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  • 29.11.2024 – Jeder Vierte kämpft mit Depression
    29.11.2024 – Jeder Vierte kämpft mit Depression
    GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse | Depression betrifft in Deutschland fast jeden vierten Erwachsenen – eine stille Volkskrankheit mit gravierenden Folgen. Der aktuelle â...

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ApoRisk® Nachrichten - GESUNDHEIT:


GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |

Jeder Vierte kämpft mit Depression

 

Studie zeigt Ursachen, familiäre Folgen und den Bedarf an mehr Unterstützung

Depression betrifft in Deutschland fast jeden vierten Erwachsenen – eine stille Volkskrankheit mit gravierenden Folgen. Der aktuelle „Deutschland-Barometer Depression“ zeigt die wachsende Zahl von Diagnosen, beleuchtet die Rolle genetischer Veranlagung und macht deutlich, wie stark Betroffene und Angehörige gleichermaßen belastet sind. Warum mehr Aufklärung und bessere Versorgung dringend notwendig sind.


In Deutschland hat fast ein Viertel der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens eine ärztliche Diagnose auf Depression erhalten. Dies zeigt der aktuelle „Deutschland-Barometer Depression“, eine repräsentative Untersuchung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, die gemeinsam mit der Deutsche Bahn Stiftung durchgeführt wurde. Die Studie, basierend auf den Angaben von 5000 Befragten im Alter zwischen 18 und 69 Jahren, offenbart nicht nur die hohe Prävalenz der Erkrankung, sondern auch die Herausforderungen, die sie für Betroffene und deren Umfeld mit sich bringt.

Der Umfrage zufolge leiden aktuell etwa fünf Prozent der Befragten unter einer ärztlich diagnostizierten Depression. Insgesamt haben 24 Prozent in ihrem Leben bereits eine solche Diagnose erhalten. Professor Dr. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung, führt die gestiegene Zahl der Diagnosen auf mehrere Faktoren zurück. „Die Menschen suchen heute häufiger Hilfe, und Ärztinnen und Ärzte sind besser darin geworden, die Krankheit zu erkennen“, erklärte Hegerl in einer Pressekonferenz. Diese Entwicklungen seien ein Fortschritt, doch die Belastung durch Depressionen bleibe hoch.

Ein entscheidender Aspekt der Erkrankung ist laut Hegerl die genetische Veranlagung. Menschen mit entsprechender Prädisposition seien anfälliger für Depressionen, während äußere Einflüsse wie Stress oder Krisen allein nicht ausreichen würden, um die Krankheit auszulösen. Ohne diese genetische Grundlage entwickelten Menschen selbst unter extrem belastenden Umständen keine klinische Depression. Die Studie verdeutlicht außerdem die familiäre Dimension: 26 Prozent der Befragten haben Angehörige mit einer Depressionsdiagnose. Bei Menschen mit eigener Depressionserfahrung berichten 34 Prozent von erkrankten Familienmitgliedern, während dieser Anteil bei Befragten ohne Depressionshintergrund nur 13 Prozent beträgt.

Die Krankheit, die oft in wiederkehrenden Episoden auftritt, wird diagnostiziert, wenn über mindestens zwei Wochen hinweg Kernsymptome wie depressive Stimmung, Interessenverlust und Antriebsmangel vorliegen. Hinzu kommen weitere Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Suizidgedanken. Die tiefgreifenden Auswirkungen der Depression betreffen nicht nur das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen, sondern auch ihr soziales und berufliches Leben. Ein Teilnehmer der Studie schilderte eindrücklich, wie die Erkrankung ihn isolierte: „Ich konnte irgendwann nicht mehr einkaufen gehen, nicht mehr telefonieren. Ich war wie gelähmt.“ Erst durch die Unterstützung seiner Partnerin habe er den Weg in eine Therapie gefunden und Antidepressiva erhalten.

Für Angehörige stellt die Betreuung von Menschen mit Depression ebenfalls eine enorme Herausforderung dar. Laut der Studie empfinden 77 Prozent der Befragten mit erkrankten Familienmitgliedern die Situation als belastend oder sehr belastend. Viele übernehmen zusätzliche Verantwortung im Alltag oder müssen mit der emotionalen Belastung umgehen, die aus der Krankheit resultiert. „Es ist wichtig zu verstehen, dass Depressionen keine Absicht sind, sondern eine Krankheit“, sagte die Partnerin eines Betroffenen während der Pressekonferenz. Sie habe gelernt, die Situation anzunehmen und sich selbst Unterstützung zu suchen.

Neben ärztlicher und therapeutischer Hilfe gibt es zahlreiche weitere Unterstützungsangebote wie Selbsthilfegruppen, Hotlines und Online-Beratungsplattformen. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe betont, dass insbesondere Aufklärung und Entstigmatisierung der Erkrankung zentral sind, um den Zugang zu Hilfe zu erleichtern und das gesellschaftliche Verständnis zu fördern.


Kommentar:

Die Ergebnisse des „Deutschland-Barometer Depression“ werfen ein Schlaglicht auf eine Krankheit, die Millionen Menschen betrifft und dennoch oft im Verborgenen bleibt. Die Zahlen sind erschreckend, aber sie bieten auch Anlass zur Hoffnung. Dass immer mehr Menschen Hilfe suchen und die medizinische Diagnostik besser geworden ist, zeigt, dass die Bemühungen um Aufklärung erste Erfolge zeigen. Dennoch bleibt viel zu tun.

Eine der größten Herausforderungen ist die Entstigmatisierung der Krankheit. Depression wird noch immer von vielen als Zeichen von Schwäche oder persönlichem Versagen wahrgenommen. Dieses Missverständnis führt dazu, dass Betroffene oft zögern, sich Hilfe zu holen, und Angehörige die Erkrankung nicht richtig einordnen können. Die Betonung der genetischen Veranlagung in der Studie ist deshalb besonders wichtig. Sie verdeutlicht, dass Depression eine medizinische Erkrankung ist, die genauso wenig willentlich beeinflusst werden kann wie Diabetes oder Bluthochdruck.

Auch die Belastung der Angehörigen darf nicht unterschätzt werden. Die Unterstützung eines depressiven Menschen erfordert nicht nur Geduld und Verständnis, sondern oft auch die Bereitschaft, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig laufen Angehörige Gefahr, selbst zu erkranken, wenn sie keine eigene Entlastung finden. Niedrigschwellige Angebote, die sowohl Betroffenen als auch deren Umfeld helfen, sollten deshalb weiter ausgebaut werden.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Rückfallhäufigkeit. Depression ist in den meisten Fällen eine chronische Erkrankung mit episodischem Verlauf. Dies erfordert eine langfristige Betreuung und engmaschige therapeutische Begleitung. Hier steht das Gesundheitssystem vor großen Herausforderungen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass psychische Erkrankungen in vielen Regionen noch immer nicht ausreichend versorgt werden können.

Die Depression ist eine der schwerwiegendsten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Volkskrankheiten unserer Zeit. Die Politik, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft stehen gemeinsam in der Verantwortung, diese Krankheit aus der Tabuzone zu holen und eine angemessene Versorgung sicherzustellen. Es ist an der Zeit, den stillen Schrei der Betroffenen zu hören und zu handeln.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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