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  • 07.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Finanzielle Entlastung, Reformwiderstand und Therapiehoffnung
    07.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Finanzielle Entlastung, Reformwiderstand und Therapiehoffnung
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Einführung der wöchentlichen E-Rezept-Abrechnung durch das Dresdner Softwareunternehmen Scanacs bringt frischen Wind in die Apotheke...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Finanzielle Entlastung, Reformwiderstand und Therapiehoffnung

 

Wöchentliche Abrechnung stärkt Apotheken, während Reformen und Therapien für Diskussionen sorgen

Die Einführung der wöchentlichen E-Rezept-Abrechnung durch das Dresdner Softwareunternehmen Scanacs bringt frischen Wind in die Apothekenlandschaft. Mit einer Umstellung auf wöchentliche Zahlungszyklen soll vor allem die Liquidität der Apotheken gestärkt werden, die häufig durch lange Zahlungsfristen unter Druck geraten. Parallel dazu spitzen sich die Debatten um die geplante Apothekenreform zu, die vor allem durch den Widerstand der Apothekerschaft und des Pharmagroßhandels geprägt sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach steht unter Beschuss, da seine Reformvorschläge, insbesondere die mögliche Führung von Apotheken durch PTA, auf scharfe Kritik stoßen. Während die Reformpläne umstritten bleiben, sorgt ein Fortschritt in der allogenen CAR-T-Zelltherapie für Aufsehen und gibt Patienten mit schweren Autoimmunerkrankungen neue Hoffnung. Gleichzeitig zeigen gesellschaftliche Entwicklungen, dass die psychische Belastung der Menschen in Deutschland durch Krisen und Alltagssorgen weiter zunimmt – eine Herausforderung, der sich das Gesundheitssystem ebenfalls stellen muss.

 

Wöchentliche E-Rezept-Abrechnung stärkt Apothekenfinanzen

Das Dresdner Softwareunternehmen Scanacs sorgt in Baden-Württemberg mit einem neuen Modell zur wöchentlichen Direktabrechnung von E-Rezepten für frischen Wind. Gemeinsam mit über 80 gesetzlichen Krankenkassen bietet Scanacs Apotheken die Möglichkeit, ihre Abrechnungen nicht mehr monatlich, sondern wöchentlich durchzuführen. Diese häufigeren Zahlungszyklen sollen vor allem dazu beitragen, die Liquidität der Apotheken zu verbessern, die aufgrund langer Zahlungsfristen oft unter finanziellen Engpässen leiden. Besonders bei der Beschaffung hochpreisiger Medikamente stellt dies eine erhebliche Erleichterung dar.

Scanacs hat sich auf die elektronische Abrechnung von E-Rezepten spezialisiert, sieht aber in der Zusammenarbeit mit dem Abrechnungszentrum Nord (AZ Nord) die Möglichkeit, auch herkömmliche Papierrezepte nahtlos in den Abrechnungsprozess zu integrieren. Während Scanacs die E-Rezepte abwickelt, übernimmt AZ Nord die Bearbeitung der Papierrechnungen. Diese Kooperation ermöglicht es Apotheken, von einem nahtlosen und flexiblen Abrechnungsprozess zu profitieren, ohne dass sie auf die monatlichen Abrechnungszyklen angewiesen sind, die oft zu Liquiditätsengpässen führen.

Frank Böhme, Geschäftsführer von Scanacs, betont den hohen Mehrwert dieser verkürzten Abrechnungszyklen: „Die wöchentliche Abrechnung gibt den Apotheken eine größere finanzielle Planungssicherheit und stärkt ihre wirtschaftliche Basis.“ In vielen Fällen können Apotheken auf diese Weise bereits vor dem gesetzlichen Zahlungsziel von 10 Tagen über die Erstattungen verfügen, was ihre wirtschaftliche Stabilität deutlich erhöht.

Die verkürzten Zahlungszyklen verbessern nicht nur die finanzielle Lage der Apotheken, sondern bieten ihnen auch einen zusätzlichen Schutz vor Retaxationen. Scanacs hat in seinem System einen Prüfkatalog integriert, der die Abrechnung mit mehreren Krankenkassen abgleicht und so dazu beiträgt, potenzielle Rückforderungen von vornherein zu vermeiden. Dies gibt Apotheken mehr Sicherheit und entlastet sie im Tagesgeschäft.

Das Modell, das zunächst in der Pilotregion Baden-Württemberg gestartet ist, soll nach Angaben des Unternehmens auf weitere Regionen und Krankenkassen ausgeweitet werden. Intensive Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern und weiteren Krankenkassen laufen bereits. Der Erfolg des Pilotprojekts in Baden-Württemberg zeigt, dass Apotheken durch die wöchentliche Abrechnung nicht nur ihre Liquidität verbessern, sondern auch ihre betriebliche Effizienz steigern können.

Obwohl die monatliche Abrechnung weiterhin in vielen Apotheken praktiziert wird, gibt es bereits erste positive Rückmeldungen aus der Pilotregion. Apotheken berichten, dass sie durch die verkürzten Zahlungszyklen flexibler agieren können, insbesondere bei der Beschaffung teurer Arzneimittel, die sonst finanzielle Engpässe verursachen könnten.

Mit der wöchentlichen E-Rezept-Abrechnung hat Scanacs einen entscheidenden Schritt unternommen, um die finanzielle Stabilität der Apotheken zu verbessern. Die Flexibilität, die dieses Modell bietet, ist für viele Apotheken, die oft wochenlang auf die Erstattung ihrer Ausgaben warten, von unschätzbarem Wert. Besonders in einer Zeit, in der die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend herausfordernd werden, ist es entscheidend, dass Apotheken schnelle und planbare Zahlungsströme erhalten, um ihre wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung zu sichern.

Der digitale Fortschritt, den Scanacs vorantreibt, zeigt, wie moderne Technologie die Effizienz im Gesundheitssektor erheblich steigern kann. Neben der schnelleren Auszahlung profitieren Apotheken durch das integrierte Prüfsystem von einem besseren Schutz vor Retaxationen, was ihnen zusätzliche Sicherheit verschafft.

Trotz der positiven Aussichten bleibt abzuwarten, ob und wie schnell dieses Modell bundesweit etabliert werden kann. Die flächendeckende Einführung der wöchentlichen Abrechnung hängt nicht nur von der Bereitschaft der Krankenkassen ab, sondern auch von politischen Rahmenbedingungen, die geschaffen werden müssen. Wenn es gelingt, die Vorteile dieser verkürzten Abrechnungszyklen weiter zu verbreiten, könnte dies die Apothekenlandschaft in Deutschland nachhaltig stärken und ein Vorbild für andere Bereiche des Gesundheitswesens sein.

Letztlich wird der Erfolg dieses Modells von der breiten Akzeptanz und schnellen Umsetzung abhängen. Doch die ersten Ergebnisse aus Baden-Württemberg geben Grund zur Zuversicht: Apotheken könnten in Zukunft deutlich stabiler wirtschaften und damit ihren Beitrag zur flächendeckenden Gesundheitsversorgung langfristig sichern.

 

Apotheker im Widerstand: Reformpläne bedrohen die Zukunft der Arzneimittelversorgung

Der Deutsche Apothekertag (DAT) 2024 in München war von deutlichem Widerstand geprägt. Mitten in der Debatte um das Apotheken-Reformgesetz, das die Rolle des Apothekers grundlegend verändern könnte, formierten sich die Delegierten der Apothekerkammern und -verbände zum Gegenangriff. Die zentrale Frage: Wie kann die bewährte Struktur der Arzneimittelversorgung in Deutschland erhalten bleiben, während die Bundesregierung tiefgreifende Reformen plant, die viele als Angriff auf die Qualität des Gesundheitssystems werten?

Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Idee der „Apotheke ohne Apotheker“, die Kernstück der geplanten Reform ist. Die Vorstellung, dass Apotheken in Zukunft ohne die direkte Aufsicht eines Apothekers arbeiten könnten, sorgte für Empörung. Viele Delegierte äußerten ihre Befürchtungen, dass eine solche Entwicklung die Sicherheit der Patienten ernsthaft gefährden würde. Der Beruf des Apothekers, so betonten mehrere Redner, sei untrennbar mit der verantwortungsvollen Aufgabe verbunden, die korrekte Abgabe von Arzneimitteln zu überwachen und Patienten fachgerecht zu beraten. Der Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, Apotheken ohne Apotheker zu betreiben, würde diesen Kern der pharmazeutischen Arbeit verwässern und ein System etablieren, das die Qualität der Arzneimittelversorgung dramatisch senken könnte.

Der Leitantrag „Apotheken nur mit Apotheker*in“, unterstützt von mehreren Apothekerkammern, formulierte eine klare Absage an die Pläne des Ministeriums. Der Antrag fordert, dass der Gesetzgeber sofortige Maßnahmen ergreift, um die bewährten Strukturen der Arzneimittelversorgung zu sichern. Die Delegierten machten unmissverständlich klar, dass die Apothekerschaft sich nicht damit abfinden werde, ihre zentrale Rolle im Gesundheitssystem an weniger qualifizierte Arbeitskräfte oder gar an den digitalen Versandhandel zu verlieren. Insbesondere der Vorstoß, sogenannte „Apotheken light“ einzuführen, wurde scharf kritisiert. Dies, so betonten viele, würde die Apothekenpflicht faktisch abschaffen und den Beruf des Apothekers entwerten.

Doch die Apothekenreform ist nicht das einzige Thema, das die Apotheker umtreibt. Viele Delegierte wiesen darauf hin, dass das deutsche Apothekensystem bereits stark unter Druck stehe. Die aktuelle Vergütungsstruktur, so der Tenor, sei nicht mehr zeitgemäß und trage nicht zur langfristigen Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung bei. Forderungen nach einer Erhöhung des Apothekenhonorars, einer besseren Vergütung von Notdiensten und einer Anpassung des Fixums an die Inflationsrate wurden laut. Es wurde kritisiert, dass die Politik die finanziellen Nöte der Apotheken zu lange ignoriert habe und stattdessen auf Reformpläne setze, die an den Bedürfnissen der Berufsgruppe vorbeigingen.

Besonders scharf wurde die mangelnde finanzielle Unterstützung bei Botendiensten und der Rezepturherstellung kritisiert. Diese Leistungen seien unverzichtbar für die Bevölkerung, würden aber seit Jahren unzureichend entlohnt. Einige Anträge forderten eine dynamische Anpassung der Vergütung sowie eine Reduzierung des Zwangsrabatts, der von den Apotheken an die Krankenkassen abgeführt werden muss. Es sei nicht hinnehmbar, dass Apotheken, die ohnehin unter wirtschaftlichem Druck stünden, zusätzlich durch unangemessene Regelungen und Kürzungen belastet würden.

Auch das Thema Digitalisierung war ein wichtiger Bestandteil der Debatte. Obwohl die Apothekerschaft sich grundsätzlich offen für digitale Innovationen zeigt, gab es zahlreiche kritische Stimmen zur aktuellen Umsetzung des E-Rezepts und der Telematik-Infrastruktur (TI). Die Apotheken seien zunehmend abhängig von technischen Systemen, die anfällig für Ausfälle und Cyberangriffe seien. Es wurde gefordert, dass die Regierung nicht nur die digitale Infrastruktur weiterentwickelt, sondern auch die Apotheken besser gegen digitale Bedrohungen schützt. Mehrere Delegierte wiesen darauf hin, dass Apotheken durch ihre Rolle als Schnittstelle zwischen Patienten, Ärzten und Krankenkassen besonders verletzlich seien und deshalb dringend spezielle Sicherheitskonzepte benötigten.

Die Apothekerkammern kritisierten zudem, dass die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung zu schnell und ohne ausreichende Berücksichtigung der Bedürfnisse der Apotheken vorangetrieben werde. Viele der aktuellen digitalen Lösungen seien unzureichend und führten zu zusätzlichem Verwaltungsaufwand. Es bestehe die Gefahr, dass Apotheken durch die Digitalisierung in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt würden, anstatt davon zu profitieren. Einige Delegierte forderten deshalb eine stärkere Einbindung der Apothekerschaft in die Entwicklung digitaler Gesundheitsprozesse.

Auch die Ausbildung von pharmazeutischem Personal stand auf der Agenda des Apothekertags. Der eklatante Mangel an PTA und PKA sei alarmierend, so die Delegierten. Es sei an der Zeit, die Ausbildungsbedingungen zu verbessern und den Beruf durch eine angemessene Ausbildungsvergütung attraktiver zu machen. Besonders in ländlichen Regionen sei es für viele Apotheken zunehmend schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Dies bedrohe langfristig die flächendeckende Versorgung und müsse dringend angegangen werden.

Der Apothekertag hat eines deutlich gemacht: Die Apothekerschaft steht an einem Scheideweg. Die Reformpläne der Bundesregierung haben die Apotheker wachgerüttelt, denn die Zukunft des Berufs steht auf dem Spiel. Die „Apotheke ohne Apotheker“ ist nicht nur ein Angriff auf den Berufsstand, sondern auch eine Gefährdung der Gesundheitsversorgung. Wer den Apotheker aus der Apotheke entfernt, riskiert die Sicherheit der Patienten. Es ist eine alarmierende Entwicklung, dass die Politik bereit ist, die bewährten Strukturen des Apothekensystems zu opfern, um kurzfristige Kosteneinsparungen zu erzielen.

Gleichzeitig ist es aber auch nicht genug, sich nur gegen diese Pläne zu wehren. Die Apothekerschaft muss sich aktiv einbringen und eigene, zukunftsweisende Lösungen präsentieren. Die Forderungen nach besserer Vergütung und stärkeren digitalen Sicherheitskonzepten sind ein Schritt in die richtige Richtung. Doch die Herausforderungen sind groß, und es wird darauf ankommen, wie geschlossen die Apotheker in den kommenden Monaten auftreten. Die Politik wird nur auf die Branche hören, wenn diese geeint und entschlossen auftritt. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, ob die Apothekerschaft ihre zentrale Rolle im Gesundheitssystem behalten oder ob sie in die Bedeutungslosigkeit gedrängt wird. Die Weichen sind gestellt – und es liegt an den Apothekern, den richtigen Weg einzuschlagen.

 

Reform des Apothekenwesens: Lauterbach plant Überraschung auf dem Deutschen Apothekertag

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht kurz davor, seine Reformpläne für das deutsche Apothekenwesen neu aufzurollen. Nachdem sein erster Entwurf des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) im Dezember 2023 vorgestellt wurde, stieß er auf erheblichen Widerstand innerhalb der Apothekerschaft und der Politik. Insbesondere die geplante Möglichkeit, Apotheken ohne einen anwesenden Apotheker durch Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) führen zu lassen, sorgte für Unmut. Lauterbach wollte das Gesetz ursprünglich im Juli 2024 ins Kabinett einbringen, doch der Widerstand, vor allem aus der FDP, verhinderte diesen Schritt.

Seitdem hat sich der Zeitplan immer weiter verschoben, sodass nun frühestens im November mit einer Beratung des Gesetzes im Kabinett gerechnet werden kann. Das ursprünglich geplante Inkrafttreten zum Jahreswechsel ist mittlerweile nicht mehr realistisch. Dennoch laufen im Hintergrund weiter intensive Gespräche. Es wird vermutet, dass Lauterbach beim diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) in München einen überarbeiteten Entwurf präsentieren könnte. Der Minister wird sich am Mittwoch digital an die Apotheker wenden und möglicherweise neue Vorschläge unterbreiten.

Ein zentrales Streitpunkt im Reformvorhaben bleibt die sogenannte „Apotheke light“, bei der Apotheken ohne einen vor Ort anwesenden Apotheker betrieben werden könnten. Diese Passage war der Hauptgrund für das Veto der FDP, das bis heute nicht aufgehoben wurde. Auch innerhalb der SPD-Fraktion gab es zwischenzeitlich kritische Stimmen zu dieser Idee. Lauterbachs Position bleibt jedoch, dass solche Maßnahmen notwendig seien, um die wirtschaftliche Situation der Apotheken langfristig zu stabilisieren.

Die Apothekerschaft hingegen fordert dringende finanzielle Entlastungen, darunter eine Erhöhung des Honorars, die Senkung des Kassenabschlags und die Rücknahme der Skonto-Regelung auf den Stand vor dem Bundesgerichtshof-Urteil. Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) hat sich in einem Antrag zum DAT deutlich gegen die „Apotheke light“ ausgesprochen und fordert den Gesetzgeber auf, auf strukturelle Veränderungen zu verzichten, die das Apothekenwesen schwächen könnten.

Sollte Lauterbach auf dem Apothekertag tatsächlich einen Kompromissvorschlag präsentieren, bleibt abzuwarten, ob dieser die Zustimmung der Apothekerschaft finden wird. Die Erwartungshaltung ist jedoch gedämpft, da SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt bereits signalisiert hat, dass keine Honorarerhöhung zu erwarten sei. Für die Apothekerschaft scheint es also weiterhin um eine Gratwanderung zwischen notwendigen finanziellen Verbesserungen und der Abwehr von strukturellen Veränderungen zu gehen, die das Wesen der öffentlichen Apotheke bedrohen könnten.

Die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stoßen weiterhin auf starken Widerstand innerhalb der Apothekerschaft. Besonders die Einführung der sogenannten „Apotheke light“ wird von vielen als Angriff auf das Fundament des Apothekenwesens angesehen. Während Lauterbach betont, dass diese Maßnahme notwendig sei, um den Apotheken eine wirtschaftliche Zukunft zu sichern, sehen die Betroffenen dies anders. Sie fürchten eine schleichende Entwertung ihres Berufsstandes und eine Verschlechterung der Versorgungsqualität.

Es ist offensichtlich, dass die Apothekerschaft dringend Entlastungen benötigt, um die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Dennoch darf diese Notlage nicht dazu führen, dass fundamentale Prinzipien des Berufsstands geopfert werden. Die Politik steht in der Verantwortung, faire und transparente Lösungen zu finden, die sowohl die finanzielle Situation der Apotheken verbessern als auch die Versorgungsqualität für die Patienten aufrechterhalten. Ein reiner Kompromiss, der auf Kosten der öffentlichen Apotheken geht, würde langfristig das Vertrauen der Bevölkerung in die Arzneimittelversorgung schwächen und könnte negative Folgen für das Gesundheitssystem haben.

Es bleibt abzuwarten, ob Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag die notwendige Balance zwischen finanzieller Unterstützung und strukturellen Veränderungen finden kann – oder ob sich der Widerstand der Apothekerschaft weiter verhärtet.

 

CDU-Abgeordneter kritisiert Apothekenreform – Pharmagroßhandel fordert faire Wettbewerbsbedingungen

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff hat bei einem Besuch der Noweda-Niederlassung in Essen deutliche Kritik an den Plänen zur Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geäußert. Die Reform, die unter anderem den Betrieb von Apotheken ohne die ständige Anwesenheit eines approbierten Apothekers vorsieht, stößt nicht nur in der Apothekerschaft auf Widerstand, sondern auch im Pharmagroßhandel. Rouenhoff betonte, dass Apotheken eine tragende Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen und unterstrich, dass es angesichts des wachsenden Mangels an Hausärzten und des demografischen Wandels wichtiger denn je sei, Apotheken zu stärken, anstatt sie zu schwächen.

Noweda-Chef Michael Kuck schloss sich dieser Kritik an und warnte davor, dass Apotheken ohne die Anwesenheit von qualifizierten Fachkräften zu einer Zwei-Klassen-Versorgung führen könnten. Dies würde langfristig nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern auch das Vertrauen der Patienten in die Apothekerschaft untergraben. Kuck unterstrich die Bedeutung der Apothekerinnen und Apotheker als kompetente Ansprechpartner vor Ort und wies darauf hin, dass der Vorschlag der „Light-Apotheken“ nicht mit dem hohen Standard der Gesundheitsversorgung in Deutschland vereinbar sei.

Neben der Apothekenreform stand auch das Thema Lieferengpässe im Fokus des Gesprächs. Noweda, als vollversorgender Pharmagroßhändler, sieht sich zunehmend mit Engpässen bei wichtigen Medikamenten wie Antibiotika und Insulinen konfrontiert. Kuck machte deutlich, dass diese Engpässe die Erfüllung der gesetzlichen Verpflichtung zur dauerhaften Verfügbarkeit von Arzneimitteln erschweren. Hinzu kämen steigende Energiekosten, die die Lagerung unter den strengen Temperaturvorgaben der Good-Distribution-Practice-Richtlinien (GDP) immer kostspieliger machen.

Ein weiteres zentrales Problem sieht Noweda in der ungleichen Behandlung des Pharmagroßhandels im Vergleich zum Medikamentenversand aus dem EU-Ausland. Während der deutsche Großhandel strikte Vorgaben zur Lagerung und zum Transport einhalten muss, mangelt es laut Noweda an behördlicher Kontrolle bei ausländischen Versandhändlern. Diese würden selbst bei hohen Außentemperaturen Medikamente in ungekühlten Fahrzeugen transportieren, was eine Wettbewerbsverzerrung zulasten der lokalen Apotheken darstelle.

Rouenhoff zeigte sich besorgt über die Entwicklung und versprach, die Anliegen des Pharmagroßhandels und der Apotheken im politischen Diskurs stärker zu berücksichtigen. Der Mittelstand, so betonte er, dürfe in der aktuellen Gesundheitsdebatte nicht weiter vernachlässigt werden, da er eine wesentliche Säule der Versorgung darstelle.

Die Diskussion um die Apothekenreform und die zunehmenden Herausforderungen des Pharmagroßhandels verdeutlichen einmal mehr die Fehlentwicklungen in der aktuellen Gesundheitspolitik. Während Bundesgesundheitsminister Lauterbach versucht, durch Reformen vermeintlich moderne Lösungen zu finden, übersieht er dabei die essenzielle Rolle, die Apotheken in der Gesundheitsversorgung vor Ort spielen. Apotheken ohne Apotheker mögen auf dem Papier wie eine effiziente Lösung wirken, doch in der Praxis wären sie ein Rückschritt in der Versorgungssicherheit. Die Menschen brauchen kompetente Ansprechpartner in Gesundheitsfragen – und diese Rolle können nur approbierte Apothekerinnen und Apotheker übernehmen.

Gleichzeitig zeigt das Beispiel der Wettbewerbsverzerrung durch den Versandhandel aus dem EU-Ausland, dass es dringend notwendig ist, gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen. Der Pharmagroßhandel und die Apotheken vor Ort leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung und müssen vor ungleichen Wettbewerbsbedingungen geschützt werden. Die Politik ist hier in der Pflicht, endlich zu handeln, bevor das Vertrauen in das Gesundheitssystem weiteren Schaden nimmt.

 

Allogene CAR-T-Zelltherapie: Neue Hoffnung für Patienten mit Autoimmunerkrankungen

Ein chinesisches Forscherteam hat bedeutende Fortschritte im Einsatz von allogenen CAR-T-Zellen bei der Behandlung von schweren Autoimmunerkrankungen erzielt. Diese Therapie, die bislang überwiegend bei Krebsbehandlungen genutzt wurde, könnte bald auch Patienten mit seltenen und schwer behandelbaren Autoimmunerkrankungen wie immunvermittelter nekrotisierender Myopathie (IMNM) und systemischer Sklerose (SSc) helfen.

Bislang basierten CAR-T-Zelltherapien auf der Verwendung autologer Zellen, also T-Zellen, die aus dem Körper des Patienten entnommen und genetisch modifiziert wurden, um spezifische Krebszellen zu attackieren. Dieser Prozess ist jedoch aufwendig, teuer und zeitintensiv. Eine neue Studie, die im Fachjournal Cell veröffentlicht wurde, zeigt nun den erfolgreichen Einsatz allogener CAR-T-Zellen, die von gesunden Spendern stammen und bei Bedarf vorproduziert werden können. Dies könnte nicht nur die Kosten senken, sondern auch den Behandlungsprozess beschleunigen.

Das Forscherteam um Dr. Xiaobing Wang von der Naval Medical University in Shanghai beschreibt in ihrer Studie die Behandlung von drei Patienten – einem mit IMNM und zwei weiteren mit diffuser kutaner systemischer Sklerose. Bei allen Patienten führte die Therapie zu deutlichen Verbesserungen: Muskelschwäche und Muskelentzündungen gingen bei dem IMNM-Patienten sichtbar zurück, während sich bei den beiden SSc-Patienten die Haut- und Lungenfibrose signifikant verbesserte. Solche Resultate gelten als bemerkenswert, da diese Krankheiten oft als therapieresistent angesehen werden.

Die allogenen CAR-T-Zellen, auch als dTyU19 bezeichnet, wurden aus den peripheren Blutzellen einer gesunden Spenderin hergestellt und genetisch so modifiziert, dass sie gegen CD19, ein auf B-Zellen vorkommendes Antigen, gerichtet sind. Durch die Inaktivierung bestimmter Gene und die Deaktivierung von Immunzellen, die Abstoßungsreaktionen verursachen könnten, minimierten die Forscher das Risiko einer Graft-versus-Host-Reaktion (GvHR), einer der größten Herausforderungen bei Transplantationen.

Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist die fehlende Notwendigkeit einer langfristigen Immunsuppression, was die Behandlung für Patienten sicherer macht. Bei den drei behandelten Patienten wurde kein Zytokinfreisetzungssyndrom oder eine GvHR festgestellt, und die B-Zellpopulation erholte sich nach der Therapie ohne das Wiederauftreten autoreaktiver Klone.

Der Einsatz allogener CAR-T-Zellen könnte auch das Risiko schwerwiegender Komplikationen verringern, die bei autologen Behandlungen beobachtet wurden. Ein Beispiel hierfür ist ein in Düsseldorf dokumentierter Fall, bei dem nach einer autologen CD19-CAR-T-Zelltherapie ein aggressives Lymphom auftrat. Eine solche Komplikation wäre durch den Einsatz allogener, intensiv geprüfter Zellen möglicherweise vermeidbar gewesen.

Obwohl diese frühen Erfolge vielversprechend sind, bleibt die Notwendigkeit weiterer, größer angelegter klinischer Studien, um die Sicherheit und Wirksamkeit der allogenen CAR-T-Zelltherapie vollständig zu validieren. Sollte dies gelingen, könnte diese Therapieform eine neue Ära in der Behandlung schwerer Autoimmunerkrankungen einläuten und das Leben vieler Patienten erheblich verbessern.

Die allogene CAR-T-Zelltherapie markiert einen potenziellen Durchbruch in der modernen Medizin. Besonders im Bereich der Autoimmunerkrankungen, wo viele Patienten bislang auf begrenzte Therapiemöglichkeiten angewiesen sind, könnte diese Methode neue Hoffnung bringen. Die Tatsache, dass Zellen von gesunden Spendern genutzt und vorproduziert werden können, ist ein großer Fortschritt. Dies könnte die Wartezeiten für Patienten drastisch verkürzen und die Behandlung für ein breiteres Spektrum von Erkrankungen zugänglich machen.

Nicht zu unterschätzen ist auch der finanzielle Aspekt. Die Herstellung autologer CAR-T-Zellen ist nicht nur teuer, sondern auch logistisch herausfordernd. Allogene Zellen könnten diese Hürden überwinden und die Kosten deutlich senken. Gleichzeitig scheint das Sicherheitsprofil dieser Zellen, basierend auf den bisherigen Daten, vielversprechend zu sein. Die Abwesenheit schwerwiegender Nebenwirkungen wie einer GvHR oder eines Zytokinfreisetzungssyndroms deutet darauf hin, dass die allogene CAR-T-Zelltherapie in Zukunft eine risikoärmere Alternative darstellen könnte.

Jedoch bleibt Vorsicht geboten: Wie bei jeder neuen Therapieform bedarf es umfangreicher Forschung und klinischer Studien, um die Langzeiteffekte und mögliche Risiken zu verstehen. Dennoch stellt diese Innovation einen wichtigen Schritt in Richtung einer personalisierteren und effizienteren Behandlung von Autoimmunerkrankungen dar. Wenn die laufenden Untersuchungen weiterhin positive Ergebnisse liefern, könnten allogene CAR-T-Zellen die Medizin revolutionieren und Tausenden von Patienten eine neue Perspektive bieten.

 

Neue Zielwerte für Heimblutdruckmessung in der Schwangerschaft: Präeklampsie frühzeitig erkennen

Die S2k-Leitlinie für hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft wurde aktualisiert und setzt neue Maßstäbe für die Überwachung des Blutdrucks bei werdenden Müttern. Im Zentrum steht die Empfehlung, Heimblutdruckmessungen regelmäßiger durchzuführen und dabei einen niedrigeren Zielwert von maximal 135/85 mmHg anzustreben, während in Arztpraxen weiterhin ein Grenzwert von 140/90 mmHg gilt. Dieser Unterschied erklärt sich durch den sogenannten "Weißkittel-Effekt", der in medizinischen Einrichtungen zu höheren Messwerten führen kann.

Ziel der neuen Leitlinie ist es, das Risiko für hypertensive Erkrankungen wie chronische Hypertonie, Gestationshypertonie und Präeklampsie frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen einzuleiten. Hypertensive Erkrankungen treten bei 6 bis 8 % aller Schwangerschaften auf und gelten als eine der Hauptursachen für Komplikationen bei Mutter und Kind. Präeklampsie, die unbehandelt zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen bis hin zu Eklampsie führen kann, ist für rund 76.000 Todesfälle bei Frauen und 500.000 Todesfälle bei Neugeborenen weltweit verantwortlich. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Diagnose und ein effektives Blutdruckmanagement.

Frauen mit einem erhöhten Präeklampsie-Risiko sollten ab der 16. Schwangerschaftswoche präventiv niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen. Die Leitlinie empfiehlt eine Dosis von 100 bis 150 mg pro Tag, vorzugsweise abends, um den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. Gleichzeitig wird auf die Bedeutung eines aktiven Lebensstils hingewiesen: Körperliche Bewegung, insbesondere anaerobes Training und Yoga, kann das Risiko für hypertensive Erkrankungen während der Schwangerschaft verringern. Andere präventive Ansätze, wie die Einnahme von Heparin, Fischöl oder verschiedenen Vitaminen, werden nach aktueller Studienlage nicht empfohlen.

Neben der medizinischen Betreuung spielt die Selbstüberwachung des Blutdrucks eine zentrale Rolle. Eine korrekte Messung zu Hause ist entscheidend, um das Risiko einer Hypertonie frühzeitig zu identifizieren. Die Schwangeren sollen dabei zweimal täglich, morgens und abends, messen und den Durchschnitt der Messungen über sieben Tage ermitteln. Hierbei ist eine ruhige Umgebung und die richtige Messposition, in sitzender Haltung nach einer Ruhephase von mindestens fünf Minuten, essentiell.

Sollte sich trotz Prävention eine hypertensive Erkrankung entwickeln, bleibt die frühzeitige Entbindung die einzige kausale Therapie. Zwar empfiehlt die Leitlinie in schweren Fällen weiterhin eine Entbindung in der 37. Schwangerschaftswoche, bei milderen Verläufen kann jedoch auch eine Verlängerung der Schwangerschaft bis zum errechneten Termin erwogen werden, um dem Kind eine optimale Entwicklung zu ermöglichen.

In der Nachsorge wird das langfristige Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen betont. Frauen, die während der Schwangerschaft an einer hypertensiven Erkrankung litten, haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier kann ein spezieller Nachsorgepass helfen, um regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen zu gewährleisten und kardiovaskuläre Langzeitfolgen zu minimieren.

Die S2k-Leitlinie betont die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl die medizinische Betreuung als auch die Selbstüberwachung der Patientinnen berücksichtigt. Dabei sind Apotheker, Ärzte und Schwangere gleichermaßen gefordert, um den bestmöglichen Schutz für Mutter und Kind zu gewährleisten.

Die Aktualisierung der Leitlinie ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Schwangerschaftsvorsorge. Gerade die Differenzierung zwischen den Blutdruckmessungen in der Arztpraxis und zu Hause ist sinnvoll, um den "Weißkittel-Effekt" zu berücksichtigen und realistische Messwerte zu erhalten. Dass der Blutdruck zu Hause regelmäßig und korrekt gemessen werden soll, unterstreicht die zunehmende Bedeutung der Selbstüberwachung in der modernen Medizin. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass auch die praktischen Herausforderungen – insbesondere die Aufklärung der Patientinnen und die flächendeckende Umsetzung der Empfehlungen – effizient gemeistert werden. Die Einführung eines Nachsorgepasses zeigt zudem, dass hypertensive Erkrankungen nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch darüber hinaus langfristige Konsequenzen haben können. Ein guter Vorsatz, der in der Realität allerdings nur durch enge Zusammenarbeit aller Beteiligten Früchte tragen wird.

 

Rückgang der Grippe-Impfquote in Baden-Württemberg auf historisches Tiefstniveau

Die Bereitschaft zur Grippeschutzimpfung hat in Baden-Württemberg im Jahr 2023 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Laut aktuellen Daten der AOK ließen sich nur 10,5 Prozent der Versicherten gegen Influenza impfen – so wenige wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Besonders besorgniserregend ist der Rückgang bei den über 60-Jährigen, die laut Experten besonders von einer Impfung profitieren würden. In dieser Altersgruppe ging die Impfquote auf 30,1 Prozent zurück, während sie im Jahr 2020 noch bei fast 40 Prozent lag.

Die AOK, die in Baden-Württemberg rund 4,6 Millionen Menschen versichert, macht auf die Folgen dieses Trends aufmerksam. Sabine Hawighorst-Knapstein, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg, erklärt, dass insbesondere ältere Menschen und chronisch Kranke ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe hätten. „Mit zunehmendem Alter lässt die Abwehrkraft des Körpers nach, und Infektionskrankheiten wie die Grippe können zu schwerwiegenden Komplikationen führen“, so Hawighorst-Knapstein. Sie warnt vor möglichen Folgeerkrankungen wie Lungenentzündungen, Herzinfarkten und Asthmaanfällen.

Die Grippeimpfung ist eine von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Maßnahme, um insbesondere Risikogruppen vor den gefährlichen Folgen einer Influenza zu schützen. Neben der Impfung wird betont, dass auch die Einhaltung grundlegender Hygieneregeln, wie gründliches Händewaschen und regelmäßiges Lüften, das Risiko einer Ansteckung deutlich senken kann. Doch trotz dieser präventiven Maßnahmen nimmt die Impfbereitschaft ab, was Experten auf eine generelle Impfmüdigkeit zurückführen.

Diese Entwicklung steht im Kontrast zu den Höchstwerten während der Coronapandemie, als die Impfbereitschaft mit 15,3 Prozent der AOK-Versicherten deutlich höher lag. Vor allem in Risikogruppen, wie älteren Menschen und Personen mit chronischen Erkrankungen, war die Bereitschaft zur Grippeschutzimpfung während der Pandemie höher, was auf ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein zurückzuführen war.

Der drastische Rückgang der Grippe-Impfquote in Baden-Württemberg ist ein alarmierendes Signal. Gerade in einer Zeit, in der das Gesundheitssystem ohnehin unter enormem Druck steht, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns nicht auf den „Schutz der Masse“ verlassen, sondern individuelle Verantwortung übernehmen. Dass sich immer weniger Menschen, insbesondere aus den Risikogruppen, gegen Influenza impfen lassen, könnte in den kommenden Jahren zu einem Anstieg schwerer Krankheitsverläufe führen.

Die Coronapandemie hat gezeigt, wie schnell sich ein Virus in der Bevölkerung ausbreiten kann und welche verheerenden Folgen mangelnder Impfschutz haben kann. Es scheint jedoch, als habe das Ende der Pandemie zu einer gewissen Nachlässigkeit geführt. Diesen Trend gilt es dringend zu durchbrechen – zum Schutz der eigenen Gesundheit und zum Schutz der Allgemeinheit. Die Grippeimpfung bietet einen einfachen und wirksamen Schutz, der auch in der aktuellen Debatte um die Überlastung des Gesundheitssystems nicht vernachlässigt werden sollte.

 

Rückgang der HIV-Neudiagnosen bei MSM in Deutschland – Prävention und Frühdiagnose als Schlüssel

Im Jahr 2023 verzeichnete das Robert-Koch-Institut (RKI) 3321 neue HIV-Diagnosen in Deutschland, wie im aktuellen „Epidemiologischen Bulletin“ des Instituts berichtet wird. Unter den neu diagnostizierten Fällen befanden sich 23 Kinder, bei denen das Virus von der Mutter übertragen wurde. Trotz dieser Neuinfektionen gibt es positive Entwicklungen: Vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), sinkt die Zahl der Neudiagnosen seit Jahren stetig.

Das Humane Immunschwächevirus (HIV) ist der Erreger der Immunschwächekrankheit Aids. Nach einer Infektion verbleibt das Virus oft lange Zeit unerkannt im Körper, da es zunächst keine deutlichen Symptome verursacht. Die Diagnose wird daher oft erst Jahre nach der eigentlichen Infektion gestellt. Besonders in Fällen, in denen die Krankheit lange unerkannt bleibt, besteht ein erhöhtes Risiko, dass das Virus unbeabsichtigt weiterverbreitet wird.

Auffällig ist, dass mehr als die Hälfte der Neudiagnosen auf Menschen entfällt, die nicht aus Deutschland stammen, darunter eine beträchtliche Anzahl von Menschen aus der Ukraine. Das RKI betont jedoch, dass es sich in vielen dieser Fälle nicht um tatsächliche Neudiagnosen handelt. Oft wurde HIV bereits im Herkunftsland diagnostiziert, und die Infektion wird nur erstmals in Deutschland offiziell registriert. Dies könnte unter anderem durch die Fluchtbewegungen aus der Ukraine infolge des Krieges bedingt sein.

Der Anteil der Neudiagnosen bei MSM betrug im Jahr 2023 genau 1010 Fälle und stellt damit die größte Gruppe dar. Es folgen Menschen mit heterosexuellen Kontakten (543 Fälle) und Drogenkonsumenten, die intravenös injizieren (166 Fälle). Für etwa 800 der gemeldeten Fälle gibt es keine Angaben zum Übertragungsweg. Der Rückgang der Neudiagnosen bei MSM wird vom RKI als Erfolg einer besseren Präventionsarbeit, früherer Diagnosemöglichkeiten und der zunehmenden Nutzung der Präexpositionsprophylaxe (HIV-PrEP) gewertet. Letztere verhindert eine Ansteckung durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten vor möglichen Risikosituationen.

Experten betonen, dass durch die frühzeitige Diagnose und die umgehende Behandlung mit modernen HIV-Medikamenten Infizierte heute die Aussicht auf eine normale Lebenserwartung haben. Die medikamentöse Therapie verhindert die Entwicklung der Immunschwächekrankheit Aids und sichert eine hohe Lebensqualität der Betroffenen. Dies unterstreicht die Bedeutung regelmäßiger HIV-Tests, insbesondere für Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko.

Die Entwicklung bei den HIV-Neudiagnosen in Deutschland zeigt sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen. Der deutliche Rückgang der Infektionen bei MSM ist ein Zeichen dafür, dass gezielte Präventionsarbeit, Frühdiagnosen und die Nutzung moderner Medikamente wie die HIV-PrEP Wirkung zeigen. Hier zeigt sich, dass eine kontinuierliche Sensibilisierung und der Zugang zu medizinischen Behandlungsangeboten maßgeblich zur Bekämpfung von HIV beitragen können.

Doch trotz der Erfolge gibt es weiterhin Handlungsbedarf. Die hohe Zahl an Neuinfektionen bei Menschen aus dem Ausland, insbesondere aus Krisenregionen wie der Ukraine, weist auf die Notwendigkeit internationaler Gesundheitsprogramme hin, die den Zugang zu Test- und Behandlungsmöglichkeiten gewährleisten. Flüchtlinge und Migranten sollten in Deutschland frühzeitig in das Gesundheitssystem integriert und über HIV-Risiken sowie Präventionsmaßnahmen informiert werden. Denn nur durch eine konsequente Fortführung der Maßnahmen auf globaler und lokaler Ebene kann das Ziel, die Ausbreitung von HIV weiter einzudämmen, erreicht werden.

Die moderne Medizin bietet heute HIV-positiven Menschen die Möglichkeit eines normalen und erfüllten Lebens. Allerdings darf dies nicht dazu führen, dass die Anstrengungen in der Prävention und Aufklärung nachlassen. Nur durch einen unermüdlichen Einsatz aller Akteure im Gesundheitssektor kann langfristig eine Reduktion der Neuinfektionen erreicht und das Stigma, das viele HIV-Infizierte immer noch begleitet, abgebaut werden.

 

Steigende Belastungen durch globale Krisen und Alltagssorgen: Eine Analyse der psychischen Resilienz in Deutschland

Eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts Ipsos, durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Online-Therapieplattform Hello Better, beleuchtet die zunehmenden Stressfaktoren und die Bewältigungsstrategien in der deutschen Bevölkerung. Laut den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage sind die Menschen in Deutschland sowohl durch globale Krisen als auch durch den Alltag zunehmend belastet. Die größte Sorge vieler Menschen ist die Inflation, die bei 51 Prozent der Befragten als Hauptursache für ihre psychischen Belastungen gilt. Ebenso belastend werden die politischen Entwicklungen in Deutschland und international (45 Prozent) sowie die zunehmende gesellschaftliche Spaltung (44 Prozent) wahrgenommen.

Ein weiteres bedeutendes Thema ist der Rechtsruck, der 43 Prozent der Befragten beunruhigt. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beschäftigt 41 Prozent der Menschen, während die Klimakrise bei 40 Prozent große Sorgen auslöst. Auch der Konflikt zwischen Israel und Gaza (35 Prozent) trägt zu einem wachsenden Stressniveau bei. Zusätzlich haben 41 Prozent der Menschen Angst vor finanzieller Unsicherheit im Alter.

Die Studie zeigt, dass über die Hälfte der Befragten angibt, dass sich ihre Sorgen in den letzten zwölf Monaten verschärft haben. Diese Entwicklung betrifft besonders die Generation Y (35 Prozent) und die Generation Z (32 Prozent), die sich häufiger von den alltäglichen Anforderungen überlastet fühlen. Frauen sind hier besonders betroffen, da 31 Prozent von ihnen angeben, von der Summe der beruflichen und privaten Anforderungen überfordert zu sein, verglichen mit 22 Prozent der Männer.

Um ihre psychischen Belastungen zu bewältigen, greifen viele Menschen auf verschiedene Strategien zurück. Am häufigsten nennen die Befragten den Aufenthalt in der Natur als Hilfe, um sich zu entspannen. 39 Prozent der Menschen suchen gezielt die Natur auf, etwa bei Spaziergängen im Wald oder im Park, um ihr Wohlbefinden zu verbessern. Weitere bewährte Mittel sind das Musikhören (22 Prozent), das für viele Menschen eine beruhigende Wirkung hat, und der Rückhalt in der Familie (25 Prozent) oder der Partnerschaft (20 Prozent), die ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Stressbewältigung spielen. Körperliche Aktivität wird von 18 Prozent der Befragten als hilfreiche Maßnahme zur emotionalen Stabilisierung genutzt, während 17 Prozent angeben, dass sie sich gezielt ablenken oder auf positive Gedanken fokussieren, um sich zu erholen.

Interessanterweise gibt es deutliche Unterschiede in der Art und Weise, wie Männer und Frauen mit ihren Sorgen umgehen. Während 41 Prozent der Frauen ihre Sorgen mit einer engen Freundin oder einem Freund teilen, sind es bei den Männern nur 26 Prozent. Mit dem Partner oder der Partnerin sprechen 37 Prozent der Befragten über ihre Ängste und Sorgen. Jüngere Menschen, insbesondere aus der Generation Z und Y, nutzen häufiger das Internet, um sich über Sorgen auszutauschen, etwa in Online-Foren oder über Social Media. Im Gegensatz dazu wenden sich ältere Generationen eher an ihren Hausarzt, wie etwa 16 Prozent der Generation X und 20 Prozent der Boomer. Psychotherapeuten werden von 15 Prozent der Generation Z und 13 Prozent der Generation Y aufgesucht, um professionelle Unterstützung zu erhalten.

Der Umgang mit den psychischen Belastungen ist jedoch kein einheitliches Bild, sondern spiegelt die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Ressourcen der Menschen wider. Während einige in der Natur Entspannung finden, setzen andere auf soziale Unterstützung oder körperliche Aktivität. Der gesellschaftliche Diskurs über psychische Gesundheit ist in den letzten Jahren intensiver geworden, was dazu geführt hat, dass mehr Menschen offen über ihre Belastungen sprechen und nach Lösungen suchen.

Die zunehmenden Sorgen und der allgegenwärtige Stress, den viele Menschen in Deutschland empfinden, sind ein alarmierendes Zeichen dafür, dass die Gesellschaft mehr denn je gefordert ist, sich mit den mentalen Belastungen ihrer Bürger auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse der aktuellen Ipsos-Studie zeigen, dass die Ursachen von Stress tief in globalen und politischen Entwicklungen verwurzelt sind, gleichzeitig aber auch der Druck im Alltag zu einer ernsten Herausforderung geworden ist. Die Tatsache, dass insbesondere jüngere Generationen wie die Generation Y und Z sich stärker belastet fühlen, weist auf eine Verschärfung der Probleme in einer Zeit hin, in der sie mit den Unsicherheiten der modernen Welt konfrontiert sind.

Gleichzeitig ist es ermutigend zu sehen, dass viele Menschen nicht passiv bleiben, sondern aktiv nach Wegen suchen, mit ihrem Stress umzugehen. Die Betonung auf Natur, Familie, Partnerschaft und sportliche Aktivitäten zeigt, dass es eine Vielzahl an Ressourcen gibt, die Menschen zur Stärkung ihrer psychischen Gesundheit nutzen können. Dennoch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Menschen weiterhin Unterstützung benötigen, sei es durch psychologische Hilfe oder durch ein stärkeres soziales Netz. Es ist nun an der Zeit, dass Politik und Gesellschaft gemeinsam Wege finden, um den steigenden Anforderungen zu begegnen und langfristige Lösungen zur Stärkung der psychischen Resilienz zu entwickeln. Nur so können die wachsenden Spannungen und Ängste, die in der Bevölkerung vorhanden sind, nachhaltig bewältigt werden.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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