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  • 16.11.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Gesundheitswesen zwischen Fortschritt und Realität
    16.11.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Gesundheitswesen zwischen Fortschritt und Realität
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Im ländlichen Raum bedeutet die Schließung eines Apothekenstandorts nicht nur das Ende einer langen Tradition, sondern auch eine Anpassu...

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Gesundheitswesen zwischen Fortschritt und Realität

 

Fortschritte in der Therapie, wirtschaftliche Anpassungen und der Umgang mit personellen Engpässen

Im ländlichen Raum bedeutet die Schließung eines Apothekenstandorts nicht nur das Ende einer langen Tradition, sondern auch eine Anpassung an wirtschaftliche Realitäten. Zugleich stehen Betrug und systematische Manipulationen im Fokus, die das Vertrauen in das Apothekenwesen belasten. Innovationen wie der Alzheimer-Antikörper Lecanemab und das deutsche Medikament Vilobelimab bieten Hoffnung, während Studien die Rolle von Vitamin K2 bei nächtlichen Muskelkrämpfen und die Risiken von kardiotoxischen Arzneimitteln beleuchten. Der Fachkräftemangel bleibt eine zentrale Herausforderung, während der Ausbau nachhaltiger Technologien und der Schutz vor Cyberbetrug zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch verkaufsoffene Sonntage und die Arbeitsverpflichtung von PTA sorgen für Debatten. Inmitten von Fortschritt und Krisen zeigen sich die komplexen Anforderungen an die Branche.

 

Glosse: Die hohe Kunst der Gutscheine

Die Welt der Pharmazie ist eine ernsthafte Angelegenheit. Rezepte, Pillen, heilende Wässerchen – hier geht es um Leben und Tod. Doch wenn die Versandapotheken die Bühne betreten, wird das Ganze schnell zu einem absurden Theaterstück, das selbst Kafka neidisch machen würde. Vorhang auf für „Shop Morris“ – die innovative Symbiose von Gutschein, App und moralischer Flexibilität.

Es begann wie jede geniale Idee: mit einem Gespräch zwischen den kreativen Köpfen der Versandapotheken. „Rx-Boni sind verboten? Kein Problem, wir schenken einfach Gutscheine!“ Die Euphorie war grenzenlos. Und warum auch nicht? Schenken darf man schließlich alles, sogar das Recht, den gesunden Menschenverstand komplett auszusetzen. Der nächste Schritt: Eine App, die alle vereint – Kunden, Versandapotheken und die Sehnsucht nach einem Euro Rabatt. „Shop Morris – GiftCardLink“ war geboren, und der digitale Erlöser nahm seine Arbeit auf.

Natürlich braucht jede Revolution ein Gesicht. Und wer könnte besser für die Sache werben als Günther Jauch, der Mann, der bereits Millionen ins Fernsehen gelockt hat? In einem Pullover, der aussieht, als hätte ein Einhorn darauf erbrochen, verkündet er mit strahlendem Lächeln: „Einfach die Karte ranhalten, und schon gehört der Rabatt Ihnen!“ Die Kundschaft jubelt. Apotheken vor Ort? Pah! Wer braucht freundliche Beratung, wenn man einen 10-Euro-Gutschein haben kann?

Das System ist brillant. Rezept bei Shop Apotheke einlösen, Gutschein von DocMorris kassieren, und irgendwo im Hintergrund wechseln Werbekostenzuschüsse die Konten. Der Clou: Niemand kann die Verbindung nachweisen. Es ist, als hätte sich der Teufel persönlich eine juristisch unangreifbare Methode ausgedacht, um das Apothekengesetz auszuhebeln.

Doch während die Versandapotheken feiern, herrscht in den Vor-Ort-Apotheken Alarmstufe Rot. Kunden tauchen mit glänzenden Augen und Handy in der Hand auf, um den mysteriösen „Jauch-Rabatt“ einzulösen. Die Apothekenmitarbeiter bleiben professionell, doch innerlich brodelt es: „Warum, Günther, warum hast du uns das angetan?“ Immerhin hat IhreApotheken.de den Rabatt vorläufig blockiert. Aber wie lange noch? Die Versandapotheken sind schließlich Meister darin, die Regeln zu ihrem Vorteil zu verbiegen.

Und während die Pharmazieszene brodelt, widmet sich die ABDA einem anderen Thema: einem weiteren Millionenprojekt, das in irgendeinem Datenpanel versickert. Eine Kampagne für die Apotheken vor Ort? Nein, das wäre zu naheliegend. Stattdessen tüftelt man an neuen Möglichkeiten, wie man Fördergelder kreativ verpuffen lassen kann. Vielleicht ein Beratervertrag mit PwC? Das wäre doch mal was Neues.

Und was macht die Politik? Nach dem Ende der Ampel-Koalition ist alles offen. Neuwahlen stehen an, und während die Parteien noch Koalitionen sondieren, schleicht sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach ins Spiel zurück. Die große Frage: Wird er es schaffen, sich in einer neuen Regierung zu retten? Und wenn ja, wird er die Versandapotheken endgültig zum fünften Element des deutschen Gesundheitswesens erklären?

So dreht sich das Karussell der Rabatte, Gutscheine und Gesetzeslücken weiter. Und während die Versandapotheken ihre Gewinne zählen, bleiben den Vor-Ort-Apotheken nur zwei Optionen: mitmachen oder zuschauen. Aber wer weiß, vielleicht kommt ja irgendwann ein Rabattgott vom Himmel herab und schenkt uns allen ein Happy End – inklusive Gutschein.

 

Standortschließung: Ein Wendepunkt für Apotheken im ländlichen Raum

Im Fichtelgebirge endet die Geschichte eines traditionsreichen Apothekenstandorts. Nach sorgfältiger Abwägung haben die Betreiber entschieden, den Betrieb einer Apotheke einzustellen, während die Versorgung an zwei anderen Standorten in der Region fortgeführt wird. Der Entschluss fiel nach intensiver Analyse der wirtschaftlichen Situation und unter Berücksichtigung der aktuellen Herausforderungen im Apothekenwesen.

Steigende Betriebskosten, anhaltender Personalmangel und ein wachsender bürokratischer Aufwand stellen viele Apotheken vor existenzielle Fragen. Die Betreiber betonen, dass solche Entscheidungen nicht allein auf wirtschaftlichen Überlegungen basieren. Vielmehr gehe es auch darum, eine nachhaltige und stabile Versorgung für die Patienten zu gewährleisten und persönliche Kapazitäten sinnvoll zu nutzen.

Eine Standortschließung ist ein komplexer Prozess, der weit über die wirtschaftlichen Aspekte hinausgeht. Apothekenbetreiber müssen dabei rechtliche und organisatorische Fragen klären, insbesondere in Bezug auf den Datenschutz, die Übergabe von Patientenakten sowie die frühzeitige Information aller Betroffenen. Gleichzeitig muss die lokale Gesundheitsversorgung bestmöglich abgesichert bleiben, um den Zugang zu wichtigen Arzneimitteln weiterhin zu gewährleisten.

Dieser Fall verdeutlicht die schwierigen Rahmenbedingungen, mit denen Apotheken in ländlichen Gebieten zunehmend konfrontiert sind. Die Balance zwischen betriebswirtschaftlicher Effizienz und persönlichem Engagement der Betreiber wird unter den aktuellen Gegebenheiten immer schwieriger.

Die Schließung eines Apothekenstandorts ist kein Einzelfall, sondern Teil einer besorgniserregenden Entwicklung. Besonders in ländlichen Regionen häufen sich die Herausforderungen: Personalmangel, zunehmende Regulierungen und stagnierende Honorare belasten die Betriebe.

Es zeigt sich, wie wichtig politische Maßnahmen und strukturelle Verbesserungen für die Zukunft der Apothekenlandschaft sind. Die Anpassung der Rahmenbedingungen, beispielsweise durch Bürokratieabbau und eine faire Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen, könnte dazu beitragen, solche Schließungen zu vermeiden.

Gleichzeitig wird deutlich, dass die wirtschaftliche Situation nicht das einzige Kriterium bei Standortentscheidungen ist. Emotionale und soziale Aspekte spielen ebenfalls eine zentrale Rolle, denn Apotheken sind für viele Menschen weit mehr als nur Lieferanten von Medikamenten – sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil der lokalen Gesundheitsversorgung.

 

Präsentismus in Apotheken: Warum krank arbeiten niemandem hilft

Krank zur Arbeit gehen – für viele Apothekenmitarbeiter gehört das zum Alltag. Dieses Verhalten, bekannt als Präsentismus, stellt jedoch ein erhebliches Risiko dar, nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch für die Kollegen und den Betrieb. Gerade in Apotheken, wo der Kontakt zu Kunden und Patienten untrennbar mit der Tätigkeit verbunden ist, kann Präsentismus fatale Auswirkungen haben.

Die Gründe für dieses Verhalten sind vielfältig: Ein hoher Arbeitsdruck, Angst vor beruflichen Nachteilen oder eine ausgeprägte Loyalität gegenüber dem Team und den Kunden treiben Mitarbeiter dazu, auch mit Erkältung, Grippe oder anderen Erkrankungen ihren Arbeitsplatz aufzusuchen. Hinzu kommt, dass Apotheken aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels oft unterbesetzt sind. Fällt ein Mitarbeiter aus, verschärft dies die ohnehin angespannte Personalsituation – ein Umstand, der viele dazu bewegt, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen.

Doch die Folgen von Präsentismus sind schwerwiegend. Studien zeigen, dass erkrankte Mitarbeiter weniger produktiv sind, häufiger Fehler machen und den Betriebsablauf verlangsamen. In Apotheken, wo Präzision und Zuverlässigkeit bei der Medikamentenausgabe entscheidend sind, können Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben. Hinzu kommt die erhöhte Ansteckungsgefahr: Wenn ein kranker Mitarbeiter andere ansteckt, droht ein Dominoeffekt, der den Betrieb nachhaltig beeinträchtigen kann.

Apothekenbetreiber müssen sich bewusst sein, dass Präsentismus nicht nur das individuelle Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter, sondern auch die betriebliche Effizienz gefährdet. Um dem entgegenzuwirken, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Eine klare Kommunikation über den Umgang mit Krankmeldungen und die Einführung einer Unternehmenskultur, die Gesundheit priorisiert, sind erste Schritte. Arbeitgeber sollten aktiv vermitteln, dass Krankheitstage nicht als Schwäche, sondern als notwendige Maßnahme zur Erholung und zur Vermeidung von Folgeschäden betrachtet werden.

Ebenso wichtig ist eine effiziente Organisation: Vertretungspläne und flexible Arbeitszeitmodelle können den Druck auf die Belegschaft reduzieren. Auch die Möglichkeit, administrative Aufgaben im Homeoffice zu erledigen, kann helfen, die Präsenzpflicht zu entschärfen. Gesundheitsfördernde Maßnahmen wie ergonomische Arbeitsplätze oder regelmäßige Schulungen zur Stressbewältigung sind weitere Mittel, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu fördern und damit den Präsentismus zu senken.

Langfristig liegt die Verantwortung bei den Apothekenleitern, ein Gleichgewicht zwischen betrieblichem Interesse und der Gesundheit ihrer Mitarbeiter herzustellen. Ein nachhaltiger Erfolg ist nur möglich, wenn die Belegschaft motiviert und gesund bleibt.

Präsentismus ist ein weit verbreitetes, jedoch unterschätztes Problem – besonders in der Apotheke, wo Kundenorientierung und Präzision untrennbar mit der täglichen Arbeit verbunden sind. Viele Mitarbeiter glauben, sie würden durch ihre Anwesenheit einen Beitrag leisten, obwohl sie krank sind. Doch das Gegenteil ist der Fall: Präsentismus schwächt den Betrieb und schadet langfristig sowohl den Mitarbeitern als auch dem Unternehmen.

Die Verantwortung liegt klar bei den Apothekenbetreibern. Eine Unternehmenskultur, die Krankheitstage als selbstverständlich und notwendig ansieht, ist der erste Schritt, um Präsentismus zu bekämpfen. Dies beginnt mit der Kommunikation: Mitarbeiter müssen wissen, dass sie sich ohne Angst vor Konsequenzen krankmelden können. Eine transparente Haltung und ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Belegschaft stärken das Vertrauen und fördern das Betriebsklima.

Darüber hinaus sollten organisatorische Maßnahmen getroffen werden. Regelmäßige Überprüfung der Personalsituation, flexible Arbeitszeitmodelle und eine bessere Planung von Urlaubszeiten und Vertretungen sind essenziell. Eine hohe Arbeitsbelastung darf nicht dazu führen, dass Mitarbeiter das Gefühl haben, unersetzbar zu sein. Apothekenleiter sollten außerdem Gesundheitsmaßnahmen fördern, etwa durch Schulungen zu Stressmanagement, das Angebot von Gesundheitschecks oder die Bereitstellung ergonomischer Arbeitsplätze.

Präsentismus ist mehr als ein individuelles Problem – er betrifft das gesamte Team. Ein krankheitsbedingter Ausfall mag kurzfristig eine Herausforderung darstellen, doch er ist immer noch die bessere Alternative zu langfristigen gesundheitlichen Schäden und einer schleichenden Beeinträchtigung des gesamten Betriebs. Nur durch einen klaren Fokus auf die Gesundheit der Belegschaft lässt sich das Risiko von Präsentismus nachhaltig senken.

Apotheken sind mehr als Orte der Medikamentenausgabe; sie sind oft das erste Glied in der Kette der Gesundheitsversorgung. Wer diese Rolle ernst nimmt, sollte mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Gesundheit – auch die der eigenen Mitarbeiter – höchste Priorität hat. Nur so können Apotheken langfristig erfolgreich arbeiten und eine Vorbildfunktion in der Arbeitswelt übernehmen.

 

Wärmepumpen und Versicherung: Essenzieller Schutz für Apotheker

Wärmepumpen gelten als zukunftsweisende Technologie zur nachhaltigen Energiegewinnung, doch ihr Schutz vor Schäden erfordert gezielte Versicherungslösungen. Laut einer Analyse der Stiftung Warentest bieten Versicherer wie Allianz, Arag und GEV effektive Absicherungskonzepte über Wohngebäudeversicherungen an. Alternativ ermöglichen Anbieter wie Signal Iduna separate Verträge, um individuelle Bedürfnisse abzudecken. Auch die kostengünstigen Zusatzbausteine von Huk24 und Huk-Coburg überzeugen in Preis und Leistung.

Apotheker, die Wärmepumpen in oder an ihren Betriebsgebäuden installieren, müssen spezifische Anforderungen berücksichtigen. Gerade die exponierte Lage von Außengeräten macht diese anfällig für Witterungseinflüsse, Vandalismus und technische Defekte. Eine umfassende Absicherung ist daher essenziell, insbesondere wenn die Wärmepumpe den Betrieb während der Heizperiode unterstützt.

Darüber hinaus sollten Apotheker darauf achten, dass ihre bestehende Gebäudeversicherung die Integration solcher Anlagen abdeckt oder durch Zusatzbausteine erweitert werden kann. Einige Anbieter verlangen für Kraftwärmemaschinen im Außenbereich zusätzliche Angaben, um eine vollständige Absicherung zu gewährleisten. Schäden durch Blitzschlag, Überspannung oder unsachgemäße Nutzung gehören zu den häufigsten Versicherungsfällen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Ausfallschutz: Apotheker sollten prüfen, ob die Police auch Kosten für Mietgeräte oder alternative Energiequellen übernimmt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dies ist insbesondere in energieintensiven Bereichen von Bedeutung, wie beispielsweise bei der Lagerung temperatursensitiver Medikamente.

Die Investition in eine Wärmepumpe ist ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz – vorausgesetzt, die Absicherung stimmt. Apotheker, die auf diese Technologie setzen, tragen nicht nur Verantwortung für ihre Betriebsgebäude, sondern auch für die Kontinuität ihres Geschäfts. Gerade in einem Bereich, in dem Versorgungssicherheit eine zentrale Rolle spielt, kann ein unvorhergesehener Ausfall weitreichende Folgen haben.

Es zeigt sich, dass Standardversicherungen oft nicht ausreichen, um die spezifischen Risiken von Wärmepumpen zu decken. Ergänzende Bausteine oder eigenständige Policen sind daher ein Muss. Apotheker sollten die Vertragsbedingungen genau prüfen und mögliche Deckungslücken mit ihrem Versicherer oder Makler besprechen. Dabei empfiehlt es sich, den Fokus nicht nur auf den Schutz vor physischen Schäden zu legen, sondern auch auf die Absicherung gegen Betriebsunterbrechungen.

Nur wer vorbereitet ist, kann das volle Potenzial moderner Energietechnologien nutzen und gleichzeitig die Risiken minimieren.

 

Betrug per Rechnung: Apotheken im Visier raffinierter Abzocker

In den letzten Monaten beobachten Sicherheitsexperten eine wachsende Welle gefälschter Rechnungen, die gezielt an Apotheken versendet werden. Diese betrügerischen Schreiben wirken auf den ersten Blick täuschend echt und verweisen oft auf vermeintliche Dienstleistungen wie "Google Ads" oder "Yahoo Search" — Dienste, die die betroffenen Apotheken nie beauftragt haben. Dabei setzen die Betrüger auf detaillierte Angaben zu Zahlungsfristen, Skonto-Möglichkeiten und Zahlungswegen über PayPal, um Vertrauen aufzubauen und eine schnelle Begleichung der Rechnung zu erzwingen.

Solche Rechnungen folgen einem klaren Muster: Der Gesamtbetrag wird sofort fällig, eine Zahlung innerhalb weniger Tage verspricht einen Rabatt, und die scheinbare Nutzung sicherer Zahlungsplattformen wie PayPal soll den Empfänger in Sicherheit wiegen. Insbesondere für Apothekenbetreiber, die im Alltag einem hohen Arbeitsdruck ausgesetzt sind, kann die Versuchung groß sein, die vermeintlich kleine Rechnung schnell zu begleichen, um sich auf dringlichere Aufgaben zu konzentrieren.

Doch genau hierin liegt die Gefahr. Die Betrüger spielen auf die Erschöpfung und die hohe Arbeitsbelastung vieler Apotheker an und hoffen darauf, dass eine Routinezahlung unbemerkt erfolgt. Dabei sind solche Rechnungen meist so professionell gestaltet, dass sie im normalen Tagesgeschäft leicht übersehen werden können. Experten empfehlen daher, jede Rechnung gründlich zu prüfen und, im Zweifel, die Echtheit beim angegebenen Dienstleister direkt zu verifizieren. Vor allem Apotheken mit hohem Kundenverkehr und zahlreichen administrativen Aufgaben sollten ihren Rechnungsprüfungsprozess regelmäßig optimieren, um keine unberechtigten Zahlungen zu leisten.

Apothekerverbände und Berufsorganisationen sind sich des Problems bewusst und raten Apothekenbetreibern, sich über die neuesten Betrugsmethoden auf dem Laufenden zu halten. Viele bieten Schulungen und Informationsmaterialien an, um präventiv auf solche Bedrohungen vorbereitet zu sein. Der Schutz vor Betrug beginnt dabei bereits bei der Sensibilisierung der Mitarbeiter, die regelmäßig im Umgang mit externen Zahlungsaufforderungen geschult werden sollten.

Gefälschte Rechnungen stellen eine unterschätzte Bedrohung für Apotheken dar. Die Betrüger nutzen bewusst die Arbeitsbelastung und das Vertrauen vieler Apotheker aus, die in ihrem täglichen Betrieb kaum Zeit für eine umfassende Prüfung aller Rechnungen haben. Für Apothekenbetreiber ist es daher wichtig, wachsam zu sein und keine Zahlung blindlings zu leisten, ohne die Echtheit der Forderung zu prüfen. Es ist ein Problem, das strukturelle Aufmerksamkeit erfordert — denn in der hektischen Welt der Apothekenarbeit kann bereits ein kleiner Fehler kostspielige Folgen haben.

 

Verkaufsoffene Sonntage: Müssen PTAs wirklich arbeiten?

In Deutschland sind verkaufsoffene Sonntage besonders zur Adventszeit für viele eine Gelegenheit, die letzten Einkäufe vor den Feiertagen zu erledigen. Auch Apotheken öffnen an diesen Tagen, um ihren Kunden eine umfassende Versorgung zu bieten. Doch für viele Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) stellt sich die Frage, ob sie verpflichtet sind, an einem solchen Sonntag zu arbeiten oder ob sie das Recht haben, sich zu weigern.

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) schützt grundsätzlich vor Sonntagsarbeit. Laut § 9 ArbZG dürfen Arbeitnehmer an Sonntagen und Feiertagen nicht zwischen 0 und 24 Uhr arbeiten. Allerdings gibt es bestimmte Ausnahmen, die in § 10 ArbZG geregelt sind. So ist Sonntagsarbeit beispielsweise im Rettungsdienst, in Krankenhäusern oder in der Gastronomie erlaubt. Der Einzelhandel, und damit auch Apotheken, fallen grundsätzlich nicht unter diese Ausnahmen. Allerdings gibt es für Apotheken durch verkaufsoffene Sonntage und Notdienste Sonderregelungen, die die Arbeit an Sonntagen ermöglichen.

Im Fall von PTAs ist es so, dass diese grundsätzlich nicht zu Nacht- oder Notdiensten verpflichtet sind. Das bedeutet, dass eine PTA nicht verpflichtet werden kann, an einem verkaufsoffenen Sonntag in die Apotheke zu kommen, wenn sie nicht dem Sonntagsdienst zugestimmt hat. Arbeitgeber können zwar Mehrarbeit anordnen, doch die Mitarbeiter müssen dieser auch zustimmen. Die Einhaltung dieser Regelungen stellt sicher, dass PTAs nicht gegen ihren Willen arbeiten müssen.

Für diejenigen, die dennoch an einem verkaufsoffenen Sonntag arbeiten, kommen die Regelungen des Bundesrahmentarifvertrags zur Anwendung. PTAs, die an Sonntagen arbeiten, erhalten einen Zuschlag von 85 Prozent auf ihre Grundvergütung. Dieser Zuschlag ist nicht immer steuerfrei. Wenn der Zuschlag über 50 Prozent des regulären Grundlohns hinausgeht, unterliegt er der Einkommensteuer, gemäß § 3 des Einkommensteuergesetzes.

Zusätzlich sieht das Arbeitszeitgesetz vor, dass Mitarbeiter, die an einem Sonntag arbeiten, Anspruch auf einen Ersatzruhetag haben. Dieser muss innerhalb von zwei Wochen gewährt werden und stellt sicher, dass die Arbeitsbelastung ausgeglichen wird. Arbeitgeber sind verpflichtet, diesen Ersatzruhetag zu gewähren, um die Rechte der Angestellten zu wahren.

Insgesamt zeigt sich, dass die Arbeit an verkaufsoffenen Sonntagen für PTAs in Apotheken nicht ohne weiteres verpflichtend ist. Zwar können Arbeitgeber Mehrarbeit anordnen, doch die Zustimmung der PTAs ist notwendig. Zudem werden diese für ihre Sonntagsarbeit durch Zuschläge entschädigt und haben Anspruch auf einen Ersatzruhetag.

Die Frage, ob PTAs an verkaufsoffenen Sonntagen arbeiten müssen, verdeutlicht einmal mehr die komplexen Anforderungen, die an Apothekenangestellte gestellt werden. Während die Öffnung der Apotheken an diesen Tagen für viele Kunden praktisch und notwendig erscheint, sollte auch der Aspekt der Arbeitszeitgestaltung nicht aus den Augen verloren werden. PTAs leisten einen enorm wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung, und ihre Arbeitszeiten müssen daher fair und transparent geregelt werden.

Die Regelung, dass PTAs an verkaufsoffenen Sonntagen nur dann arbeiten müssen, wenn sie dem zustimmen, schützt die Rechte der Arbeitnehmer und bietet gleichzeitig den Apotheken eine gewisse Flexibilität. Dennoch muss sich die Branche weiter mit den Herausforderungen der Vereinbarkeit von öffentlichem Bedarf und den Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten auseinandersetzen. Gerade in der Adventszeit, wenn der Arbeitsaufwand in Apotheken oft besonders hoch ist, könnte eine nachhaltige Lösung in einer besseren Balance zwischen Arbeitszeitmodellen und Zuschlägen liegen, die den Mitarbeitenden gerecht wird. Die Einführung von flexibleren Arbeitszeiten und verbesserten Ausgleichsregelungen könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Die Gewährung von Ersatzruhetagen und die gerechte Vergütung für Sonntagsarbeit sind Schritte in die richtige Richtung. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass auch in Zukunft Lösungen gefunden werden, die sowohl den Bedürfnissen der Apotheken als auch den Rechten der Beschäftigten gerecht werden. Ein ausgewogenes Modell würde langfristig nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung sichern.

 

Gesundheitswesen im Fachkräftenotstand: 47.400 Stellen bleiben unbesetzt

Das deutsche Gesundheitswesen steht weiterhin vor einer immensen Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Wie aus aktuellen Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des Instituts der deutschen Wirtschaft hervorgeht, konnten im Jahresdurchschnitt 2023/2024 etwa 47.400 Stellen nicht besetzt werden. Der Personalmangel trifft vor allem Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten mit rund 11.600 offenen Stellen, gefolgt von zahnmedizinischen Fachangestellten (7.350) und Fachkräften in der Gesundheits- und Krankenpflege (7.100).

Der Fachkräftemangel wird durch die Alterung der Gesellschaft weiter verstärkt, da der Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen kontinuierlich steigt. „Eine alternde Bevölkerung führt zu einem steigenden Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen. Dadurch wächst die Belastung auf die vorhandenen Fachkräfte“, heißt es in der Studie. Das Gesundheitswesen führt seit Jahren die Liste der Branchen mit den größten Engpässen an und belegt auch in der aktuellen Rangliste den ersten Platz.

Auch andere Branchen sind massiv betroffen. Im Bauwesen fehlen durchschnittlich 41.250 Fachkräfte, während in der öffentlichen Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung 41.000 Stellen unbesetzt sind. Der Einzelhandel und das Sozialwesen, ohne Heime, verzeichnen ebenfalls signifikante Lücken mit 29.800 bzw. 28.000 offenen Stellen.

Laut Kofa-Experte Philipp Herzer wirkt sich der Personalmangel im Gesundheits- und Sozialwesen auch auf andere Bereiche aus. Ein reduziertes Angebot an sozialen Dienstleistungen, wie in Kitas oder Pflegeheimen, zwingt Eltern und pflegende Angehörige häufig, ihre Arbeitszeiten zu reduzieren. Dies verstärkt den Fachkräftemangel in weiteren Wirtschaftszweigen.

Obwohl die Fachkräftelücke insgesamt leicht gesunken ist – von Juli 2023 bis Juni 2024 fehlten im Schnitt 532.000 Arbeitskräfte, was einem Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht – bleibt die Lage laut Experten weiterhin alarmierend.

Die Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit nachhaltiger Maßnahmen, um den Bedarf an qualifiziertem Personal langfristig zu decken. Ohne entschlossenes Handeln drohen nicht nur dem Gesundheitswesen, sondern auch anderen Schlüsselbranchen erhebliche Konsequenzen.

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist nicht nur ein akutes Problem, sondern eine tickende Zeitbombe für das gesamte gesellschaftliche Gefüge. Die demografische Entwicklung und der steigende Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen treffen auf eine Branche, die längst an ihrer Belastungsgrenze arbeitet. Dabei ist es kein neues Phänomen, dass systemrelevante Berufe chronisch unterfinanziert und personell unterbesetzt sind.

Die Lösung dieser Krise erfordert ein Umdenken auf politischer Ebene. Es reicht nicht, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, ohne parallel die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Attraktivere Gehälter, flexiblere Arbeitszeiten und eine Entbürokratisierung des Arbeitsalltags sind unabdingbar, um bestehendes Personal zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen.

Gleichzeitig müssen die strukturellen Ursachen adressiert werden: Eine stärkere Förderung von Ausbildungsberufen im Gesundheitswesen sowie gezielte Investitionen in digitale Unterstützungssysteme könnten dazu beitragen, die Arbeit in diesen Berufen zu erleichtern und effizienter zu gestalten.

Wenn diese Maßnahmen ausbleiben, wird der Fachkräftemangel nicht nur den Gesundheitssektor belasten, sondern auch andere Branchen in den Abgrund ziehen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt – bevor das gesamte System kollabiert.

 

Phoenix treibt Expansion in Europa voran: Neue Zentrale in der Schweiz und Vertriebszentrum in Ungarn

Phoenix, einer der führenden Pharmagroßhändler Europas, hat mit zwei wichtigen Investitionsprojekten in dieser Woche seine Position im internationalen Markt gestärkt. In Liebefeld, einem Stadtteil von Köniz im Kanton Bern, wurde die neue Schweizer Zentrale feierlich eingeweiht. Gleichzeitig fiel in Győr, Ungarn, der Startschuss für den Bau eines hochmodernen Vertriebszentrums, das die Arzneimittelversorgung in der westungarischen Region erheblich verbessern soll.

Die neue Zentrale in Liebefeld vereint rund 100 Arbeitsplätze, die zuvor auf verschiedene Standorte verteilt waren. Phoenix will damit seine operativen Prozesse straffen und die Zusammenarbeit der Teams fördern. Zur Eröffnung begrüßte Managing Director Martial Barbier unter anderem CEO Sven Seidel, Vertriebsvorstand Marcus Freitag sowie Aufsichtsratschef Dr. Bernd Scheifele. Die Standortwahl in Liebefeld unterstreicht die strategische Bedeutung der Schweiz für den Konzern, der dort mit einem Marktanteil von 30 Prozent die zweitgrößte Position hinter Galenica einnimmt. Über die Tochtermarke Benu betreibt Phoenix außerdem 103 Apotheken in der Schweiz.

Parallel zur Einweihung fand in Győr der Spatenstich für ein Vertriebszentrum statt, das auf einer Fläche von 6550 Quadratmetern entsteht. Mit einer Investitionssumme von umgerechnet 20 Millionen Euro will Phoenix nicht nur die Logistik effizienter gestalten, sondern auch die nachhaltige Arzneimittelversorgung vorantreiben. Managing Director Tamás Kaló betonte, dass der Pharmagroßhändler in Ungarn jede zweite Packung an Apotheken liefert und mit 170 Benu-Apotheken stark vertreten ist. Ein automatisiertes Kommissioniersystem mit einer Kapazität von 1700 Präparaten soll den Standort auf dem neuesten technischen Stand halten und den Automatisierungsgrad auf 60 Prozent erhöhen.

Besonderen Fokus legt Phoenix auf Nachhaltigkeit: Ein modernes Kühl-Heizsystem ohne fossile Energieträger sowie eine leistungsstarke Solaranlage auf dem Dach des neuen Gebäudes sollen den CO2-Ausstoß minimieren. Elektrofahrzeuge, die ebenfalls mit Solarenergie betrieben werden, werden für die Arzneimittellieferung eingesetzt. Der Regelbetrieb in Győr soll im ersten Halbjahr 2026 starten.

Mit diesen Projekten setzt Phoenix ein starkes Zeichen für Innovation und Nachhaltigkeit in der europäischen Pharmaindustrie. Das Unternehmen zeigt damit, dass es nicht nur auf Wachstum setzt, sondern auch Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernimmt.

Die jüngsten Projekte von Phoenix in der Schweiz und Ungarn sind mehr als bloße Investitionen in Infrastruktur – sie sind ein klares Bekenntnis zur Weiterentwicklung und Modernisierung der europäischen Pharmaindustrie. Besonders bemerkenswert ist der Fokus auf Nachhaltigkeit, der in Zeiten wachsender ökologischer Herausforderungen ein wichtiges Signal setzt. Die Verbindung aus technischer Innovation und ökologischer Verantwortung zeigt, dass Phoenix nicht nur auf kurzfristigen Erfolg abzielt, sondern eine langfristige Vision verfolgt.

Die neue Zentrale in der Schweiz und das hochmoderne Vertriebszentrum in Ungarn stärken die Logistikkapazitäten des Unternehmens erheblich. Dabei wird nicht nur auf Effizienz geachtet, sondern auch auf eine bessere Versorgung der Kunden – ein entscheidender Faktor in einem Markt, der von hohen Erwartungen an Qualität und Schnelligkeit geprägt ist. Doch Phoenix geht noch einen Schritt weiter: Mit nachhaltigen Technologien und der Förderung erneuerbarer Energien positioniert sich das Unternehmen als Vorreiter in einer Branche, die zunehmend mit Fragen der Umweltverträglichkeit konfrontiert ist.

Diese Vorhaben sollten anderen Marktteilnehmern als Vorbild dienen. Während viele Unternehmen noch zögern, Nachhaltigkeit als zentralen Bestandteil ihrer Strategie zu etablieren, zeigt Phoenix, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können. Diese Investitionen sind nicht nur eine Bereicherung für die betroffenen Regionen, sondern auch ein wichtiges Signal für den gesamten europäischen Pharmamarkt.

 

Sildenafil und der Graumarkt: Studie enthüllt Dimensionen des illegalen Arzneimittelhandels

Mittel gegen erektile Dysfunktion wie Sildenafil gehören weiterhin zu den am häufigsten gefälschten Arzneimitteln in Europa. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass der illegale Handel trotz bestehender Regulierungen ungebrochen floriert. 82 deutschsprachige Online-Shops bieten entsprechende Medikamente an, ohne im Versandhandelsregister eingetragen zu sein. Davon verlangen 67 keine Rezepte. Diese Ergebnisse werfen erneut die Frage auf, ob die Liberalisierung durch einen OTC-Switch die Patientensicherheit verbessern könnte.

Die Studie wurde von der Universität Osnabrück und dem Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie im Auftrag der Viatris-Gruppe durchgeführt. Sie basiert auf der Aktualisierung eines digitalen Crawlers, der Internetseiten systematisch analysierte. Dabei wurden deutschsprachige Plattformen erfasst, die rezeptpflichtige Medikamente ohne entsprechende Nachweise und Sicherheitskennzeichen anboten. Auffällig war, dass viele der identifizierten Seiten in Ländern außerhalb der EU gehostet wurden, darunter 52 mit IP-Adressen aus den USA.

Die Studienautoren um Professor Arndt Sinn vom Zentrum für Europäische und Internationale Strafrechtsstudien und Professor Martin Steinebach vom Fraunhofer-Institut sehen in den Ergebnissen einen deutlichen Beleg für die Attraktivität des illegalen Marktes. Niedrige Kontrolldichte, unklare Rechtslagen und hohe Gewinnmargen begünstigen weiterhin die Verbreitung dieser Angebote. Trotz der EU-Fälschungsschutzrichtlinie, die den illegalen Handel durch Sicherheitsmerkmale im Online-Versandhandel eindämmen sollte, hat sich die Situation kaum verändert.

Ein Blick auf die Zahlen der World Customs Organisation (WCO) verdeutlicht die Problematik: Im Jahr 2022 wurden weltweit 192,1 Tonnen illegaler Arzneimittel beschlagnahmt – ein Anstieg um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, obwohl die Anzahl der Beschlagnahmungen um mehr als die Hälfte zurückging. Die Studienautoren betonen, dass der illegale Handel nicht nur die Gesundheit der Käufer gefährdet, sondern auch das Vertrauen in legale Arzneimittelversorgung untergräbt.

Simon von Boeselager, Leiter des Deutschlandgeschäfts der Viatris-Gruppe, fordert, den Zugang zu sicheren Medikamenten zu erleichtern. Ein OTC-Switch, der Sildenafil und ähnliche Mittel als rezeptfreie Arzneimittel verfügbar macht, könnte einen wichtigen Schritt darstellen. So könnten Patienten die Medikamente in Apotheken erwerben und von der Beratung durch Fachpersonal profitieren, statt auf unsichere Quellen im Internet zurückzugreifen.

Die Studie zeigt deutlich, dass regulatorische Maßnahmen allein nicht ausreichen, um den illegalen Markt effektiv zu bekämpfen. Es bedarf eines umfassenden Ansatzes, der strengere Kontrollen, eine klare Rechtslage und gleichzeitig eine erleichterte legale Versorgung der Patienten umfasst.

Die Ergebnisse der Studie sind ein ernüchternder Befund über die Realität des illegalen Arzneimittelmarkts. Trotz langjähriger Bemühungen, den Versandhandel durch Richtlinien und Sicherheitsvorkehrungen zu regulieren, bleibt der Graumarkt eine lukrative Schattenwirtschaft. Dies wirft nicht nur Fragen zur Effektivität bestehender Maßnahmen auf, sondern auch zur Bereitschaft, innovative Lösungen wie einen OTC-Switch zu diskutieren.

Ein solcher Schritt könnte eine pragmatische Antwort sein, um die Nachfrage nach illegalen Angeboten zu verringern. Doch ein OTC-Switch allein reicht nicht aus. Ohne flankierende Maßnahmen, wie eine konsequentere Strafverfolgung und internationale Kooperation zur Eindämmung grenzüberschreitender Angebote, wird der illegale Markt weiterhin bestehen.

Gleichzeitig müssen auch die Ursachen betrachtet werden, warum Kunden auf unsichere Angebote zurückgreifen: Zeitdruck, die Angst vor Stigmatisierung und ein Mangel an niedrigschwelligen Zugängen zu legalen Lösungen. Nur durch eine Kombination aus regulatorischer Strenge, sicherem Zugang zu legalen Arzneimitteln und breiter Aufklärung kann dieses Problem nachhaltig gelöst werden.

Der Ball liegt nun bei Politik und Behörden, die richtigen Schlüsse aus diesen alarmierenden Befunden zu ziehen. Der Schutz der Patienten darf nicht länger hinter regulatorischem Stillstand zurückbleiben.

 

Hoffnungsträger unter strengen Auflagen: EMA empfiehlt Alzheimer-Antikörper Lecanemab

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat ihre anfängliche Zurückhaltung aufgegeben und empfiehlt nun die Zulassung des Alzheimer-Antikörpers Lecanemab (Leqembi). Die Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der europäischen Bewertung des Medikaments, das auf die Verlangsamung des kognitiven Abbaus bei Patienten mit beginnender Alzheimer-Demenz abzielt. Lecanemab bindet hochaffin an toxische Amyloid-Beta-Protofibrillen, die als treibender Faktor für die Krankheit gelten. Ziel ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern und den Betroffenen mehr Zeit in einem frühen Krankheitsstadium zu verschaffen.

Die Zulassungsempfehlung gilt jedoch nur unter strengen Auflagen. Das Medikament soll ausschließlich Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder einer beginnenden Alzheimer-Demenz und einem spezifischen genetischen Profil verschrieben werden. Voraussetzung ist eine genetische Untersuchung auf das ApoE4-Gen, da dieses mit einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen wie Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) assoziiert ist. Diese Nebenwirkungen, darunter Hirnödeme (ARIA-E) und Mikroblutungen (ARIA-H), müssen durch regelmäßige MRT-Untersuchungen überwacht werden. Die Therapie erfolgt ausschließlich im Rahmen eines kontrollierten Zugangsprogramms, das umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen vorsieht. Zudem müssen Patienten und medizinisches Personal geschult werden, um mögliche Symptome wie Kopfschmerzen, Verwirrtheit oder Gangstörungen frühzeitig zu erkennen.

Die Entscheidung der EMA folgt einer Überprüfung neuer Daten, nachdem der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die Zulassung im Juli 2024 zunächst abgelehnt hatte. Hersteller Eisai hatte daraufhin eine erneute Bewertung beantragt, da er den klinischen Nutzen des Antikörpers höher einschätzte als die potenziellen Risiken. In den USA und Großbritannien ist Lecanemab bereits zugelassen, während australische Behörden im Oktober 2024 eine Ablehnung ausgesprochen haben. Auch in Europa bleibt die finale Entscheidung der EU-Kommission abzuwarten.

Experten sind sich uneins über die Bedeutung der Zulassungsempfehlung. Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), begrüßt die Entscheidung als Fortschritt für Patienten im Frühstadium der Krankheit. Er hebt hervor, dass Lecanemab keine Heilung, aber eine Chance bietet, die Progression der Erkrankung um einige Monate zu verzögern. Gleichzeitig warnt er vor einer Zwei-Klassen-Medizin, da Patienten bisher auf internationale Apotheken zurückgreifen mussten, um Zugang zu dem Medikament zu erhalten. Diese Entwicklung habe bereits soziale Ungleichheiten sichtbar gemacht.

Kritische Stimmen wie die von Prof. Dr. Christian Behl, Leiter des Lehrstuhls für Pathobiochemie an der Universitätsmedizin Mainz, werfen hingegen grundlegende Fragen auf. Behl hinterfragt den starken Fokus der Forschung auf die Amyloid-Hypothese und verweist auf Studien, die eine geringere Wirksamkeit von Lecanemab bei Frauen nahelegen. Diese Erkenntnisse basieren auf Sekundäranalysen, sind jedoch noch nicht ausreichend untersucht. Prof. Dr. Stefan Teipel vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen sieht hierin einen dringenden Handlungsbedarf und fordert, dass europäische Fachgesellschaften das Thema weiter analysieren.

Ein weiteres Hindernis könnten die Kosten darstellen. In den USA belaufen sich die Therapiekosten auf etwa 26.000 US-Dollar pro Jahr, hinzu kommen Ausgaben für diagnostische und therapeutische Begleitmaßnahmen. Ob die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland die Kosten übernehmen, ist ungewiss. Die Verfügbarkeit des Medikaments in Europa wird frühestens im Frühjahr 2025 erwartet, falls die EU-Kommission die Zulassung erteilt.

Parallel zur Einführung von Lecanemab sollen Nachbeobachtungsstudien und ein EU-weites Register langfristige Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit sammeln. Obwohl Studien zeigen, dass die Erkrankungsprogression über einen Zeitraum von 18 Monaten um etwa fünf Monate verzögert werden kann, bleibt unklar, wie nachhaltig dieser Effekt ist und welche Risiken langfristig auftreten könnten. Diese Erkenntnisse werden entscheidend für die zukünftige Bewertung des Medikaments sein.

Trotz der strengen Auflagen bleibt die Hoffnung groß, dass Lecanemab zumindest einem kleinen Teil der Patienten helfen kann. Experten warnen jedoch davor, zu große Erwartungen zu wecken. Prävention und alternative Forschungsansätze, die über die Amyloid-Hypothese hinausgehen, könnten langfristig eine breitere Wirkung entfalten und den Weg für weitere Fortschritte ebnen.

Die Zulassungsempfehlung der EMA für Lecanemab ist ein Meilenstein, der jedoch ambivalent bleibt. Einerseits symbolisiert die Entscheidung einen Fortschritt in der Behandlung von Alzheimer, andererseits zeigt sie die Grenzen der aktuellen Forschung und Therapien auf. Der Antikörper bietet Betroffenen im Frühstadium der Krankheit eine kleine, aber wichtige Chance, den Verlauf zu verlangsamen – allerdings unter erheblichen Sicherheitsauflagen und mit Einschränkungen, die nur wenige Patienten einschließen.

Die Diskussionen über die Wirksamkeit und Nebenwirkungen bei bestimmten Patientengruppen, insbesondere bei Frauen, verdeutlichen, wie viele Fragen weiterhin offen sind. Die Forschung muss dringend diversifiziert werden, um alternative Ansätze zu entwickeln, die nicht allein auf der Amyloid-Hypothese basieren. Gleichzeitig darf die Einführung von Lecanemab nicht zu einer sozialen Barriere werden, die den Zugang auf privilegierte Gruppen beschränkt. Es wäre fatal, wenn der Antikörper die Ungleichheiten im Gesundheitssystem weiter verschärft.

Langfristig bleibt Prävention der Schlüssel im Kampf gegen Alzheimer. Studien zeigen, dass nahezu die Hälfte aller Demenzen durch Präventionsmaßnahmen vermieden oder verzögert werden könnten. Lecanemab ist ein Schritt nach vorne, aber kein Durchbruch. Es erinnert uns daran, dass Innovation Zeit, Geduld und vor allem breitere Ansätze erfordert, um eine Krankheit von solcher Komplexität zu bekämpfen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Lecanemab tatsächlich als Hoffnungsträger bestehen kann – oder lediglich eine Zwischenlösung darstellt.

 

Vitamin K2: Hoffnungsträger gegen nächtliche Wadenkrämpfe

Eine klinische Studie aus China hat eine mögliche neue Therapie für ältere Erwachsene mit nächtlichen Wadenkrämpfen aufgezeigt. Die ergänzende Einnahme von Vitamin K2 könnte sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität und Dauer dieser schmerzhaften Episoden deutlich verringern. Die zwischen September 2022 und Dezember 2023 durchgeführte Untersuchung erfasste die Ergebnisse von 199 Teilnehmern ab 65 Jahren, die regelmäßig von nächtlichen Muskelkrämpfen betroffen waren.

Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt über acht Wochen hinweg täglich 180 Milligramm Vitamin K2, während die Kontrollgruppe ein Placebo einnahm. Bereits nach wenigen Wochen zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Die Teilnehmer der Vitamin-K2-Gruppe berichteten von einer signifikanten Reduktion der Krampfhäufigkeit. Auch die Dauer und Schwere der Krämpfe gingen merklich zurück.

Eine besondere Stärke der Studie liegt in den Sicherheitsaspekten. Während viele herkömmliche Behandlungen für nächtliche Muskelkrämpfe unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen, wies Vitamin K2 ein ausgezeichnetes Sicherheitsprofil auf. Es wurden keinerlei Nebenwirkungen festgestellt, was die potenzielle Eignung dieses Vitamins als Ergänzungstherapie unterstreicht.

Vitamin K2 wirkt, indem es die Aufnahme von Calcium in die Muskelzellen hemmt. Diese Wirkung trägt zur Muskelentspannung bei und könnte somit die Hauptursache für nächtliche Krämpfe bekämpfen. Die Erkenntnisse der chinesischen Forscher könnten eine Wende in der Behandlung dieser weitverbreiteten Beschwerden einleiten, insbesondere für ältere Menschen, bei denen herkömmliche Therapien oft nur begrenzten Erfolg haben.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse bleibt weiterer Forschungsbedarf. Künftige Studien könnten nicht nur die optimale Dosierung und Langzeitwirkung von Vitamin K2 untersuchen, sondern auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beleuchten.

Die Erkenntnisse über die Wirkung von Vitamin K2 auf nächtliche Wadenkrämpfe könnten für Betroffene ein echter Lichtblick sein. Gerade ältere Menschen leiden häufig unter den Schmerzen und Schlafstörungen, die durch diese Krämpfe verursacht werden. Bisherige Behandlungsansätze, darunter Magnesiumpräparate, zeigen oft nur begrenzte Wirkung oder gehen mit unerwünschten Nebenwirkungen einher.

Vitamin K2 bietet hier eine neue Perspektive. Seine doppelte Wirkung als Muskelentspanner und Unterstützer der Knochengesundheit macht es besonders interessant. Die Tatsache, dass die Einnahme in der Studie keinerlei Nebenwirkungen hervorrief, ist ein entscheidender Vorteil.

Allerdings sollte die Euphorie nicht dazu führen, die wissenschaftliche Vorsicht außer Acht zu lassen. Bevor Vitamin K2 zur Standardtherapie wird, müssen weitere Studien die Wirksamkeit und Sicherheit bestätigen. Auch die Langzeiteffekte sind bisher unklar. Dennoch: Die Ergebnisse dieser Studie geben Anlass zur Hoffnung, dass nächtliche Krämpfe bald der Vergangenheit angehören könnten – zumindest für viele Betroffene.

 

Vilobelimab: Deutsche Innovation im Kampf gegen Covid-19-bedingtes Atemnotsyndrom

Ein innovatives Medikament aus Deutschland steht vor einer bedeutenden Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA). Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) hat das Präparat Gohibic™, entwickelt vom Jenaer Biotechnologie-Unternehmen Inflarx, für die Behandlung von akutem Atemnotsyndrom (ARDS) bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten empfohlen. Gohibic™ enthält den Wirkstoff Vilobelimab, der gezielt in das Komplementsystem eingreift, um die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Entzündungsreaktion zu modulieren.

Vilobelimab richtet sich an erwachsene Patienten, die aufgrund schwerer Covid-19-Verläufe intensivmedizinisch betreut und invasiv mechanisch beatmet werden müssen. Der Wirkstoff blockiert den Komplementfaktor C5a, der als zentraler Treiber der überschießenden Entzündungsreaktion gilt, während andere Schutzmechanismen des angeborenen Immunsystems erhalten bleiben. Dieser Ansatz unterscheidet Vilobelimab von anderen Anti-C5-Antikörpern und gilt als Meilenstein in der Behandlung von ARDS, da bisher keine spezifische Therapie verfügbar ist.

Die Zulassungsempfehlung basiert auf Ergebnissen der Phase-III-Studie PANAMO, die eine signifikante Reduktion der Sterblichkeit am 28. und 60. Tag nach Behandlungsbeginn belegte. Gleichzeitig wurden Nebenwirkungen wie Pneumonie, Herpes simplex und Sepsis dokumentiert. Die Studiendaten wurden im renommierten Fachjournal Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht und untermauern den medizinischen Innovationswert des Präparats.

Die Entwicklung von Gohibic™ wurde durch öffentliche Mittel in Höhe von 33,3 Millionen Euro unterstützt, bereitgestellt vom Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Diese Förderung unterstreicht die strategische Bedeutung von Vilobelimab auch über die Covid-19-Pandemie hinaus. Experten sehen potenziellen Nutzen für andere virale Erkrankungen, die ARDS auslösen können, wie jüngst ein Fall von Vogelgrippe in Kanada zeigte.

Sollte die EMA dem Zulassungsvotum folgen, könnte Gohibic™ bald eine entscheidende Rolle in der Intensivmedizin spielen. Mit der Markteinführung stünde eine dringend benötigte, effektive Behandlungsoption für schwer erkrankte Patienten zur Verfügung.

Die Empfehlung der EMA für Vilobelimab ist ein Meilenstein für die medizinische Forschung in Deutschland. Inflarx zeigt eindrucksvoll, wie wissenschaftliche Exzellenz und gezielte Förderung einen globalen Unterschied machen können. Gerade in einer Zeit, in der die Welt nach wirksamen Lösungen gegen pandemiebedingte Gesundheitskrisen sucht, bietet das Präparat einen Hoffnungsschimmer.

Vilobelimab hebt sich nicht nur durch seine innovative Wirkweise ab, sondern auch durch die strategische Weitsicht, die hinter seiner Entwicklung steht. Die gezielte Hemmung von C5a, ohne die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers zu unterdrücken, könnte den Weg für eine neue Generation von Therapien ebnen. Dies ist nicht nur für Covid-19, sondern auch für andere schwerwiegende Erkrankungen von enormer Bedeutung.

Die Unterstützung durch staatliche Mittel war hier essenziell und zeigt, wie wichtig Investitionen in Forschung und Entwicklung sind. Die klinischen Ergebnisse sprechen für sich: geringere Sterblichkeit und eine klare Perspektive für intensivmedizinisch betreute Patienten. Gleichzeitig mahnen die dokumentierten Nebenwirkungen zur Vorsicht – ein ausgewogenes Nutzen-Risiko-Verhältnis bleibt entscheidend.

Deutschland positioniert sich mit Vilobelimab als Vorreiter in der Biotechnologie. Nun liegt es an der EMA, den nächsten Schritt zu gehen und eine Zulassung zu erteilen. Gohibic™ könnte nicht nur Leben retten, sondern auch ein Symbol für die Leistungsfähigkeit deutscher Innovation sein.

 

Kardiotoxizität von Arzneimitteln: Risiken erkennen, Patienten schützen

Die Kardiotoxizität von Arzneimitteln ist ein seltenes, aber schwerwiegendes Problem, das Mediziner, Forscher und Apotheker vor große Herausforderungen stellt. Viele Mechanismen, durch die Medikamente das Herz schädigen, sind noch nicht vollständig verstanden. Dennoch ist bekannt, dass bestimmte Wirkstoffklassen wie Tyrosinkinasehemmer, Psychopharmaka oder NSAR ein erhöhtes Risiko bergen, kardiotoxische Nebenwirkungen auszulösen.

Wie die Pharmakologie-Professorin Dr. Kristina Lorenz vergangenes Wochenende auf der Scheele-Tagung in Warnemünde betonte, seien solche Nebenwirkungen in präklinischen und klinischen Studien oft schwer zu erfassen. Zwar wurde in den letzten Jahrzehnten ein Teil der zugelassenen Medikamente aufgrund von kardialen Nebenwirkungen vom Markt genommen – darunter prominente Beispiele wie Rofecoxib (Vioxx®) –, doch durch strengere regulatorische Vorgaben hat sich die Situation verbessert.

Die geringe Regenerationsfähigkeit des Herzens verschärft jedoch das Problem, da geschädigte Herzmuskelzellen kaum ersetzt werden können. Besonders gefährdet sind ältere Patienten, Frauen sowie Menschen mit Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz oder Elektrolytstörungen.

Ein häufig auftretendes Phänomen ist die Verlängerung der QT-Zeit, die durch die Blockade des hERG-Kanals entsteht. Dieser Ionenkanal ist essenziell für die elektrische Stabilität des Herzens. Viele Arzneimittel, darunter Psychopharmaka, Antibiotika und Protonenpumpen-Inhibitoren, greifen in diese Prozesse ein. Dies kann zu Herzrhythmusstörungen und in schweren Fällen zum plötzlichen Herztod führen.

Besondere Vorsicht ist auch bei NSAR geboten, die bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu thrombotischen Ereignissen und Gefäßentzündungen führen können. In der Onkologie wiederum ist die Kardiotoxizität einiger Zytostatika unvermeidlich. Ansätze wie liposomale Formulierungen oder der Einsatz von Dexrazoxan zur Reduktion von Schäden sind deshalb von großer Bedeutung.

Die European Society for Cardiology (ESC) entwickelt derzeit neue Leitlinien, um Kardiotoxizitätsrisiken besser einschätzen zu können. Dabei sollen Biomarker und präventive Untersuchungen vor Beginn einer Therapie eine zentrale Rolle spielen.

In Apotheken kommt dem Team eine wichtige Rolle zu, wenn es um die Einschätzung und Prävention von kardiotoxischen Risiken geht. Die Beratung zu Wechselwirkungen, die Überprüfung von Dauerverordnungen und die Erfassung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht können entscheidend dazu beitragen, Patienten zu schützen.

Die Datenbank crediblemeds.org bietet hilfreiche Informationen, um die QT-Zeit-verlängernde Wirkung von Medikamenten besser einzuordnen. Auch ein enger Austausch mit behandelnden Ärzten, insbesondere bei Polypharmazie, ist notwendig, um Risiken zu minimieren.

Der Umgang mit kardiotoxischen Arzneimitteln zeigt, wie wichtig eine fundierte Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Patienten ist. Während die Forschung an Mechanismen und Präventionsstrategien intensiv voranschreitet, bleibt die individuelle Beratung der Schlüssel zur Sicherheit. Apotheker können durch ihre Expertise im Bereich Arzneimittelinteraktionen und Patientenaufklärung eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere bei OTC-Präparaten oder der Langzeitanwendung potenziell schädlicher Medikamente wie NSAR oder PPI.

Gleichzeitig ist es von zentraler Bedeutung, dass medizinische Fachkräfte regelmäßig geschult und aktuelle Erkenntnisse über kardiotoxische Risiken in die Praxis integriert werden. Nur so lassen sich schwerwiegende Nebenwirkungen minimieren und die Sicherheit der Patienten gewährleisten. Die Arbeit an präventiven Leitlinien und verbesserten Studienmodellen zeigt: Der Weg zu einem effektiveren Umgang mit kardiotoxischen Risiken ist geebnet, erfordert jedoch kontinuierliche Anstrengungen aller Beteiligten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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