Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Anteile an geschlossenen Immobilienfonds werden verkauft wie warme Semmeln. Spektakuläre Pleiten und die Verurteilung einzelner Initiatoren wegen Kapitalanlagebetrugs zeigen jedoch, dass Sie sich als Anleger bei diesen meist als risikolos angebotenen Produkten („Immobilien sind immer sicher") heftig die Finger verbrennen können.
Was ist ein geschlossener Immobilienfonds?
Immobilienfonds
werden in zwei verschiedenen Formen angeboten: als „offene" und
„geschlossene" Immobilienfonds. Dieser Unterschied ist entscheidend.
Denn während bei geschlossenen Fonds alles mit einem bestimmten
Immobilienprojekt steht und fällt, also ein sehr hohes Risiko besteht,
können offene Fonds ständig Objekte kaufen und verkaufen und damit das
Risiko viel besser steuern. Durch Finanzberater an der Haustür werden
aber meist die riskanten geschlossenen Fonds angeboten. Der Anleger
wird mit der Vertragsunterzeichnung Miteigentümer des finanzierten
Objekts, das ein Bürogebäude, ein Gewerbepark, aber auch eine
Seniorenresidenz sein kann. Lässt sich das Objekt nicht wie geplant
vermieten, wackelt das gesamte Anlagekonzept.
Wo liegen die Risiken der Anlage?
Der wirtschaftliche
Erfolg von geschlossenen Fonds steht und fällt damit, wie erfolgreich
das Investitionsobjekt vermietet werden kann. Auf keinen Fall sollten
Sie sich aber auf die Sicherheit der gern als Verkaufsargument
gepriesenen „Mietgarantien" verlassen. Dahinter stehen regelmäßig
kapitalschwache Firmen, die allenfalls für wenige Jahre eine bestimmte
Mieteinnahme garantieren können. Wird die kalkulierte Miete nicht auf
Dauer am Markt erwirtschaftet, ist der „Garant" schnell pleite.
Etwas
mehr Sicherheit bieten schon in der Planungsphase geschlossene
langfristige Mietverträge mit bekannten Firmen, z.B. aus der
Lebensmittelbranche. Ob diese Verträge nach Ablauf des Mietvertrags
wieder verlängert werden, ist allerdings schwer abzuschätzen. Sehr
riskant wird es, wenn der Fonds komplett auf den freien
Vermietungsmarkt setzt - und sich dabei verkalkuliert. Ein Überangebot
an Büros und Wohnungen führt zum Preisverfall, eine Tatsache, die
vielen geschlossenen Immobilienfonds und damit den Anlegern schon herbe
Verluste eingebracht hat.
Steht das Fondsobjekt länger leer, droht im schlimmsten Fall sogar der Konkurs des Fonds und der Totalverlust der Anlagegelder. Ist die Beteiligung dann noch fremdfinanziert, kann sich die Kapitalanlage als existenzgefährdend erweisen, denn Ihre Kreditraten laufen weiter.
Bei Fondsobjekten im Ausland, z.B. in den USA, besteht darüber hinaus ein Währungsrisiko. Durch die Währungsschwankungen kann die Rendite sowohl steigen als auch fallen.
Ein Ausstieg aus dem Vertrag ist oft erst nach 15 oder 20 Jahren möglich. Doch auch dann wird nicht das eingesetzte Kapital, sondern nur der aktuelle Wert der Beteiligung ersetzt. Dieser fällt meist deutlich niedriger aus als das eingesetzte Kapital, weil gerade in der Anfangsphase lang laufender Fonds überwiegend Verluste produziert werden. Die Richtigkeit des Betrags kann der Anleger zudem nicht selbst prüfen, da das eine Aufgabe für Profis ist.
Auch wenn die Verkäufer solcher Fonds oft etwas anderes behaupten: Es gibt keinen nennenswerten Verkaufsmarkt („Zweitmarkt") für die Anteile. Und selbst einen Käufer zu finden, ist meist aussichtslos. Soll das angelegte Geld schnell „abrufbar" sein, ist ein geschlossener Immobilienfonds die völlig falsche Anlage.
Gibt es Steuervorteile?
Nur wer viele Steuern zahlt, kann
Steuern sparen. Für den Normalverdiener gilt dieses Verkaufsargument
fast nie. Außerdem sollten Sie bedenken, dass sich Steuergesetze und
persönliche Besteuerungsgrundlagen ändern können. Ohne „grünes Licht"
Ihres eigenen Steuerberaters sollten Sie die bei geschlossenen
Immobilienfonds versprochenen Steuervorteile deshalb nicht für bare
Münze nehmen.
Welche Kosten entstehen?
Beim Kauf von Anteilen an
geschlossenen Immobilienfonds wird auf den Anlagebetrag immer ein
„Agio" - oft 5 Prozent und mehr - aufgeschlagen. Das kassiert der
Vertrieb. Das restliche Geld wird keineswegs vollständig investiert. Im
Prospekt versteckt finden sich Hinweise, dass Treuhänder,
Steuerberater, Initiatoren und Kreditvermittler weitere hohe Beträge,
zum Teil sogar fortlaufend, aus der Fondsanlage ziehen. Dieses
Abkassieren gefährdet die Renditeversprechen. Je stärker die
Initiatoren in den Topf der Anlegergelder greifen, desto schwieriger
wird es, diese Lücken am Markt durch Gewinne zu schließen. Denn
Fondsbetreiber sind keineswegs wirtschaftliche Zauberer, auch wenn sie
sich dieses Image gern geben.
Fazit
Die Beteiligung an einem geschlossenen
Immobilienfonds ist mit erheblichen finanziellen Risiken bis hin zur
existenzgefährdenden Verschuldung verbunden. „Normalanleger" ohne
Spezialkenntnisse sollten deshalb die Finger davon lassen! vz/ApoRisk
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