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  • 12.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Abholstationen, KI, PKV-Recht, Investitionsstau und Reformdruck
    12.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Abholstationen, KI, PKV-Recht, Investitionsstau und Reformdruck
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Automatisierte Abholstationen verändern die Arzneimittelabgabe grundlegend – rechtliche Vorgaben und neue Versicherungskonzepte verla...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Abholstationen, KI, PKV-Recht, Investitionsstau und Reformdruck

 

Automatisierte Systeme, politische Unsicherheit, neue Anforderungen in der PKV und wachsende Herausforderungen bei Vorsorge und Versorgung verändern den Apothekenalltag grundlegend

Automatisierte Abholstationen verändern die Arzneimittelabgabe grundlegend – rechtliche Vorgaben und neue Versicherungskonzepte verlangen Apothekenbetreibern zunehmend organisatorische Präzision ab. Gleichzeitig lähmt politische Unsicherheit die Investitionsbereitschaft vieler Apotheken und wirft Fragen zur Zukunftsfähigkeit klassischer Betriebsmodelle auf. Während manche Betriebe mit reduzierten Dokumentationspflichten im HV neue Wege suchen, setzen andere auf KI-Lösungen im Außendienst, um Effizienz zu steigern. Die ABDA versucht mit ihrem Zukunftskonzept, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu meistern, doch wie tief reicht der Konsens? Parallel verschärft sich der Druck auf Versorgungswerke, und die PKV verlangt bei Rückforderungen nun fundierte Einzelfallbegründungen. Auf internationaler Bühne positioniert sich Novartis mit Milliardeninvestitionen strategisch neu, während national Warnungen vor riskantem Muskelabbau durch Diätmittel laut werden. Und psychologische Studien zeigen: Selbsttäuschung ist oft mehr Schutzmechanismus als Illusion – ein Spiegel der gesellschaftlichen Gegenwart.

 

Automatisierte Abholstationen in Apotheken – rechtliche Anforderungen, betriebliche Sorgfaltspflichten und der wachsende Stellenwert moderner Versicherungskonzepte

Die Möglichkeit, Arzneimittel über automatisierte Abholstationen bereitzustellen, markiert einen Wendepunkt im Apothekenbetrieb – besonders vor dem Hintergrund wachsender Erwartungen an flexible Versorgungsmodelle und kontaktarme Übergabelösungen. Seit der Änderung der Apothekenbetriebsordnung im Jahr 2020 dürfen öffentliche Apotheken in Deutschland solche Systeme einsetzen. Doch der praktische Einsatz ist kein Selbstläufer. Für Apothekenbetreiber ergeben sich daraus weitreichende Pflichten, die sowohl rechtlicher als auch organisatorischer Natur sind. Gleichzeitig gewinnt der Schutz vor digitalen und physischen Risiken deutlich an Bedeutung – und stellt die Priorisierung passender Versicherungslösungen auf eine neue Stufe.

Zentral ist die präzise Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Abholstation darf sich nur in räumlicher Nähe zur Apotheke befinden und muss baulich sowie technisch so ausgestattet sein, dass sie Manipulationen oder unbefugtem Zugriff wirksam entgegenwirkt. Videoüberwachung, kontrollierter Zugang und dokumentierte Übergaben sind nicht optional, sondern gesetzlich geboten. Dabei bleibt die apothekenrechtliche Verantwortung unverändert beim Apothekenleiter – auch wenn die Arzneimittel nicht mehr persönlich über den Handverkaufstisch überreicht werden.

Ein wesentliches Kriterium betrifft die pharmazeutische Beratungspflicht. Arzneimittel dürfen nur dann über eine Abholstation ausgegeben werden, wenn die Beratung bereits erfolgt ist oder nachweislich nicht notwendig war. Die Verantwortung für diese Einschätzung liegt bei der Apotheke – ein sensibler Punkt, da es im Nachhinein schwer zu belegen ist, ob eine unterlassene Beratung vertretbar war. Im Zweifelsfall drohen haftungsrechtliche Konsequenzen, insbesondere wenn ein gesundheitlicher Schaden beim Patienten auftritt.

Technisch gesehen müssen Abholstationen gewährleisten, dass Medikamente durchgehend ordnungsgemäß gelagert werden. Temperaturkontrolle, Lichtschutz, Luftfeuchtigkeit und Hygienestandards müssen auch außerhalb der Apothekenräume gewährleistet sein – insbesondere bei kühlpflichtigen oder empfindlichen Präparaten. Ein Versäumnis in dieser Hinsicht kann schnell zu einer arzneimittelrechtlichen Beanstandung führen.

Noch komplexer wird die Lage beim Umgang mit personenbezogenen Daten. Der Zugang zur Abholstation erfolgt in der Regel über digitale Authentifizierungsverfahren, etwa per PIN, QR-Code oder elektronischer Patientenakte. Damit sind sensible Gesundheitsdaten im Spiel – und damit ein erhöhtes Risiko bei Datenschutzverstößen oder Cyberangriffen. Technische Sicherheitslücken, etwa in der Software der Station oder der Anbindung an das Warenwirtschaftssystem, können erhebliche rechtliche und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.

Gerade deshalb steigt die Bedeutung umfassender Versicherungslösungen. Während klassische Risiken wie Einbruchdiebstahl oder Vandalismus längst zum Standardportfolio jeder Apothekenversicherung gehören, zeigen sich zunehmend Lücken beim Schutz gegen neue Bedrohungslagen. Cyberangriffe auf Apothekensysteme sind keine Seltenheit mehr – sie können nicht nur Betriebsunterbrechungen verursachen, sondern auch zu Datenschutzvorfällen und Erpressungsversuchen führen.

Ebenso besteht ein reales Risiko technischer Fehlfunktionen. Fällt die Station aus oder gibt sie versehentlich das falsche Medikament aus, ist nicht nur der wirtschaftliche Schaden beträchtlich. Die Haftungsfrage stellt sich in vollem Umfang – ebenso wie mögliche Folgekosten durch Rückrufe oder gesundheitliche Beeinträchtigungen beim Patienten. Auch Manipulationen durch Dritte, Sabotageakte oder interne Fehlbedienungen stellen Risiken dar, die abgesichert sein müssen.

Vor diesem Hintergrund wird klar: Der Schutz gegen online- und offline-Risiken muss in Apothekenbetrieben oberste Priorität haben. Eine fundierte Risikoanalyse bildet die Grundlage – ergänzt durch passgenaue Versicherungslösungen, die auf die konkreten Gegebenheiten vor Ort abgestimmt sind. Dazu gehört der Schutz vor digitalen Angriffen ebenso wie die Absicherung der technischen Infrastruktur und der wirtschaftlichen Folgen bei Ausfällen oder Fehlern.

Apothekenbetreiber, die eine automatisierte Abholstation betreiben oder deren Einführung planen, sollten den Versicherungsschutz nicht als Nebensache betrachten. Vielmehr handelt es sich um ein zentrales Element unternehmerischer Vorsorge. Denn wo Technik zum zentralen Bestandteil der Arzneimittelabgabe wird, muss auch das Sicherheitsnetz neu gespannt werden – nicht nur im physischen, sondern auch im digitalen Raum.

Die Einführung automatisierter Abholstationen ist mehr als ein Schritt in Richtung Kundenkomfort – sie bedeutet eine tiefgreifende Veränderung der Apothekenpraxis. Wer Arzneimittel automatisiert ausgibt, greift nicht nur in die Versorgungslogistik ein, sondern auch in die Verantwortungskette zwischen Apotheke und Patient. Diese Entwicklung erfordert ein Umdenken in der Risikosteuerung.

Der Trend zur Automatisierung ist nicht aufzuhalten – doch wer ihn mitgestalten will, muss mehr leisten als den Kauf einer Abholanlage. Die regulatorischen Vorgaben sind strikt, die technischen Anforderungen hoch und die rechtlichen Haftungsfragen sensibel. Vor allem aber ist die Sicherheitslage durch die zunehmende Digitalisierung fragiler denn je. Der Gedanke, die größte Gefahr drohe durch Einbruch oder Diebstahl, greift zu kurz. Längst sind es digitale Einfallstore, fehlerhafte Software oder unzureichender Datenschutz, die Apotheken in Schwierigkeiten bringen.

Daher reicht es nicht, auf Standardversicherungen zu vertrauen. Apotheken benötigen heute individuell zugeschnittene Versicherungslösungen, die sowohl physische als auch digitale Risiken abdecken. Wer diese Notwendigkeit ignoriert, riskiert im Ernstfall nicht nur finanzielle Verluste, sondern auch das Vertrauen der Patienten – ein Verlust, der kaum zu beziffern ist.

Die Lehre aus dieser Entwicklung lautet: Jede Investition in technische Innovation muss von einer ebenso konsequenten Investition in Sicherheit begleitet werden. Nur so kann die automatisierte Arzneimittelabgabe ein Fortschritt sein – und nicht zur Achillesferse moderner Apotheken werden.

 

Apotheken in Wartestellung – Wie politische Unsicherheit Investitionen lähmt

Die Apothekenbranche befindet sich in einer Phase der Stagnation, was bauliche und gestalterische Investitionen betrifft. Die anhaltende Unsicherheit über die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen hemmt vielerorts die Bereitschaft zur Modernisierung von Offizin, Lager und Beratungseinrichtungen. Besonders betroffen sind Apothekeneinrichter, deren Projektlage spürbar dünner wird. Ausbleibende Investitionen sind dabei Ausdruck eines tieferliegenden Vertrauensverlustes – nicht nur in die politische Führung, sondern auch in die langfristige Stabilität der Apothekenbetriebsmodelle.

Planer und Einrichtungsspezialisten berichten übereinstimmend von einer auffälligen Zurückhaltung bei Inhaberinnen und Inhabern, selbst bei Maßnahmen, die unter normalen Umständen längst angestoßen worden wären. Es geht nicht um Luxusmodernisierungen oder spektakuläre Designoffensiven – vielmehr steht die grundlegende Bereitschaft infrage, überhaupt in den Erhalt und die funktionale Erneuerung zu investieren. Anfragen werden verschoben, Planungsprozesse eingefroren, Entscheidungen auf unbestimmte Zeit vertagt.

Als Gründe nennen Apothekerinnen und Apotheker immer wieder die politische Unklarheit rund um die Zukunft des Apothekenmarktes: Die angekündigte Reform des Apothekensystems wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Wird sich das Honorarsystem ändern? Werden pharmazeutische Dienstleistungen langfristig refinanziert? Wie verändern sich die Rahmenbedingungen für Filialstrukturen oder neue Apothekenformen? Diese Ungewissheiten wirken sich unmittelbar auf die Investitionspsychologie der Betriebe aus.

Für Apothekeneinrichter bedeutet das eine paradoxe Lage: Der Bedarf an modernen, funktionalen Raumkonzepten steigt angesichts neuer Aufgaben im Bereich Beratung, Versorgung chronisch Kranker oder pharmazeutischer Dienstleistungen. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Das zwingt Planer zu einem Balanceakt zwischen Effizienz, Budgetvorgaben und zukunftsfähiger Gestaltung. Die klassische „Investition in die Zukunft“ wird zur „Investition auf Sicht“ – häufig reduziert auf pragmatische Maßnahmen wie neue Regale oder technische Einzeloptimierungen.

Einrichtungsplaner berichten auch von zunehmendem Beratungsbedarf zu Lösungen, die ohne großen baulichen Aufwand Effizienzgewinne oder bessere Kundenführung ermöglichen. Das Interesse an digitalen Displays, flexiblen Möbelsystemen und multifunktionalen Beratungsplätzen sei da – die Umsetzung jedoch bleibt vielfach in der Vorstufe stecken.

Gleichzeitig beklagen viele Inhaberinnen und Inhaber eine wachsende Diskrepanz zwischen politischen Erwartungen und realen Bedingungen vor Ort. Die Forderung nach mehr Prävention, Digitalisierung und pharmazeutischer Eigenverantwortung steht im Widerspruch zu einem Investitionsklima, das von Planungsunsicherheit und stagnierender Vergütung geprägt ist. Während aus der Politik der Ruf nach mehr Innovation laut wird, fehlen konkrete finanzielle Impulse, um diese überhaupt realisieren zu können.

Hinzu kommt der psychologische Effekt: Wer sich permanent mit Rückforderungen, Retaxationen und unklaren Abrechnungsfragen konfrontiert sieht, entwickelt kaum die Motivation, strategische Entwicklungsschritte zu gehen. Vielmehr überwiegt das Sicherheitsdenken – nach dem Motto: „Wir warten erst mal ab.“ Ein Zustand, der nicht nur Wachstum bremst, sondern mittelfristig auch die Attraktivität des Berufsstandes gefährden kann.

Die stockende Investitionsbereitschaft in den Apotheken ist keine Nebensächlichkeit – sie ist ein Symptom struktureller Erschöpfung und strategischer Orientierungslosigkeit. Die Inhaberinnen und Inhaber signalisieren damit deutlich, dass sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlen. Was lange Zeit als krisensicherer Versorgungsanker galt, gerät zunehmend ins Wanken. Die Kombination aus politischem Reformdruck, wirtschaftlicher Unsicherheit und wachsender Bürokratie hat zu einem Klima geführt, das eher lähmt als belebt.

Wenn Apotheken selbst in stabilen Lagen Investitionen vertagen, ist das ein Alarmsignal. Denn eine moderne Offizin ist kein Selbstzweck – sie ist Ausdruck eines zukunftsfesten Versorgungskonzepts. Sie ermöglicht diskrete Beratung, flexible Versorgung, Digitalisierung in der Interaktion mit Patienten. Wer hier spart, spart an der Substanz – und das ausgerechnet in einer Branche, die für den demografischen Wandel und die Versorgung chronisch Kranker immer wichtiger wird.

Politik darf in dieser Situation nicht nur auf Reformschlagzeilen setzen, sondern muss konkret handeln: durch gezielte Förderprogramme für Investitionen in Beratung, Infrastruktur und Digitalisierung. Auch steuerliche Anreize für Modernisierungsmaßnahmen wären ein Signal des Vertrauens an die Betriebe, dass Investitionen in die Versorgung tatsächlich gewollt sind. Andernfalls bleibt der Appell zur Innovation nur ein Lippenbekenntnis.

Besonders bedenklich ist, dass sich Apotheken zunehmend in eine defensive Haltung zurückziehen. Der Blick auf das Notwendige verdrängt den Blick auf das Mögliche. Dabei hätte die Branche durchaus das Potenzial, Impulsgeber im Gesundheitswesen zu sein – mit modernen Räumen, digitalen Lösungen und einem klaren Fokus auf Patientenorientierung. Doch ohne Planungssicherheit, wirtschaftlichen Rückhalt und politische Verlässlichkeit bleibt dieses Potenzial ungenutzt.

Kurz gesagt: Die Politik hat es in der Hand, aus der Zurückhaltung wieder Aufbruch zu machen. Sie muss aber auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur durch Gesetze, sondern durch Vertrauen schaffende Rahmenbedingungen. Andernfalls droht aus dem Reformstau ein Investitionsstau zu werden – mit Folgen, die weit über die Welt der Offizin hinausreichen.

 

Zurück zum HV: Apothekerstelle ohne Dokumentationspflicht

In Trostberg, einer Kleinstadt im oberbayerischen Landkreis Traunstein, beschreitet die Christophorus-Apotheke einen ungewöhnlichen Weg. Inhaberin Gabriele Brunsch sucht gezielt eine Apothekerin oder einen Apotheker – aber nicht für die Rezeptur, nicht für die pharmazeutische Dienstleistung und auch nicht für die Bearbeitung von Retaxationen oder QMS-Dokumentation. Gesucht wird ausschließlich pharmazeutisches Fachpersonal für den Handverkauf, also für die klassische Beratung und Arzneimittelabgabe im direkten Patientenkontakt.

Die Apotheke mit einem 25-köpfigen Team hat sich laut Brunsch in den vergangenen Jahren wirtschaftlich positiv entwickelt. Trotz aller Herausforderungen im Apothekenwesen – von Lieferengpässen über Digitalisierungspflichten bis hin zur wirtschaftlichen Belastung durch stagnierende Honorare – verzeichnet der Betrieb stabile Umsätze und wachsenden Zulauf. „Wir haben ein gutes Standing in der Region, viele Stammkunden und ein Team, das mit Herzblut dabei ist“, sagt Brunsch. Doch genau deshalb sei die Zeit reif für Entlastung im Tagesgeschäft: „Ich brauche Unterstützung – aber vorne, im HV. Nicht im Büro.“

Der Schritt ist ungewöhnlich in einer Branche, in der Arbeitsverdichtung längst zur Regel geworden ist. Immer mehr Apothekerinnen und Apotheker beklagen, dass der ursprüngliche Sinn ihres Berufs – die Beratung – zunehmend von Bürokratie und Kontrolle verdrängt werde. Brunsch reagiert mit einem Modell, das sich explizit gegen diesen Trend stellt: keine Backoffice-Tätigkeiten, keine Rezepturpflicht, keine nächtlichen Notdienste – dafür volle Konzentration auf das Kundengespräch am HV-Tisch.

Dieses Konzept könnte insbesondere für Apothekerinnen und Apotheker attraktiv sein, die nach längerer Pause wieder in den Beruf zurückkehren oder gezielt einen arbeitsfokussierten, aber stressärmeren Einstieg suchen. Auch für erfahrene Fachkräfte, die sich auf das pharmazeutische Kerngeschäft konzentrieren möchten, ohne sich im Dokumentationsdschungel zu verlieren, dürfte die Ausschreibung ein interessantes Angebot darstellen.

Ob dieses Modell Schule machen wird, ist offen. Klar ist aber: Es sendet ein klares Signal an eine Branche, in der viele Betriebe ums Überleben kämpfen und das Personal knapp ist. Der Fokus auf die Kundenberatung – in ihrer reinsten Form – wirkt fast wie eine Rückbesinnung auf eine längst vergangene Zeit, als Apotheken noch weniger durch gesetzliche Anforderungen und mehr durch persönliche Beziehungen zum Patienten geprägt waren.

Gabriele Brunsch geht mit ihrem Modell einer „reinen Beratungsstelle“ einen bemerkenswerten Weg – und trifft damit einen Nerv. Während in vielen Apotheken die Arbeit durch immer neue gesetzliche Anforderungen, digitale Umstellungen und Verwaltungsaufgaben zergliedert wird, entscheidet sie sich für eine klare Fokussierung auf das Wesentliche: die qualitätsgesicherte pharmazeutische Beratung im direkten Kundenkontakt.

Dieser Ansatz ist nicht nur pragmatisch, sondern auch strategisch klug. In einer Zeit, in der der Beruf des Apothekers zunehmend technokratisch ausgelegt wird – als Erfüllungsgehilfe der Telematik-Infrastruktur, als Prüfer von Rabattverträgen, als Dokumentationskraft pharmazeutischer Dienstleistungen – wirkt der Rückgriff auf das originäre Berufsbild fast schon revolutionär. Brunsch stellt damit die Frage in den Raum, ob es wirklich sinnvoll ist, hochqualifiziertes Personal mit Aufgaben zu binden, die auch anders gelöst werden könnten.

Der wachsende Frust vieler Apothekerinnen und Apotheker über fehlende Wertschätzung, zunehmende Arbeitsverdichtung und eine ausufernde Bürokratie ist dokumentiert – nicht zuletzt durch Umfragen von Berufsverbänden. In diesem Umfeld ist es mehr als nur eine Personalentscheidung, wenn eine Apothekerin sagt: „Ich möchte dich nur vorne.“ Es ist ein kulturpolitisches Statement gegen die Entfremdung des Berufs vom Patienten.

Zugleich verweist der Schritt auch auf strukturelle Defizite: Dass ein solcher Arbeitsplatz als innovativ oder gar außergewöhnlich gilt, zeigt, wie sehr sich die Arbeitsrealität in deutschen Apotheken von ihrem ursprünglichen Auftrag entfernt hat. Brunschs Modell ist insofern nicht nur eine Reaktion auf den Fachkräftemangel, sondern auch eine Kritik am System.

Dennoch: Auch dieses Modell kann seine Wirkung nur entfalten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Ohne wirtschaftliche Spielräume, ohne nachhaltige Reform der Apothekenvergütung und ohne Entbürokratisierung bleibt die Konzentration auf den HV-Tisch ein Sonderfall. Doch vielleicht ist genau dieser Sonderfall das, was die Branche jetzt braucht – als Impuls für eine Debatte über das, was Apotheken eigentlich leisten sollen. Und darüber, was man ihnen dafür zumuten darf.

 

Digitale Stimme im Vertrieb: KI unterstützt Außendienst im Apothekenmarkt

Die Digitalisierung erreicht zunehmend auch den pharmazeutischen Außendienst. In einem laufenden Pilotprojekt setzen drei OTC-Hersteller auf eine KI-gestützte Lösung, die Vertriebsmitarbeitende bei der Vorbereitung und Nachbereitung von Apotheken- und Praxisbesuchen unterstützt. Entwickelt wurde das System von einem Münchener Anbieter, der bereits zuvor eine KI zur automatisierten Content-Erstellung für pharmazeutische Zielgruppen eingeführt hatte.

Kernstück der neuen Anwendung ist ein sprachbasierter Assistent, der über eine zentrale Telefonnummer angesprochen wird. Außendienstmitarbeitende können sich telefonisch Informationen zur jeweiligen Apotheke oder Arztpraxis einholen. Die Software liefert auf Anfrage Daten zur Lage vor Ort, zu relevanten Themen, Sortimentsschwerpunkten oder Besonderheiten im Kontakt. Ziel ist eine strukturierte und zeitsparende Vorbereitung auf Verkaufsgespräche, bei denen der Fokus stärker auf individuelle Bedürfnisse gelegt werden kann.

Auch nach dem Besuch bietet die KI Unterstützung. Rückmeldungen, Gesprächsinhalte oder offene Fragen können per Spracheingabe dokumentiert werden. Die Software verarbeitet diese Informationen, erstellt automatisch eine Gesprächsdokumentation und speist bei Bedarf Rückfragen an andere Unternehmensbereiche ein – etwa zu Produktverfügbarkeiten, Rabattfragen oder medizinischen Rückmeldungen. Der Außendienst tritt dabei in einen dialogischen Austausch mit der KI, die als Bindeglied zwischen den Unternehmensabteilungen fungiert.

Laut Angaben der Entwickler befindet sich die Software noch in der Testphase. Ein offizieller Marktstart ist noch nicht erfolgt. Dennoch zeigt sich, dass der Einsatz solcher Systeme tiefgreifende Veränderungen in der internen Kommunikation und Arbeitsweise des pharmazeutischen Außendienstes anstoßen könnte. Unterstützt wird dies durch die Kombination mit bestehenden Systemen: Die KI greift nicht nur auf firmeneigene Datenbanken zu, sondern analysiert auch das Verhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern im digitalen Raum, einschließlich sozialer Netzwerke.

Ein sensibler Punkt bleibt der Datenschutz. Die Entwickler betonen, dass sämtliche Daten ausschließlich über Server in Deutschland laufen und die Speicherung unter Berücksichtigung der pharmazeutischen Anforderungen an IT-Sicherheit erfolgt. Damit sollen regulatorische Bedenken adressiert und die Akzeptanz bei Nutzenden gestärkt werden.

Langfristig sieht man im Einsatz von KI eine Möglichkeit, den Außendienst von wiederkehrenden Routinetätigkeiten zu entlasten. Die freiwerdenden Kapazitäten sollen für komplexere Aufgaben genutzt werden. Allerdings bleibt auch der Faktor Mensch zentral: Technologische Unterstützung könne den persönlichen Kontakt nicht ersetzen, wohl aber gezielter und effizienter vorbereiten. Die Digitalisierung des Außendienstes wird damit nicht zum Selbstzweck, sondern zur Anpassung an veränderte Anforderungen im Apothekenmarkt.

Die Einführung KI-basierter Lösungen im Außendienst pharmazeutischer Hersteller markiert einen logischen Schritt in einem zunehmend datengetriebenen Marktumfeld. Was als technisches Experiment begann, entwickelt sich zum strategischen Werkzeug – mit dem Potenzial, nicht nur Arbeitsabläufe zu verschlanken, sondern auch die Qualität der Kundenansprache zu verbessern. Dennoch sollten die Entwicklungen differenziert betrachtet werden. Die Gefahr, dass Automatisierung als Rationalisierungsmaßnahme missverstanden wird, ist real. Gerade im vertrauensbasierten Verhältnis zwischen Außendienst und Apotheke bleibt der persönliche Dialog unverzichtbar. KI kann unterstützen, aber nicht ersetzen. Entscheidend ist daher, wie Unternehmen diesen Wandel gestalten – als Chance zur Effizienzsteigerung oder als Vorwand zur Reduktion menschlicher Ressourcen. Die Branche steht an einem Punkt, an dem Technologie und Verantwortung Hand in Hand gehen müssen.

 

Zukunftskonzept der ABDA: Geschlossenheit für neue Wege in der Arzneimittelversorgung

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat mit ihrem neu vorgestellten Zukunftskonzept für die öffentlichen Apotheken ein bemerkenswert geschlossenes Signal gesetzt. Einstimmig verabschiedete der Gesamtvorstand das Papier, das in den vergangenen Monaten unter Mitwirkung zahlreicher Vertreterinnen und Vertreter aus Kammern, Verbänden und dem Hauptamt entwickelt wurde. Ziel ist es, die Rolle der öffentlichen Apotheken im deutschen Gesundheitswesen strategisch weiterzuentwickeln und an veränderte Versorgungsbedarfe anzupassen.

Der Entstehungsprozess des Konzepts war geprägt von intensiven Abstimmungen und einem ungewöhnlich breiten Konsens innerhalb der ABDA-Strukturen. Selbst zuvor kritisch eingestellte Mitgliedsorganisationen konnten sich mit dem finalen Entwurf identifizieren, nachdem zahlreiche Rückmeldungen aus den Reihen der Mitgliedsorganisationen in den Text eingearbeitet worden waren. Die Tatsache, dass 17 Kammern und Verbände mit teils sehr unterschiedlichen regionalen Rahmenbedingungen eine gemeinsame Linie gefunden haben, gilt als außergewöhnlich und wird innerhalb des Berufsstands als Erfolg gewertet.

Ausgangspunkt für die inhaltliche Neuausrichtung war die politische Forderung, dass die ABDA konstruktivere Impulse zur Weiterentwicklung der gesundheitlichen Versorgung setzen solle. In Reaktion darauf wurde eine Taskforce gebildet, die unter Beteiligung von Vorstandsmitgliedern, Nachwuchsgruppen und Verbandsvertretern konkrete Vorschläge erarbeiten sollte. Der Fokus lag dabei auf der Frage, wie Apotheken als niedrigschwellige Gesundheitsdienstleister wirksam zur Entlastung des Systems beitragen können – sei es durch die Versorgung mit Arzneimitteln, durch präventive Maßnahmen oder durch die Stärkung der Beratungskompetenz.

Das daraus entstandene Impulspapier formuliert mehrere konkrete Maßnahmen. Dazu zählt beispielsweise die Möglichkeit, rezeptfreie Medikamente für Kinder wie Fiebersäfte im Notdienst zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung abzugeben – auch ohne ärztliche Verordnung. Weitere Vorschläge zielen auf die Ausweitung pharmazeutischer Dienstleistungen, strukturierte Medikationsanalysen oder neue Versorgungsmodelle in strukturschwachen Regionen.

Ein zentrales Anliegen ist es, Barrieren in der Versorgung abzubauen und den Weg für flexiblere, wohnortnahe Angebote zu ebnen. Dabei wird betont, dass nicht jede Apotheke alle vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen müsse. Vielmehr sei eine bedarfsorientierte Umsetzung wünschenswert, die lokale Besonderheiten berücksichtigt. Diese Flexibilität soll den Apotheken die Möglichkeit geben, neue Aufgaben nach eigenem Ermessen und ihren Kapazitäten entsprechend zu übernehmen.

Ein wichtiger nächster Schritt wird nun darin bestehen, die politischen Entscheidungsträger und auch die ärztliche Seite in Gespräche einzubinden, um mögliche gesetzliche Anpassungen oder neue Kooperationsformen auszuloten. Parallel dazu soll das Konzept in die Fläche getragen und den Apothekenteams nähergebracht werden. Ziel ist es, Begeisterung für die neuen Perspektiven zu wecken und eine möglichst breite Mitwirkung zu ermöglichen.

Die ABDA sieht in dem geschlossenen Votum ihres Gesamtvorstands ein wichtiges Signal für den Berufsstand. Es gehe nun darum, diesen Rückenwind zu nutzen, um Vertrauen in die Zukunft der öffentlichen Apotheke zu stärken und deren Stellenwert als tragende Säule im Gesundheitssystem weiter auszubauen.

 

PKV-Beitragserhöhungen: Rückforderungen nur noch mit individueller Begründung möglich

Die rechtlichen Voraussetzungen für Rückforderungen von Beitragserhöhungen in der Privaten Krankenversicherung (PKV) haben sich grundlegend verändert. Mit der jüngsten Entwicklung der höchstrichterlichen Rechtsprechung, insbesondere infolge der Entscheidungen im Jahr 2024, sehen sich Versicherte mit deutlich verschärften Anforderungen konfrontiert. Wer künftig überhöhte Beiträge zurückfordern will, muss sich intensiver mit seinem individuellen Vertrag auseinandersetzen und fundierte Argumente vorbringen. Die Zeit pauschaler Massenklagen scheint vorerst vorbei zu sein.

Lange Zeit war es gängige Praxis, PKV-Beitragsanpassungen mit standardisierten Klageformularen anzugreifen. Diese stützten sich oft auf allgemeine Zweifel an der Transparenz der Berechnungsgrundlagen oder warfen pauschal formale Mängel vor, ohne konkret auf die individuelle Beitragshistorie oder auf spezifische vertragliche Gegebenheiten einzugehen. Diese Herangehensweise ermöglichte es Anwaltskanzleien, in großem Umfang Massenverfahren auf den Weg zu bringen – häufig automatisiert, effizient skalierbar und mit überschaubarem Aufwand für die Klägerseite. Für viele Versicherte war dies ein vermeintlich einfacher Weg, Rückzahlungen zu erwirken.

Diese Praxis steht nun unter massivem Druck. Die Gerichte verlangen eine deutlich höhere Substantiierung der Klagegründe. Wer eine Beitragserhöhung für unwirksam hält, muss darlegen, warum konkret die gesetzlichen Voraussetzungen für die Anpassung nicht erfüllt sein sollen. Dazu zählt insbesondere die Auseinandersetzung mit sogenannten Auslösefaktoren, etwa Kostensteigerungen im Gesundheitswesen oder veränderten Sterblichkeitsannahmen, sowie mit der sachgerechten Nachkalkulation durch den Versicherer. Ein bloßes Behaupten von Fehlern reicht nicht mehr aus – es bedarf konkreter Anhaltspunkte und belastbarer Argumentation.

Versicherte müssen sich zudem mit den Details ihres individuellen Tarifs auseinandersetzen: Wann wurde der Beitrag angepasst? Welche Begründung wurde vom Versicherer genannt? Welche Unterlagen liegen dazu vor? Das sind Fragen, die nun zum Kern jeder Rückforderungsklage gehören. Wer dazu keine Aussagen treffen kann oder will, riskiert nicht nur das Scheitern der Klage, sondern auch mögliche Kostenfolgen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Versicherungsunternehmen nicht verpflichtet sind, sämtliche internen Kalkulationsparameter offenzulegen. Ihre sogenannte sekundäre Darlegungslast beschränkt sich darauf, die Beitragserhöhung plausibel zu begründen. Eine vollständige rechnerische Offenlegung wird nicht verlangt. Damit sind Versicherte in der Beweispflicht, etwaige Fehler nachzuweisen – ein Schritt, der ohne sachverständige Unterstützung kaum zu bewältigen ist.

Die neuen Anforderungen wirken sich auch auf die Rolle von Rechtsschutzversicherungen aus. Viele Policen enthalten Klauseln, wonach der Versicherungsschutz entfällt, wenn keine Erfolgsaussichten bestehen oder die Klage lediglich der Ausforschung dient. Angesichts der gestiegenen Komplexität und Anforderungen an die Begründung prüfen Rechtsschutzversicherer inzwischen genauer, bevor sie eine Deckungszusage erteilen. Für Kläger bedeutet das zusätzlichen bürokratischen Aufwand und die Notwendigkeit, bereits vorab eine belastbare Fallbewertung vorzulegen.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Unterscheidung der Klagearten. Während bei negativen Feststellungsklagen lediglich die künftige Beitragspflicht bestritten wird, sind Rückforderungsklagen auf die Erstattung bereits geleisteter Beiträge ausgerichtet – oft über mehrere Jahre hinweg. Letztere unterliegen jedoch strengeren Voraussetzungen, insbesondere im Hinblick auf die Verjährung. Rückforderungsansprüche verjähren regelmäßig nach drei Jahren. Ohne wirksame Hemmung sind Ansprüche auf ältere Beiträge nicht mehr durchsetzbar. Versicherte, die aktiv werden wollen, sollten daher zügig handeln und sich rechtlich beraten lassen.

Der Paradigmenwechsel in der gerichtlichen Behandlung von PKV-Beitragsanpassungen dürfte weitreichende Folgen haben. Die Anzahl der Neuverfahren könnte deutlich sinken, gleichzeitig aber die Anforderungen an juristische Qualität und Vorbereitung steigen. Auch für die Gerichte bedeutet das eine Entlastung: Weg von bloß formal erhobenen Massenklagen hin zu substantiellen Auseinandersetzungen mit der Beitragsentwicklung.

Der zunehmende juristische Druck auf pauschale Rückforderungsklagen in der PKV ist ein längst überfälliges Korrektiv. Jahrelang wurde das Justizsystem mit standardisierten Serienklagen überzogen, deren Erfolg oft nicht aus rechtlicher Substanz, sondern aus dem kalkulierten Aufwand der Gegenseite resultierte. Viele dieser Verfahren folgten nicht dem Ideal eines streitigen Zivilprozesses, sondern funktionierten wie industrielle Mahnverfahren – automatisiert, formelhaft und weitgehend entkoppelt vom Einzelfall.

Der aktuelle Umbruch bringt die Debatte zurück auf das eigentliche Fundament des Zivilrechts: Wer einen Anspruch geltend macht, muss ihn konkret darlegen und im Streitfall auch beweisen können. Das ist keine Einschränkung von Verbraucherrechten, sondern eine Stärkung rechtsstaatlicher Prinzipien. Denn nur auf dieser Basis kann ein faires, ausgewogenes Verfahren stattfinden, das sowohl die Interessen der Versicherten als auch die Funktionsfähigkeit der Gerichte schützt.

Zugleich offenbart die Entwicklung auch eine Schwäche des bisherigen Systems: Viele Versicherte haben keine ausreichende Kenntnis über die Struktur ihrer Tarife, die rechtlichen Mechanismen von Beitragserhöhungen oder die Berechnungsgrundlagen ihrer Policen. Die übermäßige Abhängigkeit von generischen Klagevorlagen hat diese Unwissenheit eher verstärkt als abgebaut. Nun sind sie gezwungen, Verantwortung für ihre eigenen Verträge zu übernehmen – mit allen damit verbundenen Chancen und Pflichten.

Langfristig könnte dieser Wandel zu einer neuen Qualität in der Auseinandersetzung zwischen Versicherten und Versicherern führen. Weniger Klagen – dafür aber mit größerer Präzision, stärkerer Beweisführung und fundierter Argumentation. Die Entscheidungsträger in Politik und Justiz sollten diesen Kurs unterstützen, etwa durch transparente Informationspflichten der Versicherer oder durch eine verbesserte finanzielle Förderung von individueller Rechtsberatung statt massenhaftem Rechtsformulismus.

Die Privatisierung des Rechtsschutzes über Rechtsschutzversicherer wird in diesem Umfeld ebenfalls neu zu bewerten sein: Nicht alles, was massenhaft möglich ist, ist auch rechtlich tragfähig. Wenn künftig weniger, aber bessere Klagen eingereicht werden, profitieren nicht nur Gerichte und Versicherer, sondern vor allem die Versicherten selbst – durch mehr Klarheit, stärkere Rechtssicherheit und einen gestärkten Vertrauensrahmen.

 

Altersvorsorge im Umbruch: Versorgungswerke geraten unter Reformdruck – Apotheker zwischen Vertrauen und Verantwortung

Die Versorgungswerke der freien Berufe, darunter auch das der Apotheker, sehen sich angesichts struktureller und finanzieller Veränderungen mit wachsendem Reformdruck konfrontiert. Jahrzehntelang galten sie als bewährte Institutionen zur eigenständigen Alterssicherung jenseits der gesetzlichen Rentenversicherung. Doch das Geschäftsmodell kommt ins Wanken – mit weitreichenden Implikationen für Mitglieder, die auf die Sicherheit ihrer Altersvorsorge vertraut haben.

Im Zentrum der aktuellen Entwicklung stehen mehrere sich überlagernde Problemlagen. Zunächst hat die anhaltende Niedrig- und Nullzinspolitik der letzten Jahre massive Spuren in den Kapitalanlageerträgen hinterlassen. Viele Versorgungswerke konnten die garantierten Rentenleistungen nur durch Rückgriff auf Rücklagen oder Sonderzuwendungen aufrechterhalten. Die Aussicht auf dauerhaft höhere Zinsen scheint zwar aktuell greifbarer, reicht aber kaum aus, um die demografisch bedingte Schieflage zu korrigieren.

Hinzu kommt die Alterung der Mitgliederstruktur. Während die Zahl der beitragszahlenden Berufseinsteiger stagniert oder rückläufig ist, wächst die Zahl der Leistungsempfänger kontinuierlich. Das Solidarprinzip gerät dadurch aus dem Gleichgewicht. Gleichzeitig sehen sich viele Versorgungswerke gezwungen, ihre Anlagepolitik zu diversifizieren – weg von festverzinslichen Staatsanleihen, hin zu riskanteren Investments in Immobilien, Aktien oder Private Equity. Diese Strategie birgt nicht nur Chancen, sondern auch neue Risiken, insbesondere in einem volatilen Marktumfeld.

Für Apotheker bedeutet diese Entwicklung einen tiefen Einschnitt in das bisherige Sicherheitsverständnis. Denn anders als bei privaten Vorsorgemodellen oder der gesetzlichen Rentenversicherung haben Mitglieder der Versorgungswerke in der Regel keine direkte Einflussmöglichkeit auf die Kapitalanlageentscheidungen. Kritik kommt zunehmend aus der Mitgliedschaft: Intransparente Kommunikation, mangelnde Partizipationsmöglichkeiten und unzureichende Risikoinformationen werden von vielen als Defizite benannt.

Auch juristisch gerät das System unter Beobachtung. Erste Klagen wegen möglicher Pflichtverletzungen in der Vermögensverwaltung oder bei der Aufklärung von Risiken sind bereits anhängig. Dabei wird insbesondere die Frage relevant, inwieweit Versorgungswerke ihren Informationspflichten gegenüber den Mitgliedern nachkommen und ob sie im Umgang mit Risiken hinreichend professionell agieren.

In der Berufspolitik mehren sich Stimmen, die eine grundlegende Neuausrichtung der Versorgungswerke fordern. Denkbar sind Modelle mit stärkerer individueller Kapitaldeckung, flexiblere Beitragssysteme oder hybride Strukturen mit garantierten Sockelleistungen und kapitalmarktabhängigen Zusatzkomponenten. Gleichzeitig warnen Vertreter der Kammern vor einem übereilten Systemwechsel, der bestehende Sicherheiten gefährden könnte.

Für viele Apotheker ist nun ein nüchterner Blick auf die eigene Altersvorsorge notwendig. Die Annahme, das Versorgungswerk werde automatisch für einen sicheren Ruhestand sorgen, ist nicht mehr zeitgemäß. Umso wichtiger wird eine begleitende individuelle Finanzplanung, die private und unternehmerische Vorsorgestrategien einschließt. Auch die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt des Renteneintritts, dem Kapitalverzehr in der Entnahmephase und der Rolle familiärer Vermögenswerte gewinnt an Bedeutung.

Die Krise der Versorgungswerke ist kein plötzliches Ereignis, sondern das Ergebnis jahrelanger systemischer Verschiebungen, die zu lange ignoriert oder beschönigt wurden. Apotheker, die oft jahrzehntelang diszipliniert eingezahlt haben, stehen nun vor der beunruhigenden Aussicht, dass ihre Altersvorsorge nicht mehr den ursprünglich erwarteten Lebensstandard sichern könnte. Diese Realität ist unbequem – aber notwendig, um die Debatte in die richtige Richtung zu lenken.

Dass viele Mitglieder der Versorgungswerke sich schlecht informiert oder gar entmündigt fühlen, ist kein Zufall. Die historisch gewachsene Struktur der berufsständischen Versorgung, die auf Pflichtmitgliedschaft und eingeschränkter Mitbestimmung basiert, ist nicht mehr zeitgemäß. Wer monatlich erhebliche Beiträge leistet, muss das Recht haben, über Verwendung, Risikoallokation und Verwaltung Einfluss zu nehmen – oder zumindest verständlich informiert zu werden.

Auch politisch muss sich etwas bewegen. Es braucht gesetzgeberische Impulse für mehr Transparenz, demokratische Strukturen und Risikokontrolle in öffentlich-rechtlich organisierten Versorgungseinrichtungen. Ein stärkeres Aufsichtsregime, ähnlich der BaFin-Kontrolle bei Versicherungsunternehmen, wäre ein Schritt in Richtung Glaubwürdigkeit.

Die Apothekerinnen und Apotheker sind keine homogene Gruppe mehr, die sich mit pauschalen Lösungen abspeisen lässt. Die nächste Generation fordert zu Recht eine Reform, die nicht nur Altfälle verwaltet, sondern Zukunftssicherheit schafft. Die Debatte über die Zukunft der Versorgungswerke ist überfällig – und sie betrifft weit mehr als nur Zahlen in einer Bilanz. Sie betrifft Vertrauen, Lebensplanung und die Würde eines Berufsstands im Alter.

 

Novartis investiert Milliarden in US-Standort – Zeichen politischer Anpassung

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat eine Investitionsoffensive in den Vereinigten Staaten angekündigt. In den kommenden fünf Jahren sollen 23 Milliarden US-Dollar in neue Forschungs- und Produktionskapazitäten fließen. Geplant sind sieben neue Einrichtungen, die sowohl der Entwicklung als auch der Herstellung von Arzneimitteln dienen sollen. Zugleich sollen rund 1.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Wie das Unternehmen erklärte, sollen die wichtigsten Medikamente für den US-Markt künftig vollständig innerhalb der Vereinigten Staaten produziert werden.

Die Mitteilung erfolgte wenige Tage, nachdem die US-Regierung mögliche neue Importzölle auch auf Arzneimittelprodukte in den Raum gestellt hatte. Präsident Donald Trump hatte zuletzt mehrfach betont, die heimische Produktion medizinischer Güter stärken zu wollen – notfalls auch durch protektionistische Maßnahmen. Während Novartis die politischen Hintergründe der Entscheidung nicht kommentiert, verweist das Unternehmen auf das "innovationsfreundliche politische und regulatorische Umfeld" in den USA. Die Mitteilung wurde ausschließlich über die US-Webseite des Konzerns veröffentlicht, eine gleichlautende Veröffentlichung in Europa blieb bislang aus.

Die Investition in Milliardenhöhe lässt sich schwerlich als kurzfristige Reaktion auf jüngste politische Aussagen erklären. Solche strategischen Entscheidungen erfordern lange Vorlaufzeiten. Dennoch fällt die Ankündigung in eine Phase, in der die wirtschaftspolitische Linie der USA zunehmend auf nationale Produktionsketten zielt. Für die Pharmabranche bedeutet dies eine wachsende Unsicherheit im internationalen Warenverkehr. Unternehmen wie Novartis stehen unter Zugzwang, ihre globale Standortstrategie an neue Rahmenbedingungen anzupassen.

Mit dem massiven Ausbau der US-Präsenz verschafft sich Novartis nicht nur besseren Zugang zu einem der weltweit größten Pharmamärkte, sondern signalisiert auch Bereitschaft zur politischen Kooperationsbereitschaft. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach den Folgen für bisherige Produktionsstandorte, insbesondere in Europa. Ob es sich bei dem Schritt um eine einmalige Maßnahme oder den Auftakt zu einer strukturellen Verschiebung handelt, bleibt zunächst offen.

Die Entscheidung von Novartis, in großem Umfang in den USA zu investieren, ist weit mehr als ein bloßes Standortbekenntnis. Sie markiert einen strategischen Richtungswechsel, der die geopolitischen Verschiebungen in der Industrieproduktion widerspiegelt. Die Androhung von Zöllen auf importierte Medikamente, die bislang als unwahrscheinlich galt, wird nun zum realen Einflussfaktor unternehmerischer Entscheidungen. Auch wenn Novartis offiziell keinen Zusammenhang zur US-Handelspolitik herstellt, liegt der zeitliche Zusammenhang nahe.

Die Pharmabranche sieht sich zunehmend gezwungen, in geopolitisch bevorzugte Räume zu investieren, um Marktzugang, Planungssicherheit und regulatorische Stabilität zu sichern. Dies könnte mittelfristig zu einer Re-Regionalisierung der Arzneimittelproduktion führen. Besonders Europa sollte diese Entwicklung aufmerksam verfolgen. Wenn Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich nicht mehr auf dem eigenen Kontinent, sondern in den USA getätigt werden, stellt sich die Frage nach der Attraktivität des hiesigen Umfelds für international tätige Unternehmen.

Novartis sendet mit dieser Investitionsentscheidung ein deutliches Signal – nicht nur an die amerikanische Politik, sondern auch an die eigene Branche. Wer künftig im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss nicht nur innovativ sein, sondern auch geopolitisch beweglich.

 

Abnehmen auf Kosten der Muskulatur: Fachgesellschaft warnt vor Risiken durch Diät-Medikamente

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) schlägt Alarm: Immer mehr Menschen setzen bei der Gewichtsreduktion auf sogenannte Abnehmspritzen, ohne begleitende Ernährungstherapie oder ausreichende körperliche Aktivität. Die Folge sei nicht nur ein Verlust an Körperfett, sondern in vielen Fällen auch ein erheblicher Abbau von Muskulatur – mit gesundheitlich gravierenden Folgen.

Besonders problematisch ist aus Sicht der Fachgesellschaft die wachsende Beliebtheit von Medikamenten wie Semaglutid oder Tirzepatid, die ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurden. Diese Wirkstoffe reduzieren durch ein verstärktes Sättigungsgefühl und verzögerte Magenentleerung die Kalorienzufuhr. Ohne gezielte Maßnahmen zur Erhaltung der Muskelmasse droht jedoch eine Form der Mangelernährung, die insbesondere bei adipösen Menschen unterschätzt werde.

Laut Experten tritt bei einer rein auf Gewichtsverlust fokussierten Therapie häufig ein unbeabsichtigter Muskelabbau ein, der unter dem Begriff Sarkopenie als eigenständiges Krankheitsbild gilt. Diese Entwicklung sei vor allem dann kritisch, wenn Diäten nicht von einer eiweißreichen Ernährung und Bewegung begleitet werden. Der drohende Verlust an Muskelkraft könne nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, sondern auch das Risiko für metabolische Folgeerkrankungen, Mobilitätseinschränkungen und Stürze erhöhen.

Die DGEM fordert daher eine verbindliche interdisziplinäre Betreuung adipöser Patientinnen und Patienten. Medikamente dürften laut aktueller Zulassung ohnehin nur im Rahmen eines Gesamtkonzepts mit Ernährungs- und Bewegungstherapie eingesetzt werden. In der Praxis jedoch fehle es häufig an der strukturierten Umsetzung solcher Programme, kritisieren Fachleute. Stattdessen würden Patientinnen und Patienten mit einer Spritze allein gelassen – ein gefährlicher Irrweg, der langfristig mehr schaden als nützen könne.

Eine fundierte Ernährungstherapie bei Adipositas zielt auf weit mehr als bloße Kalorienreduktion. Sie soll sicherstellen, dass trotz verringerter Energiezufuhr eine ausreichende Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen gewährleistet bleibt. Im Zentrum stehen der Erhalt der Muskelmasse, die Förderung eines gesunden Essverhaltens und eine individuelle Anpassung an den Lebensalltag der Betroffenen.

Empfohlen wird daher eine qualifizierte Betreuung durch Ernährungsexperten wie Diätassistenten oder Ernährungsmediziner. Eine entsprechende Überweisung durch Haus- oder Fachärzte mit Notwendigkeitsbescheinigung ist möglich, sofern sie nicht selbst über eine ernährungsmedizinische Qualifikation verfügen. Die DGEM betont: Adipositas ist eine chronische Erkrankung mit komplexen Ursachen – und keine Bagatelle, die sich mit Medikamenten allein kontrollieren lässt.

Die Diskussion um medikamentöse Unterstützung beim Abnehmen verdeutlicht ein altes Dilemma: Die Hoffnung auf schnelle Lösungen verführt viele dazu, Risiken auszublenden. Wer denkt, mit einer Spritze das komplexe Problem Adipositas lösen zu können, verkennt die Tiefe der Herausforderung. Der Muskelverlust ist dabei kein Kollateralschaden, sondern ein systemisches Warnsignal. Sarkopenie gefährdet nicht nur die körperliche Belastbarkeit, sondern auch die metabolische Gesundheit – und wird viel zu selten als ernstes Risiko wahrgenommen.

Es ist bezeichnend, dass selbst bei verordneten Medikamenten oft auf begleitende Maßnahmen verzichtet wird, obwohl diese Teil der Zulassungsvoraussetzung sind. Der Druck auf Ärztinnen und Ärzte, schnelle Erfolge vorweisen zu können, wird durch gesellschaftliche Erwartung und mediale Vorbilder noch verschärft. Doch nachhaltige Gesundheitsziele lassen sich nicht delegieren – schon gar nicht an eine Injektionslösung.

Die Politik ist ebenso gefragt wie die Gesundheitsberufe: Es braucht verbindliche Strukturen für interdisziplinäre Adipositastherapie, eine klare Vergütungsregelung für Ernährungstherapie und mehr öffentliche Aufklärung über die Bedeutung von Muskelgesundheit. Der Erhalt von Muskelmasse ist kein Nebenschauplatz – sondern Grundvoraussetzung für langfristige Therapieerfolge. Wer das ignoriert, riskiert eine gesundheitliche Fehlentwicklung mit Ansage.

 

Wenn das Ich sich täuscht: Selbstbetrug als psychologischer Selbstschutz

Selbsttäuschung ist kein seltenes Phänomen, sondern ein verbreiteter Mechanismus, mit dem sich viele Menschen unbewusst das Leben erleichtern. Neue psychologische Studien legen nahe, dass es dabei weniger um strategische Manipulation als vielmehr um emotionale Selbstregulation geht. Insbesondere in alltäglichen Situationen, in denen es keine äußeren Belohnungen gibt, zeigt sich: Der Mensch betrügt sich nicht, um zu täuschen, sondern um sich besser zu fühlen.

Untersucht wurde unter anderem das Verhalten von Personen bei der Angabe von Kalorien in einer App. Teilnehmer, die keine konkreten Informationen über die Energiegehalte der Speisen erhielten, neigten dazu, bewusst niedrigere Angaben zu machen. Die Interpretation der Forscher: Der Selbstbetrug diente nicht der Außenwirkung, sondern dem Bedürfnis, sich selbst als gesundheitsbewusst zu erleben. Dieses Muster setzte sich in weiteren Tests fort, etwa bei der Einschätzung der eigenen Intelligenz oder bei der Bewertung von Finanzwissen.

Besonders deutlich wurde der Mechanismus beim Vergleich von Gruppen, die sich bei einem IQ-Test selbst bewerten durften, mit solchen, deren Leistung objektiv festgehalten wurde. Jene, die die Möglichkeit zur Eigenbewertung hatten, überschätzten nicht nur ihre tatsächliche Leistung, sondern auch ihre Erfolgsaussichten bei einem zweiten Test. Sie interpretierten ihren vermeintlichen Erfolg als Beleg für persönliche Fähigkeiten – nicht als Ergebnis der Umstände oder ihrer Schummelei.

Doch die Neigung zur Selbsttäuschung ist nicht unbeeinflussbar. Eine der Untersuchungen zeigte, dass bereits das Lesen eines kritischen Artikels über mangelhafte Finanzkompetenz in der Bevölkerung genügte, um die Anzahl der Täuschungsversuche zu senken. Verunsicherung scheint den Impuls zur Selbstaufwertung zu bremsen – zumindest vorübergehend.

Trotzdem warnen Fachleute davor, den Selbstbetrug zu unterschätzen. Denn auch wenn er kurzfristig das Selbstwertgefühl stärkt, kann er langfristig den Blick auf die eigene Realität verzerren. Besonders in sensiblen Bereichen wie Gesundheit oder finanzieller Planung könne dies fatale Folgen haben. Experten raten daher, sich mit der eigenen Selbstwahrnehmung kritisch auseinanderzusetzen und Reflexion gezielt zu fördern.

Der Mensch will sich mögen. Dieses tiefe Bedürfnis nach Selbstbestätigung treibt oft zu Täuschungen – nicht gegen andere, sondern gegen sich selbst. Wer beim Kalorienzählen trickst oder den eigenen IQ überschätzt, tut dies nicht zwangsläufig aus Bosheit oder Narzissmus, sondern häufig aus einem inneren Drang nach Stabilität. Es ist ein psychologisches Selbstgespräch, das die rauen Ecken der Realität abrundet.

Doch so verständlich dieser Mechanismus ist, so riskant ist seine Daueranwendung. Der Übergang von Schutzfunktion zu Realitätsverlust ist fließend. Wer sich zu oft einredet, alles im Griff zu haben, sieht irgendwann nicht mehr, wo Hilfe nötig wäre. Gerade in einer Zeit, in der Selbstoptimierung und Leistungsdruck allgegenwärtig sind, ist es essenziell, zwischen berechtigtem Selbstvertrauen und gefährlicher Selbsttäuschung zu unterscheiden.

Die Forschung liefert nicht nur Erklärungen, sondern auch Hinweise auf Lösungen. Der Schlüssel liegt in bewusster Auseinandersetzung, in der Bereitschaft zur Selbstkritik. Wer erkennt, dass auch das eigene Gehirn ein geschickter Illusionist sein kann, ist besser gerüstet – für klare Entscheidungen und ein gesünderes Verhältnis zum eigenen Ich.

 

Glosse: Karl bleibt krass – ein Minister macht Medienkarriere

Der Abschied von Karl Lauterbach als Gesundheitsminister mag manchen überraschen – aber nicht Karl Lauterbach. Während andere Kabinettsmitglieder nach dem Dienstschluss in den Ruhestand taumeln wie Schüler nach der letzten Abiklausur, hat Lauterbach längst den Stundenplan für die nächste Lebensetappe geschrieben. Nur eben ohne Pause. Und ohne Salz.

Statt sich in diskretem Schweigen zu üben oder Memoiren zu diktieren, nutzt Lauterbach seine neue Freiheit als Generalprobe fürs Multitalent-Dasein. Wer ihn kennt – oder wenigstens sein Twitter-Profil abonniert hat – weiß: Dieser Mann will nicht einfach abdanken, er will durchstarten. Und zwar mit allem, was die moderne Unterhaltungslandschaft hergibt – solange es einen gewissen moralischen Nährwert hat.

Schon werden Stimmen laut, er werde fester Bestandteil des Podcasts „Lanz & Precht“. Kein Wunder, denn wo zwei Männer über alles reden, was sie selbst für relevant halten, fehlt bisher nur einer, der alles mit Zahlen unterfüttert, zwischendurch den Blutdruck misst und das Gespräch mit einem Nebensatz über Long Covid auf ein völlig neues Stimmungstief bringt. Der Titel der Show? Vielleicht bald: „Lanz & Precht & Lauterbach – Drei Männer, ein Warnhinweis.“

Auch für Kinder hat Karl jetzt Zeit. Genauer: für die „Sendung mit der Maus“. Wo früher die Lach- und Sachgeschichten auf nette Weise erklärten, wie eine Zahnbürste funktioniert, erklärt Karl künftig, warum Zahnfleischbluten auf eine systemische Entzündung hinweisen kann und was das mit dem Klimawandel zu tun hat. Da darf der kleine blaue Elefant schon mal eine halbe Stunde betreten schweigen.

Doch nicht nur die öffentlich-rechtliche Bildungswelt wird aufgemischt – auch die Küche. Denn der Mann, der Deutschland durch diverse Pandemiewellen geführt hat, möchte nun zeigen, wie man auch ohne Salz nicht nur überlebt, sondern richtig Spaß hat. Zum Beispiel mit: gedünsteter Brokkoli an Brokkoli auf einem Bett aus Brokkoli. Sein geplantes Kochbuch „Mein Leben ohne Salz“ könnte so zur bitteren Antwort auf Jamie Oliver werden – im wahrsten Sinne des Wortes.

Und weil das alles nicht genügt, plant Lauterbach auch noch eine eigene KI. Der „KarlBot3000“ – ein virtueller Ratgeber, der bei Schlaflosigkeit beruhigend flüstert: „Ihr Melatoninspiegel ist unauffällig, aber vielleicht sollten Sie weniger Twitter lesen.“ Wer sich also künftig Sorgen um sein Cholesterin macht, bekommt keine Werbung mehr von Margarineherstellern, sondern ein Live-Update von Lauterbachs digitalem Zwilling – wahlweise mit PDF-Ausdruck oder gesprochener Diagnose in Originaltonlage.

Doch der eigentliche Höhepunkt folgt auf der Bühne. Lauterbachs Soloprogramm „Monologe über Maskenpflicht und Mitgefühl“ wird vermutlich keine Stand-up-Comedy, sondern eher ein Sit-down mit Durchhalteparolen. Die Eintrittskarte? Inklusive CO₂-Ausgleich, Handdesinfektion und einer kurzen Evaluation der Risikogruppe. Wer Glück hat, bekommt am Ende eine ärztlich beglaubigte Erheiterungspauschale.

Karl Lauterbach ist also nicht weg. Er hat nur das Genre gewechselt. Vom Krisenmanager zum Kurator des Alltags, vom Gesundheitsminister zum Gesamtkunstwerk. Während seine Nachfolger in Berlin Akten wälzen, moderiert er schon die nächste Gesundheitsfolge im Kinderfernsehen, kocht ohne Salz und lacht sich backstage über seine eigene KI schlapp.

Es gibt Karrieren. Und es gibt Karl.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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