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  • 22.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Digitale Sicherheit und medizinische Entwicklungen
    22.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Digitale Sicherheit und medizinische Entwicklungen
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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Digitale Sicherheit und medizinische Entwicklungen

 

Cyberbedrohungen, Skandale und innovative Behandlungsansätze prägen die aktuellen Diskussionen

Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen, von E-Rezepten bis hin zur digitalen Vernetzung von Apothekensystemen, erhöht die Angriffsfläche für Cyberkriminalität. Viele Apotheken fragen sich: Wie gut sind sie geschützt? Parallel dazu erschüttert ein Bestechungsskandal das Gesundheitswesen, in dem Apotheker verdächtigt werden, durch Zahlungen an Ärzte das Verschreibungsverhalten zu beeinflussen. Währenddessen drängt die europäische Medizintechnikbranche auf eine Reform der strengen Medizinprodukteverordnung, die Engpässe und Verzögerungen bei der Zulassung verursacht hat. Auch Apple mischt sich mit den AirPods Pro 2 in die Gesundheitsbranche ein – sie sollen bald als Hörgeräte einsetzbar sein. Bei der Schmerzbehandlung sind Muskelrelaxanzien umstritten, da ihre Wirksamkeit bei chronischen Schmerzen in einer neuen Studie infrage gestellt wird. Zudem wurde in Deutschland erstmals eine neue Mpox-Variante nachgewiesen, was auf globale Gesundheitsrisiken hinweist. Novo Nordisk arbeitet derweil an bahnbrechendem „Smartinsulin“, das Blutzuckerschwankungen bei Diabetikern regulieren soll. Im Bereich der Harnwegsinfektionen setzt die Medizin auf Phytotherapie und NSAR, um den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Eine neue Cochrane-Analyse enttäuscht jedoch die Erwartungen an Vitamin D als Mittel gegen COPD-Exazerbationen. Die Entwicklungen zeigen die Komplexität der Herausforderungen im Gesundheitssektor auf und verdeutlichen die Notwendigkeit ständiger Anpassung und Innovation.

 

Cybersicherheit in Apotheken: Wie gut sind Sie geschützt?

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet unaufhaltsam voran. E-Rezepte, digitale Patientenakten und die Vernetzung von Apothekensystemen sind nur einige der Innovationen, die den Apothekenalltag erleichtern sollen. Doch mit diesen Fortschritten geht auch eine zunehmende Verwundbarkeit gegenüber Cyberangriffen einher. Während Großkonzerne bereits umfassende Sicherheitsstrategien entwickelt haben, stellt sich für viele Apothekenbetreiber die Frage: Wie gut sind wir wirklich gegen digitale Bedrohungen gewappnet?

Cyberkriminelle haben es vermehrt auf Gesundheitsdaten abgesehen. Diese sind äußerst wertvoll, da sie sensible Informationen wie Medikationshistorien, Diagnosen und persönliche Daten von Patienten enthalten. Ein erfolgreicher Angriff kann nicht nur zu einem immensen finanziellen Schaden führen, sondern auch das Vertrauen der Kunden langfristig zerstören. Die Konsequenzen reichen von Betriebsunterbrechungen und Reputationsschäden bis hin zu empfindlichen Bußgeldern, sollten gesetzliche Datenschutzbestimmungen verletzt werden.

Eine aktuelle Umfrage unter Apothekenbetreibern zeigt, dass zwar viele die Dringlichkeit des Themas erkannt haben, jedoch oft an der praktischen Umsetzung hapert. Ein Großteil der Apotheken nutzt noch veraltete Sicherheitssysteme, die den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Während Firewalls und Antivirenprogramme mittlerweile Standard sind, fehlen in vielen Apotheken weitergehende Maßnahmen wie regelmäßige Datensicherungen, Schulungen der Mitarbeiter im Umgang mit digitalen Bedrohungen oder eine umfassende Verschlüsselung sensibler Patientendaten.

Besonders gefährdet sind Apotheken, die E-Rezepte und Online-Bestellsysteme verwenden, da hier Schnittstellen für Cyberangriffe entstehen. Phishing-Mails, die vorgeben, von vertrauenswürdigen Stellen wie Krankenkassen oder Ärzten zu stammen, gehören zu den häufigsten Angriffsvektoren. Zudem nutzen Cyberkriminelle Schwachstellen in veralteten Softwarelösungen, um Schadsoftware einzuschleusen. Ist die IT-Infrastruktur erst einmal kompromittiert, können Daten verschlüsselt oder gestohlen werden, und die Wiederherstellung erfordert oft enorme Zeit und Ressourcen.

Eine wichtige Schutzmaßnahme ist die Einführung eines Notfallplans. Dieser sollte klare Anweisungen enthalten, wie im Falle eines Cyberangriffs zu handeln ist. Dazu gehören Schritte zur sofortigen Trennung infizierter Systeme vom Netzwerk, die Benachrichtigung der zuständigen Behörden und die Einbindung von IT-Forensikern zur Ursachenklärung. Ein solcher Plan muss regelmäßig überprüft und an die aktuelle Bedrohungslage angepasst werden.

Nicht zuletzt spielt die Cyber-Versicherung eine zentrale Rolle im Schutz von Apotheken. Diese deckt sowohl unmittelbare finanzielle Schäden als auch Folgekosten wie Betriebsunterbrechungen und Kosten für IT-Dienstleister ab. Trotz dieser Vorteile haben noch immer viele Apotheken keine entsprechende Versicherung abgeschlossen. Ein Grund dafür ist häufig die Unkenntnis darüber, welche Risiken tatsächlich bestehen, oder die Fehleinschätzung, dass kleinere Apotheken für Cyberkriminelle weniger interessant seien. Doch das Gegenteil ist der Fall: Gerade kleinere Betriebe ohne umfassende IT-Sicherheitsmaßnahmen sind für Angreifer leichte Beute.

Cybersicherheit ist längst kein Luxusproblem mehr, sondern eine essenzielle Aufgabe für jeden Apothekenbetreiber. Die Zunahme digitaler Bedrohungen in Kombination mit der immer stärkeren Vernetzung der Apothekensysteme macht es unerlässlich, in umfassende Sicherheitsvorkehrungen zu investieren. Dabei geht es nicht nur um den Schutz vor finanziellen Schäden, sondern vor allem auch um den Erhalt des Vertrauens der Kunden, die ihre sensiblen Gesundheitsdaten anvertrauen.

Wer als Apothekenbetreiber glaubt, dass Cybersicherheit lediglich für Großunternehmen relevant ist, geht ein hohes Risiko ein. Die Einführung eines mehrschichtigen Sicherheitskonzepts, bestehend aus technischen Schutzmaßnahmen, regelmäßigen Schulungen und einer soliden Cyber-Versicherung, ist der einzige Weg, um langfristig den Betrieb zu sichern. Wer an diesen Punkten spart, riskiert nicht nur den finanziellen Ruin, sondern auch den Verlust des wichtigsten Guts einer Apotheke: das Vertrauen der Patienten.

 

Apotheker im Visier: Umfangreiche Ermittlungen wegen mutmaßlicher Bestechung erschüttern das Gesundheitswesen

In einer groß angelegten Ermittlungsaktion gegen mutmaßliche Korruption im Gesundheitswesen haben mehr als 100 Beamte aus fünf Bundesländern zeitgleich mehrere Objekte durchsucht. Im Fokus der Ermittlungen steht ein Apotheker, dem vorgeworfen wird, über einen längeren Zeitraum systematisch Bestechungsgelder an Ärzte gezahlt zu haben, um deren Verschreibungsverhalten für teure Medikamente zur Behandlung von Augenkrankheiten gezielt zu beeinflussen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig und die Polizei Göttingen leiten die Untersuchungen, die mittlerweile als Fall organisierter Kriminalität eingestuft wurden.

Bereits seit Oktober 2023 laufen die Ermittlungen der Zentralen Kriminalinspektion Göttingen. Am jüngsten Durchsuchungstag wurden nicht nur Privatwohnungen des Apothekers und der involvierten Ärzte, sondern auch Firmenstandorte und IT-Dienstleister in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Schleswig-Holstein und Hessen ins Visier genommen. Dabei konnten umfangreiche Beweismittel sichergestellt werden, darunter Datenträger, Kommunikationsaufzeichnungen sowie finanzielle Unterlagen. Besonders brisant: Auf einem Firmenkonto der verdächtigen Ärzte wurden rund zwei Millionen Euro eingefroren, die als mutmaßliche Bestechungsgelder gelten.

Im Zentrum der Vorwürfe steht die gezielte Beeinflussung des Verschreibungsverhaltens von Ärzten. Konkret soll der beschuldigte Apotheker Zahlungen geleistet haben, um die Mediziner dazu zu bringen, teure Präparate zur Behandlung von Augenkrankheiten bevorzugt zu verschreiben. Es handelt sich hierbei um hochpreisige Medikamente, deren Markt in Deutschland stark umkämpft ist. Durch die Einflussnahme sollte der Apotheker offenbar seinen Marktanteil bei diesen Medikamenten steigern.

Die Ermittler vermuten, dass die Zahlungen in enger Zusammenarbeit mit einzelnen Ärzten organisiert wurden, die bereit waren, gegen finanzielle Anreize ihre Verschreibungsgewohnheiten anzupassen. Ein Arzt wurde in diesem Zusammenhang bereits festgenommen. Weitere Verhaftungen werden nicht ausgeschlossen, da die Ermittlungen weiterhin auf Hochtouren laufen. Erste Durchsuchungen im Sommer 2024 hatten den Verdacht auf kriminelle Machenschaften verstärkt, was nun zu dieser groß angelegten Razzia führte.

Laut den Behörden wird der Fall als besonders schwerwiegend eingestuft, da es nicht nur um einzelne Fälle von Bestechung geht, sondern möglicherweise um ein systematisches Netzwerk, das die gesamte Versorgungskette von Arzneimitteln im Bereich der teuren Spezialpräparate betrifft. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte dies erhebliche Konsequenzen für das gesamte Gesundheitswesen nach sich ziehen. Es wird auch untersucht, ob weitere Apotheker oder Unternehmen in die illegalen Geschäfte verwickelt sind.

Dieser Fall stellt Apothekenbetreiber erneut vor die drängende Frage, wie rechtlich saubere Kooperationen mit Ärzten gestaltet werden können, ohne in den Verdacht der Korruption zu geraten. Die strikten Regeln, die für den Umgang mit Ärzten und die Vermarktung von Arzneimitteln gelten, dienen dem Schutz der Integrität des Gesundheitssystems. Verstöße gegen diese Regelungen ziehen nicht nur strafrechtliche Folgen nach sich, sondern bedrohen auch das Vertrauen der Patienten in die medizinische Versorgung.

Die aktuellen Vorwürfe gegen den Apotheker werfen ein beunruhigendes Licht auf die strukturellen Schwächen im Gesundheitswesen. Korruption und die Beeinflussung ärztlicher Entscheidungen durch finanzielle Anreize sind nicht nur ein rechtliches Vergehen, sondern auch ein tiefgreifender Vertrauensbruch gegenüber den Patienten. Gerade in einem Bereich, der von Ethik, Verantwortungsbewusstsein und dem Wohl der Patienten geprägt sein sollte, sind solche Vorwürfe besonders erschütternd. Der beschuldigte Apotheker und die involvierten Ärzte haben durch ihr mutmaßliches Verhalten die Grundprinzipien der ärztlichen Unabhängigkeit und der pharmazeutischen Integrität verletzt.

Der Fall verdeutlicht die enorme Bedeutung von Compliance und der strikten Einhaltung rechtlicher Vorgaben im Gesundheitswesen. Apotheker stehen in direktem Kontakt mit Ärzten, und gerade diese Zusammenarbeit ist besonders sensibel. Finanzielle Anreize oder andere Zuwendungen, die das ärztliche Verschreibungsverhalten beeinflussen könnten, sind daher zu Recht streng reglementiert. Jede Abweichung von diesen Vorgaben kann schwerwiegende Konsequenzen haben, sowohl für die Beteiligten als auch für das Gesundheitssystem insgesamt.

Der Vertrauensverlust, der durch solche Korruptionsfälle entsteht, kann weitreichend sein. Patienten erwarten, dass Ärzte und Apotheker unabhängig und ausschließlich im Interesse ihrer Gesundheit handeln. Der Verdacht, dass teure Medikamente möglicherweise aufgrund von Bestechung verschrieben werden, untergräbt dieses Vertrauen massiv und könnte das Verhältnis zwischen Patienten und medizinischem Fachpersonal nachhaltig schädigen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass durch solche Praktiken die Kosten im Gesundheitswesen weiter steigen, was letztlich die Solidargemeinschaft belastet.

Für Apothekenbetreiber sollte dieser Fall eine deutliche Warnung sein, die bestehenden Regeln und Vorschriften zur Zusammenarbeit mit Ärzten genau einzuhalten. Compliance sollte nicht als lästige Pflicht, sondern als essenzieller Bestandteil der beruflichen Verantwortung angesehen werden. Die Schaffung transparenter Strukturen und klarer Richtlinien für die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen ist unverzichtbar, um das Vertrauen der Patienten zu erhalten und rechtliche Risiken zu minimieren.

Zudem zeigt der Fall, wie dringend notwendig eine stärkere Kontrolle und Transparenz in der Medikamentenverordnung ist. Die Politik ist gefordert, die bestehenden Regelungen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um solche Fälle in Zukunft zu verhindern. Auch die Rolle der Pharmaunternehmen, die in vielen Fällen die Preisgestaltung und Vermarktung der Medikamente steuern, sollte in diesen Diskussionen nicht unbeachtet bleiben. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Apothekern, Ärzten, Politik und der Justiz kann ein weiteres Abgleiten in korrupte Strukturen verhindert werden.

 

EU-Abgeordnete erhöhen Druck auf Reform der Medizinprodukteverordnung

Die europäische Medizintechnikbranche steht seit Jahren unter erheblichem Druck. Grund dafür sind die verschärften Anforderungen der seit 2017 geltenden Medizinprodukteverordnung (MDR), die vor allem in Bezug auf die Zulassung von Medizinprodukten für massive Verzögerungen und Engpässe sorgen. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Patientenversorgung. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen haben Schwierigkeiten, die neuen Vorgaben zu erfüllen, was in vielen Fällen dazu führte, dass sichere und bewährte Produkte vom Markt genommen werden mussten. Mediziner, Hersteller und Zertifizierungsstellen haben längst Alarm geschlagen und drängen auf eine rasche Anpassung der Verordnung.

Vor diesem Hintergrund drängen nun die EU-Abgeordneten Angelika Niebler und Peter Liese von der Europäischen Volkspartei (EVP) auf schnelles Handeln. Am Mittwoch wird das EU-Parlament per Entschließung fordern, dass die Medizinprodukteverordnung dringend reformiert wird. Die beiden Politiker, die sich seit Jahren für Änderungen der MDR einsetzen, erhöhen den Druck auf die Europäische Kommission, um Versorgungsengpässe zu beheben und die Wirtschaft zu entlasten.

Besonders kritisch sehen Niebler und Liese die langen Zertifizierungsprozesse und den bürokratischen Aufwand, der es vielen Herstellern erschwert, ihre Produkte auf dem Markt zu halten. Dabei geht es den beiden Abgeordneten nicht nur um den Schutz der Wirtschaft, sondern vor allem um die Gefahr für die Patienten, die durch die Engpässe nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Viele der Produkte seien nicht unsicher, jedoch durch die strikten Vorschriften in ihrer Erhaltung und Marktfähigkeit bedroht.

Die EU-Kommission hat bereits Änderungsvorschläge zur Überarbeitung der MDR vorgelegt, doch der Reformprozess verläuft aus Sicht der EVP zu langsam. Niebler und Liese fordern, dass bereits im ersten Quartal 2025 erste Anpassungen umgesetzt werden. Bis spätestens zum dritten Quartal solle ein konkreter Gesetzentwurf zur umfassenden Revision der MDR vorliegen. Besonders bei Produkten, die pharmazeutische Substanzen enthalten, bestehen noch erhebliche Unsicherheiten, obwohl bereits entsprechende Änderungsanträge vorliegen.

Liese kritisiert zudem die unterschiedlichen Auffassungen im EU-Parlament über den Zeitrahmen für die Reform. Während die EVP eine vollständige Überarbeitung der MDR innerhalb von 100 Tagen fordert, lehnen die Sozialdemokraten eine solche Frist ab. Niebler und Liese sind jedoch überzeugt, dass nur durch schnelle und entschlossene Maßnahmen die gravierenden Auswirkungen der Verordnung abgemildert werden können.

In einem weiteren Schritt wollen die beiden Abgeordneten auch den neu ernannten EU-Kommissar für Gesundheit, Olivér Várhely, stärker in die Verantwortung nehmen. Liese betonte, dass die Handhabung der MDR-Problematik ein Prüfstein für die Eignung des Kommissars sei. Die Zeit dränge, so Liese, und eine Lösung müsse schnell gefunden werden. Niebler fügte hinzu, dass der Schaden für die Industrie und die Gesundheitsversorgung bereits enorm sei und ein weiteres Zögern nicht akzeptabel sei.

Die Reform der Medizinprodukteverordnung ist längst überfällig. Seit Jahren kämpfen Mediziner, Hersteller und Abgeordnete gegen die strikten Regelungen, die zwar ursprünglich zum Schutz der Patienten eingeführt wurden, in der Praxis jedoch zu mehr Problemen führen, als sie lösen. Die Forderung nach einer schnellen Anpassung der MDR ist daher mehr als berechtigt. Insbesondere kleinere Unternehmen sind den bürokratischen Hürden der Verordnung kaum gewachsen, was zu gefährlichen Engpässen bei der Versorgung mit wichtigen Medizinprodukten führt. Hier müssen pragmatische Lösungen her, die sowohl die Sicherheit der Produkte gewährleisten als auch die wirtschaftliche Machbarkeit sicherstellen.

Niebler und Liese haben recht, wenn sie darauf hinweisen, dass die aktuelle Situation nicht länger haltbar ist. Die EU-Kommission muss endlich handeln und darf sich nicht in langwierigen Prozessen verlieren. Eine Fristsetzung mag nicht jedem gefallen, doch sie ist notwendig, um den Reformprozess zu beschleunigen. Wenn es um Menschenleben geht, kann sich Europa keine weiteren Verzögerungen leisten.

 

AirPods Pro 2: Apples Kabellose Ohrhörer Bald als Hörgerät Nutztbar

Apple revolutioniert erneut den Markt, diesmal mit einem besonderen Fokus auf die Gesundheitsbranche. Die kabellosen AirPods Pro 2 sollen ab Ende Oktober in Deutschland als Hörgerät nutzbar sein. Mit einem Software-Update und der neuen Funktion „Hearing Aid Feature“ (HAF) können die Ohrhörer Menschen mit leichter bis moderater Schwerhörigkeit unterstützen. Diese Entwicklung kommt kurz nach der Zulassung durch die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA im September, was zeigt, wie ernst Apple seine Ambitionen im Bereich der Hörgeräte nimmt.

Mit einem Preis zwischen 235 und 279 Euro positionieren sich die AirPods Pro 2 als deutlich kostengünstigere Alternative zu traditionellen Hörgeräten, die oft mehrere tausend Euro kosten. Apple bietet jedoch nicht nur eine erschwingliche Lösung, sondern verspricht auch ein optimales Nutzererlebnis. Der integrierte Audiometrie-Test ermöglicht es Nutzern, ihr individuelles Hörvermögen zu testen und die AirPods entsprechend anzupassen. Diese Funktion soll vor allem den Einstieg in die Welt der Hörhilfen erleichtern, indem der Test bequem zu Hause durchgeführt werden kann. Innerhalb von fünf Minuten spielt das Gerät verschiedene Frequenzen ab, und der Nutzer bestätigt auf dem iPhone-Bildschirm, wenn er die Töne hört. Die AirPods passen sich automatisch an und verstärken die Frequenzen, in denen ein Hörverlust festgestellt wurde.

Die Ergebnisse dieses Tests stimmen laut Apple in 86,4 Prozent der Fälle mit den Ergebnissen traditioneller Audiometrie-Tests überein. Apple weist jedoch darauf hin, dass es Zeit braucht, um sich an die verstärkte Klangwahrnehmung zu gewöhnen. Erste positive Effekte sind jedoch schnell zu spüren, beispielsweise in lauten Umgebungen wie Restaurants, wo die AirPods die Stimme des Gesprächspartners hervorheben können. Die Hörhilfe-Funktion wirkt sich dabei kaum auf die Batterielaufzeit aus, die bei bis zu sechs Stunden liegt, mit einer Gesamtnutzungszeit von 30 Stunden inklusive Ladungen im Case.

Die AirPods Pro 2 werden den Markt für Hörhilfen sicherlich aufmischen. Mit der Einführung dieser Funktion wagt Apple den Schritt in einen stark regulierten Markt, der von traditionellen Hörgeräteherstellern dominiert wird. Während die AirPods als flexible und multifunktionale Alternative positioniert sind, werden sie jedoch keine langfristige Lösung für Menschen mit starkem Hörverlust darstellen. Dafür bleibt das klassische Hörgerät mit spezieller Anpassung weiterhin die beste Wahl. Trotzdem bietet Apple eine moderne, zugängliche Option für diejenigen, die keine teuren Hörgeräte benötigen und bereits tief im Apple-Ökosystem integriert sind.

Apples Schritt, die AirPods Pro 2 als Hörhilfe nutzbar zu machen, ist ein bedeutender Vorstoß in einen hochregulierten und technikintensiven Markt. Die Integration von Hörhilfefunktionen in ein ohnehin populäres und weit verbreitetes Produkt wie die AirPods zeigt die Innovationskraft des Unternehmens. Für Menschen mit leichter bis mittlerer Schwerhörigkeit bietet diese Lösung eine kostengünstige und leicht zugängliche Alternative zu traditionellen Hörgeräten. Doch wie immer bei technologischen Neuerungen bleibt die Frage offen, ob diese Entwicklung langfristig bestehende Systeme überflüssig macht oder nur eine Ergänzung darstellt. Klar ist jedoch, dass Apple den Markt in Bewegung setzt und den Druck auf etablierte Hörgerätehersteller erhöhen wird, ebenfalls innovative und bezahlbare Lösungen anzubieten.

 

Muskelrelaxanzien bei chronischem Schmerz: Wirksamkeit fraglich

Die Behandlung chronischer Schmerzen stellt eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen dar, und in den USA greift man zunehmend auf Muskelrelaxanzien zurück, um der Opioid-Krise entgegenzuwirken. Doch eine systematische Übersichtsarbeit, veröffentlicht in JAMA Network Open, stellt die Wirksamkeit dieser Medikamente bei chronischen Schmerzen infrage.

Chronische Schmerzen, die länger als drei Monate andauern und häufig weit über den eigentlichen Heilungszeitraum hinaus bestehen, betreffen in Deutschland etwa 17 Prozent der Bevölkerung. Sie können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, wobei Muskelverspannungen oft eine zentrale Rolle spielen. Muskelrelaxanzien, die die Skelettmuskulatur entspannen, scheinen auf den ersten Blick eine logische Wahl zu sein. In den USA, wo der unsachgemäße Gebrauch von Opioiden eine landesweite Krise auslöste, stiegen die Verschreibungen von Muskelrelaxanzien in den letzten Jahren deutlich an.

Die systematische Übersichtsarbeit unter der Leitung von Dr. Benjamin Oldfield und Kollegen untersuchte den Einsatz von Muskelrelaxanzien bei Patienten mit chronischen Schmerzen. Die Analyse umfasste 30 randomisierte klinische Studien (RCTs) mit 1314 Teilnehmern sowie 14 Kohortenstudien mit 1168 Patienten. Viele dieser Studien verglichen die Medikamente mit Placebos oder historischen Kontrollgruppen. Der Fokus lag auf der langfristigen Anwendung dieser Wirkstoffe, jedoch betrug die Studiendauer in den meisten Fällen nur vier bis sechs Wochen, was die Einschätzung der Langzeitwirkung erschwert.

Zu den am häufigsten eingesetzten Muskelrelaxanzien gehörten Baclofen, Tizanidin und Cyclobenzaprin, wobei Letzteres in Deutschland nicht erhältlich ist. Andere Substanzen wie Eperison, Carisoprodol und Methocarbamol wurden ebenfalls untersucht. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Muskelrelaxanzien zeigten nur bei wenigen Krankheitsbildern wie Trigeminusneuralgie, Nackenschmerzen und Muskelkrämpfen eine positive Wirkung. Bei Fibromyalgie, Rückenschmerzen und Kopfschmerzen waren sie hingegen nicht wirksamer als ein Placebo.

Nebenwirkungen wie Sedierung und trockener Mund traten häufig auf. Die Autoren der Studie warnten, dass die Nebenwirkungsrate vermutlich unterschätzt wurde, da viele unerwünschte Wirkungen, insbesondere bei Langzeitanwendung, erst später auftreten könnten. Besonders ältere Patienten, die häufiger unter chronischen Schmerzen leiden, seien anfällig für diese Nebenwirkungen.

Die Forscher betonen zudem, dass es für viele der untersuchten Schmerzsyndrome bereits etablierte, wirksamere Alternativen gibt. So wird bei chronischen Rückenschmerzen oft Bewegungstherapie empfohlen, während bei Fibromyalgie Medikamente wie Trizyklika oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) erfolgreich eingesetzt werden. Angesichts der begrenzten Wirksamkeit von Muskelrelaxanzien, insbesondere bei syndromübergreifenden Schmerzarten, sei ein kontrolliertes Absetzen der Medikamente sinnvoll. Ärzte sollten besonders bei älteren Patienten darauf achten, da diese ein höheres Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen und Missbrauch aufweisen.

Die zunehmende Verschreibung von Muskelrelaxanzien zur Behandlung chronischer Schmerzen, insbesondere als Alternative zu Opioiden, mag zunächst nachvollziehbar erscheinen. Doch die Ergebnisse der aktuellen Übersichtsarbeit werfen wichtige Fragen auf: Ist der Nutzen dieser Medikamente wirklich größer als die Risiken? Die Studienlage zeigt eindeutig, dass die Wirkung von Muskelrelaxanzien bei den meisten chronischen Schmerzsyndromen enttäuschend ausfällt.

Statt auf Medikamente zu setzen, deren langfristige Wirksamkeit zweifelhaft ist, sollten Ärzte verstärkt alternative Ansätze verfolgen. Bewegungstherapie, psychologische Unterstützung und gezielte medikamentöse Behandlungen, die auf das jeweilige Schmerzsyndrom abgestimmt sind, bieten oft bessere Ergebnisse. Besonders wichtig ist es, bei älteren Patienten mit chronischen Schmerzen den Fokus auf schonende und sichere Therapieformen zu legen. Der Einsatz von Muskelrelaxanzien sollte stets kritisch hinterfragt und, wenn nötig, auf ein Minimum reduziert werden.

Die Schmerztherapie benötigt langfristige Strategien, die nicht nur kurzfristige Linderung versprechen, sondern auch die Ursachen behandeln. Muskelrelaxanzien scheinen in vielen Fällen keine nachhaltige Lösung zu sein.

 

Erster Fall der neuen Mpox-Variante Klade Ib in Deutschland bestätigt

Zum ersten Mal wurde in Deutschland die neue Mpox-Variante Klade Ib nachgewiesen. Der betroffene Patient, ein 33-jähriger Mann, hat sich laut dem Robert Koch-Institut (RKI) im Ausland mit dem Virus infiziert. Die Infektion erfolgte höchstwahrscheinlich in einem ostafrikanischen Land, was die regionalen Ursprünge dieser neuen Variante unterstreicht. Am 17. Oktober ergab ein PCR-Test in Köln den ersten positiven Nachweis der neuen Virus-Klade, und das Konsiliarlabor für Pockenviren bestätigte am Folgetag die Diagnose. Der Patient wird seit dem 12. Oktober aufgrund andauernder Beschwerden stationär behandelt und befindet sich in Isolation.

Laut Gesundheitsbehörden ist das Virus nicht leicht übertragbar. Eine Infektion erfolgt in der Regel durch engen körperlichen Kontakt, vor allem Haut-zu-Haut-Kontakt, wie etwa beim Geschlechtsverkehr, engen Umarmungen, Massagen oder Küssen. Mpox, früher als Affenpocken bekannt, wird daher nicht über die Luft verbreitet, was das Risiko einer schnellen Ausbreitung stark reduziert. Die Symptome der Krankheit beinhalten einen charakteristischen Hautausschlag sowie allgemeine Krankheitsanzeichen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Todesfälle sind selten, insbesondere in Ländern mit gutem Gesundheitssystem.

Die Mpox-Klade Ib ist bisher vorwiegend in Afrika aufgetreten. Außerhalb des Kontinents wurde der erste Fall Mitte August in Schweden registriert. In Deutschland sind Infektionen mit der Klade IIb, die seit Mai 2022 kursiert, bereits häufiger dokumentiert worden. Nach Angaben des RKI wurden in Deutschland bislang keine Todesfälle im Zusammenhang mit Mpox gemeldet. Obwohl die neue Klade Ib ansteckender und potenziell gefährlicher als Klade IIb sein könnte, gibt es dazu noch keine gesicherten Daten. Die Gesundheitsbehörden beobachten die Situation intensiv, sehen jedoch derzeit keine erhöhte Gefährdungslage in Deutschland. Das RKI betont, dass die Übertragungswege weiterhin dieselben sind und die Präventionsmaßnahmen wie bisher gelten.

Die Ausbreitung von Mpox in Europa und die Entdeckung neuer Varianten zeigt die anhaltende Gefahr, die von Viren ausgeht, die früher als regional begrenzt galten. Impfstoffe gegen Mpox stehen bereits zur Verfügung, insbesondere für Risikogruppen. Apotheken spielen eine Schlüsselrolle bei der Information der Bevölkerung und sollten sich auf eine erhöhte Nachfrage nach Beratungen und Schutzmaßnahmen einstellen.

Der erste Fall der Mpox-Variante Klade Ib in Deutschland verdeutlicht, wie global vernetzt die Gesundheitsrisiken heutzutage sind. Dass sich der Patient im Ausland infiziert hat, ist ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, weltweit an Lösungen zur Eindämmung von Virusausbrüchen zu arbeiten. Die Tatsache, dass die Übertragung hauptsächlich durch engen Hautkontakt erfolgt, mindert zwar das Risiko einer schnellen Ausbreitung, dennoch sollten Gesundheitsbehörden und die Öffentlichkeit weiterhin wachsam bleiben.

Für Apotheken wird es zunehmend wichtig, sich nicht nur als Medikamentenlieferant, sondern auch als Informationsquelle zu positionieren. Sie sind der direkte Ansprechpartner für besorgte Bürger, die mehr über das Virus und seine Prävention erfahren möchten. Gleichzeitig wird von den Apotheken erwartet, dass sie schnell auf veränderte Nachfrage reagieren, sei es durch Hygieneprodukte oder durch Impfstoffberatung.

Die Entwicklungen rund um die Mpox-Varianten zeigen, dass die Gesundheitsversorgung nicht an Landesgrenzen haltmacht. Gerade in einer Welt, in der Reisen und globaler Handel zum Alltag gehören, muss das Gesundheitssystem flexibel und gut vorbereitet sein, um auf neue Bedrohungen zu reagieren. Die Zusammenarbeit zwischen Apotheken, Gesundheitsbehörden und internationalen Experten wird in solchen Fällen von größter Bedeutung sein, um die Bevölkerung zu schützen und eine Ausbreitung zu verhindern.

 

Smartes Insulin NNC2215: Ein Meilenstein im Kampf gegen Blutzuckerschwankungen

Novo Nordisk, einer der weltweit führenden Hersteller von Insulinen, sorgt mit der geplanten Marktrücknahme einiger bekannter Insuline in Deutschland für Unmut. Gleichzeitig investiert das Unternehmen jedoch in die Forschung und Entwicklung innovativer Therapien, die Diabetes-Patienten neue Perspektiven eröffnen könnten. Eines der vielversprechendsten Projekte ist das sogenannte Smartinsulin NNC2215, das im Fachjournal »Nature« kürzlich vorgestellt wurde.

Die bahnbrechende Technologie dieses intelligenten Insulins basiert auf einem Mechanismus, der sich aktiv an den Blutzuckerspiegel anpasst. Entwickelt wurde NNC2215 von einem Forscherteam um Thomas Hoeg-Jensen bei Novo Nordisk. Der Kern des innovativen Ansatzes besteht darin, dass das Insulin nur dann aktiv wird, wenn der Blutzuckerspiegel über einen bestimmten Schwellenwert steigt. Bei niedrigen Blutzuckerwerten bleibt das Insulin inaktiv, wodurch das Risiko von Hypoglykämien – einer gefährlichen Unterzuckerung – signifikant reduziert wird.

Die Funktionsweise dieses Smartinsulins beruht auf zwei Schlüsselmodifikationen des Insulinmoleküls. An der Position B29 ist ein Makrozyklus angebracht, der in Verbindung mit einem Glucosid an der Position 1 der B-Kette steht. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass das Insulin bei niedrigen Blutzuckerwerten in einem geschlossenen und somit inaktiven Zustand verweilt. Sobald der Blutzuckerspiegel ansteigt, verdrängt die Blutglucose das Glucosid, was zu einer Konformationsänderung führt und das Insulin aktiviert.

In präklinischen Studien an Schweinen und Ratten zeigte sich, dass NNC2215 den Blutzuckerspiegel ähnlich gut wie Humaninsulin senken kann. Entscheidend war dabei jedoch, dass das Smartinsulin bei niedrigen Blutzuckerwerten keine Wirkung zeigte und somit Hypoglykämien verhindern konnte. Diese Eigenschaft unterscheidet es grundlegend von den bisher verfügbaren Insulinen und könnte einen Meilenstein in der Diabetes-Therapie darstellen.

Obwohl die bisherigen Ergebnisse äußerst vielversprechend sind, handelt es sich bei NNC2215 noch um ein Proof-of-Principle-Projekt. Novo Nordisk arbeitet intensiv an der weiteren Optimierung des Moleküls, um klinische Studien in naher Zukunft starten zu können. Besonders der Wirkbereich des Insulins muss weiter eingegrenzt werden, um eine gezieltere und sichere Anwendung zu ermöglichen.

Der Weg zur Marktreife wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen, doch die Perspektiven, die diese neue Insulin-Generation bietet, könnten das Leben von Millionen Diabetes-Patienten nachhaltig verbessern.

Das intelligente Insulin NNC2215 könnte einen der größten Fortschritte in der Diabetes-Therapie seit der Entdeckung des Insulins darstellen. Die Fähigkeit, nur bei erhöhten Blutzuckerwerten aktiv zu werden, bringt eine völlig neue Dimension in die Behandlung und könnte das tägliche Leben von Diabetes-Patienten revolutionieren. Bisherige Therapien verlangen von den Patienten ständige Aufmerksamkeit und sorgfältige Blutzuckerkontrollen, um sowohl Blutzuckerspitzen als auch gefährliche Unterzuckerungen zu vermeiden. Das Smartinsulin könnte diese Belastung erheblich verringern, indem es automatisch auf Schwankungen im Blutzuckerspiegel reagiert.

Natürlich müssen noch viele Fragen beantwortet werden, bevor das Produkt Marktreife erreicht. Vor allem die Feinabstimmung des Wirkbereichs wird entscheidend sein, um eine präzise Kontrolle des Blutzuckers zu gewährleisten. Doch die bisherigen Ergebnisse aus Tierversuchen sind ein vielversprechender erster Schritt.

Sollte NNC2215 in klinischen Studien seine Wirksamkeit und Sicherheit unter Beweis stellen, wäre dies ein bedeutender Durchbruch in der Diabetes-Behandlung und könnte Millionen von Patienten weltweit eine sicherere und komfortablere Therapie ermöglichen.

 

Mehr Phytotherapie und NSAR, weniger Antibiotika bei Harnwegsinfektionen

Die aktualisierte S3-Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen (HWI) bei Erwachsenen bringt bedeutende Veränderungen mit sich. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und weiteren Fachgesellschaften wurde die Empfehlung zur Antibiotikatherapie für nicht geriatrische Patienten angepasst. Erstmals erhalten auch geriatrische Patienten eine spezielle Berücksichtigung, was in der Diagnose und Behandlung dieser Gruppe besondere Beachtung finden muss.

Ein zentraler Aspekt des Updates ist die Stärkung der Empfehlung für nicht-antibiotische Therapien bei nicht geriatrischen Patienten. Pflanzliche Arzneimittel und nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac sollen nun bevorzugt als Alternative zur Antibiotikatherapie in Betracht gezogen werden. Studien haben gezeigt, dass durch den Einsatz von NSAR und Phytopharmaka in vielen Fällen auf Antibiotika verzichtet werden kann. Insbesondere pflanzliche Präparate wie Bärentraube oder eine Kombination aus Liebstöckel, Rosmarin und Tausendgüldenkraut haben ein erhebliches Einsparpotenzial bei Antibiotikagaben gezeigt.

Für ältere Menschen, die oft mit chronischen oder atypischen Beschwerden im Urogenitalbereich zu kämpfen haben, stellt die Leitlinie ebenfalls Neuerungen vor. Die Diagnose einer Harnwegsinfektion soll bei geriatrischen Patienten nicht allein auf Basis eines positiven Harnstreifentests gestellt werden. Vielmehr sollen zusätzliche Symptome, wie veränderte Wachsamkeit oder veränderte Trinkgewohnheiten, in die Diagnose miteinfließen. Auch die Behandlung von HWI bei älteren Patienten kann kompliziert sein, da altersbedingte Veränderungen in der Organfunktion die Resorption und Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen können.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Leitlinie ist die Neuausrichtung der Antibiotikatherapie. Antibiotika wie Fosfomycin, Nitrofurantoin und Trimethoprim sind weiterhin erste Wahl, während Fluorchinolone nur in Ausnahmefällen verschrieben werden sollten, wenn andere Wirkstoffe nicht in Frage kommen. Diese Anpassung soll helfen, die Antibiotikaresistenz weiter einzudämmen.

Um Patienten besser aufzuklären und ihnen die Selbstbehandlung zu erleichtern, wurde erstmals eine laienverständliche Patienteninformation zur Blasenentzündung eingeführt. Diese erläutert die Symptome, Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten bei HWI und gibt Tipps zur Prävention. Besonders hervorgehoben wird dabei der sparsame Einsatz von Antibiotika und die Möglichkeit, auf pflanzliche oder symptomatische Behandlungsansätze zurückzugreifen.

Die Überarbeitung der S3-Leitlinie zu Harnwegsinfektionen markiert einen wichtigen Schritt in Richtung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika. Die klare Stärkung nicht-antibiotischer Alternativen wie Phytotherapie und NSAR zeigt, dass symptomatische Therapien, wenn auch nicht immer gleichwertig in der Wirksamkeit, eine wichtige Rolle im Kampf gegen die zunehmende Antibiotikaresistenz spielen können. Die Einbeziehung geriatrischer Patienten als eigene Gruppe verdeutlicht die Notwendigkeit, individuelle Patientengruppen stärker in den Blick zu nehmen und Therapieentscheidungen differenziert zu treffen.

In einer Zeit, in der Antibiotikaresistenzen weltweit eine wachsende Bedrohung darstellen, ist es essenziell, den Einsatz dieser Medikamente zu reduzieren, wo immer es möglich ist. Dies erfordert jedoch auch, dass Patienten gut aufgeklärt werden und bereit sind, alternative Behandlungsansätze zu akzeptieren. Die Einführung einer verständlichen Patienteninformation ist daher ein richtiger und wichtiger Schritt, der dazu beitragen kann, das Bewusstsein für eine verantwortungsvolle Antibiotikaanwendung zu schärfen.

 

Vitamin D ohne Einfluss auf COPD-Exazerbationen: Neue Analyse enttäuscht Erwartungen

Eine neue systematische Übersicht der Cochrane Collaboration, veröffentlicht im September 2024, bringt Ernüchterung für COPD-Patienten, die auf Vitamin-D-Supplementierung als unterstützende Maßnahme gehofft hatten. Die Analyse wertete zehn randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien aus, an denen insgesamt 1.372 Patienten teilgenommen hatten. Die Studiendauer reichte von sechs Wochen bis zu 40 Monaten. Die Wissenschaftler untersuchten den potenziellen Einfluss von Vitamin D auf die Häufigkeit von Exazerbationen sowie auf die Lungenfunktion, die Lebensqualität und die Sterblichkeit.

COPD ist eine der weltweit häufigsten Todesursachen und führte allein 2019 laut WHO zu über 3 Millionen Todesfällen. Hauptursache ist das Rauchen, das für etwa 70 Prozent der Fälle in Hochlohnländern verantwortlich gemacht wird. Weitere Risikofaktoren sind Luftverschmutzung, berufliche Exposition gegenüber Schadstoffen und genetische Faktoren wie der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.

Die Cochrane-Analyse ergab, dass Vitamin-D-Supplementierung keinen signifikanten Effekt auf die Rate von COPD-Exazerbationen hatte. Die Forscher fanden heraus, dass die Supplementierung das Risiko einer akuten Verschlechterung der Erkrankung nur um marginale 2 Prozent senkte. Auch hinsichtlich der Lungenfunktion, gemessen anhand des forcierten expiratorischen Ein-Sekunden-Volumens (FEV1), konnte Vitamin D keine signifikante Verbesserung bewirken. Die Lebensqualität der Patienten blieb ebenfalls unverändert, und die Sterblichkeit wurde durch die Supplementierung nicht gesenkt.

Interessant ist, dass der Ausgangs-Vitamin-D-Spiegel der Patienten nur selten stark reduziert war. Dies könnte erklären, warum die Supplementierung keinen merklichen Vorteil brachte. Das Team um Anne Williamson vom Blizard Institute an der Queen Mary University of London, das die Analyse leitete, schlussfolgert, dass zukünftige Studien den Einfluss von Vitamin D bei Patienten mit schwerem Vitamin-D-Mangel genauer untersuchen sollten.

Die Supplementierung war zudem nicht mit einem erhöhten Risiko für schwere Nebenwirkungen verbunden, ein Ergebnis, das als beruhigend eingestuft wurde. Allerdings bleibt die Erkenntnis bestehen, dass Vitamin D weder die Lungenfunktion verbessert noch das Risiko von Exazerbationen signifikant senkt.

Die Frage, ob Vitamin D präventiv wirken könnte, bleibt damit offen, insbesondere in Fällen eines schwerwiegenden Mangels. Für die allgemeine COPD-Behandlung spielen weiterhin etablierte Therapien wie Bronchodilatatoren und inhalative Glucocorticoide eine weitaus zentralere Rolle.

Die Ergebnisse dieser Cochrane-Analyse stellen für viele COPD-Patienten, die auf zusätzliche Unterstützung durch Vitamin D gehofft hatten, eine Enttäuschung dar. Die systematische Untersuchung zeigt, dass die Supplementierung weder Exazerbationen reduziert noch die Lungenfunktion oder Lebensqualität signifikant beeinflusst. Zwar bleibt Vitamin D wichtig, um einen Mangel auszugleichen, doch für COPD-Patienten ist die Hoffnung auf eine spürbare Verbesserung ihrer Erkrankung durch diese einfache Maßnahme enttäuscht worden.

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer evidenzbasierten Herangehensweise an Behandlungsstrategien. Während Vitamin D bei einigen Erkrankungen eine Rolle spielt, scheint dies bei COPD nur von geringem Nutzen zu sein. Zukünftige Studien könnten jedoch zeigen, dass spezifische Patientengruppen, insbesondere solche mit starkem Vitamin-D-Mangel, möglicherweise doch von einer Supplementierung profitieren könnten. Bis dahin sollten COPD-Patienten weiterhin auf bewährte Behandlungsmethoden setzen und die Rolle von Vitamin D als Ergänzung verstehen, nicht aber als Therapieoption.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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