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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheker sehen sich einer komplexen Altersvorsorge gegenüber, die aus einer Kombination von Beiträgen zum Versorgungswerk und seit 2023 auch der Möglichkeit freiwilliger Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung besteht. Diese Neuerung bietet Freiberuflern eine zusätzliche Absicherung im Alter. Gleichzeitig steht die Apothekerschaft vor internen Spannungen: Proteste gegen die offizielle Linie der ABDA spalten den Berufsstand, und immer mehr Landesverbände distanzieren sich. Auch die Noweda-Kampagne macht deutlich, wie ernst die Lage ist – jede 15 Stunden schließt eine Apotheke dauerhaft. Währenddessen rücken gesundheitspolitische Themen wie die geplante Erweiterung der Impfungen in Apotheken durch Bundesgesundheitsminister Lauterbach sowie innovative Behandlungsansätze wie Ziresovir gegen RSV-Infektionen bei Kleinkindern in den Fokus. All diese Entwicklungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Zukunft der Apothekerschaft und die Gesundheitsversorgung in Deutschland.
So maximieren Apotheker ihre Altersvorsorge: Kombination aus gesetzlicher Rente und Versorgungswerk
Altersvorsorge ist für viele Apotheker ein vielschichtiges Thema, denn sie müssen sich mit unterschiedlichen Vorsorgemodellen auseinandersetzen. Als Selbstständige und Freiberufler sind Apotheker meist nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert, sondern in ihrem speziellen Versorgungswerk – dem Versorgungswerk für Apotheker. Dieses bietet eine verpflichtende Alters-, Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung. Doch seit dem 1. Januar 2023 gibt es eine interessante Neuerung, die Apotheker nutzen können, um ihre Altersvorsorge gezielt zu verbessern: die freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung.
Trotz der Pflichtmitgliedschaft im Versorgungswerk für Apotheker bietet die gesetzliche Rentenversicherung durch freiwillige Beiträge eine zusätzliche Absicherungsmöglichkeit. Gerade Apotheker, die ihre Versorgungsleistungen diversifizieren oder Lücken in der Rentenbiografie schließen möchten, können von dieser Option profitieren. Solche Lücken entstehen häufig durch Phasen, in denen das Einkommen sinkt – etwa durch betriebliche Investitionen oder unvorhergesehene Umstände wie die Covid-19-Pandemie.
Ein gezielter Vorteil der freiwilligen Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung liegt darin, dass sie die Rente direkt beeinflussen. Längere Beitragszeiten und höhere Einzahlungen führen zu einer spürbaren Erhöhung der Rentenansprüche. Apotheker, die frühzeitig mit ihrer Planung beginnen, können diese Strategie nutzen, um Abschläge bei einem vorgezogenen Renteneintritt zu vermeiden oder ihre Versorgung insgesamt zu stärken. Der finanzielle Spielraum im Alter wird dadurch spürbar erweitert, da sowohl das Versorgungswerk als auch die gesetzliche Rente zur Auszahlung kommen.
Besonders für selbstständige Apotheker ist die Frage der Altersvorsorge nicht nur von der gesetzlichen Rente abhängig. Neben den Einzahlungen in das Versorgungswerk und eventuellen freiwilligen Beiträgen zur gesetzlichen Rentenkasse sollten auch private und betriebliche Vorsorgemodelle eine zentrale Rolle spielen. Der Apothekenbetrieb ist bekannt für unvorhersehbare wirtschaftliche Entwicklungen, sei es durch regulatorische Änderungen oder Marktschwankungen. Eine breit aufgestellte Altersvorsorge ist daher unerlässlich.
Die neue Möglichkeit, freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, erfordert jedoch eine sorgfältige Abwägung und Beratung. Ein Rentenberater oder Versicherungsexperte kann helfen, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln und das Zusammenspiel von gesetzlicher Rente, Versorgungswerk und privaten Vorsorgemodellen optimal zu gestalten. Diese ganzheitliche Herangehensweise sorgt dafür, dass Apotheker ihre finanzielle Unabhängigkeit im Alter sichern und gleichzeitig flexibel auf mögliche Veränderungen in ihrer Lebenssituation reagieren können.
Für Apotheker war die Altersvorsorge lange Zeit auf ihr Versorgungswerk konzentriert. Die Möglichkeit, durch freiwillige Einzahlungen auch in die gesetzliche Rentenversicherung zu investieren, eröffnet nun neue Wege, um die finanzielle Sicherheit im Alter weiter zu stärken. Besonders in einer Branche, die wirtschaftlichen Schwankungen und regulatorischen Herausforderungen ausgesetzt ist, ist es für Apotheker essenziell, ihre Altersvorsorge auf mehreren Säulen zu errichten.
Die Kombination aus Versorgungswerk und gesetzlicher Rente, ergänzt durch private und betriebliche Modelle, bietet Apothekerinnen und Apothekern eine einmalige Gelegenheit, ihre Rentenansprüche zu maximieren und auf solide Beine zu stellen. Die Pflichtmitgliedschaft im Versorgungswerk ist eine stabile Basis, doch die freiwilligen Beiträge zur gesetzlichen Rente können in Zeiten des demografischen Wandels und unsicherer Rentenpolitik von großem Nutzen sein.
Apotheker sollten diese neue Chance nicht ungenutzt lassen. Eine individuelle und umfassende Beratung kann dabei helfen, die bestmögliche Strategie zu entwickeln und die Weichen für ein abgesichertes Leben im Alter zu stellen. Wer frühzeitig plant und seine Möglichkeiten ausschöpft, kann sich beruhigt auf den Ruhestand freuen – und das ohne finanzielle Sorgen im Hinterkopf.
Die Apothekerschaft in Aufruhr – Proteste, Spaltung und fehlende Unterstützung
Die Apothekerschaft steht derzeit vor einer Zerreißprobe. Während ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) eindringlich zur Geschlossenheit aufrief, zeigen sich kurz darauf deutliche Risse innerhalb der Standesvertretung. „Wir ziehen am selben Strang und in die gleiche Richtung“, so Overwiening, doch die Realität sieht anders aus. Bereits wenige Tage nach dem DAT distanziert sich ein weiterer Landesapothekerverband von der offiziellen Linie der ABDA. Nach Hessen, Sachsen und Thüringen hat nun auch Niedersachsen angekündigt, eigene Protestmaßnahmen zu ergreifen. Eine Kundgebung am 6. November in Hannover soll ein Zeichen setzen – allerdings ohne die offizielle Unterstützung der ABDA, die sich bisher nicht zu den Protesten geäußert hat.
Die Kritik in den Reihen der Apotheker richtet sich zunehmend gegen die Standesvertretung selbst. Obwohl Overwiening noch eindringlich vor einer Spaltung warnte und betonte, dass nur Geschlossenheit die politischen Ziele der Apothekerschaft sichern könne, wächst der Unmut über die bisherige Zurückhaltung der ABDA. Besonders auf Landesebene wird diese Unzufriedenheit deutlich. In Hessen beispielsweise hat sich eine neue Liste für die Kammerwahl aufgestellt, die offen den Vorstand des Landesapothekerverbandes kritisiert. Es kommt zu gegenseitigen Vorwürfen und sogar zu persönlichen Angriffen, was das Bild einer zersplitterten Apothekerschaft weiter verstärkt.
Die Bedeutung dieser Entwicklung kann kaum unterschätzt werden. In einer Zeit, in der der Druck auf Apotheken durch steigende Betriebskosten, Fachkräftemangel und das sich abzeichnende Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) wächst, ist die Einheit der Apothekerschaft von entscheidender Bedeutung. Dennoch zeigt sich, dass Landesverbände zunehmend eigenständige Wege gehen, was die Verhandlungen mit der Politik erschwert. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte auf dem DAT zugegeben, dass der bisherige Protest der Apotheker dazu beigetragen habe, das ApoRG vorerst aus dem Kabinett fernzuhalten. Doch ohne eine geschlossene Front droht diese kurzfristige Verzögerung ins Leere zu laufen.
Für Apothekenbetreiber bedeutet diese Situation eine schwierige Gratwanderung. Einerseits müssen sie ihre Interessen gegenüber der Politik vertreten und den Druck aufrechterhalten, um notwendige Reformen zu verhindern oder zu beeinflussen. Andererseits besteht die Gefahr, dass die internen Konflikte innerhalb der Standesvertretung langfristig das Vertrauen in die ABDA untergraben und ihre Verhandlungsposition schwächen. Die Spaltung, die sich zwischen den Landesverbänden und der ABDA abzeichnet, könnte den Apotheken als Gesamtheit schaden, wenn keine gemeinsame Linie gefunden wird.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die ABDA klar positioniert und wie die Apothekerschaft auf den drohenden Alleingang weiterer Landesverbände reagiert. Sicher ist jedoch, dass die kommenden Wochen entscheidend sein werden – nicht nur für das Apotheken-Reformgesetz, sondern auch für die Zukunft der berufspolitischen Vertretung der Apotheker in Deutschland.
Die Apothekerschaft in Deutschland befindet sich an einem Scheideweg. Die Rufe nach Zusammenhalt und Geschlossenheit, wie sie von ABDA-Präsidentin Overwiening auf dem DAT formuliert wurden, verhallen in den Wind. Statt Einigkeit zu demonstrieren, sehen wir eine zunehmende Fragmentierung der Standesvertretung. Landesverbände wie Hessen, Sachsen und Niedersachsen gehen eigene Wege, während die ABDA bislang keine klare Haltung zu den Protestaktionen bezieht. Für viele Apothekenbetreiber ist dies ein beunruhigendes Signal.
Die Herausforderungen, vor denen Apotheken aktuell stehen – sei es der steigende wirtschaftliche Druck, der Fachkräftemangel oder das drohende Apotheken-Reformgesetz – erfordern eine starke, geeinte Interessenvertretung. Doch statt einer geschlossenen Front gegenüber der Politik, zeichnet sich zunehmend ein Bild der Zersplitterung ab. Der Unmut über die ABDA wächst, insbesondere auf Landesebene, wo neue Kräfte versuchen, eigene Akzente zu setzen.
Apothekenbetreiber müssen sich in dieser Situation fragen, wo ihre Interessen am besten vertreten werden. Sollte man auf Eigeninitiative setzen, wie es die Landesverbände tun, oder doch versuchen, die ABDA zu einer klareren Positionierung zu drängen? Eines ist sicher: Die politische Lage erfordert ein entschlossenes Auftreten der Apothekerschaft. Ohne eine gemeinsame Linie wird es schwierig sein, die angestrebten Ziele zu erreichen – und die Spaltung könnte langfristig mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Apothekerschaft ihrer Stärke bewusst wird und einen Weg findet, ihre Interessen geschlossen zu vertreten. Denn nur so kann sie in den Verhandlungen mit der Politik die notwendigen Veränderungen durchsetzen, um die Apothekenlandschaft in Deutschland zu sichern und zu stärken.
Apothekensterben: Noweda-Kampagne warnt vor drastischer Verschlechterung der Arzneimittelversorgung
Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor massiven Herausforderungen, wie die aktuelle Kampagne der Noweda verdeutlicht. Mit einem großflächigen Plakat, das an einer stark frequentierten Straße in Köln hängt, macht der Apothekengroßhändler auf die ernste Lage aufmerksam: „Alle 15 Stunden schließt eine Apotheke für immer. Kaputtgespart. Warum? Fragen Sie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker.“ Diese Botschaft ist Teil einer breit angelegten Informationskampagne, die bereits im August mit der Verteilung von einer Million Flyern startete und nun in eine neue Phase tritt. Ziel der Aktion ist es, die Bevölkerung über die Folgen der aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen aufzuklären und zugleich ein starkes Signal an die Politik zu senden.
Noweda-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Kuck betont, dass die Bevölkerung wissen solle, weshalb sich die Arzneimittelversorgung in Deutschland zunehmend verschlechtert. Der Zusatz „Fragen Sie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker“ auf dem Plakat soll die direkte Kommunikation zwischen Apotheken und Patienten fördern und den Menschen einen Einblick in die Gründe für die Schließungen zahlreicher Apotheken geben. Kuck sieht in dieser Aufklärung auch ein deutliches Zeichen in Richtung der Politik, die sich den Sorgen der Apothekerinnen und Apotheker stellen müsse. Bis Ende Oktober erwartet Noweda, mit der Plakataktion in Köln über zwei Millionen Menschen zu erreichen.
Die Kampagne richtet sich jedoch nicht nur an die Bevölkerung, sondern reagiert auch direkt auf die Reformpläne des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD). Lauterbachs Vorhaben, unter anderem Apotheken ohne approbierte Leitung zuzulassen und die Apothekenhonorare umzuverteilen, stößt bei vielen Apothekerinnen und Apothekern auf erheblichen Widerstand. Sie sehen darin eine akute Gefahr für die flächendeckende, sichere und schnelle Arzneimittelversorgung in Deutschland. Die Noweda-Kampagne hebt insbesondere hervor, dass das Gesundheitssystem bei Umsetzung der Pläne aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) erheblich gefährdet ist. Die Flyer und das Plakat machen deutlich, dass die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland bereits jetzt unter Medikamentenengpässen und zunehmendem Leistungsdruck leiden. Das Apothekensterben sei ein direktes Resultat einer seit Jahren verfehlten Gesundheitspolitik.
Neben der Plakataktion beteiligt sich auch die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) an der Aufklärungskampagne. Auf 1500 Lieferfahrzeugen der Noweda-Genossenschaft werden ebenfalls die Botschaften der Kampagne verbreitet. Ziel ist es, bundesweit auf die Missstände aufmerksam zu machen und die Politik dazu zu bewegen, die Reformvorhaben zu überdenken. Apothekerinnen und Apotheker fordern eine Anpassung der Honorare und eine Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung, anstatt sie weiter zu gefährden.
Die Noweda-Kampagne setzt ein klares Zeichen. Sie zeigt auf drastische Weise, wie ernst die Lage in der Apothekenlandschaft ist. Die Botschaft „Alle 15 Stunden schließt eine Apotheke für immer“ ist nicht nur ein Warnsignal für die Bevölkerung, sondern auch eine deutliche Aufforderung an die Politik, endlich zu handeln. Während Reformen notwendig sind, um das Gesundheitssystem fit für die Zukunft zu machen, dürfen sie nicht auf dem Rücken der Apotheken ausgetragen werden. Es sind gerade die wohnortnahen Apotheken, die eine verlässliche und schnelle Versorgung der Patienten sicherstellen – eine Aufgabe, die nicht durch Online-Anbieter oder große Versandapotheken ersetzt werden kann. Wenn weiterhin so viele Apotheken schließen, droht nicht nur eine Verschlechterung der Arzneimittelversorgung, sondern auch eine Zwei-Klassen-Medizin, in der ländliche Regionen besonders stark betroffen sind. Es ist höchste Zeit, dass die Politik diese Warnungen ernst nimmt und auf die Bedürfnisse der Apothekerinnen und Apotheker eingeht, bevor es zu spät ist.
Neuausrichtung in der Berufspolitik? Liste 7 im Konflikt mit dem Kammervorstand in Hessen
Die Kammerwahlen in Hessen sorgen in diesem Jahr für erhebliche Spannungen innerhalb der Apothekerschaft. Dr. Schamim Eckert, die als Spitzenkandidatin der neu gegründeten Liste 7 antritt, hat gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern eine Reihe von Forderungen formuliert, die nicht nur die Richtung der Berufspolitik verändern, sondern auch die bisherige Arbeit der Kammer in Frage stellen. Insbesondere die Rolle der amtierenden Kammerpräsidentin Ursula Funke steht im Zentrum der Kritik.
Liste 7 fordert eine „dringend notwendige Neuausrichtung“ und kritisiert dabei die bisherige Führung als ineffektiv und wenig zukunftsorientiert. Eckert betont, dass es frischen Wind und innovative Ansätze brauche, um die Interessen der Apothekerinnen und Apotheker in Hessen wirksam zu vertreten. „Die Zeit des Stillstands muss enden“, erklärte sie bei der Vorstellung des Programms. Ziel sei es, nicht nur die Kammerarbeit transparenter zu gestalten, sondern auch die Kammerpräsidentin abzulösen.
Der Konflikt spitzte sich weiter zu, als Liste 7 öffentlich Vorwürfe gegen die Kammer und deren Leitung erhob. Man habe es versäumt, entscheidende Reformen in Angriff zu nehmen, die für die Zukunftssicherung des Berufsstandes essenziell seien. Zudem wurde der Vorwurf laut, dass die Kammerleitung wenig offen für Kritik und Veränderung sei.
Der Kammervorstand reagierte prompt auf die Anschuldigungen und wies die Vorwürfe als „weitestgehend unwahr“ zurück. In einer offiziellen Stellungnahme betonte die Kammer, dass die Vorwürfe unbegründet und irreführend seien. „Es handelt sich dabei um eine bewusste Verzerrung der Tatsachen, die lediglich dazu dient, Unruhe zu stiften“, erklärte ein Sprecher der Kammer. Die Arbeit der Kammer unter der Leitung von Ursula Funke sei stets transparent und im Sinne der Apothekerschaft erfolgt. Man habe kontinuierlich an Verbesserungen und an der Vertretung der berufspolitischen Interessen gearbeitet.
Auch die Kammerpräsidentin selbst meldete sich zu Wort. Funke zeigte sich überrascht von der Schärfe der Kritik und wies darauf hin, dass die Kammer unter ihrer Führung zahlreiche wichtige Reformen angestoßen habe. „Es gab nie Stillstand. Wir haben uns immer für die Interessen unserer Mitglieder eingesetzt und werden dies auch weiterhin tun“, so Funke.
Der Wahlkampf wird also zunehmend hitziger, und es bleibt abzuwarten, wie die Apothekerschaft auf die Vorwürfe und Gegenreaktionen reagieren wird. Die kommenden Wochen dürften entscheidend sein für den weiteren Verlauf dieses innerberuflichen Machtkampfs.
Die hitzigen Auseinandersetzungen um die Kammerwahlen in Hessen werfen ein Schlaglicht auf die inneren Spannungen innerhalb der Apothekerschaft. Auf der einen Seite steht Liste 7, die einen frischen Wind und grundlegende Reformen fordert. Auf der anderen Seite die etablierte Kammerführung, die ihre Arbeit verteidigt und die Vorwürfe als haltlos zurückweist.
Unabhängig davon, ob die Anschuldigungen berechtigt sind oder nicht, zeigt dieser Konflikt eines deutlich: Es herrscht Unzufriedenheit bei Teilen der Apothekerschaft. Viele fordern mehr Transparenz, stärkere Mitbestimmung und eine aktivere Vertretung ihrer Interessen. Doch der Weg, der nun beschritten wird, ist riskant. Wenn der innere Zusammenhalt der Berufsvertretung weiter geschwächt wird, könnte dies letztlich dem gesamten Berufsstand schaden.
Es ist an der Zeit, die inhaltliche Diskussion in den Vordergrund zu rücken. Die Zukunft der Apothekerinnen und Apotheker in Hessen hängt nicht davon ab, ob Köpfe rollen, sondern davon, ob die Kammerpolitik den Herausforderungen der Zukunft gewachsen ist.
Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln während der Krebstherapie: Risiken und Nutzen im Fokus
Immer mehr Krebspatienten greifen während ihrer Behandlung zu Nahrungsergänzungsmitteln in der Hoffnung, Nebenwirkungen zu lindern oder den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Vitamine, Mineralstoffe und andere Präparate stehen dabei hoch im Kurs. Doch Experten warnen: Nicht immer sind diese Mittel hilfreich, manche könnten sogar die Wirksamkeit der Krebstherapie beeinträchtigen.
Viele Betroffene versuchen, durch Antioxidantien wie Vitamin A, C und E die gesunden Zellen während einer Chemotherapie zu schützen. Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, kann jedoch kontraproduktiv sein. Denn genau diese Substanzen können die Wirkung der Chemotherapie abschwächen. Reaktive Sauerstoffspezies, die während der Behandlung gebildet werden, spielen eine Schlüsselrolle bei der Zerstörung von Tumorzellen. Werden sie durch Antioxidantien neutralisiert, kann dies den Therapieerfolg gefährden.
Die Leitlinie der Komplementärmedizin in der Onkologie rät daher von der unkontrollierten Einnahme solcher Präparate ab, es sei denn, ein nachgewiesener Mangel liegt vor. Einzig in bestimmten Therapiekontexten, wie etwa der Behandlung mit Pemetrexed, wird die Gabe von Folsäure und Vitamin B12 empfohlen, um die Nebenwirkungen zu reduzieren.
Hinzu kommt, dass viele Patienten nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung weiterhin langfristige Behandlungen benötigen, wie beispielsweise die antihormonelle Therapie bei Brustkrebspatientinnen. Diese kann das Risiko von Osteoporose erhöhen, weshalb zusätzlich Calcium, Vitamin D und gegebenenfalls Bisphosphonate oder Denosumab verschrieben werden. Doch auch hier gilt: Die Einnahme sollte kontrolliert und auf medizinischer Grundlage erfolgen.
Phytoöstrogene, die häufig zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt werden, sind bei Patientinnen mit hormonsensitiven Tumoren jedoch nicht unbedenklich. Experten raten davon ab, da eine Beeinflussung des Tumorwachstums nicht ausgeschlossen werden kann.
Ein weiteres häufig diskutiertes Mittel ist Selen. Studien deuten darauf hin, dass Krebspatienten von einer ausreichenden Selenversorgung profitieren können. Doch auch hier gilt: Mehr ist nicht immer besser. Zu hohe Selenspiegel können schädlich sein. Die Leitlinien empfehlen daher eine Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel und raten zur bevorzugten Verwendung von Natriumselenit, um das Risiko einer Überdosierung zu verringern.
Neben diesen spezifischen Empfehlungen ist es entscheidend, dass Apotheker und Ärzte einen genauen Überblick über alle vom Patienten eingenommenen Präparate haben, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden. In der Beratung sollte auch auf nicht-medikamentöse Optionen wie Bewegung hingewiesen werden, die eine erwiesene Linderung der tumorassoziierten Fatigue bieten kann.
Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln während einer Krebstherapie bleibt ein heikles Thema. Während der Wunsch der Patienten, aktiv etwas für ihre Gesundheit zu tun, absolut verständlich ist, können gut gemeinte Präparate in einigen Fällen mehr Schaden als Nutzen bringen. Hier liegt eine große Verantwortung bei den Apothekern, die als erste Anlaufstelle für viele Betroffene fungieren. Sie müssen aufklären, umfassend beraten und gegebenenfalls von der Einnahme bestimmter Mittel abraten, wenn diese die Krebstherapie beeinträchtigen könnten.
Es ist besonders wichtig, auf wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zu setzen und individuelle Patientenbedürfnisse zu berücksichtigen. Jede Krebstherapie ist einzigartig, und was für den einen Patienten sinnvoll erscheint, kann für den anderen schädlich sein. Ein maßvoller, durch Ärzte und Apotheker begleiteter Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln kann sinnvoll sein – die blinde Selbstmedikation jedoch nicht.
Auch die Bedeutung von Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung sollte nicht unterschätzt werden. Letztlich geht es darum, dem Patienten in einer schwierigen Zeit Orientierung zu geben und ihn bestmöglich auf dem Weg durch die Therapie zu unterstützen.
Ziresovir: Hoffnung auf effektive Behandlung von RSV bei Kleinkindern
Die Behandlung von Kindern, die an einer Infektion mit dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) leiden, könnte bald einen entscheidenden Fortschritt erleben. Der Wirkstoff Ziresovir, der aktuell in Phase-3-Studien untersucht wird, zeigt vielversprechende Ergebnisse als erstes spezifisches antivirales Mittel zur Akutbehandlung von RSV. Im Gegensatz zu bereits zugelassenen Präventivmaßnahmen wie dem Antikörper Nirsevimab oder dem Impfstoff Abrysvo® wird Ziresovir eingesetzt, wenn eine Infektion bereits besteht.
In einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie wurde Ziresovir an 311 Säuglingen und Kleinkindern getestet, die aufgrund einer RSV-Infektion in chinesischen Kinderkliniken behandelt wurden. Die Kinder erhielten abhängig von ihrem Körpergewicht entweder 10 mg oder 40 mg Ziresovir oder ein Placebo. Ziel der Studie war es, die Schwere der durch RSV verursachten Bronchiolitis zu bewerten, gemessen durch den Wang-Bronchiolitis-Score.
Am dritten Tag nach Beginn der Behandlung zeigte sich eine signifikante Verbesserung des klinischen Zustands der mit Ziresovir behandelten Kinder. Der Wang-Bronchiolitis-Score verringerte sich in der Ziresovir-Gruppe um 3,4 Punkte, verglichen mit 2,7 Punkten in der Placebo-Gruppe. Dies entspricht einer um 30 Prozent stärkeren Verbesserung in der Ziresovir-Gruppe. Zusätzlich wurde eine signifikante Reduktion der Viruslast in der Nase der behandelten Kinder beobachtet. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ziresovir einen schnellen und messbaren Effekt bei der Bekämpfung von RSV-Infektionen zeigt.
Ein zentraler Aspekt der Studie war die Verträglichkeit des Medikaments. Ziresovir erwies sich als gut verträglich, wobei die häufigsten Nebenwirkungen Durchfall (4 Prozent in der Ziresovir-Gruppe vs. 2 Prozent in der Placebo-Gruppe), erhöhte Leberwerte und Hautausschläge waren. Zudem traten bei 9 Prozent der Kinder nach der Behandlung resistenzassoziierte Mutationen des Virus auf, die jedoch keinen Einfluss auf den klinischen Verlauf der Behandlung hatten.
Die Studienautoren betonen die Bedeutung des richtigen Zeitpunkts für die Verabreichung von Ziresovir. In der Studie erhielten die Kinder das Medikament im Median vier Tage nach Symptombeginn, einem Zeitpunkt, an dem die Viruslast bereits von selbst abnimmt. Experten empfehlen, antivirale Medikamente möglichst früh nach Symptombeginn zu verabreichen, um die beste Wirkung zu erzielen. Dies könnte auch für Ziresovir gelten, weshalb eine frühzeitige Behandlung, möglicherweise schon beim ersten Arztbesuch, die Schwere der Erkrankung noch weiter reduzieren und Krankenhausaufenthalte verhindern könnte.
Ark Biopharmaceutical Co., Ltd., das Unternehmen hinter Ziresovir, plant die baldige Zulassung des Medikaments sowohl in China als auch international. Sollte dies gelingen, wäre Ziresovir das erste spezifische antivirale Medikament zur Behandlung von RSV, das weltweit eingesetzt werden könnte. Angesichts der zunehmenden Zahl von RSV-Fällen, insbesondere in der Herbst- und Wintersaison, könnte Ziresovir einen erheblichen Beitrag zur Entlastung der Gesundheitssysteme und zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von RSV-infizierten Kindern leisten.
Die potenzielle Zulassung von Ziresovir markiert einen wichtigen Meilenstein in der Behandlung von RSV-Infektionen, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, die von schweren Verläufen betroffen sein können. Bisher standen nur präventive Maßnahmen zur Verfügung, während die Behandlung von akuten RSV-Infektionen eher auf unterstützende Pflege beschränkt war. Mit Ziresovir könnte nun eine gezielte Therapie möglich werden, die nicht nur die Viruslast reduziert, sondern auch die klinische Symptomatik rasch verbessert.
Allerdings zeigt die Studie auch, dass die Resistenzbildung eine Herausforderung darstellen könnte, die einer weiteren Beobachtung bedarf. Dennoch bleibt Ziresovir ein vielversprechender Kandidat, der die Art und Weise, wie RSV behandelt wird, grundlegend verändern könnte. Gerade in Zeiten erhöhter Belastung der Gesundheitssysteme durch virale Atemwegserkrankungen bietet Ziresovir die Chance, Hospitalisierungen zu reduzieren und die Gesundheitsversorgung insgesamt zu verbessern. Wenn es gelingt, den Wirkstoff frühzeitig einzusetzen, könnte er langfristig eine Schlüsselrolle in der Behandlung von RSV-Infektionen spielen.
Lauterbach will Impfungen in Apotheken ausbauen: Minister betont Bedeutung in der Gesundheitsversorgung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat heute im Bundeswehrkrankenhaus Berlin sowohl eine COVID-19- als auch eine Grippeimpfung erhalten und dabei die Rolle der Apotheken im Impfprozess hervorgehoben. Vor Ort erklärte er, dass Apotheken künftig noch stärker in die Durchführung von Impfungen eingebunden werden sollen. Die Möglichkeit, sich in einer Apotheke impfen zu lassen, biete den Bürgerinnen und Bürgern eine schnelle und unkomplizierte Option, sich gegen Infektionskrankheiten zu schützen, ohne lange Wartezeiten in Arztpraxen in Kauf nehmen zu müssen.
Lauterbach hob hervor, dass Apotheken in der Gesundheitsversorgung eine zentrale Rolle spielten und Impfungen dabei einen wichtigen Beitrag leisteten. „Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Durchführung von Impfungen in Apotheken sehr gut funktioniert“, so der Minister. Dies sei eine verlässliche und zeitsparende Alternative, insbesondere in Zeiten steigender Infektionszahlen. Ziel sei es, das Angebot auf weitere Impfungen, darunter auch Impfungen mit Totimpfstoffen für Erwachsene, auszuweiten.
Im Gesetzesentwurf zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) sei bereits vorgesehen, dass Apotheken künftig neben Impfungen auch PoC-Tests anbieten könnten. Doch das Gesetz liegt momentan aufgrund von Diskussionen um die umstrittene Vertretungsregelung – die sogenannte „Apotheke ohne Apotheker“ – auf Eis. Um die Impfungen in Apotheken dennoch voranzutreiben, plane die Ampel-Koalition einen Änderungsantrag im Bundestag. Dieser solle im Rahmen des Gesetzes zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit umgesetzt werden.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen, wie sie durch das Abwassermonitoring bestätigt würden, sei es laut Lauterbach jetzt besonders wichtig, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Die Erkrankung sei trotz vieler milder Verläufe nach wie vor mit erheblichen Risiken verbunden, insbesondere für ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Wiederholte Infektionen könnten schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Long COVID oder Herz-Kreislauf-Probleme nach sich ziehen. Daher riet der Minister dringend, sich jetzt impfen zu lassen.
Auch die Grippeimpfung sei besonders für vulnerable Gruppen von entscheidender Bedeutung. Lauterbach wies darauf hin, dass jedes Jahr zahlreiche Menschen an den Folgen einer Grippeinfektion sterben, die durch eine Impfung vermeidbar gewesen wären. Die Bevölkerung solle die Gelegenheit nutzen und sich vor Beginn der Grippesaison impfen lassen, um das Risiko schwerer Krankheitsverläufe zu reduzieren. Zudem entlaste dies auch das ohnehin stark belastete Gesundheitssystem.
Die Grippeimpfung habe zudem positive Nebeneffekte: Studien hätten gezeigt, dass sie das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte leicht senken könne. Ähnlich gelte dies auch für wiederholte COVID-19-Infektionen, die ebenfalls das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhten. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen“, schloss Lauterbach seine Ausführungen.
Die geplante Ausweitung von Impfungen in Apotheken könnte ein bedeutender Schritt sein, um die Gesundheitsversorgung in Deutschland effizienter zu gestalten. Angesichts überlasteter Arztpraxen und der zunehmenden Nachfrage nach unkomplizierten und schnellen Impfungen ist es sinnvoll, Apotheken stärker in diesen Prozess einzubinden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Impfungen in Apotheken nicht nur sicher, sondern auch praktisch und für viele Menschen zugänglich sind.
Doch es bleibt abzuwarten, ob die Koalition ihre Pläne schnell umsetzen kann. Die Diskussionen um das Apotheken-Reformgesetz haben bereits gezeigt, dass Widerstände bestehen – insbesondere in Bezug auf die Frage, wie viel Verantwortung Apotheken ohne die direkte Anwesenheit eines Apothekers übernehmen dürfen. Hier braucht es klare Regelungen, die sowohl die Sicherheit der Patienten als auch die Flexibilität der Apotheken berücksichtigen.
Lauterbachs Initiative, Impfungen in Apotheken zu fördern, kommt jedoch zur rechten Zeit. Die bevorstehende Grippe- und Corona-Saison erfordert schnelle und zugängliche Impfmöglichkeiten. Apotheken bieten eine hervorragende Chance, Impfangebote zu erweitern und so einen Beitrag zur Entlastung des Gesundheitswesens zu leisten.
Schmerzmittel: Richtig einsetzen und Nebenwirkungen vermeiden
In Deutschland greifen viele Menschen bei akuten Schmerzen oder Fieber häufig zu rezeptfreien Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS). Doch auch wenn diese Medikamente einfach und günstig erhältlich sind, ist ihre Einnahme nicht immer unbedenklich. Experten raten zur Vorsicht und warnen vor möglichen Nebenwirkungen, wenn Schmerzmittel nicht korrekt eingesetzt werden.
Privatdozent Dr. Michael Überall, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, und Ursula Funke, Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer, haben in einem aktuellen Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) die häufigsten Fragen zur Verwendung von Schmerzmitteln beantwortet. Dabei betonten sie, dass Schmerzmittel zwar eine wichtige Funktion haben, jedoch nicht leichtfertig eingenommen werden sollten.
"Je früher man bei Schmerzen handelt, desto wirksamer sind geringere Dosierungen", erklärt Dr. Überall. Doch er rät, bei erträglichen Schmerzen zunächst alternative Methoden wie Entspannung oder Pausen zu versuchen, bevor direkt zu Medikamenten gegriffen wird. Ursula Funke fügt hinzu, dass Schmerz ein Signal des Körpers sei, dem man nachgehen sollte, anstatt ihn sofort zu unterdrücken.
Schmerzmittel wie Ibuprofen und ASS wirken entzündungshemmend, können jedoch die Nierenfunktion beeinträchtigen, den Magen angreifen und den Blutdruck erhöhen. Paracetamol, das keine entzündungshemmende Wirkung hat, wird dagegen eher bei Fieber empfohlen, sollte aber wegen möglicher Leberschäden mit Vorsicht verwendet werden. Besonders schwangere Frauen und Kinder sollten Schmerzmittel nur unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Für Kinder unter zwölf Jahren ist ASS aufgrund des Risikos für das Reye-Syndrom tabu.
Um die Wirkung der Schmerztabletten zu optimieren, raten die Experten, sie mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen und möglichst bei leerem Magen. Eine lauwarme Flüssigkeit beschleunigt den Transport der Tablette in den Darm, wo sie schneller aufgenommen wird.
Die korrekte Anwendung von Schmerzmitteln kann helfen, Beschwerden zu lindern, aber nur eine verantwortungsvolle Einnahme schützt vor unerwünschten Nebenwirkungen.
Die Bedeutung von Schmerzmitteln in der modernen Medizin ist unbestritten. Sie ermöglichen Millionen Menschen, akute Beschwerden zu lindern und den Alltag besser zu bewältigen. Doch genau diese Verfügbarkeit führt häufig zu einer unreflektierten Nutzung, die potenziell gefährlich ist. Der sorglose Umgang mit rezeptfreien Medikamenten birgt Risiken, die oft unterschätzt werden.
Es ist dringend erforderlich, mehr Aufklärung über die richtige Anwendung und die Gefahren von Schmerzmitteln zu leisten. Ärzte und Apotheker spielen dabei eine entscheidende Rolle, um Patienten zu sensibilisieren und sie zu einer bewussteren Nutzung anzuregen. Nur durch verantwortungsvollen Einsatz können die Risiken minimiert und die Vorteile maximiert werden.
Essstörungen bei Jugendlichen auf dem Vormarsch: Experten warnen vor langfristigen Konsequenzen
Die Zahl der an Essstörungen leidenden Jugendlichen steigt weltweit stetig an. Besonders in den letzten Jahren ist der Anstieg bemerkbar, was Experten teils auf gesellschaftliche Entwicklungen und die psychischen Belastungen der Corona-Pandemie zurückführen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) leiden bis zu 8,4 Prozent der jungen Frauen und 2,2 Prozent der jungen Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren an einer Essstörung. Besonders betroffen sind Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie (Bulimia nervosa) und Adipositas, die oft tiefgreifende physische und psychische Folgen haben.
Eine Vielzahl von Faktoren trägt zu der Entwicklung von Essstörungen bei. Soziale Medien, die das Streben nach einem unerreichbaren Körperbild fördern, und der Druck, in einer leistungsorientierten Gesellschaft erfolgreich zu sein, spielen eine wesentliche Rolle. Auch die Pandemie hat diese Problematik verschärft: Lockdowns führten zu sozialer Isolation und erschwerten den Zugang zu Hilfsangeboten, was insbesondere junge Menschen in Krisen stürzte. Das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben geht oft verloren, und viele Jugendliche versuchen, diesen Verlust durch strikte Kontrolle des eigenen Essverhaltens zu kompensieren.
Essstörungen sind jedoch behandelbar, auch wenn der Heilungsprozess langwierig sein kann. Professor Dr. Stephan Zipfel, Experte für Psychosomatik und Psychotherapie, betont die Notwendigkeit eines individuell angepassten Behandlungsplans, der psychotherapeutische Unterstützung mit medizinischer Betreuung kombiniert. Studien zeigen, dass eine rechtzeitige Intervention die Chancen auf Heilung erheblich steigert. Allerdings fällt es vielen Betroffenen schwer, sich von den Zwängen der Essstörung zu lösen, da das gestörte Essverhalten oft ein zentraler Bestandteil ihres Selbstbildes geworden ist.
Für Angehörige und Freunde von Betroffenen ist es entscheidend, sensibel mit der Situation umzugehen und keine Vorwürfe zu machen. Stattdessen sollten sie ihre Unterstützung anbieten und die Betroffenen ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Beratungsangebote wie die der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bieten niederschwellige Anlaufstellen für Betroffene und deren Umfeld.
Der anhaltende Anstieg von Essstörungen bei Jugendlichen ist besorgniserregend und sollte die gesamte Gesellschaft aufrütteln. Die Ursachen liegen nicht nur in individuellen Faktoren, sondern sind tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt. Soziale Medien, die unrealistische Schönheitsideale propagieren, und ein allgegenwärtiger Leistungsdruck tragen erheblich dazu bei, dass vor allem junge Menschen in eine psychische Krise geraten. Essstörungen sind in vielen Fällen ein Versuch, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen, während das Umfeld oft ahnungslos bleibt.
Doch die Lösung dieses Problems liegt nicht allein bei den Betroffenen oder ihren Familien. Schulen, soziale Einrichtungen und die Politik müssen enger zusammenarbeiten, um präventive Maßnahmen zu entwickeln und den Zugang zu psychologischer Unterstützung zu erleichtern. Es reicht nicht, Essstörungen nur als individuelles Problem zu betrachten – sie sind ein Symptom tieferliegender gesellschaftlicher Herausforderungen. Nur durch ein stärkeres Bewusstsein und die konsequente Förderung von Hilfsangeboten kann langfristig ein Umdenken stattfinden.
Neue molekulare Erkenntnisse zur Alzheimer-Pathologie bieten Hoffnung auf gezielte Therapien
In einer wegweisenden Studie haben Forscher des Allen Institute for Brain Science in Seattle das bislang detaillierteste Bild des zellulären Fortschreitens der Alzheimer-Krankheit (AK) erstellt. Unter der Leitung von Dr. Mariano I. Gabitto und Dr. Kyle J. Travaglini wurden Gehirne von 84 verstorbenen Patienten, die das gesamte Spektrum der AK-Pathologie abdeckten, analysiert. Ihre Ergebnisse, die im Fachjournal „Nature Neuroscience“ veröffentlicht wurden, bieten neue Einblicke in die molekularen Mechanismen der Krankheit.
Durch den Einsatz moderner Technologien wie Einzelkern-RNA-Sequenzierung und räumlich aufgelöster Transkriptomik (MERFISH) konnten die Forscher die zelluläre Vielfalt im Gehirn detailliert untersuchen. Insgesamt wurden 3,4 Millionen Zellkerne analysiert und 139 verschiedene Zelltypen identifiziert. Diese Untersuchungen konzentrierten sich auf den mittleren Temporalgyrus (MTG), eine Region des Gehirns, die für Gedächtnisprozesse und kognitive Funktionen entscheidend ist und stark von der Alzheimer-Pathologie betroffen ist.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Alzheimer-Krankheit in zwei klar abgrenzbare Phasen unterteilt werden kann. In der Frühphase kommt es zu einer langsamen Zunahme pathologischer Veränderungen ohne klinische Symptome. In dieser Phase treten entzündliche Mikroglia und reaktive Astrozyten auf, während hemmende Neuronen, die Somatostatin exprimieren, verloren gehen. Zudem zeigte sich eine Remyelinisierungsreaktion durch Oligodendrozyten-Vorläuferzellen.
In der Spätphase der Krankheit kommt es zu einer exponentiellen Zunahme der Pathologie, insbesondere durch den Verlust exzitatorischer Neuronen und spezifischer Interneuronen, die Parvalbumin und vasoaktives intestinales Peptid (VIP) exprimieren. Dieser Verlust führt zu einer Kaskade des neuronalen Verfalls, die vor allem die oberen Schichten des Kortex betrifft.
Eine der bemerkenswertesten Entdeckungen der Studie ist der frühzeitige Verlust von Somatostatin-exprimierenden Neuronen, die eine hemmende Funktion im Gehirn ausüben. Dieser Zellverlust könnte eine Schlüsselrolle bei der Veränderung neuronaler Schaltkreise spielen, die der Alzheimer-Krankheit zugrunde liegen. Diese neue Erkenntnis könnte wertvolle Ansatzpunkte für zukünftige Therapien bieten, da sie ein besseres Verständnis der frühen Krankheitsprozesse ermöglicht.
Die Forscher betonen, dass diese neue zelluläre Auflösung der Alzheimer-Progression viele neue molekulare Ziele für weitere Forschungsarbeiten identifiziert hat. Diese Entdeckungen könnten die Entwicklung dringend benötigter neuer Diagnoseverfahren und Behandlungsmöglichkeiten für Demenzerkrankungen erheblich beschleunigen.
Die Ergebnisse dieser Studie markieren einen wichtigen Meilenstein im Verständnis der Alzheimer-Krankheit. Die Identifizierung spezifischer Zelltypen, die in den frühen Stadien der Erkrankung betroffen sind, bietet nicht nur neue Einblicke in die Pathologie, sondern auch neue Chancen für therapeutische Ansätze. Besonders der frühzeitige Verlust der Somatostatin-exprimierenden hemmenden Neuronen könnte sich als entscheidender Faktor herausstellen, der zur Entwicklung gezielter Behandlungen führen könnte. Bisher war das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit vor allem mit dem Absterben exzitatorischer Neuronen assoziiert, doch diese Studie zeigt, dass bereits in den frühen Stadien wichtige inhibitorische Neuronen betroffen sind.
Diese Erkenntnisse werfen neue Fragen auf, wie und wann therapeutische Interventionen am effektivsten sind. Frühzeitige Diagnosen könnten helfen, den Verlust dieser wichtigen Zelltypen zu verhindern und somit das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Zukünftige Forschungsarbeiten werden zeigen müssen, wie diese neuen molekularen Ziele genutzt werden können, um sowohl die Diagnose als auch die Behandlung von Alzheimer zu revolutionieren.
Die Hoffnung, die diese Studie bietet, ist immens, doch der Weg von der Grundlagenforschung zur klinischen Anwendung bleibt komplex. Dennoch liefert sie eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung von Diagnose- und Therapiemethoden, die dringend benötigt werden, um das Leiden von Millionen von Patienten weltweit zu lindern.
Aufruf zur Aufhebung des Werbeverbots für "Pille danach" gewinnt an Unterstützung
In einem offenen Brief fordern mehrere Organisationen, darunter "Frauen100", Healthcare Frauen und Terre des Femmes, gemeinsam mit prominenten Unterstützerinnen wie den Politikerinnen Rita Süßmuth (CDU) und Christine Lambrecht (SPD), die Aufhebung des Werbeverbots für die "Pille danach". Sie argumentieren, dass das bestehende Verbot den Zugang zu wichtigen Informationen für Frauen einschränkt, die im Falle einer Verhütungspanne schnell handeln müssen. Das Verbot, festgeschrieben in § 10 Absatz 2 des Heilmittelwerbegesetzes (HWG), wurde 2015 mit der Rezeptfreigabe der Notfallverhütung eingeführt, um einen möglichen Missbrauch zu verhindern. Seither darf die "Pille danach" außerhalb von Fachkreisen nicht beworben werden.
Laut den Verfasserinnen des Briefes führt diese Regelung jedoch zu Stigmatisierung und Fehlinformation in der Gesellschaft. Viele Frauen seien sich nicht bewusst, dass das Medikament rezeptfrei erhältlich ist, und über ein Drittel hielten es fälschlicherweise für eine Abtreibungspille. Studien und Umfragen unterstützen diese Einschätzung: Eine YouGov-Umfrage ergab, dass nur 29 Prozent der Frauen mit der "Pille danach" vertraut sind, während fast die Hälfte nicht weiß, dass sie in Apotheken rezeptfrei erhältlich ist. Diese Wissenslücken seien auf das Werbeverbot zurückzuführen, das Frauen daran hindere, schnell auf wichtige Informationen zugreifen zu können.
Die "Pille danach" wird von der Weltgesundheitsorganisation als essenzielles Arzneimittel eingestuft, da sie in einigen Fällen die letzte medikamentöse Möglichkeit bietet, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Diese Bedeutung betonen die Unterzeichnerinnen des Briefes, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sowie die Mitglieder des Deutschen Bundestages dazu auffordern, das Heilmittelwerbegesetz anzupassen. Sie verweisen zudem auf Erfahrungen aus dem europäischen Ausland, die zeigen, dass eine Lockerung des Werbeverbots nicht zu einem missbräuchlichen Gebrauch der "Pille danach" führt. Vielmehr trage es zur Aufklärung bei und erhöhe das Vertrauen in das Medikament.
Die Ampelkoalition hatte im Koalitionsvertrag versprochen, die Selbstbestimmungsrechte von Frauen zu stärken. Die Unterzeichnerinnen des offenen Briefes fordern, dieses Versprechen noch in dieser Legislaturperiode umzusetzen und das Werbeverbot aufzuheben. Damit würde nicht nur die reproduktive Selbstbestimmung von Frauen in Deutschland gestärkt, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Chancengleichheit und Informationsfreiheit geleistet.
Die Forderung nach der Aufhebung des Werbeverbots für die "Pille danach" kommt nicht zufällig. Seit Jahren gibt es in Deutschland eine Debatte darüber, wie weit der Staat in die persönliche Entscheidungsfreiheit eingreifen darf, wenn es um reproduktive Gesundheit geht. Das Verbot, das 2015 eingeführt wurde, mag ursprünglich gut gemeint gewesen sein, doch die Realität zeigt: Es hindert Frauen daran, informierte Entscheidungen zu treffen.
Informationen über ein solch wichtiges Medikament dürfen nicht hinter bürokratischen Hürden versteckt werden. Die Bedenken über einen Missbrauch der "Pille danach" haben sich in der Praxis nicht bestätigt, wie Daten aus anderen europäischen Ländern zeigen. Es ist an der Zeit, dieses überholte Verbot aufzuheben und Frauen die Möglichkeit zu geben, selbstbestimmt und informiert über ihre Gesundheit zu entscheiden.
Die Politik hat die Verantwortung, die Selbstbestimmungsrechte der Frauen zu stärken, und dies kann nicht durch ein veraltetes Werbeverbot eingeschränkt werden. Wenn wir Chancengleichheit und Informationsfreiheit ernst nehmen, dann sollte die Aufhebung dieses Verbots keine Frage mehr sein.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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