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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Genetische Daten, die Rolle der Apotheken im digitalen Wandel, politische Versäumnisse bei der GKV-Finanzierung, stagnierende Umsätze bei DocMorris und ein Sicherheitseklat in Bochum – die jüngsten Entwicklungen im Gesundheitswesen zeigen, wie fragil das Gleichgewicht zwischen Fortschritt, Verantwortung und Versorgung geworden ist. Während innovative Ansätze wie die App „Gesund Daheim“ oder die geplante Verordnungsdatenbank der DAK neue Wege eröffnen, fehlen gleichzeitig mutige Entscheidungen bei der Honorierung lokaler Apotheken und dem Umgang mit E-Rezepten. Die Gesundheitspolitik tritt auf der Stelle, Reformkommissionen ersetzen keine strukturellen Lösungen. Und selbst dort, wo Digitalisierung längst möglich wäre, blockieren alte Verträge moderne Prozesse. Ein komplexes Geflecht aus Chancen, Risiken und politischer Untätigkeit – mit unmittelbaren Folgen für Patienten, Leistungserbringer und die Zukunft der Versorgung.
In Deutschland rückt die Rolle genetischer Informationen im Rahmen von Berufsunfähigkeitsversicherungen zunehmend in den Fokus einer ethisch und datenschutzrechtlich sensiblen Debatte. Während medizinisch-genetische Diagnostik enorme Fortschritte gemacht hat und eine individualisierte Risikoeinschätzung ermöglichen könnte, setzt das Gendiagnostikgesetz klare Grenzen. Versicherer dürfen genetische Daten bei der Antragstellung weder einfordern noch auswerten. Dieses gesetzliche Verbot spiegelt die gesellschaftliche Einigkeit wider, dass genetische Dispositionen keine Grundlage für Diskriminierung bei der sozialen Absicherung sein dürfen. Gleichwohl bleibt die Diskussion darüber, ob genetische Vorkenntnisse zur Risikokalkulation beitragen sollten, aktuell – insbesondere in Anbetracht steigender Anforderungen an die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Versicherer.
Zeitgleich zeichnet sich auf gesundheitspolitischer Ebene eine neue Weichenstellung ab. Die Einigung zwischen CDU, CSU und SPD auf einen Koalitionsvertrag markiert den Versuch, inmitten multipler Krisenlagen eine stabile und handlungsfähige Regierung zu etablieren. Der Vertrag umfasst auf 146 Seiten zentrale Zielsetzungen für die kommenden vier Jahre, darunter auch substanzielle gesundheitspolitische Vorhaben. Tino Sorge, als möglicher Gesundheitsminister im Gespräch, hebt die konstruktive Zusammenarbeit der Koalitionspartner hervor und betont die fachlich fundierten Ergebnisse der AG Gesundheit, deren Vorschläge weitgehend in das Programm übernommen wurden. Dennoch stößt das Dokument auch auf Kritik: Besonders auffällig ist das Fehlen konkreter Steuerzuschüsse für versicherungsfremde Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Statt die GKV direkt durch Mittel aus dem Bundeshaushalt zu entlasten, setzt die Koalition auf Reformkommissionen und Sparziele, ein Schritt, der von zahlreichen Gesundheitsexperten als zu zögerlich bewertet wird.
Auch auf unternehmerischer Seite sind Anpassungen zu beobachten. Beim Online-Apothekenkonzern DocMorris mehren sich Anzeichen strategischer Neuorientierung. Zwar konnte das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresquartal bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln Umsatzzuwächse verbuchen, doch die Entwicklung stagniert im direkten Vergleich zum vorherigen Quartal. Im OTC-Segment blieb das Wachstum ebenfalls verhalten. Marktanalysten interpretieren dies als Hinweis auf eine mögliche Marktsättigung oder strukturelle Probleme, die den Handlungsspielraum des Konzerns zunehmend einengen könnten.
Während große Marktakteure mit Herausforderungen konfrontiert sind, bemühen sich stationäre Apotheken um strukturelle Verbesserungen auf politischer Ebene. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe fordert die rasche Umsetzung zentraler Punkte aus dem Koalitionsvertrag. Vorstandsvorsitzender Thomas Rochell verweist auf das anhaltende Apothekensterben und drängt auf eine Erhöhung des Apothekenhonorars auf 9,50 Euro je Arzneimittelpackung. Diese Maßnahme könne kurzfristig durch eine einfache Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung umgesetzt werden, ohne dass ein komplexes Gesetzgebungsverfahren erforderlich wäre. Rochell betont, dass ein starkes Apothekennetz entscheidend für die flächendeckende Gesundheitsversorgung sei.
Parallel dazu gewinnt die Digitalisierung des Gesundheitssystems weiter an Dynamik. Die DAK-Gesundheit plant den Aufbau einer umfassenden Verordnungsdatenbank, die kassenübergreifend Informationen über ärztliche Verordnungen sammelt und auswertet. Ziel ist die Entwicklung einer onlinebasierten Softwarelösung, die anonymisierte Daten zu Arznei- und Hilfsmittelabgaben aus öffentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken systematisch analysiert. Der Vorstoß der DAK wird als bedeutender Schritt hin zu datenbasierter Versorgungssteuerung gewertet, birgt jedoch auch datenschutzrechtliche Herausforderungen, die im weiteren Verlauf adressiert werden müssen.
Ein weiteres Beispiel für den digitalen Wandel liefert die neue Anwendung „Gesund Daheim“. Sie wurde durch eine Kooperation von IhreApotheken.de, einem Gemeinschaftsprojekt von Noweda und Burda, sowie dem Schwäbischen Verlag entwickelt. Die App richtet sich gezielt an Menschen in ländlichen Regionen und soll den Zugang zu Apothekendienstleistungen verbessern. Neben der digitalen Vorbestellung von Medikamenten ermöglicht sie auch die direkte Kommunikation mit der lokalen Apotheke, ein Service, der insbesondere älteren Menschen den Alltag erleichtern kann und gleichzeitig die Relevanz des stationären Apothekenwesens unterstreicht.
Auch auf europäischer Ebene gibt es Entwicklungen im Bereich Prävention. Die Europäische Kommission hat die Zulassung des RSV-Impfstoffs Abrysvo von Pfizer erweitert. Während die Zulassung bisher auf Personen ab 60 Jahren beschränkt war, ist der Impfstoff nun auch für Erwachsene zwischen 18 und 59 Jahren verfügbar. Diese Entscheidung erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Belastungen des europäischen Gesundheitssystems durch das Respiratorische Synzytial-Virus, das jährlich zehntausende Krankenhausaufenthalte verursacht. Mit der erweiterten Zulassung soll der präventive Schutz für weitere Bevölkerungsgruppen gewährleistet werden, insbesondere für vulnerable Patienten mit chronischen Vorerkrankungen.
In Deutschland wird der Fortschritt im Bereich E-Rezept weiterhin von strukturellen Hürden ausgebremst. Obwohl mit dem Leipziger Unternehmen Scanacs eine funktionierende Infrastruktur für die Direktabrechnung vorhanden ist, verhindern veraltete Vertragsmechanismen zwischen Apotheken und Krankenkassen eine flächendeckende Einführung. Die bestehenden Arzneimittellieferverträge sehen meist monatliche Abrechnungszyklen vor, wodurch die Echtzeitabrechnung von E-Rezepten kaum praktikabel ist. Apothekenverbände fordern daher Nachbesserungen, um Effizienz und Liquidität zu verbessern und den digitalen Wandel im Gesundheitswesen voranzutreiben.
Für erhebliche Aufmerksamkeit sorgte zuletzt ein Vorfall in Bochum, bei dem es durch eine fehlerhafte Auslösung der Alarmanlage in einer Apotheke zur Freisetzung von Reizgas kam. Die Folge war die Evakuierung eines gesamten Einkaufszentrums sowie die Verletzung von sieben Personen, die mit Augenreizungen und Atembeschwerden medizinisch behandelt werden mussten. Der Vorfall wirft Fragen zur Sicherheitstechnologie und zum Umgang mit Gefahrstoffen in Apotheken auf. Behörden prüfen derzeit, ob technische Mängel oder menschliches Versagen zu dem Vorfall führten. In jedem Fall zeigt sich, dass Notfallmanagement und Sicherheitsvorkehrungen in sensiblen Umgebungen wie Apotheken regelmäßig überprüft und angepasst werden müssen, um solche Zwischenfälle künftig zu vermeiden.
Der Umgang mit sensiblen Daten, politischen Versprechen und digitalen Umbrüchen im Gesundheitswesen offenbart ein Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Während das Gendiagnostikgesetz in Deutschland zurecht als Bollwerk gegen Diskriminierung durch genetische Informationen gilt, droht der Fortschritt in der Präzisionsmedizin an regulatorischen Schranken zu scheitern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung steht exemplarisch für das Dilemma: Einerseits wäre eine differenziertere Risikobewertung technisch möglich, andererseits ist der Schutz der Persönlichkeitsrechte nicht verhandelbar. Die Politik muss diesen Spagat klug moderieren – mit Augenmaß und Transparenz.
Dasselbe Maß an Umsicht fehlt derzeit bei der Umsetzung zentraler gesundheitspolitischer Ziele. Der neue Koalitionsvertrag ist ein Kompromisspapier mit erkennbarem Bemühen um Stabilität – doch beim Thema GKV-Finanzierung bleibt die Koalition mutlos. Der Verzicht auf Steuerzuschüsse bei versicherungsfremden Leistungen ist kein Beitrag zur Konsolidierung, sondern eine Verschiebung der Verantwortung zulasten der Beitragszahler. Es reicht nicht, Kommissionen einzusetzen – was gebraucht wird, ist politischer Wille zur strukturellen Entlastung.
Währenddessen verschärft sich der Druck auf Apotheken vor Ort. Die Forderung des AVWL nach einer sofortigen Honoraranpassung auf 9,50 Euro pro Packung ist mehr als berechtigt. Dass eine solche Maßnahme durch eine einfache Änderung der Arzneimittelpreisverordnung umsetzbar wäre, legt die politische Untätigkeit bloß. Wer von flächendeckender Versorgung spricht, muss auch bereit sein, sie zu finanzieren.
Gleichzeitig zeigen Initiativen wie die App „Gesund Daheim“, wie digitale Tools sinnvoll zur Unterstützung ländlicher Versorgung beitragen können – vorausgesetzt, sie ergänzen und stärken die lokalen Apotheken statt sie zu ersetzen. Dasselbe gilt für die geplante Verordnungsdatenbank der DAK-Gesundheit: Fortschritt ja, aber nur mit klaren Regeln zum Datenschutz.
Der Fall DocMorris wiederum führt vor Augen, dass auch digitale Vorreiter mit Marktsättigung und Kundenabwanderung kämpfen. Das Wachstum stößt an natürliche Grenzen, wenn es nicht durch Vertrauen und Service gestützt wird. Hier können stationäre Apotheken punkten – wenn man sie denn lässt.
Nicht zuletzt mahnt der Vorfall in Bochum zur Demut: Technik ersetzt nicht Verantwortung. Wenn Reizgas versehentlich freigesetzt wird, weil Alarmsysteme versagen, sind Menschenleben in Gefahr. Der Zwischenfall ist ein Weckruf an alle Beteiligten, Sicherheitskonzepte in sensiblen Bereichen nicht nur zu planen, sondern regelmäßig auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen.
Die Summe der Ereignisse macht deutlich: Eine resiliente Gesundheitsversorgung braucht keine Schönwetterpolitik, sondern konsequentes Handeln, verlässliche Strukturen – und den Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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