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  • 25.03.2025 – Apotheken-News: Hochpreis-Arzneien belasten Apotheken und GKV massiv
    25.03.2025 – Apotheken-News: Hochpreis-Arzneien belasten Apotheken und GKV massiv
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Immer mehr hochpreisige Arzneimittel erreichen den Markt – ein medizinischer Fortschritt, der Hoffnung bringt, aber das deutsche Gesundh...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Hochpreis-Arzneien belasten Apotheken und GKV massiv

 

Medizinischer Fortschritt treibt Kosten in die Höhe, gefährdet die Finanzstabilität und stellt das Solidarprinzip infrage

Immer mehr hochpreisige Arzneimittel erreichen den Markt – ein medizinischer Fortschritt, der Hoffnung bringt, aber das deutsche Gesundheitssystem finanziell überfordert. Apotheken geraten durch Vorfinanzierungen in wirtschaftliche Bedrängnis, die Gesetzliche Krankenversicherung droht an den immensen Kosten einzelner Therapien zu zerbrechen. Der Bericht beleuchtet die wachsende Diskrepanz zwischen medizinischem Anspruch und ökonomischer Realität – und zeigt, warum dringend gehandelt werden muss, bevor das Solidarsystem kippt.


In Deutschlands Gesundheitswesen bahnt sich eine strukturelle Schieflage an, die bislang nur in Fachkreisen mit der nötigen Ernsthaftigkeit diskutiert wird. Gemeint ist die zunehmende Verbreitung hochpreisiger Arzneimittel, deren Nutzen für einzelne Patienten unbestritten sein mag – deren finanzielle Auswirkungen jedoch das solidarische Finanzierungssystem der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und die wirtschaftliche Stabilität öffentlicher Apotheken gleichermaßen unter Druck setzen.

Der Trend ist eindeutig: Immer mehr Medikamente werden für hochspezialisierte Indikationen entwickelt und gelangen mit Preisen im sechs- bis siebenstelligen Bereich auf den Markt. Gentherapien, Immuntherapien, Biologika und personalisierte Krebsbehandlungen versprechen medizinische Durchbrüche, richten sich aber häufig an nur wenige hundert oder gar dutzend Patienten im Jahr. Diese Therapien sind nicht nur teuer in der Herstellung, sondern auch mit hohen Entwicklungs- und Zulassungskosten belegt, die von den Herstellern als Begründung für die Preise angeführt werden. Der Preis dieser Fortschritte wird indes nicht nur monetär gezahlt – er stellt das bestehende Gesundheitssystem zunehmend vor die Frage seiner eigenen Tragfähigkeit.

Apotheken sind besonders stark betroffen, wenn es um die Abgabe solcher Hochpreiser geht. Anders als oft vermutet, fungieren sie nicht als einfache Durchleitungsstationen, sondern müssen die Medikamente in der Regel auf eigenes Risiko vorfinanzieren. Bei Arzneimitteln mit einem Einzelpreis von 15.000 bis 30.000 Euro oder gar mehr pro Packung kann dies schnell zu einem finanziellen Kraftakt werden – insbesondere, wenn mehrere dieser Medikamente parallel bestellt und abgegeben werden. Nicht selten geht es um Summen, die die monatliche Liquidität einer Apotheke übersteigen. Verzögerte Zahlungen durch Krankenkassen, formale Retaxationen oder Rückfragen zu Genehmigungen führen zusätzlich zu Zahlungsunsicherheit. In einzelnen Fällen mussten Apotheken bereits Darlehen aufnehmen oder ihre Konten überziehen, nur um weiter lieferfähig zu bleiben.

Doch nicht nur auf betrieblicher Ebene zeigt sich das Problem. Die GKV verzeichnet seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Arzneimittelausgaben. Laut Daten des GKV-Spitzenverbandes entfielen im Jahr 2023 über 20 Prozent der Gesamtausgaben auf lediglich 1 Prozent der verordneten Arzneimittel – eine Quote, die deutlich macht, wie konzentriert die Kostendynamik ist. Besonders kritisch ist, dass diese Entwicklung nicht durch eine allgemeine Zunahme von Erkrankungen, sondern durch immer teurere Einzelbehandlungen getrieben wird.

Gesundheitsökonomen warnen seit Jahren davor, dass die Solidarfinanzierung ins Wanken geraten könnte. Die Grundidee, dass viele Gesunde mit ihren Beiträgen die wenigen Erkrankten finanzieren, funktioniert nur, solange die Kosten pro Patient in einem gewissen Rahmen bleiben. Wenn nun aber einzelne Therapien mehr kosten als der durchschnittliche Jahresbeitrag von Hunderten Versicherungsmitgliedern, gerät das Prinzip der kollektiven Finanzierung aus dem Gleichgewicht.

Hinzu kommt eine ethisch und politisch heikle Debatte: Welche Therapien sind ihr Geld wert? Wer entscheidet über den Zugang zu teuren Innovationen – und auf welcher Grundlage? Die frühe Nutzenbewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist ein Instrument zur Orientierung, doch ihre Empfehlungen sind nicht bindend. Herstellerpreise unterliegen kaum einer wirksamen Kontrolle. Die Preisverhandlungen zwischen GKV und Pharmaunternehmen verlaufen häufig asymmetrisch, da der Marktzugang politisch gewünscht und der Leidensdruck bei seltenen Erkrankungen hoch ist.

Politisch wird das Thema bislang nur punktuell aufgegriffen. Zwar gibt es Stimmen, die für mehr internationale Preisreferenzsysteme oder für Erstattungsmodelle mit Erfolgskriterien plädieren. Doch konkrete Reformen sind bislang rar. Der Reformdruck wächst allerdings, nicht zuletzt angesichts der demografischen Entwicklung, die die Finanzbasis der GKV weiter aushöhlen dürfte.

Apotheken, Kassen und Patienten stehen gleichermaßen unter Druck. Während Apotheken wirtschaftlich gefährdet sind, geraten Kassen in Finanzierungsnot – und Patienten laufen Gefahr, in Zukunft mit Zugangsbeschränkungen oder längeren Wartezeiten konfrontiert zu werden. Ohne eine systemische Antwort auf die Hochpreis-Dynamik droht eine Erosion der flächendeckenden Versorgung. Der Fortschritt, der eigentlich heilen soll, könnte so selbst zur Ursache eines neuen gesundheitspolitischen Ungleichgewichts werden.


Kommentar:

Es ist eine paradoxe Entwicklung: Der medizinische Fortschritt erreicht nie dagewesene Höhen, während das Fundament, auf dem dieser Fortschritt ruht, zu erodieren beginnt. Hochpreis-Therapien sind ein Ausdruck enormer Innovationskraft – aber sie entfalten ihre Wirkung in einem System, das auf kollektiver Tragfähigkeit und fairer Lastenverteilung beruht. Diese Balance droht verloren zu gehen, wenn die ökonomische Realität der Innovation nicht mehr mit den Prinzipien des sozialen Ausgleichs vereinbar ist.

Die eigentliche Tragik besteht darin, dass niemand der Beteiligten per se schuld ist: Pharmaunternehmen handeln gewinnorientiert und nutzen regulatorische Spielräume. Apotheken tun, was sie können, um Patienten mit den besten verfügbaren Therapien zu versorgen – auch unter existenzbedrohenden Bedingungen. Die Krankenkassen wiederum stehen zwischen ihrem gesetzlichen Versorgungsauftrag und dem Zwang zur Wirtschaftlichkeit. Und die Politik agiert zögerlich, weil sie weiß: Eingriffe in die Arzneimittelpreisgestaltung sind juristisch und international hochsensibel.

Doch das Problem verschwindet nicht durch Tatenlosigkeit. Es wird sich im Gegenteil verschärfen, wenn keine strukturellen Antworten gefunden werden. Wer den Zugang zu Innovationen sichern will, muss über neue Modelle der Finanzierung nachdenken. Denkbar sind risikogestützte Erstattungsmodelle, bei denen nur bei nachgewiesenem Behandlungserfolg gezahlt wird. Auch internationale Preisabgleiche oder die Förderung nicht-kommerzieller Arzneimittelforschung könnten helfen, die Abhängigkeit von monopolartigen Strukturen zu reduzieren.

Zugleich ist es dringend notwendig, die Apotheken aus der Rolle des unbezahlten Kreditgebers zu befreien. Wenn staatlich verordnete Arzneimittelpreise im Hochpreissegment verlangt werden, muss auch ein staatlich abgesichertes Instrumentarium existieren, um die Vorfinanzierung abzusichern. Sonst wird Versorgung zur Lotterie – abhängig davon, ob die nächste Hochpreisverordnung das Konto sprengt oder nicht.

Die Diskussion darf nicht länger auf Fachgremien und Kongresse beschränkt bleiben. Sie gehört ins Parlament, in die öffentliche Debatte und in die strategischen Planungen der Gesundheitspolitik. Denn am Ende steht nicht weniger auf dem Spiel als der soziale Frieden im Gesundheitswesen. Fortschritt ist gut. Doch wenn er blind gegenüber seinen Folgen bleibt, wird er zur systemischen Gefahr.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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