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  • 03.05.2025 – Apotheken-News: Patienten wählen digital, Apotheken bleiben auf Kosten sitzen
    03.05.2025 – Apotheken-News: Patienten wählen digital, Apotheken bleiben auf Kosten sitzen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Das E-Rezept verändert die Rezeptwege in Deutschland grundlegend. Patienten entscheiden digital, wohin ihre Verordnung geht. Plattforme...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Patienten wählen digital, Apotheken bleiben auf Kosten sitzen

 

Das E-Rezept bringt Freiheit, aber keine faire Lastenverteilung

Mit dem E-Rezept verschieben sich die Kräfte im Apothekenmarkt rasant. Patienten können digital wählen, wohin ihre Verordnung fließt. Apotheken müssen dafür teuer investieren, ohne Einfluss auf die Regeln zu haben. Plattformen profitieren von dieser neuen Freiheit, während stationäre Apotheken um ihre Existenz kämpfen. Die politischen Strukturen versagen, die regulatorische Steuerung bleibt aus. Was als Digitalisierung angekündigt wurde, entpuppt sich als Umverteilung von Verantwortung – mit gravierenden Folgen für die Grundversorgung.


Mit der Einführung des E-Rezepts verändert sich die Rezeptverteilung in deutschen Apotheken grundlegend. Was über Jahrzehnte durch Muster-16-Formulare geregelt war, führte Patientinnen und Patienten zuverlässig in ihre wohnortnahe Apotheke. Heute ist dieser Weg nicht mehr selbstverständlich. Digitale Einlösemöglichkeiten wie Apps, Onlineplattformen und Rezeptterminals haben den Zugriff auf Verordnungen geöffnet, aber nicht neutral verteilt. Die Entscheidung, wo ein Rezept eingelöst wird, folgt immer weniger räumlicher Nähe oder gewachsener Bindung, sondern primär der technischen Sichtbarkeit und digitalen Erreichbarkeit.

Insbesondere große Plattformbetreiber und Versandapotheken nutzen diesen Strukturwandel strategisch aus. Sie investieren gezielt in technische Lösungen und digitale Reichweite, um E-Rezepte auf ihre Systeme zu lenken. Mit hohen Werbebudgets und optimierten Nutzerwegen schaffen sie Anreize, die Patienten aus der Fläche in zentrale Rezeptströme überführen. Stationäre Apotheken können mit diesen digitalen Reichweiten oft nicht mithalten. Stattdessen müssen sie teure technische Voraussetzungen erfüllen, um überhaupt noch im Wettbewerb um die Verordnung präsent zu sein.

Diese Investitionen sind kein freiwilliger Modernisierungsschritt, sondern eine ökonomische Notwendigkeit. Digitale Schnittstellen, zertifizierte Terminals und komplexe Plattformanbindungen verursachen hohe Fixkosten, ohne garantierten Nutzen. Gleichzeitig fehlen gesetzlich verbindliche Standards oder ein verlässlicher finanzieller Ausgleich. Wer sich den technischen Anschluss nicht leisten kann oder zu spät einsteigt, riskiert den Verlust von Rezeptzugängen und damit einen relevanten Teil seines Umsatzes.

Während sich der Markt dynamisch verschiebt, bleibt die staatliche Steuerung hinter der Realität zurück. Projekte wie die Gedisa wurden mit großem finanziellem Aufwand ausgestattet, zeigen jedoch bislang kaum Wirkung im praktischen Apothekenalltag. Die Hoffnung auf eine öffentliche, diskriminierungsfreie Alternative hat sich bislang nicht erfüllt. Statt Klarheit wächst die Unsicherheit, während die Marktmacht privater Anbieter zunimmt.

Die politische Vision einer patientenorientierten, dezentralen Versorgung gerät so unter strukturellen Druck. Wenn Rezeptfreiheit primär durch technische Systeme organisiert wird, die weder demokratisch kontrolliert noch solidarisch finanziert sind, entsteht ein Marktmodell, das nicht am Gemeinwohl orientiert ist. Apotheken werden nicht mehr wegen ihrer pharmazeutischen Kompetenz oder regionalen Präsenz aufgesucht, sondern wegen ihrer Systemanbindung. Die wohnortnahe Versorgung verliert an Sichtbarkeit, obwohl sie für chronisch Kranke, ältere Menschen und ländliche Regionen weiterhin unverzichtbar ist.

Ohne klare gesetzliche Eingrenzungen droht das E-Rezept von einem Versorgungstool zu einem Umverteilungsmechanismus zu werden. Plattformanbieter sichern sich die Schnittstellen, Apotheken tragen die Investitionen, der Staat bleibt außen vor. Die Folge ist ein Markt, der formal offen, aber faktisch ungleich zugänglich ist. In einem solchen System verschiebt sich die Versorgung nicht nur technisch, sondern auch politisch – weg von der öffentlichen Aufgabe, hin zur privaten Infrastruktur.

Wenn wohnortnahe Apotheken in dieser Dynamik untergehen, verliert das Gesundheitswesen nicht nur Betriebe, sondern Vertrauen, Versorgungssicherheit und Gleichwertigkeit. Die Rezeptverteilung darf kein Spielball des technischen Zufalls werden. Sie ist eine Frage der Gerechtigkeit, der Planung und letztlich auch der politischen Haltung zu einem solidarisch organisierten Gesundheitssystem.


Kommentar:

Die Einführung des E-Rezepts wird von vielen politisch Verantwortlichen als Symbol für den Fortschritt im Gesundheitswesen gefeiert. Die Realität zeigt jedoch, dass technische Innovation allein kein Garant für eine gerechtere oder effizientere Versorgung ist. Im Gegenteil: Die Digitalisierung des Rezeptwesens schafft neue Abhängigkeiten, öffnet bestehende Versorgungsstrukturen für aggressive Marktmechanismen und verlagert finanzielle Lasten auf jene, die das System bislang getragen haben.

Was als Befreiungsschlag für Patienten angekündigt wurde, entwickelt sich zu einer systemischen Verschiebung, bei der sich große Plattformbetreiber und Versandapotheken gezielt Zugriff auf einen bislang geschützten Markt verschaffen. Ohne räumliche Nähe, ohne soziale Bindung und ohne gemeinwohlorientierte Verpflichtung können sie E-Rezepte technisch umleiten, ökonomisch ausschlachten und infrastrukturell absichern – während Apotheken vor Ort mit hohen Kosten, regulatorischen Unsicherheiten und wachsendem Investitionsdruck konfrontiert sind.

Diese Dynamik ist nicht bloß ein Kollateralschaden der Digitalisierung, sondern Ausdruck eines politischen Steuerungsversagens. Der Staat hat es bislang versäumt, die E-Rezept-Infrastruktur mit einer verbindlichen ordnungspolitischen Rahmung zu versehen. Statt strategischer Digitalarchitektur gibt es offene Schnittstellen, statt klarer Zuständigkeiten eine Verschiebung von Verantwortung nach unten. Während Millionen Euro in öffentliche Projekte wie Gedisa fließen, bleibt der praktische Nutzen gering – und das Vertrauen der Apotheken schwindet.

Hinzu kommt ein strukturelles Ungleichgewicht: Wer digitale Verordnungswege kontrolliert, kontrolliert auch den Zugang zum Markt. Apotheken, die sich die notwendige Infrastruktur nicht leisten können, werden von diesem Zugang zunehmend ausgeschlossen. Das Resultat ist eine schleichende Marktverdrängung, die nicht auf Leistung oder Versorgungsqualität basiert, sondern auf technischer Skalierbarkeit und wirtschaftlicher Überlegenheit. Diese Art von Wettbewerb zerstört den Grundsatz gleichwertiger Lebensverhältnisse und untergräbt die wohnortnahe Versorgung – ein Grundpfeiler des deutschen Gesundheitswesens.

Besonders fatal ist dabei die politische Passivität. Anstatt die Rezeptlenkung als sensibles Instrument der Gesundheitssteuerung zu begreifen, lässt man zu, dass Marktakteure über Erfolg oder Misserfolg von Apotheken entscheiden. Die daraus resultierende Rezeptfreiheit ist keine echte Wahlfreiheit, sondern eine ökonomisch gelenkte Umlenkung. Sie ermöglicht Patienten technisch neue Wege, entzieht ihnen aber schleichend das Angebot einer dezentralen Versorgung – nicht, weil sie diese nicht mehr wünschen, sondern weil sie technisch nicht mehr sichtbar ist.

Eine digital organisierte Versorgung kann nur dann sozial tragfähig sein, wenn sie gerecht, planbar und solidarisch gestaltet wird. Dazu braucht es klare Standards, transparente Regulierung und eine faire Verteilung von Lasten und Chancen. Apotheken müssen nicht nur technisch angebunden, sondern strukturell eingebunden sein. Ohne diese Voraussetzungen wird das E-Rezept nicht zum Fortschrittsmotor, sondern zum Treiber einer unkontrollierten Marktlogik – mit langfristigen Risiken für die Versorgungssicherheit in Deutschland.

Es ist an der Zeit, das E-Rezept nicht länger als rein technisches Projekt zu betrachten, sondern als gesamtgesellschaftliche Gestaltungsaufgabe. Wer digitale Freiheit will, muss auch politische Verantwortung übernehmen – für die, die heute noch versorgen und morgen sonst fehlen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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