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  • 01.10.2024 – Apotheken-News: Reformen, Insolvenzen und wachsende Risiken
    01.10.2024 – Apotheken-News: Reformen, Insolvenzen und wachsende Risiken
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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Reformen, Insolvenzen und wachsende Risiken

 

Lauterbachs Notfallreform, Apotheken am Existenzlimit und neue Infektionswellen fordern das deutsche Gesundheitssystem heraus

Das deutsche Gesundheitswesen steht vor einer turbulenten Zeit: Die Notfallreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sorgt bereits vor der ersten Lesung im Bundestag für massive Kritik aus den Bundesländern, insbesondere in Bezug auf die Neuregelungen für Notfallapotheken und Integrierte Notfallzentren. Apotheken selbst kämpfen derweil mit steigenden Insolvenzen, einer zunehmenden Konkurrenz durch den Graumarkt und dem unautorisierten Verkauf apothekenexklusiver Produkte durch Drogerieketten wie Rossmann. Positiv entwickelt sich hingegen die steigende Nachfrage nach Grippeimpfungen in Apotheken, die sich als wichtige Akteure in der Gesundheitsversorgung etablieren. Trotz dieser Fortschritte bleibt die Skepsis gegenüber Lauterbachs Maßnahmen zur Bekämpfung von Lieferengpässen groß. Hinzu kommen neue Herausforderungen durch den Anstieg von Mykoplasmen-Infektionen und einen weitreichenden Salmonellen-Ausbruch, die das Gesundheitssystem zusätzlich unter Druck setzen.


Die Diskussionen rund um die Notfallreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spitzen sich zu, während die Bundesländer scharfe Kritik an den geplanten Änderungen äußern. Insbesondere die Neuerungen in den Bereichen der Notfallapotheken und des erweiterten Dispensierrechts in den Integrierten Notfallzentren (IGZ) stoßen auf starken Widerstand. Die Reform, die am kommenden Mittwoch im Bundestag in erster Lesung diskutiert wird, zielt auf eine grundlegende Neuordnung der Notfallversorgung in Deutschland ab, doch bereits im Vorfeld gibt es massive Bedenken seitens der Länder. Die Apothekenlandschaft, ohnehin stark unter Druck, sieht sich zusätzlich mit steigenden Insolvenzen konfrontiert. Immer mehr Apothekeninhaber müssen aufgrund von Liquiditätsengpässen die Regelinsolvenz beantragen. Diese Entwicklung beginnt meist schleichend, mit verspäteten Rechnungszahlungen, bis die finanzielle Schieflage schließlich unüberwindbar wird. Experten wie Insolvenzberater Wollring warnen, dass viele Apotheker viel zu spät professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, wenn der Schaden bereits irreparabel ist.

Währenddessen sorgt die Drogeriekette Rossmann für Unruhe, indem sie apothekenexklusive Kosmetikprodukte über ihren Online-Shop vertreibt. Darunter befinden sich renommierte Marken wie La Roche-Posay, Vichy und CeraVe, die normalerweise nur in Apotheken erhältlich sind. Die Hersteller vermuten, dass der Graumarkt eine Rolle in diesen unerlaubten Verkäufen spielt, was erneut die Problematik von Parallelimporten und nicht autorisierten Vertriebswegen beleuchtet.

In einem positiven Licht steht die zunehmende Rolle der Apotheken bei der Grippeimpfung. Mit Beginn der Grippesaison am 30. September 2024 übernehmen immer mehr Apotheken eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung. Neben der Bestellung und Verteilung der Impfstoffe bieten mittlerweile rund zehn Prozent der Apotheken in Deutschland auch die Grippeimpfung selbst an. Diese Entwicklung ist das Ergebnis spezieller Schulungen, die viele Apotheker in den letzten Jahren absolviert haben. In der vergangenen Grippesaison 2023/24 ließen sich rund 100.000 Menschen in Apotheken gegen Influenza impfen, und über 90 Prozent von ihnen gaben an, dies auch in Zukunft wieder tun zu wollen.

Die politischen Diskussionen um die Apothekenreform und die Honorarfrage stehen kurz vor dem Deutschen Apothekertag (DAT) im Fokus. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening nutzte einen Livetalk am Montagabend, um auf die drängenden Probleme der Branche aufmerksam zu machen. Sie appellierte an die Apothekerschaft, geschlossen aufzutreten und forderte mehr Unterstützung von der Politik. Dabei wurden vor allem die wirtschaftliche Stärkung der Apotheken und politische Reformen betont. Als symbolische Aktion plant die Apothekerschaft beim DAT erneut das Tragen von weißen Kitteln, um ihren Unmut über die bisherige Politik von Gesundheitsminister Lauterbach zu demonstrieren.

Obwohl Gesundheitsminister Lauterbach im Mai 2023 das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) in Kraft gesetzt hat, bleibt die Skepsis hinsichtlich der Wirksamkeit dieser Reformen groß. Lauterbach erklärte in einer Pressekonferenz, dass Deutschland für den kommenden Winter bei der Versorgung mit Kinderarzneimitteln, Krebsmedikamenten und Antibiotika besser aufgestellt sei, doch die Zweifel wachsen. Rabattverträge, die häufig das günstigste Medikament begünstigen, verschärfen die Lieferprobleme, und die Bevölkerung wird wohl noch ein weiteres Jahr unter diesen Verträgen leiden, bevor neue Vereinbarungen, die eine stärkere Lagerhaltung vorschreiben, greifen.

Auch der Arzneimittelversender DocMorris hat sich in die Debatte um die Zukunft der Arzneimittelversorgung eingeschaltet. In einem aktuellen Positionspapier fordert das Unternehmen, die Telepharmazie als gleichwertige zweite Säule neben der klassischen Vor-Ort-Versorgung zu etablieren. Dies solle die flächendeckende Versorgung angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels sicherstellen. Gleichzeitig fordert DocMorris ein Mitspracherecht in der Selbstverwaltung des Apothekenwesens.

Ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen hat mit seinem engagierten Einsatz sogar das Veto der FDP im Zusammenhang mit dem Apothekenreformgesetz (ApoRG) beeinflusst. Diese Reform, die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach initiiert wurde und eine Modernisierung des Apothekenwesens sowie den Ausbau digitaler Dienstleistungen vorsieht, hat in den letzten Monaten zu hitzigen politischen Debatten geführt.

Währenddessen sieht sich Deutschland mit einem Anstieg von Mykoplasmen-Infektionen konfrontiert, was zu weiteren Herausforderungen in der medizinischen Versorgung führt. Diese Bakterien, die keine Zellwand besitzen, können nur mit spezifischen Antibiotika behandelt werden, die nicht zu den herkömmlichen Behandlungsschemata gehören. Dies führt zu einem Engpass bei Makroliden, Tetrazyklinen und Fluorchinolonen, die bei der Behandlung dieser Infektionen wirksam sind.

Auch außerhalb der Apothekenwelt sorgen Infektionskrankheiten für Schlagzeilen: Ein neuer Salmonellen-Ausbruch durch kontaminierten Rucola hat Deutschland erfasst und bereits fast 100 gemeldete Krankheitsfälle verursacht. Betroffen sind nahezu alle Bundesländer, und das Robert Koch-Institut (RKI) warnt davor, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegen könnte.


Kommentar:

Die Vielzahl an aktuellen Themen, die das deutsche Gesundheitswesen betreffen, spiegelt die tiefgreifenden Herausforderungen wider, vor denen das System steht. Besonders die geplante Notfallreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach stößt auf starken Widerstand der Bundesländer, was die zögerliche Annäherung der Politik an eine dringend notwendige Modernisierung der Notfallversorgung verdeutlicht. Der Konflikt um das erweiterte Dispensierrecht in den Integrierten Notfallzentren zeigt, wie sensibel das Thema der Versorgungskompetenzen verteilt ist. Es besteht die Gefahr, dass an der Basis – vor allem bei den Apotheken – der Unmut wächst, sollten die Reformen ohne Konsens durchgesetzt werden.

Hinzu kommt das wachsende Insolvenzrisiko für Apotheken, das in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Apothekeninhaber sind einem doppelten Druck ausgesetzt: Zum einen die steigenden Kosten und die sinkenden Margen, zum anderen die zunehmende Konkurrenz durch Online-Anbieter und Graumärkte. Dass renommierte Drogerieketten wie Rossmann apothekenexklusive Kosmetikprodukte vertreiben, ist ein weiteres alarmierendes Signal dafür, dass der Markt sich wandelt – und Apotheken zunehmend ins Hintertreffen geraten.

Doch es gibt auch positive Signale. Die wachsende Akzeptanz der Grippeimpfung in Apotheken ist ein Beispiel dafür, wie Apotheken durch zusätzliche Dienstleistungen ihre Rolle im Gesundheitssystem stärken können. Dies zeigt, dass die Apothekerschaft durchaus in der Lage ist, neue Aufgaben zu übernehmen – vorausgesetzt, sie erhält die notwendige politische und finanzielle Unterstützung.

Die Kritik an Lauterbachs Lieferengpassbekämpfungs-Gesetz zeigt jedoch, dass es nicht nur auf schnelle Reformen, sondern auch auf deren Nachhaltigkeit ankommt. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus, um die komplexen Lieferprobleme zu beheben, und die Reform muss weiterentwickelt werden. Besonders die Rolle der Rabattverträge wird zu Recht kritisch hinterfragt, da sie die Lieferengpässe verstärken, statt sie zu lösen.

In diesem Kontext erscheint die Forderung von DocMorris nach einer stärkeren Integration der Telepharmazie nachvollziehbar, wirft jedoch Fragen auf. Die flächendeckende Versorgung in Deutschland darf nicht allein dem Onlinehandel überlassen werden. Die Präsenzapotheke vor Ort bleibt unverzichtbar, doch ein ausgewogenes Zusammenspiel von digitaler und lokaler Versorgung könnte zukunftsweisend sein.

Nicht nur politische Reformen, sondern auch externe Faktoren wie der Anstieg von Mykoplasmen-Infektionen und der jüngste Salmonellen-Ausbruch zeigen, wie anfällig das System für zusätzliche Belastungen ist. Es wird deutlich, dass das Gesundheitswesen vor allem Flexibilität und Resilienz braucht – nicht nur in der Versorgung, sondern auch in der politischen Steuerung. Hierbei müssen alle Akteure, von der Politik über die Apotheken bis hin zu den Bürgern, ihren Beitrag leisten, um das System krisenfest zu gestalten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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