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  • 02.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute: Sicherheit, Fortschritt und Effizienz im Fokus
    02.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute: Sicherheit, Fortschritt und Effizienz im Fokus
    Das „Room of Horrors“-Training erobert Apotheken und soll das Bewusstsein für alltägliche Gefahren schärfen. Durch die Simulation typischer Risiken werden Teams geschult, Fe...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Sicherheit, Fortschritt und Effizienz im Fokus

 

Innovative Schulungen, moderne Behandlungsansätze und regulatorische Erleichterungen prägen die Zukunft des Apothekenalltags in Deutschland

Das „Room of Horrors“-Training erobert Apotheken und soll das Bewusstsein für alltägliche Gefahren schärfen. Durch die Simulation typischer Risiken werden Teams geschult, Fehler frühzeitig zu erkennen und die Patientensicherheit zu steigern. Parallel dazu profitieren Krankenhausapotheken von einer neuen Regelung zur Chargendokumentation, die Erleichterungen bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente bringt. In der Pharmabranche sorgt der innovative Wirkstoff Sotatercept (Winrevair®) für neue Hoffnungen bei der Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie, während Vibegron eine wirksame Option für Patienten mit überaktiver Blase bietet. Trotz dieser Fortschritte zeigt die jüngste Auswertung des Paul-Ehrlich-Instituts, dass Impfnebenwirkungen weiterhin stabil bleiben. Gleichzeitig steigen die Nachfrage nach pflanzlichen Beruhigungsmitteln bei Stress und Angst sowie das Bewusstsein für eine ärztliche Abklärung möglicher Grunderkrankungen. Der demografische Wandel in Deutschland bringt zudem eine alternde, aber aktive Gesellschaft hervor, die von den Fortschritten in der Medizin profitiert.

 

Gefahren im Apothekenalltag: Das „Room of Horrors“-Training zur Steigerung der Patientensicherheit

Ein neues Fortbildungsformat erobert Apotheken: das „Room of Horrors“-Training, ein Konzept, das darauf abzielt, die Patientensicherheit zu erhöhen und alltägliche Gefahren im Apothekenbetrieb frühzeitig zu erkennen. Dieses Simulations-Training wurde ursprünglich in der Schweiz entwickelt und richtet sich nun auch an Apotheken in Deutschland. Dabei wird ein Raum so präpariert, dass er potenzielle Risiken simuliert, die in der Realität zu schwerwiegenden Fehlern und Patientenrisiken führen könnten. Das Ziel der Übung ist es, dass das Apothekenteam in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele dieser versteckten Fehler und Gefahrenquellen aufspürt und dokumentiert.

Im Rahmen des Trainings werden fiktive Kundenfälle dargestellt, die typische Situationen aus dem Apothekenalltag nachbilden. Dabei kann das Team seine Beobachtungsgabe schärfen, indem es alltägliche Tätigkeiten wie die Prüfung von Rezepten oder die Ausgabe von Medikamenten simuliert. Jedes Szenario umfasst mehrere versteckte Fehler, die mehr oder weniger offensichtlich sind. Typische Beispiele sind falsch etikettierte Arzneimittelpackungen, abgelaufene Medikamente oder Dosierungsfehler. Das Ziel ist es, die Teammitglieder darauf zu sensibilisieren, mögliche Risiken zu erkennen und entsprechend zu reagieren.

Das Training basiert auf einem Handbuch, das die Apothekerkammer Nordrhein kostenlos zur Verfügung stellt. Dieses enthält detaillierte Szenarien sowie Anweisungen zur Vorbereitung und Durchführung der Übungen. Dabei gibt es drei verschiedene fiktive Fälle zur Auswahl, die sich leicht in den eigenen Räumlichkeiten der Apotheke umsetzen lassen. Dies bietet den Vorteil, dass das Apothekenteam direkt in seinem gewohnten Arbeitsumfeld trainieren kann, ohne zusätzliche externe Schulungen oder Reisen organisieren zu müssen.

Einer der fiktiven Fälle beschreibt einen Kunden, der ein Rezept für den Betablocker Carvedilol einreicht. Das Team muss im Verlauf der Übung nicht nur auf Fehler in der Rezeptabwicklung achten, sondern auch auf versteckte Risiken, wie eine falsche Etikettierung, abgelaufene Medikamente oder nicht leitliniengerechte Therapien. Während des Trainings ermittelt das Apothekenteam gemeinsam, diskutiert über mögliche Fehler und überprüft jeden Hinweis gründlich. Im Anschluss an die Übung erfolgt ein Debriefing, bei dem die gefundenen Fehler besprochen und analysiert werden.

Dieses interaktive Training bietet den Vorteil, dass es nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern auch die praktischen Fähigkeiten der Teilnehmer fördert. Darüber hinaus stärkt es die Teamarbeit, da die Lösung der Fälle nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Teammitglieder möglich ist. Es zeigt sich, dass das „Room of Horrors“-Training eine willkommene Abwechslung zu klassischen Schulungen darstellt, die oft als trocken und belehrend empfunden werden. Stattdessen ermöglicht es eine spielerische, praxisnahe Auseinandersetzung mit einem ernsten Thema, bei der das Lernen im Vordergrund steht.

Das Feedback der Teilnehmer war durchweg positiv. Sie schätzten insbesondere die praxisnahe Umsetzung und die Möglichkeit, alltägliche Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Zudem fördert das Training das Verständnis dafür, dass die Arbeit in einer Apotheke nicht nur Präzision, sondern auch Teamarbeit erfordert. Die Apothekenmitarbeiter äußerten den Wunsch, dieses Format regelmäßig zu wiederholen, da es nicht nur zur Weiterbildung beiträgt, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl im Team stärkt.

Das „Room of Horrors“-Training stellt eine wertvolle Bereicherung für Apothekenteams dar. In einer Branche, in der Fehler schwerwiegende Folgen haben können, ist es von zentraler Bedeutung, die Mitarbeiter regelmäßig auf potenzielle Gefahrenquellen hinzuweisen. Dieses innovative Fortbildungsformat geht weit über die üblichen theoretischen Schulungen hinaus, indem es praxisnahes Lernen ermöglicht. Die Simulation von realen Fehlerquellen sensibilisiert die Teilnehmer auf subtile, oft übersehene Risiken und hilft dabei, diese in Zukunft zu vermeiden.

Ein weiterer Vorteil des „Room of Horrors“-Trainings ist der starke Fokus auf Teamarbeit. Fehler in der Apotheke werden nicht nur durch individuelle Unachtsamkeit verursacht, sondern oft auch durch mangelnde Kommunikation oder Koordination im Team. Dieses Training fördert das Verständnis dafür, dass eine enge Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung unerlässlich sind, um eine hohe Patientensicherheit zu gewährleisten.

Zudem zeigt das Training, dass Fortbildung nicht immer belehrend und trocken sein muss. Das spielerische Element schafft eine angenehme Lernatmosphäre und motiviert die Teilnehmer, sich aktiv mit den behandelten Themen auseinanderzusetzen. Dies führt zu einem nachhaltigeren Lerneffekt, der sich im Arbeitsalltag positiv auswirkt.

Insgesamt ist das „Room of Horrors“-Training ein hervorragendes Beispiel dafür, wie moderne Fortbildung in Apotheken gestaltet sein sollte. Es bietet eine flexible, praxisnahe und motivierende Möglichkeit, die Patientensicherheit zu verbessern und gleichzeitig den Teamgeist zu stärken.

 

Vereinbarung zur Chargendokumentation in Krankenhausapotheken bringt Erleichterungen

Im Zuge einer neuen Vereinbarung zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV) und dem GKV-Spitzenverband können Krankenhausapotheken und krankenhausversorgende Apotheken ab sofort eine wichtige Erleichterung bei der Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Anspruch nehmen. Seit dem 1. Januar 2024 bis vorerst zum 30. Juni 2025 dürfen sie im Abrechnungsdatensatz anstelle der sonst obligatorischen Chargennummer das Wort „Klinik“ eintragen. Diese Ausnahmeregelung ist Teil einer Ergänzungsvereinbarung zur bestehenden Regelung, die es Apotheken bisher verpflichtete, die genaue Chargenbezeichnung zu übermitteln, wenn verschreibungspflichtige Arzneimittel zulasten der gesetzlichen Krankenkassen abgegeben wurden.

Der Grund für diese Erleichterung liegt in den speziellen Arbeitsabläufen von Krankenhausapotheken. Oftmals ist es im hektischen Klinikalltag nicht möglich, die genaue Chargennummer jedes abgegebenen Medikaments im Abrechnungsdatensatz zu erfassen. Die Vereinbarung trägt diesem Umstand Rechnung, ohne dabei die Rückverfolgbarkeit von Arzneimitteln zu gefährden. Denn im Falle eines Arzneimittelrückrufs bleibt die Pflicht zur Dokumentation und Bereitstellung der betroffenen Chargen auf Nachfrage bestehen. Apotheken müssen daher auf Verlangen detaillierte Informationen zu den betroffenen Lieferanten und den Liefertagen der betreffenden Chargen vorlegen können.

Auch für Apotheken, die im Bereich der Heimversorgung tätig sind oder Arzneimittel verblistern, gibt es eine entsprechende Ausnahmeregelung. Anstelle der Chargennummer können sie das Wort „STELLEN“ in das entsprechende Datenfeld eintragen. Diese Regelung bietet auch hier eine Erleichterung in der Dokumentation, wobei Apotheken darauf achten müssen, dass die korrekte Schreibweise eingehalten wird, um die Abrechnung mit den Krankenkassen nicht zu gefährden.

Die Vereinbarung gilt bis zum 30. Juni 2025, danach wird die Regelung erneut evaluiert. Für Krankenhausapotheken und krankenhausversorgende Apotheken ist dies ein entscheidender Schritt, um die bürokratischen Hürden in ihrem täglichen Betrieb zu senken, ohne dabei die Transparenz und die Rückverfolgbarkeit von Arzneimitteln zu beeinträchtigen. Diese Maßnahme verdeutlicht die Bemühungen der Vertragspartner, die Arbeitsabläufe in Apotheken zu vereinfachen und gleichzeitig die hohen Standards in der Arzneimittelsicherheit zu wahren.

Die neue Vereinbarung zur Chargendokumentation in Krankenhausapotheken ist eine pragmatische Entscheidung, die den besonderen Anforderungen des Klinikalltags gerecht wird. Der bürokratische Aufwand für Krankenhausapotheken war bisher eine erhebliche Belastung, insbesondere in einem Umfeld, das von Zeitdruck und der Behandlung akuter medizinischer Notfälle geprägt ist. Die Möglichkeit, stattdessen das Wort „Klinik“ zu verwenden, schafft hier dringend benötigte Erleichterung.

Allerdings darf dies nicht als Einladung zur Nachlässigkeit verstanden werden. Die Rückverfolgbarkeit von Arzneimitteln bleibt ein zentraler Aspekt der Patientensicherheit. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass Apotheken auch weiterhin verpflichtet bleiben, auf Nachfrage die entsprechenden Chargendaten nachzureichen. Dies stellt sicher, dass im Falle eines Arzneimittelrückrufs schnell und gezielt gehandelt werden kann.

Letztlich zeigt die Vereinbarung, dass Flexibilität und Sicherheit Hand in Hand gehen können, wenn die regulatorischen Vorgaben an die praktischen Anforderungen des Alltags angepasst werden. Es bleibt zu hoffen, dass solche praxisnahen Lösungen auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens Einzug halten, um die Effizienz zu steigern und gleichzeitig die hohen Standards in der Versorgung zu gewährleisten.

  

Neuer Hoffnungsträger: Sotatercept revolutioniert die Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie

Mitte September brachte die Firma MSD mit Sotatercept (Winrevair®) einen bahnbrechenden First-in-Class-Wirkstoff auf den deutschen Markt, der das Potenzial hat, die Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) grundlegend zu verändern. PAH ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Erkrankung, bei der sich die Blutgefäße der Lunge verdicken und verengen, was zu einem stark erhöhten Druck in den Lungenarterien führt. Dies belastet das rechte Herz so stark, dass es schließlich seine Funktion nicht mehr richtig ausüben kann. Sotatercept wirkt als erster Vertreter einer neuen Klasse von Aktivin-Signalweg-Inhibitoren und bietet den Patienten eine neue Behandlungsoption, die die krankheitsbedingte Gefäßveränderung gezielt adressiert.

Bislang galt PAH als unheilbar, trotz mehrerer zugelassener Therapieansätze wie Endothelin-Rezeptorantagonisten oder Phosphodiesterase-5-Hemmern. Die Prognosen für Patienten blieben jedoch düster, da die Sterblichkeitsrate fünf bis sieben Jahre nach der Diagnose bei etwa 50 Prozent liegt. Sotatercept bietet nun erstmals eine gezielte Therapie, die die zugrunde liegende Pathophysiologie der Krankheit angeht. Das Medikament fängt überschüssiges Aktivin A ab, ein Protein, das bei PAH in erhöhten Mengen vorhanden ist und die Gefäßproliferation verstärkt. Durch die Hemmung dieses Signalwegs wird die krankhafte Zellvermehrung in den Pulmonalarterien reduziert, was zu einer Verbesserung der Gefäßfunktion und einer Entlastung des rechten Herzens führt.

Die Zulassung von Sotatercept basiert auf den Ergebnissen der STELLAR-Studie, in der 323 PAH-Patienten in die Phase-III-Studie aufgenommen wurden. Die Patienten, die Sotatercept in Kombination mit ihrer bisherigen Therapie erhielten, zeigten nach 24 Wochen eine signifikante Verbesserung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. Besonders bemerkenswert war die Reduktion von Todesfällen und klinischen Verschlechterungen um mehr als 80 Prozent im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Auch bei den sekundären Endpunkten, wie der Verbesserung der Sechs-Minuten-Gehstrecke, konnten deutliche Fortschritte erzielt werden.

Sotatercept wird subkutan verabreicht und ist für Patienten der WHO-Funktionsklassen II bis III zugelassen. Die Behandlung wird alle drei Wochen durchgeführt, wobei das Körpergewicht des Patienten für die Dosierung entscheidend ist. Es ist jedoch unerlässlich, dass Patienten während der Therapie regelmäßig auf ihre Hämoglobin- und Thrombozytenwerte kontrolliert werden, da erhöhte Hämoglobinwerte das Risiko für thromboembolische Ereignisse erhöhen und eine schwere Thrombozytopenie zu Blutungen führen kann.

Obwohl die Einführung von Sotatercept zweifellos als bedeutender Fortschritt in der PAH-Therapie zu sehen ist, gibt es auch Herausforderungen. Wie bei jedem neuen Medikament müssen Langzeitstudien zeigen, inwieweit die Patienten langfristig von der Therapie profitieren und ob unerwartete Nebenwirkungen auftreten. Dennoch gilt Sotatercept bereits jetzt als ein Hoffnungsträger für viele Patienten, deren Lebenserwartung und Lebensqualität durch PAH stark eingeschränkt sind.

Die Markteinführung von Sotatercept ist ein entscheidender Schritt nach vorne in der Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie. Es ist nicht nur eine weitere Ergänzung zu den bestehenden Therapieoptionen, sondern könnte sich als Meilenstein erweisen, der die Behandlung dieser schwerwiegenden Krankheit grundlegend verändert. PAH-Patienten haben nun zum ersten Mal die Aussicht auf eine gezielte Therapie, die das Fortschreiten der Krankheit an ihrer Wurzel bekämpft. Die bisherigen Ergebnisse aus der STELLAR-Studie sind vielversprechend und lassen hoffen, dass Sotatercept die Prognosen der Patienten deutlich verbessern kann.

Gleichzeitig darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass die Therapie auch Risiken birgt. Die regelmäßige Überwachung von Hämoglobin- und Thrombozytenwerten ist unerlässlich, um schwere Nebenwirkungen zu vermeiden. Dies erfordert nicht nur eine enge Zusammenarbeit zwischen Patienten und Ärzten, sondern auch ein umfassendes Verständnis der potenziellen Risiken. Dennoch überwiegt die Hoffnung, dass Sotatercept ein neuer Weg sein könnte, der PAH-Patienten eine bessere Lebensqualität und eine längere Lebenserwartung ermöglicht.

 

Wirksames Virostatikum Ziresovir: Neue Behandlungsoption gegen RSV bei Säuglingen

Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) stellen eine erhebliche Bedrohung für Säuglinge dar und sind weltweit eine der häufigsten Ursachen für Atemwegserkrankungen bei Kleinkindern. Angesichts der begrenzten Behandlungsmöglichkeiten wächst das Interesse an neuen therapeutischen Ansätzen, die das Risiko schwerer Verläufe mindern könnten. Einen vielversprechenden Fortschritt markiert das Virostatikum Ziresovir, das in einer Phase-III-Studie seine Wirksamkeit und Sicherheit unter Beweis gestellt hat. Die Ergebnisse dieser Studie, die kürzlich im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurden, könnten die Behandlung von RSV bei Neugeborenen und Kleinkindern revolutionieren.

In der Studie wurden insgesamt 244 Säuglinge im Alter von 1 bis 24 Monaten untersucht, die mit einer virologisch bestätigten RSV-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Die multizentrische, doppelblinde und placebokontrollierte Studie wurde an 30 Standorten in China durchgeführt und verfolgte das Ziel, die Wirksamkeit von Ziresovir als neue Behandlungsoption für diese Patientengruppe zu testen. Ziresovir ist ein selektiver, oral verfügbarer RSV-Fusionsinhibitor, der das Eindringen des Virus in die Zellen der Lunge verhindert, indem er an das F-Protein des Virus bindet und so die Fusion mit der Zellmembran blockiert. Dies verhindert die Bildung von Synzytien, die typisch für schwere RSV-Infektionen sind.

Die Ergebnisse der Studie zeigen einen deutlichen Behandlungserfolg: In der Gruppe, die Ziresovir erhielt, verringerte sich der sogenannte Wang-Bronchiolitis-Score, ein Maß zur Beurteilung der Schwere der Erkrankung, signifikant stärker als in der Placebo-Gruppe. Auch die Viruslast sank in der Behandlungsgruppe deutlicher, was auf eine direkte antivirale Wirkung des Medikaments hinweist. Neben der Wirksamkeit bewies Ziresovir auch eine gute Verträglichkeit, obwohl in der Verum-Gruppe häufiger milde unerwünschte Nebenwirkungen wie Durchfall auftraten.

Trotz dieser vielversprechenden Resultate gibt es noch offene Fragen. Einige Patienten entwickelten resistenzassoziierte Mutationen, deren langfristige Bedeutung noch unklar ist. Dennoch bieten die bisherigen Ergebnisse Grund zur Hoffnung, dass Ziresovir schon bald eine wirksame Ergänzung zur Behandlung von RSV-Infektionen darstellen könnte. Experten erwarten, dass weitere Studien erforderlich sind, um diese Erkenntnisse zu untermauern und das Medikament für den globalen Einsatz zuzulassen.

RSV ist besonders für Säuglinge gefährlich, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist und eine aktive Immunisierung nicht möglich ist. Bislang standen hauptsächlich monoklonale Antikörper wie Palivizumab zur Verfügung, um Säuglinge passiv zu immunisieren und vor einer Infektion zu schützen. Ziresovir könnte hier eine wertvolle Ergänzung darstellen, um schwere Verläufe zu verhindern und die Zahl der Krankenhausaufenthalte zu reduzieren. Angesichts der weltweiten Bedeutung von RSV könnte Ziresovir einen wichtigen Fortschritt in der Bekämpfung dieser Krankheit markieren.

Die Entwicklung von Ziresovir ist ein Meilenstein in der Behandlung von RSV-Infektionen bei Säuglingen. Die bisherigen Therapieoptionen, insbesondere die passiven Immunisierungsstrategien mit monoklonalen Antikörpern, haben zwar die Schwere der Erkrankung reduziert, doch bieten sie keinen umfassenden Schutz für alle Patienten. Ziresovir könnte diese Lücke schließen, indem es direkt gegen das Virus vorgeht und die Virusvermehrung in den betroffenen Zellen unterbindet.

Es ist ermutigend zu sehen, dass in der jüngsten Phase-III-Studie eine signifikante Verbesserung der Symptome sowie eine deutliche Reduktion der Viruslast nachgewiesen werden konnte. Dies unterstreicht das Potenzial des Medikaments, das Leben vieler Säuglinge zu retten und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. Doch wie bei jeder neuen Therapie bleiben Fragen hinsichtlich der langfristigen Wirksamkeit und der möglichen Entwicklung von Resistenzen. Daher sind weitere Untersuchungen erforderlich, um sicherzustellen, dass Ziresovir sicher und wirksam für den breiten Einsatz ist.

In einer Zeit, in der Infektionskrankheiten weltweit wieder stärker in den Fokus geraten, zeigt die Entwicklung von Ziresovir, wie wichtig es ist, neue Behandlungsansätze für gefährdete Bevölkerungsgruppen zu finden. Besonders für Eltern und medizinisches Personal ist die Aussicht auf eine wirksame Therapie gegen RSV von großer Bedeutung, da schwere Infektionen oft große Ängste auslösen. Wenn Ziresovir die nächsten Hürden der Zulassung erfolgreich nimmt, könnte es schon bald zu einem unverzichtbaren Instrument im Kampf gegen RSV werden.

 

Durchbruch bei Stammzelltherapie: Hoffnung auf Heilung von Typ-1-Diabetes

In der Forschung zur Heilung von Typ-1-Diabetes hat sich ein bedeutender Fortschritt ergeben. Ein Forscherteam aus China hat eine Patientin erfolgreich mit einer neuen Stammzelltherapie behandelt, die es ihr ermöglicht, wieder selbstständig Insulin zu produzieren. Diese Methode basiert auf der Verwendung induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS-Zellen), die aus einer Gewebeprobe der Patientin gewonnen und im Labor zu insulinproduzierenden Zellen umprogrammiert wurden. Seit dem Eingriff, der vor einem Jahr durchgeführt wurde, benötigt die Patientin keine externen Insulininjektionen mehr, und ihre Blutzuckerkontrolle hat sich erheblich verbessert.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Diese Zerstörung führt dazu, dass Betroffene lebenslang auf Insulininjektionen angewiesen sind, um ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die neue Methode, die auf die Transplantation von umprogrammierten Stammzellen setzt, könnte dies langfristig ändern und bietet eine revolutionäre Perspektive für die Behandlung dieser chronischen Erkrankung.

Die Patientin, die im Rahmen der Studie behandelt wurde, erhielt etwa 1,5 Millionen dieser umprogrammierten Zellen in die Bauchmuskulatur injiziert. Bereits nach wenigen Wochen zeigte sich eine deutliche Reduktion des Insulinbedarfs. Ab dem 75. Tag nach der Transplantation konnte die Frau vollständig auf Insulinspritzen verzichten. Ihre Blutzuckerkontrolle verbesserte sich kontinuierlich, was sich auch in ihrem HbA1c-Wert widerspiegelt, der sich auf das Niveau einer nicht-diabetischen Person normalisiert hat.

Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse bleiben einige Fragen offen. Insbesondere die Langzeitwirkung der Behandlung muss noch untersucht werden. Es ist unklar, ob die transplantierten Zellen auch nach mehreren Jahren weiterhin funktionieren und ob der Autoimmunprozess, der Typ-1-Diabetes verursacht, die neuen Zellen erneut angreifen könnte. Außerdem bleibt die Frage bestehen, ob Immunsuppressiva notwendig sind, um eine Abstoßung des Transplantats zu verhindern.

Das Forschungsteam unter der Leitung von Professor Dr. Hongkui Deng von der Universität Peking hat bereits drei Patienten mit dieser Methode behandelt, und auch bei den beiden anderen Patienten zeigten sich positive Ergebnisse. Die Forscher planen, die Studie auf eine größere Gruppe von Patienten auszuweiten, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Methode weiter zu untersuchen. Dieser Schritt könnte den Weg für eine zukünftige Heilung von Typ-1-Diabetes ebnen.

Die Erfolge der neuen Stammzelltherapie bei Typ-1-Diabetes sind zweifellos beeindruckend. Eine Patientin, die nach einer Transplantation von umprogrammierten Stammzellen keine Insulinspritzen mehr benötigt und ihre Blutzuckerkontrolle vollständig wiedererlangt hat, gibt Grund zur Hoffnung. Dieser Fortschritt zeigt, dass die Forschung auf dem richtigen Weg ist, um die bisher unheilbare Autoimmunerkrankung in den Griff zu bekommen.

Es ist jedoch wichtig, die Euphorie mit Vorsicht zu genießen. Die bisherigen Ergebnisse sind zwar vielversprechend, aber die Langzeitwirksamkeit der Therapie bleibt abzuwarten. Insbesondere bei Autoimmunerkrankungen besteht das Risiko, dass der Körper auch die neuen Zellen angreift. Darüber hinaus muss geklärt werden, ob Immunsuppressiva dauerhaft notwendig sind, was die Lebensqualität der Patienten beeinflussen könnte.

Dennoch könnte diese Therapie die Behandlung von Typ-1-Diabetes revolutionieren. Sollte sich die Methode als sicher und langfristig wirksam erweisen, wäre dies ein gewaltiger Schritt in Richtung einer möglichen Heilung. Die Ausweitung der Studie auf eine größere Patientengruppe ist daher der nächste logische Schritt. Die Wissenschaft steht an der Schwelle zu einem potenziellen Durchbruch – ein Moment, der Hoffnung und Vorsicht gleichermaßen erfordert.

 

Apotheker setzen Widerstand gegen geplante Reform fort – Overwiening ruft zur Geschlossenheit auf

In einem Facebook-Livetalk stellte sich ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening den Fragen der Apothekerinnen und Apotheker zur geplanten Apothekenreform. Die Veranstaltung diente dazu, die kontroverse Diskussion um das Apothekenreformgesetz, das von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorangetrieben wird, weiter zu vertiefen. Overwiening betonte dabei, dass das Gesetz in seiner jetzigen Form eine Bedrohung für den Berufsstand der Apotheker darstelle.

Laut Overwiening zielt die Reform darauf ab, die Kosten im Gesundheitssystem zu senken, indem angestellte Apotheker durch pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) in Vertretungsfunktionen ersetzt werden könnten. Dieses Vorhaben stieß auf scharfe Kritik der Apothekerschaft, die befürchtet, dass die Qualität der Versorgung darunter leiden könnte. „Das ist keine Reform, das ist ein Angriff auf den Beruf des Apothekers“, betonte Overwiening zu Beginn der Veranstaltung. Sie warnte davor, dass diese Reform nicht nur zu einem Rückgang der Apothekenzahlen führen könnte, sondern langfristig das Ende des gesamten Berufsstandes bedeuten könnte.

In den vergangenen Monaten sei es vor allem der starken Mobilisierung der Apothekerinnen und Apotheker zu verdanken, dass die Reform bisher nicht umgesetzt wurde. Overwiening lobte das Engagement der Apothekerschaft, die sich in Gesprächen mit Politikern und Patienten für die Bewahrung des Berufsstandes eingesetzt habe. Zahlreiche politische Akteure, darunter auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Vertreter der Bundesländer, hätten sich ebenfalls gegen die Reform positioniert.

Trotz des starken Widerstands aus den Reihen der Apotheker und anderen politischen Unterstützern sei die Gefahr jedoch nicht gebannt. Overwiening appellierte an die Apothekerschaft, weiterhin aktiv zu bleiben und den politischen Druck aufrechtzuerhalten. Die Reform sei weiterhin auf der politischen Agenda und es sei ungewiss, ob sie nicht doch in einem anderen Verfahren, etwa über ein Omnibusgesetz, verabschiedet werde.

In der anschließenden Fragerunde wurde Overwiening gefragt, warum die ABDA bisher keine eigenen Vorschläge zur Apothekenreform vorgelegt habe. Sie erklärte, dass der Gesundheitsminister deutlich gemacht habe, ausschließlich seinen eigenen Referentenentwurf zu diskutieren und alternative Vorschläge nicht in Betracht zu ziehen. Dennoch betonte sie, dass die ABDA kontinuierlich an Vorschlägen zur Verbesserung der Versorgung arbeite und es wichtig sei, sich nicht durch politische Aussagen entmutigen zu lassen.

Zum Abschluss des Livetalks hob Overwiening die Bedeutung pharmazeutischer Dienstleistungen hervor, die in immer mehr Apotheken angeboten werden sollten. Sie sieht dies als wichtigen Schritt, um die Zukunftsfähigkeit der Apotheken zu sichern und deren Rolle im Gesundheitssystem weiter auszubauen. Die kommenden Monate seien entscheidend für die Zukunft der Apotheken, betonte sie und forderte die Apothekerschaft auf, sich weiterhin geschlossen gegen die Reform zu stellen.

Die geplante Apothekenreform bleibt ein heiß diskutiertes Thema, das weit über die Apothekerschaft hinaus politische Wellen schlägt. Gabriele Regina Overwiening hat mit ihrem klaren Standpunkt deutlich gemacht, dass es nicht nur um wirtschaftliche Fragen geht, sondern um den Erhalt eines ganzen Berufsstandes und die Sicherung der Versorgungsqualität. Der Vorwurf, dass Apotheker durch günstigere Arbeitskräfte ersetzt werden könnten, offenbart das grundlegende Problem der Reform: den Fokus auf Kostensenkungen anstelle einer langfristig tragfähigen Struktur im Gesundheitssystem.

Overwiening hat in ihrem Livetalk eindrucksvoll das politische Engagement der Apotheker gewürdigt und gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Betroffenen selbst aktiv werden. Ihre klare Botschaft an die Apothekerschaft, den Marathon des politischen Widerstands durchzuhalten, ist richtig und notwendig. Die Gefahr, dass die Reform über Umwege doch noch umgesetzt wird, ist real und erfordert anhaltende Wachsamkeit.

Für die Politik ist es höchste Zeit, die Stimmen der Apotheker ernst zu nehmen und den Dialog über die Zukunft des Berufsstandes offen und konstruktiv zu führen. Die Sicherstellung der Versorgung darf nicht auf dem Altar der Kostenreduzierung geopfert werden. Wenn die Reform in ihrer jetzigen Form verabschiedet wird, droht nicht nur ein weiterer Rückgang der Apothekenzahlen, sondern auch ein massiver Qualitätsverlust in der Gesundheitsversorgung.

 

Die Restrukturierung nach StaRUG: Rettungsanker für Apotheken in wirtschaftlicher Not

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen immer mehr Apotheken vor ernsthaften finanziellen Engpässen. Steigende Betriebskosten, sinkende Margen und Liquiditätsprobleme haben die Branche in den letzten Jahren stark belastet. Inmitten dieser Krise bietet das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) einen potenziellen Rettungsanker. Seit seiner Einführung im Jahr 2021 ermöglicht das StaRUG Unternehmen, die sich in finanzieller Schieflage befinden, eine außergerichtliche Restrukturierung, um den drohenden Zusammenbruch zu verhindern – und dies außerhalb eines formellen Insolvenzverfahrens.

Die Apothekenbranche, die traditionell als stabil galt, sieht sich nun mit einer wachsenden Zahl von Liquiditätsengpässen konfrontiert. Diese finanzielle Notlage wird durch steigende Energiepreise, Lohnkosten und die strukturellen Veränderungen im Gesundheitssystem zusätzlich verschärft. Der Apothekenmarkt ist durch einen hohen Preisdruck und eine Zunahme an regulatorischen Anforderungen gekennzeichnet, was die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken erheblich verschlechtert hat. Vor diesem Hintergrund gewinnen Restrukturierungen an Bedeutung, insbesondere für Unternehmen, die noch nicht vollständig zahlungsunfähig sind, aber eine solche Gefahr bereits absehen.

Das StaRUG bietet eine Möglichkeit, solche Betriebe zu stabilisieren und gleichzeitig Gläubiger zu überzeugen, auf Teile ihrer Forderungen zu verzichten oder diese zu stunden. Das Gesetz sieht vor, dass Unternehmen, deren Liquiditätskennziffer noch über 0,9 liegt, aber droht, darunter zu fallen, die Möglichkeit haben, eine außergerichtliche Restrukturierung in Angriff zu nehmen. Damit wird der Weg zu einer geordneten Entschuldung geebnet, die ohne den schweren Schritt in ein Insolvenzverfahren möglich ist.

Jedoch erfordert das StaRUG-Verfahren einen klaren und strukturierten Plan, der in enger Zusammenarbeit mit Gläubigern und potenziellen Kreditgebern entwickelt werden muss. Ein zentraler Baustein ist oft ein Überbrückungskredit, der dem Unternehmen die notwendige Liquidität verschafft, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken und den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Apotheken, die bereits mit stark sinkenden Umsätzen und einer dünnen Liquiditätsdecke zu kämpfen haben, müssen hier sehr schnell und entschlossen handeln.

In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass viele Apothekenbesitzer den Weg der Restrukturierung nicht rechtzeitig beschreiten. Die Tendenz, erst dann Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn das Unternehmen bereits faktisch zahlungsunfähig ist, führt oft dazu, dass die Möglichkeiten einer Restrukturierung stark eingeschränkt sind. Diese Verzögerung kann fatale Folgen haben, denn wenn die finanzielle Unterdeckung zu groß wird, bleibt oft nur noch der Weg in die Regelinsolvenz. In diesem Fall wird der Apothekenbetrieb meist nach einer kurzen Fortführung durch einen Insolvenzverwalter veräußert oder geschlossen.

Die Folgen einer Insolvenz sind für Apothekeninhaber besonders gravierend, da das deutsche Apothekenrecht mit dem Fremdbesitzverbot kollidiert. Apotheker verlieren in vielen Fällen nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch ihre Betriebserlaubnis und in extremen Fällen sogar ihre Approbation. Daher ist die Restrukturierung nach StaRUG eine wertvolle Möglichkeit, die unternehmerische Handlungsfähigkeit zu bewahren und das Unternehmen langfristig zu sanieren.

In den wenigen Fällen, in denen Apotheken rechtzeitig auf das StaRUG zurückgegriffen haben, konnten nachhaltige Lösungen entwickelt werden, die den Fortbestand des Unternehmens sichern. Die Restrukturierung setzt jedoch eine sorgfältige Analyse der finanziellen Situation und eine professionelle Begleitung voraus. Apothekeninhaber müssen ihre Geschäftsführung und Buchhaltung transparent darlegen und mit allen beteiligten Gläubigern eng zusammenarbeiten, um das Vertrauen in den Restrukturierungsprozess zu stärken.

Dennoch bleibt das Restrukturierungsverfahren nach StaRUG in der Praxis ein selten genutztes Instrument. Während die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt, ist die Zahl der durchgeführten Restrukturierungen nach StaRUG im Vergleich gering. Dies deutet darauf hin, dass vielen Apothekeninhabern die Chancen und Möglichkeiten dieses Verfahrens noch nicht ausreichend bewusst sind. Ein Umdenken ist daher dringend notwendig, um Apotheken vor einer endgültigen Schließung zu bewahren.

Zeit ist Geld – und in der Krise bedeutet Zeit oft auch das Überleben. Die Restrukturierung nach StaRUG bietet Apotheken in Notlagen die Möglichkeit, sich wieder auf stabile finanzielle Beine zu stellen, ohne den verheerenden Schritt der Insolvenz zu gehen. Doch die Realität zeigt, dass viele Inhaber zu lange zögern, bevor sie Hilfe suchen. Der natürliche Wunsch, die Probleme selbst zu bewältigen, oder das Zögern, die eigene wirtschaftliche Notlage einzugestehen, führt dazu, dass die Zeit für eine außergerichtliche Sanierung oft abläuft, bevor sie richtig beginnen kann.

Apothekeninhaber sollten sich bewusst machen, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, keine individuelle Schwäche darstellen, sondern Teil eines breiteren Trends in der Branche sind. Steigende Kosten und zunehmende regulatorische Anforderungen haben den wirtschaftlichen Druck auf Apothekenbetriebe enorm erhöht. Hier anzusetzen und professionelle Unterstützung frühzeitig in Anspruch zu nehmen, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Restrukturierung.

Die StaRUG-Restrukturierung bietet eine echte Chance auf Neuanfang – aber nur, wenn sie rechtzeitig genutzt wird. Ein frühzeitiges Eingreifen könnte vielen Apotheken die Insolvenz ersparen und sie vor einem endgültigen Zusammenbruch bewahren. Klar ist jedoch auch: Wer zu lange wartet, verspielt diese Chance und riskiert, alles zu verlieren. Die Mahnung sollte daher lauten: Die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen, sondern handeln, solange es noch geht.

 

Vier ältere Insuline gehen bis 2026 vom Markt – Novo Nordisk setzt auf modernere Präparate

Novo Nordisk hat angekündigt, dass die Insuline Levemir®, Actrapid®, Actraphane® und Protaphane® bis Ende 2026 in Deutschland schrittweise aus dem Vertrieb genommen werden. Diese Entscheidung, die das dänische Unternehmen als Teil einer globalen Initiative beschreibt, betrifft nicht nur den deutschen Markt, sondern wird in ähnlicher Weise auch in anderen Ländern umgesetzt. Der Rückzug der Insuline basiert nicht auf Sicherheits- oder Qualitätsbedenken, sondern dient der Fokussierung auf modernere Insulinpräparate.

Das Unternehmen betont, dass es sich um einen geplanten und gut vorbereiteten Prozess handelt, der in zwei Phasen ablaufen soll. In der ersten Phase, die im zweiten Quartal 2025 beginnt, werden die Basalinsuline Insulin detemir (Levemir®) und NPH Protaphane® (in den Darreichungsformen Flexpen® und Penfill®) vom Markt genommen. Diese Phase soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Die zweite Phase betrifft die kurzwirksamen Humaninsuline und Mischinsuline, die ab Anfang 2026 vom Markt verschwinden. Zu diesen zählen Actrapid® (Insulin human) sowie Actraphane® 30 und 50 (NPH-Mischinsuline). Der vollständige Rückzug dieser Produkte ist bis Ende 2026 geplant. Darüber hinaus wird auch Fiasp® PumpCart® eingestellt, wohingegen Novorapid® PumpCart® weiterhin verfügbar bleiben soll.

Für den Übergangszeitraum plant Novo Nordisk, Ärzte frühzeitig mit unterstützenden Materialien zur Umstellung der Therapie zu versorgen. Dies soll sicherstellen, dass Ärzte gemeinsam mit ihren Patienten rechtzeitig Alternativen besprechen und die Therapie auf neue Insuline anpassen können. Der Hersteller hat jedoch noch keine konkreten Umstellungsempfehlungen veröffentlicht, sodass Ärzte individuell entscheiden müssen, wann und wie eine Umstellung sinnvoll ist.

Der Rückzug der älteren Insuline ist Teil einer breiteren Strategie von Novo Nordisk, das Produktportfolio zu modernisieren und sich auf innovative Therapieoptionen zu konzentrieren. Auch wenn der Rückzug dieser lang bewährten Insuline möglicherweise eine Herausforderung für manche Patienten und Ärzte darstellt, sieht das Unternehmen langfristig Vorteile in der Umstellung auf neuere Insuline, die eine verbesserte Therapie und Handhabung versprechen.

Novo Nordisks Entscheidung, vier ältere Insulinpräparate aus dem deutschen Markt zu nehmen, verdeutlicht einen klaren Fokus auf Innovation und Fortschritt. Für die betroffenen Patienten bedeutet dies zwar kurzfristig eine Umstellung, doch auf lange Sicht könnten die moderneren Alternativen erhebliche Vorteile bieten. Dennoch bleibt zu beobachten, wie die Patienten und Ärzte diesen Übergang handhaben und ob die Umstellung reibungslos verläuft. Während Novo Nordisk Unterstützung in Form von Informationsmaterialien anbietet, bleibt die konkrete Verantwortung bei den Ärzten, den idealen Zeitpunkt und die geeigneten Alternativen für ihre Patienten zu finden. Die Frage, ob dieser Schritt auch einen positiven Effekt auf die Behandlungsergebnisse der Patienten haben wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Die Pharmaindustrie bewegt sich zunehmend in Richtung moderner und effizienterer Behandlungsmethoden, und Novo Nordisk setzt dabei auf einen vorausschauenden Ansatz.

 

Neue Therapieoption Vibegron überzeugt in Studien gegen überaktive Blase

Seit heute steht Erwachsenen mit einer überaktiven Blase eine neue Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Vibegron, ein selektiver β3-Adrenozeptoragonist, hat in klinischen Studien gezeigt, dass es die Symptome einer überaktiven Blase signifikant lindern kann. Die überaktive Blase, die sich durch imperativen Harndrang, häufiges Wasserlassen und Dranginkontinenz äußert, betrifft weltweit Millionen von Menschen. Vibegron zielt auf die β3-Adrenozeptoren im Detrusormuskel der Blase ab, was zu einer Entspannung der glatten Muskulatur und einer Erhöhung der Blasenkapazität während der Füllphase führt. Diese neuartige Wirkungsweise unterscheidet sich von bestehenden Therapien und bietet eine Alternative zu bisher verfügbaren Medikamenten.

In der zwölfwöchigen EMPOWUR-Studie, an der rund 1500 Patienten mit einer überaktiven Blase teilnahmen, erwies sich Vibegron als wirksam und sicher. Die Patienten wurden entweder mit Vibegron, Tolterodin oder einem Placebo behandelt. Die Ergebnisse zeigten, dass Vibegron sowohl die Anzahl der täglichen Toilettengänge als auch die Dranginkontinenz signifikant besser reduzierte als das Placebo. Auch im Vergleich zu Tolterodin, einem gängigen Medikament zur Behandlung der überaktiven Blase, schnitt Vibegron in mehreren Punkten besser ab. Bereits nach zwei Wochen zeigte das Medikament seine volle Wirksamkeit, die über den gesamten Studienzeitraum von zwölf Wochen anhielt.

Die langfristige Wirksamkeit von Vibegron wurde in einer anschließenden Verlängerungsstudie mit rund 500 Patienten über einen Zeitraum von 52 Wochen weiter untersucht. Auch hier konnten bemerkenswerte Ergebnisse verzeichnet werden: 41 Prozent der Patienten, die Vibegron einnahmen, berichteten nach 52 Wochen von einer vollständigen Behebung ihrer Dranginkontinenz-Episoden. Im Vergleich dazu waren es in der Tolterodin-Gruppe nur 34 Prozent. Zudem wiesen 61 Prozent der Vibegron-Patienten eine Reduktion der Dranginkontinenz-Episoden um mindestens 75 Prozent auf, was ebenfalls einen Vorteil gegenüber Tolterodin darstellt.

Trotz der positiven Ergebnisse zeigten sich auch bei Vibegron einige Nebenwirkungen. Am häufigsten berichteten die Patienten über Harnwegsinfektionen, Kopfschmerzen, Durchfall und Übelkeit. Allerdings führten diese Nebenwirkungen nur bei wenigen Patienten zum Abbruch der Therapie. Insgesamt brachen 1,7 Prozent der Vibegron-Patienten die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen ab, während es bei Tolterodin 3,3 Prozent und bei Placebo 1,1 Prozent waren.

Mit der Einführung von Vibegron wird eine weitere wichtige Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit überaktiver Blase bereitgestellt. Es bietet eine wirksame Alternative für diejenigen, die von bisherigen Therapien nur unzureichend profitieren konnten. Die neuartige Wirkungsweise und die vielversprechenden Studienergebnisse machen Vibegron zu einer bedeutenden Ergänzung im Spektrum der verfügbaren Therapien.

Die Zulassung von Vibegron bringt frischen Wind in die Therapie der überaktiven Blase, einer Erkrankung, die für viele Patienten nicht nur eine körperliche, sondern auch eine erhebliche psychische Belastung darstellt. Mit seiner spezifischen Wirkung auf die β3-Adrenozeptoren und der deutlichen Reduktion von Dranginkontinenz und häufigem Wasserlassen bietet Vibegron nicht nur symptomatische Linderung, sondern auch eine echte Alternative zu herkömmlichen Medikamenten wie Tolterodin.

Besonders bemerkenswert ist die schnelle und anhaltende Wirkung, die bereits nach zwei Wochen spürbar wird und über lange Zeiträume stabil bleibt. Dies ist ein wichtiger Vorteil gegenüber anderen Therapien, bei denen oft eine längere Wartezeit auf eine spürbare Verbesserung notwendig ist. Zudem zeigen die niedrigen Abbruchraten aufgrund von Nebenwirkungen, dass Vibegron gut verträglich ist und die Lebensqualität der Patienten verbessern kann.

Trotz der ermutigenden Ergebnisse bleibt abzuwarten, wie sich Vibegron in der breiten klinischen Praxis bewähren wird. Es wird spannend sein zu beobachten, ob die positiven Effekte auch in unterschiedlichen Patientengruppen und über noch längere Zeiträume hinweg bestehen bleiben. Klar ist jedoch, dass Vibegron eine vielversprechende Option darstellt, die den therapeutischen Spielraum bei der Behandlung der überaktiven Blase erheblich erweitert.

 

Impfnebenwirkungen bleiben stabil – PEI veröffentlicht aktuelle Auswertung

Die Häufigkeit von Impfnebenwirkungen und Komplikationen blieb in den Jahren 2022 und 2023 auf einem konstanten Niveau, wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in seinem aktuellen »Bulletin zur Arzneimittelsicherheit« (Ausgabe Nr. 3/2024) berichtet. Das PEI analysierte dabei Verdachtsmeldungen zu allen Impfstoffen, mit Ausnahme der Covid-19-Impfstoffe, die in separaten Sicherheitsberichten behandelt werden. Der letzte Bericht für die Covid-19-Impfstoffe deckt den Zeitraum bis zum 31. März 2023 ab.

Im Rahmen der Analyse wertete das PEI über 105 Millionen Impfungen in den Jahren 2022 und 2023 aus, bei denen 8659 Verdachtsmeldungen zu Nebenwirkungen oder Komplikationen eingingen. Der Anteil dieser Verdachtsmeldungen blieb im Vergleich zu den Vorjahren stabil. Allerdings verzeichnete das PEI einen leichten Anstieg bei den schwerwiegenden Nebenwirkungen, was nach Einschätzung der Behörde auf eine erhöhte Aufmerksamkeit und Sensibilität für Impfreaktionen nach der Covid-19-Pandemie zurückzuführen sein könnte.

Die häufigsten gemeldeten Impfnebenwirkungen waren Fieber (4,08 Prozent der Fälle), Herpes zoster (3,77 Prozent), Kopfschmerzen (2,92 Prozent), Hautausschlag (2,86 Prozent), Müdigkeit (2,02 Prozent) und Gliederschmerzen (1,82 Prozent). Herpes zoster trat überwiegend nach der Impfung gegen das Varizella-zoster-Virus auf, was das PEI in einer eigenen Studie zum rekombinanten Herpes-Zoster-Impfstoff Shingrix® näher untersuchte. Dabei zeigte sich, dass die Impfung nicht als Auslöser für Gürtelrose gilt, sondern dass das Auftreten dieser Erkrankung lediglich in zeitlicher Nähe zur Impfung stand.

Ein bemerkenswerter Trend war erneut die geschlechtsspezifische Verteilung der Nebenwirkungen. Frauen meldeten deutlich häufiger Impfnebenwirkungen als Männer. Bei Erwachsenen lag der Anteil der Frauen bei 64,4 Prozent der gemeldeten Fälle. Dieser Geschlechterunterschied war auch schon bei früheren Auswertungen zu beobachten. Eine mögliche Erklärung könnte in einer stärkeren Immunantwort bei Frauen liegen oder in einer allgemein höheren Bereitschaft, Nebenwirkungen zu melden. Allerdings bleibt weiterhin unklar, ob Frauen tatsächlich häufiger von Nebenwirkungen betroffen sind oder diese lediglich häufiger berichten.

Bei Kindern und Jugendlichen verzichtete das PEI auf eine geschlechtsspezifische Auswertung, da die HPV-Impfung, die seit 2007 für Mädchen und seit 2018 für Jungen empfohlen wird, das Bild verzerrt hätte. Die Impfquoten für HPV sind jedoch stark gesunken, insbesondere bei Jungen. Der HPV-Impfstoff Gardasil® 9 war nach dem Meningokokken-B-Impfstoff Bexsero® der zweithäufigste Impfstoff, bei dem in dieser Altersgruppe Nebenwirkungen gemeldet wurden. Auch der Mumps-Masern-Röteln-Impfstoff Priorix® gehörte zu den Impfstoffen, die häufig mit Verdachtsmeldungen in Verbindung gebracht wurden.

In 3,4 Prozent der Verdachtsmeldungen wurden bleibende Impfschäden dokumentiert. In 0,9 Prozent der Fälle wurde über einen tödlichen Ausgang berichtet, wobei insgesamt 74 Todesfälle gemeldet wurden. Von diesen betrafen sieben Fälle Kinder und Jugendliche, während 14 Todesfälle in der Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen und 42 in der Gruppe der über 65-Jährigen auftraten. In elf Fällen fehlte die Angabe zum Alter. Das PEI betonte jedoch, dass in keinem dieser Fälle ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Todesfall nachgewiesen werden konnte. Häufiger standen Grunderkrankungen oder andere Ursachen im Vordergrund.

Das PEI nahm zudem eine gesonderte Auswertung zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen von besonderem Interesse, sogenannten »Adverse Events of special Interest« (AESI), vor. Dazu zählten Erkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom, das in 106 Fällen gemeldet wurde, oder Narkolepsie, die 19-mal auftrat. Die häufigste AESI bei Erwachsenen war ein vorübergehender Bewusstseinsverlust (Synkope oder Präsynkope), der in 183 Fällen gemeldet wurde. Das PEI wies jedoch darauf hin, dass diese Reaktion nicht spezifisch für bestimmte Impfstoffe ist, sondern als bekannte psychogene Reaktion auf Injektionen auftritt. Bei Kindern waren fieberbedingte Krampfanfälle (154 Fälle) und Krampfanfälle ohne Fieber (145 Fälle) die häufigsten AESI. Das PEI stellte klar, dass diese Krampfanfälle isolierte Ereignisse darstellen und keine Hinweise darauf vorliegen, dass Impfungen bei Kindern Epilepsie auslösen können.

Die aktuellen Zahlen des Paul-Ehrlich-Instituts zeichnen ein beruhigendes Bild: Impfnebenwirkungen bleiben auf einem konstanten, niedrigen Niveau, trotz der erhöhten Sensibilität gegenüber Impfreaktionen seit der Covid-19-Pandemie. Der geringe Anstieg schwerwiegender Nebenwirkungen ist wahrscheinlich auf die verstärkte Achtsamkeit der Bevölkerung und des Gesundheitswesens zurückzuführen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Impfungen unsicherer geworden sind – im Gegenteil: Die Überwachung ist heute intensiver denn je.

Besonders auffällig bleibt der Geschlechterunterschied bei den gemeldeten Nebenwirkungen. Die Tatsache, dass Frauen häufiger betroffen sind, wirft Fragen auf. Reagieren Frauen wirklich empfindlicher auf Impfstoffe, oder ist es schlichtweg eine höhere Bereitschaft, Nebenwirkungen zu melden? Weitere Studien werden nötig sein, um diesen Unterschied besser zu verstehen.

Wichtig bleibt jedoch, dass trotz der gemeldeten Todesfälle kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Impfungen und den Todesursachen nachgewiesen werden konnte. Die Sicherheit von Impfstoffen steht außer Frage, und das Paul-Ehrlich-Institut überwacht auch weiterhin akribisch die Impfstoffe auf dem Markt.

Insgesamt zeigt der Bericht: Impfungen bleiben ein unverzichtbarer und sicherer Bestandteil der modernen Gesundheitsversorgung. Einfache Reaktionen wie Fieber und Müdigkeit sind zu erwarten, doch schwerwiegende Komplikationen sind äußerst selten.

 

Pflanzliche Beruhigungsmittel: Sanfte Hilfe bei Stress und Angst

Immer mehr Menschen greifen in Zeiten von Stress und Angst zu pflanzlichen Arzneimitteln, um ihre Nerven zu beruhigen. Dabei steht der Wunsch im Vordergrund, auf natürliche und nebenwirkungsarme Alternativen zu chemischen Präparaten zurückzugreifen. Besonders bei leichten Schlafstörungen, innerer Unruhe oder ängstlichen Verstimmungen sind pflanzliche Mittel gefragt. Doch bevor zu solchen Präparaten gegriffen wird, sollte zunächst die Frage nach möglichen Grunderkrankungen oder Nebenwirkungen ärztlich verordneter Medikamente geklärt werden. Denn häufig können auch gesundheitliche Probleme, wie eine Überfunktion der Schilddrüse oder Nebenwirkungen von Medikamenten, zu Nervosität und Schlaflosigkeit führen.

Eine besondere Rolle spielt auch der Konsum koffeinhaltiger Getränke wie Kaffee, Tee oder Energydrinks. Deren Inhaltsstoffe können Unruhe und Stress verstärken, was den Betroffenen oft nicht bewusst ist. Aus diesem Grund sollten Apotheker bei der Beratung stets nach dem Konsum solcher Getränke fragen, bevor sie pflanzliche Mittel empfehlen.

Beliebte pflanzliche Präparate, die in der Apotheke häufig nachgefragt werden, enthalten Extrakte aus Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Passionsblumenkraut, Melissenblättern oder Lavendelblüten. Diese pflanzlichen Inhaltsstoffe gelten als bewährte Mittel gegen nervöse Unruhe und Schlafstörungen. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt beispielsweise Baldrian als gut dokumentiertes pflanzliches Arzneimittel zur Linderung leichter nervöser Anspannungen und Schlafstörungen. Der Vorteil pflanzlicher Mittel liegt darin, dass sie nicht abhängig machen und bei sachgemäßer Anwendung ein geringeres Nebenwirkungspotenzial aufweisen als chemisch definierte Substanzen.

Wichtig ist jedoch, dass pflanzliche Beruhigungsmittel über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, damit sie ihre volle Wirkung entfalten können. In der Regel sind dies mehrere Tage bis Wochen. Auch Entspannungsverfahren wie autogenes Training, Tai-Chi oder progressive Muskelrelaxation sollten regelmäßig praktiziert werden, um langfristige Erfolge in der Stressbewältigung zu erzielen. Diese Techniken helfen den Betroffenen, den Alltag entspannter zu gestalten und Stresssituationen besser zu meistern.

Zusätzlich zu pflanzlichen Mitteln und Entspannungstechniken kann ein geregelter Tagesablauf dabei helfen, Stress zu reduzieren. Ein gut strukturierter Tagesplan mit festen Pausen ermöglicht es, den Tag in überschaubare Abschnitte zu gliedern. Eine To-do-Liste, die nur die wichtigsten Aufgaben des Tages enthält, sorgt dafür, dass die Betroffenen nicht von einer überwältigenden Flut an Pflichten erdrückt werden.

Die Nachfrage nach pflanzlichen Beruhigungsmitteln ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dies spiegelt den wachsenden Wunsch der Menschen wider, sanfte, natürliche Lösungen für die Bewältigung von Stress und Ängsten zu finden. Diese Entwicklung ist positiv, denn pflanzliche Präparate bieten tatsächlich eine wirksame Alternative zu chemischen Beruhigungsmitteln und haben in der Regel weniger Nebenwirkungen.

Allerdings sollte die Beratung in der Apotheke nicht ausschließlich auf die Empfehlung eines Präparates beschränkt bleiben. Es ist ebenso wichtig, mögliche Ursachen der Beschwerden zu erkennen. Dabei können etwa Grunderkrankungen oder der Konsum koffeinhaltiger Getränke eine Rolle spielen. Eine fundierte Beratung, die alle Aspekte des Lebensstils und der gesundheitlichen Vorgeschichte einbezieht, ist daher essenziell.

Zudem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass pflanzliche Mittel zwar eine sanfte, aber dennoch nachhaltige Wirkung haben, die Zeit braucht, um sich zu entfalten. Die Geduld der Anwender ist gefragt, um eine dauerhafte Verbesserung des Wohlbefindens zu erreichen. In Kombination mit bewährten Entspannungstechniken lässt sich der Stress besser kontrollieren und langfristig reduzieren.

 

Das neue Bild des Alters: Potenziale einer alternden Gesellschaft

Deutschland erlebt einen signifikanten demografischen Wandel: Die Bevölkerung altert rapide, und immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter. Während noch vor einigen Jahrzehnten 70 als ein hohes Alter galt, ist dies heute eine Lebensphase, in der viele Menschen noch aktiv und gesund sind. Laut aktuellen Erhebungen des Deutschen Alterssurveys können 65-Jährige durchschnittlich noch 16 bis 17 Jahre ohne nennenswerte gesundheitliche Einschränkungen leben. Der medizinische Fortschritt hat entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Lebensqualität im Alter verbessert hat.

Diese Entwicklung stellt die Gesellschaft jedoch vor neue Herausforderungen. Die demografische Struktur hat sich von einer Pyramide zu einem sogenannten „demografischen Pilz“ entwickelt. Dies bedeutet, dass die ältere Bevölkerung immer zahlreicher wird, während die Zahl der jüngeren Generationen stagniert oder sinkt. Ende 2023 lebten über 14 Millionen Menschen über 70 Jahre in Deutschland, mehr als ein Fünftel der Wahlberechtigten ist älter als 70 Jahre. Auffällig ist auch die steigende Zahl von Hundertjährigen: Fast 27.000 Menschen in Deutschland waren 2023 hundert Jahre oder älter.

Diese Entwicklung wirft dringende Fragen auf, insbesondere hinsichtlich der Pflege und der Rentensysteme. Während viele Menschen das Alter als Chance sehen, aktiv zu bleiben, warnt die Altersforscherin Adelheid Kuhlmey vor einer drohenden Krise im Pflegesystem. Sie prognostiziert, dass ohne grundlegende Reformen eine Versorgungskatastrophe bevorsteht. Die gegenwärtigen Strukturen reichen nicht aus, um den wachsenden Bedarf an Pflegeleistungen zu decken. Ein weiteres Problem ist die Gestaltung des Rentenalters. Da die individuelle Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Alter stark variieren, wird die Forderung nach einer flexibleren Regelung des Renteneintrittsalters lauter.

Die Baby-Boomer-Generation, die in den 1950er- und 1960er-Jahren geboren wurde, steht vor besonderen Herausforderungen. Diese Generation hat sowohl das eigene Altern als auch das Altern ihrer Eltern im Blick. Viele Boomer haben neue Wohn- und Lebenskonzepte entwickelt, wie etwa Mehrgenerationenwohnen oder Alters-Wohngemeinschaften, um den Anforderungen des Alters besser gerecht zu werden. Die Digitalisierung spielt dabei eine immer größere Rolle, da sie den Alltag älterer Menschen erleichtern kann. Doch trotz ihrer Anpassungsfähigkeit bleibt die Frage, wie die Pflege in Zukunft gewährleistet werden soll, ungelöst.

Die Verlängerung der Lebensspanne stellt nicht nur das Pflegesystem auf die Probe, sondern auch die Politik und die Wirtschaft. Eine alternde Gesellschaft erfordert neue Konzepte, um die Balance zwischen den Generationen zu wahren. Die sogenannte „Sandwich-Generation“, die sowohl für ihre eigenen Kinder als auch für ihre Eltern Verantwortung trägt, ist dabei einem besonderen Druck ausgesetzt. Eine nachhaltige Lösung des demografischen Problems muss daher nicht nur die älteren Menschen, sondern auch die nachfolgenden Generationen einbeziehen.

Der demografische Wandel in Deutschland ist sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung. Die längere Lebenszeit bietet vielen Menschen die Möglichkeit, länger aktiv und selbstbestimmt zu leben. Gleichzeitig erfordert diese Entwicklung ein Umdenken in den Bereichen Pflege, Rente und Familienstruktur. Um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern, sind innovative Lösungen und ein stärkeres Bewusstsein für die Anforderungen des Alters notwendig.

Der demografische Wandel in Deutschland ist nicht nur eine statistische Herausforderung, sondern auch eine gesellschaftliche. Die steigende Lebenserwartung ist einerseits ein Zeichen des Fortschritts und der verbesserten Lebensbedingungen, andererseits führt sie zu einer Überlastung der sozialen Systeme. Es ist an der Zeit, dass Politik und Gesellschaft realisieren, dass die jetzigen Strukturen nicht ausreichen, um den Anforderungen einer alternden Bevölkerung gerecht zu werden.

Die Flexibilität im Renteneintrittsalter sollte dringend geprüft werden, da es keine allgemeingültige Lösung für die unterschiedliche Leistungsfähigkeit älterer Menschen gibt. Die Baby-Boomer-Generation zeigt bereits, dass Altern nicht nur Einschränkungen bedeutet, sondern auch Chancen für neue Lebensmodelle bietet. Doch ohne eine angemessene Anpassung der Pflege- und Rentensysteme wird die steigende Lebenserwartung zu einer Belastungsprobe für die Gesellschaft.

Es ist dringend notwendig, dass Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten, die den demografischen Wandel in positive Bahnen lenken. Dabei darf der Blick nicht nur auf die älteren Generationen gerichtet sein, sondern muss auch die nachfolgenden Generationen berücksichtigen, die in eine immer komplexer werdende gesellschaftliche Rolle gedrängt werden.

Die Herausforderung des Alterns ist eine, der wir uns jetzt stellen müssen, um die Zukunft für alle Generationen lebenswert zu gestalten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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