
Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Retaxationen können Apotheken in existenzielle Nöte bringen – doch mit gezielten Maßnahmen lassen sich viele Vermögensschäden vermeiden. Währenddessen droht auf globaler Ebene ein neuer Handelskonflikt: Die von der US-Regierung angekündigten Zölle auf EU-Importe sorgen für Verunsicherung, auch wenn Experten noch Verhandlungsspielräume sehen. In der deutschen Innenpolitik offenbart sich derweil eine Vertretungslücke: Bei einer wichtigen gesundheitspolitischen Veranstaltung des CDU-Wirtschaftsrats blieb die Apothekerschaft nahezu unsichtbar. Parallel dazu spitzt sich die Lage in der Pflege dramatisch zu – mehr als tausend Einrichtungen sind seit dem vergangenen Jahr in finanzielle Schieflage geraten. Auch die Apotheken trifft es: Lieferengpässe bei Arzneimitteln bleiben ein strukturelles Problem, das die Versorgungssicherheit untergräbt. Der Gesetzgeber reagiert nun mit einer signifikanten Erhöhung der Festbeträge für versorgungskritische Medikamente – ein außergewöhnlicher Schritt. Apotheken, die finanziell unter Druck geraten, erhalten durch die Insolvenz in Eigenverwaltung immerhin eine Chance auf Restrukturierung in Eigenregie. Doch nicht nur bei Apotheken stehen die Zeichen auf Krise: Auch Medigene, ein innovatives Biotech-Unternehmen, ringt mit der drohenden Insolvenz. Währenddessen setzt CompuGroup Medical auf strategisches Wachstum und übernimmt den Fachverlag Perimed, um die digitale Patientenkommunikation auszubauen. Im Bereich Arzneimittelsicherheit rückt die Opioidkrise in den Fokus – mit neuen, strengen Warnhinweisen für Oxycodon und Fentanyl will Deutschland der Suchtgefahr begegnen. Bayer strebt derweil die Erweiterung der Eylea-Zulassung auf neue Indikationen an und verfolgt damit konsequent seine Strategie im Augenarzneimittelmarkt. Und auch bislang unterschätzte Gesundheitsgefahren wie die Otomykose rücken zunehmend in das Bewusstsein – eine Pilzinfektion des Gehörgangs, die oft harmlos beginnt, aber bei Risikogruppen ernsthafte Folgen haben kann.
Schutz vor Retaxationen: Wie Apotheken Vermögensschäden verhindern können
Retaxationen stellen für Apotheken in Deutschland eine erhebliche wirtschaftliche Belastung dar. Dabei handelt es sich um die nachträgliche Kürzung oder Rückforderung von Zahlungen durch Krankenkassen, wenn diese feststellen, dass bei der Abrechnung von Arzneimitteln Fehler unterlaufen sind. Diese Praxis kann zu erheblichen finanziellen Schäden führen, die in manchen Fällen existenzbedrohend sind. Es ist daher von großer Bedeutung, dass Apotheken Maßnahmen ergreifen, um sich vor solchen Vermögensschäden zu schützen.
Zunächst einmal ist es essenziell, dass Apotheken ihre internen Prozesse optimieren. Dies beginnt bei der Schulung des Personals. Regelmäßige Fortbildungen im Bereich der Abrechnungsvorschriften und der aktuellen Gesetzeslage sind unerlässlich. Apothekenmitarbeiter müssen mit den Anforderungen und Bestimmungen der Krankenkassen vertraut sein, um Fehler bei der Abrechnung zu vermeiden. Auch die Implementierung von Softwarelösungen, die Abrechnungsfehler frühzeitig erkennen und verhindern können, ist ein wichtiger Schritt. Diese Programme unterstützen das Personal dabei, sämtliche Verordnungen korrekt zu erfassen und abzurechnen.
Eine weitere Maßnahme ist die intensive Überprüfung aller eingehenden Verordnungen. Apotheken sollten einen zusätzlichen Prüfmechanismus etablieren, der sicherstellt, dass jede Verordnung vor der Abrechnung auf ihre Richtigkeit kontrolliert wird. Dies kann durch ein Vier-Augen-Prinzip geschehen, bei dem eine zweite qualifizierte Person die Verordnung überprüft, bevor sie eingereicht wird.
Auch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern kann sinnvoll sein. Es gibt spezialisierte Abrechnungsstellen, die die Überprüfung und Abwicklung von Rezepten übernehmen. Diese Dienstleister verfügen über umfangreiche Erfahrung und aktuelle Kenntnisse der Abrechnungsmodalitäten und können somit helfen, Retaxationen zu minimieren.
Sollte es dennoch zu einer Retaxation kommen, ist es wichtig, dass Apotheken sich rechtzeitig und sachgemäß wehren. Dies bedeutet, dass sie gegen unberechtigte Retaxationen Widerspruch einlegen und gegebenenfalls rechtlichen Beistand in Anspruch nehmen. Viele Apothekerkammern und -verbände bieten Unterstützung und Beratung in solchen Fällen an. Auch der Abschluss einer Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung kann sinnvoll sein. Diese Versicherungen decken finanzielle Schäden ab, die durch Retaxationen entstehen können, und bieten Apothekern so eine zusätzliche Sicherheit.
Zusammengefasst müssen Apotheken eine Kombination aus präventiven und reaktiven Maßnahmen ergreifen, um sich vor den wirtschaftlichen Folgen von Retaxationen zu schützen. Durch die Optimierung interner Abläufe, die Nutzung externer Dienstleister, die Schulung des Personals und den Abschluss geeigneter Versicherungen können Apotheken das Risiko von Vermögensschäden erheblich reduzieren.
Die Problematik der Retaxationen zeigt einmal mehr, wie komplex und herausfordernd das Gesundheitswesen für Apotheken geworden ist. Es ist nicht nur die Verantwortung der Apotheken, ihre Prozesse zu optimieren und sich zu schützen, sondern auch die der Krankenkassen und des Gesetzgebers, für klare und faire Rahmenbedingungen zu sorgen. Die aktuelle Praxis der Retaxationen belastet das Verhältnis zwischen Apotheken und Krankenkassen und führt zu unnötigen finanziellen und administrativen Hürden.
Es wäre wünschenswert, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um Lösungen zu finden, die sowohl den Apotheken als auch den Versicherten zugutekommen. Eine vereinfachte und transparente Abrechnungsstruktur könnte hierbei ein erster Schritt sein. Letztlich sollte das Ziel sein, eine hochwertige und reibungslose Versorgung der Patienten sicherzustellen, ohne dass Apotheken durch bürokratische Hürden und finanzielle Risiken unnötig belastet werden.
Verschärfte Handelspolitik: EU und USA am Scheideweg der Verhandlungen
Der Handelskonflikt zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten erreicht eine neue Eskalationsstufe unter der Trump-Administration, die tiefgreifende wirtschaftliche und geopolitische Folgen für beide Seiten des Atlantiks nach sich ziehen könnte. Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, pauschale Zölle von zehn Prozent auf alle Importe und spezifische Zollerhöhungen von 20 Prozent für EU-Importe ab dem 9. April einzuführen, hat international für Unruhe gesorgt. Laura von Daniels, eine renommierte Expertin für US-Handelspolitik von der Stiftung Wissenschaft und Politik, sieht trotz der rigiden Haltung der US-Regierung noch Spielraum für Verhandlungen.
Von Daniels analysiert, dass die von Trump eingeschlagenen Handelswege nicht nur wirtschaftlichen Druck ausüben, sondern auch politische Botschaften senden, die die transatlantischen Beziehungen auf eine harte Probe stellen. Sie warnt vor einer weiteren Verschärfung des Konflikts, der zu erheblichen Störungen im globalen Handelssystem führen könnte. Besonders brisant ist die Möglichkeit weiterer US-Zölle auf spezifische Branchen wie die Pharmabranche, die erhebliche Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben könnte. Darüber hinaus könnten Exportrestriktionen für Hochtechnologiegüter nach China europäische Unternehmen in eine schwierige Lage bringen und ihre globale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Die Rolle Deutschlands als Europas größte Volkswirtschaft ist in diesem Konflikt besonders kritisch. Von Daniels betont, dass Deutschlands Entscheidung, ob es bereit ist, wirtschaftliche Nachteile zum Wohl einer gemeinsamen EU-Strategie zu akzeptieren, maßgeblich sein wird. Diese Entscheidung wird nicht nur innerhalb der EU, sondern auch international genau beobachtet.
In den USA selbst könnte der zunehmende innenpolitische Druck Trumps Handlungsspielraum begrenzen. Wirtschaftsanalysen deuten darauf hin, dass die Zölle US-Haushalte zwischen 3000 und 5000 Dollar jährlich kosten könnten, was erheblichen Unmut in der Bevölkerung und sogar in Trumps eigener Wählerbasis hervorrufen könnte. Dieser wachsende Widerstand könnte zu einer Neubewertung seiner Handelsstrategie führen, möglicherweise sogar zu einer sichtbaren Distanzierung von Schlüsselfiguren wie Elon Musk, die mit unpopulären Maßnahmen verbunden sind.
Die aktuelle Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und der EU stellt eine ernsthafte Herausforderung für die internationale Ordnung dar. Die EU steht vor einem Dilemma: Einerseits muss sie ihre wirtschaftlichen Interessen verteidigen, andererseits ist die Aufrechterhaltung einer stabilen transatlantischen Partnerschaft von strategischer Bedeutung. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, könnten weitreichende Folgen für die globale Wirtschaftslandschaft und für das politische Klima zwischen den Westmächten haben.
Deutschlands Rolle ist dabei besonders bedeutend. Als wirtschaftliches Schwergewicht der EU hat es viel zu verlieren, aber auch viel Einfluss auf die gemeinsame europäische Antwort. Die Frage, wie Berlin seine Rolle interpretiert und ausfüllt, könnte entscheidend dafür sein, wie sich die EU positioniert und ob es ihr gelingt, eine geschlossene und wirksame Strategie gegenüber den USA zu formulieren.
Das größere Bild zeigt jedoch, dass Handelskriege zunehmend als Instrumente der Geopolitik genutzt werden, wobei die Handelspolitik immer mehr mit sicherheitspolitischen Überlegungen verknüpft wird. Diese Entwicklung birgt das Risiko von Missverständnissen und Fehlkalkulationen, die nicht nur zu wirtschaftlichen Verwerfungen, sondern auch zu politischen und militärischen Spannungen führen können. Es ist daher von größter Wichtigkeit, dass die EU nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine diplomatische Offensive startet, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen und eine Eskalation zu vermeiden, die weit über den wirtschaftlichen Bereich hinausreicht.
Vertretungslücke: Apothekerschaft bei CDU-Wirtschaftsratsveranstaltung kaum präsent
Am 28. März lud der Wirtschaftsrat der CDU zu einer zentralen gesundheitspolitischen Diskussion ein, bei der hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft zusammenkamen, um über die Zukunft des Gesundheitssektors in Deutschland zu debattieren. Trotz der Bedeutung des Ereignisses für den gesamten Gesundheitsbereich war die Teilnahme von Vertretern der Apothekerschaft bemerkenswert gering. Abgesehen von einigen einzelnen Apotheker:innen, die teilnahmen, entschied sich die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), der Veranstaltung fernzubleiben.
Diese Entscheidung der ABDA, nicht teilzunehmen, hat in der Apothekergemeinschaft für Unruhe gesorgt. Die Abwesenheit bei solch einer wichtigen gesundheitspolitischen Veranstaltung wirft Fragen auf hinsichtlich der strategischen Ausrichtung und der politischen Einflussnahme der Apothekerschaft. Wichtige Themen, die an diesem Tag diskutiert wurden, betrafen unter anderem die Regulierung von Medikamentenpreisen, die Digitalisierung im Gesundheitswesen und die zukünftige Rolle der Apotheken in der Versorgungskette. Die mangelnde Präsenz der Apotheker:innen könnte dazu führen, dass ihre speziellen Anliegen und Fachkenntnisse in diesen Diskussionen unterrepräsentiert bleiben.
Die Abwesenheit der ABDA bei der Veranstaltung des CDU-Wirtschaftsrates könnte weitreichende Implikationen für die Apothekerschaft haben. In einer Zeit, in der gesundheitspolitische Entscheidungen zunehmend unter Beteiligung verschiedener Interessengruppen getroffen werden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Stimmen aller relevanten Akteure gehört werden. Apotheker:innen spielen eine zentrale Rolle im Gesundheitssystem, nicht nur bei der Medikamentenabgabe, sondern auch bei der Beratung und Betreuung der Patienten. Ihre Expertise und ihr direkter Kontakt zu den Endverbrauchern sind unverzichtbar, um realitätsnahe und patientenorientierte Lösungen zu entwickeln.
Das Fernbleiben von solchen Veranstaltungen verpasst der Apothekerschaft die Chance, ihre Interessen aktiv einzubringen und potenziell gestaltend auf politische Entscheidungsprozesse einzuwirken. Es ist daher wichtig, dass die ABDA und ihre Mitglieder ihre politische Strategie überdenken und verstärkt in den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern treten. Nur so können sie sicherstellen, dass die Belange und speziellen Herausforderungen des Apothekenwesens in der gesundheitspolitischen Agenda Berücksichtigung finden.
Angesichts der dynamischen Entwicklungen im Gesundheitssektor und der sich wandelnden Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung ist es umso dringlicher, dass die Apothekerschaft ihre Stimme erhebt. Sie muss aktiv Position beziehen und kann es sich nicht leisten, bei gesundheitspolitischen Diskussionen von solcher Tragweite abseits zu stehen. In Zukunft muss eine stärkere Beteiligung und sichtbare Präsenz in politischen Foren angestrebt werden, um die Interessen der Apotheker:innen effektiv zu vertreten und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft des Berufsstands zu stellen.
Alarmstufe Rot in der Pflege: Eine Branche am Rande des Zusammenbruchs
In den letzten Monaten hat sich die finanzielle Lage zahlreicher deutscher Pflegeeinrichtungen dramatisch zugespitzt. Eine vom Arbeitgeberverband Pflege durchgeführte Untersuchung legt offen, dass seit Beginn des vergangenen Jahres insgesamt 1264 Pflegeheime und ambulante Dienste Insolvenzanträge gestellt oder ihren Betrieb eingestellt haben. Die steigende Zahl der Insolvenzen und Schließungen sendet ein klares Signal aus: Trotz eines wachsenden Bedarfs an Pflegeleistungen, bedingt durch eine alternde Gesellschaft, steht die Pflegebranche vor enormen Herausforderungen.
Ein Blick auf den Pflegekonzern Argentum verdeutlicht die Schwierigkeiten, mit denen die Branche konfrontiert ist. Die Insolvenzanmeldung von vier Holdinggesellschaften des Konzerns beim Amtsgericht Bad Homburg ist kein Einzelfall, sondern symptomatisch für die tiefer liegenden Probleme: Fachkräftemangel, exorbitant steigende Betriebskosten, überbordende Bürokratie und chronisch unzureichende Finanzierung. Diese Faktoren zusammengenommen erzeugen einen perfekten Sturm, der die finanzielle Stabilität selbst der größten und etabliertesten Pflegeunternehmen untergräbt.
Besonders problematisch ist die Finanzierungsstruktur in der Pflege. Die Zahlungsmoral der Pflegekassen ist oft alles andere als vorbildlich. Leistungen werden nicht selten verspätet vergütet, was zu erheblichen Liquiditätsengpässen führt. Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, prangert diese Praxis an: "Die Pflegeunternehmen werden regelrecht als Bank der Kassen missbraucht." Auch die Sozialämter tragen zur Misere bei, indem sie die Übernahme der Eigenanteile für bedürftige Personen verzögern, oft über Monate hinweg.
Die politische Reaktion auf diese Krise war bislang unzureichend. Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigte Pflegereform scheiterte an politischen Querelen und dem Bruch der Ampel-Koalition. Diese Untätigkeit könnte schwerwiegende Konsequenzen haben, da ohne grundlegende Reformen die Pflegekrise weiter eskalieren wird.
Die statistischen Zahlen des Bundesamts verdeutlichen das Ausmaß der Herausforderung: Mit 11.250 Pflegeheimen und 15.549 ambulanten Diensten steht ein wesentlicher Teil der deutschen Gesundheitsversorgung auf dem Spiel. Die nächste Bundesregierung steht vor der gewaltigen Aufgabe, die strukturellen Defizite der Pflegebranche anzugehen und nachhaltige Lösungen zu implementieren, um einen Kollaps des Systems zu verhindern.
Die anhaltende Krise in der deutschen Pflegebranche ist nicht nur ein finanzielles oder betriebswirtschaftliches Problem, sondern ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Versäumnis. Die hohe Anzahl von Insolvenzen und Schließungen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das derzeitige System tiefgreifende Mängel aufweist. Es ist alarmierend, dass die Branche, die sich um unsere ältesten und oft hilflosesten Bürger kümmert, derart im Stich gelassen wird.
Die ständigen Verzögerungen bei der Umsetzung notwendiger Reformen sind eine Missachtung der Bedürfnisse einer vulnerablen Bevölkerungsgruppe und derjenigen, die in der Pflege arbeiten. Die Politik muss erkennen, dass Pflege nicht nur eine Frage der Finanzierung, sondern auch der Wertschätzung ist. Jede Verzögerung, jede unterlassene Reform, verschärft die Belastung für Pflegebedürftige und Pflegekräfte gleichermaßen.
Es ist höchste Zeit, dass die Pflege in Deutschland nicht nur als Kostenfaktor gesehen wird, sondern als zentrales Element unseres Sozialsystems, das dringend einer Stärkung bedarf. Eine umfassende, gut durchdachte Reform ist überfällig. Nur so kann vermieden werden, dass die Pflegekrise zu einer dauerhaften sozialen Krise wird, die das Fundament unserer Gesellschaft untergräbt.
Anhaltende Arzneimittellieferengpässe: Ein strukturelles Problem im Gesundheitssystem
Arzneimittellieferengpässe belasten seit Jahren das deutsche Gesundheitssystem und bleiben ein konstantes Problem für Apotheken und Patienten. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) waren im vergangenen Jahr 892 verschiedene rezeptpflichtige Medikamente zeitweise nicht verfügbar. Insbesondere essentielle Medikamentengruppen wie Antibiotika, Inhalativa und Antidiabetika sind von diesen Engpässen betroffen, was die Versorgungssicherheit kritisch untergräbt.
Die Ursachen für diese Engpässe sind vielschichtig. Sie reichen vom globalen Kostendruck und einer zunehmenden Oligopolisierung des Pharmamarktes bis hin zur geografischen Verlagerung der Produktion, vornehmlich nach Asien. Produktionsverzögerungen und Qualitätsprobleme tragen ebenso zu den Engpässen bei, wie gesetzliche Rahmenbedingungen und Exklusivverträge, die den Markt weiter einschränken und die Flexibilität der Apotheken limitieren.
Die Bewältigung dieser Engpässe erfordert von den Apotheken einen erheblichen Mehraufwand. Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) müssen Apotheken im Durchschnitt 23,7 Stunden pro Woche für das Management von Lieferengpässen aufwenden. Dies beinhaltet umfangreiche Rücksprachen mit Ärzten, Großhändlern und Patienten, um alternative Versorgungsmöglichkeiten zu koordinieren.
Trotz verschiedener gesetzlicher Maßnahmen wie dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) sind spürbare Verbesserungen ausgeblieben. Der von der EU-Kommission vorgeschlagene Gesetzentwurf zum Critical Medicines Act (CMA) könnte möglicherweise eine positive Entwicklung darstellen. Dieses Gesetz soll die Produktionskapazitäten in Europa stärken und die globalen Lieferketten diversifizieren, um die Abhängigkeit von Drittländern zu verringern.
Die Abda fordert neben den gesetzlichen Anpassungen auch einen angemessenen finanziellen Ausgleich für das Management der Lieferengpässe und eine Erweiterung der Handlungsspielräume bei der Medikamentenabgabe. Aktuell ist der Austausch von nicht verfügbaren Medikamenten durch alternative Präparate oder Darreichungsformen stark reglementiert, was die Situation weiter kompliziert.
Die fortwährenden Arzneimittellieferengpässe sind symptomatisch für tiefgreifende strukturelle Mängel im deutschen Gesundheitssystem. Die Abhängigkeit von wenigen Produktionsstandorten und die Anfälligkeit der globalen Lieferketten haben eine prekäre Situation geschaffen, die bei geringsten Störungen zu ernsthaften Versorgungsproblemen führt. Es bedarf einer drastischen Überarbeitung der pharmazeutischen Produktions- und Distributionslogistik, um eine nachhaltige und resiliente Arzneimittelversorgung zu gewährleisten.
Der Critical Medicines Act ist ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch bleibt abzuwarten, ob dieser ausreichend greifen wird. Die wiederholten Forderungen der Apotheker nach mehr Flexibilität und finanzieller Unterstützung verdeutlichen den Bedarf an einer umfassenderen Reform, die nicht nur auf die Symptome, sondern auf die Ursachen der Problematik eingeht. Die politischen Entscheidungsträger müssen erkennen, dass ohne eine radikale Neugestaltung der Pharmaproduktion und der gesetzlichen Rahmenbedingungen die Arzneimittelversorgung weiterhin vulnerabel bleibt. Nur durch eine grundlegende Stärkung der lokalen und europäischen Produktionskapazitäten sowie durch verbesserte regulatorische Bedingungen können wir eine zuverlässige Medikamentenversorgung sicherstellen und somit die Gesundheit der Bevölkerung langfristig schützen.
Signifikante Erhöhung der Festbeträge für versorgungskritische Medikamente als Reaktion auf Versorgungsengpässe
Zum 15. April steht eine bedeutende Anpassung in der Preispolitik des deutschen Gesundheitssystems bevor. In einer außergewöhnlichen Maßnahme werden die Festbeträge für bestimmte Medikamente, die als versorgungskritisch eingestuft sind, erhöht. Diese Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der üblichen Praxis der Festbetragsgestaltung, bei der normalerweise Kostensenkungen im Vordergrund stehen. Diesmal jedoch reagiert der Gesetzgeber auf akute Herausforderungen im Arzneimittelmarkt, die durch globale Lieferengpässe und Produktionsrückstände verschärft wurden.
Die Änderung betrifft Arzneimittel, die lebenswichtige Wirkstoffe wie Sulfamethoxazol/Trimethoprim, Ciclosporin, Folinsäure und Tamoxifen enthalten. Diese Wirkstoffe sind unerlässlich für die Behandlung einer Reihe von schweren Gesundheitszuständen, einschließlich bestimmter Krebsarten, schwerer Infektionen und zur Unterstützung bei Organtransplantationen. Die Erhöhung der Festbeträge ist durch das neue Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) geregelt, das den Behörden mehr Flexibilität gibt, um auf Versorgungskrisen schnell und effektiv zu reagieren.
Diese legislative Anpassung zielt darauf ab, die Produktion und Lieferung dieser essentiellen Medikamente zu stabilisieren und damit die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Durch die Erhöhung der Festbeträge erhalten Pharmaunternehmen stärkere finanzielle Anreize, in die Herstellung dieser kritischen Medikamente zu investieren, was wiederum die Verfügbarkeit auf dem Markt verbessern soll. Dies ist ein kritischer Schritt, um die kontinuierliche medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten und die Auswirkungen von globalen Marktstörungen abzumildern.
Die Entscheidung, die Festbeträge für bestimmte, kritische Medikamente zu erhöhen, stellt eine notwendige Anpassung der deutschen Gesundheitspolitik dar. Angesichts der jüngsten Lieferengpässe und der daraus resultierenden Risiken für die Patientenversorgung zeigt dieser Schritt, dass der Gesetzgeber bereit ist, etablierte Verfahren zu überdenken und flexibel auf die sich ändernden Umstände zu reagieren.
Während die Erhöhung der Festbeträge kurzfristig höhere Kosten für das Gesundheitssystem bedeutet, ist sie eine Investition in die langfristige Stabilität der Arzneimittelversorgung. Es ist eine Anerkennung der Tatsache, dass ohne angemessene Vergütung die Produktion und Lieferung essentieller Medikamente nicht nachhaltig sichergestellt werden kann. Diese Maßnahme unterstreicht die Notwendigkeit einer ausgewogenen Preispolitik, die sowohl die ökonomischen Realitäten der Arzneimittelproduktion als auch die kritischen Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigt.
Langfristig könnten solche Entscheidungen dazu beitragen, das Vertrauen der Pharmaindustrie in den deutschen Markt zu stärken und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu verbessern. Es bleibt jedoch eine fortlaufende Aufgabe für Politik und Industrie, die richtige Balance zwischen Kosteneffizienz und Versorgungssicherheit zu finden, besonders in einer Zeit, in der globale Gesundheits- und Wirtschaftskrisen die Systeme bis an ihre Grenzen fordern.
Eigenverwaltung in der Pharmabranche: Ein detaillierter Blick auf das Insolvenzverfahren für Apotheken
Die Insolvenz in Eigenverwaltung bietet eine Chance für Apotheken, eine finanzielle und operative Restrukturierung unter eigener Regie durchzuführen. Dieses Verfahren, eine Alternative zum traditionellen Insolvenzverfahren, erlaubt es dem Apothekenbetreiber, das Ruder in der Hand zu behalten und gleichzeitig das Unternehmen zu sanieren.
Der erste Schritt in einem solchen Verfahren ist die Antragstellung beim zuständigen Insolvenzgericht. Der Antrag muss überzeugend darlegen, warum die Eigenverwaltung die beste Option für Gläubiger und Schuldner ist. Dies erfordert eine detaillierte Darstellung der wirtschaftlichen Lage und einen klaren Plan zur Sanierung der Apotheke. Der Plan sollte nicht nur finanzielle Aspekte, sondern auch strategische Maßnahmen zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit umfassen.
Ein entscheidender Faktor in der Eigenverwaltung ist die Rolle des Sachwalters. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Insolvenzverwalter, der die Leitung des Unternehmens übernimmt, agiert der Sachwalter eher als Überwachungsinstanz. Er prüft die wirtschaftlichen Entscheidungen des Apothekeninhabers und stellt sicher, dass die Interessen der Gläubiger gewahrt bleiben. Diese Konstellation ermöglicht es dem Inhaber, seine Marktkenntnisse und betrieblichen Kompetenzen einzusetzen, um die Apotheke effektiv zu sanieren.
Kommunikation spielt eine herausragende Rolle im Prozess der Eigenverwaltung. Die offene Kommunikation mit Mitarbeitern ist essenziell, um die Moral und das Engagement während der unsicheren Zeiten zu erhalten. Ebenso wichtig ist die Transparenz gegenüber Lieferanten und Kunden, die von der Fortführung der Geschäftsbeziehungen überzeugt werden müssen. Der Erhalt von Vertrauen ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des Betriebs und kann die Basis für zukünftige Geschäftsbeziehungen nach der Sanierung stärken.
Während die Eigenverwaltung Flexibilität und Kontrolle bietet, bringt sie auch bedeutende Herausforderungen mit sich. Die Notwendigkeit, den Betrieb während des gesamten Verfahrens aufrechtzuerhalten, erfordert von dem Apothekeninhaber eine außerordentliche Disziplin und ein umfassendes Verständnis sowohl der rechtlichen als auch der betrieblichen Aspekte des Apothekenmanagements.
Die Insolvenz in Eigenverwaltung ist mehr als nur ein rechtliches Verfahren; sie ist ein Test für die unternehmerische Resilienz und Integrität des Apothekenbetreibers. Durch die Beibehaltung der Kontrolle über die Geschäftsleitung kann der Betreiber beweisen, dass er in der Lage ist, nicht nur eine Apotheke zu führen, sondern sie auch durch die stürmischsten Gewässer zu navigieren. Dieser Prozess kann eine tiefgreifende Transformation des Unternehmens einleiten, die weit über die finanzielle Sanierung hinausgeht.
Die erfolgreiche Umsetzung eines Sanierungsplans erfordert eine ausgeklügelte Strategie, die sowohl kurzfristige Liquiditätsziele als auch langfristige Geschäftsziele berücksichtigt. Es ist eine Gelegenheit, Geschäftsmodelle zu überdenken, ineffiziente Prozesse zu eliminieren und die Apotheke neu auf dem Markt zu positionieren. Doch die größte Herausforderung und zugleich die größte Chance liegt in der Wiederherstellung des Vertrauens – sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Kunden und Lieferanten.
Abschließend ist die Insolvenz in Eigenverwaltung ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Realitäten, die viele Apotheken heute erleben. Sie fordert von den Inhabern nicht nur finanzielles Geschick, sondern auch eine starke Führungspersönlichkeit, die in der Lage ist, alle Stakeholder für den Erhalt und die Zukunft der Apotheke zu mobilisieren. Dieser Weg ist nicht einfach, aber für diejenigen, die ihn erfolgreich beschreiten, kann er zu einer dauerhaften und profitablen Zukunft führen.
Medigene vor der Insolvenz: Herausforderungen und Perspektiven
Das bayerische Biotechnologieunternehmen Medigene steht vor einer schweren finanziellen Krise. Das in Planegg/Martinsried ansässige Unternehmen, das auf die Entwicklung von T-Zell-Rezeptor (TCR)-gesteuerten Therapien spezialisiert ist, kündigte an, aufgrund drohender Überschuldung Insolvenz beantragen zu müssen. Diese Entwicklung markiert einen kritischen Wendepunkt für die Firma, die sich mit innovativen Krebstherapien einen Namen gemacht hat.
Die Probleme begannen mit einer Neueinschätzung der Vermögenswerte und einer dadurch festgestellten Überschuldung. Vorstand und Aufsichtsrat von Medigene gaben bekannt, dass die Liquidität des Unternehmens voraussichtlich im Mai erschöpft sein wird, eine Vorverlegung von der ursprünglich prognostizierten Frist im Juli. Diese finanzielle Notlage ist das Ergebnis ausbleibender Meilensteinzahlungen und nicht realisierter Einnahmen aus vertraglichen Verpflichtungen, die zuvor als sicher eingestuft wurden.
Die Firma hat in der Vergangenheit bedeutende Partnerschaften etabliert, unter anderem eine strategische Kooperation mit BioNTech im Jahr 2022 zur Entwicklung von TCR-basierten Immuntherapien. Darüber hinaus ging Medigene Kooperationen mit chinesischen Unternehmen ein, die die globale Reichweite und technologische Kapazität des Unternehmens erweitern sollten. Trotz dieser Bemühungen reichten die erzielten Fortschritte nicht aus, um die finanzielle Lage zu stabilisieren.
Die nächsten Schritte für Medigene sind ungewiss. Das Management bemüht sich weiterhin, durch die Beschaffung zusätzlicher Finanzmittel den Betrieb aufrechtzuerhalten und mögliche Sanierungsmaßnahmen zu prüfen. Die Situation wirft jedoch Fragen bezüglich der Zukunft der Biotechnologie in Deutschland auf und welche Unterstützungsmechanismen für innovative, aber finanziell anfällige Biotech-Unternehmen vorhanden sein sollten.
Die drohende Insolvenz von Medigene wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten, mit denen Biotech-Unternehmen konfrontiert sind. Trotz des Potenzials, das innovative Krebstherapien bieten, zeigt der Fall Medigene, dass hervorragende wissenschaftliche Ideen allein nicht ausreichen. Es bedarf einer soliden finanziellen Grundlage und verlässlicher Einnahmequellen, um die langfristige Überlebensfähigkeit zu sichern. Der Staat und die Industrie könnten hier gefordert sein, durch gezielte Förderungen und Kooperationen ein Umfeld zu schaffen, das nicht nur die Forschung, sondern auch die kommerzielle Tragfähigkeit solcher wichtigen Projekte unterstützt. Die Krise von Medigene sollte als Weckruf dienen, die Förderpolitik im Bereich der Biotechnologie kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Strategische Expansion: CompuGroup Medical verstärkt seine Marktpräsenz durch Übernahme des Fachverlags Perimed
CompuGroup Medical (CGM), ein führender Anbieter von digitalen Gesundheitslösungen, hat den Fachverlag Perimed Dr. Straube erworben. Der in Fürth ansässige Verlag ist bekannt für seine Patienteninformationsblätter, die in über 800 verschiedenen Behandlungspfaden zur Verfügung stehen. Diese Informationsblätter werden Ärzten und Kliniken in gedruckter Form, als webbasierte Dokumente zum Selbstausdrucken und als vollständig digitale Versionen angeboten. Der Zukauf ergänzt die Produktpalette von CGM, insbesondere das digitale Anamnesetool CGM One AmbulApps, das im letzten Jahr eingeführt wurde. Dieses Tool ermöglicht es medizinischen Einrichtungen, den Informations- und Unterschriftenprozess von Patienten vollständig digital zu verwalten. Dr. Ulrich Thomé, Geschäftsführender Direktor für ambulante Informationssysteme DACH bei CGM, erklärt, dass durch die Integration von Perimed, CGM in der Lage sein wird, die gesamte Patientenreise unabhängig von Drittanbietern zu gestalten.
Die Akquisition markiert einen weiteren strategischen Schritt für CGM, sich als umfassender Anbieter im Gesundheitssektor zu positionieren. Bereits in der Vergangenheit zeigte CGM ein starkes Interesse am Verlagswesen im medizinischen Bereich. So war die CGM-Tochter EBM ab 2013 für Vertrieb und Marketing des Ärztenachrichtendienstes (Änd) verantwortlich. Diese Strategie wurde jedoch 2019 aufgegeben, zugunsten der Akquisition von Insight Health und des Portals Clickdoc, um CGMs Angebote weiter zu diversifizieren und zu stärken.
Die Übernahme des Fachverlags Perimed durch CompuGroup Medical ist mehr als nur ein weiterer Geschäftsabschluss. Es handelt sich um eine gezielte Strategie, die darauf abzielt, die Autonomie im schnell wachsenden Markt für digitale Gesundheitslösungen zu stärken. Durch die Integration von Perimeds Ressourcen in das eigene Portfolio kann CGM nun eine nahtlose, digitalisierte Patientenbetreuung anbieten, die in der heutigen digitalen Ära essentiell ist. Es zeigt sich, dass die Ambitionen von CGM, ein One-Stop-Shop für Gesundheitsdienstleistungen zu werden, durchdacht sind und das Potenzial haben, die Art und Weise, wie medizinische Informationen verarbeitet und bereitgestellt werden, zu revolutionieren. Diese Entwicklung ist ein klares Signal an den Markt, dass CGM entschlossen ist, seine Position als Marktführer zu festigen und auszubauen.
Wachsendes Bewusstsein für Opioidrisiken: Deutschland führt strenge Warnhinweise für Oxycodon und Fentanyl ein
In einem bemerkenswerten Schritt zur Bekämpfung der Opioidkrise hat Deutschland eine wichtige Änderung der Medikamentenrichtlinien für Oxycodon und Fentanyl angekündigt. Ab sofort müssen alle Monoarzneimittel, die diese Wirkstoffe enthalten, mit einem sogenannten Black-Box-Warnhinweis versehen werden. Dieser Schritt folgt auf eine eingehende europäische Bewertung, die das hohe Risiko von Abhängigkeit und Sucht, das mit diesen Medikamenten verbunden ist, bestätigt hat.
Die neuen Richtlinien verlangen, dass der Warnhinweis klar und deutlich im Abschnitt „Toleranz, Abhängigkeit und Sucht“ der Gebrauchsinformationen platziert wird. Der Text des Warnhinweises lautet: „Dieses Arzneimittel enthält Oxycodon/Fentanyl. Es kann abhängig und/oder süchtig machen.“ Diese Maßnahme zielt darauf ab, sowohl Patienten als auch Gesundheitsdienstleister über die potenziellen Gefahren einer Langzeitnutzung dieser stark wirksamen Schmerzmittel aufzuklären.
Deutschland steht im internationalen Vergleich an vorderer Stelle, was den Pro-Kopf-Verbrauch von Opioiden angeht, insbesondere bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, die nicht tumorbedingt sind. Die langfristige Anwendung von Opioiden kann zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, einschließlich der Entwicklung einer Toleranz sowie physischer und psychischer Abhängigkeit.
Oxycodon und Fentanyl, die über das Cytochrom P450 3A4 metabolisiert werden, sind für ihre starken analgetischen Eigenschaften bekannt, die sie zu einer häufigen Wahl für die Behandlung von akuten sowie chronischen Schmerzzuständen machen. Mit den neuen Regelungen reagiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf die dringende Notwendigkeit, das Bewusstsein für die Risiken einer Opioidtherapie zu schärfen und gleichzeitig die therapeutischen Bedürfnisse der Patienten zu berücksichtigen.
Die Änderung betrifft auch Parallelimporte und verlangt eine nationale Änderungsanzeige zur Anpassung an die deutsche Bezugszulassung, was die umfassende Natur dieser neuen Vorschriften unterstreicht. Mit dieser Initiative setzt Deutschland ein klares Zeichen für eine verantwortungsbewusste Medikamentenvergabe und stärkt die Patientensicherheit in einem kritischen Bereich der öffentlichen Gesundheit.
Die Einführung des Black-Box-Warnhinweises für Oxycodon und Fentanyl in Deutschland ist ein entscheidender Schritt in der richtigen Richtung. Es handelt sich um eine klare Botschaft an die medizinische Gemeinschaft und die Öffentlichkeit, dass die Risiken, die mit der Verwendung dieser potenten Schmerzmittel verbunden sind, nicht länger übersehen werden können. Diese Maßnahme könnte als Vorbild für andere Länder dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen im Umgang mit Opioiden konfrontiert sind.
Es ist unerlässlich, dass solche Warnhinweise in die Gebrauchsinformationen integriert werden, um sicherzustellen, dass sie von allen Beteiligten gesehen und verstanden werden. Die Gesundheitssysteme müssen Patienten und medizinisches Personal kontinuierlich über die Gefahren von Opioiden aufklären und gleichzeitig wirksame Alternativen zur Schmerzbehandlung fördern. Nur durch eine solche umfassende Strategie können wir die Opioidkrise effektiv bekämpfen und gleichzeitig sicherstellen, dass Patienten den Zugang zu notwendiger Schmerzbehandlung nicht verlieren.
Erweiterte Anwendung von Eylea: Bayer beantragt Zulassung für retinale Venenverschlüsse
In einem kürzlich gestellten Antrag an die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sucht Bayer eine erweiterte Zulassung für sein renommiertes Augenmedikament Eylea. Das Unternehmen zielt darauf ab, die 8-Milligramm-Dosierung auch zur Behandlung von Makulaödemen zu verwenden, die auf retinale Venenverschlüsse (RVV) zurückzuführen sind. Diese Initiative könnte Eylea über die bisherigen Anwendungen bei der neovaskulären (feuchten) altersabhängigen Makuladegeneration (nAMD) und dem diabetischen Makulaödem (DMÖ) hinaus, erweitern.
Eylea, ein Hauptumsatzträger der Pharmasparte von Bayer, könnte durch die Genehmigung dieses Antrags regelmäßige Behandlungen mit einer erhöhten Dosierung von bis zu fünf Monaten ermöglichen. Solch verlängerte Behandlungsintervalle könnten für Patienten, die derzeit regelmäßige intravitreale Injektionen benötigen, eine erhebliche Erleichterung darstellen. Diese Entwicklung steht in direktem Wettbewerb mit ähnlichen Produkten wie Vabysmo von Roche, das auch längere Behandlungszyklen bei Makulaödemen anbietet.
Die Entscheidung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA Ende 2023, die höhere Dosierung für zwei verbreitete Netzhauterkrankungen zu empfehlen, signalisiert eine positive Entwicklung für Bayer. Obwohl eine Empfehlung des CHMP nicht zwingend eine Genehmigung bedeutet, folgt die Europäische Kommission meist diesen Vorschlägen, was die Aussichten für eine baldige Erweiterung der Zulassung verbessert.
Die potenzielle Zulassung von Eyleas erweiterter Dosierung könnte nicht nur das Leben von Patienten mit RVV-induziertem Makulaödem verändern, sondern auch eine bedeutende Marktdynamik entfachen. Indem Bayer auf längere Behandlungsintervalle setzt, adressiert das Unternehmen ein wesentliches Bedürfnis von Patienten nach weniger invasiven und selteneren Behandlungen. Diese strategische Entscheidung könnte Bayers Position im Markt für Augenheilkunde stärken und gleichzeitig die Behandlungsstandards für Makulaerkrankungen weltweit neu definieren. Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Erweiterung der Anwendung nicht nur die Therapieoptionen verbessert, sondern auch das Patientenwohl nachhaltig fördert.
Wenn der Gehörgang zur Brutstätte wird: Otomykose als unterschätzte Gefahr
Was mit einem harmlosen Jucken im Ohr beginnt, kann sich rasch zu einer schmerzhaften und hartnäckigen Infektion entwickeln: Die Otomykose, eine oberflächliche Pilzinfektion des äußeren Gehörgangs, zählt zu den häufig übersehenen Erkrankungen des Ohrs. Sie tritt vor allem in feucht-warmen Umgebungen auf – sei es in tropischen Regionen oder nach häufigem Baden und Schwimmen. Aber auch in mitteleuropäischen Breitengraden häufen sich die Fälle, insbesondere bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Diabetes mellitus oder einer gestörten Ohrhygiene.
Die Erreger der Otomykose sind meist Schimmelpilze der Gattung Aspergillus oder Hefepilze wie Candida albicans. Unter den richtigen Bedingungen – Wärme, Feuchtigkeit und ein gestörtes mikrobielles Gleichgewicht – finden sie im Gehörgang einen idealen Nährboden. Die natürliche Schutzfunktion des Ohrenschmalzes wird dabei oft unterschätzt: Er wirkt antibakteriell und fungistatisch, also pilzhemmend. Wird er durch übermäßige Reinigung, insbesondere mit Wattestäbchen, entfernt oder verletzt, steigt das Risiko einer Infektion erheblich.
Typische Symptome einer Otomykose sind intensiver Juckreiz, ein dumpfes Druckgefühl, Hörminderung sowie ein unangenehm riechender, meist dunkler oder krümeliger Ausfluss. Schmerzen treten häufig auf, insbesondere wenn sich die Entzündung ausbreitet. Viele Betroffene versuchen zunächst eine Selbstbehandlung mit frei verkäuflichen Ohrentropfen, doch diese helfen bei Pilzinfektionen nur selten. Manche Präparate, insbesondere solche mit Kortison, können die Infektion sogar verschlimmern, da sie das Immunsystem lokal unterdrücken und dem Pilz weiteres Wachstum ermöglichen.
Eine fachgerechte Behandlung ist daher unerlässlich. Der erste Schritt ist stets die professionelle Reinigung des Gehörgangs durch einen HNO-Arzt. Hierbei werden Beläge und Sekrete entfernt – ein zentraler Bestandteil der Therapie, denn antimykotische Tropfen oder Salben können nur dann wirken, wenn sie mit der infizierten Haut in Kontakt kommen. Je nach Erreger kommen unterschiedliche antimykotische Wirkstoffe zum Einsatz. Auch die Dauer der Behandlung kann variieren: In unkomplizierten Fällen genügt eine lokale Therapie über einige Tage, während komplizierte oder wiederkehrende Verläufe über Wochen behandelt werden müssen.
Die Otomykose ist keine lebensbedrohliche Erkrankung, kann aber – unbehandelt oder falsch behandelt – zu erheblichen Beschwerden und Rückfällen führen. Chronische Verläufe mit narbigen Veränderungen des Gehörgangs sind möglich, ebenso wie eine Ausbreitung auf das Trommelfell oder das Mittelohr. Besonders Risikogruppen sollten daher aufmerksam auf erste Symptome reagieren und keine Zeit mit Selbstversuchen verlieren.
Die Otomykose ist ein Paradebeispiel für die gefährliche Mischung aus Unterschätzung und Selbstüberschätzung im Umgang mit der eigenen Gesundheit. Die Versuchung, bei Jucken oder Ausfluss im Ohr schnell zur Hausapotheke oder Internetrecherche zu greifen, ist groß. Doch Pilzinfektionen folgen eigenen Regeln und lassen sich nicht mit allgemeinen Ohrentropfen oder Schmerzmitteln in den Griff bekommen. Vielmehr benötigt es eine gezielte, auf den Erreger abgestimmte Therapie – und vor allem eine professionelle Reinigung, die Laien weder selbstständig noch risikofrei durchführen können.
Besonders problematisch ist die weitverbreitete Angewohnheit, das Ohr regelmäßig mit Wattestäbchen zu säubern. Was viele als Hygienemaßnahme betrachten, ist medizinisch betrachtet kontraproduktiv. Der Gehörgang ist ein empfindliches System mit einer eigenen Abwehrarchitektur. Eingriffe von außen stören diese Balance, fördern Mikroverletzungen und öffnen damit den Pilzen Tür und Tor. Dass Ohrenschmalz eine Funktion hat, ist längst bekannt – doch dieses Wissen scheint im Alltag oft unterzugehen.
Nicht nur in tropischen Klimazonen, auch hierzulande sollten Menschen mit Neigung zu Ohrentzündungen, empfindlicher Haut oder geschwächtem Immunsystem besonders wachsam sein. Die Otomykose mag harmlos erscheinen, doch sie ist in Wahrheit ein Signal des Körpers, dass eine wichtige Schutzbarriere gestört wurde. Wer Symptome ignoriert oder sich auf unpassende Selbstmedikation verlässt, riskiert eine langwierige, teils sehr unangenehme Erkrankung. Der Gang zum HNO-Arzt ist in solchen Fällen kein Zeichen von Übervorsicht, sondern von Verantwortung – gegenüber der eigenen Gesundheit und dem komplexen System, das unser Gehör schützt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.
Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.
Mit der ApoRisk® FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.