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  • 21.11.2024 – Typ-I-Diabetes: Warnzeichen erkennen
    21.11.2024 – Typ-I-Diabetes: Warnzeichen erkennen
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ApoRisk® Nachrichten - GESUNDHEIT:


GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |

Typ-I-Diabetes: Warnzeichen erkennen

 

Früherkennung rettet Leben – warum Eltern, Ärzte und Schulen gemeinsam handeln müssen

Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust und Müdigkeit – diese Symptome können bei Kindern auf Typ-I-Diabetes hinweisen, bleiben jedoch oft unerkannt. Die Folge: lebensgefährliche Stoffwechselentgleisungen wie die diabetische Ketoazidose. Warum die frühzeitige Diagnose entscheidend ist, welche Warnzeichen Eltern kennen sollten und wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft mit einer umfassenden Aufklärungskampagne gegensteuert – ein Bericht über Prävention, Verantwortung und die dringende Notwendigkeit, Leben zu retten.


Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust und Müdigkeit: Was im Alltag harmlos erscheinen mag, sind oft erste Anzeichen eines unbehandelten Typ-I-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Werden diese Symptome übersehen, kann es zu einer lebensbedrohlichen diabetischen Ketoazidose kommen. Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) warnen eindringlich vor den Folgen und fordern eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit.

Die diabetische Ketoazidose ist eine schwere Stoffwechselentgleisung, die entsteht, wenn ein ausgeprägter Insulinmangel die Bildung von Ketonkörpern im Blut in gefährliche Höhen treibt. Dies führt zu einer metabolischen Azidose, die den gesamten Organismus beeinträchtigt. Typische Symptome reichen von Übelkeit und Erbrechen über Bauchschmerzen bis hin zu schwerer Dehydrierung und Bewusstlosigkeit. Ohne rechtzeitige Behandlung kann dieser Zustand innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden.

In Deutschland erkranken jährlich über 3.000 Kinder und Jugendliche neu an Typ-I-Diabetes. Bei etwa einem Viertel dieser Fälle wird die Diagnose erst nach Auftreten einer Ketoazidose gestellt, erläuterte Professor Dr. Andreas Neu, Senior Consultant an der Universitätsklinik Tübingen, auf einer Pressekonferenz der DDG. Während der Coronapandemie stieg dieser Anteil auf besorgniserregende 30 bis 40 Prozent. »Eine Ketoazidose ist ein denkbar schlechter Start in ein Leben mit Diabetes – für die Betroffenen ebenso wie für ihre Familien«, betonte Neu. Die Behandlung erfordert meist eine intensivmedizinische Betreuung über mehrere Tage und hinterlässt sowohl körperlich als auch psychisch Spuren.

Die Ursachen für die späte Diagnose sieht Neu in der fehlenden Aufklärung über die typischen Symptome. Während jedes dieser Anzeichen für sich allein unauffällig wirken kann, ist die Kombination von dauerhaftem Durst, häufigem nächtlichem Wasserlassen, unerklärlichem Gewichtsverlust und Müdigkeit ein klares Alarmsignal. Um dies zu ändern, setzt die DDG seit vier Jahren auf eine landesweite Aufklärungskampagne. Plakate und Flyer mit einfachen Piktogrammen sollen Eltern und Erziehern die Warnzeichen näherbringen. Kinderärzte nutzen das Material gezielt bei Vorsorgeuntersuchungen wie der U6 und U7a, um Eltern für die Früherkennung von Typ-I-Diabetes zu sensibilisieren.

Dass solche Maßnahmen wirken, ist wissenschaftlich belegt. Studien zeigen, dass Aufklärung die Häufigkeit von Ketoazidosen bei der Erstdiagnose deutlich senken kann. »Wir planen eine umfassende Auswertung der Kampagne nach fünf Jahren und hoffen auf eine nachhaltige Reduktion dieser gefährlichen Stoffwechselentgleisungen«, erklärte Neu. Dennoch sei weitere Unterstützung nötig, um das Thema noch stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken.

Im Verdachtsfall rät Neu zu entschlossenem Handeln: »Eltern sollten nicht zögern, bei Auftreten der Symptome einen Arzt oder eine Klinik aufzusuchen. Eine einfache Urin- oder Blutprobe liefert in wenigen Minuten Klarheit.« Die frühzeitige Diagnose kann nicht nur Leben retten, sondern auch den Einstieg in ein selbstbestimmtes Leben mit Diabetes erleichtern. Dabei sei auch die Unterstützung der Schulen und Betreuungseinrichtungen essenziell, um betroffenen Kindern einen möglichst reibungslosen Alltag zu ermöglichen.

Die DDG fordert zudem politische Maßnahmen, um die Versorgungslage zu verbessern. Der Ausbau von Schulungen für Ärzte und Pflegekräfte sowie die Integration digitaler Werkzeuge in die Früherkennung könnten weitere Fortschritte bringen. »Typ-I-Diabetes darf kein schicksalhaftes Risiko sein. Die Warnzeichen sind bekannt – es liegt an uns allen, sie zu beachten«, fasste Neu zusammen.


Kommentar:

Die steigenden Zahlen von Typ-I-Diabetes-Fällen, die erst mit einer Ketoazidose diagnostiziert werden, sind alarmierend. Noch gravierender ist jedoch die Erkenntnis, dass viele dieser Fälle vermeidbar wären, wenn die Öffentlichkeit besser über die Symptome aufgeklärt wäre. Das macht die Arbeit der Deutschen Diabetes Gesellschaft so wertvoll – und zugleich dringlich. Denn die Verantwortung für die Früherkennung liegt nicht allein bei den Ärzten. Eltern, Lehrer, Erzieher und sogar Sporttrainer sollten wissen, welche Anzeichen auf Diabetes hindeuten können.

Dennoch bleibt die Frage, ob die bestehenden Aufklärungskampagnen ausreichen, um wirklich jeden zu erreichen. Plakate und Flyer in Arztpraxen sind ein guter Anfang, doch in einer digitalisierten Welt sollten auch soziale Medien und Apps stärker einbezogen werden. Besonders junge Eltern, die oft auf digitalen Plattformen nach medizinischen Informationen suchen, könnten so gezielter angesprochen werden. Hier liegt eine große Chance, das Bewusstsein für Typ-I-Diabetes nachhaltig zu stärken.

Darüber hinaus sind auch politische Maßnahmen gefordert. Die Finanzierung von Schulprogrammen, die Sensibilisierung von Erziehern und Lehrkräften sowie der Ausbau der medizinischen Infrastruktur könnten dazu beitragen, die Zahl der unentdeckten Diabetesfälle zu reduzieren. Eine verpflichtende Diabetes-Schulung bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen wäre ein möglicher Ansatz, um dieses Ziel zu erreichen.

Typ-I-Diabetes ist keine seltene Krankheit – und doch wird sie oft zu spät erkannt. Die langfristigen Folgen für die betroffenen Kinder sind schwerwiegend, sowohl körperlich als auch psychisch. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hier Abhilfe zu schaffen. Aufklärung, Prävention und eine konsequente politische Unterstützung können dazu beitragen, dass kein Kind mehr unnötig unter den Folgen einer verspäteten Diagnose leiden muss. Die Zeichen sind klar – und die Verantwortung liegt bei uns allen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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