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  • 13.10.2024 – Apotheken-News: Lauterbachs Pläne und die drohende Existenzkrise
    13.10.2024 – Apotheken-News: Lauterbachs Pläne und die drohende Existenzkrise
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apothekenbranche in Deutschland steht vor einer ungewissen Zukunft: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erhöht den Reformdruck ...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Lauterbachs Pläne und die drohende Existenzkrise

 

PTA-geführte Filialen und die Digitalisierung als Hoffnung oder Risiko für die Branche?

Die Apothekenbranche in Deutschland steht vor einer ungewissen Zukunft: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erhöht den Reformdruck und fordert tiefgreifende Veränderungen, ohne die es keine Honorarerhöhungen geben soll. Im Fokus stehen PTA-geführte Filialen und die forcierte Digitalisierung, die Lauterbach als unverzichtbar für ein zukunftsfähiges Apothekensystem betrachtet. Doch diese Pläne sorgen für heftige Kontroversen in der Branche. Viele Apotheker sehen darin eine Bedrohung für die Qualität der pharmazeutischen Versorgung und die Existenz kleiner, unabhängiger Apotheken. Steigende Betriebskosten, der zunehmende Druck des Versandhandels und ein Nachwuchsmangel verschärfen die Situation zusätzlich. Können diese Reformen die Apothekenlandschaft wirklich nachhaltig sichern, oder droht ein Sterben der Apotheken, insbesondere in ländlichen Regionen?


Die Apothekenlandschaft in Deutschland befindet sich in einer tiefgreifenden Krise, die durch die jüngsten Reformvorschläge von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiter angeheizt wurde. Der diesjährige Deutsche Apothekertag steht ganz im Zeichen der Unsicherheit, die diese Veränderungen mit sich bringen. Lauterbachs Botschaft ist klar: Ohne strukturelle Reformen wird es keine Erhöhung der Apothekenhonorare geben. Er forderte nicht nur tiefgreifende Änderungen, sondern präsentierte auch konkrete Vorschläge, die für viele in der Branche wie ein Weckruf wirkten.

Einer der umstrittensten Punkte in Lauterbachs Reformpaket ist der Vorschlag, PTA-geführte Filialen künftig als zentrale Säule im Apothekensystem zu etablieren. Die Idee, dass pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) eigenverantwortlich Apothekenfilialen führen sollen, sorgt in der gesamten Branche für Unruhe. Laut Lauterbach soll dieser Vorschlag nicht nur dazu beitragen, den Fachkräftemangel in den Apotheken abzufedern, sondern auch die Effizienz des Apothekensystems steigern. Er betont, dass dies eine Reform sei, die vielen Wünschen entspreche und der Realität der modernen Arbeitswelt Rechnung trage. Doch die Reaktionen aus der Apothekerschaft sind überwiegend negativ. Kritiker warnen, dass dies nicht nur die Rolle des Apothekers aushöhlen, sondern auch die Qualität der pharmazeutischen Versorgung gefährden könnte. PTA verfügen nicht über die umfassende akademische Ausbildung eines Apothekers, und viele befürchten, dass dieser Schritt letztlich zu einer Abwertung des Berufsstands führen wird.

Neben dieser umstrittenen Reform zielt Lauterbachs Plan auch auf eine verstärkte Digitalisierung der Apotheken ab. Er machte deutlich, dass die Digitalisierung in den Apotheken nicht mehr länger aufgeschoben werden könne. Insbesondere die Einführung des E-Rezepts und die Digitalisierung interner Prozesse wie Bestellwesen und Lagerverwaltung sollen den Apotheken helfen, effizienter zu arbeiten und Kosten zu sparen. Lauterbach sieht in der Digitalisierung einen entscheidenden Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit der Apotheken im zunehmend digitalisierten Gesundheitswesen zu sichern. Die Digitalisierung, so der Minister, müsse sich nicht nur auf die Kommunikation mit Ärzten und Krankenkassen beschränken, sondern alle operativen Bereiche der Apotheken erfassen. Insbesondere in Zeiten, in denen der Versandhandel mit Arzneimitteln stark zunimmt und durch digitale Plattformen immer mehr Marktanteile gewinnt, sei es unerlässlich, dass auch die Apotheken in diesem Bereich nachziehen.

Doch auch hier gibt es Bedenken aus der Apothekerschaft. Viele Betreiber kleinerer Apotheken, insbesondere in ländlichen Gebieten, stehen den Anforderungen der Digitalisierung skeptisch gegenüber. Sie fürchten, dass die Implementierung neuer digitaler Systeme erhebliche Investitionen erfordert, die sie sich angesichts der bereits bestehenden wirtschaftlichen Herausforderungen kaum leisten können. Zudem bleibt unklar, wie die Digitalisierung die Apotheken in der Fläche beeinflussen wird. Wird die verstärkte Nutzung digitaler Technologien wirklich dazu beitragen, die Versorgungssicherheit zu verbessern, oder wird sie lediglich die ohnehin schon bestehenden Ungleichheiten zwischen städtischen und ländlichen Apotheken weiter verschärfen?

Lauterbach selbst zeigt sich unnachgiebig. Er betont, dass das derzeitige Apothekensystem nicht mehr zukunftsfähig sei und ohne tiefgreifende Reformen kein Spielraum für finanzielle Zugeständnisse bestehe. „Wir haben ein nicht funktionierendes System“, sagte er in aller Deutlichkeit. Die derzeitigen Strukturen, so der Minister, seien veraltet und ineffizient. Nur durch umfassende Modernisierungen könne die Apothekerschaft auch in Zukunft eine tragende Rolle im deutschen Gesundheitswesen spielen. Insbesondere die Apotheken auf dem Land, die ohnehin schon durch den Fachkräftemangel und die Konkurrenz durch den Versandhandel unter Druck stehen, könnten von den Reformen profitieren – vorausgesetzt, sie setzen die Digitalisierung schnell und konsequent um.

Die Apothekenbranche sieht diese Entwicklungen jedoch mit großer Sorge. Viele Apotheker befürchten, dass sie den Anforderungen der Digitalisierung und den strukturellen Veränderungen nicht gewachsen sind. Besonders für kleine, familiengeführte Apotheken, die oft seit Generationen bestehen, könnten die Reformen das Ende bedeuten. Schon jetzt kämpfen viele von ihnen mit steigenden Betriebskosten, den ständigen Retaxationen durch die Krankenkassen und dem wachsenden Druck durch den Versandhandel. Die Aussicht, nun auch noch in teure digitale Infrastrukturen investieren zu müssen, ohne eine Garantie auf höhere Honorare zu haben, verschärft die wirtschaftlichen Sorgen. Viele Apotheker befürchten, dass sie ihre Betriebe nicht länger halten können und gezwungen sein werden, aufzugeben oder sich größeren Apothekenketten anzuschließen.

Ein weiteres zentrales Problem, das die Apothekenbranche betrifft, ist der Nachwuchsmangel. Während ältere Apotheker zunehmend in den Ruhestand gehen, gibt es immer weniger junge Pharmazeuten, die bereit sind, die Verantwortung für eine eigene Apotheke zu übernehmen. Die steigenden Kosten, der enorme Verwaltungsaufwand und die unsichere wirtschaftliche Lage schrecken viele junge Apotheker davon ab, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. In diesem Zusammenhang erscheinen Lauterbachs Pläne, PTA stärker in die Führung von Apotheken einzubinden, wie ein Versuch, das Fachkräfteproblem kurzfristig zu lösen. Doch langfristig bleibt die Frage, wie sich diese Veränderungen auf das Berufsbild des Apothekers auswirken werden. Wird der Apotheker als akademischer Heilberuf weiterhin die zentrale Rolle in der Arzneimittelversorgung spielen, oder wird er zunehmend durch PTA und andere Assistenzberufe ersetzt?

Die Zukunft der Apotheken in Deutschland ist ungewiss. Lauterbachs Reformvorschläge haben deutlich gemacht, dass tiefgreifende Veränderungen notwendig sind, um das Apothekensystem zukunftssicher zu machen. Doch die Frage, ob diese Reformen den gewünschten Erfolg bringen werden, bleibt offen. Viel wird davon abhängen, wie die Apothekenbranche auf die neuen Herausforderungen reagiert und ob es ihr gelingt, sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Eines jedoch ist klar: Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie die Apothekenlandschaft in Deutschland in Zukunft aussehen wird.

Der Deutsche Apothekertag hat deutlich gemacht, dass die Branche vor einem Scheideweg steht. Während die Digitalisierung von vielen als Chance gesehen wird, gibt es auch die berechtigte Sorge, dass die Reformen zu einem Sterben der kleinen Apotheken führen könnten. Besonders in ländlichen Regionen, wo die Apotheken ohnehin schon mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen haben, könnten die Reformen dazu führen, dass die Versorgungssicherheit weiter abnimmt. Die flächendeckende Arzneimittelversorgung, die lange Zeit als selbstverständlich galt, steht auf dem Spiel. Es bleibt abzuwarten, ob es der Politik und der Apothekerschaft gelingt, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl die wirtschaftlichen Interessen der Apotheken als auch die Versorgungsqualität der Bevölkerung sichern.


Kommentar:

Die Reformvorschläge von Karl Lauterbach sind eine direkte Reaktion auf die strukturellen Probleme, die das Apothekensystem in Deutschland seit Jahren plagen. Der Minister hat klar erkannt, dass das derzeitige System nicht nachhaltig ist und ohne tiefgreifende Veränderungen langfristig nicht überleben wird. Doch bei all den politischen und wirtschaftlichen Überlegungen darf nicht übersehen werden, dass es bei der Apothekenversorgung letztlich um die Gesundheit der Menschen geht. Apotheken spielen eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen, nicht nur als Abgabestellen für Medikamente, sondern auch als Beratungs- und Anlaufstellen für Patienten. Dieser Aspekt darf bei den Reformüberlegungen nicht in den Hintergrund geraten.

Die Frage, ob PTA-geführte Filialen wirklich eine Lösung für den Fachkräftemangel darstellen, muss kritisch hinterfragt werden. Die Qualität der pharmazeutischen Versorgung hängt maßgeblich von der Fachkompetenz und Erfahrung derjenigen ab, die in den Apotheken arbeiten. Es ist fraglich, ob PTA diese Rolle in vollem Umfang ausfüllen können, ohne dass es zu einem Qualitätsverlust kommt. Zudem stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine solche Reform auf die flächendeckende Versorgung haben wird. Besonders in ländlichen Gebieten könnte dies dazu führen, dass immer mehr Apotheken schließen und die Versorgungslücken weiter zunehmen.

Die Digitalisierung, ein weiterer zentraler Punkt von Lauterbachs Reform, ist zweifellos notwendig, um die Apotheken zukunftssicher zu machen. Doch auch hier darf nicht übersehen werden, dass viele Apotheken, insbesondere kleinere Betriebe, mit erheblichen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen konfrontiert sind. Ohne eine angemessene finanzielle Unterstützung seitens der Politik wird es für viele Apotheken schwierig sein, die notwendigen Investitionen in digitale Technologien zu stemmen. Letztlich wird es darauf ankommen, dass die Politik und die Apothekerschaft gemeinsam tragfähige Lösungen finden, die nicht nur wirtschaftliche Effizienz, sondern auch die Versorgungsqualität im Blick haben.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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