander verbindet. Die derzeitige Ausrichtung gesundheitspolitischer Entscheidungen lässt jedoch häufig offen, welchen Stellenwert dieser Versorgungsauftrag tatsächlich noch hat.

Gleichzeitig ist das Beharren auf tradierten Betriebsmodellen keine zukunftstaugliche Antwort. Wer sich dem Wandel vollständig verweigert, verkennt die Dynamik, die vom Nutzerverhalten ausgeht. Es genügt nicht, sich als Opfer ökonomischer Verdrängung zu inszenieren. Apotheken müssen sich fragen, welche Angebote sie entwickeln können, die über den reinen Produkthandel hinausgehen – und wie diese auch digital ergänzt und kommuniziert werden können.

Strukturelle Verantwortung und unternehmerischer Gestaltungswille stehen sich dabei nicht entgegen. Sie bedingen einander. Der Gesetzgeber ist gefordert, Beratungsleistung sichtbar und abrechenbar zu machen, statt Apotheken über Rabatte oder bürokratische Zusatzdienste in wirtschaftliche Abhängigkeit zu treiben. Gleichzeitig braucht es unternehmerische Modelle, die auf Qualität, Nähe und Tempo setzen, ohne sich auf nostalgische Bilder zu verlassen.

Der Versandhandel wird bleiben. Doch er darf nicht zur Blaupause für ein Versorgungssystem werden, das menschliche Interaktion, medizinisches Wissen und regionale Verantwortung unter Preislogik begräbt. Die Apotheke vor Ort kann mehr als nur liefern. Sie muss es aber auch wollen, dürfen und können.

 

Die Digitalisierung treibt eine stille Marktverdrängung voran

Mit der Einführung des E Rezepts ist ein grundlegender Wandel in der Apothekenlandschaft eingetreten. Während das klassische Muster 16 Patienten bisher fast automatisch in die nächstgelegene Apotheke führte, eröffnet die digitale Verordnung neue Wege, die nicht mehr an räumliche Nähe oder persönliche Bindung gebunden sind. Patienten können ihr Rezept heute bequem über Apps, Online Plattformen oder digitale Terminals einlösen. Diese neue Freiheit bedeutet eine tiefgreifende Verschiebung von Marktmechanismen, die stationäre Apotheken zunehmend unter Druck setzt.

Vor allem große Versandapotheken und Plattformanbieter versuchen, den digitalen Kanal systematisch für sich zu nutzen. Mit massiven Investitionen in Technik und Werbung wollen sie E Rezepte gezielt auf ihre Systeme lenken. Der Versand ins Ausland, insbesondere in die Niederlande, wird dabei strategisch betrieben. Was früher als Einzelfall galt, hat heute Struktur. Gleichzeitig geraten kleine und mittelständische Apotheken in die Rolle der Nachzügler, die mit hohen Kosten für digitale Anschlüsse und neue Technologien konfrontiert sind, ohne dass ihnen nennenswerte Marktvorteile daraus entstehen.

Plattformanbieter reichen ihre Entwicklungskosten häufig an die Apotheken weiter, die dadurch gezwungen sind, selbst in Infrastruktur zu investieren, um nicht vom Rezeptfluss abgeschnitten zu werden. Die technische Anbindung, der Betrieb von Rezeptterminals oder der Anschluss an digitale Vermittlerdienste kosten Zeit, Geld und Personal. Ohne staatliche Förderung oder klare Standards entstehen ökonomische Abhängigkeiten, die eine freie Berufsausübung zunehmend erschweren.

Staatliche Steuerungsversuche wie über die Gedisa zeigen bisher keine ausreichende Wirkung. Zwar wurden Millionen investiert, doch der praktische Nutzen bleibt begrenzt. Statt einer durchdachten Digitalstrategie zeigt sich ein unkontrollierter Wildwuchs, in dem sich kommerzielle Interessen schneller durchsetzen als versorgungspolitische Überlegungen. Die Folge ist eine Marktöffnung ohne Schutzmechanismen für die Basisversorgung.

Wenn das Rezept zur frei navigierbaren Datenressource wird, entscheidet nicht mehr die pharmazeutische Kompetenz oder die Nähe zum Patienten über den Versorgungsweg, sondern die technische Reichweite und das Marketingbudget. Apotheken sind gezwungen, mitzuhalten, selbst wenn sie keine Planungssicherheit haben. Das stellt nicht nur die betriebliche Existenz vieler Häuser infrage, sondern gefährdet auch die langfristige Stabilität der wohnortnahen Arzneimittelversorgung.

Das E Rezept steht symbolisch für eine Digitalisierung, die zwar mit dem Anspruch der Modernisierung auftritt, in der Praxis jedoch soziale und wirtschaftliche Verwerfungen schafft. Was als technologische Vereinfachung begann, hat sich zu einem Deregulierungsinstrument entwickelt, das die Kräfte des Marktes entfesselt, ohne sie politisch einzuhegen. Die Apotheken vor Ort zahlen den Preis für eine Struktur, deren Regeln sie weder gestalten noch kontrollieren können.

Die Verantwortung liegt bei den politischen Entscheidungsträgern, die den digitalen Umbau des Gesundheitswesens vorangetrieben haben, ohne die ökonomischen Folgen für die Leistungserbringer angemessen zu berücksichtigen. Während private Plattformen mit Wachstumszielen operieren, stehen Apotheken unter dem Zwang, Investitionen zu tätigen, deren Amortisation ungewiss bleibt. Der Staat hat versäumt, klare Grenzen zu setzen und faire Rahmenbedingungen zu schaffen.

Es ist ein strukturelles Problem, dass Marktmechanismen unreguliert in eine Versorgungsstruktur eindringen, die auf Stabilität, Erreichbarkeit und Vertrauen angewiesen ist. Die digitale Rezeptlenkung folgt keiner gesundheitspolitischen Strategie, sondern rein kommerziellen Interessen. Der Zugang zu Verordnungen wird zur Ware, deren Preis am Ende nicht von denen bezahlt wird, die den größten Nutzen ziehen, sondern von denen, die an der Versorgung festhalten.

Eine verantwortungsvolle Digitalpolitik muss nicht nur Innovation ermöglichen, sondern auch schützen, was sich bewährt hat. Die wohnortnahe Apotheke ist kein Auslaufmodell, sondern ein tragender Pfeiler des Gesundheitswesens. Wenn ihr durch unregulierte Marktkräfte die Grundlage entzogen wird, verliert die Gesellschaft mehr als nur einen Versorgungsweg. Sie verliert ein Stück gesundheitliche Daseinsvorsorge.

 

Körpersprache entscheidet über Sympathie im Apothekenalltag

Ob jemand als sympathisch, kompetent oder unsicher wahrgenommen wird, hängt im persönlichen Kundenkontakt häufig nicht vom gesprochenen Wort ab, sondern von der Körpersprache. Im Apothekenalltag, insbesondere im Handverkauf, spielt sie eine zentrale Rolle. Wer etwa mit verschränkten Armen hinter dem HV-Tisch steht oder den Blickkontakt meidet, sendet Botschaften aus, die beim Gegenüber schnell als distanziert oder desinteressiert interpretiert werden.

Der österreichische Körpersprache-Experte Stefan Verra betont, dass viele dieser Muster unbewusst ablaufen. Das Problem sei nicht, dass Menschen ihre Gestik absichtlich negativ einsetzen, sondern dass sie sich ihrer Wirkung nicht bewusst sind. Gerade im direkten Kundengespräch könne das jedoch fatale Folgen haben, etwa wenn die Beratung zwar fachlich korrekt sei, aber durch unbewusste Körpersignale ablehnend oder unterkühlt wirke.

Verra rät dazu, die eigene Körpersprache regelmäßig zu reflektieren. Dabei gehe es nicht um das Einstudieren künstlicher Gesten, sondern um eine bewusste Körperpräsenz, die authentisch bleibt. Ein offener Brustkorb, freundlicher Blickkontakt und eine zugewandte Haltung seien bereits einfache, aber wirkungsvolle Mittel. Entscheidend sei, im Gespräch nicht nur inhaltlich zu überzeugen, sondern auch durch Körpersignale Vertrauen und Nähe zu vermitteln.

Vor allem in angespannten Situationen, etwa bei Reklamationen oder sensiblen Themen wie der Beratung zu Intimprodukten, sei es wichtig, eine entspannte und professionelle Körperhaltung zu bewahren. Hier könne ein ruhiger Stand mit beiden Füßen fest auf dem Boden ebenso entscheidend sein wie eine offene Handhaltung.

Die Wirkung von Körpersprache endet jedoch nicht an der Apothekentheke. Auch im Team, bei Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten oder in Verhandlungen mit Großhändlern prägt die Körpersprache die gegenseitige Wahrnehmung. Verra betont, dass sich gerade Führungskräfte ihrer Vorbildfunktion bewusst sein müssten. Wer etwa mit hochgezogenen Schultern Anweisungen gibt, signalisiere Unsicherheit, auch wenn der Inhalt der Aussage autoritär gemeint sei.

Im Apothekenbetrieb bedeutet das, Körpersprache nicht als Nebensache abzutun. Vielmehr ist sie ein zentrales Instrument im kommunikativen Alltag. Ihre Wirkung ist nicht beliebig, sondern systematisch und nachvollziehbar. Wer seine nonverbalen Signale kennt und gezielt steuert, kann Kundenbindung, Vertrauen und Teamdynamik nachhaltig verbessern.

In einer Zeit, in der der Apothekenalltag von Personalmangel, Kostendruck und digitalem Wandel geprägt ist, mag das Thema Körpersprache wie eine Randnotiz erscheinen. Tatsächlich aber berührt es einen zentralen Kern professioneller Kommunikation. Die nonverbalen Signale, die Mitarbeitende im Handverkauf aussenden, entscheiden nicht nur über Sympathie, sondern über Vertrauen – und damit über die Bereitschaft der Kundschaft, sich beraten zu lassen, Zusatzempfehlungen anzunehmen oder auch nur wiederzukommen.

Dass viele dieser Körpersignale unbewusst ablaufen, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis mangelnder Sensibilisierung. Die Ausbildung zur PTA oder Approbierten widmet der nonverbalen Kommunikation bislang kaum Raum. Auch in der internen Fortbildung spielt sie eine untergeordnete Rolle. Dabei wäre genau hier ein systematischer Ansatz gefragt. In einer Branche, die auf persönliche Nähe angewiesen ist, kann man es sich nicht leisten, diese Dimension zu ignorieren.

Die Verantwortung liegt nicht allein bei den Angestellten. Auch Apothekenleiterinnen und -leiter müssen sich fragen lassen, wie sie mit dem Thema umgehen. Wer lediglich auf fachliche Kompetenz setzt, aber körpersprachliche Kompetenz vernachlässigt, lässt ein zentrales Potenzial ungenutzt. Gerade in Führungssituationen entscheidet Körpersprache über Glaubwürdigkeit und Autorität.

Gesellschaftlich betrachtet zeigt sich an diesem Thema auch, wie stark Kommunikation jenseits des Gesagten wirkt. In einer Welt, in der viele Kontakte zunehmend digitalisiert sind, gewinnt das persönliche Gespräch an Wert. Umso bedeutsamer ist es, dieses Gespräch nicht nur inhaltlich, sondern auch körpersprachlich souverän zu führen. Die Apotheke bleibt einer der wenigen Orte, an denen Nähe, Vertrauen und körperliche Präsenz täglich eine Rolle spielen.

Es wäre daher an der Zeit, Körpersprache nicht als weiches Kommunikationsthema abzutun, sondern als Bestandteil professionellen Handelns zu begreifen. Wer dies verinnerlicht, kann nicht nur Kundschaft besser erreichen, sondern auch die interne Kommunikation und das Führungsverhalten im Betrieb wirksam verbessern. Die Apotheke als Ort der Begegnung verlangt genau diese Form der Bewusstheit.

 

Versandhandel verdrängt Präsenzapotheken im Non-Rx-Bereich

Der Markt für rezeptfreie Arzneimittel entwickelt sich zunehmend zum Schauplatz eines Verdrängungswettbewerbs, bei dem die stationären Apotheken an Boden verlieren. Während die Präsenzapotheken weiterhin unter wirtschaftlichem Druck stehen, verzeichnen die Versandapotheken im Non-Rx-Bereich stetige Zuwächse. Besonders betroffen sind margenstarke Kategorien wie Schmerzmittel, Allergiemedikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, die zunehmend in die digitalen Vertriebskanäle abwandern. Aktuelle Daten des Analytikunternehmens DatamedIQ zeigen, dass es mittlerweile Warengruppen gibt, in denen die Onlineanbieter nicht nur gleichziehen, sondern die Vor-Ort-Apotheken deutlich übertreffen.

Laut Branchenkennern liegt die Ursache in einem Zusammenspiel aus veränderten Kaufgewohnheiten, aggressiven Preismodellen und digitaler Marktmacht. Immer mehr Verbraucher nutzen Preisvergleichsportale, profitieren von automatisierten Rabattaktionen und bestellen rezeptfreie Medikamente bei etablierten Onlinehändlern. Die klassische Apotheke verliert dadurch nicht nur Umsatz, sondern auch Sichtbarkeit und Einfluss im Markt der Selbstmedikation. Besonders kritisch sehen Marktteilnehmer die Entwicklung bei umsatzstarken Gesundheitsprodukten, bei denen der Beratungsbedarf gering ist und Preisvorteile klar im Vordergrund stehen.

Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag hatte bereits im März auf die Brisanz der Entwicklung hingewiesen. Die „lukrativen OTC-Produkte“ wanderten zunehmend ab, so Freitag. Der strukturelle Wandel vollzieht sich dabei nicht abrupt, sondern in stiller Konsequenz. Für Präsenzapotheken bedeutet das eine Erosion ihrer wirtschaftlichen Basis, zumal die Margen im rezeptpflichtigen Bereich durch Fixhonorare begrenzt bleiben. Während Versandhändler weiter wachsen und in Logistik sowie Nutzerfreundlichkeit investieren, fehlen den Apotheken vor Ort oftmals die digitalen Werkzeuge und wirtschaftlichen Spielräume, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Die Zahlen von DatamedIQ sind ein Weckruf für Politik und Standesvertretungen. Der Versandhandel gewinnt in einem Bereich die Oberhand, der bislang als wirtschaftliches Rückgrat vieler Apotheken galt. Ohne strukturelle Gegenmaßnahmen könnte die Schieflage im OTC-Markt die Versorgung durch Präsenzapotheken langfristig gefährden. Denn mit der Abwanderung der Kundschaft droht nicht nur Umsatzverlust, sondern auch ein Verlust an Relevanz im öffentlichen Gesundheitswesen.

Der wachsende Marktanteil der Versandapotheken im Non-Rx-Bereich ist mehr als ein betriebswirtschaftliches Signal. Er markiert eine tiefgreifende Veränderung in der pharmazeutischen Versorgungsstruktur und offenbart zugleich politische Versäumnisse. Was hier als schleichende Marktverlagerung erscheint, ist in Wahrheit das Ergebnis einer digitalen Asymmetrie, die von der Politik weder verstanden noch regulativ beantwortet wurde. Die strukturelle Benachteiligung der Präsenzapotheken zeigt sich exemplarisch im Bereich der Selbstmedikation, wo Beratung, Sichtbarkeit und Bindung an den Gesundheitsstandort vor Ort zunehmend durch automatisierte Preislogik ersetzt werden.

Während der Versandhandel auf Skaleneffekte, Marktmacht und digitalen Komfort setzt, werden Vor-Ort-Apotheken durch bürokratische Auflagen und wirtschaftliche Einengung ausgebremst. Der OTC-Bereich galt lange als letzter unternehmerischer Spielraum im Apothekenbetrieb. Mit seinem Schwinden wird nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern auch ein Teil der öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur ausgehöhlt. Wenn Apotheken zunehmend auf das Rezeptgeschäft reduziert werden, droht eine monothematische Ausrichtung, die sie anfällig für weitere politische Eingriffe macht.

Die Verantwortungsträger in Standesvertretungen und Politik reagieren bislang zu zaghaft. Appelle an faire Wettbewerbsbedingungen bleiben folgenlos, solange strukturelle Nachteile wie eingeschränkte Preisgestaltung, Investitionshindernisse bei Digitalisierung und fehlende Differenzierungsstrategien ungelöst bleiben. Auch die Patienten werden zu reinen Konsumenten degradiert, deren Wahlfreiheit auf den günstigsten Klick reduziert wird. Dabei geht ein zentraler Wert der Apotheke verloren: das persönliche Gespräch, das vernetzte Denken, die situative Verantwortung.

Es braucht mehr als digitale Nachrüstversuche und Marketingkampagnen. Was fehlt, ist ein regulatorischer Ordnungsrahmen, der stationäre Apotheken nicht nur verwaltet, sondern befähigt. Der Versandhandel mag effizient sein, aber er ersetzt keine flächendeckende, niedrigschwellige pharmazeutische Versorgung. Wer das übersieht, riskiert einen Strukturbruch mit Folgen für die Versorgungssicherheit, den Berufsstand und die gesundheitspolitische Stabilität.

 

Karl Lauterbach gibt sein Ministeramt und den Ausschussposten ab

Karl Lauterbach wird künftig keine offizielle Rolle mehr in der Gesundheitspolitik einnehmen. Der scheidende Bundesgesundheitsminister bestätigte, dass er nicht nur sein Ministeramt aufgibt, sondern in der kommenden Legislaturperiode auch kein Mitglied des Gesundheitsausschusses des Bundestags mehr sein wird. Damit verlässt einer der bekanntesten Gesundheitspolitiker Deutschlands nach Jahrzehnten nicht nur die Exekutive, sondern auch die fachpolitische Schaltzentrale im Parlament.

Der SPD-Politiker will sich jedoch nicht vollständig aus dem gesundheitspolitischen Diskurs zurückziehen. Er kündigte an, sich weiterhin zu relevanten Themen zu äußern und seine Expertise einzubringen. Kritische Kommentare zu seiner Nachfolgerin Nina Warken von der CDU schloss er jedoch aus. Als früherer Amtsinhaber gehöre es sich nicht, die Arbeit der Nachfolgerin öffentlich zu bewerten, erklärte Lauterbach.

In der Rückschau sprach Lauterbach von einem erfüllenden Amt. Die Leitung des Bundesministeriums für Gesundheit sei für ihn der politische Höhepunkt seiner Laufbahn gewesen. Trotz vieler Kontroversen sehe er in der Regierungszeit der Ampelkoalition zahlreiche positive Entwicklungen. Mit dem Abschied von Lauterbach endet eine Phase der Gesundheitspolitik, in der die fachliche Expertise des Ministers häufig direkt die mediale und parlamentarische Debatte prägte.

Der Verzicht auf einen Sitz im Gesundheitsausschuss signalisiert einen bewussten Rollenwechsel. Während Lauterbach weiterhin im Bundestag bleibt, verzichtet er auf direkten Einfluss auf die Gesetzgebung im Gesundheitsbereich. Diese Entscheidung markiert nicht nur eine persönliche Neuorientierung, sondern auch eine Verschiebung der gesundheitspolitischen Kräfteverhältnisse innerhalb der SPD.

Der Abschied von Karl Lauterbach aus der ersten Reihe der Gesundheitspolitik ist mehr als ein personeller Wechsel. Er markiert das Ende einer Ära, in der ein Einzelner die gesundheitspolitische Debatte mit Fachwissen, Medienpräsenz und direkter Regierungsverantwortung geprägt hat. Seine Entscheidung, dem Gesundheitsausschuss künftig fernzubleiben, ist ein bewusster Rückzug aus den formalen Entscheidungsstrukturen. Sie signalisiert zugleich die Einsicht, dass politische Wirksamkeit nicht zwangsläufig mit Amtstiteln verbunden sein muss.

Doch diese Einsicht hat einen Preis. Die gesundheitspolitische Landschaft ist tief verunsichert. Offene Strukturfragen, ungelöste Versorgungsprobleme und stockende Reformprozesse prägen das Bild. In diesem Kontext wirkt der Rückzug eines der letzten profilierten Fachpolitiker wie ein Verlust an Substanz. Lauterbachs Ankündigung, künftig nur noch zu kommentieren, verweist auf ein Dilemma: Die politische Öffentlichkeit wird ihn weiterhin hören, doch seine Beiträge haben kein institutionelles Gewicht mehr.

Zugleich offenbart sein Abschied ein strukturelles Defizit. Die Gesundheitspolitik der letzten Jahre war häufig personenzentriert. Anstelle nachhaltiger systemischer Strategien dominierten Ministerauftritte, Einzelmaßnahmen und krisengetriebene Kommunikation. Dass Lauterbach bewusst auf Kritik an seiner Nachfolgerin verzichtet, ist ein Akt politischer Disziplin, aber auch ein Eingeständnis der Begrenztheit seiner eigenen Reformbilanz.

In der politischen Debatte bleibt die Verantwortung jedoch bestehen. Es reicht nicht aus, sich als Experte zurückzulehnen und aus sicherer Distanz zu analysieren. Die Versäumnisse der letzten Jahre – ob im Bereich der Apothekenversorgung, der Krankenhausfinanzierung oder der Digitalisierung – fordern entschlossene politische Führung. Die neue Ministerin wird daran gemessen werden. Doch auch Lauterbach kann sich einer Mitverantwortung nicht entziehen. Sein Rückzug mag korrekt sein, aber er entbindet ihn nicht von der Pflicht zur politischen Aufarbeitung.

 

Cannabisprüfung in Apotheken sorgt für Rechtsunsicherheit

Die Identitätsprüfung von medizinischem Cannabis in deutschen Apotheken steht zunehmend im Spannungsfeld uneinheitlicher Aufsichtspraxis und fehlender regulatorischer Klarheit. Während einige Bundesländer bereits alternative Analysenmethoden wie Infrarotspektroskopie oder chromatografische Verfahren zur Prüfung von Cannabisblüten und -extrakten anerkennen, besteht andernorts weiterhin die Pflicht zur Anwendung der im Deutschen Arzneibuch verankerten Dünnschichtchromatografie. Die Fachgruppe „Medizinisches Cannabis“ der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) hat nun ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie eine zügige Validierung und Aufnahme zusätzlicher Prüfverfahren ins Arzneibuch fordert.

Der Vorstoß der Fachgruppe zielt auf die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Praxis. Apotheken seien angesichts steigender Nachfrage und wachsender Vielfalt an Cannabisprodukten auf praxistaugliche und rechtssichere Lösungen angewiesen, heißt es in dem Papier. Die aktuell beobachtbare regulatorische Uneinheitlichkeit führe nicht nur zu Verunsicherung unter Apothekenleitungen, sondern auch zu potenziell unterschiedlichen Qualitätsstandards je nach Bundesland. Insbesondere in der Versorgung schwerkranker Patienten sei dies nicht tragbar.

Zwar erkennt die Fachgruppe an, dass die Identitätsprüfung als Arzneimittelsicherheitsinstrument nicht aufgeweicht werden dürfe, betont jedoch, dass moderne spektroskopische Verfahren den Anforderungen an Reproduzierbarkeit, Genauigkeit und Robustheit in hohem Maße genügen. Der geforderte methodische Pluralismus solle dabei nicht zu einer Beliebigkeit führen, sondern gezielt validierte Methoden ergänzend verfügbar machen.

Der Appell richtet sich in erster Linie an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie die Arzneibuch-Kommission. Diese müssten die Dynamik des medizinischen Cannabismarktes sowie die technologische Entwicklung in der Analytik konsequent in regulatorisches Handeln überführen. Derzeit bleibe das Arzneibuch hinter dem Stand der Wissenschaft zurück und erschwere eine einheitliche Versorgung.

Mit dem Positionspapier will die DPhG eine Debatte anstoßen, die auf Harmonisierung, Rechtssicherheit und patientenorientierte Versorgung zielt. Der Ball liegt nun bei den zuständigen Gremien – und bei den Ländern, die auf eine konsistente Praxis drängen müssten.

Die Diskussion um geeignete Prüfmethoden für medizinisches Cannabis ist mehr als eine analytische Detailfrage. Sie berührt grundlegende Fragen nach staatlicher Steuerungskompetenz, fachlicher Kohärenz und der Verantwortung gegenüber einer sensiblen Patientengruppe. Dass Apotheken bei der Identitätsprüfung von Cannabisblüten mit einem Flickenteppich regional divergierender Anforderungen konfrontiert sind, ist ein unhaltbarer Zustand. Er konterkariert den Anspruch auf Arzneimittelsicherheit, auf Rechtssicherheit und auf eine bundesweit gleichwertige Versorgung.

Das Deutsche Arzneibuch, als normativer Referenzrahmen der Arzneimittelprüfung, trägt eine besondere Verantwortung. Wenn es neue, wissenschaftlich anerkannte Prüfmethoden nicht zeitnah integriert, verliert es nicht nur an Relevanz, sondern erzeugt regulatorische Dysfunktion. Die Fachgruppe der DPhG benennt das Problem mit seltener Klarheit: Es geht nicht um Beliebigkeit, sondern um Validierung und Harmonisierung – und damit um die essenzielle Frage, wie moderne Pharmazie in einem föderalen System konsistent gestaltet werden kann.

Die Verantwortung liegt dabei nicht nur bei der Arzneibuch-Kommission oder dem BfArM. Auch die Länderaufsichtsbehörden tragen Mitschuld an der aktuell zersplitterten Vollzugspraxis. Wer in einem Bundesland alternative Methoden duldet und im anderen Sanktionen verhängt, fördert kein Vertrauen in die Rechtsordnung. Vielmehr entsteht ein Klima der Unsicherheit, in dem patientenzentrierte Versorgung zur Nebensache zu werden droht.

Der medizinische Cannabismarkt ist längst aus seiner Nische herausgetreten. Die Analytik hat aufgeholt, doch der regulatorische Rahmen hinkt hinterher. Es ist höchste Zeit, dass sich die Fachgremien der Bundesebene dem strukturellen Reformbedarf nicht länger entziehen. Arzneibücher müssen lebendige Dokumente bleiben, nicht museale Vorschriften. Der Schutz von Patienten beginnt mit der Klarheit im System.

 

Biontech plant erste Krebszulassung in den USA bis Jahresende

Das Mainzer Biotechnologieunternehmen Biontech will Ende 2025 einen ersten Zulassungsantrag für ein Krebsmedikament in den Vereinigten Staaten einreichen. Im Zentrum steht ein innovatives Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Behandlung von Gebärmutterkrebs. Dabei handelt es sich um eine zielgerichtete Therapieform, bei der die toxische Wirkung chemotherapeutischer Substanzen über Antikörper direkt zu den Tumorzellen transportiert wird. Biontech spricht von einer neuen Generation der Chemotherapie, die gesunde Zellen besser schützen und die Behandlung wirksamer machen soll.

Mit dem Antrag verfolgt das Unternehmen sein erklärtes Ziel, bis 2026 eine erste Marktzulassung im Bereich Onkologie zu erreichen. Die zugrunde liegenden klinischen Studien befinden sich bereits in Phase drei. Parallel dazu erprobt Biontech weitere Wirkstoffkandidaten für unterschiedliche Krebsarten. Damit stellt das Unternehmen die strategischen Weichen für einen fundamentalen Wandel: Weg vom Corona-Geschäft hin zu einem breit aufgestellten Anbieter personalisierter Krebstherapien.

Finanziell gerät Biontech auf diesem Weg unter Druck. Im ersten Quartal 2025 wies das Unternehmen einen Nettoverlust von 415,8 Millionen Euro aus. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies eine weitere Verschlechterung, damals lag der Fehlbetrag bei 315,1 Millionen Euro. Die Umsätze sanken leicht auf 182,8 Millionen Euro und spiegeln laut Finanzvorstand Jens Holstein die saisonale Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen wider. Das Impfstoffgeschäft, einst Garant für milliardenschwere Erträge, verliert zunehmend an Relevanz.

Trotz der angespannten Zahlen bleibt die Unternehmensführung bei ihrer langfristigen Ausrichtung. Bis zum Ende des Jahrzehnts will Biontech zu einem führenden Anbieter innovativer onkologischer Therapien aufsteigen. Dafür investiert das Unternehmen weiter massiv in Forschung und Entwicklung. Neben Antikörperkonjugaten gehören dazu auch mRNA-basierte Krebsimpfstoffe sowie kombinierte Immuntherapien. Der bevorstehende Zulassungsantrag in den USA wird als erster entscheidender Schritt auf diesem Weg gewertet.

Biontech steht vor einem strukturellen Wendepunkt. Das Unternehmen, das durch die Corona-Pandemie in Rekordzeit zu globaler Bekanntheit und beispiellosem Umsatzwachstum kam, muss sich nun in einem Umfeld behaupten, in dem kurzfristige Erlöse ausbleiben und langfristige Visionen greifen sollen. Die Verlagerung hin zur Onkologie ist konsequent, aber riskant. Denn die Zulassung onkologischer Therapien unterliegt höchsten regulatorischen Anforderungen, die Entwicklungskosten sind immens, und der Wettbewerb in diesem Segment ist stark fragmentiert und forschungsintensiv.

Dass Biontech trotz wachsender Verluste an seiner Strategie festhält, ist Ausdruck von unternehmerischem Durchhaltevermögen, aber auch ein Test für das Vertrauen der Kapitalmärkte. Der geplante Zulassungsantrag für ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat gegen Gebärmutterkrebs ist mehr als ein medizinischer Meilenstein. Er markiert eine Zäsur für ein Unternehmen, das sich vom Impfstoffentwickler zum forschungsgetriebenen Biotech-Konzern mit onkologischem Fokus wandeln will.

Gleichzeitig offenbart der wachsende Verlust die strukturelle Abhängigkeit vom Impfstoffgeschäft der Vergangenheit. Die wiederkehrenden Quartalszahlen zeigen, dass das neue Kerngeschäft noch keinen nennenswerten Umsatzbeitrag liefert. Das ist nachvollziehbar, aber gefährlich in einem Kapitalmarkt, der schnell auf enttäuschte Erwartungen reagiert. Die strategische Kommunikation der Unternehmensführung muss deshalb klarer erklären, welche Therapieprodukte wann den Break-even erreichen könnten. Ein bloßes Hoffen auf das Jahr 2030 wird mittelfristig nicht genügen.

Die Entwicklung wirft zudem gesellschaftspolitische Fragen auf. Wie nachhaltig ist ein Gesundheitssystem, in dem milliardenschwere Biotech-Investitionen notwendig sind, um neuartige Therapien zu entwickeln, deren Verfügbarkeit später oft durch Kosten und Erstattungspolitik limitiert wird. Die Verantwortung liegt hier nicht allein bei Unternehmen wie Biontech, sondern auch bei Regierungen und Krankenkassen, die die Weichen für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen stellen müssen.

Biontechs Weg zur Onkologie ist ein ambitioniertes Projekt mit großer Tragweite. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Strategiewechsel trägt oder ob das Unternehmen zu spät die Abhängigkeit vom Covid-Erfolg hinter sich lässt. Der erste Zulassungsantrag in den USA könnte dabei zum Lackmustest für das gesamte Vorhaben werden.

 

Nur saubere Hände verhindern Krankenhausinfektionen

Die Weltgesundheitsorganisation erinnert am 5. Mai an die Bedeutung einer konsequenten Händehygiene im Gesundheitswesen. Mit dem seit 2009 etablierten Welttag der Händehygiene rückt sie jährlich die Notwendigkeit in den Fokus, Infektionen durch einfache Maßnahmen zu vermeiden. Trotz wissenschaftlich belegter Wirksamkeit wird die Händehygiene in medizinischen Einrichtungen weltweit nur unzureichend umgesetzt. Die WHO spricht von suboptimalen Bedingungen und verweist auf alarmierende Unterschiede zwischen wohlhabenden und ärmeren Ländern.

Auf Intensivstationen werden die Empfehlungen zur Händehygiene im globalen Durchschnitt nur zu knapp 60 Prozent erfüllt. In Ländern mit hohem Einkommen liegt die Umsetzung bei rund zwei Dritteln, in Ländern mit niedrigem Einkommen bei weniger als zehn Prozent. Die Konsequenzen sind gravierend: In wohlhabenden Regionen infizieren sich sieben von hundert Patienten mit einer durch medizinische Maßnahmen verursachten Krankheit, in ärmeren Regionen liegt die Zahl bei über fünfzehn. Die WHO betont, dass konsequente Händehygiene die Hälfte dieser Infektionen verhindern könnte.

Der Aktionsaufruf „Save Lives Clean Your Hands“ fordert insbesondere die Einhaltung der sogenannten fünf Momente der Händehygiene. Sie umfasst die Desinfektion vor Patientenkontakt, vor aseptischen Tätigkeiten, nach dem Kontakt mit Körperflüssigkeiten, nach dem Patientenkontakt sowie beim Verlassen der unmittelbaren Umgebung des Patienten. Sichtbar verschmutzte Hände sollen gewaschen, in allen anderen Fällen desinfiziert werden.

Besonderen Nachdruck legt die WHO in diesem Jahr auf die Klarstellung, dass das Tragen von Handschuhen keine Händedesinfektion ersetzt. Medizinische Handschuhe können kontaminiert werden und bieten keinen vollständigen Schutz. Sie sind ausschließlich dann sinnvoll, wenn ein direkter Kontakt mit Körperflüssigkeiten zu erwarten ist. Der routinemäßige Einsatz ohne anschließende Desinfektion erhöht das Infektionsrisiko und schafft falsche Sicherheit. Zudem stellt der hohe Verbrauch von Einmalhandschuhen eine zunehmende Umweltbelastung dar.

Auch Apotheken sind gefordert. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Aufklärung zur sachgerechten Anwendung von Desinfektionsmitteln. Durch Beratung, Versorgung und eigene Vorbildfunktion tragen sie wesentlich zur Verbreitung von Hygienebewusstsein bei. In einer Zeit zunehmender Infektionsrisiken kommt ihnen eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Versorgungssystem und Bevölkerung zu.

Die WHO macht deutlich, dass Händehygiene nicht nur eine technische Maßnahme ist, sondern eine grundlegende Haltung in der Gesundheitsversorgung widerspiegelt. Wo sie vernachlässigt wird, entstehen Risiken, die mit einfachen Mitteln zu vermeiden wären. Der Welttag der Händehygiene soll daran erinnern, dass wirksamer Infektionsschutz in der täglichen Praxis beginnt.

Händehygiene ist keine Nebensächlichkeit, sondern ein zentraler Gradmesser für die Ernsthaftigkeit, mit der medizinische Verantwortung wahrgenommen wird. Wenn die WHO Jahr für Jahr an die Notwendigkeit erinnert, Hände zu desinfizieren und Infektionsketten zu unterbrechen, ist das ein Signal für strukturelles Versagen. Dass weltweit noch immer Millionen von Menschen durch vermeidbare Krankenhausinfektionen geschädigt werden, ist kein technisches, sondern ein politisches und kulturelles Problem. Es zeigt, dass Hygienestandards nicht am Wissen, sondern an der Prioritätensetzung scheitern.

Die dramatischen Unterschiede zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen werfen ein grelles Licht auf globale Ungleichheiten im Zugang zu sicherer Gesundheitsversorgung. Doch auch in reichen Staaten ist die Quote vermeidbarer Infektionen beschämend hoch. Wenn in deutschen Kliniken nur rund zwei Drittel der empfohlenen Hygienemaßnahmen umgesetzt werden, spricht das für eine institutionalisierte Nachlässigkeit. Verantwortlich sind nicht allein Pflegekräfte oder Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Klinikleitungen, Aufsichtsbehörden und politische Entscheidungsträger, die Hygiene zu selten als strategische Aufgabe behandeln.

Besonders irritierend ist das Missverständnis über die Schutzwirkung von Handschuhen. Wer glaubt, Latex könne Alkohol ersetzen, verkennt die elementarsten Prinzipien des Infektionsschutzes. Die WHO trifft mit ihrer diesjährigen Kampagne einen empfindlichen Nerv: Es geht um eine Kultur der Gewohnheiten, in der vermeintliche Routinen das Denken überflüssig machen. Doch Handschuhe sind kein Symbol der Sicherheit, sondern ein Werkzeug mit begrenztem Zweck. Ihre unreflektierte Anwendung ist Ausdruck einer trügerischen Sicherheit, die den Blick für die tatsächlichen Risiken verstellt.

Apotheken nehmen in dieser Debatte eine wichtige, bislang unterschätzte Rolle ein. Sie sind niedrigschwellige Gesundheitsakteure mit enormem Potenzial zur Aufklärung. Sie können nicht nur Produkte liefern, sondern auch Wissen vermitteln. In einer durch Desinformation und Hygienemüdigkeit geprägten Gesellschaft wird ihre kommunikative Kompetenz zur Ressource. Doch diese Rolle verlangt Anerkennung und strukturelle Einbindung in präventive Strategien.

Am Ende zeigt sich: Wer Infektionsschutz ernst meint, darf Händehygiene nicht als banale Pflicht abtun. Sie ist ein Spiegel für Verantwortungsbewusstsein, ein Lackmustest für Systemqualität und ein ethischer Prüfstein im Alltag der Versorgung. Wer sie vernachlässigt, nimmt vermeidbares Leid billigend in Kauf.

 

Apotheken warten weiter auf niedrig dosiertes Pramipexol

Pramipexol bleibt in Deutschland weiterhin knapp verfügbar. Besonders betroffen sind die niedrig dosierten Retardtabletten, die vorrangig bei Parkinsonpatienten zum Einsatz kommen. Seit Mai ist der Wirkstoff offiziell als versorgungsrelevant eingeschränkt gelistet. Mehrere Hersteller melden anhaltende Produktionsverzögerungen, teilweise verursacht durch eine unerwartet hohe Nachfrage. Die Liefersituation bleibt instabil, obwohl einzelne Dosierungen inzwischen wieder verfügbar sind.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt aktuell 15 betroffene Präparate in seiner Engpass-Datenbank. Besonders kritisch ist die Lage bei Wirkstärken bis 0,52 Milligramm. Ratiopharm geht bei der 0,26 Milligramm Retardtablette derzeit von einer Verfügbarkeit ab Mitte Mai aus. Andere Anbieter nennen Mitte Juli als frühestmöglichen Termin. Die Angaben bleiben unsicher, da die Lieferfähigkeit maßgeblich von den Hauptproduzenten abhängt und kurzfristige Ausfälle kaum kompensiert werden können.

Einzelne Hersteller berichten zwar von ersten Fortschritten. So wurden bei Hexal und 1A Pharma Produktionslinien für höher dosierte Retardtabletten sowie größere Packungseinheiten vorgezogen. Die Varianten zu 0,26 Milligramm und 0,52 Milligramm seien teilweise wieder lieferfähig. Dennoch besteht keine flächendeckende Versorgungssicherheit. Gerade bei Dosierungen mit hohem therapeutischem Stellenwert für die Erst- und Kombinationstherapie von Parkinson ist der Bedarf nur unzureichend gedeckt.

Weitere Engpässe sind nicht ausgeschlossen. Die Marktstruktur bei Pramipexol ist stark konzentriert, was die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern verstärkt. Neuraxpharm etwa nennt nur unverbindliche Lieferzusagen für Ende August. Die Nachfrage bei niederen Dosierungen übersteigt weiterhin das Angebot. Zwar sind hochdosierte Varianten wie 1,57 Milligramm und mehr wieder im Handel, doch diese eignen sich nicht für jede Therapieform und ersetzen keine fein abgestufte Medikation.

Die Engpasslage betrifft nicht nur Apothekenlogistik und pharmazeutische Beratung, sondern auch die Versorgung chronisch kranker Patienten. Eine verlässliche Arzneimittelverfügbarkeit ist in der Langzeittherapie entscheidend. Die wiederholten Unterbrechungen belasten nicht nur das Versorgungssystem, sondern werfen auch grundsätzliche Fragen zur Krisenresilienz der Arzneimittelproduktion in Deutschland auf.

Der anhaltende Lieferengpass bei Pramipexol offenbart ein strukturelles Problem in der Arzneimittelversorgung, das weit über einzelne Präparate hinausreicht. Wenn ein zentraler Wirkstoff in der Parkinsontherapie in seinen entscheidenden Dosierungen über Wochen und Monate nicht lieferbar ist, versagt ein System, das eigentlich auf Versorgungssicherheit ausgelegt sein sollte. Besonders kritisch ist dabei nicht nur der Engpass selbst, sondern die fragile Marktstruktur, in der wenige Hersteller eine hohe Verantwortung tragen, ohne dass klare gesetzliche Sicherungsmechanismen greifen.

Die Kommunikation der Unternehmen bleibt dabei oft ausweichend. Unverbindliche Lieferzusagen und Produktionsumstellungen auf größere Packungseinheiten helfen den Patienten wenig, die auf individuell abgestimmte Dosierungen angewiesen sind. Gerade bei Parkinson oder dem Restless-Legs-Syndrom sind geringfügige Dosisänderungen oft therapeutisch entscheidend. Fällt diese Feinsteuerung aus, drohen Rückschritte in der Behandlung, die sich auf Lebensqualität und Krankheitsverlauf auswirken.

Statt punktueller Entlastungen braucht es systemische Antworten. Dazu gehören eine robuste Bevorratung, stärkere Diversifizierung der Herstellerstrukturen und verpflichtende Transparenz bei Lieferengpässen. Die Politik trägt hier eine Mitverantwortung, denn sie hat bislang zu wenig regulatorischen Druck aufgebaut, um die Produktionssicherheit für essentielle Wirkstoffe zu gewährleisten. Der Fall Pramipexol zeigt erneut, wie verletzlich das Versorgungssystem im Bereich der generischen Arzneimittel ist.

Solange wirtschaftliche Effizienz über Versorgungssicherheit gestellt wird, bleibt die medizinische Versorgung abhängig von globalen Produktionsketten, deren Brüche unmittelbar bei chronisch kranken Menschen ankommen. Der Staat kann sich nicht länger auf die Selbstverantwortung der Hersteller verlassen. Eine gezielte staatliche Bevorratung für hochrelevante Wirkstoffe und eine bessere europäische Koordination wären zentrale Schritte, um die wiederkehrenden Engpässe endlich strukturell zu beheben.

 

Genanalyse enthüllt warum chronische Wunden schlecht abheilen

Chronische Wunden stellen weltweit ein ungelöstes medizinisches Problem dar. Millionen Menschen leiden an offenen Hautläsionen, die über Monate oder Jahre nicht verheilen. Trotz etablierter Behandlungsstandards bleibt die Wirksamkeit vieler Therapien begrenzt. Eine neue Studie liefert nun entscheidende Erkenntnisse über die molekularen Ursachen und eröffnet realistische Perspektiven für kombinierte Behandlungsansätze.

Im Rahmen eines experimentellen Forschungsprojekts wurde die Genregulation in chronischen Wundmilieus detailliert analysiert. Forschende nutzten ein humanes Hautmodell mit künstlich erzeugten Wunden, das unter Bedingungen wie Sauerstoffmangel, oxidativem Stress und erhöhtem Blutzucker kultiviert wurde. Damit konnte das biologische Umfeld chronischer Hautläsionen realitätsnah simuliert werden. Mittels RNA-Sequenzierung wurden Veränderungen der Genexpression über fünf Tage dokumentiert und mit akuten Wundverläufen verglichen.

Die Ergebnisse zeigen, dass in chronischen Wunden bestimmte Gene in ihrer Aktivität stark gehemmt sind. Besonders betroffen war FGF7, ein Wachstumsfaktor, der für die Zellvermehrung und Migration in der Haut essenziell ist. Gleichzeitig war das Enzym MMP10, das für den Abbau von Bindegewebe verantwortlich ist, übermäßig aktiv. Diese Konstellation führt zu einer Blockade der Reepithelisierung und damit zum Stillstand der Heilung.

Basierend auf diesen Beobachtungen wurden zwei therapeutische Interventionen getestet. Einerseits wurde FGF7 von außen zugeführt, um die Zellproliferation zu fördern. Andererseits wurde MMP10 gezielt mit einem Antikörper neutralisiert, um den Abbau der extrazellulären Matrix zu bremsen. Während jede Maßnahme für sich nur begrenzte Wirkung zeigte, führte die Kombination beider Ansätze zu einer signifikanten Verbesserung der Wundheilung. Die Hautzellen konnten sich wieder am Wundrand ausbreiten, was die Reepithelisierung beschleunigte.

Zusätzlich untersuchte das Forschungsteam den Einfluss des Proteins Osteopontin, das in akuten Wunden stark exprimiert war und zellschützende Eigenschaften besitzt. Ein synthetisches Peptid auf Basis von Osteopontin, bezeichnet als FOL005, wurde erfolgreich eingesetzt und zeigte in beiden Wundtypen eine heilungsfördernde Wirkung. Damit wurde ein weiterer therapeutischer Hebel identifiziert, der vor allem apoptotische Zellprozesse positiv beeinflussen könnte.

Die Studienautorinnen und -autoren betonen, dass diese Ergebnisse zwar auf präklinischen Modellen basieren, aber wichtige Grundlagen für die Entwicklung neuer Kombinationsbehandlungen schaffen. Insbesondere die gezielte Steuerung von Wachstumsfaktoren, Enzymaktivität und Zellschutzmechanismen könnte künftig helfen, chronische Wunden effektiver zu therapieren. Die Hoffnung richtet sich nun auf die Weiterentwicklung dieser Ansätze in klinischen Studien, um den betroffenen Patientengruppen konkrete Verbesserungen bieten zu können.

Die neuen Erkenntnisse zur gestörten Genregulation bei chronischen Wunden legen ein lange überfälliges Defizit offen: Die Behandlung chronischer Hautläsionen leidet bis heute unter einem Mangel an systemischer Forschung, standardisierter Diagnostik und innovativen Therapien. Während akute Verletzungen medizinisch gut beherrschbar sind, geraten chronische Wunden oft in eine therapeutische Sackgasse. Die Folge ist ein stiller medizinischer Notstand, der in Pflegeheimen, diabetologischen Praxen und Hausarztzentren täglich Realität ist.

Dass ausgerechnet eine präzise molekulare Analyse nun neue Wege eröffnet, ist ein Fortschritt, der nicht isoliert betrachtet werden darf. Die Chronifizierung von Wunden ist Ausdruck struktureller Defizite, die über das Zellniveau hinausreichen. Fehlende interdisziplinäre Versorgung, chronischer Personalmangel und fragmentierte Finanzierungsstrukturen erschweren die Umsetzung neuer Erkenntnisse in die Praxis. Hier liegt die Verantwortung nicht allein bei der Wissenschaft, sondern auch bei den Gesundheitssystemen, die häufig auf kurzfristige Kosteneffizienz setzen statt auf langfristige Versorgungsperspektiven.

Die untersuchten molekularen Mechanismen verdeutlichen, wie stark biomedizinische Prozesse durch komplexe Umweltbedingungen beeinflusst werden. Hyperglykämie, Hypoxie und oxidativer Stress sind dabei nicht nur Laborparameter, sondern Symptome systemischer Erkrankungen, die oft in sozialen Risikogruppen kumulieren. Eine wirksame Wundversorgung darf daher nicht nur auf biotechnologische Lösungen setzen, sondern muss auch sozialmedizinisch gedacht werden.

Die Studie markiert dennoch einen relevanten Wendepunkt. Sie zeigt, dass chronische Wunden keineswegs das Ergebnis irreversibler Prozesse sind, sondern durch gezielte Eingriffe in gestörte Regulationssysteme möglicherweise wieder heilbar gemacht werden können. Entscheidend ist, dass diese Erkenntnisse nicht im Elfenbeinturm der Grundlagenforschung verbleiben. Die Politik muss den Transfer solcher Ansätze in die Regelversorgung aktiv fördern, anstatt auf bewährte, aber ineffektive Standards zu vertrauen.

Die gesellschaftliche Dimension chronischer Wunden ist gravierend und reicht von steigenden Versorgungskosten über Pflegebelastung bis hin zur individuellen Isolation der Betroffenen. Ein Paradigmenwechsel in der Therapie wäre nicht nur ein medizinischer Fortschritt, sondern auch ein Akt gesundheitspolitischer Verantwortung.

 

Essstörungen bei Mädchen steigen durch soziale Netzwerke massiv an

Die Zahl von Essstörungen unter Jugendlichen hat in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Besonders betroffen sind Mädchen im Alter von zwölf bis siebzehn Jahren. Nach aktuellen Daten einer großen Krankenkasse ist die Zahl der diagnostizierten Fälle von Magersucht Bulimie und Binge Eating in dieser Altersgruppe zwischen 2019 und 2023 um fast fünfzig Prozent gestiegen. Während 2019 noch 101 Fälle pro zehntausend Versicherte registriert wurden lag der Wert im Jahr 2023 bereits bei 150. Der sprunghafte Anstieg wird in Zusammenhang mit dem wachsenden Einfluss sozialer Medien gebracht.

Laut den Auswertungen der Krankenkasse handelt es sich um eine Entwicklung die in keiner anderen Alters- und Geschlechtergruppe so deutlich zu beobachten ist. Bei gleichaltrigen Jungen blieb die Zahl der Fälle nahezu konstant. Auch bei jungen Frauen zwischen 18 und 24 Jahren stiegen die Fallzahlen deutlich allerdings weniger dramatisch als bei den jüngeren Mädchen. Insgesamt wird von fast 460000 Menschen mit diagnostizierter Essstörung in Deutschland ausgegangen.

Als zentrale Ursache gilt der zunehmende Druck zur Selbstoptimierung in digitalen Räumen. Plattformen wie Instagram oder TikTok setzen mit ihrer Bilderflut neue Maßstäbe für Schönheit und Körperkultur. Jugendliche werden täglich mit normierten und häufig digital bearbeiteten Körperbildern konfrontiert. Diese Inhalte suggerieren ein Ideal das real kaum erreichbar ist und dennoch als Maßstab für soziale Anerkennung gilt. Für Mädchen in der Pubertät stellt dies eine besondere psychische Belastung dar. Sie vergleichen sich häufiger mit anderen sind empfänglicher für emotionale Reaktionen und verinnerlichen Schönheitsideale oft unkritisch.

Expertinnen warnen vor den Folgen dieses verzerrten Selbstbildes. So berichten junge Nutzerinnen von anhaltender Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper begleitet von Scham Selbsthass und Essverhalten das in eine Krankheit münden kann. Besonders problematisch sei die vermeintliche Nahbarkeit der Influencerinnen die sich in Videos über ihre Diäten Körpertransformationen oder Fitnessroutinen äußern. Die Grenze zwischen authentischer Selbstdarstellung und manipulativer Idealisierung verschwimme zunehmend.

Auch die Erfindung neuer Begriffe zur Abwertung des Körpers wie Cortisol Face oder Toebesity trage zu einem Klima der Bewertung und Abwertung bei. Psychologinnen betonen dass Aufklärung allein nicht ausreiche. Entscheidend sei ein frühes und gezieltes Empowerment junger Menschen. Präventionsangebote müssten den kritischen Umgang mit digitalen Inhalten stärken und ein realistisches Körperbild fördern. Jugendliche sollten aktiv ermutigt werden soziale Medien kritisch zu hinterfragen und offline Orientierung zu suchen.

Die Krankenkasse sieht dabei nicht nur die Schulen sondern auch Familien öffentliche Institutionen und Plattformbetreiber in der Verantwortung. Essstörungen seien nicht nur ein individuelles sondern ein strukturelles Problem. Die Dynamik der sozialen Netzwerke und deren Geschäftsmodelle die auf Aufmerksamkeit und Perfektion setzen müssten dabei konsequent hinterfragt werden. Nur ein ganzheitlicher Ansatz könne verhindern dass aus virtuellen Idealen reale Erkrankungen werden.

Die rapide Zunahme von Essstörungen bei jungen Mädchen ist kein medizinischer Einzelfall sondern ein sozialer Alarmruf. Sie verweist auf ein strukturelles Versagen in der digitalen Aufklärung im Medienumgang und im präventiven Gesundheitsschutz. Was einst ein individuelles Risiko war ist zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem geworden das sich im Schatten ästhetisierter Plattformen täglich verschärft.

Soziale Netzwerke vermitteln jungen Menschen ein Weltbild das auf Sichtbarkeit Perfektion und Bewertung basiert. Wer dazugehören will muss sich zeigen und dabei einem zunehmend enger werdenden Schönheitskorsett entsprechen. Diese Logik trifft auf eine Generation die sich in der Findungsphase befindet verletzlich ist und nach Orientierung sucht. Dass Mädchen in besonderem Maß betroffen sind ist kein Zufall sondern Ausdruck tief verankerter gesellschaftlicher Rollenbilder. Weiblichkeit wird im digitalen Raum über Ästhetik verhandelt nicht über Haltung Kompetenz oder Charakter.

Dass Influencerinnen dabei eine zentrale Rolle spielen ist bekannt doch der Mechanismus dahinter bleibt vielfach ungebrochen. Plattformen belohnen diejenigen die gefallen und dabei ein unrealistisches Ideal bedienen. Algorithmen verstärken diese Muster indem sie Inhalte mit hoher emotionaler Wirkung bevorzugt verbreiten. Damit wird ein digitaler Resonanzraum geschaffen in dem Selbstoptimierung zur Normalität und Selbsthass zur Nebenwirkung wird.

Die Verantwortung dafür liegt nicht allein bei den Jugendlichen sondern vor allem bei den Plattformen den Medienmachern und einer Politik die jahrelang versäumt hat digitale Räume kritisch zu regulieren. Es genügt nicht Präventionsflyer zu drucken und über Medienkompetenz zu reden. Es braucht tiefgreifende strukturelle Veränderungen etwa bei der Regulierung von Werbeinhalten der Förderung medienkritischer Bildungsangebote und der Einschränkung algorithmischer Verstärkereffekte. Auch Eltern und Schulen müssen befähigt werden die digitale Wirklichkeit ihrer Kinder besser zu verstehen und zu begleiten.

Essstörungen sind keine Modeerscheinung sie sind das sichtbare Symptom einer Gesellschaft die Mädchen in eine narzisstische Selbstinszenierung drängt ohne ihnen echte Alternativen aufzuzeigen. Die Lösung liegt nicht nur im Rückzug aus Social Media sondern in einem klaren Bewusstsein für das was Realität ist und was nicht. Die Verantwortung dafür kann und darf nicht individualisiert werden. Sie ist eine öffentliche Aufgabe. Wer jetzt nicht handelt nimmt in Kauf dass eine Generation an einem toxischen Schönheitsideal zerbricht.

 

Glosse: Klangschalen statt Kassenbon

Manchmal kommt der Impuls zur Veränderung nicht aus einem Reformpapier, sondern aus einem diffusen Gefühl zwischen Zwerchfell und Solarplexus. In diesem Fall war es ein Heilpraktiker, der die Last der Welt – oder zumindest die seines Straßenzuges – auf seinen Schultern spürte. Ihm war klar: Die energetische Notlage der Apotheke gegenüber konnte nicht länger ignoriert werden.

Schon seit Wochen beobachtete er das grau verputzte Gebäude, in dem einst frohe Rezepturfreuden und freundliche Beratung geherrscht hatten, nun aber eine bleierne Schwere lastete. Jeder Gang an der Offizin vorbei war wie ein Schlag in die Aura. Die Menschen, die die Apotheke verließen, wirkten erschöpfter als zuvor, als hätten Rabattverträge und Bestandslisten ihnen nicht nur die Zeit, sondern auch die Seelenenergie geraubt.

Für den Heilpraktiker war das ein untragbarer Zustand. Also rüstete er sich – mit allem, was spirituelle Erstversorgung zu bieten hatte: Klangschalen in verschiedenen Frequenzen, ein aufsteckbarer Aromadiffuser, Globuli für seelische Resilienz und ein Räucherbündel, so mächtig, dass es bei unvorsichtiger Handhabung für eine mittelgroße Wetteränderung sorgen konnte.

Als er die Offizin betrat, traf ihn eine Wand aus technischer Hektik und menschlicher Erschöpfung. Während hinter dem HV hektisch mit Scannerpistolen gefuchtelt wurde und der Versuch, die TI neu zu starten, den Bildschirm in ein Standbild verwandelte, begann er, seinen Rettungsplan umzusetzen. Klangschalen summten sanft, Lavendeldüfte schwebten durch die Luft, Nosoden fanden ihren Weg in überforderte Hände.

Eine PTA bemerkte die Intervention. Mit der vorsichtigen Neugier einer Katze näherte sie sich, stellte höflich die unvermeidliche Frage nach seinem Anliegen – und wurde mit einer Rede über energetische Großwetterlagen und die tödliche Kombination aus Rabattverträgen und Entfremdung überschüttet. Der Heilpraktiker, beseelt von seiner Mission, ließ es sich nicht nehmen, ihr eine Flasche Schüßler-Salze zu überreichen. Magnesium für die innere Mitte, wie er es formulierte.

Doch die innere Mitte der Apotheke geriet aus dem Gleichgewicht. Eine resolute PKA, geübt im schnellen Abwehren betriebsstörender Einflüsse, schritt ein, sammelte Klangschalen ein und bat freundlich, aber bestimmt, den Besucher zum Ausgang zu begleiten.

Der Heilpraktiker, überzeugt, dass jede wahre Reinigung erst durch Feuer und Rauch vollendet werde, setzte noch zum finalen Akt an: Er entzündete das Salbeibündel – eine Geste, die wenig später den Feueralarm auslöste und die Apotheke in eine Mischung aus Räucherkammer und Evakuierungszone verwandelte.

Als er schließlich die Szenerie verließ, während Feuerwehr und Einsatzkräfte das Gebäude sicherten, verspürte er eine tiefe Befriedigung. In seinen Augen hatte er das energetische Feld neu ausgerichtet. Dass dabei ein halber Stadtteil mitgeräuchert wurde, war für ihn kein Kollateralschaden – sondern ein unvermeidlicher Teil umfassender Heilung.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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