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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Pharmazeutische Fachmedien geraten unter Druck, wenn ökonomische Interessen redaktionelle Distanz gefährden. Gleichzeitig wächst in den Apotheken der Alltag zur strukturellen Überforderung: Kurzfristige Dienstplanänderungen per SMS, drohende Retaxationen durch willkürlich wirkende Festbetragsanpassungen und ein System, das von Mitarbeitenden ständige Verfügbarkeit erwartet, ohne rechtliche Absicherung. Während politische Versprechen verblassen, melden sich Stimmen aus der Fläche, die das Ende der Versorgungssicherheit fürchten. Zugleich eröffnet die Forschung neue Perspektiven, wie zuletzt mit Ipilimumab gegen Lungenfibrose – doch Hoffnung steht im Kontrast zur Realität eines überforderten Systems. Wer jetzt noch schweigt, macht sich mitschuldig an einem schleichenden Kollaps der Gesundheitsversorgung.
Die pharmazeutischen Fachmedien in Deutschland genießen hohes Vertrauen bei Apothekerinnen und Apothekern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Entscheidungsträgern in Politik und Industrie. Ihre Berichterstattung über Gesetzesänderungen, Lieferengpässe, Arzneimittelsicherheit und berufspolitische Entwicklungen gilt als essenzieller Bestandteil der Meinungsbildung im Gesundheitswesen. Doch mit dem zunehmenden Einfluss wirtschaftlicher Interessen mehren sich Zweifel an der Unabhängigkeit dieser Publikationen. Insbesondere durch das gestiegene Werbevolumen aus Industrie und Dienstleistungsunternehmen entsteht ein Spannungsfeld zwischen journalistischer Distanz und ökonomischem Druck. Redaktionen geraten damit in eine potenzielle Zwickmühle: Wer zahlt, will mitreden – so die stille Erwartung vieler Inserenten. Transparente Trennungen zwischen Redaktion und Werbung, klare Deklarationen von Sponsored Content sowie der Verzicht auf unkritische Wiederholungen industrienaher Positionen werden zu Lackmustests der Glaubwürdigkeit. Die Rolle der pharmazeutischen Fachmedien steht damit exemplarisch für die Frage, wie viel journalistische Unabhängigkeit sich ein professionelles Medium im Spannungsfeld von Brancheninteressen und öffentlicher Informationspflicht heute noch leisten kann.
Gleichzeitig kämpfen viele Apothekeninhaber an der Personalfront mit ganz praktischen Herausforderungen. In Zeiten hoher Krankenstände, langfristiger Ausfälle und struktureller Unterbesetzung wird der Dienstplan oft zur täglichen Baustelle. Kurzfristige Änderungen sind an der Tagesordnung – oft verbunden mit der Erwartung, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch außerhalb der Arbeitszeit auf Abruf zur Verfügung stehen. Der Griff zum Handy, um per SMS oder Messenger kurzfristig Dienste zu besetzen, ist zur gängigen Praxis geworden. Doch arbeitsrechtlich ist die Lage nicht eindeutig. Zwar dürfen Arbeitgeber in Notsituationen zur Kontaktaufnahme greifen, doch Beschäftigte sind grundsätzlich nicht verpflichtet, außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit erreichbar zu sein – es sei denn, eine gesonderte Rufbereitschaft wurde vertraglich vereinbart. Das sogenannte »Recht auf Unerreichbarkeit« gewinnt daher zunehmend an Bedeutung und wird auch in arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen diskutiert. Für Apothekeninhaber bedeutet das: kurzfristige Flexibilität muss mit rechtlicher Vorsicht abgewogen werden, um Konflikte oder gar Schadensersatzansprüche zu vermeiden.
Die wirtschaftlichen Risiken für Apotheken nehmen auch in anderen Bereichen zu – etwa bei der Belieferung von hochpreisigen Arzneimitteln. Susanne Bormann, Inhaberin der Apotheke im Nordharz-Center in Blankenburg, wurde von ihrer Krankenkasse mit einer Retaxation in Höhe von fast 1500 Euro konfrontiert. Der Grund: Eine Änderung der Festbeträge zum Monatswechsel, die offenbar nicht rechtzeitig im Abrechnungsprozess berücksichtigt wurde. Solche Rückforderungen treffen Apotheken besonders hart, wenn sie unter großem Zeitdruck Medikamente abgeben müssen, die nicht nur teuer, sondern auch lebensnotwendig sind. Der bürokratische Aufwand, verbunden mit einer oft praxisfernen Regelauslegung, erhöht die Gefahr von wirtschaftlichen Einbußen erheblich. Viele Apotheken stellen daher die Frage, ob das derzeitige Retax-System in seiner Härte und Undurchsichtigkeit noch zeitgemäß ist – oder ob es gezielte Reformen braucht, um eine faire Balance zwischen Kontrolle und Versorgungssicherheit zu schaffen.
Ein weiteres Beispiel für den regulatorischen Graubereich zwischen Nutzenversprechen und Gesundheitsgefahr ist der anhaltende Online-Vertrieb von Kratom. Das pflanzliche Produkt wird im Internet noch immer als Heilmittel gegen Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen beworben. Nutzer berichten von entspannender oder aufmunternder Wirkung, je nach Dosierung. Doch medizinische Fachleute warnen: Die Substanz steht im Verdacht, Leber- und Nierenschäden sowie Krampfanfälle auszulösen. In Deutschland ist Kratom bislang nicht als Arzneimittel zugelassen, aber auch nicht explizit verboten – ein Zustand, der die Marktaufsicht erschwert und Konsumenten einem hohen Risiko aussetzt. Der Gesetzgeber steht vor der Herausforderung, wirksame Maßnahmen gegen den Missbrauch einzuleiten, ohne dabei legitime Forschungsinteressen und potenzielle medizinische Anwendungen vorschnell auszuschließen.
Gleichzeitig bleibt die Stimmung im Gesundheitswesen angespannt. Das aktuelle Stimmungsbarometer der Stiftung Gesundheit weist für das erste Quartal 2025 bei den Heilberufen einen Wert von minus 11,1 aus – damit verharren Ärztinnen, Apotheker und andere Heilberufler im zweistellig negativen Bereich. Der Wert spiegelt die zunehmende Belastung durch Bürokratie, Personalmangel, wirtschaftlichen Druck und eine politische Agenda wider, die von vielen als realitätsfern empfunden wird. Die Kluft zwischen Versorgungsauftrag und Systemrealität wächst – mit Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in vielen Regionen.
Diese Sorgen teilt auch die CDU-Landtagsabgeordnete Anna Bauseneick aus Lüneburg. In einer Kleinen Anfrage an die niedersächsische Landesregierung wollte sie wissen, wie es um die Apothekenversorgung in der Fläche steht. Ihre Einschätzung ist deutlich: Es reiche nicht, die Entwicklung lediglich zu beobachten. Apotheken seien keine Luxusläden, sondern systemrelevante Anlaufstellen, die dringend politischer Unterstützung bedürfen. Die Forderung nach aktiver Strukturpolitik zugunsten der öffentlichen Apotheken gewinnt somit an Schärfe – auch auf Landesebene.
In der medizinischen Forschung wiederum sorgt ein neuer Therapieansatz bei idiopathischer Lungenfibrose (IPF) für Aufmerksamkeit. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben präklinische Hinweise darauf entdeckt, dass der Immun-Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab möglicherweise nicht nur das Fortschreiten der Lungenvernarbung bremsen, sondern diese sogar teilweise rückgängig machen kann. Sollte sich dieser Effekt in klinischen Studien bestätigen, wäre dies ein Meilenstein in der Behandlung einer bislang kaum therapierbaren Erkrankung. Die Aussicht auf eine immunonkologisch basierte Therapieoption könnte das Paradigma im Umgang mit Lungenfibrose grundlegend verändern – und neuen Mut für eine Patientengruppe bringen, für die es bislang kaum Hoffnung gab.
Die Verbindung aus Versorgungsrealität, regulatorischen Unsicherheiten und wissenschaftlichem Fortschritt zeigt ein Gesundheitswesen im Spannungszustand: zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen wirtschaftlichen Interessen und ethischer Verantwortung, zwischen politischer Lethargie und dem Ruf nach Reform. Die Stimmen werden lauter – aus den Apotheken, den Kliniken, der Forschung. Doch gehört werden sie nur, wenn Medien, Politik und Gesellschaft bereit sind, genauer hinzuhören.
Wenn pharmazeutische Fachmedien unkritisch PR-Botschaften der Industrie verbreiten, wenn Apotheken im Minutentakt per SMS um Dienste gebeten werden und wenn Versorgungssicherheit am Monatsanfang an neuen Festbeträgen scheitert, dann ist das kein Zufall, sondern System. Ein System, das sich zunehmend selbst blockiert – zwischen marktwirtschaftlicher Kälte, politischer Ambitionslosigkeit und institutioneller Verantwortungslosigkeit.
Die Frage nach der Unabhängigkeit von Fachmedien ist dabei keine akademische. Wer die Meinungsbildung in der Pharmabranche prägt, beeinflusst letztlich auch die Spielräume politischer Entscheidungen. Wer jedoch Abhängigkeiten verschleiert oder Redaktionen in die Nähe von Interessenvertretungen rückt, beschädigt nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Fähigkeit der Branche zur Selbstreflexion.
Gleichzeitig ist das »Recht auf Abschalten« für viele Apothekenangestellte längst zur Fiktion geworden. Die ständige Erreichbarkeit, oft informell und ohne arbeitsrechtliche Absicherung eingefordert, verschiebt die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit in Richtung Selbstausbeutung. Das ist nicht nur rechtlich fragwürdig, sondern auch symptomatisch für eine Branche, die sich im Ausnahmezustand eingerichtet hat, statt ihn zu beenden.
Wenn dann auch noch Krankenkassen mit fragwürdigen Retaxationen nachtreten, weil Regeländerungen schneller umgesetzt werden müssen als Arzneimittel ausgeliefert werden können, kippt das System endgültig in die Absurdität. Was als Kontrollmechanismus gedacht war, entwickelt sich zur Strangulation betrieblicher Abläufe.
Dabei gäbe es Anlass zur Hoffnung: neue Therapieansätze, medizinischer Fortschritt, kritische politische Stimmen. Doch sie verhallen in einem Klima aus Frustration, Überlastung und struktureller Ignoranz. Apotheken sind keine Rechenstellen, keine Notrufzentralen auf Abruf, keine kostenlosen Vollversorger für jeden Verwaltungsakt. Sie sind Rückgrat einer Gesundheitsversorgung, die sich derzeit selbst gefährdet – nicht durch Mangel an Kompetenz, sondern durch Mangel an politischem Willen und Systemvernunft.
Wer hier weiter nur beobachtet, statt zu handeln, verspielt nicht nur das Vertrauen der Betroffenen. Er verspielt Versorgungssicherheit. Und mit ihr das, was in keinem Gesetzestext steht: Haltung.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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