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  • 18.10.2024 – Apotheken-News: Digitale Transformation und neue medizinische Realitäten
    18.10.2024 – Apotheken-News: Digitale Transformation und neue medizinische Realitäten
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Ein automatisierter Telefonassistent in einer Wiesbadener Apotheke verspricht Effizienzgewinne, stößt jedoch bei manchen Kunden auf Skep...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Digitale Transformation und neue medizinische Realitäten

 

Wie technologische Innovationen und aktuelle Gesundheitsfragen die Rolle der Apotheke in der Patientenversorgung neu definieren

Ein automatisierter Telefonassistent in einer Wiesbadener Apotheke verspricht Effizienzgewinne, stößt jedoch bei manchen Kunden auf Skepsis. Zeitgleich sorgt die Einführung der elektronischen Patientenakte für Datenschutzbedenken, während Apotheken kreative Wege wie Mitarbeiterwohnungen beschreiten, um den akuten Fachkräftemangel zu lindern. Heftige Diskussionen entflammen um die Rolle der PTAs, die durch ein ABDA-Erklärvideo herabgesetzt fühlen. Parallel gelingt der Polizei ein großer Schlag gegen den illegalen Drogenhandel, und in der medizinischen Forschung werden bahnbrechende Erfolge bei der Behandlung der toxischen epidermalen Nekrolyse erzielt. Die Meldung neuer Diphtherie-Fälle in Berlin-Brandenburg heizt die Debatte um eine mögliche Impfpflicht an, während die Apothekenbranche mit Herausforderungen wie der geplanten Kürzung der Großhandelsvergütung und Engpässen bei Kochsalzlösungen konfrontiert ist.


Die Aukamm Apotheke in Wiesbaden setzt seit drei Monaten den automatisierten Telefonassistenten Aumesi ein, um den steigenden Arbeitsaufwand im täglichen Betrieb zu bewältigen. Der computergesteuerte Assistent nimmt Anrufe entgegen, leitet sie an die entsprechenden Abteilungen weiter und entlastet damit das Apothekenteam erheblich. Der Einsatz solcher Technologien soll Apotheken dabei helfen, den Druck durch Personalmangel und steigende Anforderungen zu mindern. Trotz der Effizienzgewinne gibt es kritische Stimmen, die befürchten, dass der direkte Kundenkontakt durch den Einsatz solcher Systeme verloren geht. Viele Kunden, insbesondere ältere Menschen, schätzen den menschlichen Kontakt und fühlen sich möglicherweise von einer automatisierten Stimme abgeschreckt. Die Herausforderung für Apotheken wird darin bestehen, eine Balance zwischen technologischer Effizienz und der persönlichen Betreuung der Kunden zu finden.

Parallel dazu sorgt die bevorstehende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ab Januar 2024 für gemischte Reaktionen. Während die Bevölkerung der ePA laut einer Umfrage der AOK Nordost mehrheitlich positiv gegenübersteht, gibt es erhebliche Datenschutzbedenken. So äußerten sich Datenschutzexperten kritisch zur geplanten Zugriffsprotokollierung, die erst ab 2030 vollständig eingeführt werden soll. Bis dahin könnten theoretisch unbefugte Personen auf die sensiblen Gesundheitsdaten zugreifen, ohne dass dies für die Betroffenen nachvollziehbar wäre. Trotz dieser Bedenken zeigen die Umfragen, dass viele Versicherte die ePA nutzen möchten, um ihre Gesundheitsdaten digital zu verwalten. Doch es bleibt abzuwarten, ob ausreichende Aufklärungsmaßnahmen getroffen werden, um die Bevölkerung über die Chancen und Risiken des neuen Systems zu informieren.

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels im Gesundheitssektor sehen sich viele Apothekenbetreiber gezwungen, innovative Wege zu gehen, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Eine Lösung könnte darin bestehen, in Wohnraum für Mitarbeiter zu investieren. In Zeiten steigender Mieten und eines angespannten Immobilienmarktes könnte dies ein attraktiver Anreiz sein, Fachkräfte langfristig an die Apotheke zu binden. Neben der Sicherung von Vermögenswerten könnten solche Investitionen auch einen sozialen Nutzen bieten, indem sie den dringend benötigten Wohnraum für Mitarbeiter schaffen. Allerdings birgt dies auch finanzielle Risiken, insbesondere in Regionen, in denen die Immobilienpreise stark schwanken. Apotheker müssen sorgfältig abwägen, ob solche Investitionen langfristig tragbar sind.

In einer anderen aktuellen Kontroverse sorgt ein kürzlich veröffentlichtes Erklärvideo der ABDA für hitzige Debatten in der Apothekerschaft. Das Video betont die zentrale Rolle approbierter Apotheker für die flächendeckende Versorgung und stellt die Bedeutung der pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTAs) in den Hintergrund. Viele PTAs fühlen sich durch diese Darstellung herabgesetzt und fordern mehr Anerkennung für ihre Arbeit. Der Streit zeigt, dass es innerhalb der Branche noch immer ungelöste Spannungen gibt, insbesondere im Hinblick auf die geplante Ausweitung der Kompetenzen von PTAs. Diese Kontroverse könnte die Debatte um die künftige Rolle von Apothekern und PTAs weiter anheizen.

In Stuttgart gelang den Ermittlungsbehörden derweil ein Schlag gegen den organisierten Drogenhandel. Vier Männer wurden festgenommen, die im Verdacht stehen, mit großen Mengen Pregabalin und anderen Betäubungsmitteln gehandelt zu haben. Die Polizei entdeckte bei einer Razzia eine sogenannte „Bunkerwohnung“, die als Lager für die Drogen diente. Insgesamt wurden 10.000 Pregabalin-Tabletten sowie größere Mengen anderer Drogen wie Haschisch und Ecstasy sichergestellt. Der illegale Handel mit Pregabalin, einem Medikament zur Behandlung von Angststörungen und Epilepsie, hat in den letzten Jahren zugenommen, da es oft missbräuchlich als Rauschmittel verwendet wird. Der Fall zeigt, dass die Behörden im Kampf gegen den illegalen Handel mit Betäubungsmitteln zunehmend Erfolge verzeichnen, obwohl das Problem weiterhin besteht.

Auf politischer Ebene warnt der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) vor den möglichen Folgen des Apotheken-Reformgesetzes. Bei einem parlamentarischen Abend in Berlin betonte der Phagro-Vorsitzende Marcus Freitag, dass die geplante Kürzung der Großhandelsvergütung die taggleiche Lieferung von Arzneimitteln gefährden könnte. Dies würde zu erheblichen Versorgungsengpässen führen, da der Großhandel eine zentrale Rolle im deutschen Gesundheitssystem spielt. Die steigenden Betriebskosten im Großhandel machen es aus Sicht des Phagro unabdingbar, die Vergütung auf dem aktuellen Niveau zu belassen.

In der medizinischen Forschung rückt eine seltene Form der Lungenentzündung in den Fokus: die kryptogene organisierende Pneumonie (COP). Diese Erkrankung, die ohne infektiöse Erreger auftritt, wird oft fälschlicherweise als herkömmliche Lungenentzündung behandelt. Betroffene Patienten sprechen jedoch nicht auf Antibiotika an, da die Ursache der Erkrankung in einer Entzündung der Lunge liegt, die durch andere Mechanismen ausgelöst wird. Die COP bleibt eine seltene, aber gefährliche Erkrankung, die besonders für ältere Menschen und immungeschwächte Patienten schwerwiegende Folgen haben kann.

Auch im Bereich der hormonellen Verhütung gibt es neue Erkenntnisse. Eine dänische Studie hat gezeigt, dass Frauen, die Levonorgestrel-haltige intrauterine Systeme (LNG-IUS), besser bekannt als Hormonspiralen, verwenden, ein leicht erhöhtes Risiko für Brustkrebs haben. Die Autoren der Studie betonen, dass das absolute Risiko gering bleibt, doch fordern sie eine intensivere Aufklärung der Anwenderinnen, damit diese informierte Entscheidungen treffen können. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Vorteile der Hormonspirale, wie die hohe Verhütungssicherheit, weiterhin überwiegen.

Ein weiteres Problem, das derzeit die medizinische Versorgung in Deutschland betrifft, ist der akute Mangel an Kochsalzlösung. Durch die Zerstörungen, die der Hurrikan „Helene“ in den USA angerichtet hat, ist die Produktion bei Baxter, einem wichtigen Hersteller von Kochsalzlösungen, erheblich beeinträchtigt worden. Das Bundesgesundheitsministerium hat daraufhin Importe angeordnet, um die Versorgung sicherzustellen. Kochsalzlösung wird in vielen medizinischen Bereichen benötigt, von Infusionen bis hin zur Wundversorgung. Ein anhaltender Mangel könnte die Versorgungssicherheit in Krankenhäusern und Arztpraxen gefährden.

Gleichzeitig verzögert sich die Einführung des elektronischen Betäubungsmittel-Rezepts (E-BtM-Rezept), die ursprünglich für den 1. Juli 2025 geplant war. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel kann das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die notwendigen technischen Voraussetzungen nicht rechtzeitig schaffen. Diese Verzögerung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie schwierig es ist, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben, wenn die finanziellen Mittel und personellen Kapazitäten fehlen.

In der Dermatologie gibt es jedoch vielversprechende Fortschritte. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Biochemie und des LMU Klinikums München hat herausgefunden, dass JAK-Hemmer eine vielversprechende neue Therapieoption für Patienten mit toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) darstellen. Diese seltene, aber oft tödliche Hauterkrankung konnte bisher nur symptomatisch behandelt werden. Die neuen Forschungsergebnisse könnten jedoch eine gezielte Behandlung ermöglichen und die Überlebenschancen der Patienten erheblich verbessern.

Auch im Bereich der Infektionskrankheiten gibt es beunruhigende Nachrichten: In der Region Berlin-Brandenburg wurden zwei neue Fälle von Diphtherie gemeldet, was eine Debatte über eine mögliche Impfpflicht ausgelöst hat. Diphtherie ist dank hoher Impfquoten in Deutschland selten, doch die aktuellen Fälle zeigen, dass die Gefahr noch immer besteht. Besonders der Fall eines ungeimpften zehnjährigen Jungen, der intensivmedizinisch behandelt werden musste, hat die Diskussion neu entfacht. Während Impfpflichtgegner weiterhin gegen eine solche Maßnahme argumentieren, fordern viele Experten angesichts der neuen Fälle eine stärkere Impfaufklärung und -pflicht, um der Ausbreitung dieser potenziell tödlichen Krankheit vorzubeugen.


Kommentar:

Die Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens und der Apothekenbranche zeichnen ein vielschichtiges Bild von Chancen, Risiken und Herausforderungen. Die Einführung automatisierter Systeme wie Aumesi zeigt, wie dringend der Bedarf an Entlastung für Apothekenmitarbeiter ist, doch auch die Frage nach der Qualität des Kundenkontakts darf dabei nicht außer Acht gelassen werden. Apotheken sind nicht nur Dienstleister, sondern auch Orte des Vertrauens und der menschlichen Interaktion. Ein zu starker Fokus auf Automatisierung könnte dazu führen, dass dieses Vertrauen untergraben wird, insbesondere bei älteren Kunden, die persönliche Betreuung schätzen. Der technologische Fortschritt darf hier nicht zur Entfremdung führen.

Die elektronische Patientenakte ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Innovationen im Gesundheitssektor auf Widerstände und Datenschutzbedenken stoßen können. Es ist klar, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens viele Vorteile mit sich bringt, doch die Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes sind nicht unbegründet. Solange es keine vollständige Transparenz über den Zugriff auf persönliche Gesundheitsdaten gibt, werden Zweifel an der Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit des Systems bestehen bleiben. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, die Bevölkerung ausreichend zu informieren und aufzuklären, um diese Bedenken zu adressieren.

Die Investition in Mitarbeiterwohnraum als Lösung für den Fachkräftemangel ist eine interessante Strategie, die jedoch sorgfältig abgewogen werden muss. Während sie kurzfristig dazu beitragen kann, Fachkräfte zu gewinnen und an die Apotheke zu binden, birgt sie auch finanzielle Risiken. Der Immobilienmarkt ist volatil, und Apothekenbetreiber müssen sicherstellen, dass sie solche Investitionen langfristig tragen können.

Die anhaltenden Spannungen innerhalb der Apothekerschaft, insbesondere zwischen Apothekern und PTAs, zeigen, dass es in der Branche noch viel Gesprächsbedarf gibt. Die Rolle der PTAs muss in Zukunft klarer definiert werden, um ein harmonisches und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Gleichzeitig muss der illegale Drogenhandel, wie der Fall in Stuttgart zeigt, weiterhin mit aller Härte verfolgt werden, da selbst scheinbar legale Medikamente wie Pregabalin in die falschen Hände geraten können.

Die bevorstehenden Herausforderungen, wie die Debatte um die Kürzung der Großhandelsvergütung und die Verzögerungen bei der Einführung des E-BtM-Rezepts, zeigen, dass die Reformen im Gesundheitssektor nicht ohne Schwierigkeiten umgesetzt werden können. Insbesondere im Hinblick auf die Versorgungssicherheit dürfen keine Kompromisse eingegangen werden, da dies das gesamte System destabilisieren könnte.

Die Fortschritte in der medizinischen Forschung, wie die neuen Therapieansätze für die toxische epidermale Nekrolyse, geben jedoch Hoffnung. Solche Durchbrüche zeigen, wie wichtig kontinuierliche Forschung und Innovation sind, um seltene und schwerwiegende Erkrankungen zu behandeln. Gleichzeitig zeigt die Rückkehr von Infektionskrankheiten wie Diphtherie, dass der Impfschutz trotz der Fortschritte in der Medizin weiterhin von zentraler Bedeutung ist.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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